Baugeschehen: Johannisplatz

  • Johannisplatz

    Hallo zusammen,


    lange lese ich hier schon mit, nun melde ich mich mal an um eine Idee für den Johannisplatz mitzuteilen. Vielleicht kann cherubino diese ja Herrn Kellnberger übermitteln.


    Es geht mir um das Problem, wie die Lücke zwischen Zentralhaltestelle und dem ehemaligen Sparkassengebäude gestaltet werden könnte. Die Seitenfassade des Sparkassengebäudes ist ja sehr wichtig und sollte sichtbar bleiben. Die ersten Etagen der Rückseite vom Chemnitzplaza sind dafür umso hässlicher. Ein Gebäude sollte also behutsam einpasst werden, dass die Rückseite kaschiert wird, die Sparkasse sichtbar bleibt und attraktiv für die Passanten ist.


    Auf der zweiten Karte fällt mir der Verlauf der Stadtmauer ins Auge. Diese bietet sich doch ideal an, um platzsparend einen Sichtschutz zum Hinterhof zu bilden und würde auch die Passanten entlang zum Johannisplatz führen. Ich stelle mir eine Natursteinmauer auf der dicken roten Linie bis kurz vor der Sparkasse vor. Die Mauer lässt also von der Zentralhaltestelle noch den Blick auf eine Hälfte der Seitenfassade zu. Wenn man näher zur Sparkasse kommt, sieht man dann wieder die gesamte Fassade und von weiten gesehen, ist die ehemalige Sparkasse größer als die Mauer und man kann die Seitenfassade sehen. Die Mauer sollte so zwei bis vier Meter hoch sein. In ihr könnten dort, wo nach Hinten zur Chemnitzplaza mehr Platz ist, auch kleine Geschäfte, Imbisse und eine urige Kneipe Platz finden. Dazu wären dann optisch angepasset Türen und Fenster in der Mauer notwendig.


    Was haltet ihr von dem Plan? Eine weiter Grünfläche wie zB. ein rudimentärer Beckerplatz passt nicht an die Stelle, würde an der Zentralhaltestelle bestimmt auch vermüllen.


    Viele Grüße

  • Na da, herzlich willkommen. Und bitte nicht gleich zurückziehen, wenn ich Deinen Vorschlag abbügele :). Wie Dir vermutlich bekannt ist, sind die mittelalterlichen Befestigungsanlagen kein Kriegsverlust, sondern wurden bereits im 19. Jahrhundert wegen Baufälligkeit und den Anforderungen der neuen Zeit abgebrochen. Der Rote Turm ist die einzige Ausnahme, allerdings läßt sich auch der aufgrund heutiger Bauvorschriften im Prinzip nicht mehr nutzen. Die Zugangsbeschränkungen ohne Rettungstreppe sollten bekannt sein. Im Rückblick betrachtet ist der vollständige Verlust der Befestigungsanlagen und Stadttore, aber auch des Gewandhauses am Markt sicherlich nicht in diesem Umfang nötig gewesen, aber diese Fehler wurden in ganz Deutschland gemacht - selbst dort, wo ein Erhalt die wirtschaftliche Entwicklung nicht behindert hätte.
    Sinnvollen Wiederaufbauprojekten stehe ich sehr positiv gegenüber, eine Stadtmauer gehört aber mit Sicherheit nicht dazu. Wenn diese zudem wie von Dir vorgeschlagen mit Türen und Schaufenstern ausgestattet wäre, wäre das ausnahmsweise wirklich noch weniger als Disneyland.
    Da ich momentan keinen besseren Vorschlag präsentieren kann, habe ich natürlich ein leicht schlechtes Gewissen. Wie mehrfach geschrieben wäre hier ein Architekturwettbewerb die Lösung. Dabei kann im Anschluß an die Fassade des Bankgebäudes vielleicht auch eine mit Steinen verkleidete Fassade herauskommen, wer weiß. Aber schon aus Eigeninteresse wird Herr Kellnberger ein Vermüllen der seine Investitionen umgebenden Grünflächen garantiert verhindern.

