Ex-Luitpoldkaserne inkl. "Kreativquartier" (900 WE) [in Planung]

  • ^ Da kann ich nur sagen: Glück gehabt! Ich kann mit dem Entwurf überhaupt nichts anfangen. In so einer monotonen, kalten und abweisenden Umgebung möchte ich nicht wohnen. 60er-Sozialwohnungen in modernem Gewandt.

  • Ich konnte die Begeisterung für diesen Entwurf auch nie verstehen. Bunt wie Steidle und unregelmäßige Fenster wie man sie jetzt oft sieht. Wer guten Wohnungsbau sehen will, der soll sich die Borstei anschauen.

  • Ich kann mich den Vorrednern da nur anschließen. Die Renderings wirken, wenn auch leicht verspielt, irgendwie rückwärtsgewandt ("CIAM" - Doktrin etc.). Frei nach dem Motto: "Keep it simple and stupid!" (KISS!)

  • Na, dann hat München ja mal wieder Glück gehabt...;) war grad am benachbarten Ackermannbogen - da gibt's herrlich einfallsreiche Münchner 2.0-Architektur :lach:

  • Zunächst ist das Argument der Unwirtschaftlichkeit ja nun keines, über das man so einfach hinweggehen kann.


    Die Stadt Wien z.B. gibt wesentlich mehr Geld für den Sozialen Wohnungsbau aus als so ziemlich alle deutschen Städte. Dort ist man einfach stock-konservativ und will das Stadtbild pflegen, gleichzeitig Sozialen Wohnungsbau in der Innenstadt haben, das lässt man sich auch etwas kosten.


    [...] Sakamotos Entwurf ist in meinen Augen nichts anderes als das betagte Konzept der Gartenstadt, hier in der Variante mit Punkthäusern. In vielen Großstädten stehen solche Siedlungen, die meisten um die 1960er herum gebaut - und nicht selten haben sich soziale Brennpunkte daraus entwickelt. Zur Erinnerung: Es sollen Sozialwohnungen gebaut werden!


    Wie gesagt gibt man andernorts wesentlich mehr Geld für den SW aus, auch mit der Konsequenz, dass man weniger soziale Brennpunkte hat. In Wien ist es tatsächlich oft so, dass SW-Projekte nach ihrer Fertigstellung zu großen Teilen von der Mittelschicht geentert werden. Die Qualität führt dort direkt zu einer Durchmischung sozialer Gruppen.
    Ich kann dem Sakamoto-Entwurf einiges abgewinnen, weil er wesentlich mehr macht als es Howard für sein Gartenstadt-Konzept vorgesehen hat. Zentral in S. Entwurf ist das Spiel zwischen öffentlichen und privaten Flächen, kein Gebäude steht isoliert sondern alle sind mitten im Quartier überall umgeben von öffentlichen Flächen, gleichzeitig hat jedes Gebäude eine ihm zugewiesene Freifläche zur Erholung. Das man Gebäude und Freifläche trennt finde ich äußerst interessant, weil die einzelnen Gebäude so nicht von Ganzen getrennt werden können, die Bewohner sich nicht abschotten.
    Öffentlichkeit ist ein großer Faktor, wenn man soziale Brennpunkte verhindern will. Man könnte auch sagen:


    Neuere Erkenntnisse des städtischen Wohnungsbaus blieben offenbar unberücksichtigt, etwa kleinere Einheiten mit dementsprechend hoher sozialer Kontrolle zu bauen oder die längst wieder aktuelle Blockrandbebauung mit dem Vorzug öffentlicher Vorderseiten kombiniert mit privaten und ruhigen Höfen.


    Die Blockrandbebauung hat genauso ihre Nachteile und ist das Gegenteil von einem Garanten für sozialen Frieden. Die Baupolitik des 19.Jhdt.s mit eben dieser sklavischen Blockrandbebauung führte zur vollkommenen Verwarlosung großer Bevölkerungsschichten, in diesem Fall lag das tatsächlich primär an der Architektur. Erst die schlechten Erfahrungen mit eben diesem Blockrand führten zu den Konzepten der Gartenstadt und später zu modernen Wohnformen.


    München ist alles andere als eine am Hungertuch nagende, deindustrialisierte Stadt, sondern hat das Geld und alle Möglichkeiten so ein Projekt zu machen. Hätte Gelsenkirchen gesagt, es sein zu teuer, könnte niemand was anderes sagen, aber solche Töne aus München zu hören ist schon irgendwie lächerlich. Alleine der Image-Gewinn hätte die Kosten wieder eingeholt, aber so "weit" denkt man ja bekanntlich nur selten.

