Dresden: Johannstadt

  • ^ vielleicht isses ja auch sowas - Kasernierter VolksSturm - KVS. Ich dachte zuletzt eher an Speer senior, der mangels Gauforum späte Genugtuung erfährt.

  • Mir gefällts ganz gut. Man stelle sich das mal als einfach nur verputzte Styroschachtel vor. Gibts ja zuhauf. Das erweckt wenigstens den Eindruck von Solidität. Das Staffelgeschoss hätte aber nach oben noch einen ähnlichen Abschluss vertragen können wie die übrigen Obergeschosse auch. Wirkt etwas nackig.

  • Nord-Johannstädter Impressionen (Teil 1)

    Das schöne Wetter verleitet zu abendlichen Spaziergängen, bei denen auch die eine oder andere Aufnahme entstehen kann. Diesmal war die nördliche Johannstadt dran, die eine eigentümliche Mischung von beachtlichen Vorkriegs-Bebauungsresten, DDR-Plattenbauten und -Baracken aller Art und einigen Nachwende-Neubauten nebst entsprechend heterogener Bevölkerung aufweist. Durch die rudimentär vorhandenen Altstrukturen kann hier zukünftig mit einer blockrandigen Wiederverdichtung gerechnet werden, die mancherorts, so an der Pfotenhauerstraße oder rund um den Thomas-Müntzer-Platz, bereits deutlich sichtbar im Gange ist.


    Wir verlassen die heimatliche Straßenbahn der Linie 13 an der Sachsenallee und wenden uns zunächst rechterhand, wo wir zunächst Pirnaische Vorstadt-Flur betreten.



    Die Ziegelstraße stadtwärts, rechts das Gerichtsgebäude an der Lothringer Straße, links Mauer und Grufthäuser des Eliasfriedhofs.




    Blick in die Lothringer Straße mit der Fassade des ehemaligen Königlichen Amtsgerichts, heute Landgericht Dresden. Ursprünglich war die rechte Straßenseite bebaut, und ein hochherrschaftlicher Gründerzeitblock nahm das Carrée zwischen Lothringer Straße, Sachsenallee, Ziegelstraße und Marschallstraße (Florian-Geyer-Straße) ein. Heute liegt das Gerichtsgebäude offen zur Sachsenallee.




    Blick aus der Ziegelstraße über die Sachsenallee zum Güntzplatz mit dem Stadthaus Johannstadt von Hans Erlwein, heute Hauptquartier der Ostsächsischen Sparkasse. Die rote Ampel mit Grünpfeil musste mit aufs Bild, hat sie es doch wegen ihrer vorschriftsbedingten Dauerrotschaltung zu einiger überregionaler Berühmtheit gebracht.




    Interessant ist zweifellos die denkmalgeschützte expressionistische Litfaßsäule vor dem Stadthaus:




    Mit Liebe restaurierte Details des jetzigen Sparkassengebäudes:






    Johannstädter Kontraste am Bönischplatz. Der Neubau links im Vordergrund ist kein Plattenbau, sondern ein in Ziegelbauweise Ende der 80er Jahre errichtetes Lehrlingsobjekt der Dresdner Bauberufsschule.




    Frisch aufgestelltes rekonstruiertes Kanalisations-Einstiegshäuschen am Bönischplatz:




    Klägliche Reste der Altbebauung am Bönischplatz/Ecke Bundschuhstraße (ex Gneisenaustraße):




    In der Bundschuhstraße finden sich noch diese hübschen Fassaden:




    Weiter in Teil II

  • Nord-Johannstädter Impressionen (Teil 2)

    Weiter geht's am Johannstädter Ufer, oder Hindenburgufer, oder Käthe-Kollwitz-Ufer.



    Der unscheinbare, 1902 errichtete vermeintliche Flachbau am Käthe-Kollwitz-Ufer, heute eine leerstehende gastronomische Einrichtung, diente einst als Bootshaus der Ruder-Gesellschaft Dresden und spielt eine wichtige Rolle in der Dresdner Verkehrsgeschichte. In den Jahren 1925/26 diente er nämlich als "Terminal" des Johannstädter Wasserflugplatzes.


