Mahn- und Denkmale in Berlin

  • Das ist eine interessante Diskussion.


    Der zweite Weltkrieg ist jetzt seit 68 Jahren vorbei. Ich glaube es gibt wichtigeres als jeder Opfergruppe zu einem Denkmal zu verhelfen.


    Schon jetzt gibt es eine Denkmal-Inflation in Berlin. Irgendwann machen wir uns dann auch lächerlich.


    Wie sollen sich Ausländer hier integrieren, wenn wir ihnen kein Selbstbewußtsein und keinen Selbstbehauptungswillen anbieten können.


    In Frankreich hat jüngst ein Bürgermeister ein Soldatengrab aus dem deutsch-französischen Krieg erst verfallen lassen und es dann abgerissen.


    Fair enough.


    Ich denke, dass sollten wir auch mit dem sowjetischen Ehrenmal tun. Welches andere Land würde sich eine solchen Unterwerfungsarchitektur in seiner Hauptstadt akzeptieren?


    Im übrigen würde ich (persönlich) gerne wieder die alten preussischen Reiterstandbilder an ihren Plätzen sehen. Nicht, weil sie für Militarismus stehen, sondern weil ich sie schön finde.


    Vor allem das Stadtschloss würde (meiner Meinung nach) durch das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal, vor allem als Postkartenmotiv, profitieren.


    Mit der Idee dort ein modernes Einheitsdenkmal aufzustellen, kann ich mich nicht anfreunden.

  • Zweifelsohne hatten die Sowjets nicht vor ganze Völker auszurotten


    Stimmt nicht ganz. Die UdSSR unter Stalin hat den Tot von Million Deportierten nicht nur billigend in Kauf genommen oder durch Unterlassung von Hilfeleistung verursacht, sondern auch ganz bewusst als Strafmaßnahme gegen widerspenstige Völker verstanden, frage mal die Tschetschenen. Es handelte sich hier schlicht und ergreifend um etnische Säuberung/Völkermord.

  • Ich halte ein Denkmal für die osteuropäischen Opfer für absolut angebracht und richtig. Das die Rote Armee selbst massenhaft Verbrechen begannen hat,spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle und sollte auch nicht gegeneinander aufgerechnet werden.Hier soll der osteuropäischen Opfer der Wehrmacht und anderer deutscher Kampftruppen gedacht werden.


    Gerade die osteuropäischen Opfer sind bisher viel zu wenig beachtet wurden,der Fokus lag immer auf den Juden als Hauptopfer. Durch den kalten Krieg sind diese Menschen,im Gegensatz zu anderen Opfergruppen,nie oder erst sehr spät entschädigt wurden. Die meisten sind schon längst tot,als eine Opferentschädigung z.B. für Zwangsarbeiter eingeleitet wurde.

  • Historischer Waschzwang

    Ich denke, dass sollten wir auch mit dem sowjetischen Ehrenmal tun. Welches andere Land würde sich eine solchen Unterwerfungsarchitektur in seiner Hauptstadt akzeptieren?


    Deine Ausführungen zum Schloß in allen Ehren. Dem kann ich grundsätzlich zustimmen.


    Das sowjetische Ehrenmal ist ein absolutes Highlight, ähnlich wie der Checkpoint Charlie. Das Dritte Reich war nun einmal suboptimal und sucht historisch seinesgleichen. Es ist auch höchst suboptimal gescheitert. Das ist in seiner Dramatik auch einzigartig. Offenbar hat ein bestimmter, leicht nationalistisch eingestellter Menschenschlag Probleme, solch ein Mahnmal einfach in seiner Historizität zu schätzen und sich trotzdem nicht als Deutscher minderwertig fühlen zu müssen.


    Ich finde das immer lustig. Gerade die Leute, die immer nach Nation und dergleichen rufen, haben meist größere Komplexe als der Normalmensch. Es ist keine Frage, daß es aufseiten der Linken so etwas wie einen negativen Nationalismus gab, gibt. Der ist pathologisch. Ähnlich pathologisch ist ein steriler Nationalismus und hohler Patriotismus, der bestimmte historische Wahrheiten nicht akzeptieren will.


