Potsdam: Wiederherstellung der historischen Innenstadt (Projekte)

  • Acht-Ecken-Häuser

    Übersicht Friedrich-Ebert-Straße und letztes übriggebliebenes Acht-Ecken-Haus:


    Bauschild für das Musikerhaus gegenüber dem weiter unten abgebildeten Haus - auf den Baustart darf man sich wohl freuen:


    Das einzige verbliebene Haus der 8 Ecken (so genannt wegen der zwei Ecken der Abrundung zur Kreuzung hin, was dann bei 4 Häusern 8 Ecken ergibt;):

  • Irgendwie ironisch, dass die Neubauten schneller wachsen, wie als ob dass man den Obelisken wieder zusammenschustern tut. Ja, schon klar, dass das vermutlich an der Restaurierung der Steinplatten zu tun hat, aber die machen im Verhältnis zu den Gebäuden ja auch nur einen Bruchteil aus.

  • ^ Ich finde es immer wieder erschreckend, dass alles nur Fassade ist in Preussen. Nichteinmal die Obelisken sind aus Vollmarmor oder Granit sondern nur mit Platten verkleidet. Und wenn man sich schon Mühe gibt wie bei dem Beispiel mit den roten Ziegeln (Wohnen an der Fanzösischen Kirche), wird es sogleich konterkariert. Aber insgesamt ein erfreuliches Fazit.

  • Tja, die Preußen waren zu der Zeit eben nicht ganz so fortschrittlich, wie die Bourbonen, die ihre Obelisken aus Ägypten importierten. Zum Glück gibts ja noch den eigenen falschen ägypt. Olbelisken am Eingang zu Sanssouci.

  • ^^ Von dem vermeindlichen Fassadismus kann man nur erschreckt sein, wenn man den theoretische Idealen der Moderne erlegen ist, die selbst diese Ideale kaum umsetzen konnten. In Potsdam aber sind aus Sparsamkeits gründen schon beim Regierungsübergang vom Soldatenkönig auf dessen Sohn viele Gebäude einfach nur mit einr neuen Fassade versehen worden, mithin deren Kern nicht neugebaut. Prominentes Beispiel ist das Stadtschloß, dem Knobelsdorff eine neue Fassade vorblendete, dies aber nicht neubaute.


    Das Musikerhaus müsste demnächst beginnen - man hat wegen der Baulogistik noch auf den Baubeginn der Synagoge gewartet, die bekanntlich so schnell nicht kommt. Bei der Alten Post weiss man nicht ob es noch an der Interpretation der Fassade oder an Nutzerwünschen (Mittelbrandenburgische Sparkasse) liegt. Hier fürchte ich das Schlimmste, das der Entwurf von Bern Redlich nicht der beste war und mit ein, zwei funktionalen Abänderungen sicher ästhetisch völlig zusammenbricht. Dabei wäre hier an dem Ort worklich eine maximal Annäherung an den Originalbau gewünscht, auch weil große Teile des Fassadenschmucks noch im Original erhalten sind.

  • Palast Barberini soll 2016 fertiggestellt werden

    Der berühmte Palast Barberini am Alten Markt soll laut einem Bericht der Märkischen Allgemeinen im Jahr 2016 fertiggestellt werden. Peter Joch, der zukünftige Direktor des Museums Barberini, freut sich bereits auf die Eröffnung und findet, dass sich in Potsdam sogar die Mona Lisa wohlfühlen würde. Zuerst wird man sich jedoch einer Impressionismus-Ausstellung mit großen und bekannten Namen widmen.


    http://www.maz-online.de/Nachr…ni-in-Potsdam-fertig-sein

  • @ Konstantin:


    Der unterschiedliche, aber dennoch gut aufeinander abgestimmte Fassadenanstrich der Häuser am Alten Markt gefällt mir (das Schloss nehme ich da einmal aus). Ist die Farbwahl neu oder beruht sie auf historischen Vorlagen?


    P. S.: Dir und Abrissbirne Dank für die tollen Bilder!

  • Richtfest für "HQ Humboldt Potsdam" gefeiert

    Im Beisein von Brandenburgs Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hissten Kondor Wessels und Reggeborgh am Donnerstag den Richtkranz über dem Neubau des "HQ Humboldt Potsdam" am Alten Markt. Mit dem Gebäude entstehen 4.100 Quadratmeter Gewerbe- und 1.700 Quadratmeter Wohnfläche in Potsdams neuer Mitte. Die Fertigstellung des Ensembles bewegt sich laut einer Pressemitteilung des Baukonzerns im vorgesehenen Zeitplan.


    http://www.kondorwessels.com/u…0814_20140828_0853_23.pdf


    Auch die Potsdamer Neuesten Nachrichten berichten über das Richtfest. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) teilte mit, für ihn sei es ein glücklicher Tag gewesen. Er hätte die große Sorge gehabt, dass über die weitere Entwicklung der Mitte in Potsdam so lange diskutiert werde, dass um das fertige Landtagsschloss herum womöglich hüfthoch das Gras wachse. Nun sei diese Gefahr gebannt, die Mitte der Stadt nehme Gestalt an. Und auch das Mercure-Hotel komme irgendwann weg, so der Oberbürgermeister.


    Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) erklärte, Potsdam sei im Begriff, einen der einst schönsten Plätze Europas wiederzugewinnen. Nur die Fachhochschule und das Mercure-Hotel erinnerten noch daran, dass die Schönheit dieses Platzes durch mehrspurige Straßen und sozialistische Leitbauten aus dem öffentlichen Bewusstsein getilgt werden sollten. Ohne die Anstrengungen der Stadt und ohne das bürgerschaftliche Engagement wäre man in Potsdams Mitte nicht so weit gekommen. Er hoffe auf eine gute Nachbarschaft in der Einheit von gelebter Demokratie, Wohnen, Arbeiten, Service, Toleranz und Gastfreundlichkeit.


    Voll des Lobes für die Rolle der Stadtverwaltung war auch Thomas Albrecht, von dessen Büro der Entwurf für den Neubau des "HQ Humboldt Potsdam" am Alten Markt stammt. Die Stadt habe mit der Strategie, die Mitte in ihren alten Strukturen, aber in einem Mix aus historischer und moderner Architektursprache wiederaufzubauen, eine sehr differenzierte und kluge Entscheidung getroffen, so der Architekt.


    http://www.pnn.de/potsdam/887022/

  • ^ Ich finde es immer wieder erschreckend, dass alles nur Fassade ist in Preussen. Nichteinmal die Obelisken sind aus Vollmarmor oder Granit sondern nur mit Platten verkleidet. Und wenn man sich schon Mühe gibt wie bei dem Beispiel mit den roten Ziegeln (Wohnen an der Fanzösischen Kirche), wird es sogleich konterkariert. Aber insgesamt ein erfreuliches Fazit.


    Es war zu den Zeiten, als Preußen sich von einer bedeutungslosen Provinz in der nordöstlichen Peripherie langsam zu einer Mittelmacht mauserte, auch erst relativ spät überhaupt zum "Deutschen Reich" dazu gekommen, in der zeitgenössischen Literatur und in Briefwechseln Intellektueller und Adeliger ein häufiges Gesprächsthema sich über die grobschlächtigen, "neureichen" Preußen lustig zu machen. Die man wechselweise dafür verspottete, "irgendwo im nirgendwo" zu versuchen französische Hofkultur (vgl. auch dieses Getue mit der frz. Sprache) oder auch habsburgerische Prunkarchitektur (wer Wien gut kennt wird zB am Bebelplatz in Berlin ein Déjà-vu erleben) zu kopieren.


    Wenn man sich dieser Ursprünge "preußischer Gloria" bewusst ist dann erstaunt einen das jetzt nicht so. Aber heute wie damals erfüllt es eben einen Zweck: es schaut ganz hübsch aus und das ist doch auch schon viel wert. Daher stimme ich in das positive Fazit ein.

  • ^Du meinst die Kopie des Michaelertraktes der Wiener Hofburg am Opernplatz, direkt am Friedrichsforum, in der königl. Bibliothek.


    Es gab schon damals Leute, die das Kopieren falsch fanden *gg*. Die Bibliothek ist ja zudem früher ausgeführt worden, als das Original. Aber schön.

  • Wiederaufbau des "Kleinen Holländischen Viertels"

    Zwischen der Französischen Kirche und dem Ernst-von-Bergmann-Klinikum klaffte lange eine Lücke. Bis zum Abriss 1988 standen hier drei Holländerhäuser, die seit letztem Jahr rekonstruiert werden. Am Freitag erhielten sie laut einem Bericht der Märkischen Allgemeinen ihre originalen Kapitelle wieder, die engagierte Denkmalschützer vor dem Abbruch geborgen hatten.


    http://www.maz-online.de/Lokal…l-in-Potsdam-entsteht-neu

  • Ich will ja nicht meckern, aber irgendwie wirken die Häuser zu eingeengt zwischen Krankenhaus, gegenüberliegenden Häusern und der Kirche.


    Warum wurden diese denn aber überhaupt abgerissen?

  • Seinerzeit, um 1988, hiess es "Baufälligkeit". Da kann sich jeder sein Urteil selbst bilden.


