Leipzig: Alte Messe + Revitalisierung "Kohlrabizirkus"

  • Das Foto in dem LVZ-Artikel ist zwar sehr verwaschen, aber sowohl die Einzigartigkeit des Mosaiks als auch dessen in dem Artikel nacherzählte Geschichte sollten die Entscheidung für den Denkmalschutz des Mosaiks leicht machen - noch dazu bei einer städtischen Baumaßnahme.

  • Straße des 18. Oktober: „Messebrücke“ wird demontiert und durch Neubau ersetzt


  • Ich habe zwar die Entwürfe zur neuen Brücke gefunden (Link), aber kein Foto des jetzigen Denkmals. Wenn die neue Brücke (oder nur die Demontage?) 2,3 Millionen Euro kosten soll, würde mich schon interessieren, ob der Zustand der existierenden Messebrücke wirklich so marode ist - auch vor dem Hintergrund der in Chemnitz derzeit stattfindenden heißen Diskussionen wegen des geplanten Abrisses denkmalgeschützter Brücken.


    P.S.: Der beschlossene Abriss eines Denkmals ist ein guter Anlass, eine erneute, aber wohl leider wieder erfolglose Erinnerung an die äußerst wünschenswerte Bebilderung der Leipziger Denkmallisten bei Wikipedia loszuwerden (Zentrum-Südost). Auch dieses Denkmal könnte dort dokumentiert werden.

  • Mitte des Monats beginnt der 14 Mio Euro teure Umbau des Sowjetischen Pavillons auf der Alten Messe zum neuen Stadtarchiv. So schreibt es die LVZ. Zunächst werde der Portikus abgerissen. In dem Bereich der um 1927 für Radrennen genutzten runde Arena wird das hochmoderne Magazin eingerichtet. Wenn das Magazin steht, werden noch zwei Büroetagen darüber gebaut, um die historischen Proportionen wiederherzustellen. Die geplanten Büroetagen sind allerdings nicht in den 14 Mio Euro Gesamtkosten enthalten.


    Bedeckt hält sich Tante LVZ darüber, was die in den vorangegangenen Beiträge gefundene Mosaikwand aus stalinistischer Zeit betrifft. Um das herauszufinden, muss man die Website des Dresdner Architekturbüros f29 Architekten anklicken. Da erfahren wir gleich, dass inzwischen sogar ein zweites großes Mosaik gefunden wurde. Eins stellt ja das bereits bekannte Bild des Kremls dar, das zweite zeichnet eine Landkarte des europäischen Teils der Sowjetunion. Hier könnt ihr den interessanten Fund der Mosaike mittels der zur Verfügung gestellten Bildern anschauen.


    Außerdem steht geschrieben, dass aufgrund der Dimensionen der Mosaike sie sich nicht in die räumliche und technische Konzeption der zukünftigen Magazinbereiche integrieren lassen. Die örtliche Denkmalpflege und der Eigentümer hätten sich darauf verständigt, die Mosaike abzunehmen und zu sichern. Wenn ich das richtig sehe, machen die Architekten aber Vorschläge, die Mosaike in Teilen doch erlebbar zu machen. Das letzte Wort scheint also noch nicht gesprochen.



    Auf dem folgenden Bild seht ihr die Planungen zum Umbau des ehemaligen Sowjetischen Pavillons. Der grüne Teil steht der Öffentlichkeit zur Verfügung, in dem blauen Teil wird das Magazin integriert. Darüber befinden sich die Büroetagen. Auf dem Bild rechts ist ein Vorschlag von den Architekten zu sehen, wie man einen Teil der Mosaike für die Öffentlichkeit erlebbar machen könnte. Naja...

    Bild: f29 architekten

  • Die Bilder zeigen erstmals, was für ein atemberaubendes und deutschlandweit einmaliges Denkmal es hier geht. Man zeige mir ein vergleichbares Ensemble, das so viel über den sowjetischen Einfluss auf die DDR und das ästhetische Kunstverständnis der Epoche erzählt wie diese Mosaike. Es dürfte wohl nur in Sachsen vorstellbar sein, dass man ein solch einmaliges Denkmal nicht in seiner ganzen Wirkung und (ja) Pracht erhalten wird. Eigentlich müsste man diese Fotos in Großformat auf den Augustusplatz hängen, um den Leipzigern vor Augen zu führen, was hier dem Untergang geweiht ist.


