Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • Beggi: Das Problem ist das Gesetz, nicht der Architekt!
    Sicherlich könnte man Bangert eine Einflussnahme auf die "politische Diskussion" zur Altstadt unterstellen, indem er versucht mit dieser Trumpfkarte eine postmoderne oder moderne Bebauung durchzusetzen.
    Andererseits gehört die Schirn in all ihrer Kontroversität (auch bei seinen Professorenkollegen an der TU Darmstadt) zu seinen populärsten Bauten. Ich kann es ihm nicht wirklich verdenken, wenn er in diesem, persönlichen Interesse die gesetzlichen Möglichkeiten ausreizt. Wer wäre denn so selbstlos, bzw. kann man denn eine solche Selbstlosigkeit - sogar gegen den eigenen Geschmack - verlangen?


    Persönlich finde ich die Schirn ziemlich katastrophal. Hab ja auch schon oft genug gesagt, dass dieser Ost-West-Riegel vor dem Main und der Mittagsonne städtebaulich sogar noch schlimmer als das TR ist. Tisch und Rotunde hingegen lockern diesen Klotz wenigstens noch etwas auf.


    Miguel
    Ich finde die Saalgasse zwar gar nicht mal so schlimm. Sind halt "Townhouses", die von ihrer Nutzungstypologie her durchaus das Gesamtquartier bereichern. Allerdings hat sich dieser postmoderne Villakunterbunt-Stil eigentlich schon überlebt und zum anderen reden wir hier über den "Krönungsweg", bzw. den Weg von Römer zu Dom. Nicht von einer Seitenstraße.
    Insofern: Sind die noch ganz bei Trost? :nono:

  • Ansich ist die Bebauung der Saalgasse in Ordnung. Da sie sehr geschlossen ist übt sie ja noch einen gewissen Reiz aus. Es hätte die Saalgasse weit aus schlimmer treffen können. Hier kann man jedoch nochmal das "Disneyland-Argument" der Altstadt Rekonstruktions Kritiker hervorrufen: Die Saalgasse sieht wie Disneyland aus! Die Knallbunten Häuschen erinnern eher an die Behausungen von Daisy, Goofy & Co als es ein wiedererrichtetes Fachwerkhaus jemals könnte.

  • Nur eine - wohl nicht realisierbare - Anregung:
    Wenn dem Architekten Herrn Bangert sein Entwurf so wichtig ist, so könnte man doch daran denken, das Gebäude abzutragen und im Original an anderer Stelle im Stadtgebiet wieder zu errichten. Ein schönes Plätzchen wird sich schon finden lassen (vielleich auf dem Degussa-Gelände als Museum der Weltkulturen)...

  • Nicht jede bauliche Veränderung an einem Gebäude betrifft gleich das Urheberrecht, sondern nur Eingriffe, die das Werk "entstellen". Das die Entfernung des Tisches vor Gericht als Entstellung gewertet werden würde, halte ich doch für sehr unwahrscheinlich. Also keine Panik :cool:


    Bei der EZB gab es ja z.B. wegen den Anbauten kaum Probleme, sondern hauptsächlich wegen dem Riegel. Anders würde es aussehen, wenn die Schirn-Rotunde hätte entfernt werden sollen...

  • Das Planungsamt hat eine Initiative gestartet, um mit Hilfe von Privatleuten weitere Spolien aus der zerstörten Altstadt zu finden. Hier die aktuelle Pressemeldung:


    Planungsamt bittet um Mithilfe bei Suche nach Altstadt-Resten
    Neue Internetseite dokumentiert bisherige Spolien-Funde


    Während der öffentlichen Debatte über die Neubebauung des Dom-Römer-Areals wurde immer wieder die Anregung laut, sich möglicherweise noch vorhandener Originalteile aus der zerstörten Altstadt zu bedienen. Diese Bauteile, so genannte Spolien, können entweder in nachzubauende Altstadthäuser oder auch in Neubauten integriert werden. Somit könnte eine geschichtlich-gestalterische Kontinuität entstehen und die authentischen Steine würden das Viertel beleben. Der Magistrat hat bereits in den städtischen Depots recherchiert und etwa 300 Spolien aus der gesamten Altstadt ausfindig gemacht. Sie wurden dokumentiert und können ab sofort auf der Internetseite http://www.frankfurter-spolien.de betrachtet werden.


