Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus

  • ^Breslau scheint es dir ja echt angetan zu haben.
    Ich habe schon lang niemand mehr über das HUF jammern hören, wenn man von Journalisten absieht. Ich verstehe nicht so ganz, worauf du hiermit eigentlich hinaus willst. Stört dich, dass kein Disneylandraum mit "Freddy"-Püppchen am Esstisch vorgesehen ist? Oder was stört dich konkret am HUF?

  • Aber Hand aufs Herz:Einen Bau wie die Elbphilharmonie hätte man schon auch gern hier gesehen ...


    Wenn in Hamburg jetzt eine Elbphilharmonie gebaut wurde, dann hat Hamburg nicht vorgelegt, sondern nur zu Berlin aufgeschlossen.


    Eine Elbphilharmonie gibt es in Berlin doch bereits seit vielen Jahrzehnten. TwistedRoad, der als Wohnort Berlin angibt, scheint nicht zu wissen, daß in seiner Heimatstadt eine weltberühmte Philharmonie existiert. Die Neue Philharmonie Berlin ist einer der berühmtesten Konzertsäle der Welt und gilt als architektonische Ikone. Die dort auftretenden Berliner Philharmoniker gelten als eines der besten Orchester weltweit. Es ist wahrscheinlich sogar das weltweit renommierteste Orchester. Hier haben schon Jahrhundert-Dirigenten wie Herbert von Karajan oder Claudia Abbado den Taktstock geschwungen. Für jeden Dirigenten dieser Welt ist es das Karriereziel, die Berliner Philharmoniker zu dirigieren. Und jetzt wird hier die Geschichte erzählt, daß Hamburg mit seiner Elbphilharmonie an Berlin vorbei ziehen würde.

  • ^^ Ich würde es nicht als "Disneyland" bezeichnen, bloß als Museum (in Xanten wird auf Puppen gezeigt, wie sich die Leute in der Antike gekleidet haben - und rekonstruierte Innenräume inkl. Möbel und anderer Gegenstände gibt es viele). Innenarchitektur ist nicht minder interessant und einige Rekonstruktionen wert als die Fassaden. Statt große Schiffe mit Brechen in die Hülle zu quetschen hätte man eine Nutzung finden können, bei der auch etwas vom Inneren gezeigt werden könnte. In Warschau wurde ja alles komplett wiederaufgebaut - die Fassaden und die Innenräume.

    3 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • ^ich war noch nie in Polen, zur Qualität der dortigen Rekos kann ich nichts sagen. Aber nochmal, hier wird nicht das Stadtschloss rekonstruiert. Der Bund hätte ebenso auf die Schaufassaden verzichten und dem HUF eine zeitgenössische Fassade geben können (Abriß des PdR war gesetz, an diesem zentralen Ort konnte so oder so nicht dauerhaft eine Wiese bleiben, so oder so wäre hier ein Kulturbau gekommen - wenn nicht das HUF vom Bund, dann vielleicht die neue ZLB o. ä.). Die Schaufassaden musst du als Teil der Dauerausstellung des HUF sehen, als Exponate, ebenso wie das Südseeschiffchen. Wenn du mal vom Gedanken weg kommst, dass hier das alte Stadtschloss Berlin rekonstruiert wird, dann siehst du, wie gewieft das eigentlich ist.

  • Die Ausgangslage von Hamburg und Berlin ist doch völlig unterschiedlich.
    Ganz ehrlich wenn man im Ausland nach einem Hamburger Baudenkmal, Gebäude oder ähnliches fragt, ich bin mir sicher 90 Prozent wüssten darauf keine Antwort, weil es einfach gar nichts gibt was international bekannt ist, den Hafen und Fischmarkt lass ich mal aussen vor, ist ja kein Gebäude und den Hamburger Michel kennen vielleicht die Norddeutschen, selbst in Bayern ist der nur noch mäßig bekannt.
    Für Hamburg ist es absolut fantastisch die Elbphilharmonie gebaut zu haben und das ist eher ärgerlich für München oder ähnliche Städte, viel weniger für Berlin.
    Das ist beste PR und Stadtmarketing und rechtfertigt dadurch auch die Kosten.


