Quartier am Tacheles

  • Die Fronten sind weiterhin verhärtet. Eine Unterschriftenaktion der Tacheles-Vertreter in der der Hamburger Senat dazu aufgefordert wurde, sich für den Erhalt des Künstlerhauses bei der HSH Nordbank einzusetzen hat offenbar nichts gebracht. Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust wolle sich nicht in die Geschäfte der Bank einmischen (wenn diese Aussage universell gilt, dann muss man sich schon fragen, wann es die nächsten Wertberichtungen bei Verbriefungen geben wird).


    Eine Herauslösung des Kunsthauses aus der Gesamtfläche lehnt die Bank ab da sie davon ausgehe, dass künftige Investoren nur an dem Gesamtareal interessiert seien.


    Artikel taz
    Artikel BZ

  • Ich will mich mal ganz Beschty anschließen. Obwohl natürlich jede Stadt seine Flächen nutzen soll wie sie es für richtig hält, aber man würde sich ins eigene Bein schießen als Stadt-mit einem Abriss auf jeden Fall. Das Tacheles steht defacto in vielen Touri-Führern drin und obwohl die Backpacker die dahin laufen vll kein besonders wirtschaftlicher Faktor sind, trägt es viel zur Oranienburger bei. Solche Einrichtungen machen Berlin für viele Touristen erst interessant.
    Ein Gebäude Marke Melià wäre meiner Meinung nach eine mittlere Katastrophe. Man gucke sich nur mal den Neubau an der ecke Monbijouplatz an. Das es nicht wirtschaftlich ist ist schade, aber es belebt die Ecke in jedem Fall sehr.

  • PalinG
    Von einem Abriss redet doch keiner. Das Gebäude ist denkmalgeschützt. Man will es nur mit dem umliegenden Gelände aufmöbeln und da passen die freien Künstler einfach nicht mehr ins Bild. Wenn ich mir ansehe wie verwarlost und schmuddlig es da ausschaut, dann bin ich auch für den Rauswurf der Schmutzfinken und für die Aufwertung der Gegend.

  • Ja, ich finde auch, dass man die Ecke aehnlich mit Staub benetzen sollte, wie Charlottenburg oder mittlerweile auch PrenzlBerg, so dass sich unsere Freunde von der Mosel, aus dem Hunsrueck und der Eifel nicht mehr so um die "Schmutzfinken" aergen muessen!

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    Irgendwie ist das doch mal wieder ein klassisches Beispiel für die "Anti"-Haltung, die es in Berlin bei der Weiterentwicklung so häufig gibt. Alles soll bitteschön so konserviert werden wie es 1990 war. Da wird dann auch mal gegen auswärtige geschossen, die nicht ins Bild passen. Ist mir echt unverständlich.


    Natürlich will ich auch nicht, dass an dieser Stelle ein 08/15-Architektur entsteht. Gleichzeitig bin ich für eine Weiterentwicklung. Ich finde die Diskussion sollte sich weniger um das "ob" als viel mehr um das "wie" drehen.

  • So jetzt muss ich hier auch mal meinen Senf dazu geben.


    Ich finde das Argument,dass Tacheles sei eine wichtige Toristenattraktion,funktioniert nicht wirklich.


    Man sollte meiner Meinung nach genau abschätzen ob und wie fern das Tacheles in seiner heutigen Form erhalten werden sollte.


    Für mich hat das Kunsthaus schon sehr lange seine Daseinsberechtigung verloren.Das Tacheles lebt ohnehin nur noch von Touristen und nicht von Berlinern.
    Für mich ist es ein einfach nur eine fragwürdige Touristenattraktion.
    Die Berlinbesucher bekommen dort ein Bild von Berlin,dass es in dieser Form über haupt nicht mehr gibt.Man könnte auch Disneyland drüber schreiben.


    In den 90ern mag es für die Berliner Kunstszene sicher sehr wichtig gewesen sein,doch seit den wilden Jahren nach der Wende hat sich das Projekt nicht wirklich weiterentwickelt.
    Berlin hat sich aber dramatisch verändert,auch die Kunstszene.So hat das Tacheles seine Position in der Szene schon sehr lange verloren.


    Es lebt nich vom kreativen Berlin,sondern von Touristen,die ein Berlin suchen,welches schon längst wieder ein anderes ist.


    Auch wenn dieses Projekt für Berlin einst sehr wichtig war.Alles hat ein Ende.
    Dinge verändern sich.


    Das Tacheles ist längst ein im sterben liegenender Patient,der nur noch durch Touristen überleben kann.

  • @ urbanator: das Problem ist, dass es kein "wie" gibt. Die Entwicklung wird so erfolgen, wie so ziemlich sämtliche Entwicklungen in diesem Bereich von Berlin-Mitte. Ob das dann wirklich eine "Weiter"entwicklung ist, sei mal dahingestellt. Insofern ist eine Schließung des Tacheles' tatsächlich ein Verlust - lieber überteuerte Touristenfalle als noch mehr streamlined luxury living. Nicht, dass gegen letzteres grundsätzlich etwas einzuwenden wäre - nur ist es eben nicht so, als gäbe es das in der Umgebung nicht bereits zur Genüge.

  • Ich stimme DaseBLN 100%ig zu.


    Und das Disneyland-Argument zieht ja nun mal gar nicht. Disneyland sind Traumwelten, die zusammengebastelt sind aus Ermangelung an eigener Historie und Sehenswertem. Hier ist es doch aber der umgekehrte Fall - das Haus riecht nach Geschichte und hat diese sehr real auch in den letzten 20 Jahren erlebt. Ob jetzt ueberteuerte Tourifalle oder was fuer die Eingeborenen ist doch gehuppt wie gesprungen. Jedes Mal, wenn ich dort vorbei komme, ist es knueppeldickevoll mit Leuten aus der ganzen Welt. Ist doch toll!