    Es wurde auch vermutet, dass es möglicherweise noch Spolien in Privatbesitz gibt. Diese sollen auch erfasst und dokumentiert werden. Daher bittet die Stadt Frankfurt am Main die Bevölkerung auch im Umland um Mithilfe: Vielleicht befindet sich bei manchem noch ein behauener Sandstein, der aus Trümmern der Frankfurter Altstadt stammt? Oder ein anderer hat womöglich ein schmiedeeisernes Geländer, das sich in einem Altstadthaus befand?


    Frankfurterinnen und Frankfurter, die Hinweise auf derartige historische Bauteile geben können, bittet das Planungsamt, sich bei dem von der Stadt beauftragten Büro Dreysse-Architekten zu melden. Das Objekt wird anschließend begutachtet und dokumentiert. Die Gegenstände verbleiben selbstverständlich in Privatbesitz. Die Stadt Frankfurt erhebt keinen Anspruch darauf, die Spolien zu erwerben. Sollte aber daran Interesse bestehen, wird ein späterer Erwerb nicht ausgeschlossen. Zunächst werden die Bauteile aber lediglich dokumentiert. Im Rahmen der Gestaltungsplanung für das Dom-Römer-Areal wird dann entschieden, welche Bauteile wo eingebaut werden können.


    Quelle: Stadt Frankfurt am Main – Presse- und Informationsamt


    Die erwähnte Internetseite www.frankfurter-spolien.de ist noch im Aufbau. Doch enthält sie bereits jetzt mehr Informationen als man auf den ersten Blick glaubt, vor allem Fotos der bereits aufgefundenen Spolien (und Fotos der Braubachstraßen-Bebauung, die für den Bau des Technischen Rathauses abgerissen wurde). Einfach oben links immer auf "Weiter" klicken.

  • Sehr zu begrüßen, dass die Initative von der Stadt bzw. von der Verwaltung ausgeht. Ein klares Bekenntnis zur Ernsthaftigkeit des Ganzen, nachdem in letzter Zeit ja wiederholt die Ewiggestrigen (allen voran natürlich der BDA) auf das Projekt eingeknüppelt hatten. Danke für die Info, Schmittchen.

  • Äußerst begrüssenswerte Initiative der Stadt.Ich bin sehr gespannt,was uns so alles noch erhalten blieb.Allzuviel dürfte bei der Aktion nicht herauskommen,da die Zerstörungen wirklich massiv waren.Dennoch der richtige Weg der hier eingeschlagen wird.:daumen:

  • Ich würde das so nicht sehen - die Zerstörungen waren durchaus nicht so massiv, wie gerne angenommen wird, und gerade steinerne und eiserne Bestandteile der Häuser haben den Brand meist gut überstanden. Es ist durchaus möglich, dass während der endgültigen Einebnung der Altstadt das eine oder andere Teil in Privatbesitz gelangt ist.


    Es stellt sich nur die Frage, ob genug Personen eine Sandsteinmadonna aus dem 15. Jahrhundert von einem Terrakottaengel aus dem Baumarkt unterscheiden können....

  • Ich hoffe, man erinnert sich an die Villa in Götzenhain, welche Haufenweise Teile aus der Goldenen Waage eingebaut bekam. Unbekannt dürfte es jedoch nicht sein, da das Gebäude sogar in einem Buch abgebildet ist.

