Hamburger Hafen [Ausbauprojekte und Planungen]

  • Erst heisst es, der Container kostet in HH 60 Euro mehr als in Rotterdam, dann wieder wird Gedaschko zitiert, es waere in Rotterdamn unterm Strich immer noch teurer ? Koennte mal jemmand der Sachkundig ist die Sache aufklaeren ?

  • Die Gesamtkosten fuer einen Anlauf (hier im speziellen Falle fuer ein Containerschiff) setzen sich aus einer ganzen Reihe von Elementen zusammen. Ohne Anspruch auf Vollstaendigkeit sieht das ungefaher so aus:


    Zeit- und streckenanteilige Kosten fuer das Schiff waehrend der direkt durch diesen speziellen Anlauf bedingten Zeit (also der Revierfahrt, dem An- und Ablegen, der Liegezeit)
    - Kapitalkosten und Heuern oder Charter
    - Bunker (Treibstoff)


    Anlaufbedingte Einzelposten
    - Lotsengebuehren (verpflichtend, da i.d.R. Lotsenpflicht)
    - Inanspruchnahme (teilweise verpflichtend) von Schleppern
    - Hafenentgelte / Gebuehren nach Schffsgroesse / Typ / Liegedauer
    - Festmacher / Versorger / Entsorger / etc. (z.B. Wasser, Muell, Altoel)
    - In Hamburg: Sondergebuehr fuer grosse Schiffe (Stiftungsbeitrag)


    Terminalkosten / Umschlagskosten
    - Entgelte fuer Laden / Loeschen / Anliefern / Ausliefern eines Containers
    - Kosten fuer Lagerung eines Containers (ueber einen Inklusivzeitraum hinaus)
    - sonstige Kosten (Packen, Reparaturen, Umstauungen, Papierkrieg, etc)


    Es ist also nicht immer sinnvoll einzelne Kosten zu betrachten die hier und dort unterschiedlich sein koennen. Es zaehlt die Summe aller Kosten in Relation zu Leistung des Hafens.


    Gedaschko meint in seinen Aussagen der Posten...


    - Hafenentgelte / Gebuehren nach Schffsgroesse / Typ / Liegedauer


    ..sei in HH gar nicht so hoch. Das mag sein. Allerdings sind in HH die anderen Posten extrem hoch - insbesondere die Terminal-Entgelte und die in diesem Umfang anderswo nicht so anfallenden Lotsen-Kosten. Summa summarum ist Hamburg ein teurer Hafen.

  • Summa summarum ist Hamburg ein teurer Hafen.


    ...welche auch nicht mehr durch Einsparungen der Transportkosten aufgrund der weit inländischen Lage des Hafens kompensiert werden können?

  • Warum reden die Beteiligten ueberhaupt von irgendwelchen kleinen Teilposten ? Interessieren duerfte die Reder doch, wass der Container unterm Strich INSGESAMT kostet, wenn er ueber HH vs. Rotterdam vs. Antwerpen abgefertigt wird, wie Midas glaube ich schon ganz richtig angedeutet hat.


    Allerdings ist es natuerlich auch so, das teuer nicht grundsaetzlich schlecht ist, ich will ja in HH nicht moeglichst viele Container abgefertigt haben, sonder moeglichst viel Gewinn machen. Das ist ja auch legitim.


    Midas: gibt es einen plausiblen Grund, warum die Kosten in HH nicht entsprechend der geschrumpften Nachfrage gesenkt werden ?

  • ...welche auch nicht mehr durch Einsparungen der Transportkosten aufgrund der weit inländischen Lage des Hafens kompensiert werden können?


    Das war ja immer der Fall - ueberkompensiert sogar! Aber in der augenblicklichen Lage ist es nun ist es eben (leider) anscheinend nicht mehr so.


    Allerdings ist es natuerlich auch so, das teuer nicht grundsaetzlich schlecht ist, ich will ja in HH nicht moeglichst viele Container abgefertigt haben, sonder moeglichst viel Gewinn machen. Das ist ja auch legitim.


    In einem freien Markt: Ja. Aber in einem Markt wo die etablierten staatlichen (HHLA) und halbstaatlichen (Eurogate) Anbieter mit Hilfe der Politik und der Gewerkschaften jahrzehntelang jede ernsthafte Konkurrenz verhindert haben?


    Midas: gibt es einen plausiblen Grund, warum die Kosten in HH nicht entsprechend der geschrumpften Nachfrage gesenkt werden ?


    - zu spaetes Erkennen des Ernstes der Lage


    - insgesamt traege Entscheidungsstrukturen


    - eine HH'er Mitregierungspartei der Stillstand in Hafenfragen politisch gelegen kommt, weil er unangenehme Fragen aufschiebt, die man dem Waehler ungern verkaufen will und zu denen man sich positionieren muesste (Moorburg, Hafenquerspange, Elbvertiefung, etc.).