    Ausserdem, so wichtig das Konzerthaus auch sein mag, das Orchester ist noch wichtiger bei der Wahrnehmung und da ist Berlin schon eine andere Liga.


    Ich denke wir sollten uns freuen dass es die Elbphilharmie gibt und nicht vergessen, dass sie niemals gebaut worden wäre, wenn die Planung und Kostenschätzung richtig gewesen wären, es war ein glücklicher Unfall, oder vielleicht sogar eine bewusst oder unbewusst in Kauf genommene Täuschung um es zu realisieren, wer weiss das schon.
    In Deutschland sind solche Bauten im Prinzip nicht möglich, da öffentliche Gelder nun mal nicht in dem Masse zur Verfügung stehen.


  • In Deutschland sind solche Bauten im Prinzip nicht möglich, da öffentliche Gelder nun mal nicht in dem Masse zur Verfügung stehen.



    Es gibt kein anderes Flächenland, das soviel für Kultur ausgibt. Nur eben nicht konzentriert in 1-2 oder 3 größten "Vorzeigestädten", sondern genauso in Ulm oder Passau. Oder eben nicht nur Hamburg, sondern auch in allen anderen etwas größeren Städtchen Norddeutschlands.


    Der Zweck bundesdeutscher Kulturförderung ist nicht Prestige, sondern echte Kulturförderung in der Fläche. Ähnlich ist ja unser Hochschulsystem aufgebaut (ja, die Briten haben Oxford, die Amis Harvard, aber jenseits davon ist man bei den Provinzunis, für die Masse der Studenten, dort doch wesentlich schlechter als an unseren Provinzunis aufgestellt). Die Nachkriegs-DNA der Bundesrepublik war jene der sog. nivellierten Mittelstandsgesellschaft, wie man das damals nannte. Da war auch Understatement Programm (eine Gesellschaft muss reich genug sein, um keinen Wert mehr darauf zu legen, seinen Reichtum zu zeigen - darum ist im armen Russland, wo die Senioren auf dem Land ihr eigenes Essen anbauen müssen um nicht zu hungern, der Oberschicht der Goldkitsch besonders wichtig, darum ist in der Schweiz, wo der Massenwohlstand noch im Zentrum steht, gepflegtes Understatement "Programm", ähnlich auch im reichen Norwegen, wo die neue Oper der Hauptstadt Oslo betont nüchtern und "geduckt" ausfiel,...). Darum baute man, als die alte Bundesrepublik noch zu den mit Abstand reichsten Gesellschaften der Welt gehörte, als Vorzeigebau so und darum baut man heute, wo unser Wohlstand aus verschiedenen Gründen sukzessive erodiert, so.


    Wir entfernen uns davon weg, hin zur internationalen Normalität einer starken sozialen Spreizung und einer Fokussierung auf wenige Zentralstädte. Mehr können oder wollen wir uns gesellschaft nicht mehr leisten. Somit ist die Renaissaince von Prestigebauten, die Elbphilharmonie ist ja da eben gerade nicht die Ausnahme, wir diskutieren hier gerade über das HUF mit Barockfassade, ein eher zweischneidiges Schwert.

    4 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • "Ein Traum wird Realität" - das war häufig der Tenor bei der Veranstaltung. Ich war auch da und habe mich mal umgesehen. Mhm - Herr v. Boddien hat außerplanmäßig die Veranstaltung genutzt, um für seine Weltanschauung zu missionieren - da wurde den anderen (kritischen) Perspektiven der von den Gründungsintendanten eingeladenen Referierenden kaum Raum gelassen. Eigentlich hatte ich schon halbwegs meinen Frieden mit dem Faktischen gemacht und diese Rekoseligkeit von Bildern vergangener Zeiten, die an diesem zentralen Ort heraufbeschworen werden, als Ausdruck der aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzung um das Rollback der "konservativen Revolution" vs. pluralistischer und emanzipatorischer Weiterentwicklung. Ich war dann heute aber doch einigermaßen schockiert über die reaktionäre Ausrichtung vieler der "Reko-Jünger", die für sich eine ausschließliche Hegemonie über den (Stadt-)Raum und die Gesellschaft beanspruchen - ohne eine Spur kritischer Selbstreflexibilität... - Das macht mir schon Angst...