    Mehr dazu unter http://www.dresdner-stadtteile…latz/wasserflugplatz.html




    Haupteingang:




    Elbseitig wirkt das auf der Uferböschung errichtete Häuschen schon erheblich imposanter:




    Weiter geht's zum Thomas-Müntzer-Platz, zunächst die letzten Reste der einstigen qualitätsvollen Uferbebauung aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg:




    Einige Impressionen vom Thomas-Müntzer-Platz, einst Feldherren-Platz. Dieser wurde als Halbkreisplatz als südlicher Brückenkopf einer nie gebauten Elbquerung angelegt. Das üppige Grün erschwerte das Fotografieren der noch weitgehend intakten Vorkriegsbebauung allerdings ungemein, so dass auf eine Platztotale leider verzichtet werden musste.






    Bevor wir in die Straßenschluchten südlich des Platzes eintauchen noch dieser Blick über die Elbauen zur Antonstadt, wo sich markant der Turm der Martin-Luther-Kirche und die hohen Gebäude des Diakonissen-Krankenhauses abzeichnen.




    Am Eckhaus zur Heinrich-Beck-Straße diese bewusst belassene Inschrift als Zeugnis aus jenen Tagen, in denen auch weite Teile der Johannstadt in Schutt und Asche versanken:




    In der Heinrich-Beck-Straße findet sich typischer Zwanziger-Jahre-Kleinwohnungsbau, frisch saniert in der ursprünglichen Farbigkeit:




    In der benachbarten Alfred-Schrapel-Straße wächst der Johannbogen, ein weiterer Bauabschnitt wurde begonnen. Die Rückgewinnung der Bebauungskanten ist nicht hoch genug zu würdigen, der Bau an sich auch durchaus akzeptabel:




    Gegenüber wird ebenfalls im Erdreich gebuddelt. Der Blockrand schließt sich auch hier wieder.




    In der Blumenstraße findet sich dieses Vorstadt-Idyll. Wären nicht die modernen Fahrzeuge, man wähnte sich fast in den Zwanzigern. Bachtenswert die Grundstückseinfahrt:




    Blick in die gründerzeitliche, fast vollständig erhaltene Hertelstraße:




    Die Neubertstraße bildete schon früher das Ende der geschlossenen Bebauung der Johannstadt, linkerhand die Grundstückseinfriedung des Johannstädter Sportplatzes:




    Blick in die Gegenrichtung, wo die besagte Bebauungskante gen Norden durch einen recht gelungenen Nachwende-Füllbau vervollständigt wurde.




    Noch ein Abstecher zur kurzen Burkhardtstraße, im Hintergrund die Hertelstraße. Im Plaster kann man die einstige Gleisschleife erahnen (Gleislage rechts), wo sich zu Volksfestzeiten die Vogelwiesen-Sonderbahnen nur so stapelten. Damit war es mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vorbei. Heute finden die Volksfeste nicht mehr auf den Johannstädter Elbwiesen, sondern an der Marienbrücke in der Friedrichstadt statt.




    Wir beenden unseren Rundgang an der Bushaltestelle Käthe-Kollwitz-Ufer und schließen mit diesem Blick auf die Loschwitzer Elbhänge, deren Schlösser wir uns in Bälde einmal getrennt vornehmen werden.




    Danke für die Geduld!

  • Danke Antonstädter für den schönen Rundgang.


    Obwohl die Johannstadt doch sehr chaotisch wirkt, kann man hier dennoch einiges an städtischer Qualität rausholen. In den letzten Jahren wurde ja wieder angefangen "blockrandig" zu bauen wie auch schon in den 90er da kann man nur hoffen das man hier nicht wieder zur Zeilenbauweise zurückkehrt auch bei neueren Projekten wo ein Blockrandbebauung nicht durch erhaltene Altbaureste vorgegeben wird.


    Die in ziegelbauweise errichteten DDR-Häuser am Bönischplatz sind vlt. nicht die besten aber es ist doch erstaunlich das sie trotzdem eine bessere Stadtreparatur darstellen als manch andere Neubauten nach der Wende.


    Wenn ich micht recht entsinne plant die Stadt ja in den nächsten Jahren wieder etwas mehr Geld in die Johannstadt zu investieren, da kann man gespannt sein wie sich das Gebiet in den nächsten Jahren entwickelt.