  • Auf http://www.baudenkmäler-chemnitz.de/ kann man die Zusammenfassung des Gesprächs zwischen Claus Kellnberger, cherubino und Co. zur zukünftigen Bebauung des Johannisplatzes lesen. Im Großen und Ganzen gibt es kaum neue Erkenntnisse. Allerdings wurde erstmals der Entwurf des Parkhauses vorgestellt. Wie erwartet klingt der aber nach 0815-Parkhaus. Positiv ist wenigstens, dass eine weitere Aufstockung des Zwischenbaus erfolgen wird, wenn die Vermietung des Rawema-Hauses gut läuft. Einen festen Zeitplan dafür gibt es aber nicht.

  • Der derzeit nur zweigeschossige Bau zwischen Rawema-Gebäude und ehemaliger Bundesbank wird jetzt Thema (Link). FDP-Stadtrat Dieter Füsslein pocht auf den Stadtratsbeschluß, der ein vierstöckiges Gebäude fordert. Investor Kellnberger spricht von einem möglichen Zwischenstand und verweist auf 12.000 Quadratmeter Gewerbefläche, die er in seinen Immobilien rund um den Johannisplatz zunächst belegen will, ehe er aufstockt. Hierbei erhält er Unterstützung von OB Ludwig.
    Auch die aus meiner Sicht beträchtlichen Fassadenänderungen am Sparkassengebäude werden angesprochen, hier prüft der Denkmalschutz noch. Der ist in Chemnitz allerdings eher nicht für kompromißlosigkeit bekannt, um es mal positiv auszudrücken. Im Inneren haben die unstrittigen Entkernungsarbeiten bereits begonnen.

  • Bei der Stadt findet man unter Anlage 3 eine Zeichnung des am Johannisplatz geplanten Parkhauses (Link). Die Fassadengestaltung ist an Einfallslosigkeit nicht zu überbieten, hier wurde ausschließlich auf Kostenminimierung gesetzt. Damit werden "Architekt" Peter Koch und Investor Kellnberger der sensiblen Zentrumslage nicht einmal ansatzweise gerecht. Wenn der Stadtrat nur halbwegs an der Entwicklung der Chemnitzer Innenstadt interessiert ist, müßte er nach der bewußten Täuschung zum gegenüberliegenden Zwischenbau der Bebauungsplanänderung die Zustimmung verweigern, solange nicht eine halbwegs angemessene Lösung präsentiert wird.

  • Sehr interessantes Fundstück. Das ist ja eine Katastrophe. Meine ganze Hoffnung besteht nun darin, dass dieser "Architekt" ganz plötzlich in Rente geht und ein anderer übernimmt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass von der Stadt Gegenwehr kommt (mal abgesehen von Herrn Füsslein).

  • Was ihr nur alle habt, der Bau paßt doch sehr gut zum "Chemnitz-Center". ....



    Ach, er soll nicht an einer Ecke vom "Chemnitz-Center" gleich neben der A4 gebaut werden, sondern im Zentrum von Chemnitz?

  • Jetzt beginnen die Diskussionen um das Parkhaus. Siehe
    An forderster Front, wie zu erwarten, Dieter Füsslein. Seinen Vorschlag eine Tiefgarage zu errichten würde ich begrüßen, halte dies aber aus finanziellen Gründen für nicht umsetzbar. Das Parkhaus an sich steht meines Erachtens nicht zur Debatte. Kellnberger möchte eine geschlossene Bebauung und die wird er auch bekommen.
    Die öffentliche Diskussion lässt aber zumindest auf eine Änderung des Fassadenentwurfes hoffen.

  • Die Kostenfrage sehe ich ähnlich wie Du. Die Querung der Fußgängerzone ist nicht optimal, sollte aber bei der geringen Größe des Parkhauses auf dem Johannisplatz kaum spürbar sein. Wenigstens sprechen sich mit FDP, Linke und CDU genug Fraktionen gegen den Fasadenentwurf aus. Allerdings gibt es meines Wissens selbst in der Innenstadt keine rechtliche Regelung, die der Stadt ein Mitspracherecht bei der Fassadengestaltung einräumt (bin mir hier aber nicht hundertprozentig sicher). Wenn Kellnberger also in den Grenzen des bestehenden Bebauungsplanes geblieben wäre, hätte er auch eine lila Sichtbetonfassade bauen können. Das sollte der Stadtrat vielleicht auch mal hinterfragen.

