Bebauung des Hauptmarkts

  • Mir ist es ehrlich gesagt etwas zu kitschig - so typisch um 1900 mit etwas zu viel Schmuckelementen. Aber trotzdem ist es natürlich weitaus schöner als der Kaufhof-Bunker.
    Im Stadtteil Lorenz gab es ja viele dieser Gebäude aus der Jahrhundertwende, ein paar existieren ja noch. Lorenz war und ist eben der Stadtteil mit den Geschäften in der Altstaddt.
    In Sebald waren dagegen bis zum Krieg mehr "echte" mittelalterliche Gebäude (meist Wohngebäude). Auch am Hauptmarkt waren viele solch alte Häuser. Leider hat man den Platz (vor allem die Südfront) nach dem Krieg äußerst einfallslos aufgebaut.
    Eine Rekonstruktion der alten Häuser, wie das an anderer Stelle gemacht wurde und wird, ist in Nürnberg offenbar nicht möglich. Sowohl Stadt, als auch Landesdenkmalsamt sind ja bekanntlich der Meinung "was weg ist, ist weg". Diese doch recht primitive Denkweise (die wir ja auch von Pellerhaus und Rathaussaal kennen) führt recht sicher zu der beliebigen Langweiligkeit der Nachkriegsbauten, die sich bis heute fortsetzt.
    Wenn der Stadtplanung dann nur ein neues Pflaster und ein paar lächerliche Lichtsäulen einfallen, ist das wieder ein Zeichen für die Perspektivlosigkeit der Stadt. Angeblich hat ja die Stadt kein Geld. Warum sie dann aber Geld für völlig sinnlose Dinge ausgibt, das ist mir schleierhaft.
    Das Pflaster ist technisch doch in keinem schlechten Zustand. Man sollte sich mal zum Vergleich z.B. den Domplatz in Bamberg ansehen. Eine alte Stadt hat eben auch einfach Straßen, die vielleicht nicht so in das moderne Schema passen. Muss der Hauptmarkt wirklich so eine langweilige Oberfläche bekommen, nur damit die angejahrten amerikanischen Kreuzfahrtouristen bequem mit ihren Rollatoren herumschieben können?

  • Ich glaube dieser Vorstoß der Stadt den Hauptmarkt ein neues Gesicht geben zu wollen hatte nur eine Feigenblattfunktion. Wenn der Hauptmarkt Defizite hat, dann sind es bestimmt nicht die Flastersteine oder die laternen. Auch dieser alberne Begründung, dass der Boden Niveauunterschiede nordlich der Frauenkirche habe, ist nicht ernstzunehmen. Das gehört doch zum Altstadtcharakter dazu!


    @ Hans Ebert: Sehe ich auch so, wer seinen Blick für die Qualität und das Besondere der Nachkriegsarchitektur schärfen will, der kann das besonders in Nürnberg tun. Mich überrascht es immer wieder positiv, wieviel Kunst am Bau man hier an Bauten dieser Zeit finden kann. Das gehört dringend mehr beachtet.


    Allerdings ist Nachkriegsarchitektur an vielen Orten entstanden, an denen zuvor etwas völlig einzigartiges, weltweit herausragendes und an architekturhistorischer Bedeutung kaum zu Messendes gestanden war. Ich sage nur Pellerhausfassade, Toplerhaus und sicherlich den einen oder anderen Hof in Sebald. Dagegen ist nunmal die "AusderNot"-Architektur der Wiederaufbaujahre ein schwacher Trost. Wenn mir meine Versicherung nach einem Schaden meinen kaputten Flachbildfernseher durch ein Röhrenradio ersetzt, kann das nicht befriedigen. Und so ist es eben auch bei einer über viele hundert Jahre gewachsenen Kulturlandschaft wie einem Stadtbild. Wenn es befriedigen soll, muss das neue wenigstens der Qualität des Alten entsprechen. Seit dem 2. WK wird bewiesen, dass man das heute kaum noch erreichen kann. Insofern sind Rekonstruktionen durchaus opportun.