  • @ Stadtstruktur,


    sämtliche Rekonstruktionsbauten die nach 1945 erstellt wurden stehen nicht zu Debatte und werden auch nicht als Fehler bezeichnet.


    Viele "Architekturexperimente" nach 1945 stehen in der Kritik und es wurden neue Wortschöpfungen kreiert "Bausünde" und "Stadtreparatur". (Diese Wortschöpfungen werden ausschließlich für Gebäude der 60er und 70er Jahre verwendet und sonst für keine anderen Gebäude des Baubestandes in Deutschland)


    Was konkret stört dich denn an dem Humboldforum im Form des Stadtschlosses? Gehst du davon aus, dass es architektonisch ein Flop wird? Kennst du ein vergleichbares Beispiel? Gibt es Beispiele wo Bausünden aus den 60er/70er Jahren abgerissen wurden und irgendjemand ernsthaft fordert diese wieder aufzubauen?


    => Wenn also niemand fordert diese jemals wieder aufzubauen, woran könnte das denn liegen?

  • Was Stadtstruktur stört hat er doch eindeutig benannt: Die grundsätzlich reaktionäre Haltung einiger Rekojünger die die Errichtung von Rekonstruktionen eben nicht als Stadtreparatur verstehen, sondern sie für politische Zwecke nutzen...


    Ich persönlich konnte früher nicht verstehen warum die Berliner n ollet Schloss wiedererichten wollten.
    Seid ich in Berlin lebe und häufiger die Museumsinsel besuche kann ich es sehr gut verstehen...

  • ^Über die Berliner mache ich mir da gar keine Sorgen, die hatten und haben schon immer eine gesunde Distanz zu politischen Strömungen bewiesen. Diese unsägliche und falsche Verquickung von Rekonstruktionen mit meist populistischen politischen Posititonen wird ja eher von Auswärtigen in die Stadt getragen.

  • Wenn zeitgenössische Architektur in der Lage wäre, mehr als nur einen bescheidenen, elitären Kreis anzusprechen, gäbe es auch keine Sehnsucht nach Rekonstruktionen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel (Reichstagskuppel, Ausstellungsbau DHM, Hauptbahnhof). Aber schon vor dem Schloss, beim Einheitsdenkmal, droht ja die nächste Pleite der Zeitgenossen.
    Es ist dabei für mich durchaus nachvollziehbar, dass angesichts der Bevorzugung monarchischen Prunks gegenüber der angeblich demokratischen Moderne eine gewissen Verbitterung herrscht. Schließlich kann man das mit Fug und Recht als größtmögliches Armutszeugnis betrachten. Nur leider hat sich noch kein prominenter Rekofreund als Monarchist oder anderweitig Reaktionärer geoutet. Sodass die auf anderen Feldern von Wissenschaft, Kunst und Kultur ja meist recht erfolgreichen Verleumdungskampagnen zur Unterstellung undemokratischen Gedankenguts noch ins Leere laufen.

  • Odysseus: Ich sehe das genauso. Mit dem Schloss wird endlich das architektonische Herz der Stadt wieder zum "Leben" erweckt. Man merkt jetzt schon, sei es in den Medien oder Umfragen, dass die positive Resonanz zunimmt. Vielleicht wird dieses Kunstwerk ähnlich wie in Dresden die Frauenkirche mehr Interesse für ein historisches Zentrum in der Bevölkerung hervorrufen.