  • Seit Kurzem ist die LED-Beleuchtung am Rawema-Haus in Betrieb. Bin gestern mal vorbeigelaufen und war doch recht positiv überrascht. Es handelt sich nicht um eine statische, einfarbige Beleuchtung sondern um ein wechselndes Farbenspiel. Gibt dem Rawema-Haus, trotz dass es derzeit Baustelle ist, doch ein gewisses Flair. Bei aller (m.E. auch gerechtfertigten) Kritik an den Vorhaben von Herrn Kellnberger eine gelungene Idee.

  • Vor der heutigen Entscheidung im Bauausschuss über die Errichtung eines Parkhauses am Johannisplatz pocht Investor Kellnberger auf die Zustimmung. Er verspricht eine "wertvolle Glas-Edelstahl-Konstruktion" und will, wie offensichtlich von OB Ludwig gefordert, sechs Vorschläge zur Fassadengestaltung vorlegen. (Quelle: FP) Hoffentlich erinnert er sich daran auch noch nach einer möglichen Genehmigung.

  • Wie erwartet wurde das geplante Parkhaus am Johannisplatz im Bauausschuss durchgewunken (Quelle: http://www.freiepresse.de/NACH…ALES/CHEMNITZ/7603491.php).


    Bemerkenswert finde ich die Aussage von Stadtrat Fritzsche, dass ein Neubau an der Bahnhofstraße städtebaulich bedenklich wäre und nur eine Aneinanderreihung weiterer Parkhäuser darstellen würde. Dass der Bau eines Parkhauses neben dem architektonisch wertvollen Sparkassengebäude städtebaulich noch weniger Sinn macht und - wie von Herrn Füsslein wohl auch angesprochen - durch das Parkhaus und den damit verbundenen Zufahrtsverkehr der Charakter des Walls als Fußgänger- und Flaniermeile so ziemlich konterkariert wird, bleibt dabei völlig außer Betracht. Wenigstens scheint das letzte Wort hinsichtlich der Fassadengestaltung noch längst nicht gesprochen. Insbesondere wird sich das Kuratorium Stadtgestaltung in seiner nächsten Sitzung mit dieser Frage beschäftigen.

  • Beim Sachsen-Fernsehen gibt es ein erstes Video, das einen Eindruck der teilweise von den Gerüsten befreiten Fassade des Rawema-Gebäudes vermittelt (Link). Auf mich macht das erstmal keinen schlechten Eindruck, auch wenn ich mir das erst noch vor Ort anschauen muß.

  • Da ich ohnehin jeden Tag am Rawema-Haus vorbei muss, konnte ich mir die Fassade bereits aus nächster Nähe anschauen. Was jetzt langsam unter dem Gerüst zum Vorschein kommt, hat mich doch durchaus positiv überrascht. Die helle Fassade mit den neuen Fenstern wertet das Gebäude gegenüber der alten Aluminiumverkleidung doch ungemein auf. Mit der in unmittelbarer Nähe befindlichen "Parteifalte" hat man ja den direkten Vergleich vor der Nase. Wenn jetzt auch noch die Erdgeschosspassage attraktiv gestaltet wird, dann hat Herr Kellnberger - bei aller Kritik an seinen sonstigen Projekten - diesen Teil der Innenstadt doch erheblich aufgewertet. Nur der zweigeschossige Zwischenbau zum ehemaligen Bankgebäude wirkt angesichts der hellen Optik seines großen Nachbarn noch trostloser. Hoffentlich wird der wenigstens bald mal aufgestockt.

  • Da ich ohnehin jeden Tag am Rawema-Haus vorbei muss, konnte ich mir die Fassade bereits aus nächster Nähe anschauen. Was jetzt langsam unter dem Gerüst zum Vorschein kommt, hat mich doch durchaus positiv überrascht. Die helle Fassade mit den neuen Fenstern wertet das Gebäude gegenüber der alten Aluminiumverkleidung doch ungemein auf.


    Die Linienführung über die Ecken ist interessant, aber das weiß find ich langweiliger als das blanke Alu und die alte Fensterteilung war spannungsreicher als die heutige. Was ich auch nicht versteh ist, dass die Farbe der Betonlochfläche in der Mitte nicht von der allgemeinen Fassadenfarbe unterscheidet.


    Kann es sein, dass die Farbe der Fassadenteile mal geändert wurde? Die „Demoteile“ waren meiner Erinnerung nach dunkler.