    Warum etwas funktionierendes zerstoeren? Das es sich anscheinend finanziell nicht traegt, ist natuerlich ein Aspekt, den man miteinbeziehen und ggf. aendern muss.


    Davon ganz unabhaengig muss natuerlich die sibirische Tundra hinter der Haeuserreihe endlich mal entwickelt werden. Das Tacheles selber sollte jedoch als Monument der fruehen ostdeutschen alternativen Kunstszene so konserviert werden. Leider ist Berlin ja nicht mehr ganz so morbide wie es einst war, sondern eher durch und durch von den poesen, poesen "Schmutzfinken" bereinigt...

  • Die Selbstfinanzierung von Kultureinrichtungen ist sowieso eher eine Seltenheit. Man sehe sich nur unsere Opernhäuser an.
    Noch nebenbei: Ich hatte im Sommer Besuch aus Frankreich, einmal 20, einmal 30 Jahre alt und beide wollten unbedingt das Tacheles sehen. Jeder in Paris würde das kennen und es zähle angeblich zu den Punkten Berlins die jeder junge Mensch gesehen haben muss! Sind nur zwei Meinungen, aber fand ich doch sehr überraschend...

  • So langsam regt sich auch der Senat. Das Kunsthaus erhält Unterstützung von Kulturstaatssekretär André Schmitz. Er wolle einen Brief an die HSH Nordbank schreiben mit der Bitte um Verzicht der Zwangsversteigerung und Erhalt des Kunsthauses.


    Artikel BZ

  • Der Berufsverband der bildenden Künstler hat einen charmanten Vorschlag parat: Das Land Berlin solle das Tacheles samt Gelände kaufen und dort die Kunsthalle realisieren. Günstiger als in einer Zwangsversteigerung ginge das ja kaum.


    http://www.morgenpost.de/berli…ll-Kunsthalle-werden.html


    Schöne Idee, der Standort wäre ja geradezu ideal. Nur hat nicht Wowereit das Projekt von seinen Genossen gestrichen bekommen? ...

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    Ich finde nicht, dass das Tacheles der ideale Standort für die Kunsthalle ist. Solche (spektakuläre) kulturelle Bauten sind die ideale Initialzündung für die Vitalisierung von Stadtquartieren. Deshalb halte ich den derzeitig geplanten Standort am Humboldthafen/ Europpacity für geeigneter. Dort ist der Bedarf nach Entwicklung gegeben. Dort könnte die Kunsthalle wirklich eine positive Entwicklung der umliegenden Stadtbereiche vorrantreiben. In der Oranienburger Straße ist ein solcher Impuls nicht notwendig, weil die Umgebung ohnehin schon boomt.

  • Für die Zukunft des Tacheles wird es immer enger. Schon zum Monatsende soll das Gebäude von den Künstlern an den Zwangsverwalter der HSH Nordbank übergeben werden. Der Grund für die Schließung sei das voraussichtlich in vier Wochen startende Insolvenzverfahren für den Tacheles e.V.
    Kampflos wolle man die alte Kaufhausruine jedoch nicht räumen so Martin Reiter, Vorstandsmitglied des insolventen Tacheles e.V.


    Artikel Mopo

  • Interview mit Investor Huth in der BZ. Demnach sei ein Team damit beschäftigt ein Entwicklungskonzept für das Tacheles-Areal auszuarbeiten.
    Er stelle sich einen modernen Wohn- und Einkaufskomplex vor. 17.000 m² Einzelhandelsfläche und 5.000 m² Wohnraum und Büroräume würden auf den Berliner Immobilienmarkt dazukommen.


    Artikel BZ

  • Oje! Das ist wirklich harter Tobak! Eine Shopping Mall ist nun wirklich das letzte, was ich auf dem Tacheles-Gelände für wünschenswert halte. Das wäre meiner Meinung nach der Todesstoß für den Charme der Gegend. Grundsetzlich habe ich nichts gegen Malls, begrüße auch die Pläne des Investors Huth am Leipziger Platz und halte auch "Das Schloss" für ein gelungenes EKZ, aber hier? Die alte Kaufhaus-Ruine sollte doch lieber auch in Zukunft für kulturelle Zwecke genutzt werden, vielleicht durch Galerien oder ein (Kunst-)Museum , auch Theater, Kino oder ähnliches wäre denkbar. Es wären auch gastronomische Nutzungen auf dem Areal zu begrüßen, Wohnungen und Büros auch, aber bitte kein herkömmliches Shopping-Center mit dem üblichen Mix an Mietern an der Oranienburger Straße. Zu dem Areal gehört ja auch eine große Brache entlang der Friedrichstraße. Hoffentlich plant der Investor das Shopping-Center dort unterzubringen, damit könnte ich leben. Aber die Oranienburger Straße ist einfach keine gewöhnliche Einkaufsstraße und das sollte auch in Zukunft so bleiben. Bin gespannt auf weitere News.

  • Vom Traum zum Alptraum. Diese ganze wechselhafte Geschichte über die ganzen Jahre macht einen ja richtig wahnsinnig!


    Da bleibt nicht mehr viel Hoffnung, dass da tatsächlich was besonderes rauskommt!

  • Tacheles - Abrissarbeiten im Hof

    Am Tag der Versteigerung des Tacheles-Geländes haben offenbar auch Räumarbeiten auf dem Gelände begonnen: Im Hof laufen Abrissarbeiten, ein Bagger frisst sich durch Bretterbuden, mehrere große Container stehen bereit...