  • Heute ist in der SZ Münchner Teil ein großer Artikel über den Versuch der CSU, die Werkbundsiedlung wieder auf die Tagesordnung zu bringen. Ihr Vorschlag ist, die geforderten Szialwohnungen im unmittelbaren Anschluss an die Werkbundsiedlung zu bauen.

  • Auch in der Online-Ausgabe wird berichtet: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/181/185596/


    Heißt das also, Werkbundsiedlung OHNE Sozialwohnungen...? Ich verstehe immer noch nicht so ganz, was die SPD/Grünen an dem Konzept gestört hat. Waren es ihnen zu viele Sozialwohnungen, oder zu wenig, oder was war los. ich meine, einen Bauträger hatte es doch bereits gegeben, das Argument "zu teuer" war also schon entkräftete...oder nicht?

  • Der von der Stadt für Grundstücke in ihrem Besitz immer geforderte Mindestanteil von geförderten Wohnungen war nicht finanzierbar, und somit ist das einzige interessante städtebauliche Konzept der letzten Jahr(zehnt)e gescheitert. In ein paar Jahren kommt wahrscheinlich wieder kompakt urban grüner Einheitsbrei mit Schuhschachteln. Vor 2013 soll sich allerdings nix tun an der Dachauer Straße.


    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/694/500956/text/

  • Nun soll das 20 Hektar große Gesamtareal der ehemaligen Luitpoldkaserne (Luftschifferkaserne) zwischen Dachauer-, Schwere-Reiter- und Lothstraße als einheitliches Entwicklungsgebiet neu geplant werden.


    Noch einmal eine Übersicht des Geländes auf
    -Google Maps: http://maps.google.de/maps/ms?…772.000484958ab045e2a7b32
    -Bing Bird’s Eye View: http://www.bing.com/maps/defau…2C%2080797%20M%C3%BCnchen


    Bemerkenswert ist dabei, dass die „Jutierhalle“ und die „Tonnenhalle/Tonnagehalle“ jeweils nicht abgerissen, sondern in die Neubebauung integriert und evtl. einer kulturellen Nutzung zugeführt werden sollen. Das ursprünglich auch auf dem Gelände vorgesehene „City Service Center“ für die Straßenreinigung zieht nach Ramersdorf, die Werkbundsiedlung ist vom Tisch. So ist der Weg frei für eine neue Gesamtplanung, bei der in erster Linie Wohnungen entstehen sollen. Aber auch einige Läden, eine Grundschule, ein Erweiterungsbau der FH München, sowie eben auch kulturelle Nutzungen könnten eine Chance bekommen. Zunächst soll ein großangelegter Ideenwettbewerb durchgeführt werden. Ein Baubeginn sei frühestens 2014 bzw. 2015 denkbar, meldet der Münchner Merkur. Das größte Problem dürften die hohen Kosten zur Restaurierung der historischen Hallen sein.


    Quelle: http://www.merkur-online.de/lo…trum-muenchen-717961.html


    Hier nochmal weitere Ansichten und Informationen zur Kaserne am Oberwiesenfeld, als diese neben Münchens erstem Flughafen gelegen war.

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  • Scheinbar ist man bei der Stadt bereits kurz davor, die ersten Gebäude auf dem Gelände räumen zu lassen und den Abriss vorzubereiten. So soll das Atelierhaus Dachauerstraße 110G alsbald abgerissen werden, meldet die AZ. Offenbar hat die Stadt aber die Künstler, die vorübergehend dort eingemietet worden waren, übersehen - deshalb wird der Abriss jetzt noch einmal ausgesetzt. Zudem wird überlegt, ob das Gebäude evtl. sogar erhalten werden kann, im besten Fall sogar in die Neuplanungen einbezogen. Auch das Thema Denkmalschutz wird als mögliches Mittel zum Erhalt des Bestandsbaus erwähnt.


    http://www.abendzeitung.de/muenchen/186623

  • Ich empfehle dringend einen Besuch in Augsburg. Nachdem man die erste Zeit nach dem Niedergang der hiesigen Textilindustrie sehr stiefmütterlich mit den riesigen Fabrikanlagen umgegangen ist und massenweise abgerißen hat - echte Juwele, nicht nur von theoretischer historischer Bedeutung sondern wirkliche Augenweiden - gab es ein Umsteuern um 180°


    So wurde die Kattunfabrik, eines der ersten Fabrikgebäude Europas überhaupt, in den 1990ern fast abgerißen. Irgendwie konnte man den Abriß aber nachdem die größeren Seitenflügel abgebrochen waren noch stoppen und wenigstens den Kopfbau erhalten - der wahrhaft schloßartige Architektur aufweist. Der wurde in einen Neubau der Hochschule integriert und gibt der Hochschule ein richtig klassisch-nobles Ambiente, wie man sich als Student eine sog. "altehrwürdige" Hochschule vorstellt. Also eine dermaßen gelungene Neunutzung dass man als Laie gar nicht vermuten würde dass es sich dabei um eine Umnutzung handelt: Kopfgebäude


    Auf dem ehemaligen AKS Gelände hat vor kurzem das TIM (Textil- und Industriemuseum) eröffnet: http://www.timbayern.de/


    Das nur zwei, wie ich finde, besonders gelungene Beispiele der Umnutzung.


