Trend: Büros in Wohnungen umwandeln

  • Das kann ich toppen, nanda! Mein Foto ist schon älter, von Anfang 2005, aber als ich zuletzt dort vorbeifuhr sah es immer noch gleich aus. Es handelt sich um ein heruntergekommenes Bürohaus im oberen Teil der Darmstädter Landstraße, unten war einmal eine BP-Tankstelle. Vor Jahren schon wurde diese aufgegeben, die Beschriftungen entfernt und dann mit Bauzaun abgesperrt.


    Glaubt da jemand wirklich, dass diese Büros noch zu vermieten sind? Dieses Angebot ist dermaßen armselig, dass man eigentlich schon Mitleid kriegen muss. Alleine die Fassade aus ausgeblichenem Trapezblech und die verbogenen und verkeilten Außenjalousien. Dabei ist die Umgebung eine gute, für Büros und Wohnen gleichermaßen geeignet. Ein Neubau mit marktgerechter Aufteilung und Gestaltung an dieser Stelle hätte sicherlich gute Chancen!


  • Da hast Du nicht zu viel versprochen. :nono: Mindestens genauso scheußlich.


    Mich würde wirklich mal interessieren, mit wieviel Elan die Eigentümer bei solchen Bauten an die Vermarktung gehen und welche Pläne zur baulichen Veränderung im Laufe der Zeit durch die Köpfe geistern.

  • Die Umwandlung von Büros in Wohnungen hat in Frankfurt am Main deutlich zugenommen - mehr als 500 Genehmigungen wurden im vergangenen Jahr erteilt. Das entspricht einer Verdoppelung gegenüber 2007. Rund 20 Prozent aller genehmigten Wohnungen in 2008 waren frühere Büro. Bestes Beispiel ist das Bürohochhaus "Lyoner Straße 19" in der Bürostadt. Hier gehts zum vollständigen Thread. Aber auch das Sonderprogramm zur Sanierung von leerstehenden Häusern im Bahnhofsviertel habe zu den zahlreichen Aktivitäten beigetragen.


    Quelle: http://www.faz.net/s/RubFAE83B…Tpl~Ecommon~Scontent.html

  • Heute berichtet die FNP über dieses Thema. Von den 2.500 im Jahr 2008 fertig gestellten Wohnungen sind 20% durch Umnutzung von Gewerberaum entstanden. Das bestätigt die im Vorbeitrag genannte Zahl. Gegenwärtig soll der Trend anhalten, drei aktuelle Projekte nennt die Zeitung als Beispiel.


    1. Eysseneckstraße 55 (Nordend, in der Nähe der Adickesallee). Ein leer stehendes Bürogebäude, früher Sitz des Verbands der Rentenversicherungsträger. Es entstehen 27 Mietwohnungen, teilweise mit mehreren Etagen und bis zu 300 Quadratmeter groß.


    Balkone werden angebaut, ansonsten wird am Bestandsgebäude äußerlich nicht viel geändert. Projektname ist "Living Holzhausen". Rendering:



    Bild: Phoenix Real Estate Development


    2. Zimmerweg (Westend, in Nähe des Trianon). In einem laut FNP seit 20 Jahren leer stehenden Bürogebäude aus der Nachkriegszeit werden 17 Mietwohnungen eingerichtet. Am Bestandsgebäude werden größere Fenster eingebaut und Balkone angebaut. Oben entstehen Penthouse-Wohnungen mit Dachterrassen. Die Baugenehmigung wurde kürzlich erteilt. Visualisierungen:




    Bilder: Peter Bastian Architekten


    3. Lersnerstraße 23 (Nordend). Ein Altbau aus dem 19. Jahrhundert, zuvor von einer Druckerei genutzt, soll eine Fassade erhalten die an die klassizistischen Ursprünge des Gebäude erinnert. Neun Eigentumswohnungen entstehen.


    Hinter dem roten Kreis sollte das betreffende Gebäude sein.

  • Update zu den Projekten des Vorbeitrags, Reihenfolge ist dieselbe. Hofseite von "Living Holzhausen", Eysseneckstraße 55:



    Seite zur Voelkerstraße, Foto wie alle anderen auch vom vergangenen Sonntag:



    Das Projekt am Zimmerweg, sozusagen am Fuße des Trianons, heißt "Westend Rondell".




    Und die Lersnerstraße 23. Architekten sind dem aufgehängtem Transparent zufolge Raab Schmale, Bad Nauheim. Eine unbenannte Visualisierung auf deren Website würde von Ort, Geschosszahl, Lage der Durchfahrt und den Fenstern passen. Der Satz damals in der FNP, die neue Fassade werde an die klassizistischen Ursprünge des Gebäudes erinnern, ebenfalls. Das wäre dann allerdings bemerkenswert.




    Bilder: Schmittchen

  • Vielen Dank für dieses Update. Das sind wirklich hocherfreuliche Entwicklungen für die Wohnqualität in Frankfurt. Ich schätze mal die Wohnungen im Holzhausenviertel (Eysseneck- u. Lersnerstr.) dürften nur für sehr kurze Zeit auf dem Markt bleiben, denn neuer Wohnraum ist in der wohl gefragtesten (weil kleinen) Frankfurter Nachbarschaft eine echte Rarität.