    Zu dem Artikel in der NN: Ich finde die südliche Hauptmarktbebauung besser als ihren Ruf. Auch wenn sie architektonisch einige Defizite hat, ist sie m.E. die von den Bürgen am Besten angenommene Platzseite, die auch am Besten funktioniert. Da steckt Leben drin. Bevor man dort ein Loch reisst sollte man wie Baukunst_Nbg mal irgendwie vorgeschlagen hat, die Westseite aufwerten, in dem man Fassaden gliedert und die Dachlandschaften mit Erkern und Turmhauben verfeinert. Die Südseite war ja auch nie die Schauseite des Hauptmarktes.

  • nothor: Ja, da hast Du Recht. Durch den Krieg sind viele unersetzbare Schätze verloren gegangen, für die die Nachkriegszeit keinen Ersatz schaffen konnte. Ich finde, dass es gute Argumente sowohl für als auch gegen Rekonstruktionen gibt. Ich verstehe den Wunsch, das Verlorene wieder zurückzuholen sehr gut. Nur sehe ich die Gefahr, dass dadurch die Originale zur beliebigen Verfügungsmasse verkommen. Es besteht die Gefahr, dass man sich schließlich in der Lage fühlt, kraft der modernen Wissenschaft und Technik alles reproduzieren zu können. Mir persönlich fehlt an den Rekonstruktionen, sei es nun die Frauenkirche in Dresden oder die Erlöserkathedrale in Moskau, einfach das historische Flair, die unscheinbaren aber so eminent wichtigen Zeichen des Alters. Aber wie gesagt, ich kann beide Seiten verstehen. Was den Hauptmarkt angeht: Das ist sicher nicht Nürnbergs Schokoladenseite. Allerdings finde ich das Neue Rathaus auch sehr gelungen, ebenso das angrenzende Haus Hauptmarkt 16 (mit der durchbrochenen Dachbrüstung) und Nr. 12 neben der Frauenkirche (Ex-Telegrafenamt, jetzt Edeka). Aber Du hast Recht: Es ist auch viel Mist dabei, wo man sich sehr wünscht, dass die Vorkriegsbauten noch stünden.

  • Die Rekonstruktionsdiskussion führt man ja landauf landab sehr rege und unaufhörlich. Und jeder Architekturinteressierte bezieht dazu sicherlich freiwillig und kritikfest Stellung. Ich bin zum beispiel durchaus rekonstruktionsfreundlich.


    Allerdings gefällt mir der Nachkriegsrathausbau am Hauptmarkt auch so gut, dass ich mir die Vorkriegsgebäude nicht zurück wünsche. Beim Pellerhaus sehe ich das ganz anders, obwohl der Nachkriegsbau dort vergleichbare Qualität hat. Trotzdem wünsche ich mir dessen Abbau und die Reko des Renaissancebaus. Ich könnte mir auch etwas ganz irrwitziges vorstellen, nämlich die Reko des Pellerhaues, und die Fassade des Nachkriegspellerhauses direkt daneben wo einst das peststadel stand und heute die Sandsteinquader lagern.


    Das Stadtbild gehört allen Bewohnern. Nur empfinden eben nicht alle gleich. Während dir z.B. die würdevolle Patina eines originalen Baudenkmal an einem rekonstruierten Bauwerk fehlt, ist sie für mich nachrangig. Denn die kommt sowieso und unausweichlich zurück. Wenn ein Baudenkmal saniert wird, wirkt es hinterher eh meist wie ein Neubau. Die Villa Zuckerbär wirkt auf mich z.B. so. Auch der Chor der Lorenzkirche vom Lorenzer Platz aus gesehen wirkt nun, da Dach, Fassade und sogar die Fallrohre innerhalb weniger Jahre neu gemacht wurden, wie neu erbaut. Auch sehe ich nicht dass "originale Baudenkmale" beliebig werden, wenn man Rekonstruiertes daneben stellt. In 50 Jahren sammelt sich soviel Patina an, dass sich beide angleichen. In meinen Augen werten sich beide gegenseitig auf, und ergeben erst gemeinsam die ursprünglich vom Architekten eines Einzelgebäudes beabsichtigte Gesamtaussage (Frauenkirche in Dresden, Berliner Schloss).