    Stadtstruktur: Du malst meines Erachtens mal wieder "Schwarz"! Schon wieder kommt der pauschalisierende Vorwurf des Hegemonieanspruches gegenüber Fans von Rekonstruktionen! Auch ich sehe mich als Fan davon, lehne aber eine politische Einvernahme vollkommen ab. Daher kann ich mit dem Vorwurf weiterhin nichts anfangen. Zitiere doch auszugsweise einmal die diesen Vorwurf bekräftigende Aussagen von den "Reko-Jüngern", die Dich auf der Veranstaltung so beängstigt haben? Um wen handelt es sich bei diesen "Reko-Jüngern", um wie viele handelt es sich denn, sind sie denn repräsentativ? Wieso ist Herrn von Boddiens Handeln "außerplanmäßig" gelaufen und was ist denn seine Weltanschauung, für die er "missioniert"? Kannst Du das einmal näher erläutern? Ansonsten ist es doch nicht verwunderlich, dass auf einer Veranstaltung zu einer Rekonstruktion, diese auch als Hauptthema dominiert. Umgekehrt würde auf einer Veranstaltung zur Moderne doch auch nicht unbedingt mit dem Thema Rekonstruktion zu rechnen sein, sondern die Moderne würde als Thema dominieren.


    Warum forderts Du nur von Reko-Befürwortern "kritische Selbstreflexibilität" und erhebst Hegemonievorwürfe? Wo äußerst sich denn die selbstkritische Auseinandersetzung bei Vertretern der "Moderne", wie z. B. unserer Senatsbaudirektorin, das Symbol von praktizierter Hegemonie in der Berliner Stadtplanung schlechthin?


    Du erweckst stets den Eindruck, als würden in Berlin derzeit zu 90% Rekonstruktionen entstehen. Die Fakten sprechen aber eine andere Wahrheit: Es sind nur sehr wenige.


    Ich bin am Freitag auf dem Spendertag auf der Schlossbaustelle gewesen. Nach der ersten zu bestaunenden Pracht fiel mir auf dem Rückweg die trostlose Gegend, die einstmals die Berliner Alstadt beherbergte, besonders negativ auf. Mir fehlt jegliches Verstädnis dafür, dass solch eine verkorkste Stadtplanung erhalten bleiben soll. Meine große Hoffnung ist daher, dass mit dem fertigen Schloss, auch der Wunsch nach einer neuen "Altstadt" weiter wächst und diese verwirklicht wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Klaas Sneyder ()

  • "Ein Traum wird Realität" - das war häufig der Tenor bei der Veranstaltung. Ich war auch da und habe mich mal umgesehen. Mhm - Herr v. Boddien hat außerplanmäßig die Veranstaltung genutzt, um für seine Weltanschauung zu missionieren - da wurde den anderen (kritischen) Perspektiven der von den Gründungsintendanten eingeladenen Referierenden kaum Raum gelassen. Eigentlich hatte ich schon halbwegs meinen Frieden mit dem Faktischen gemacht und diese Rekoseligkeit von Bildern vergangener Zeiten, die an diesem zentralen Ort heraufbeschworen werden, als Ausdruck der aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzung um das Rollback der "konservativen Revolution" vs. pluralistischer und emanzipatorischer Weiterentwicklung. Ich war dann heute aber doch einigermaßen schockiert über die reaktionäre Ausrichtung vieler der "Reko-Jünger", die für sich eine ausschließliche Hegemonie über den (Stadt-)Raum und die Gesellschaft beanspruchen - ohne eine Spur kritischer Selbstreflexibilität... - Das macht mir schon Angst...


    Sehr befremdlich was sie da äußern. Warum so verkrampft und ängstlich? Handelt es sich dabei um die berühmte German Angst? Die Welt wird durch Rekonstruktionen nicht untergehen. Sehen sie diese doch viel mehr als Bereicherung an.
    Unsere Außenminister residieren seit 18 Jahren in dem Nazi-Gebäude der ehemaligen Reichsbank. Die Finanzminister agieren im ehemaligen Reichsluftfahrtministerium. Na und? Was soll's? Es sind nur Gebäude. Oder wurde seitdem rechtsradikale Politik betrieben?