    P.S.: Die Visualisierungen zeigen übrigens, dass noch mehr Mosaike als Kreml und Landkarte erhalten sind. Offensichtlich wurde auch mindestens noch die Elektrifizierung gewürdigt, die von den Kommunisten immer als eine wesentliche Errungenschaft ihrer Herrschaft glorifiziert wurde. Diese Kunstwerke und auch der Umgang mit Ihnen schon zu DDR-Zeiten bis in die heutige Zeit erzählen die Geschichte des Kommunismus in Kurzform.

  • ^ Mir fehlen die Vergleiche, aber ich denke auch, dass diese Mosaike aus der Stalinzeit zu den imposantesten Kunstwerken aus dieser Zeit in der ehemaligen DDR gehören. Es ist mir ein Rätsel, wie diese in Vergessenheit geraten konnten. In diesem Zusammenhang wäre eine öffentliche Diskussion und das Thema in der Lokalpresse angebracht, wie mit den Gemälden umgegangen werden sollte. Dass die LVZ in ihrem jüngsten Artikel die Gemälde und Entscheidung der Denkmalbehörde gar nicht erwähnt, finde ich seltsam.


    Aus aktuellem Anlass binde ich die beiden Mosaike ins Forum ein. Wie lguenth1 bereits erwähnte, gibt es anscheinend noch ein drittes Mosaik.


    Kreml-Mosaik




    Landkartenmosaik der Sowjetunion (europäischer Teil)




    Visualisierung Stadtarchiv mit Ausschnitt eines weiteren Mosaiks im Hintergrund

    Bilder: f29 Architekten

  • Außerdem steht geschrieben, dass aufgrund der Dimensionen der Mosaike sie sich nicht in die räumliche und technische Konzeption der zukünftigen Magazinbereiche integrieren lassen. Die örtliche Denkmalpflege und der Eigentümer hätten sich darauf verständigt, die Mosaike abzunehmen und zu sichern.

    Vielleicht wäre es auch möglich gewesen, das Konzept noch einmal zu überarbeiten, nein?


    Auf dem folgenden Bild seht ihr die Planungen zum Umbau des ehemaligen Sowjetischen Pavillons. Der grüne Teil steht der Öffentlichkeit zur Verfügung, in dem blauen Teil wird das Magazin integriert.

    Wo genau befinden/befanden sich die Mosaikbilder? Ich vermute in dem blauen Bereich, an der Stirnseite der Halle. Die dargestellte Präsentation, bei der man das Riesenbild gewissermaßen nur aus der Ameisenperspektive betrachten kann, ist hoffentlich nicht ernst gemeint.
    Interessant wäre auch noch, welche Version der Halle im "grünen Bereich" geplant ist - auf dem Bild sieht es nach einer Mischung aus Originalfassade, 50er Jahre Stalin-Pomp und 70er/80er(?) Überbauung aus. Was soll aus den SOWJET-Buchstaben und dem Leninkopf werden (wo ist der eigentlich?)...


    Ich habe zwar die Entwürfe zur neuen Brücke gefunden (Link), aber kein Foto des jetzigen Denkmals. Wenn die neue Brücke (oder nur die Demontage?) 2,3 Millionen Euro kosten soll, würde mich schon interessieren, ob der Zustand der existierenden Messebrücke wirklich so marode ist


    Also Bilder gibt es reichlich... :D







    ...es gab noch eine weitere Brücke:



    ...wie auch auf diesem Plan zu erkennen ist:



    Das Problem in Bezug auf eine sinnvolle Erhaltung ist u.a. auch, dass die Brücke im Normalfall von unten (so wie auf den Fotos) nicht mehr zu sehen ist, weil sich dort keine Haltestelle oder Wege mehr befinden.
    Insofern wäre es aus meiner Sicht vor allem notwendig, die alten Proportionen beim Neubau zu erhalten und den Übergang zur Straße des 18. Oktober wieder entsprechend der Sichtachse zum Völkerschlachtdenkmal zu gestalten.