    Oftmals bedarf es auch einer Reko, um einen Stadtraum wieder zu gewinnen. Es geht dann denke ich um mehr als den Neubau eines Einzelbauwerks. Insofern sehe ich am Hauptmarkt eigentlich wenig Handlungsbedarf. Der Egidienplatz dagegen ist aus dem kollektiven Gedächtnis als architektonisch bedeutender städtischer Raum nahezu verschwunden. Und das ließe sich mit Rekonstruktionen zurückgewinnen. Die Altstadtfreunde leisten mit dem Pellerhof ja schonmal echte Pionierarbeit. Der Hof lässt sich kulturell sicherlich vielfältig nutzen, zieht Leute an und bringt Leben zurück an den Platz. Davon können dann auch positive Entwicklungen ausgehen. Ich sehe auch keine Alternative zur Pellerhausreko.

  • Mir gefällt das "Neue Rathaus" auch recht gut. Noch zu den Rekonstruktionen. Da gibt es schon die Gefahr, dass das neue Alte einfach zu steril wirkt, es fehlt eben die Patina. Man kann allerdings auch Rekonstruktionen mit alten Materialien (z.B. Dachziegel) machen.
    Übrigens ist auch ein altes Haus aus, das übertrieben renoviert wird, nicht besonders authentisch. Einem alten Haus sollte man eigentlich schon ansehen, dass es ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Da muss nicht alles perfekt auf Hochglanz getrimmt sein.

  • Wettbewerb zur Randbebauung am Hauptmarkt

    Die Stadt Nürnberg informiert über einen Wettbewerb von Studentinnen und Studenten der TU Dortmund unter Leitung von Architekt Mäckler zur Bebauung des Hauptmarktes. Zitat:


    "Schwerpunkt der Semesterarbeiten war die Auseinandersetzung mit der historischen Parzellierung und den Haustypologien in der Altstadt. Allen Entwürfen gemeinsam sind die sorgfältige Analyse des Orts und der Nürnberger Bautradition sowie eine behutsame Herangehensweise. Ziel war eine kritische und zeitgenössische Interpretation: Wie hätte der Wiederaufbau aussehen können, wenn mehr Gewicht auf die kleinteilige Parzellenteilung gelegt worden wäre? Wie kann sich zeitgemäßes Wohnen mitten in der Innenstadt entwickeln? Herausgekommen sind Anregungen für das Bauen im historischen Kontext."
    Quelle: http://www.nuernberg.de/presse…ilungen/presse_39257.html


    Die Flanken des Hauptmarktes sind ja sehr unterschiedlich entwickelt worden, wobei heute die Südseite die meist kritisierte ist. Eine der Arbeiten zeigt genau diese:

    Bild: Sophie Fiedler / Copyright TU Dortmund


    Heraus kamen interessante Arbeiten, die aber nicht nur zeigen was man hätte bauen können, sondern auch was man überlegen kann für weitere Bauprojekte. Insbesondere schwebt mir da der Plobenhof am Hans-Sachs-Platz vor mit dem scheußlichen Bankgebäude. Für den Augustinerhof ist der Zug ja abgefahren, der wird ja im Stil der 90'er-Jahre entwickelt.


    Die Ergebnisse werden von Mäckler persönlich am Donnerstag, 3. Juli 2014, um 19 Uhr im Krafftschen Hof, Theresienstraße 7, der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ausstellung ist seit dem 26. Juni bis zum 17. Juli 2014 jeweils von Montag bis Donnerstag von 8:00 bis 16.30 Uhr und am Freitag bis 15.30 Uhr kostenlos zu besichtigen. Interessanter Abstecher also für jeden Altstadtspaziergänger.

  • In der tat, nothor, der Abstecher lohnt. Ich war auf der Durchreise auch schon dort.

    Natürlich sind das alles Gedankenspiele. Letztlich signalisieren diese aber auch, dass die Statdt hier an grundlegenden Veränderungen zumindest interessiert ist. Durch Änderung der Bebauungspläne hätte sie ja auch erheblichen Spielraum dafür Anreize zu setzen. Die Bebauungsdichte würde sich ja enorm erhöhen und den bislang teils unterentwickelten Flächen (man denke an den riesigen Innenhof der Hauptmarkt-Südseite-Bebauung) mehr leben einhauchen.

    Übrigens gehört das Bankgebäude (ex-Dresdner) längst der Schmelzergruppe. So wirkt diese Ausstellung in Punkto Branchenmix auf engem Raum wie ein Vorgeschmack auf einen möglichen Augustinerhof 2.0.

    d.