  • ^Vielen Dank für den Dank und die sehr richtigen Anmerkungen;-) Ich finde auch, dass die Johannstadt trotz oder gerade wegen des städtebaulichen Chaos sehr viel Potenzial birgt.


    Bezüglich der Blockrandbebauung bin ich eigentlich recht zuversichtlich. Der Abriss der Platte an der Gerokstraße war ja ein Anfang, und es gibt ja Pläne der Sparkasse, hier ein geschlossenes Quartier zu errichten.


    Allerdings glaube ich auch, dass zumindest die sanierten Großblöcke uns noch einige Zeit erhalten bleiben werden. Andererseits gibt es dazwischen noch zahlreiche barackenartige Funktionsbauten, wie das Ärztehaus an der Bundschuhstraße gegenüber der von mir fotografierten Altbauzeile oder diverse Supermärkte. Diese für das Wohnquartier unverzichtbaren Einrichtungen lassen sich aber gut auch in eventuellen blockrandigen Neubauten unterbringen.


    Hinter dem Sachsenplatz am Käthe-Kollwitz-Ufer steht ja auch der etwas langweilige Altersheim-Neubau noch allein auf weiter Flur. Aber auch er wurde als Auftakt zur Wiederbebauung des ehemaligen Häuserblocks errichtet.


    Meiner Meinung nach birgt gerade die nördliche Johannstadt wegen der vorhandenen Altbauten und der Elbnähe fast noch mehr Entwicklungschancen als die Friedrichstadt.
    Ich bin wirklich gespannt, was wir hier noch erwarten können. Die aktuell laufenden Sanierungen sind sicher nur der Anfang.


    Unbedingt jedoch muss in der weiteren Entwicklung die Nahverkehrsanbindung verbessert werden. Am perspektivischen Wiederaufbau der Straßenbahn durch die Pfotenhauerstraße führt meiner Meinung nach kein Weg vorbei. Auch eine Buslinie über das Käthe-Kollwitz-Ufer fände ich durchaus sinnvoll.

  • ^auch ich sage "Danke" für diesen wunderbaren Rundgang. Leider habe ich den Artikel der Sächs. Zeitung gerade nicht parat, aber dort wurde erwähnt, dass für die Johannstadt entgegen dem städtischen Trend eher eine Bevölkerungsabnahme prognostiziert wird. Zudem gehört sie, was das Durchschnittalter der Bewohner angeht, zu den ältesten Stadtteilen. Trotz allmählicher Anspannung des Wohnungsmarktes zeigt sich wohl, dass die JS für jüngere Bewohner mit seiner leider breit aufgestellten Plattenbauidylle wohl nicht die Anziehungskraft besitzt. Ich hoffe demnach, dass weitere verstellende und Blockrandschließung verhindernde Platten mittelfristig fallen werden. Junge Bekannte meinerseits wohnen alle in den verbliebenden Gründerzeitlern, die Antonstädter bildlich verewigt hat.

  • Nord-Johannstädter Impressionen (Teil 3)

    Weiter geht es in der Johannstadt. Wir bewegen uns numehr hart am Rand der Totalzerstörungszone entlang der Gerokstraße zum Trinitatisplatz, was auch an den wenigen überkommenen Vorkriegsbauten deutlich wird, und betreiben in diesem Zusammenhang auch ein wenig Stadtarchäologie.



    Das Postamt 16 an der Gerokstraße entstand in den Jahren 1927 bis 30 und weist, typisch für die Zeit, einige expressionistische Details auf. Der Bau präsentiert sich heute äußerlich mustergültig restauriert.


    Der Westflügel mit dem sehr vereinfacht wiederaufgebauten Nachbarhaus, das dem Postgebäude anschließend als Erweiterung hinzugefügt wurde.




    Ostflügel:




    Haupteingang mit Originalbeschriftung:




    Auf der anderen Seite der hier ehemaligen Wintergartenstraße, die einst von der Stübelallee bis zum Bönischplatz durchführte, wurde in den Jahren 1929 bis 1934 nach Plänen von Paul Wolf die Knabenberufsschule errichtet, heute als BSZ für Technik fungierend. Der Fertigstellung nach 1933 verdankt der eigentlich im Stil der Neuen Sachlichkeit der Endzwanziger geplante Baukomplex sein rotes Satteldach. Aufgrund von Kriegsbeschädigungen ist er heute im rückwärtigen Teil nicht mehr vollständig erhalten.