  • Die Zerstörungen waren zwar massiv, aber was in der Nachkriegszeit passiert ist - das war einfach nur noch skandalös. Ich besitze ein Vorabexemplar der noch nicht veröffentlichten "Spolienstudie", und was da drin steht, ist einfach nur noch unglaublich. So wurden Spolien zum Kilopreis verkauft, tonnenweise Material wurde ungeachtet seiner Erhaltung oder seines kunsthistorischen Werts in den Schredder gekippt, um daraus Ziegel herzustellen, Holz von eingelagerten Fachwerkbauten verfeuert (!) - kein Wunder, dass man darüber bis heute ungerne spricht.

  • ^^
    Das du im Besitz der Studie bist wusste ich,dass man eingelagertes Holz verfeuert hat ebenfalls.Spolien zu schreddern ist mir allerdings bisher unbekannt gewesen.Wirklich wundern tut es mich allerdings nicht.Nach dieser Katastrophe mit millionenfachem Leid und Tod waren die Köpfe und Herzen einfach leer.Das man allerdings künstlerisch und kunsthistorisch wertvollstes Material schreddert, ist mindestens erstaunlich,zumal ja millionen Tonnen relativ wertlosen Schutt´s zur verfügung standen.Mein Interesse am Inhalt des Städtischen `Giftschranks`ist jedenfalls geweckt.Vielleicht wärs ja möglich,das du uns die Studie ebenfalls zur Verfügung stellst.

  • Schwierig, da ich nur ein Papierexemplar habe, und dieses auch nur als Fotokopie. Es ist aber mit dem identisch, was man bereits in Auszügen unter http://www.frankfurter-spolien.de/ sehen kann. Warte doch noch ein bisschen, auf der Seite steht ja, dass dort bald die gesamte Studie veröffentlicht werden soll - ich hoffe dann auch mit dem gesamten brisanten Vorwort, das die oben genannten Details aufzeigt. Sollte dem nicht so sein, kann ich zumindest das Vorwort einscannen und zur Verfügung stellen.

  • Hallo,
    ich weiß nicht ob das hier schon mal irgendwo gesagt wurde.
    Mal so als Bürger gesagt, eine Reko aller Gebäude auf dem Areal und auf dem gleichen Grundriss. Das ist die beste und zukunftssicherste Bebauung im Altstadtbereich und der näheren Innenstadt. Das wurde vermutlich im Forum bereits gut herausgearbeitet und auch überzeugend vermittelt, denke ich.
    Alles andere würde nur dazu führen, dass irgendwann darüber nachgedacht werden müsste, die neuen, nicht altstadtgerechten Gebäude wieder niederzulegen (Siehe Kulturschirn, TR, Hysterisches Museum, Kulturverein, Haus am Dom, Bebauung um den Dom, Wohnblocks südlich von Dom und Saalgasse usw.). Insbesondere dann, wenn die sich jetzt abzeichnende Reko-Bebauung ein Erfolg wird, wovon ich 100%ig überzeugt bin. Warum? Dazu vielleicht später mal etwas. Vermutlich wurde ja das meiste dazu im Forum schon gesagt.
    Es muss unbedingt verhindert werden, dass jetzt wieder, aus welchen Gründen auch immer, neue Gebäude errichtet werden, die eine spätere Erweiterung der Reko erschweren oder sogar verhindern könnten. Damit meine ich z. B. auch neue Gebäude jetzt, die zur Anpassung der aktuellen Reko an die Umgebung, z.B. Kulturschirn (was für ein Name für dieses Ding, fast eine Verhöhnung), dienen sollen.


    Festzulegen, und zwar umgehend, ist ein Areal für welches Reko dann generell gilt. Dieser Bereich muss viel größer gefasst werden als das jetzt zur Bebauung anstehende Areal.
    Die Architekten können sich darum herum mit ihren tollen Ideen und ihrem Können austoben. Von der Hochhauszene übrigens, bin ich aber begeistert. Es könnte noch mehr und besser sein. Es gibt es da noch zu viele Einschränkungen durch die Stadtverwaltung, z. B. Hohenbeschränkungen, nebenbei bemerkt. Warum sind die so ängstlich?