    - Insgesamt geringer Rueckhalt des Hafens in der Bundesdeutschen Politik (Rotterdammer Hafenprobleme sind z.B. fuer die Hollaender Fragen von nationaler Wichtigkeit. Probleme des HHer Hafens interessieren suedlich von Lueneburg praktisch niemanden.)

  • Mir scheint, dann bleibt nur zu hoffen, dass der naechste Aufschwung die Probleme mehr oder weniger ohne zutun der Entscheidungstraeger in HH und Bund loest, denn wenn Rotterdam und Antwerpen wieder ueberlaufen, dann bleibt nur HH als ernstzunehmender Ausweichhafen, und dann duerften die Kostenunterschiede sich relativieren, zumal die glaube ich recht hohe Umschlagsgeschwindigkeit im Boom wieder mehr zu tragen kaeme.

  • Mir scheint, dann bleibt nur zu hoffen, dass der naechste Aufschwung die Probleme mehr oder weniger ohne zutun der Entscheidungstraeger in HH und Bund loest.


    Auch ein Aufschwung macht z.B. die Elbe nicht tiefer :(


    denn wenn Rotterdam und Antwerpen wieder ueberlaufen...


    Das wird so schnell nicht passieren angesichts der doch heftigen Volumendelle und der riesigen Ausbauvorhaben in RTM.


    ...dann bleibt nur HH als ernstzunehmender Ausweichhafen


    Und Zeebruegge. Und Vlissingen. Und Duenkirchen. Und Amsterdam. Und Wilhelmshaven. Und Bremerhaven...


    Entwerder Reeder kommen nach Hamburg, weil es ein vollwertiger, attraktiver Hafen mit einer realistischen Kostenstruktur ist, der genug eigenes Volumen generiert und vielfaeltige Verbindungen anbietet - oder gar nicht. Als reiner Ausweich-, Zusatz- oder Ueberlaufhafen kann HH nicht leben.

    Einmal editiert, zuletzt von Midas () aus folgendem Grund: typo

  • Wenn ich mir den Abendblattbeitrag so durchlese, emfinde ich dabei schon etwas Genugtuung. So schmerzhaft es auch für den Hafen ist, wenn die Reedereien abziehen..... aber das ist die einzige Möglichkeit hier was zu bewegen. Würde alles beim alten bleiben, dann würde munter weiter geschwafelt. Was man doch alles machen könnte und müsste. Und dann plant man gemütlich vor sich hin und verändert es dann doch noch in letzter Minute bevor man es dann doch wieder verwirft und nochmal von vorn anfängt oder es einfach versucht auszusitzen. Nein, jetzt gehen die Reederein weg. Die Quittung kommt. Und das ist nur der Anfang..... Wenn nicht bald was passiert, dann wird man sich in Hamburg ziemlich umsehen müssen. Obwohl mich ja brennend interessiert, wer dann daran wohl Schuld hat...


    Inkonsequent finde ich, dass in Zukunft die Schiffe mit viel Containern "viel profitieren sollen". Vor nem halben Jahr hat man noch diese Zusatzabgabe für die großen Schiffe (mit vielen Containern) gemacht.... also eher abgestraft. Wie gerade geschrieben.... hin und her und nichts konkretes. Hier turnt man ja auch erstmal Rotterdam hinterher, die weiterhin im Angriff sind. Vor zwei Jahren, fühlte man sich denen doch überlegen und wollte sie im Containerumschlag übertreffen.... Pustekuchen würd ich sagen.


    Ach ja, der neue Containerriese von CMA CGM wird Hamburg übrigens nicht anlaufen....

  • Ach ja, der neue Containerriese von CMA CGM wird Hamburg übrigens nicht anlaufen....


    Was aber doch eher an der Elbe liegt, oder?
    Man kann den Fluss ja nicht immer weiter ausbuddeln. Die seit langem geplante Elbvertiefung sollte die letzte werden. Es ist also höchste Zeit, tragfähige Konzepte zu entwickeln für die Zeit, wo Hamburg durch geographische Gegebenheiten nicht mehr in der ersten Liga der Seehäfen mitspielen kann. Vielleicht sollte man Cuxhaven kaufen? ;)

  • Deswegen kommt ja auch Wilhelmshaven. Als einziger Tiefwasserhafen Deutschlands. Dennoch, würde die Elbe so ausgebaggert sein, wie seit 10 Jahren diskutiert, dann könnte meines Wissens auch die Christophe Colomb die Elbe runter. Jetzt gehen maximal (Tidenabhängig) 14,50. Die Christophe Colomb hat vollbeladen 15,50. Wäre die Elbe voll ausgebaut würden tidenunabhängig 14,50 gehen und tidenabhängig glaube 15,50. Also würde diese Elbvertiefung durchaus ausreichen...