    Haupteingang an der Gerokstraße mit angepasster Beschriftung:




    Die Ecke Gerok-/Silbermannstraße wurde turmartig hervorgehoben. Durch die Sperrung des nördlichen Teils der Silbermannstraße (heute Schulhof) und das Fehlen des benachbarten Eckhauses ist diese städtebauliche Situation heute obsolet.




    Stadtarchäologie die Erste: Blick von der Dürerstraße in den besagten Schulhof. Am Gebäude ist der Fußweg der Silbermannstraße noch deutlich erkennbar. Vor der Sanierung war sogar noch ein nunmehr nutzloses Straßenschild an der Schulfassade vorhanden.




    Ecke Dürerstraße/Permoserstraße, letztere war einst Teil der Wintergartenstraße:




    Werfen wir einen Blick auf die Ensemblewirkung von Postamt und Schule. Hier eine kurze Winkelverschiebung, wir blicken die Permoserstraße (ex Wintergartenstraße) gen Norden. Die jetzt an der Gerokstraße endende Querstraße führte wie schon ausgeführt einst durch bis zum Bönischplatz. Beim Bau der im Hintergrund sichtbaren Großplatten wurde auf das historische Straßenraster der Johannstadt keinerlei Rücksicht genommen und die Blöcke brachial über die bis dato noch verhandenen alten Strukturen geklotzt.




    Stadtarchäologie die Zweite: Gegenüber auf der nördlichen Seite der Gerokstraße ist der nun ins Nichts des Verkehrsbegleitgrüns führende Straßenansatz der Wintergartenstraße noch deutlich auszumachen.




    Blick zurück gen Süden. Auch an der Dürerstraße wurde die Wintergartenstraße abgeschnitten, sie beginnt heute erst wieder an der Dinglingerstraße. Der verbleibende kurze Stummel entlang der Berufsschule wurde nach 1970 in Permoserstraße umgetauft.




    Stadtärchäologie Teil 3: Gegenüber der Post sind auf der Nordseite der Gerokstraße im original erhaltenen Fußweg die Grundstückseinfahrten der Häuser an der Gerokstraße ebenfalls noch deutlich erkennbar.


  • Nord-Johannstädter Impressionen (Trinitatisplatz)

    Machen wir einen Sprung zur Gegend um den Trinitatisplatz. Früher mündete hier die Gerok- auf die vom nicht mehr existenten Zöllnerplatz kommende Blasewitzer Straße, heute gehen beide Hauptstraßen direkt ineinander über. An der östlichen Blasewitzer Straße hat genau ein Haus die Zerstörung überlebt, die Nummer 9. Sie ist der letzte Zeuge der einst hier vorhandenen Würfelhausbebauung.



    Schräg gegenüber Stadtarchäologie Nummer Vier, die Letzte: Am original erhaltenen Fußweg an der Lortzing-/Blasewitzer Straße zeichnet sich deutlich die schräge Ecke der gründerzeitlichen Blasewitzer Straße 30 ab. Man kann davon ausgehen, dass unter dem Parkplatz-Grün noch die originalen Keller ruhen.




    Begeben wir uns an den Trinitatisplatz, zunächst ein kurzer Abstecher zum noch original erhaltenen Haupteingang des Trinitatisfriedhofs an der Fiedlerstraße:




    Das Gemeindehaus der Trinitiatiskirche beherbergt heute die Johannesgemeinde, deren Gotteshaus sich einst an der Ecke Pillnitzer/Eliasstraße befand, dem heutigen Standort des Sankt-Benno-Gymnasiums. Die Kriegsruine wurde mit den einfachen Mitteln der Nachkriegszeit wieder nutzbar gemacht.





    Wenden wir uns nun der platzbeherrschenden Trinitatiskirche zu, die von 1891 bis 93 errichtet wurde. Nach der Zerstörung wurde die Ruine peu à peu wieder nutzbar gemacht und wird heute kulturell genutzt.