    Festzulegen für die Altstadt ist ein innerer, zusammenhängender Reko-Bereich welcher aktiv angegangen wird (siehe Ansatz der aktuell bekannten Planung für den Dom/Römer-Bereich).
    Innerer Bereich etwa:
    Nord: Braubachstraße, Süd: Saalgasse, West: Römerberg, Ost Dom
    Darüber hinaus ein zusammenhängender Bereich in dem zunächst nur die entsprechenden Neu-, Umbau-Bauvorschriften oder Regeln gelten:
    Äußerer Bereich etwa
    Nord: Zeil, Süd Main, West: Neue Mainzer Straße, Ost: Kurt-Schumacher Straße

    Darüber hinaus einzelnen Bereiche, Straßenzüge, Häuser und Häusergruppen in der gesamten Stadt wo ein Ensemble in Reko zu definieren ist. Also eine Art Masterplan für die ganze Stadt für Reko, bzw. Reko-Bauten. Das war es dann, die große Reko-Debatte für Frankfurt ist im groben ausgestanden. Die Architekten können sich nun voll auf die freien Bereiche konzentrieren und zeigen was sie können und die Bürger können, mit Unterstützung Frankfurter Firmen und der Stadtverwaltung, endlich ihre Altstadt wieder aufbauen.


    Regeln für die Bereiche, grob umrissen:
    Immer dann wenn in diesen Bereichen gebaut werden soll oder kann, ist zunächst die Reko auf dieser Parzelle dran (zwei Entwürfe, wie gehabt).
    Alle bisherigen Wiederaufbauten bzw. Altstadthäuser sind zumindest von Außen gesehen originalgetreu umzubauen bzw. fertig zu stellen. (Beispiel: Salzhaus, Turm am Rathaus, Neues Rathaus usw.). Anwendung moderner Technik für Stabilität und Komfort sind erlaubt. Wo es möglich und sinnvoll ist aber auch im Inneren der Häuser Reko.


    Demgemäß abgeleitete Verordnungen für die anderen Bereiche.
    Das alles muss durch Rechtsverordnungen im Rathaus festgelegt werden. Endschädigungsansprüche von Grundstücksbesitzern sind zu befriedigen oder Ersatz durch Altstadthäuser bzw. Grundstücke zu gewähren.


    Nach und nach sind die Neubauten auf dem inneren Areal niederzulegen.
    Prioritäten:
    - Kulturschirn
    - TR
    - Historisches Museum
    - Kunstverein
    - Haus am Dom
    - Wohnblocks südlich der Saalgasse usw.


    Nicht zu Vergessen bei der ganzen Reko-Geschichte ist die Straßengestaltung bzw. der jeweilige Straßen- und Gehsteigbelag, sowie die Beleuchtung, was ich für sehr wesentlich halte. Das könnte auch eine interessante Debatte werden.
    So manche könnte bei dem ganzen Aufwand den Mut verlieren. Für andere ist es eine interessante, spannende Herausforderung und Aufgabe. Nicht zuletzt für die Allgemeinheit bzw. die Bürger. Darüber könnten die im Rathaus, auch im Bezug auf Wählerstimmen und Profilierung, sowie zum Wohle und Nutzen der Bürger, mal mehr nachdenken.


    Bei der Organisation, Moderation, Vergabe und Nutzung der Reko-Bauten sind die letzten veröffentlichen Entwürfe sicher schon brauchbar. Dafür gibt es bei der Stadtverwaltung bestimmt kompetente Fachleute.


    Schade, dass nicht erkennbar ist, ob zuständige Mitglieder der Stadtverwaltung auch Mitglieder im Forum sind bzw., sich auch im Forum informieren.

  • Also ich weiß nicht recht.
    Was Du hier verlangst ist eine revision der gesamten Geschichte der letzten 64 Jahre bezogen auf die Entwicklung der Innenstadt.


