Neubebauung am Schinkelplatz/Werderscher Markt

  • Ich bin normalerweise immer dafür, der traditionellen Architektur den Vorzug zu geben.


    Aber hier muss ich - ausnahmsweise - sagen, daß der moderne Entwurf eines Frank Schultes mehr Raffinesse besitzt als die drei hingeklatschten Säulen von Herrn Nöfer. Der Nöfer-Entwurf wirkt merkwürdig uninspiriert. Das wäre nix geworden!


    Ich schließe mich der Meinung von TowerMaranhão an, der es in einem Satz auf den Punkt bringt:


    Gegen klassische Gestaltung ist nichts einzuwenden, dann aber etwas raffinierter und detallierter als hier.

  • Langsam sind die - interessanterweise überwiegend gemauerten - Wände der Erdgeschosse erkennbar:

    Einmal editiert, zuletzt von abrissbirne () aus folgendem Grund: Kfz-Kennzeichen unkenntlich gemacht

  • Wohn- und Geschäftshaus am Werderschen Markt

    Im Netz bin ich zufällig auf diesen Entwurf von Thomas von Thaden gestoßen, der sich meiner Meinung nach viel harmonischer zwischen Friedrichswerderscher Kirche und Bauakademie einfügt als jener von Rafael Moneo:



    © Thomas von Thaden



    © Thomas von Thaden

  • Bravo. So - und nur so - darf zwischen zwei Meisterwerken von Schinkel gebaut werden. Die Selbstverwirklichungsphantasie eines Rafael Moneo, der Schinkels Geist gar nicht erfassen kann, ist ein weiteres Verbrechen an der Stadtgestalt, das wohl nicht mehr zu verhindern ist.
    Armes Berlin.

  • Schön, wieder einmal mit so autoritärer Geste von größenwahnsinnigen Laien erklärt zu bekommen, was an welchem Ort "so, und nur so" gebaut werden darf.
    Warum kann Rafael Moneo eigentlich den "Geist Schinkels nicht erfassen"?
    Weil er Spanier ist?

  • ^Um weche Art Geist soll es sich denn handeln?


    Bei dem spanischen Vorbild kann ich nur eine recht modische Fassade mit stehenden, zueinander versetzten Fenster erkennen (wie sie schon letztes Jahr nicht mehr Mode war) und im Erdgeschoss eine unglaubliche, antiurbane Abgeschlossenheit mit asymmetrischen Fenstern. Das reisset auch der Naturstein nicht mehr raus (genauso wie bei Herrn Schifferfeld auf der Museumsinsel, wo es jetzt ja Sichtbeton wird).


    Was eine Ablehnung dieses Entwurfes für eine innerstädtische Bebauung mit mangendem Architekturgeschmack oder "innerer Zerrissenheit" zu tun haben soll - diese Logik ist mir unverständlich.

  • Kojaniskazi

    In den 70er Jahren gab es einen film mit Namen Kojaniskazi, was soviel bedeutet wie "Welt, die ihren Mittelpunkt verloren hat".


    Dieses modernistische Gebäude inmitten von altehrwürdigen Bauten könnte gut in diesen Film passen.


    http://thefancy-media-ec5.thefancy.c...ccdc3030b6.jpg


    Es steht sinnbildlich für die gestalterische Verwahrlosung und den Autismus der nunmehr 85 Jahre alten sogenannten Moderne. :Nieder:

  • Ich bin froh, dass diese altbackene, uninspirierte Kiste eines Herrn von Thaden nicht gebaut wird. Mir schlafen agesichts solcher Langweiler die Füße ein. Mit Moneo kann ich leben, auch wenn ich mir die Fassade über dem Sockelgeschoss etwas ausdifferenzierter hätte vorstellen können.

  • Die Forderung nach einer "etwas ausdifferenzierteren" Fassade ist angesichts dieser Moneo-Rasterfassade im Bunker-Look gut :D

  • ^
    Traditionell = pauschal gut
    Modern= pauschal schlecht


    Welch grandiose, differenzierte Sicht der Dinge!


    Unnsinniges zitiertes Vollzitat gelöscht.
    Bato

  • Ein architektonischer Diskurs lässt sich nicht führen, wenn Gebäude nur anhand der Fassade als historischer Zierrat beurteilt werden.

  • Ich denke, dass die Entscheidung Neubauten modern zu gestalten von Frau Lüscher eine Richtige war


    Das bringt etwas Neues in diese Ecke. Das Humboldforum wird sowieso stark wirken, also muss umso mehr vermieden werden, dass die Stadtmitte zu einer reinen Rekonstruktionsfläche verkommt mit immer gleichen sülzigen Historismusfassaden.
    Berlin hat mittlerweile genug davon denke ich und es werden ja noch sicherlich jede Menge Patschke's & Co gebaut werden.
    Deshalb sollte man sich für jedes neues Gebäude freuen, dass nicht auf diese Weise mit dem unlauteren Verweis auf Schinkel gestaltet wird. (Es ist auch so ein Unding jede historische Fassade mit Schinkel zu begründen. Ich bin sicher er wäre der letzte, der das so sieht)


    Der Moneo Entwurf gefällt mir gut, hält sich in Kubatur an die historischen Vorgaben und fügt sich gut ein. Zudem ist es ein Gebäude mit hohen Wiedererkennungswert, aber nachdem es davon nicht allzu viele in Berlin geben wird, ist das ja wohl in Ordnung.

  • Ich denke, dass die Entscheidung Neubauten modern zu gestalten von Frau Lüscher eine Richtige war


    Das bringt etwas Neues in diese Ecke. Das Humboldforum wird sowieso stark wirken, also muss umso mehr vermieden werden, dass die Stadtmitte zu einer reinen Rekonstruktionsfläche verkommt mit immer gleichen sülzigen Historismusfassaden.


    Macht es denn nicht eher Sinn, mal einheitliche Baustile zu haben anstatt irgendeinen Wildwuchs? Am Prenzlauer Berg kann man sehr gut sehen, wie Gebäude, die überhaupt nicht in die Umgebung passen dort als Fremdkörper eingesetzt werden.
    => So werden Gesamtensembles zerstört.


    Berlin hat mittlerweile genug davon denke ich und es werden ja noch sicherlich jede Menge Patschke's & Co gebaut werden.
    Deshalb sollte man sich für jedes neues Gebäude freuen, dass nicht auf diese Weise mit dem unlauteren Verweis auf Schinkel gestaltet wird. (Es ist auch so ein Unding jede historische Fassade mit Schinkel zu begründen. Ich bin sicher er wäre der letzte, der das so sieht)


    Berlin hat, wie viele Deutsche Städte diverse Bausünden und derzeit geht es um Stadtreparatur was die Moderne Architektur verbrochen hat.

  • Obwohl ich Anhänger des traditionellen Bauens bin, finde ich den modernen Moneo-Entwurf gar nicht schlecht. Mir gefällt insbesondere der massive Sockel.


    Mit dem Moneo-Entwurf kann ich einigermaßen leben, auch wenn ich lieber gesehen hätte, wenn Stuhlemmers klassisch-traditioneller Entwurf für das Gesamtensemble (Beitrag #281: http://www.deutsches-architekt…hp?p=419842&postcount=281) umgesetzt worden wäre.