Friedrichshain Nordost: nördl. der Frankfurter Allee / östl. der Petersburger Str.

  • Das Grundstück gegenüber wurde nun auch platt gemacht Vorher war es mit Bäumen bepflanzt. Hier wird wohl ein neuer Eckbau entstehen. Am Bauzaun wurden einzelne A4-Blätter mit einem Text festgemacht. Leider konnte ich aus dem Auto nicht erkennen, worum es geht...


    Ich habe es heute im Vorbeifahren leider auch nicht erkennen können, vermute aber mal ganz stark, dass es sich dabei um eine der für die Gegend mehr oder weniger typischen Protestbekundungen gegen solcherlei Vorgänge handelt...

    Einmal editiert, zuletzt von Mosby87 ()

  • Nun will ich mal das Rätsel um die Texte an der Pettenkoferstraße lüften. Bei den Blättern handelt es sich um Arbeiten von Schülern der benachbarten Pettenkofer-Grundschule. Diese haben im Zeichenunterricht ihre Vorstellungen von einem lebenswerten Kiez dargestellt, und die Ergebnisse wurden am Bauzaun befestigt.

















    Zu den einzelnen Blättern gibt es noch einen langen Schriftzug aus mehreren Blättern mit dem Text: "Erst wenn der letzte Baum gefällt und die letzte Brache bebaut ist, werden die Menschen merken, dass man Beton nicht atmen kann."



    Hier ist noch eine Gesamtansicht von der Ecke:



    Während der Fotoaufnahmen bin ich auch mit Anwohnern des Stadtteils ins Gespräch gekommen, und die haben berichtet, dass es hier eine ziemlich explosive Stimmung geben würde. Grund sind die zahlreichen Bauprojekte, durch die die letzten Grünflächen zugebaut werden. Schon jetzt würde es in dem Gebiet einen Mangel an Spielplätzen und Grünflächen geben, dieser Mangel würde durch die Neubauten verschärft. Ein weiteres Problem wäre, dass es einen Mangel an Schul- und Kindergartenplätzen geben würde. Daher würden Kinder aus dem Quartier schon jetzt in Schulen und Kindergärten geschickt, die ein ganzes Stück außerhalb des Gebietes liegen. Angesichts dieser Probleme wären die Neubauten nicht verantwortbar.


    Früher hätten Politiker oft behauptet, dass die Neubauten die Mieten in dem Gebiet dämpfen würden. In der Praxis wäre aber das Gegenteil eingetreten. Gerade dieses Gebiet würde unter überdurchschnittlichen Mietsteigerungen leiden. Insgesamt hätten viele Bewohner den Eindruck, dass die Politik keinen Plan für dieses Gebiet hätte und dass die Bautätigkeit völlig planlos verlaufen würde.


    Alle Fotos: Klarenbach

  • Nun ja, ich wohne ja im Nachbarkiez, kann aber nicht feststellen, dass die begrünten Baulücken großartig von Bewohnern genutzt wurden bzw. werden. Auch in der wunderbaren Allee in der Bänschstraße sitzen komischerweise nur selten Menschen. Wobei zugegebenermaßen der grüne Tunnel auf dem hier betroffenen Grundstück schon ganz nett war. Das eigentliche Versäumnis hat m.E. auf dem Schlachthofgelände stattgefunden. Zum einen hätte sich das Areal durchaus auch für einen Schul- und weitere Kitaneubauten direkt am Kiezrand geeignet, zum Anderen fehlt im östlichen Teil ein kleinerer Park wie beispielsweise die den Blankensteinpark ergänzende Gründfläche an der Marktflagge. Hinzu kommt ja noch der Forckenbeckplatz, was dazu führt, dass der mittlere und westliche Teil des Areals sehr luxuriös mit Grün ausgestattet ist, während es am östlichen Ende daran fehlt. M.E. wäre dazu das Areal von der Eldenaer Straße bis zum Frischeparadies (LIDL & Co) sehr gut geeignet gewesen. Zugewucherte Baulücken können da aber kein adäquater Ersatz sein - eher schon beispielsweise das Gelände an der Ecke Eldenaer / Hermann-Blankenstein-Straße; sofern es dort noch keine akuten Planungen gibt, könnte da ja durchaus erst einmal eine temporäre Grünfläche entstehen.


    Zu den gemalten Protestbildern: die Ähnlichkeit der Formulierungen und Bilder lässt doch vermuten, dass da der ein oder andere Lehrer die Kids erstmal darüber aufgeklärt hat, was da furchtbares passiert und ihnen die Worte mehr oder weniger in den Mund gelegt hat.

    2 Mal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Nun ja, ich wohne ja im Nachbarkiez, kann aber nicht feststellen, dass die begrünten Baulücken großartig von Bewohnern genutzt wurden bzw. werden.


    Auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass jede zugewachsene Baulücke erhalten werden muss, möchte ich trotzdem anmerken, dass allein schon die Existenz einer (selbst unzugänglichen) Grünfläche einen Gewinn an Lebensqualität darstellen kann. Es gibt Studien, die nahelegen, dass die bloße Anwesenheit von Grün stimmungsauhellend und kreativitätssteigernd wirkt. Dazu kommen die bekannten staubbindenden und mikroklimatischen Effekte.
    Das Problem, das ich sehe besteht darin, dass seit 10 bis 15 Jahren kontinuierlich Grünflächen aus dem Stadtbild verschwinden, immer mit dem Hinweis, in Berlin gebe es mehr als genug Grün. Meist sind es kleinere Flächen, die tatsächlich kaum auffallen. Mich würde mal interessieren, wie groß die pflanzliche Nettobiomassedifferenz aus Abholzung und Neupflanzung in Berlin in den letzten 15 Jahren war.
    Damit mich niemand falsch versteht: Viele Projekte waren und sind durchaus begrüßenswert. Man sollte dabei aber nicht aus den Augen verlieren, dass es gerade das Stadtgrün ist, dass Berlin für viele attraktiv gemacht hat. Berlin würde viel verlieren, wenn die Stadt auf das Grünflächenniveau von Städten wie beispielsweise Brüssel abgeholzt würde.

  • Die eigentliche Sauerei ist, dass man nun schon Kleinkinder dazu missbraucht gegen etwas zu protestieren, was sie nicht mal in Ansätzen verstehen können.

  • Klar, die Bewohner wollen natürlich, dass für die 30?/40?/50?-Tausend Nettozuzüge p.a. Wohnungen gebaut werden. Aber, um Himmels Willen, bitte nicht bei Ihnen in der eigenen Nachbarschaft. Klar gibt es in Berlin noch Platz, aber selbstverständlich anderswo. Klar sollen die Bezirke grosszügig neue Baufläche ausweisen, um den Grundstücks-Preisauftrieb / Baukostenauftrieb zu dämpfen. Aber doch nicht hier! Direkte Demokratie, nein Danke.

  • Natürlich wurde der Protest den Kindern in den Mund gelegt. Eine unfaire Aktion der Lehrer - mehr nicht. Drollig finde ich die Plakate auf denen Lärm und schlechte Luft beklagt werden - da hat wohl jemand Häuser mit (Auto)Verkehr verwechselt.
    Zum Grundstück: das ist eine klassische Baulücke, eingegrenzt von Brandwänden und somit ein Baugrundstück sonst nichts. Baulücke != Park.
    Und Parks gibt es in der Nähe einige, z.B. den Schleidenplatz in der Pettenkofer Str.

  • Stimme zu:
    1. Es ist traurig, daß man Grundschulkinder bei dieser Sache einspannt. Vorallem solche Aussagen, wie Störung durch Lärm (bei einem weiteren Wohnhaus?) zeigen doch deutlich die Irrationalität dieser Leute. Und dann noch Kinder einspannen. Einfach nur schäbig.
    2. Es ist eine Baulücke und kein Park. Mehr als zum Biersaufen wurde er eh nicht benutzt (wenn ich mal vorbeigelaufen bin).
    3. Es gibt noch genug grün in der Umgebung (Park am Ring Center, Grünstreifen auf der Bänschstraße).

  • ^ Ich wohne in diesem "Gebiet" genannt Samariterkiez in Friedrichshain und finde diese Haltung weltfremd, kleinkariert und in vielen Punkten einfach falsch.
    Hier werden ganz überwiegend einfach nur kriegsbedingte Baulücken in einer weitgehend intakten Bausubstanz geschlossen, was städtebaulich absolut zu begrüßen ist. Spielplätze gibt es (wie ich durch meinen 1,5 jährigen Sohn sehr genau weiß) relativ viele (z.T. in Baulücken die freigehalten werden).


    Leider gibt es keinen attraktiven größeren Park im Samariter- und Boxhagener-Kiez. Ein solcher könnte m.E. entlang der Stadtbahn zu Lasten des dortigen Kleingewerbes entstehen, u.a. auch auf Kosten der Wagenburg, die ja erhalten bleiben soll. Die Grünfläche am alten Schlachthof müsste attraktiver für Kinder werden.
    Durch Brandwände eingegrenzte Baulücken sollten hingegen geschlossen werden und sind keine vollwertigen Grünflächen. Die neue soziale Mischung, die in Folge teilweise hochwertigen neuen Wohnraums entsteht finde ich sehr gut.