    Ich denke, die historische Altstadt Frankfurts in der Erinnerung zu behalten ist wichtig, das Anstreben einer Totalrekonstruktion halte ich jedoch aus mehreren Gründen für verfehlt.


    Fangen wir mit dem wichtigsten an: Was immer da entstehen würde wäre ein Fake, beginnend mit den Materialien, über die technische Ausstattung bis hin zur Raumaufteilung hinter den historisierenden Fassaden.


    Dann kommt die Frage nach der Nutzbarkeit, denn die Frankfurter Altstadt war bekannt für ihre extreme Enge, die Dunkelheit in den Räumen und die Unpassierbarkeit der Gassen für größere Fahrzeuge (die meisten aktuellen 3,5-Tonner wären nicht durchgekommen).


    Damit wären natürlich auch Nachbauten entweder von der Raumaufteilung sehr beengt oder durch Zusammenfassung mehrerer alter Fassaden vor einem modernen Inneren bloße Kulisse. Die Dunkelheit in den Räumen resultierte aus kleinen Fenstern in engen Gassen, die nach oben durch Überbauung immer enger wurden - das muss bei Wiederherstellung des Straßenbildes ja wieder entstehen, damit stellt sich die Frage, wer in da entstehenden Wohnungen denn am Ende tatsächlich wohnen will.
    Ach ja: Bei der Zusammenfassung mehrerer Fassaden vor einem modernen Gebäude stellt sich das zusätzliche Problem der unterschiedlichen Fußbodenniveaus der verschiedenen historischen Gebäude - entweder werden die Gebäude dann angepasst, das ergibt ein verändertes Straßenbild, oder im Gebäude entstehen viele unterschiedliche Ebenen, was die Nutzbarkeit (behindertengerecht?) deutlich einschränkt.


    Die Frankfurter Altstadt zu rekonstruieren ergibt also entweder ein Mickymaus-Frankfurt, aus Kulissenfassaden vor neuen Häusern, das man besser in Disneyland aufstellt als im einem realen Stadtzentrum oder ein Konglomerat nicht vermietbarer Wohnungen, die nach heutigen Standards zu eng, zu aufeinandergepackt und zu dunkel sind.


    Dass das gesamte Gebiet entkernt, ausgedünnt und dabei eben auch größtenteils abgerissen werden muss, war den Frankfurtern bereits vor 100 Jahren bewußt und die entsprechenden Maßnahmen wurden ja auch schon in den 1920ern begonnen.


    Nicht zuletzt deshalb dürfte die Art des Wiederaufbaus in den Fünfzigern - die ja noch von Leuten durchgeführt wurde, die die alte Altstadt kannten - so radikal mit dem Bestand gebrochen haben.

  • Wir sind nicht zurückgeworfen worden, wir sind nur nie richtig weitergekommen.


    Das Disneyland-Argument lässt sich einfach nicht ausräumen. Es ist eben nur die Frage, ob man sich daran stört oder nicht.
    Ich selbst finde es etwas lächerlich, auf Originalen zu bestehen oder auf die Ablesbarkeit von Geschichte. Dann hätte man nämlich die Ruinen stehen lassen müssen.
    Was ich allerdings etwas kritisch betrachte, ist der Abbruch der jetzigen Bestandsubstanz, die zumindest kulturell ein bedeutendes Ensemble darstellt.
    Der Nachkriegsmix der heutigen Altstadt ist ein ziemlich einmaliges Sammelsurium der Architekturgeschichte der BRD und der vielen politischen Debatten und unterschiedlichen Wege, die man bei in verschiedenen Jahrzehnten eingeschlagen hat. Hässlich vielleicht, aber definitiv mit Denkmalwert.