  • Was aber doch eher an der Elbe liegt, oder?


    Hallo erstmal,


    nein liegt es nicht. Es liegt daran, dass Maersk & CMA CGM ihre zusammenarbeit staerken wollen. Aus diesem Grund wird sie im AE7 von Maersk fahren. In diesem Loop fährt auch die Emma Maersk.


    Zum Hamburger Hafen, die Diskussion über die Revierfahrt in Hamburg kommt mit einer ziemlichen Regelmäßigkeit auf, und würde auch nach einer Elbvertiefung (ich schätze mal 2015 müsste sich die Politik einig sein und abgeschlossen waere sie dann wahrscheinlich 2020 :D) nicht aufhören.


    China Shipping wollte auch zu Boomzeiten schonmal weg aus HH, was aber bei ca 4500 moves pro Anlauf schlicht unmöglich ist. Jetzt in der Krise sieht es logischerweise anders aus.


    Maersk wollte man in Hamburg meines wissens nach nicht haben, da nur Angestellte aus Dänemark dort arbeiten sollten. Wenn das stimmt, hätte ich auch so reagiert und Maersk die lange Nase gezeigt.

  • Genau!



    Als das Hafenkonzept Unterelbe vorgestellt wurde, habe ich irgendwo gelesen, dass der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister vorgeschlagen hat, das Brunsbüttel Teil des Hamburger Hafens werden soll ?!

  • Wenn ich mir den Abendblattbeitrag so durchlese, emfinde ich dabei schon etwas Genugtuung. So schmerzhaft es auch für den Hafen ist, wenn die Reedereien abziehen..... aber das ist die einzige Möglichkeit hier was zu bewegen.


    Das geht mir aehnlich. Allerdings wuerde ich es nicht 'Genugtuung' nennen und ich sehe es eher mit einem weinenden Auge, als mit einem lachenden. Es ist bei mir vielmehr eine Form von Verzweiflung. Offenbar ist Hamburg nicht Willens und in der Lage etwas zu aendern ohne zuvor gehoerig auf die Schnauze zu fallen.


    Ich wuerde schaetzen, dass 50% der Hamburger Umschalgsverlustes konjunkturdedingt sind und 50% auf eine lange (und hier ausfuehrlich diskutierte) Reihe von Fehlentscheidungen und Versaeumnissen zurueckzufuehren sind.


    Die Ironie dabei ist, dass Hamburg eigentlich der ideale(!) Hafen fuer Nordeuropa und die deutsche Wirtschaft ist: Perfekt gelegen, starkes Hinterland, Lage an der Grenze zwischen den Hauptlinien und den Zubringerlinien, hoher Eisenbahnanteil, sehr starker Logistiksektor, usw.


    Nur wenn man seine Hausaufgaben ueber Jahre nicht macht, dann faellt man eben irgendwann beim Test durch. So einfach ist das im Leben.


    Nebenbei kann die in den vorigen Threads erwaehnte CMA CGM CHRISTOPHE COLOMB (sie Thumbnail) mit reduziertem Tiefgang ohne weiteres bis nach HH fahren: Bremerhaven und Hamburg haben (fast) identische nautische Bedingungen, alles was nach Bremerhaven kommen kann, kommt genausogut (oder eben genausso schlecht) nach Hamburg. Ihre weiteren Schwesten werden 2010 nach Hamburg kommen und bereits heute fahren identisch lange Schiffe regelmaessig bis in den Hamburger Hafen.


    Sollte die Konjunktur wieder anspringen, und die Schiffe dann wieder voller werden (und die Elbvertiefung dann immer noch nicht fertig sein), wird es natuerlich ein Riesenproblem fuer Hamburg.


    Mod: Foto wegen fehlender Quellenangabe entfernt. Gruß, Dykie.

  • Es ist bei mir vielmehr eine Form von Verzweiflung. Offenbar ist Hamburg nicht Willens und in der Lage etwas zu aendern ohne zuvor gehoerig auf die Schnauze zu fallen.


    Ich glaube auch das ein Teil dieser Kommentare Drohungen sind, damit die verantwortlichen in Hamburg mal aufwachen.


    Hoffentlich hilft es.

  • ein paar unkommentierte Zitate aus einem langen(!) Artikel in der heutigen Ausgabe von Lloyd's List zum Thema Hafen Hamburg.


    >Now, however, this pride has been seriously dented. One year after the global recession plunged the port of Hamburg into financial turmoil, businesses and officials are pointing to signs of a possible recovery. But Germany’s largest port is losing market share to competitors such as Rotterdam, and its woes may outlast the current crisis.