  • Wettbewerb zur Randbebauung am Hauptmarkt

    Die Ausstellung ist sicherlich mit den Erläuterungen von Mäckler und/oder den jeweiligen Entwurfsverfassern aufschlussreicher. Dennoch, der Grundgedanke ergibt sich auch auf der stummen Ausstellung, die ich mir heute Nachmittag ansehen konnte:



    Es ging um Ideen für eine ideale (Alt)stadt im Neubau an der Pegnitz, die Blöcke befinden sich südlich des Hauptmarktes und zwischen Hauptmarkt und Hans-Sachs-Platz. Dabei wurde der eine Block von den Studenten des bachelor-Studiengangs, und der andere von denen des Masterstudienganges bearbeitet:




    Zunächst ein paar Entwürfe für den Block Plobenhofstraße/Hauptmarkt, Fassadenreihe Hauptmarkt:



    oder



    oder



    oder



    hier der selbe Entwurf mit Blickrichtung Hauptmarkt. Die Arcadenbögen links führen in den Plobenhof:



    Aufschlussreich wird es durch diese Ansichten:



    Ein anderer Entwurf zeigt die selbe Stelle, etwa wie sie ihn die Gäste des Eiscafés am Narrenschiff sehen würden:



    Vor Ort gibt es noch einiges mehr zu entdecken...






    Diese Detailzeichnung hat mir besonders gut gefallen mit dem Treppenturm, der sich auch mit den großzügigen Treppenhäusern der Tradition sehr verpflichtet fühlt:



    Man erkennt gut was angehende Architekten über ihre Arbeit denken, wie sie sie angehen und für wie wichtig Öffentlichkeit und Stadtraumwirkung genommen wird. Nur können sich Architekten wohl einfach zu selten verwirklichen. Zwänge durch die Investoren, Gewinnmaximierung, Baurechtliche Gegebenheiten, all ds zwängt diesen im Grunde der Allgemeinheit dienenden Beruf stark ein. Und wenn sich der Architekt dann nichtmal in Details durchsetzt.... tja, trotzdem, sehr inspirierend!


    Sorry für die miese Bildqualität, die Belichtung mit den vielen Spotlights und den nicht entspiegelt verglasten Zeichnungen macht das Abfotografieren fast unmöglich.

  • wie neu: Der schöne Brunnen

    Der schöne Brunnen, das Juwel des Nürnberger Hauptmarktes, wurde jetzt über anderthalb Jahre lang komplett restauriert. Aus einer bloßen Instandsetzung der Brunnenfiguren und einzelner schiefer Fialen der hochgotischen Brunnenplastik ist eine Komplettrekonstruktion des Fundaments und des gesamten Brunnenbauwerks geworden. Für Nürnberger sofort erkennbar ist der tragende Sandstein gereinigt und nicht mehrwie früher schwarz. Das ist etwas gewöhnunsgbedürftig finde ich, aber man gewöhnt sich natürlich gern an den schicken Anblick. Da es fast eine Million gekostet hat und eines der beliebtesten Fotomotive für Besucher ist, sollte das hier mal Erwähnung finden.



    Im Zuge der Sanierung wurde auch eine neue Beleuchtung eingebaut. Ein ausgeklügeltes LED-Lichtkonzept setz den Brunnen auch abends schillernd in Szene. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit ein wunderbarer Anblick!


  • Danke, nothor. Der Schöne Brunnen ist wirklich sehr schön geworden.


    Und das ganze Ensemble ist ein Paradebeispiel für den erlesenen Geschmack und die Stilsicherheit der Nürnberger Stadtplaner: Hier der Schöne Brunnen - und direkt daneben das an Belanglosigkeit nicht zu überbietende Comic-Marktfrauen-Schild.........


    Dieser Faden gibt mir mal die Gelegenheit zu sagen, dass ich den Nürnberger Hauptmarkt als die erschreckendste Gestaltungs-Anti-Oase der gesamten Stadt empfinde. Dass hier an diesen zentralsten aller Orte nach den Kriegszerstörungen nicht originalgetreu wiederaufgebaut worden ist, ist die größte städtebauliche Sünde der Stadt. Als hätte man die Burg abgerissen.