  • In der LVZ gab es am Montag einen größeren Artikel über anstehende Neubauten im Wissenschaftsbereich. Neben Projekten, die in Bau oder direkter Planung sind und über die wir hier im Forum ganz gut informiert sind (BWZ, UFZ, DBFZ, wird auch mal wieder der Neubau des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) erwähnt, der nun tatsächlich 2017 konkret werden könnte (die Ausführungsplanungen laufen schon) und mit 34 Mio. Euro veranschlagt ist (weitere 7,8 Millionen Euro sollen dann zusätzlich in ein Idiv-Forschungsgewächshaus im Botanischen Garten fließen). Leider schweigt sich der aktuelle Vermarktungsplan der LEVG weiterhin darüber aus, wo dieser Neubau entstehen könnte. Vielleicht geht es ja endlich mal am Deutschen Platz weiter, beispielsweise durch das Ersetzen des Torhauses.

  • ^ ist das sicher? Interessanterweise wird das Grundstück an der Ecke zur Semmelweisstraße gar nicht mehr als Baufeld angegeben. Was bedeuten würde, dass es nicht mehr zur Verfügung steht und eine Planung dafür im Gange ist.


    Ich hatte mal davon gelesen das genau dieses Grundstück dem Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) gegeben wurde. Vielleicht war es aber auch die Max-Planck-Gesellschaft.


    Das von 'Dase' erwähnte Torhaus ist, meines Erachtens, für eine weitere Erweiterung der Bio-City reserviert. Es soll aber wohl noch einige Jahre dauern. Im Plan ist diese Stelle als "BF 2b" dargestellt. Eine jetzt schon gewisse Erweiterung der Nationalbibliothek ("Deutschen Bücherei") ist entlang der Curiestraße - zwischen Deutscher Platz und Philip-Rosenthal-Straße - geplant. Damit bekommt das Areal um den Deutschen Platz schon langsam eine Raumfassung.

  • wobei das Torhaus (meint ihr das alte betonöse Messehaus) schon verschwinden sollte zugunsten einer echten Straßen-Blick-Achse.

  • ^ ja, genau dieses. Das Torhaus wird definitiv verschwinden. Mir wurde aber einmal mitgeteilt, dass man sich damit so lange zeit lässt bis die Grundstücke rechts und links wirklich in Angriff genommen werden. Ich denke, es wird noch eine Weile dauern. Für mich auch interessant, wie man den städtebaulichen Anschluss des Areals and Philip-Rosenthal-Straße verwirklichen wird. Denn die alte 'Messehalle 7' ist grauenhaft.

  • ^ M.E. kann die Großstruktur der Halle 7 (gern auch mit neuer Fassade) als Reminiszenz an die alte Nutzung als Messegelände dort schon erhalten werden, der Philipp-Rosenthal-Straße eine neue Fassung zu geben wird auf der Südseite eher Aufgabe des Abschnitts zwischen Semmelweis- und Verlängerung Perlickstraße/Karl-Siegismund-Straße (du erwähnst dort ja die perspektivische Erweiterung der Nationalbibliothek) sowie im Norden des Abschnitts von Karl-Siegismund- bis zur Prager Straße sein. In dem Zusammenhang schade, dass die Fläche nördlich BF 3b zwischen Curiestraße und Halle 7, also u.A. die Straßenbahnwendeschleife, gar nicht in die Vermarkung aufgenommen wurde, vermutlich wegen der Eigentumsverhältnisse.


    miumiuwonwon: meinst du BF 6a mit Halle 8 / Luckybike-Store, BF 6b mit Halle 13 (im Plan als reserviert gekennzeichnet) oder das mit einer 6 markierte Grundstück südlich von izi und Halle 12, das eigentlich zu BF 9 gehört?