    Das sowjetische Ehrenmal läßt Geschichte in ihrer ganzen Dramatik erfahren. Deshalb kommen die Leute vor allem nach Berlin. Berlin wäre ärmer ohne dieses Ehrenmal.

  • ^ absolut richtig echter Berliner. Dem kann ich voll zustimmen. Die drei sowjetischen Ehrenmale in Berlin sind auch unabhängig vom zwei-plus-vier-Vertrag erhaltenswert; als sichtbare und erfahrbare Geschichte. Gerade Treptow besuche ich gerne, wenn ich dort im Park bin. Ich lese die Stalinzitate und denke ein paar Minuten über die Vergangenheit nach. Das Mal am 17. Juni ist zum Großteil aus Material der Reichskanzlei erbaut. Welche Stadt hat schon solche Geschichten.


    So große Teile wie die sowjetischen oder das Denkmal für die ermordeten Juden wird es nicht mehr geben. Weitere Denkmäler werden natürlich deutlich kleiner sein. Ich denke man kann ruhig noch welche aufstellen. Opfer gab es ja nun wirklich unzählbare. Ein positives nationales Selbstverständnis Deutschlands, sollte m.E. gerade auf dem klaren Blick auf die Gräueltaten, deren Überwindung und dem Wunsch so etwas nie wieder zuzulassen aufbauen. So kann aus dem Schlechten, Gutes für kommende Generationen werden. Das ist doch ein tröstlicher Gedanke.
    Und besser als der Umgang Russlands oder Chinas mit ihrer blutig-roten Geschichte ist er allemal.

  • Das Mal am 17. Juni ist zum Großteil aus Material der Reichskanzlei erbaut. Welche Stadt hat schon solche Geschichten.


    In Anbetracht der Tatsache, dass die Neue Reichskanzlei erst 1949 gesprengt/abgetragen wurde, das Mahnmal aber schon seit 1945 besteht, halte ich das für ein Gerücht... Manche Geschichten sind eben doch nur das - Geschichten.

  • ^ es soll sich um die Steinplatten handeln, mit denen das Denkmal verkleidet ist. Die kann man von einem noch nicht gesprengten Gebäude vermutlich besser abnehmen. Eine sichere Quelle habe ich allerdings nicht zur Hand.


    Ich habe es irgendwo gelesen und fand es recht plausibel, war die Reichskanzlei ja auch noch recht neu und der Stil durchaus ähnlich.

  • Laut der dokumentation "Hitlers Berlin" stammen die steinplatten des sowjetischen ehrenmahls eher nicht aus der reichskanzlei. dagegen findet man die mamorplatten aus der reichskanzlei an wänden und säulen der u-bahnstation -mohrenstrasse-.


    quelle: ZDF-mediathek - sendung verpasst - unter 2/4-2013

  • dagegen findet man die mamorplatten aus der reichskanzlei an wänden und säulen der u-bahnstation -mohrenstrasse-.


    quelle: ZDF-mediathek - sendung verpasst - unter 2/4-2013


    Das ist Unsinn. Der Bahnhof Mohrenstraße hat nichts von der Reichskanzlei an sich. Alles nur Legende. Solch einen Marmor gab es zwar in der Reichskanzlei, jedoch gab es in der Zeitung kurz vor der Eröffnung des U-Bahnhofs die Bemerkung:


    ...


    Quelle:
    http://www.morgenpost.de/print…36/Spuren-der-Steine.html


    Hinweis der Moderation: Die Einbindung des Zitats wurde editiert. Grund: Unerlaubtes Pressezitat.
    Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Texten achten. Vielen Dank.
    Bato

  • Neues Mahnmal für die Opfer der NS-Euthanasie

    Heute hat in Mitte der Bau eines Mahnmals für die unzähligen Opfer der Euthanasie-Morde begonnen, die zwischen 1939 und 1945 durch die Nationsalsozialisten begangen wurden. Der Gedenk- und Informationsort wird an der Tiergartenstraße 4 in unmittelbarer Nähe zur Philharmonie entstehen. Hierbei handelt es sich um jenen authentischen Ort, an dem einst die Villa stand, von der aus der deutschlandweite Massenmord an Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung sowie mit psychischen und chronischen Leiden systematisch geplant wurde.