  • Du urteilst ja wirklich extrem hart über den Hauptmarkt. Dass der Hauptmarkt heute v.a. baulich so wenig Historie ausstrahlt liegt wohl auch daran, dass er vor den Kriegszerstörungen nicht durch ein einziges wirklich bedeutendes Bauwerk gerahmt wurde. Einzig bedeutend waren die Frauenkirche und der schöne Brunnen, und beide existieren heute noch. Ich denke man hat damals daher auch keinen Grund gehabt noch mehr wieder aufzubauen. Der verlorenen Gebäude waren auch in den 50'ern noch nichts wert. Tatsächlich, außer den beiden Baudenkmälern existiert am Hauptmarkt kein einziges Vorkriegshaus mehr, wenn man von dem IHK-Eckhaus mal absieht.Ich hab in meinem Fundus nur zwei Ansichten des Hauptmarktes vor der Zerstörung. Von der Südseite und der Westseite sidn die Bilder noch seltener, weil die Bebauung für Nürnberger Verhältnisse eben noch weniger spannend und ungewöhnlich war.




    Ansichtskarten aus Privatsammlung


    Heute freilich wäre es traumhaft, wenn diese Gebäude noch stehen würden. Heute wären das auch alles Baudenkmäler erster Klasse, wie die Gebäude an anderen berühmten Märkten wie in Erfurt oder Leipzig.


    Übrigens, dieses "Comic-Marktfrauen-Schild" gefällt mir sehr. Ich sehe das als Hommage an die Spielzeugtradition Nürnbergs, und wenn man über den markt geht findet man auch aoch recht viel von dieser Tradition. Auch die Tradition der Glasmalerei usw. wird hier aufgegriffen, also ich finde diese Männchen um die Laternen sehr schön.



    Dieser Faden gibt mir mal die Gelegenheit zu sagen, dass ich den Nürnberger Hauptmarkt als die erschreckendste Gestaltungs-Anti-Oase der gesamten Stadt empfinde. Dass hier an diesen zentralsten aller Orte nach den Kriegszerstörungen nicht originalgetreu wiederaufgebaut worden ist, ist die größte städtebauliche Sünde der Stadt. Als hätte man die Burg abgerissen.


    Wenn du mal einen richtig schlimmen Platz sehen willst dann richt deinen Blick mal auf den Egidienplatz. Eine traurige Tristesse aus Nachkriegshäusern und Blechwüste. Hier hat man wirklich krasse Fehler gemacht und diese bis heute nicht geheilt.

  • Ja, ich urteile beim Hauptmarkt sehr, man könnte auch sagen: unversöhnlich hart. Gebe ich zu. Ich stimme Dir auch zu, dass auch der Egidienplatz ein Trauerspiel ist. Der Unterschied ist aber: Der Egidienplatz war selbst zu seinen besten Zeiten nur einer von vielen Plätzen der Stadt. Der Hauptmarkt war und ist aber, wie der Name schon sagt, eben DER zentrale Platz.


    An der Hauptmarkt-Südseite stand bis zum Krieg immerhin das "Haus zur ersten Bitte" (Rietersches Haus): Dort haben die deutschen Kaiser, die gemäß der Goldenen Bulle ihren ersten Reichstag in Nürnberg abhielten, Reichslehen verliehen. Das würde ich schon als historisch bedeutsam einstufen.


    Ob nun die ihn vor dem Krieg umstehenden Gebäude allesamt allerhöchsten Ansprüchen genügten, finde ich dabei gar nicht so entscheidend. Es geht hier darum (oder wäre darum gegangen), wie sich die Stadt an ihrem zentralen Ort präsentieren möchte. Die ehemalige Bebauung an der Nordseite finde ich übrigens sehr charakteristisch.




    Quelle: Wikipedia



    Gegen die Comic-Marktfrau an sich habe ich nichts. Aber mal ehrlich: Direkt neben dem Schönen Brunnen und als Vordergrund zur Frauenkirche? Passt sie da hin? Passt eher auf den Egidienplatz mit seinem aktuellen Erscheinungsbild. ;)

  • Umbau Hauptmarkt 7


    Eine weitere schöne, kleine und aufwertende Umbaumaßnahme trägt zur Aufwertung der Altstadt bei, wenn auch in kleinen Schritten. Wie bereits das stattliche Gründerzeithaus Königstraße 70 (Beitrag), erhält auch das historische Gebäude Hauptmarkt 7 seine Erdgeschossbögen zurück. In der Königstraße 70 kümmern sich Hübsch Ramsauer Harlé um den Umbau, am Hauptmarkt ist es das Büro Rosner Architekten, welches jüngst schon das Hotel SAXX am Hauptmarkt saniert hatten.



