Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • Ich bin genausowenig ein genereller Rekonstruktionsbefürworter wie ich kein Fan von allem bin, das sich moderne Architektur nennt. Daher gibt es für mich auch mind. zwei grundsätzliche Ansätze für das Areal des Museum:


    1.) Rekonstruktion/ starke Anlehnung an den Vorkriegszustand (jedoch nur die Fassaden)


    2.) Ein moderner, kontrastreicher Entwurf


    Beides hat seinen Charme. Ich persönlich würde sogar eine dritte Variante favorisieren, die beide Ansätze vereint. Die Gebäude entlang des Fahrtors und das Eckgebäude zur Saalgasse würde ich äußerlich rekonstruieren. Ob sich dies auch bei den Gebäuden entlang der Saalgasse anbietet kann ich nicht beurteilen. In jedem Fall entstünde dahinter ein recht großes, optisch abgeschirmtes Areal auf dem sich ein Museumsneubau verwirklichen lassen könnte. Je nach Raumbedarf könnten die rekonstruierten Gebäude dann miteinbezogen werden und bspw. Platz für die Verwaltung bieten. Einen Eindruck der Fassaden und des entstehenden "Hofes" erhält man hier.


    Die Treppe des jetzigen Entwurfs wird, anders als von den Architekten geplant, die Menschen nicht neugierig machen, sondern abweisen. Wir sehen das auch an der Konstabler Wache. Es ist ja nicht so als gäbe es dort keine Alternative. Man wird einfach weiter zum Römberberg schländern und nur wer explizit ins Museum will wird die Stufen hochsteigen. Warum waren früher Gebäude, oftmals Kirchen, nur durch zahlreiche Treppen erreichbar? Um sie zu erhöhen und nicht um Menschen anzuziehen!

  • Ein Treppe funktioniert immer dann, wenn Sie zu einem Ziel führt-
    das tun die Treppen der Konsti natürlich nicht, dort erreicht man nur einen unwirtlichen Platz.


    Die Treppen des Wettbewerbgewinners führen zu einem dreiseitig flankierten Platz, etwas ähnlich dem Kapitol in Rom, zwei Falnken des zukünftigen Platzes wären schon gegeben aber die dritte Flanke fehlt noch, stattdessen nur die Hinterhöfe der 50ger Bebauung.
    Hier bräuchte es schon den nächsten Schritt.


    Vor der Treppe selbst hingegen wird das einzig originale Fachwerkhaus der Altstadt wohl einen recht reivollen optischen Abschluss darstellen!

  • Ach du schreck.... Der zweitplazierte Entwurf ist ja noch schrecklicher. Besitzen die Architekten denn überhaupt kein Feingefühl mehr? Meiner Ansicht nach gehts denen wahrscheinlich doch nur darum an möglichst repräsentativer Stelle sich selber ein Denkmal zu setzten. Wie dem auch sei... Bis es soweit ist, dass die ersten Fundamente für`s neue Museum hochgezogen werden läuft noch viel, viel, viel Wasser den Main runter. Ich hoffe mal das es noch die ein oder andere positive Veränderung geben wird.

  • Meiner Ansicht nach gehts denen wahrscheinlich doch nur darum an möglichst repräsentativer Stelle sich selber ein Denkmal zu setzten.


    Sehe ich nicht so, dann wäre der Entwurf wohl wesentlich abgedrehter ausgefallen. Bei dieser Architektur wird außer Interessierten niemand nach dem Namen des Architekten fragen. Libeskind oder Gehry setzen sich z.B. ganz gerne Denkmäler.


    Ich bin mit dem Zweitplatzierten auch nicht zufrieden. Jedoch trifft er in etwa meine städtebaulichen Vorstellungen, zumindest, was die Anordnung der Baukörper betrifft.
    Mit deren Höhe (der hintere ist zu flach, richtig suburban), der zu simplen Form und der Fassade bin ich hingegen überhaupt nicht zufrieden. Da ist wirklich kein Feingefühl für eine, an dieser Stelle sinnvolle, Atmosphäre vorhanden.


    Warum kann man kein stark gegliedertes, zerklüftetes Konzept finden? Gottfried Böhm wäre ein ganz gutes Beispiel. Muss ja nicht haargenau unbedingt das Rathaus Bensberg sein, aber der Stil ginge schon mal in die richtige Richtung. Das Fassadenmaterial kann natürlich auch ein anderes sein.