    Die Frage, ob etwas eingezwängt wirkt ist eine Kernfrage des Städtebaus. Baurechtlich sind alle Abstandsflächen eingehalten. Städtebaulich ergibt sich nun wieder ein geschlossenes Straßenbild.


    Natürlich ist es dem klassischen Modernisten, der wie weiland Corbusier die "aufgelockerte Bebauung" in Grüngürteln, auch in Stadtkernen, propagierte, ein Graus. Blockstruktur, straßenbegleitende Bebauung, Selbsteinordnung in einen Höhenkorridor: alles Teufelzeug.


    Aber herrlich schön, und die Wohnungen der Genossenschaft werden gerade im Zentrum gebraucht.

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  • Schön und schlicht. Ich kann daher auch nicht nachvollziehen weshalb sie abgerissen wurden, es sei denn sie wären wirklich dermaßen baufällig gewesen. Aber hier klingen ja eher andere Motive durch...


    Was ich jedoch kaum glauben kann: Eine Genossenschaft baut so etwas in so einer Lage wieder auf? Werden die Wohnungen dann nicht viel zu teuer?

  • "Zu teuer" ist eine Frage des Massstabes. Die PWG von 1956 gibt an für etwa 10 Euro kalt vermieten zu wollen (12 bis 12,50 Warmmiete). Für die Lage sicher nicht überteuert, wenn die Einheiten kompakt geschnitten sind.

  • In der MAZ vom 2. September hingegen hieß es, dass die Häuser seinerzeit für den Hubschrauberlandeplatz des Klinikums abgerissen wurden.


    Jedenfalls ist es erfreulich das die Holländerhäuser zurück kommen, vor allem auch um dem Bassinplatz wieder eine vollständige Fassung zu geben.

  • Warum wurden diese denn aber überhaupt abgerissen?


    Einfach hierzu die ersten Sekunden des Films "Protokoll einer Zerstörung" von Kurt Tetzlaff schauen. Die Sekunden 15 bis 45 zeigen die DDR-Planung für Potsdam. Während die Planungen ab dem Ostteil der historischen Altstadt (ab Heilig Geist Kirche) über den Alten Markt bis zum Ende der Breiten Straße bereits in den 70ern größtenteils verwirklicht waren, zeigt der Film ab den Sekunden 24 bis 34, was die DDR noch vor hatte. Sie werden, selbst wenn Sie Potsdamer sind, Ihre Stadt in diesem Teil nicht wieder erkennen.


    Nicht nur in Potsdam, sondern im gesamten damaligen Verwaltungsbezirk Potsdam sollten alle Gebäude, die älter als 100 Jahre sind, abgerissen werden! Zu diesen Abrissplänen, die bereits mit Stadtplanung und Architekturentwürfen komplett ausgearbeitet waren, gibt es eine Diplomarbeit aus den späten 90ern frühen 2000ern, welche auf einer Veranstaltung zur Wiedererlangung der historischen Mitte, vorgestellt wurde.


    Der Flächenabriss des Holländerviertels wurde Mitte der 80er Jahre verhindert, da einige Potsdamer Architekten, aus privaten Mitteln, eines der Holländerhäuser restaurierten. Bis zu diesem Zeitpunkt war bereits das gesamte Viertel, dank fehlender Erhaltungsmaßnahmen, abrissreif und für den Abriss vorgesehen. Gegenüber dem damaligen Potsdamer Stadtplaner und der beteiligten Oberbürgermeisterin wurde dann, während der Begehung dieses sanierten Holländerhauses, gesagt: "Ihren Flächenabriss können Sie nun vergessen". Nur diese bürgerschaftliche Initiative hatte dies verhindert. Einer der beteiligten Architekten war Christian Wendland. Er ist noch heute in der Bürgerinitiative Mitteschön aktiv.


    Der Flächenabriss der zweiten Barocken Stadterweiterung hatte bereits 1988 begonnen. Leider (für die Gegenseite) kam dann doch die friedliche Revolution '89 dazwischen, sodass die DDR- Abrisspläne (erst) 1990 mit der Niederlegung der nördlichen Dortustraße endeten. Was aus dieser Stadt geworden wäre, zeigen die wenigen Sekunden dieses Films recht eindrücklich.


    Gründe für diese bereits durchgeführten und weiterhin geplanten Abrisse in Potsdam? Vernichtung des kulturellen Erbes. Erst wenn die gebaute Vergangenheit vollständig verschwunden ist, deren Schönheit nicht mehr für jeden sichtbar ist, kann man den Menschen negativ beeinflussen, die gebaute Geschichte negativ aufladen, verteufeln und damit den Menschen das eigene (neue) Weltbild aufdrücken. Es geht um Macht und Deutungshoheit. Noch heute, wie man an der Garnisonkirche sieht.


    Luftpost

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