    Mit der in unmittelbarer Nähe befindlichen "Parteifalte" hat man ja den direkten Vergleich vor der Nase. Wenn jetzt auch noch die Erdgeschosspassage attraktiv gestaltet wird, dann hat Herr Kellnberger - bei aller Kritik an seinen sonstigen Projekten - diesen Teil der Innenstadt doch erheblich aufgewertet. Nur der zweigeschossige Zwischenbau zum ehemaligen Bankgebäude wirkt angesichts der hellen Optik seines großen Nachbarn noch trostloser. Hoffentlich wird der wenigstens bald mal aufgestockt.


    Nunja, die Ergeschosszone (ohne Passage) soll m. W. genau so werden wie der noch zweigeschossige Zwischenbau.


    Es ärgert mich nach wie vor, dass immer wieder Architekturwettbewerbe veranstaltet werden, deren Ergebnisse später überhaupt nicht genutzt werden. Bei dem Wettbewerb der TLG zu diesem Haus damals hat mir der Siegerentwurf sehr gefallen. Es gab auch noch weitere interessante Ideen. Nur einen der Entwürfe fand ich ziemlich einfallslos: Da bestand im Groben der einzige Unterschied zum Originalzustand darin, dass die vormalig silbernen Fassadenstreifen bunt gestaltet wurden, so mit Farbverläufen. Aber selbst das war noch kreativer als das jetzt umgesetzte!

  • SZ-Online (Chemnitzer Morgenpost) berichtete in ihrer Ausgabe vom 25.03.2011 von den Baufortschritten am Rawema-Haus. Auch die neue LED-Beleuchtung wird erwähnt. Später würden Computer nachgerüstet, die das Licht steuerten, so der Investor gegenüber der SZ: Link mit Foto der Beleuchtung.


    Offtopic-Ps: Warum ist denn Cherubino verschwunden?


    Cherubino hat um die Löschung seines Accounts gebeten. Zurück zum Thema! C.

  • Es gab Meinungsverschiedenheiten mit den Mods, deshalb ist er LEIDER weg. Vermisse seine Beiträge.
    Das Rawema sollten sich alle mal anschauen, ich war am Wochenende mal vor Ort und finde es ehrlich gesagt toll. Der ganze furchtbare DDR-Charme ist weg, es wirkt modern frisch, auch die helle Farbe passt zum neuen Haus am Wall wenige Meter entfernt.

  • Es wäre toll, wenn einer der Chemnitzer mal ein paar Bilder des sanierten Gebäudes veröffentlichen würde. Ich denke, hier im Forum gibt es sicher viele Mitleser, dich sich mit Chemnitz verbunden fühlen, jedoch nicht direkt vor Ort sein können.


    Eine Dokumentation des Chemnitzer Baugeschehens bietet übrigens Dietmar Lange mit seinem monatlichen Chemnitz-Rundgang hier. Allerdings gab es seit Februar kein Update mehr.


    Ähnliches trifft auf Ulrich Hertel zu, der auf seiner Homepage
    ab und zu Bilder der Innenstadt-Baustellen veröffentlicht.


    Eine Dokumentation der Modernisierung des Chemnitzer Bahnknotens findet Ihr hier.


    Vielleicht kennt der eine oder andere diese Seiten noch nicht.

  • ^


    Dietmar Lange hat heute seine Seite geupdatet. Darunter auch ein Bild vom Rawema-Gebäude: Klick ;)


    Hier mal ein Bild von dem Rawema-Gebäude bei Dunkelheit: Klick

  • @ Tyron:


    Danke für die interessanten Links. Kannte alle drei Seiten noch nicht. Auf der Seite von Dietmar Lange wurden allerdings die "RAWEMA"-Bilder zwischenzeitlich aktualisiert. Darauf ist auch die neue Fassade erkennbar. Leider wurde das Gebäude von der Seite aus fotografiert, die noch eingerüstet ist. Für einen ersten Eindruck aber ganz brauchbar, denke ich.


    Seh grad, dass ich piTTi's Eintrag überlesen habe. Sorry ;) Auf dem Nachtbild ist die neue Fassade gut erkennbar. Wie ich schon mal geschrieben hatte, finde ich die sehr gelungen.