  • ^ @Dase: ich meinte die Brache, auf der die Strandbar La Playa bis letzten Sommer stand, also das mit einer 6 markierte Grundstück südlich von izi und Halle 12, das eigentlich zu BF 9 gehört.

  • Hornbach plant einen Bau- und Gartenfachmarkt in der über 10.000 Quadratmeter fassenden denkmalgeschützten Messehalle 17 von 1920/21 zu errichten.


    Das aus drei Flugzeughallen aus dem 1. Weltkrieg errichtete Mittelschiff sowie das 1937/38 hinzugekommene Säulenportal seien unbedingt zu erhalten. Der Denkmalschutz wünscht sich natürlich einen kompletten Erhalt der Halle, so auch die um 1937 errichteten Seitenschiffe. Der Investor prüfe aber noch, ob und wie diese Gebäudeteile bei einer Umnutzung Bestand haben können.


    Quelle: LVZ-Bezahlartikel von heute


    Bestandsbild Messehalle 17


    Bestandsbild Mittelschiff Messehalle 17

  • Der zuletzt in 384 angesproche Umbau des Sowjetischen Pavillions zum Stadtarchiv gestaltet sich gerade so.

    Der Teil, welcher komplett umgebaut werden soll, fehlt nun.


    Am Ende der Landsteinerstraße entsteht ein Labor- und Bürogebäude. Links schließt sich das Gelände des Haema Blutspendedienstes an.


    Und noch ein schneller Blick auf den Firmenstandort der publity AG auch in der Landsteinerstraße.

  • Die LVZ berichtet heute in ihrer Printausgabe, dass neben dem WLP auch die Alte Messe als künftiger Verwaltungsstandort in Betracht gezogen wird. Die Halle 12 könnte künftig das Jugendamt sowie weitere Verwaltungsarbeitsplätze beherbergen, und die Halle 7 bei einem Um- oder Neubau bis zu 1700 Büroarbeitsplätze bieten. Beide Hallen gehören der Stadt, ein Umbau würde ersten Schätzungen zufolge 180 Mio. Euro kosten. Bis zum Frühjahr 2017 sollen der Verwaltungsspitze eine konkrete Stellenprognose sowie ein Feinkonzept zur künftigen Unterbringung vorliegen, die eine Standortentscheidung ermöglichen.

  • Den Umbau der Messehallten halte ich für ziemlichen Quatsch. Die Stadt sollte hier, bei einer positiven Standortentscheidung, neu bauen. Damit würde man eine städtebaulich Verbesserung herstellen und könnte neu enstehende Grundstücke für Forschung frei halten oder verkaufen. Was soll die Idee einer umgebauten Messehalle für 180 Mio Euro?

  • Sehe ich genauso. Dadurch verliert die Technische Messe immer mehr ihr Gesicht. Bald - eigentlich schon jetzt - kann man sich fragen, was ist von der Messe noch übrig geblieben, und das nicht nur äußerlich. Die Messehalle 7 muss so erhalten bleiben, wie sie ist. Die Halle 12 ist ein architektonisches Highlight. Da Büroräume reinzubauen, zerstört die Hallen komplett. Abgesehen davon, dass seitlich jede Menge Fenster fehlen. Schon jetzt finden den Abriss des Zwischenstücks von Sowjetischer Pavillon und Halle 12 nicht alle super. Selbst im Denkmalpflegeamt.

  • Naja, eines der Gesichter der Alten Messe ist die recht monumentale Erscheinung der Messehalle 7 von der Philipp-Rosenthal-Straße schon, auch wenn die Fassade natürlich nicht mit den Industriebauten früherer Jahre mithalten kann. Einbauten in solche Hallen unter Offenhaltung der alten Struktur können aber durchaus ihren Reiz haben (bspw. RDM Rotterdam 1, 2, Tate Modern oder das Konzept für die Battersea Power Station Turbine Hall), zumal die Verwaltung explizit betont, dass im Feinkonzept auch Aspekte der modernen Arbeitswelt eine Rolle spielen werden, also nicht unbedingt nur klassische Büroboxen entstehen werden. Ich fände das eigentlich ganz spannend.