    Man kann wirklich nur auf einen Nachahmungseffekt hoffen. Wenn man aber derzeit im südlichen Westend oder im gesamten Nordend unterwegs ist, merkt man, dass es von solchen Projekten geradezu wimmelt. Aufwertungspotenzial ist dennoch massig vorhanden, also bitte weiter so!

  • ja und vor diesem Hintergrund kann man sich auch viel eher über diese 08/15 Hotel-Neubauten der 3-Sterne Kategorie an Mainzer Land, Rebstock, Europaviertel etc. freuen (auch wenn der Titel hier heißt: Büro in Wohnen ...).


    Diese Häuser werden nämlich mittelfristig viele kleinere Pensionen und Hotels im Westend, Gallus, Bockenheim etc. aus dem Markt drängen, da diese dann nicht mehr konkurrieren können und für die Eigentümer eine Verwertung als Wohnen wieder lukrativer erscheint (Pächterrisiko, Finanzierungsthemen usw.).

  • Tatsächlich wird der Entwurf für die Lersnerstraße 23 auch so umgesetzt. Laut Bauschild werden 9 "exklusive" ETWs gebaut mit 135 bis 300 qm.


    Ein "Haus im Haus" Konzept sowie Dachgeschoß-Maisonetten sind geplant. Hinzu kommt ein Aufzug und eine Tiefgarage, sowie ein Kaminanschluss. Die Preise dürften für den Normalsterblichen bereits in "Londoner Sphären" liegen.


  • Noch zu #31 Lersnerstraße 23
    Es geht doch. Auch wenn mir der Entwurf stilistisch nicht zu 100% Koscher erscheint, so ist er doch ein Lichtblick für das Bauen im Frankfurter Altbestand und ich muss im Stil von manufactum hinzufügen: "Es gibt sie noch, die guten Dinge". Warum aber wird dieser Entwurf hier im Forum nicht weiter kommentiert? Ist das zu popelig? :headscratch:;)

  • Zu #31: ist schon der 1. April oder wie? Ich kann fast nicht glauben, dass so etwas weitgehend neu gebaut wird, von Reko kann man ja nicht wirklich sprechen... einfach unglaublich, was ein paar Gesimse, von Stuck kann man ja nicht wirklich sprechen schon ausmachen können. Wäre es denn wirklich so schwer, sowas vermehrt zumindest im Westend hinzustellen? Mieter wie Käufer finden sich da ja eh für alles...


    Gerade wenn man dann wieder so einen Bunker wie das "Westend Rondell" sieht, wo nun schon anbetrachts der erstaunlichen Tatsache, dass das Ding damals in hochwertiger Ziegelbauweise hochgezogen wurde, die dem Gebäude ein Leben weit jenseits der klassischen 50 Jahre garantieren dürfte, wirklich mehr hätte passieren können.

  • falschparker:
    Ich finde, an diesem Gebäude gibt es wenig zu meckern. Klar, es ist etwas in die Länge gezogen im Vergleich zu einem Gründerzeitler, aber, ich meine, schau Dir mal an, was aktuell sonst so gebaut wird, da ist dieses Gebäude doch ein Lichtblick!


    Wenn etwas aussieht wie "von der Stange", dann passt das imho eher auf ein Haus wie das "Westend Rondell" auf dieser Seite mit den immergleichen bodentiefen Fenstern, glatter Fassade und Flachdach mit Penthouse drauf.


    In meinen Augen ist auch der Stuck (ist das Stuck?) der Fassade nicht übertrieben, sondern gliedert die Fassade doch recht gefällig.

  • Das Haus entspricht vom Dekor ungefähr dem spätklassizistischen Typus, der in Frankfurt um 1860 recht populär war. Ein Mezzanin zwecks vertikaler Gliederung war bei solchen Häusern eigentlich schon nicht mehr gängig - aus den gleichen Gründen wie heute, um möglichst viel Nutzfläche herauszuholen. Selbst das Dach kommt einem "Original" sehr nahe.

  • ^Ein sehr schönes Haus. Ok, über den Preis lässt sich streiten. Ich hoffe aber auf mehr solcher Enwtwürfe. Den Architekten Raab + Schmale aus Bad Nauheim muss man hier ein klares Kompliment aussprechen. So etwas ist definitiv lobenswert, denn schöner Wohnraum wertet die Stadt auf. In Zukunft werden Standorte sich immer mehr über die weichen Standortfaktoren definieren und gerade Frankfurt hat im Bereich Wohnraum erhebliche Defizite und das in allen Preislagen. München oder Hamburg sind hier die Messlatte.

  • ^ Volle Zustimmung. Ein sehr gelungenes Wohngebäude. Wenn das von der Stange sein soll, dann müsste es doch mehr von der Sorte geben? Ich frage mich nur, wo die anderen neuen Häuser dieser Machart stehen sollen? Großes Kompliment, so sieht "Bauen im Bestand" aus.