    "Abriß" sollte - nein darf - heutzutage nicht mehr zur Debatte stehen!!

  • Ich muss auch sagen das sich die Stadt die Option mit dem Erhalt sehr überlegen muss. An der Theresienwiese wird gerade ein Gebäude neu gebaut das einen gewissen Industriecharme vortäuschen soll und hier würde noch ein originales stehen. Loftwohnungen lassen sich doch bestimmt daraus machen.
    Toll finde ich das es hier scheinbar endlich wieder vorrangeht.

  • Es kann ja auch ganz "normale" Nutzung realisiert werden, also muss nicht immer gleich ein Museum oder irgend ein öffentliches Gebäude sein. Dass sich dies auch privatwirtschaftlich organisieren lässt zeigt dieses ehemalige Fabrikgebäude, ebenfalls hier in Augsburg, es beherbergt heute ganz normale Büros.


    Fabrikschloss

  • Unten einige Eindrücke von den Bestandsbauten und vom Gelände insgesamt, aufgenommen am 30.05.10. Jedem, der hier noch nie war, empfehle ich einen Besuch. Ein sehr zentrales, aber an vielen Stellen noch völlig unentdecktes Gelände mitten in der Stadt mit einigen Überraschungen. Insbesondere der südliche Bereich gammelt seit Jahren vor sich hin, vielfach ist das Gelände eine reine Brache, da die Gebäude bereits abgerissen wurden, Jutier- und Tonnenhalle stehen weitgehend leer.


    Jutierhalle



    Tonnenhalle/Tonnagehalle


    Eine weitere Halle


    Hier die Umgebung des Atelierhauses Dachauerstraße 110G:


    Die restlichen Gebäude werden von städtischen Einrichtungen diverser Art geutzt (Lager der Straßenreinigung, soziale Einrichtungen etc.). Außerdem scheinen in weiten Teilen des Areals Baumaterialien zum Straßenbau gelagert zu werden:


    Richtig schön gruselig ist das sog. "ZFK - Zentrum für Katastrophenschutz", ein Relikt aus Zeiten des Kalten Kriegs. Das Gebäude steht seit etwa zehn Jahren leer und gammelt vor sich hin (muss ich mir bei Gelegenheit noch einmal genauer ansehen ;)):


    Die "Reithalle" wird als Veranstalungs- und Partylocation zwischengenutzt:


    Manche der alten Kasernengebäude im nördlichen Bereich (Infanteriestrasse) werden von der Staatsanwaltschaft München genutzt, daneben bezieht gerade die Fresenius Hochschule ihren neuen München-Standort in behutsam renovierten Altbauten kombiniert mit hochwertigen Neubauten:


  • Im westlichen Bereich (Schwere-Reiter-Straße) stehen noch recht viele intakte Kasernengebäude, die an kleine Unternehmen, Sozialprojekte und kulturelle Einrichtungen zwischenvermietet werden; manche Gebäude scheinen aber auch leer zu stehen:






    Mein persönlicher Eindruck: Das Gesamtareal besitzt gerade wegen der Unterschiedlichkeit der Bestandsbauten sowie den weiten unbebauten Flächen in zentraler Lage ein riesiges Potenzial. Es könnte zu einem städtebaulich überaus spannenden, einzigartigen Stadtteil entwickelt werden - mit einer gesamtstädtischen Bedeutung. In jedem Fall gut, dass man offenbar begriffen hat, dass das Areal als Gesamtes entwickelt werden muss. Ich bin sehr gespannt, was sich hier in nächster Zeit entwickelt :)

  • Äußerst interessant, diese Fotoreportage.:daumen: Kommt man doch eher nicht in diese Gegend. Das Potenzial scheint wirklich riesig, allerdings bin ich aufgrund der Bauten, die in München in den letzten Jahren "verbrochen" wurden, zutiefst pessimistisch. Wahrscheinlich werden es wieder Flachdachklötze in Gartenstadtgruppierung.