    Aktuell kann man den Stahlträger sehen, der als Unterzug unter die Mauer gesetzt wurde um die Fensterfront einst zu vergrößern. Wenn ich das sichtig sehe liegt er ausreichend hoch, damit die Bögen drunter passen und er nicht entfernt werden muss. Mit der Baumaßnahme werden allerdings auch die Arkaden an der Tuchgasse geschlossen, womit sich der Laden um bestimmt 100 qm vergrößert.



    Bauherr ist die Firma Wicklein Lebkuchen, die nach dem Ende des letzten Photo Porst in Nürnberg hier ein Lebkuchengeschäft eröffnete und sich offensichtlich über gute Umsätze freuen kann.
    Vielleicht bekommen die Obergeschosse ja auch irgendwann wieder historisch passende Fenster, das stünde dem Gebäude und dem Hauptmarkt ganz gut zu Gesicht.

  • Was ist denn mit der Steinverkleidung unter der Terrasse und am Erdgeschoss? Wird die etwa auch erneuert? Oder ist das einfach nur eine schlecht gemachte Visualisierung? Auf der Darstellung erinnert mich die Ausführung eher an Toilettenkacheln. Das wäre ein riesiger Rückschritt.


    Ich hoffe der rote Originalstein bleibt erhalten.

  • Das ist wohl eher der Visualisierung geschuldet, wozu sollte man die Sandsteinmauern mit neuen Fließen bekleben. Offensichtlich hat die eine oder andre Visualisierungssoftware ihre Schwierigkeiten mit detaillierten Natursteinoberflächen. Die Profilierungen wegzusägen macht ja auch keinen gestalterischen Sinn.

  • Zwischenzeitlich kann man das Ergebnis der Umgestaltung des Hauses mit der Adresse Hauptmarkt 7 / Tuchgasse 1 genießen:



    Im Vergleich zum Vorzustand liegen natürlich Welten, die großen Bögen sind einfach elegant und großzügig. Die Einpassung der Steine ist auch ziemlich gut gelungen, wenn man nicht weiß dass es neu ist fällt es garnicht mal auf. Auch nett: Eine Infotafel, die auf die Geschichte und Bedeutung des Ortes hinweist.



    Nebeneffekt: Der direkte Bildvergleich zum Altbau, der hier früher stand, ist natürlich ein Schlag in die Magengrube. Nun ist der Nachkriegsbau garnicht so verkehrt, einer der besten am Platz (wenn man mal die klobigen Einscheibenfenster ignoriert), aber der Vorkriegsbau war eine Wucht! Heute standen immer wieder Passanten und Touristen davor und haben die Tafel gelesen. Das ist meines Erachtens schon eine sehr gute Werbung für realistische Rekonstruktionsprojekte, wie den Pellerhof!

  • Entweder hier im Forum oder auch anderen Orts war über diesen Bau auch schon zu lesen, das dieser um 1900 hier errichtet wurde und zuvor dafür ein wesentlich älterer Bau weichen musste.
    Das aktuelle Bild zeigt, das noch einiges von dem historistischem Gebäude übrig ist.
    Es wurde auch immer wieder diskutiert, ob eines Tages die alte Dachlandschaft des Hauses wieder errichtet werden könnte. Letztlich ist das aber eine Frage die der Eigentümer entscheiden muss.
    Viel wäre in der tat schon mit historisch korrekten Fenstern erreicht.



    d.

  • Entweder hier im Forum oder auch anderen Orts war über diesen Bau auch schon zu lesen, das dieser um 1900 hier errichtet wurde und zuvor dafür ein wesentlich älterer Bau weichen musste.


    Das war noch etwas später, der Abriß des Vorgängerbaus dürfte 1912 oder 1913 erfolgt sein. Mir fällt gerade nicht ein, in welchem Buch das genau thematisiert war, aber auf Bildern vom großen Hochwasser 1909 sieht man jedenfalls noch den Altbau.
    Der Nachfolger hat sich gestalterisch aber sehr stark an den Vorgänger angelehnt, der z. B. auch zur Tuchgasse hin einen eingeschossigen Anbau hatte, freilich ohne Dachterrasse, sondern mit einem Pultdach.