    Man könnte nach dieser Logik zwar behaupten, jeder Abriss und Neubau sei ein "Geschichtsrevisionismus", jedoch gerade die bewegte Nachkriegsgeschichte der Altstadt nimmt eine Sonderrolle und eine politische Dimension ein. In den 50ern, den 70ern und dann den 80er Jahren wurde komplett unterschiedlich gedacht und gebaut. Die 50 Jährige Diskussion ist doch selbst schon ein wunderbarer und denkwürdiger Beweiß, wie ernst es den Frankfurtern mit ihrer Vergangenheit und deren Bewertung ist. Daran muss das Andenken irgendwie bewahrt werden.
    Meinetwegen mit einem Modell des heutigen Zustands oder sonstwie, ich will hier nicht für Denkmalschutz plädieren. Ich erwarte aber, dass auch diejenigen, die eine Totalrekonstruktion fordern, wenigstens die politische Geschichte der heutigen Altstadt zur Kenntnis nehmen und sich über den kulturellen Preis, den der Abriss darstellt bewusst sind.

  • Eine Wiederherstellung einzelner historisch wertvoller Gebäude oder kleinerer Ensembles - dann aber auch wirklich korrekt als Anschauungsobjekt (vielleicht auch gerade um klar zu machen warum man eben nicht Die Altstadt wieder aufbaut) mit historischer Raumaufteilung wäre ja in Ordnung.


    Das Bekenntnis zur Wiederbelebung der Innenstadt durch Wohn-Nutzung ist auch in Ordnung.


    Eine Wiederherstellung von Straßenverläufen und Gebäudekonturen unter Verwendung moderner Materialien und unter Berücksichtigung gegenwärtiger und erwünschter zukünftiger Nutzungsprofile ist auch fein.


    Aber bloß den optischen Eindruck eines spezifischen Zeitpunktes in einer Stadt wiederherzustellen, die durch ihren Baueifer und den stetigen Wechsel bekannt ist - das bringt niemanden weiter. Warum gerade den Stand vom 11. März 1944 und nicht den 12 Juli 1897? Warum gerade den Stand vor dem 2. Weltkrieg und nicht den Stand vor dem Durchbruch der Braubachstraße?
    Oder sah das alles nicht doch besser aus bevor der Dom gebaut wurde?
    Historische Wiederherstellung der gesamten römischen Siedlung im Ausgrabungsgelände?


    Die Zeit fließt. Städte wandeln sich. Und was erhalten wird, entscheidet derjenige, der das zu Erhaltende nutzt und den Erhalt finanziert.


    Und wir können eine bestimmte Fläche nur einfach nutzen, nicht mehrere historische Eindrücke gleichzeitig erhalten - beim historischen Museum dürfte Einigkeit bestehen, wer weiß, ob nicht der Abriss des technische Rathauses in weiteren 20 Jahren als Vernichtung eines typischen Gebäudes der 1970er bedauert wird. (Mir gefällt's auch nicht, aber eben, wer weiß...)

  • Die Argumente für und wieder Rekos haben alles was für sich, aber eines wurde meine ich noch nicht genannt, welches meine ich der Hauptgrund für Rekos ist und das ist Schönheit.
    Klar Schönheit liegt im Auge des Betrachter, manche finden moderne Bauten schön andere finden die Vor-Bauhaus Architektur ansprechender. Allerdings findet kaum einer die 50 Jahre Bestandsbauten in der Frankfurter Innenstadt sehenswert. Auch viele der 60er und 70er Jahre Bauten sind nicht wirklich attraktiv, jedenfalls die Fassaden nicht. Von daher wäre ich auch dafür das ganze abzureisen und durch etwas neues besseres zu ersetzen. Eine 1 zu 1 Reko der Frankfurter Innenstadt hätte natürlich einige Vorzüge. Für Touristen wäre das natürlich ein ziemlicher Magnet, die kleinen Wohnungen in der Altstadt wären für Singles oder Studenten vermutlich genau das richtige, jedenfalls wenn sie bezahlbar bleiben, würde also zu einer Belebung der Innenstadt führen. Die Frankfurter Altstadt war vor dem Krieg das größte zusammenhängende Mittelalterensemble Deutschlands und von daher einmalig. Historisch auch wegen der Kaiserkrönungen wertvoll. Kommerziell gesehen würde es vermutlich zunächst mehr kosten als einbringen, aber auf lange Sicht die Stadt schon aufwerten. Wie es zum Beispiel auch bei der alten Oper oder der Römerberg Reko gewesen ist. Damals gab es große Wiederstände gegen den Aufbau der Alten Oper, kann sich kaum einer die alte Oper wegdenken.