    Das Mahnmal selbst, das eine Arbeitsgruppe um die Architektin Ursula Wilms entworfen hat, wird aus einer 31 Meter langen und 3,10 Meter hohen, hellblauen Glaswand bestehen, die auf einer schiefen Fläche aus grauen Betonplatten errichtet wird. Zudem sollen auf einem 20 Meter langen, hüfthohen Pult 13 Elemente mit Informationen über das Ausmaß und die Opfer der NS-Euthanasie ihren Platz finden. Die Glaswand soll dabei sinnbildlich für die getöteten Menschen stehen, die in der Erinnerung der heutigen Gesellschaft weiterleben:



    (C) Ursula Wilms Architekten, Berlin


    Die Fertigstellung des Mahnmals ist nach Angaben der Berliner Morgenpost für den Herbst 2014 geplant.


    Artikel der Berliner Zeitung
    Bericht der Berliner Morgenpost
    Artikel im Tagesspiegel

    12 Mal editiert, zuletzt von Mosby87 ()

  • Mahnmal für die Opfer der NS-Euthanasie / T4

    Ein paar Bilder von der Baustelle. Viel ist noch nicht passiert, man hat einen Bauzaun aufgestellt und dahinter erste Pflasterbereiche aufgebrochen:





  • Kreuzberg

    Stresemann Ecke Anhalter Straße,ggü. Anhalter Bahnhof / Askanischer Platz.


    Hier entsteht eine Ausstellung über Flucht und Vertreibung. Eine Gedenkausstellung an die Millionen von Deutschen,die zum oder nach Kriegsende 1945 aus den dann enteigneten Ostgebieten des Deutschen Reiches fliehen mussten. Es gab lange Diskussionen,jetzt scheint es loszugehen.


    http://www.dw.de/baubeginn-f%C…ebenen-zentrum/a-16263246







    eigene Bilder,gemeinfrei

  • Neuigkeiten gibt es vom Sowjetischen Ehrenmal in Schönholz. Dieses Denkmal wurde in den letzten Monaten saniert, am 14. August erfolgte die Einweihung im Beisein von Michael Müller und des russischen Botschafters Wladimir Grinin.
    Die Denkmalanlage wurde von 1947 bis 1949 nach Entwürfen der Architekten K. A. Solowjow, M. D. Belawenzew, W. D. Koroljow und des Bildhauers Iwan G. Perschudtschew errichtet. Hier haben 13.000 sowjetische Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden.


    Die Sanierung erfolgte durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung unter Leitung des Büros Petersen- Gesellschaft von Architekten mbH (Berlin), das Freiflächenkonzept stammte von Reinald Eckert (Berlin). Die Kosten von 10,35 Millionen Euro wurden vom Bund übernommen.
    Insgesamt wurde die Sanierung nach meinem Eindruck sehr sorgfältig durchgeführt, so dass die Anlage wieder ein würdiges Bild abgibt.


















    Die Plastik "Mutter Heimat":








    Auch am Obelisken sind alle Inschriften in deutsch und russisch ausgeführt:







    Alle Fotos: Klarenbach

  • "Ewiger Ruhm den tapferen Söhnes des Sowjektvolkes, die (...) für die Freiheit und den Fortschritt der Menschheit ihr Leben liessen!" Gibt es denn wenigstens eine Tafel, auf der dieser totalitäre Kitsch einmal historisch eingeordnet wird?

  • Waren die Inschriften schon immer zweisprachig oder wurden die deutschen Übersetzungen nachträglich ergänzt? Häufig sind die Inschriften ja nur auf Russisch.