    Kirchenruine von Nordost:




    Apsis von Osten:




    Apsis von Süden:




    Haupteingang:




    Westfassade mit dem 65 Meter hoehen Glockenturm, dessen Geläut funktionsfähig ist und von weitem eine Illusion der Unversehrtheit vermittelt:


  • Technische Lehranstalten, Sozialversicherung Sachsen

    Die Technischen Lehranstalten der Stadt Dresden gingen im Jahr 1926 aus der Gewerbeschule hervor, die seit 1899 an der Dürerstraße ansässig war. 1930 wurde der noch heute existierende Neubau an der Elisenstraße (Hans-Grundig-Straße) eingeweiht, der zuletzt die Informatikfakultät der TU Dresden beherbergte und seit seiner Sanierung 2011 als Berufsakademie Dresden dient.




    Auf dem Gelände des ursprünglichen kriegszerstörten Schulgebäudes an der Dürerstraße wurde 1957/58 ein imposanter Neubau für die nunmehrige Ingenieurshochschule errichtet. Dieser beherbergt seit 2011 die Evangelische Hochschule für soziale Arbeit Dresden.


    Ansicht von der Hans-Grundig-Straße:




    Gesamtansicht des Gebäudes von der Ecke Dürer-/Marschnerstraße:




    Den Block zwischen Dürer-, Marschner-, Holbein- und Elisenstraße Güntzstraße) nimmt das Gebäudekonglomerat der Versicherungsanstalt Sachsen ein. Der schwer kriegszerstörte Komplex stellt heute einen interessanten Zeitzeugen für den Neu- und Wiederaufbau nutzungsfähiger Ruinen in der unmittelbaren Nachkriegszeit dar.


    Das ursprünglich 1892 bis 1895 errichtete Gebäude an der Marschnerstraße erlitt schwerste Kriegszerstörungen und wurde in den 50er Jahren aus den noch vorhandenen Grundmauern völlig neu aufgebaut. Besonders an der Erdgeschosszone sind jedoch die Ursprünge noch deutlich erkennbar. Hier die Ecke Marscher-/Dürerstraße.




    Mittelrisalit an der Marschnerstraße:




    Marschner-/Ecke Holbeinstraße, links anschließend der sehr gelungene Erweiterungsbau der Deutschen Rentenversicherung aus den 1990er Jahren:




    Fassade zur Holbeinstraße:




    An der Ecke Holbein-/Güntzstraße entstand in den 1990er Jahren auf dem Gelände des kriegszerstörten Beobachtungshauses ein imposanter und in meinen Augen sehr gelungener Neubaukomplex, der sich harmonisch in den Altbestand einfügt:




    Am besten erhalten ist der 1921 fertig gestellte Erweiterungsbau von Schilling und Gräbner an der Güntzstraße/Dürerstraße. Das ehemalige einfache gaubendurchsetzte Mansardgeschoss wurde beim Wiederaufbau in der heutigen Form verändert.


    Ansicht Güntzstraße:




    Mittelrisalit:




    Eckansicht Güntzstraße/Dürerstraße:




    Detail:




    Fassade zur Dürerstraße gegenüber der Kunstgewerbeschule:




    Blick entlang der Güntzstraße in Richtung Sachsenallee:


  • Kunstgewerbeschule

    Von 1901 bis 1907 entstand auf dem Geviert zwischen Gerokstraße, Eliasstraße, Dürerstraße und Marschnerstraße der große Komplex der Kunstgewerbeschule mit angeschlossenem Museum nach Plänen des bekannten Dresdner Architekten William Lossow. Die Bauten wurden nach schwersten Kriegszerstörungen mit einfachsten Mitteln wiederhergestellt. Den heutigen Anblick verdankt das Ensemble der letzten Grundsanierung vor wenigen Jahren.


    Modelliergebäude und Eisengießerei an der Ecke Gerok-/Güntzstraße:




    Wandbrunnen:




    Modelliergebäude von der Güntzstraße:




    Güntzstraße, Haupteingang:




    Ecke Dürerstraße/Marschnerstraße:




    Gegenüber neben dem Eliasfriedhof befindet sich mit der Güntzstraße 31 das EINZIGE original erhaltene gründerzeitliche Wohngebäude und einer der ganz wenigen Vorkriegsbauten der Pirnaischen Vorstadt. Links schließt ein nichtssagender 90er-Jahre-Neubau an.