  • Der zweite Entwurf ist wenigstens ehrlich modern. Und lügt nicht etwas von einer Saalhof-Reko hin, die keine ist, oder versucht, das Salzhaus zweckzuentfremden.

  • Von der Baumassenanordnung her gefällt mir der Entwurf vom Kleihues zumindest schonmal besser als der Wettbewerbssieger, das wirkt einfach irgendwie kleinteiliger (vielleicht fehlt aber auch nur die Nachbarbebauung als Vergleich). Aber von der Architektur her ist das ja der absolute Abschuss in negativer Hinsicht. Sowas von unangemessen, und wie man in der Gegend auf die Idee kommen kann Flachdächer zu bauen ist mir absolut unbegreiflich, da sind die Staffeldächer bei den Neubauten in Sachsenhausen ja noch fast ertragbar. Da gehören ohne Wenn und Aber Satteldächer hin (und das gilt für den gesamten Altstadtbereich zwischen Karmeliterkloster, Fahrgasse, Main und Braubachstraße), aber eben nicht so ein gebrochenes wie im erstplatzierten Entwurf sondern ganz normale wie sie da hingehören. Ach ja, und stehende Fensterformate, nicht so quadratische Kanonenluken ;)

  • Herzlichen Glückwunsch DAF! Eine gute Werbung für's Forum, dann darf man sich sicher bald über jede Menge neue Mitglieder freuen?

  • Entwurf Diezinger & Kramer, Eichstätt (3. Preis):




    Entwurf Christoph Mäckler (Ankauf):






    Entwurf Landes & Partner (Ankauf):



    Entwurf Braun & Schlockermann (Ankauf):



    Siegerentwurf von LRO - Details Bauausführung:



    Bilder: Schmittchen

  • Also der Mäckler-Entwurf schießt ja wohl den Vogel ab. Er präsentiert uns hier einen Neohistorismus, der fröhlich Elemente von Moderne, DDR-Platte und Postmoderne vermischt und mit ulkig verwinkelten Mittelalter-Zitaten garniert. Das soll wohl alles den Eindruck eines organsisch gewachsenen Stadtquartieres erzeugen, wirkt in meinen Augen aber eher etwas trashig, sorry.


    Kleiheus dagegen hat einen stilistisch kohärenten und ehrlich modernen Vorschlag abgeliefert, den man zumindest ernsthaft diskutieren kann.


    Wenn die Architekten etwas Neues bauen wollen, bitteschön. Aber wenn das Neue so ähnlich aussehen möchte wie das Alte, dann entscheide ich mich für das Original = REKO


    Zur Entlastung der Architekten sollte aber angemerkt werden, dass der Bauherr offensichtlich ein für den Standort unverträglich hohes Nutzflächenprogramm verlangt hat. Weniger wäre da auch manchmal mehr.

  • Der Mäcklerentwurf gefällt mir prinzipiell ganz gut. Ich kann nicht nachvollziehen, warum dieser Entwurf in irgendeiner Weise räumlich Probleme darstellen soll. Die Räume erscheinen zunächst ebenso klar strukturiert wie beim Siegerentwurf. Nur die Fassadengestaltung zum Haus Wertheim hin ist m.E. nicht sonderlich gelungen. Zu bunkerartig. Durch eine Reko des Eckgebäude würde der Entwurf aus meinen Augen perfekt ergänzt und wäre für mich äußerst überzeugend! :daumen: Ich könnte mir auf den Fassaden zur Saalgasse wohl noch etwas höhere Dächere vorstellen.


    Edit: Den Landes-Entwurf finde ich deutlich ehrlicher als den Siegerentwurf.

  • Wer sich die ungeachtet der teilweise bizarren Entwürfe sehenswerte Ausstellung ansehen möchte: Öffnungszeiten wie das Museum, Eintritt frei. Mit dem Aufzug in den zweiten Stock fahren. Fotografieren erlaubt, jedoch nicht mit Blitz! Tageslicht gibt es keines, das Kunstlicht ist überwiegend schlecht.


    Den Eindruck von export hatte ich allerdings auch, dass nämlich die im Wettbewerb verlangten 7.140 m² Hauptnutzfläche deutlich zu viel sind. Dementsprechend oft wurden hallenartige Neubauten vorgeschlagen, was zwangsläufig zu Vergleichen wie Straßenbahndepot oder Lokschuppen führen muss. Dem Siegerentwurf von LRO muss man zugestehen, dass er diesen überspannten Anforderungen mit am besten entsprochen hat. Wenn man weniger nachdenkt, als Jórunn Ragnarsdóttir dies laut städtischer Pressemeldung getan hat, dann kann auch so etwas rauskommen (Name des Büros vergessen):



    Querbeet nun noch ein paar Entwürfe, die ohne Prämierung blieben. Von der Rolle - Jourdan & Müller PAS:



    Stadt verwechselt? Kahlfeldt Architekten, Berlin:




    Hm-mm - Stephan Braunfels Architekten, Berlin:




    Teil-Rekonstruktion - Name des Büros leider ebenfalls vergessen:



    Der Clou zum Schluss - Rekonstruktion, garniert mit Wasauchimmer. Atelier Rang, Frankfurt am Main:







    Bilder: Schmittchen


    Hat nicht am Realisierungswettbewerb teilgenommen - Vorschlag des Altstadtforums:



    Bild: joerg

  • Das Mäcklerdach ist wie das Dach des Portikus, schöne Idee eine Korrespondenz auf ein Gebäude ausserhalb der Altstadt zu schaffen.

  • Von allem was ich bisher gesehen habe gefällt mir der Mäckler Entwurf am besten. Schade das dieser nicht das Rennen gemacht hat, denn dieser Entwurf geht repsektvoller mit der Umgebung um als alle anderen bisher gezeigten.
    Danke fürs Posten der Bilder.

  • Wir sind "in der Zeitung".


    Ui, ich wurde als einziger "namentlich" genannt.... :D


    Im Vergleich mit den anderen Entwürfen ist zu sagen, dass tatsächlich eine der besseren Lösungen prämiert wurde. Der Mäckler-Entwurf gefällt mir jedoch auch wesentlich besser, die einzigen Kritikpunkte dort wären allerdings die doch sehr monotone Randbebauung zum Römerberg hin. Hier wäre eine größere Formenvielfalt angemessen gewesen, zum Fahrtor hin hätte man eventuell auch eine Rekonstruktion einfügen können (z.b. das in den 70ern für den Museumsneubau abgerissene klassizitische Gebäude gegenüber Haus Wertheym).


    Der Kahlfeld-Entwurf ist an sich auch sehr hochwertig und einem Historischen Museum angemessen. In weiß gehalten würde es sicher gut ans Mainufer passen, aber nicht an den Römerberg....

  • Upps, von Braunfels hätte ich aber was Besseres erwartet, wirkt irgendwie provinziell. So ähnlich sehen auch Shopping Center in Kleinstädten aus.


    Kahlfeldt kommt da schon kraftvoller und großststädtisch daher, aber eben historisierend und damit seiner Zeit voraus :cool:

  • Immerhin orientiert sich Braunfels noch am meisten an der Vorkriegssituation. Architektonisch ziemlich bescheiden, aber ansonsten zumindest besser als die restlichen Entwürfe. Ist ja das reinste Gruselkabinett. Die einen wollen das Salzhaus wiederaufbauen, wofür ich ja auch ohne Wenn und Aber bin, allerdings transloziert zum Saalhof was ja mal gar nicht geht, die meisten setzen auf grauslige viereckige Klötzer, und dann eben die Rekonstruktionsversion mit den komischen ... ja was auch immer das sein soll. Auch von Mäckler bin ich ziemlich enttäuscht, da war sein Entwurf fürs TR-Areal weitaus besser. Also die Reko-Version vom Altstadtforum ist nach wie vor der Beste von allen Vorschlägen.

  • Wo ist die Ortsbezogenheit von Architektur geblieben? Jedes dieser Gebäude könnte in jeder Stadt der Welt stehen - selbst der, wie schon erwähnt, äußerst schwache Mäckler-Entwurf. Dazu ein Haufen architektonischer Orgasmen à la Museum für Moderne Kunst. Fazit: nicht der Selbstzweck, sondern die schlichte Alternativenlosigkeit gebietet hier einzig die Totalreko (Entwurf des Altstadtforums).

  • Mäckler und Altstadtforum sind auch meine Favoriten.


    Aber: kann man nicht irgendwas von der BGF in Kellerräumen unterbringen? Ich glaube - wie auch schon vielfach gesagt - so viel qm unterzubringen ist reichlich schwer... bei allen Entwürfen.