    Ist es nicht viel mehr ein Fehler Architektur zu politisieren? Architektur sollte doch eine reine Geschmacksfrage sein. Gebaut werden sollte was gefällt. Und da darf es in einem demokratischen und freien Land keine Tabus geben. Und wer sollte in einer Demokratie bestimmen was gefällt und gebaut werden darf? Ein kleiner elitärer Kreis aus Künstlern, Architekten und Städtebauern? Sollte überhaupt eine Richtung vorgegeben werden?


    In Berlin werden DDR Bauten unter Denkmalschutz gestellt, die einem Staat entstammen, der seine Bürger eingesperrt hat und flüchtende an der Grenze eiskalt abknallen ließ. Deren Eliten (SED Parteikader)in abgeschirmten Siedlungen in Saus und Braus lebten, während die normale Bevölkerung rationiert wurde. Sollte man an so einen Staat durch den Erhalt seiner Bauten erinnern? Neuerdings werden sogar Stimmen laut. die die Rekonstruktion des Palastes der Republik fordern.
    Sind die Bewürworter daher automatisch alle Stalinisten bzw. Kommunisten?


    Vielleicht sind gerade die Anhänger des funktionalen Bauens so politisiert, weil ihnen ansonsten schnell die Argumente ausgehen würden.
    Denn wie will man aus rein ästhetischer Sicht den Erhalt eines Plattenbaus oder des Marx-Engels-Forums begründen?


    Anstatt immer wieder mit der politischen Keule zu schwingen, sollte man vielleicht endlich akzeptieren, dass das moderne Bauen in einer Sackgasse bzw. Krise steckt. Denn zu oft gilt:


    Modernes Bauen = funktional = schlicht = langweilig


    An Architekten wie Antoni Gaudi und Frank Gehry sollte man sich orientieren, die wirklich versucht haben neue ästhetische Arckitektur zu kreieren, durch interessante Formen oder aus der Natur entlehnter neuer Ornamentik.

  • Na ja, gerade die Ziegelplombe am Dom ist m.E. ein besonders gutes Beispiel dafür, wie ein ein authentisches Geschichtszeugnis ohne zwingende Notwendigkeit getilgt wurde. Ich habe diesen Pfeiler in meiner Kölner Zeit selbst noch gesehen und mich über die geschichtlichen Hintergründe dieser offenen Wunde informiert. Heute können nur noch sehr aufmerksame Beobachter anhand der helleren Steine erkennen, dass hier überhaupt mal was passiert ist.
    Für die Berliner Fama stellt sich ebenfalls die Frage, ob die fehlenden Teile das Gesamtbild so sehr stören, dass sie unbedingt ergänzt werden müssen?


    Bezieht sich hierauf.
    Bato

  • Na ja, gerade die Ziegelplombe am Dom ist m.E. ein besonders gutes Beispiel dafür, wie ein ein authentisches Geschichtszeugnis ohne zwingende Notwendigkeit getilgt wurde. Ich habe diesen Pfeiler in meiner Kölner Zeit selbst noch gesehen und mich über die geschichtlichen Hintergründe dieser offenen Wunde informiert. Heute können nur noch sehr aufmerksame Beobachter anhand der helleren Steine erkennen, dass hier überhaupt mal was passiert ist.


    Ach wirklich? Bei deiner Beschreibung könnte man denken, du sprichst von Rom oder Mailand.
    Mal ganz im ernst, wo wenn nicht in Köln ist die Zerstörung der Stadt aber nun wirklich an jeder Ecke erfahrbar? In Köln wirst du keinen einzigen Straßenzug finden, in dem die Narben des Krieges nicht abzulesen sind.
    Warum an dann bei den wenigen erhaltenen Bauten (Dom, Dom-Hotel, etc.) diese Wunden noch weiter erhalten soll und damit notgedrungen die Ästhetik der Bauten massiv schädigt, erschließt sich mir nicht.
    Gerade ein Mehr an Harmonie und Geschlossenheit wäre nötig, um gerade an ausgewählten Stellen dann auf diese Brüche aufmerksam zu machen.