    Wirklich schlimm für kleine Kinder sind in diesem Kiez die Hunde und ihre Hinterlassenschaften. Tatsächlich schränkt nichts meinen Jungen stärker in seiner Bewegungsfreiheit ein (abgesehen vom unverzichtbaren Straßenverkehr). Verbote werden konsequent missachtet, Boxi, Forckenbeckplatz und Traveplatz sind trotz eines Hundeverbotes wahre Hundeauslaufgebiete. Der Kot türmt sich teilweise entlang der Gehwege. An zweiter Stelle kommen Scherben und anderer Müll.


    Sicher ist es im Einzelfall hart, wenn Mieten steigen und manch einer sogar in Folge dessen zum Umzug gezwungen wird, was vorkommt. Aber für diese Stadt und diese Kieze ist ein Anstieg des Durchschnittseinkommens, der Durchschnittsbildung und des durchschnittlichen Sozialverhaltens schlicht und einfach notwendig.

  • Ich finde nicht, dass man eindeutig darauf schließen kann, dass der Protest den Kindern in den Mund gelegt wurde oder das diese dafür mißbraucht würden. Sicherlich können die Kinder nicht die größeren Zusammenhänge voll verstehen, aber ich glaube nicht, dass sie nicht eine eigene Meinung zu ihrer direkten Stadtumgebung haben, zumal diese Kinder hier schon etwas älter sein dürften. Wer weiß, vielleicht sind die Kinder oft an diesem Ort vorbeigelaufen, vielleicht haben sie gerne darin gespielt (wild zugewachsene Ecken können für Kinder viel spannender sein als geordnete Parks), zumindest scheint die Ecke irgendeine Bedeutung für sie zu haben. Wissen wir alles nicht. Vielleicht haben die gerade auch sowas wie ein Klassenprojekt zum Thema Stadt, Umwelt oder Protest gemacht. Wer weiß. Man muss auch berücksichtigen, dass Kinder einen anderen Radius als Erwachsene haben, ein Park auf der anderen Seite des Bahndamms ist da nicht mehr unbedingt erreichbar.


    Andererseits scheint mir, dass es den übergeordneten Slogan "Häuser nein danke" gab, der vielleicht vom Lehrpersonal stammen könnte. Auch glaube ich dass, das Wort "Lebensraum" noch nicht zum Wortschatz eines auch größeren Kindes gehört.


    Aber ich würde es schon so einschätzen, dass Kinder sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzen und auch ihre Meinung kundtun dürfen.


    Siehe auch bspw. dieses Sachbuch für Kinder ab 9Jahren zum Thema Stadt:
    Leitzgen/Rienermann: Endecke deine Stadt!

  • ^^ Also wirklich, es gibt einen Grund, warum Kinder z.B. auch kein Wahlrecht haben und sie in solchen Dingen von ihren Eltern vertreten werden. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich nicht um ihre Meinung kümmert. Ganz im Gegenteil, die 'Bevormundung' dient letztendlich auch dazu ihre Entwicklung zu unterstützen und zu schützen. Kinder sind einfach nicht reif genug, um derartige Problem umfassend zu verstehen, was nicht heißen soll, dass man die Gründe für die Entscheidungen der Erwachsenen nicht vermitteln soll.

  • Das Grundstück gegenüber wurde nun auch platt gemacht Vorher war es mit Bäumen bepflanzt. Hier wird wohl ein neuer Eckbau entstehen. Am Bauzaun wurden einzelne A4-Blätter mit einem Text festgemacht. Leider konnte ich aus dem Auto nicht erkennen, worum es geht...


    Dolziger Bogen nennt sich das Projekt das an dieser Stelle realisiert werden soll. Hier der Entwurf der Architekten fabriK°B:


    Bei Tag


    Bei Nacht

    (C)fabriK·B Architekten Scharf und Wolff GbR


    Im Laufe des Jahres sollen bis 2014 22 Wohnungen entstehen.

  • Mit der Digicam unterwegs in Friedrichshain...


    Ein recht großes Projekt entsteht momentan mit dem Riga Park (Rigaer Straße 22).


    Hier wird mittlerweile ordentlich gebuddelt:






    Die Rückseite des Vorderhauses soll so aussehen:



    (C) SmartHoming GbR für Projektentwicklung und -steuerung

  • Die Ecke Dolziger-/Bänsch- bzw. Pettenkoferstraße wird sich bedingt durch einige hochwertige Wohnungsbauprojekte demnächst deutlich verändern.


    Beim Bänsch-Quintett ist man bereits ordentlich mit den Tiefbauarbeiten beschäftigt:


    Bänschstraße:



    Pettenkoferstraße Richtung Dolziger:




    Dolziger Bogen - auch hier gehts demnächst los: