Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • ^ändert nichts daran, dass der Ball jetzt beim Haushaltsausschuss ist.
    Vor der Bundestagswahl passiert da vermutlich auch nichts mehr. Und danach leben wir in der 19. Wahlperiode des Deutschen Bundestages. Der Bundestag hat zuletzt im Plenum in der 16. Wahlperiode einen Beschluss zum Einheitsdenkmal gefasst und darin dem Haushaltsausschuss das letzte Wort übertragen (siehe oben).


    Und rein nach der Geschäftsordnung des Bundestages hat sich die Sache, wenn man es genau nimmt, eh schon in der 17. Wahlperiode erledigt:
    GO Bundestag
    § 125 Unerledigte Gegenstände
    Am Ende der Wahlperiode des Bundestages gelten alle Vorlagen als erledigt.


    Das folgt dem Gedanke, dass nach einer Neuwahl des Bundestages die Karten neu gemischt sind und Vorgänger ihre Nachfolger nicht an politische Vorhaben der abgelaufenen Wahlperiode binden können sollen.


    Dass der Haushaltsausschuss die Sache bisher immer neu aufgegriffen hat ist politischer Goodwill, aber keine parlamentarische Pflicht aus einem Beschluss von Anno Dazumal. Verpflichtet sich damit überhaupt zu befassen ist der Haushaltsausschuss nur in der selben Wahlperiode, in der eine Sache an ihn zur Entscheidung verwiesen wird.


    Und die Linkspartei ist dagegen, Schulz wird RRG, falls möglich, nicht an solch einer Kleinigkeit scheitern lassen. Das sehen auch die Wippenfreunde so, weswegen es ja gerade ein letztes Aufbäumen gibt.

    5 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Zudem hält er es für unglaubwürdig, dass der Haushaltsausschuss 15 Millionen Euro für das Freiheits- und Einheitsdenkmal wegen zu hoher Kosten gestoppt hat und kurz darauf 18,5 Millionen Euro für die Kaiser-Wilhelm-Kolonnaden bewilligt hat. Er zeigt sich über die Entscheidungen entsetzt und hält sie für geschichtspolitisch fatal.


    "Geschichtspolitisch fatal"? Na ja, er ist ja in der SPD und muß Deutschland vor einer völlig normalen und gesunden Entwicklung des Nationalbewußtseins beschützen.


    Man könnte mit den Kolonnaden ein ideales dialektisches Einheitsdenkmal errichten - ohne historischen Waschzwang. Also Integration des zweiten Reichs in ein modernes Denkmal. Ich habe das sogar schon mit "Paint" ein bißchen hinbekommen. Werde ich mal hier demnächst posten.


    Genauso lächerlich, wie wir Deutschen einem gewissen Österreicher hinterher gelaufen sind, genauso lächerlich machen wir uns jetzt in die Hose, wenn es um ein bißchen Affirmation des Deutschland vor 1933 geht.


    Und die 18 Millionen für die Kolonnaden sind sicherlich besser angelegt als die 15 Millionen für ein Quatsch-Denkmal mit Sicherheitsmängeln, das eher Ausdruck einer zu überwindenden Infantilität ist, auf welcher Leute wie Björn Höcke fröhlich daher surfen.


    Man könnte mit einem dialektischen, integrierenden Einheitsdenkmal ein Zeichen setzen für unsere Gesellschaft und dafür, daß "ewige Schuld" kein sinnvolles Konzept ist.

  • Wenn hier etwas "entsetzlich" und "geschichtspolitisch fatal" ist, dann der Wippenbau auf der Schlossfreiheit. Dafür müsste nämlich der unter Denkmalschutz stehende Sockel mit seinen beeindruckenden Mosaiken und Gewölben zerstört werden, was die zweite Kulturbarbarei seit 1950 an diesem historischen Ort wäre. Wollen wir heute da weitermachen, wo die Kulturbarbaren damals aufgehört haben?


    Nein, wir sollten das Freiheits- und Einheitsdenkmal wie von Kulturstaatsministerin Grütters vorgeschlagen an einem anderen Standort realisieren, den Sockel mit seinen Mosaiken und Gewölben wie von Stadtentwicklungssenatorin Lompscher vorgeschlagen restaurieren und die Schlossfreiheit so verstehen, wie sie gemeint ist - als "Freiheit am Schloss".

    Einmal editiert, zuletzt von Architektator () aus folgendem Grund: Link hinzugefügt

  • Bevor man die Schüssel tatsächlich wie der aus der Versenkung holt, würde ich endlich mal eine auch nur annähernd realitätsnahe Visualisierung sehen wollen, wo alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen eingezeichnet sind. Wenn ich mich an die Dresdner Geländereskapaden erinnere, dürften die bisher gezeigten Stängchen angesichts der Fallhöhe nie und nimmer ausreichend sein.

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    Realitätsnähe ist ja genau das was dieser Wippe schon von Anfang an abgeht und auch nicht zur ihrer völlig überladenen Symbolik passt.


    Nein, wir sollten das Freiheits- und Einheitsdenkmal wie von Kulturstaatsministerin Grütters vorgeschlagen an einem anderen Standort realisieren, den Sockel mit seinen Mosaiken und Gewölben wie von Stadtentwicklungssenatorin Lompscher vorgeschlagen restaurieren und die Schlossfreiheit so verstehen, wie sie gemeint ist - als "Freiheit am Schloss".


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  • Bernd Neumann ist von der CDU nur so nebenbei der Richtigkeit halber, also nicht einmal einer von den vaterlandslosen Gesellen der SPD, ts ts ts


    Tja und es geht wieder los wie in den letzten 5000 Beiträgen
    copy und paste, alles wie gehabt
    wie ermüdend und gleichzeitig bestätigend, dass man dieses Denkmal so umsetzen sollte wie geplant.

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    Man muss auch mal loslassen können :)


    Noch ist ja "nichts" passiert. Klar, es gibt Planungen. Aber noch ist kein Baubeginn erfolgt und auch nicht in Sichtweite. Zeit genug um einstmals gemachte Fehler ganz demokratisch umzustoßen.

  • Nein, wir sollten das Freiheits- und Einheitsdenkmal wie von Kulturstaatsministerin Grütters vorgeschlagen an einem anderen Standort realisieren, den Sockel mit seinen Mosaiken und Gewölben wie von Stadtentwicklungssenatorin Lompscher vorgeschlagen restaurieren.


    Genau so sehe ich das auch.
    Wenn die Mosaike wieder (und dann auch sichtbar) liegen und die Gewölbe restauriert sind ist dem bestehenden Denkmalschutz überhaupt erst wieder Rechnung getragen, nicht mehr und nicht weniger.


    Wenn dem dann hoffentlich so ist müsste doch eigentlich jeder verstehen, daß die Errichtung der Wippe eine denkmalschutzwidrige Zerstörung des restaurierten Sockels bedeutet, vorallem ein durchtreiben der Gewölbe mit dann notwendigen Stahl-(unter) konstruktionen.



    Gruß, Jockel

  • ^ Wie wär's mit dem gigantischen leeren Rasen vor dem Reichstagsgebäude, eher im westlichen Teil, damit der Blick auf die Westfassade nicht verdeckt wird? Der Standort ist nicht minder prominent und man muss nichts zerstören.


    Es gibt gewaltige Kontroversen um den Standort direkt vor dem Schlosseingang. Wenn Herr Thierse & Co dennoch an diesem Standort stur festhalten, ohne eine bessere Lösung zu suchen, unterscheidet diese Manier nichts vom Agieren der Herren Honecker & Co, die ebenso irgend einen Beschluss in der Tasche hatten. Auch im Kommunismus wurde aber schon mal nach besonders viel Unmut in der Bevölkerung bisserl gegengesteuert und korrigiert.

  • ^ Ich glaube, die Gegend um den Reichstag links und besonders rechts davon, ist mit Denkmalen und Mahnmalen mehr als gut versorgt.


    Ein weiteres in unmittelbarer Nähe würde gefahrlaufen eher marginalisiert zu werden.


    Ausserdem bin ich der Meinung dass ein solches Denkmal unbedingt an die Stelle gehört wo es jetzt vorgesehen ist. Schliesslich haben sich hier vor und hinter dem PdR, Demonstranten versammelt am Abend des 7 Oktober 1989, während drinnen die Staatsführung den 40 Geburtstag der DDR feierte.


    PS. Der gigantische leere Rasen wie du ihn nennst heisst übrigens Platz der Republik und im Sommer kann man da prima rumbolzen.

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    Dann müsste es wohl vielmehr auf dem Alex stehen denn da fanden neben den großen Protesten auch die Kundgebungen diverser Bürgerrechtler statt.


    Die Fläche vor dem Reichstag bietet zwar genügend Platz zur Platzierung eines großen Denkmals, aber bei dem Ort bin ich auch zwiegespalten allein schon weil er im ehemaligen Westteil liegt.


    Neptunbrunnen auf den alten Standort vor's Humboldt-Forum und das Einheitsdenkmal vor's Rote Rathaus; das wäre mein Favorit.

  • ^ Das Reichstagsgebäude stand im Osten; die Mauer dort, wo jetzt der große Rasen ist (kaum als ein Platz wahrnehmbarer)? Welcher Ort wäre besser für das Einheitsdenkmal geeignet als an der Ost-West-Grenze? Und vor dem demokratischen Parlament? Selbst wenn die Grenze 100 Meter weiter östlich verlief - das ist immer noch grenznah genug.


    Viele Denkmäler gibt es in unmittelbarer Umgebung nicht - der Rasen ist gähnend leer.

  • ^ Das Reichstagsgebäude stand im Osten; die Mauer dort, wo jetzt der große Rasen ist (kaum als ein Platz wahrnehmbarer)?


    Das ist falsch --> klick mich. Das Reichstagsgebäude lag im britischen Sektor. Die Mauer verlief unmittelbar an der östlichen Seite des Gebäudes. Ein örtlicher Bezug zum Geschehen von '89 sollte imho schon sein. Sonst droht so ein Denkmal in die Beliebigkeit abzudriften.

  • Bei der Annahme, das Reichstagsgebäude wäre in Ostberlin gewesen, musste ich auch erstmal die Augen aufreißen. Ist denn vom einst so teuren und gefeierten Wiederaufbau durch Paul Baumgarten nicht einmal die Erinnerung daran geblieben?


    Der örtliche Bezug ist keine Petitesse. Der Platz der Republik wäre dann der beste Ort, wenn es wirklich um den Einheitsmoment geht und nicht nur um ein Denkmal für ostdeutsche Montagsdemos, ostdeutsche Massendemos, ostdeutsche Friedensgebete, ostdeutsche... vor dem Reichstagsgebäude wurde 1990 die erste, große Einheitspartei abgefeiert und wenn es um ein gesamtdeutsches Denkmal geht, dann kann man dem Ort daher viel abgewinnen, meine ich.


    Vielleicht war es von Anfang an ein hoffnungslos überladenes Konzept nicht nur ein Denkmal der Freiheit und eines der Einheit zu planen, sondern auch noch eines, das dezidiert der ostdeutschen Opposition gewidmet ist, was in sich eigentlich ein Widerspruch zum Einheitsdenkmal ist - also dem ganzen Volk und seiner gesamtdeutschen Einheit gewidmet. Eine Rückkehr des deutschen Volkes an das ihm gewidmete, gemeimsame Parlamentsgebäude ("Dem deutschen Volke") - das von Westdeutschland ja auch als gesamtdeutsches Parlament wiederaufgebaut wurde, der Plenarsaal stand bis zum neuerlichen Umbau durch Foster nämlich leer und wartete auf die Nutzung durch einen gesamtdeutschen Bundestag (er wurde so groß ausgelegt, dass Bundestag und Volkskammer gemeinsam darin Platz hätten und ist auch etwas größer, als Fosters Plenarsaal gewesen) nachdem die deutsche Einheit erlangt werde. Der Bauherr war der Bundestag. Der Bundestag, der auch das Einheitsdenkmal verabschiedete, es finanziert. Und nun auch tatsächlich dieses gesamtdeutsche Parlament darstellt. Da schließt sich schon ein gewisser, historischer Kreis, wenn man dieses Denkmal nicht nur der ostdeutschen Opposition widmen will und deshalb auf dem Platz der Republik stünde.


    Die Initiatoren, das ärgert mich so an dem ganzen Projekt, scheinen derartiges, wie auch den Standort, tatsächlich als eine Petitesse zu begreifen und gehen auf diese Dinge bis heute nicht ein.


    Es heißt von diesen nur immer sinngemäß, wer DIESE Wippe an DIESEM Standort nicht wolle, der vergreife sich am Andenken und dieser und jener Vorwurf. Eine komplett stoische Ganz-oder-Garnicht-Haltung, wie bei Theseus ja schon sichtlich gewirkt hat, der wiederholt resignierende Äußerungen dahingehend tätigt, dass wir uns ja eh nur im Kreis drehten und wir jetzt halt sehen müssten was entschieden würde (genau das ja aber nicht der Fall, der aktuelle Stand ist und bleibt "gecancelt", noch ist alles offen und wenn jemals ein Zeitpunkt war das Projekt öffentlich zu diskutieren, dann jetzt).

  • ...Der örtliche Bezug ist keine Petitesse. Der Platz der Republik wäre dann der beste Ort, wenn es wirklich um den Einheitsmoment geht und nicht nur um ein Denkmal für ostdeutsche Montagsdemos, ostdeutsche Massendemos, ostdeutsche Friedensgebete, ostdeutsche... vor dem Reichstagsgebäude wurde 89 die erste, große Einheitsparty abgefeiert und wenn es um ein gesamtdeutsches Denkmal geht, dann kann man dem Ort daher viel abgewinnen, meine ich ...


    Du meinst also weil damals Helmut Kohl es so entschieden hat, dass die Wiedervereinigung am 3.10. auf dem Platz der Republik stattzufinden hat und sich daraufhin 300.000 Menschen (unter anderem ich selbst) an diesem Abend dort versammelt haben..(Eine eher peinliche Veranstaltung wie ich erinnere weil man nicht recht wusste welches deutsche Liedgut sich für einen solchen Anlaß strapazieren liesse gab man den Pomp and Circumstance Marsch von Elgar zum besten...) wäre es eine gute Idee das Einheitsmemorial dort aufzustellen.
    Das finde ich wirklich banal, da der 3.10. ja völlig willkürlich gewählt ist und keinen Bezug zu irgendwas hat, was ja auch immer mehr Menschen auffällt.
    Ich plädiere für ein Memorial auf Rädern. Das kann man dann immer an den Ort schieben wo es gerade opportun erscheint. Das passt auch gut in die Zeit. Die Gedenkveranstaltung selbst ist ja auch zu einer Art Wanderzirkus verkommen jedes Jahr in einer anderen Stadt des Landes.

  • Nicht Helmut Kohl, sondern die DDR Volkskammer in ihrer letzten Entscheidung zur Selbstauflösung sowie der Deutsche Bundestag haben die Wiedervereinigung für den 3. Oktober 1990, 0 Uhr beschlossen, die Siegermächte saßen dabei auch mit am Tisch. Das ist ein Datum der Weltgeschichte und folgte nicht einer Laune Kohls. Man muss Kohl nicht zum "Vater der Einheit" überhöhen, aber man muss sie sich im Andenken auch nicht versauern lassen, nur weil Kohl darin eine Rolle spielte (und die "Bonner Republik" sich sicherlich ziemlich ungelenk bei dem Festakt verhielt, das offizielle Westdeutschland hatte es ja geradezu zur Staatsräson erhoben, "Anti-Gloria" darzustellen). Der Mauerfall war der Anfang des Wegs dorthin, diese Einheitsfeier war das Ende des Wegs zur Einheit.


    Du wirst das mit dem Memorial auf Rädern vermutlich ironisch gemeint haben, aber tatsächlich ist mir schon öfter der Gedanke gekommen, dass es sinnvoller wäre, nicht auf ein zentrales, teures Prestigeprojekt zu setzen, das die hohen Tiere in einer Zeremonie feierlich einweihen können, in einem Staatsakt wie er offenbar ja auch dir nicht zusagt (siehe deine Äußerungen zur Einheitsfeier - ich wäre gerne dabei gewesen...) - sondern der Einheitsprozess auch wirklich als solch ein Prozess sichtbarer gemacht wird. Als ein Einheitsweg quer durch Berlins Mitte, mit verschiedensten, kleineren Kunstwerken, die den einzelnen Stationen auf dem Weg zur Einheit auch adäquater gedenken können, als eine eierlegende Wollmilchsau, in das alles aus Thierses "Annus mirabilis" reingequetscht werden soll und daran ja nur scheitern kann.

  • ^ Ja, ich finde die ganze Idee für ein solches Denkmal mittlerweile so ausgelutscht und obsolet. Ein Denkmal wie auch immer und wo auch immer kann dem ganzen garnicht gerecht werden. Wir alle sind Teil dieses andauernden Prozesses, ein lebendiges Denkmal wenn du so willst. Allüberall finden sich Orte wo jenes und dieses im Zusammenhang mit der Vereinigung passiert ist, es bedarf nicht eines zentralen Ortes, an dem wahrscheinlich nichts in diesem Zusammenhang entscheidendes passiert ist.

  • Abgesehen davon, dass es keine schlüssige Idee gibt, wie das Ding am Ende aussehen soll, überzeugt mich auch keiner der hier vorgebrachten Standortvorschläge – weil das Denkmal ja für Freiheit und Einheit zugleich stehen soll. Die erwähnten Proteste vor dem Palast der Republik am 7. Oktober 89, die Massendemonstration auf dem Alex am 4. November oder auch die ersten Treffen von Oppositionellen in der Zionskirche Mitte der 80er taugen alle wunderbar als Hintergrund für ein Freiheitsdenkmal – nur ging es selbst auf dem Alex noch um den Sturz der SED-Alleinherrschaft und um eine demokratische DDR, von Einheit war dort nicht die Rede. Der Platz der Republik ist dagegen als Ort für ein Denkmal der Einheit geeignet, weil hier, wie erwähnt, am 3. Oktober 1990 der Staatsakt zum Beitritt der DDR in die Bundesrepublik stattfand. Die Freiheit hatten sich die DDR-Bürger da aber schon lange erkämpft.


    Der langen Rede kurzer Sinn: Es gibt in Berlin m.E. nur einen Ort, der beides symbolisiert: Das Brandenburger Tor, und das steht bekanntlich schon. Hier entstanden die Bilder, die seitdem in der ganzen Welt für die Revolution in der DDR und die Überwindung der Teilung stehen. Jedes neu geschaffene Denkmal, egal wie es aussieht und wo man es hinstellt, würde gegenüber der Aura dieses Ortes verblassen.


    Gut fände ich es allerdings, wenn die Proteste von 1989 im Stadtbild von Mitte sichtbarer wären. Z.B. könnte man Zitate der Kundgebung vom Alex in Bronze in das Pflaster des Platzes einlassen. Sätze wie diese des Schriftstellers Stefan Heym: "Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen nach all den Jahren der Stagnation, der geistigen, wirtschaftlichen, politischen, den Jahren von Dumpfheit und Mief, von Phrasengewäsch und bürokratischer Willkür, von amtlicher Blindheit und Taubheit." Das hätte doch was, oder?


    Wenn Herr Thierse & Co dennoch an diesem Standort stur festhalten, ohne eine bessere Lösung zu suchen, unterscheidet diese Manier nichts vom Agieren der Herren Honecker & Co.


    Wie kommt man denn auf so einen abstrusen Vergleich? Wolfgang Thierse sitzt nicht einmal mehr im Bundestag. Er ist ein elder statesman, der zu einer politischen Entscheidung steht, an der er vor Jahren als Abgeordneter beteiligt war. Mit den Herrschaftsstrukturen der DDR hat das überhaupt nichts zu tun.

  • ^ja, kann ich so unterschreiben. Ich fände aber gerade für die Zukunft schon wichtig, dass man in Berlin, wo man sich ja heute schon nicht mehr vorstellen kann, dass da mal eine Mauer und ein Todesstreifen war, gedenkt und dabei auch die Orte des Geschehens nutzt. Wir haben in Berlin unzählige Denkmäler, aber beinahe alle haben nur was mit Kriegen zu tun, seien es preußische Triumphe oder NS Verbrechen. Dass wir es gerade nicht hinbekommen sollen, ein bischen Erinnerung an die Einheitsfreude in unseren Alltag einzubauen, wäre doch ein Armutszeugnis.


    Das muss aber, wie gesagt, nicht durch einen zentralen, teuren, großen Denkmalknödel geschehen, den Vater Staat uns aus der Gulaschkanone des gigantischen Bundeshaushalts auf die Platte des alten Nationaldenkmals knallt. Bzgl. Denkmalkultur finde ich zB die subtilen Stolpersteine genial, so umstritten sie auch sein mögen. Etwas ähnlich dezentes, alltägliches muss doch auch für den Einheitsprozess möglich sein.


    Bzgl. dieser "alternativlosen" Wippe der Obrigkeit habe ich auch mitunter das Gefühl, dass sich Altvordere, die seinerzeit eine politische Rolle spielten, auch gerne selbst ein Denkmal setzen würden, das kann ich nicht belegen, aber das spräche dafür, das Thema Einheitsdenkmal vielleicht ganz anders anzugehen. Warum sollte man solch einen Einheitsweg nicht in 16 Einzelteile aufteilen und aus jedem der 16 Länder ein Beitrag eingehen - die Bundesrepublik ist ja schließlich ein Bund dieser 16 Länder und kommt überhaupt nur durch dieses Bündnis zu einer Existenz als Republik und dem Namen "Bundes"-Republik, die Einheit wurde auch verfassungsgeschichtlich durch den "Beitritt" der ostdeutschen Länder vollzogen, nicht durch eine "Fusion" von DDR und BRD. Damit würde auch die regional sicherlich sehr unterschiedliche Sicht auf die Einheit eingebaut und Berlin ist schließlich die Hauptstadt aller Deutschen, nicht nur der DDR Opposition oder der Bonner Politiker, die den 2+4 Vertrag verhandelt haben.


    Irgendwie in diese Richtung sollte es gehen... graswurzeliger und kleinteiliger.