  • Den verlust des technische Rathauses wird bestimmt niemand bedauern dazu ist es zu sehr Fließbandarchitektur :) Solche Gebäude gibts doch überall. Die Duale Oberschule bei uns war auch eben solch ein Prachtexemplar der 70er Architektur mit ihren orangen und grünen Dekoelementen. Nach gut 30 Jahren war der Kasten an allen Ecken so verlebt das er vor einem Jahr komplett saniert werden musste. Um Trauer um das TR mach ich mir keine Sorge.
    Es geht ja darum wieder was Leben in das Herz von Frankfurt zu bringen. Wenn man den Römer in Richtung Dom verlässt und dann auf die Schirn oder das TR schaut schauderts einen, hier fühlt man sich doch nicht wohl hier will man weg. Klingt zwar weinerlich ist aber so.
    Die Frage warum gerade der Bauzustand von vor 1945 und nicht der zur Zeit von Madame Pompadour ist eine gute Frage. Ich denke weil der Zustand noch am lebendigsten in den Köpfen und der Nachkriegszustand am gegenwertigsten ist.
    Mit Rekos wie z.B. das Rathaus in Wesel versucht man ja auch nicht Vergangenheit zu tilgen sondern seiner Stadt Identität für die Zukunft zurück zugeben.
    Wenn man die Frankfurter ( nicht alle natürlich ) hört wird die Reko der Altstadt oder zumindest nur der geplanten fünf Häuser bejubelt, also sollte man den Frankfurtern ihre Altstadt wieder geben. Das gehört ebenso zum Wandel einer Stadt.
    Und wollen wir mal ehrlich sein, wie bereits erwähnt, sobald Richtfest auf´m Haus zur Goldenen Waage gefeiert wird, wird wie beim Großen Engel & Co. jegliche Kritik verstummen ;)

  • Ich bin für den Wideraufbau der alten Stadtmauer und Befestigungsanlagen! ;)
    Nein im Ernst, es ist schon wichtig, das die Stadtgeschichte auch weiterhin an der Architektur ablesbar bleibt. Dazu gehört für mich auch der Wideraufbau eines Teiles der Altstadt und ich halte das im moment geplante genau für richtig, denn wie schon erwähnt, hat das Herz Frankfurts, der Platz zwischen Dom und Römer keinerlei Aufenthaltsqualität. Mit diesem Projekt kann man der Stadt ein Stück Seele zurückgeben.
    Dazu muss aber nicht auch noch die Umgebung hinter dem Dom, am Fahrtor umgestaltet und auf Alt getrimmt werden. Man sollte aber trotzdem eine Diskussion führen, wie sich diese Teile der Altstadt weiterentwickeln sollen.


    Das die Schirn ein ziemlicher Klotz in dem ganzen Ensemble ist, stört mich zwar, aber ich denke, man kann sie ordentlich mit einbinden. Wenn dann nun aber der Architekt sich wieder jedwede Veränderung "seines" Gebäudes verbittet, da geht mir die Hutschnur hoch. Das Gebäude ist im Auftrag gebaut worden und wenn der Auftraggeber was verändern will, dann soll er das auch gefälligst dürfen ohne das Architekt oder Erben oder sonstwer was dagegen sagen kann. Es ist doch ein Hohn, das man abreissen darf, aber nicht verändern.