    Aus dem Haupteingang der Kunstgewerbeschule:


  • Güntzpalast - Studentenwohnheim Güntzstraße

    Einer der herausragenden Vertreter der frühen Wiederaufbauära ist zweifelsohne das bereits 1953 bis 55 errichtete Studentenwohnheim an der Güntzstraße, im Volksmund als "Güntzpalast" bezeichnet. Unverkennbar ist die Orientierung an der Neuen Sachlichkeit der Vorkriegsära, dennoch weist der Bau darüber hinaus umfangreiche traditionelle Elemente, wie das Walmdach oder den reichen figürlichen Schmuck, auf. Nach der umfangreichen Sanierung präsentiert sich das zuletzt arg heruntergekommene Gebäude wieder im Erbauungszustand, inklusive der originalen Farbigkeit, wenn man von einer solchen sprechen kann.


    Blick von der Striesener Straße/Ecke Güntzstraße mit großzügiger Grünfläche, darin Brunnen mit der Plastik "Flugwille des Menschen" (Max Lachnit, 1956) im Brunnenbecken mit zeitgenössischer Nierentischform.




    Hauptfassade:




    Ein interessantes Detail ist das geschwungene Dach über dem Haupteingang. Dienen die obigen Verzierungen der Taubenabwehr?




    Großer Erker an der Ecke zur Holbeinstraße, beachtenswert die Stadtwappen am original erhaltenen Geländer davor.




    Erker an der Güntzstraße:




    Zum Abschluss noch einmal der "Flugwille des Menschen" in Nahaufnahme, im Hintergrund breitet sich die Tristesse der Pirnaischen Vorstadt aus. Ich bin jetzt willens, für heute den Abflug zu machen...


  • Flachbau Dürerstrasse 102
    Draufsicht


    der zuletzt nur noch von einem 1-Euro-Shop genutzte Flachbau ist nun offensichtlich leergezogen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass hier eine "Nachverdichtung" angestrebt wird. Mal sehen was kommt - vielleicht ein nä. Projekt der WGJ? - es wäre zu hoffen, sitzen doch die beiden großen Wohngesellschaften (+Gagfah) auf Großteilen des Johannstädter Grundes mit (theoretisch und praktisch) unendlich viel Baufläche.
    Daher gehe ich auch nicht von ^^^ "Bevölkerungsabnahme" (dunkel_ich) aus.
    Vermutlich war nur nur die Johstadt-Süd gemeint, die vorübergehend aufgrund Überalterung gewisse Rückgänge haben könnte.

  • Rund um den Stresemannplatz - Teil I

    Der Stresemannplatz, unmittelbar an der Gemarkungsgrenze der Johannstadt mit Striesen gelegen, hat bereits eine wahre Umbenennungsodyssee hinter sich.


    Von 1904 bis 1929 hieß er Walderseeplatz, dann bis 1933 Stresemannplatz, dann wieder Walderseeplatz, nur um 1945 erneut in Stresemannplatz rückbenannt zu werden.


    1962 schließlich wurde er, mal etwas Neues, in Johannes-R.-Becher-Platz umgetauft, nach der Wende erhielt er dann schließlich zum dritten Mal den Namen des Friedensnobelpreisträgers Gustav Stresemann.



    Aus städtebaulicher Sicht sind der Platz und die umgebenden Straßen mehrfach von höchstem Interesse: Trotz Kriegseinwirkungen hat sich hier eine großbürgerlich-städtische Architektur in einer Qualität erhalten, die man in Dresden ansonsten heute vergeblich sucht. Zum anderen häuft sich hier, wie ich heute zu meiner Verwunderung selbst erstmals bewusst festgestellt habe, der für Dresden eher ungewöhnliche Jugendstil in einer nahezu unglaublichen Formenfülle. Wer eine Ahnung davon erhalten will, wie man sich die vernichteten großzügigen Stadterweiterungen der Jahrhundertwende in der Johannstadt, Pirnaischen Vorstadt, Seevorstadt oder Südvorstadt vorzustellen hat, der sollte sich unbedingt auf einen Rundgang rund um den Stresemannplatz begeben.


    Prächtige Stadtvillen in der nach dem Reichstags- und Sächsischen-Landtags-Erbauer benannten Wallotstraße:




    Wallotstraße/Ecke Anton-Graff-Straße sowie die Anton-Graff-Straße in nördliche Richtung geblickt. Das Postauto kreuzt im Hintergrund auf der Borsbergstraße.





    Das Eckhaus gegenüber (Anton-Graff-Straße 11):




    Schönster Jugendstil, und das mitten in Dresden: Details der Wallotstraße 22. Die anschließende Doppelhaushälfte fiel den Bomben zum Opfer und wurde durch einen schlichten Nachkriegsbau ersetzt.






    Wir nähern uns dem Stresemannplatz: Wallotstraße 35.




    BDer Stresemannplatz hat eine etwas merkwürdige Form, eine Mischung von Rund- und Rechteckplatz. Beschauen wir zuächst die westliche runde Seite:


    Stresemannplatz 1 mit Eingangsportal:





    Stresemannplatz 1 und 2, dazwischen die Einmündung der Reinickstraße:




    Stresemannplatz 3, beachtenswert die Dacheindeckung:




    Floraler Jugendstilzaun der Nummer 3:




    Die südliche Platzseite hat erhebliche Kriegszerstörungen erlitten und wird durch angepasste, schlichte Nachkriegsbauten geprägt.




    Blick nach Süden in die auf den Großen Garten zulaufende Lipisiusstraße:




    Blick durch die Grünanlagen auf die nördliche Platzseite, die wir uns im zweiten Teil näher betrachten werden:


  • Rund um den Stresemannplatz - Teil II

    Im Norden mündet die teilweise erhaltene Krenkelstraße in den Stresemannplatz ein, die sich südlich als Lipsiusstraße bis zur Stübelallee fortsetzt. Während die linke Straßenseite in lockerer Stadtvillenbebauung ausgeführt ist, findet sich rechterhand ein fast geschlossener Jugendstilblock, der in den letzten Jahren wie die gesamte Platzbebauung eine hochwertige Sanierung erfahren hat.




    Leicht veränderter Blickwinkel, im Hintergrund der Turm der Herz-Jesu-Kirche:




    Eckhaus Krenkelstraße/Stresemannplatz:




    Impression der abwechslungsreichen Fassaden in der Krenkelstraße:




    Stresemannplatz 12:




    Die nördliche Häuserzeile aus der Parkanlage gesehen:




    Südostecke des Platzes, mit erhaltener Villenbebauung an der Einmündung der Heubnerstraße:




    Die Ostseite zwischen Mansfelder und Laubestraße nimmt ein Nachkriegsblock aus den 50er Jahren ein. Noch nahm man Rücksicht auf die vorhandenen Strukturen...




    Der prächtige Übergangsbau Laubestraße 1/Stresemannplatz 11 an der Nordostecke:




    Eines der künstlerisch hübsch gestalteten Drewag-Häuschen, wie man sie in ganz Dresden findet. Das wäre mal eine eigene Galerie wert...




    Verlassen wir den Stresemannplatz und die Johannstadt und werfen noch einmal einen Blick zurück auf die nördliche Häuserzeile. Ab sofort sind wir in Striesen unterwegs.




    In der Laubestraße wechseln sich erhaltene Vorkriegsbebauung und angepasste 50er-Jahre-Lückenfüller ab. Die nördlcihe Straßenfront zwischen Stresemannplatz und Mosenstraße:





    Östlich der Mosenstraße ein anderes Bild: Nun ist es ein einzelner "Überlebender", der zwischen Nachkriesbauten eingequetscht ist:




    Die an der Südseite der Laubestraße und der Müller-Berset-Straße errichteten Blöcke ähneln sehr den gezeigten Bauten in der Pirnaischen Vorstadt.





    Zum Abschluss noch dieses Bild des kläglichen Überrestes der einstigen geschlossenen Wohnzeile auf der Südseite der Laubestraße zwischen Müller-Berset-Straße und Bertold-Brecht-Allee. Das Haus ist ein wunderbares Beispiel, in welcher Weise man noch ausbaufähige Ruinen zu nutzen verstand.


  • Vom Stresemann- zum Fetscherplatz

    Im letzten Teil für heute begeben wir uns zurück in die Johannstadt und bewegen uns durch die Reinickstraße zum Fetscherplatz.




    Jugendstilvillen in der Reinickstraße: Dagegen wirken die Striesener Würfel regelrecht armselig.







    Jugendstilportal der Reineckstraße 7:




    Anton-Graff-/Ecke Reineckstraße:




    Doppelhaus in der Reineckstraße. Wir haben den Fetscherplatz fast erreicht.




    Jugendstilzaun:




    Seit dem 27. September 1945 heißt der Fürstenplatz Fetscherplatz. Anders als die meisten Platzanlagen der Innenstadt ist er in seinen Grundzügen noch erhalten und präsentiert sich durch diverse Lückenbauten aus den 1990ern heute wieder in geschlossener Form.


    An der Ostseite hat sich eine komplette Jugendstilzeile nebst Grundstückseinfriedung erhalten.





    Gegenüber an der Nordostecke der Artushof mit seiner für Dresden sehr untypischen glasierten Fassade:





    Nordwestecke Ftescherplatz/Striesener Straße mit erhaltenem Gründerzeit-Eckhaus:




    Westseite, im Hintergrund Blöcke aus den 1990ern, die den Platz wieder schließen. Hinter dem Eckhaus im Vordergrund folgt nur noch Ödnis entlang der Striesener Straße.




    Blicke über den Platz mit seinen markanten Trafo- und Toilettenhäuschen.






    Portal an der Borsbergstraße:




    Und zum Abschluss noch ein Blick zur Herz-Jesu-Kirche, das Eckhaus im Vordergrund steht an der Anton-Graff-/ Borsbergstraße:


  • Johannstadt Süd

    In der städtebaulichen Diaspora der südlichen Johannstadt, zwischen Straßburger Platz, Comeniusplatz, Stübelallee und Striesener Straße, konnten zwischen 60er-Jahre-Wohnblöcken, diversem barackösen Funktionseinerlei und den unvermeidlichen Großplattenbauten einige wenige bauliche Zeugnisse der Vorkriegszeit der Zerstörung und anschließenden Beräumung entkommen.


    Der wohl bedeutendste Altbau in diesem Bereich, zumindest im Kern, ist der Hauptbau des Sankt-Joseph-Stifts in der Wintergartenstraße, der aus der Ruine des 1930 bis 1932 errichteten Erweiterungsbaus enstand und bereits 1946 wieder nutzbar war. Hauptfassade in der Wintergartenstraße.




    Eingangsbereich, stilecht mit Krankenwagen an der Vorfahrt:




    An der Comeniusstraße haben einige Villen die Zerstörung überstanden und werden heute in aller Regel als repräsentative Bürobauten genutzt.



    Comeniusstraße 22, Villa in einer Mischung von Neorenaissance- und Jugendstilformen:




    Doppelhaus Comeniusstraße 35 und 37:




    Comeniusstraße 32, die 1906 erbaute "Mutschmann-Villa":





    Über die weiteren Baulichkeiten der Umgebung breiten wir lieber den Mantel des Schweigens.

  • ^Danke für die tollen Bilder, ich geh selber gerne am Stresemannplatz vorbei als Auftakt zu einem Spaziergang durch Striesen.


    Nur einen Satz von dir kann ich so nicht stehen lassen, da blutet mein Dresdner Herz ;-):
    "Trotz Kriegseinwirkungen hat sich hier eine großbürgerlich-städtische Architektur in einer Qualität erhalten, die man in Dresden ansonsten heute vergeblich sucht"


    Ich denke die "großbürgerliche Architektur" hat sich auch in anderen Vorstädten gut gehalten siehe Striesen.
    Was wir um den Stresemannplatz haben ist aber die Jugendstil-Architektur in ihrer großbürgerlichen-städtischen-Stil welche es in DD in dieser Menge wohl wirklich nur noch dort gibt.


    Nochmals Danke und Gruß