    >The question is being asked whether those in charge of the port industry in the city are doing the right thing to achieve a recovery.


    >Leading experts on the matter do not believe things will simply go back to the way they used to be. Hamburg has an underlying problem


    >the threat of insolvency looms large over the HPA. accountants are writing off daily operating costs such as the routine dredging of the river Elbe as “investments”, according to an inside source.


    >It is difficult not to hear the alarm bells.


    >Despite these signs of decline, key projects have stalled.


    In der Tonart geht es dann noch ein paar Seiten weiter. Na, Mahlzeit!

  • Der Bund will sich uebrigens aus der Finanzierung der Y Trasse zurueckziehen, wie genau ist eigentlich der aktuelle Stand der Elbvertiefung ? Ich habe lange nichts mehr gelesen, weiss da jemand eventuell genaueres ?

  • ^^
    Zum Zeitplan: Das ist ja grade das Merkwuerdige - man bekommt nie einen definitiven Zeitplan zu hoeren. Bislang war es ja so, dass eine Verzoegerung die naechste jagte und der jeweils 'endgueltige' Plan immer nur wenige Monate Bestand bis zum jeweils naechsten 'endgueltigen' Plan hatte.


    Die letzte Verzoegerung kam vor dem Hintergrund der (angeblichen) Notwendigkeit weiterer Gutachten zu FHH Fragen. Die WSV sagt jetzt in einer Pressemeldung, dass die FHH Pruefungen (Stichwort: Abweichungsentscheidungen in der Planfeststellung) zwar weitere Fragen aufgeworfen haetten, diese aber das Verfahren insgesamt nicht weiter verzoegern wuerden.

  • ^^
    Zum Zeitplan: Das ist ja grade das Merkwuerdige - man bekommt nie einen definitiven Zeitplan zu hoeren.


    Wird man wohl auch nie bekommen, denn solange man keine genauen Aussagen macht, kann man auch an nichts gemessen werden. Ist doch mit der Westerweiterung des Eurogates genau so. :Nieder:

  • Erstmals wurden zwei Teilnehmer des Markterkundungsverfahrens für den Central Terminal Steinwerder (CTS) bekannt gegeben, nämlich das Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) und Integrated Terminal Ship System (ITSS). Basis des Realisierungskonzeptes von ISL und ITSS ist eine Anlage, die den Direkt-umschlag vom Großfrachter auf ein Feederschiff ermöglicht.
    http://www.thb.info/search/new…ept-von-isl-und-itss.html
    http://www.verkehrsrundschau.d…r-schiffe-vor-904815.html

  • ^^Ich halte der Vorschlag fuer ausgemachten Bloedsinn. Was ist der Witz an einem Markterkundungsverfahren, wenn offenbar Ideen dafuer 'Was man dort am CTS Schoenes machen koennte' losgeloest von tatsaechlichen Bewerbungen von Terminalbetreibern gesammelt werden? Oder wollen ISL und ITSS (aus Buchholz in der Nordheide!!!) jetzt unter die Umschlagsbetriebe gehen?


    Vorschlaege von Unis und Forschungsinstituten nehme ich nicht erst, solange sie nicht in einem Konsortium mit einem Betreiber bieten, der das ganze dann auch 1:1 umsetzt.


    Nur dazu wird es nicht kommen. Kein Investor der bei Sinnen ist, wird das ISL Konzept aufgreifen: 'Schoene' Idee - Ab zurueck in die Schublade damit!!!


    Die Verkehrsrundschau schreibt:


    Als Vorbild für das Konzept dient unter anderem der als sogenannter „Dockterminal“ gebaute CTA (Container Terminal Amsterdam).


    Ich erlaube mir zum Amsterdamer Terminal hinzuzufuegen:

    ...welches seit seiner Existenz selbst in Boomzeiten nie ausgelastet war.


    ...welches im Dezember 2009 mit NYK/Grand Alliance letzten(!) Kunden verliert und dann voellig leersteht.


    ...seinen Erstbetreiber mehr oder weniger in die Pleite getrieben hat (Ceres/Paragon, es folgte Notverkauf an NYK, dann Jahre spaeter ein weiterer Notverkauf an Hutchison Whampoa fuer einen eher 'symbolischen' Preis)


    ... dessen Konzept sich trotz aller angeblichen Vorteile nirgendwo sonst auf der Welt durchgesetzt hat.


    Allein die Tatsache, dass sowas praemiert wird, zeigt m.E. das die HPA irgendwie den Knall noch nicht gehoert hat.


    Mod: Habe die folgenden Beiträge nach hier verschoben. Bitte dort weiter diskutieren! Gruß, Dykie!