    Wenn aber die ganze Stadt einen einzigen Bruch darstellt, dann nimmt die Sensibilität der Menschen für die Geschichte wohl eher ab als zu. Daher kann ich diesem Konzept, Wunden an jeder Straßenecke offen zu halten, rein gar nichts abgewinnen.

  • Der Bau wird ein Traum. Eine solche Plastizität wie man sie hier bei der Fassade bewundern kann, wo sieht man heute noch so etwas?


    Forum Shops in Las Vegas, wobei ich diese sogar wesentlich besser gelungen finde und ein sinnvolles, sich selbst tragendes Nutzungskonzept dahinter steht.

  • ^ Mir ist ganz neu, dass es in Las Vegas früher Schlösser gab, die jetzt wiederaufgebaut werden. Bisher dachte ich, vor 70-80 Jahren gab es dort nur eine Wüste.


    Es ist reichlich unsinnig, den Wiederaufbau des einst an genau dieser Stelle stehenden Gebäudes mit beliebigen Fantasiebauten zu vergleichen. Wenn das Nutzungskonzept zum Wiederaufbau nicht passt - den Bau kann man nur möglichst nach überlieferten Angaben errichten, dann hätte man ein besseres Nutzungskonzept finden sollen.


    @Bato: Ich glaube, dort finden wir uns wieder?

  • Die WELT zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft des Humbold-Forums (hier) uns spricht von "Berliner Irrsinn", bei dem nichts zusammen passe. Das komplette Konzept wird in Frage gestellt.


    Meiner Meinung nach ein sehr einseitiger Artikel, der eigentlich nur als persönliche Meinung der Autorin durchgehen kann, aber eben nicht als Kommentar gekennzeichnet ist (was heutzutage immer öfter der Fall ist...).

  • Dieser Artikel hat mir der Realität wenig zu tun. Es handelt sich meines Erachtens um Profilneurose. Autoren wollen sich selbst in Szene setzen und je reißerischer die Überschriften, je mehr Aufmerksamkeit können sie erzielen.


    Ich denke, das Konzept ist naturgemäß angreifbar und es werden sich noch viele daran reiben, nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass es ein Erfolg werden wird und für Berlin ein enormer Gewinn.

  • Aha, der Flughafen läuft super, die Sanierung der Staatsoper läuft super, die Museumsinsel läuft auch super, nur das Humboldtforum, das im Zeit- und Kostenrahmen liegt, ausführlichst und sehr kontrovers diskutiert und dann demokratisch beschlossen wurde, ist natürlich "Berliner Irrsinn" :nono:


    Der Dame scheint jeder Maßstab zu fehlen, was schon immer ein guter Indikator für eher provinzielles Denken gewesen ist, dessen Urteile sich immer ausschließlich im Rahmen der eigenen Weltanschauung im Kreis drehen, bzw. schimpfen, empören, aufblasen und verbal um sich schlagen ...


    Im Übrigen erscheint es mir ausgesprochen geschmacklos, die absolut ernstzunehmende Frage nach der Provenienz der Sammlung und dem Umgang damit mit der Frage nach der architektonischen Gestaltung zu vermischen.


    Das Erstere ist eine über alles Politische hinausgehende Frage, die sachlich, ehrlich und aufrichtig zu klären bzw. aufzuarbeiten ist.


    Das Zweitere ist eine der ästhetischen und letztlich politischen Fragen, bei denen man dann ja die allfälligen Polarisierungen und Polemisierungen ("die verspielte Barockverzierung der auf den Rohbeton geklebten Fassade" - wie originell *gähn*) reichlich ermüdend gewöhnt ist.