Neues Hertha Stadion [Vision]

  • Bin ich der einzige, der reichlich gebürtige Berliner kennt, die bei Heimspielen der Hertha diversen Auswärtsmannschaften, deren Fans sie sind, die Daumen drücken?


    Eine Mannschaft wie der schillernde FC Bayern oder auch der zutiefst in der Stadt verwurzelte Mannschaft wie den BVB hat Berlin nicht. Schon Ostberliner können oft mit der Hertha "aus Prinzip" nix anfangen...(das vielleicht letzte mentale Refugium der geteilten Stadt).


    Keinen Cent öffentliche Mittel hierfür - das Olympiastadion ist jetzt schon eigentlich nicht ausreichend für eine Anlage dieser Ausmaße ausgelastet. Berlin kann sich keine zusätzlichen Infrastrukturen im Profisport zu unterstützen leisten, während Breitensportanlagen in der Fläche vergammeln. Und mich würde ehrlich gesagt erstaunen, wenn die Hertha das Geld übrig hat um sich ganz aus eigenen Mitteln ein neues Stadion zu bauen, welches in Summe die Bedürfnisse besser als das Oly bedient. Ich sehe da keine "Vision", nur Luftträume.

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  • ^^


    Das mit London ist natürlich ein Extrembeispiel um zu verdeutlichen das sich die Größe/Diversität einer Stadt nicht pauschal in Zusammenhang mit niedrigen Zuschauerzahlen bringen läßt. Der Grund muß demnach ein anderer sein, auch wenn es natürlich richtig ist das jede Stadt anders ist.
    Sicherlich ist die sportliche Leistung der wichtigste Faktor, aber es gibt ja auch Vereine aus wesentlich kleineren Städten die trotz ähnlicher oder schlechterer Leistungen höhere Stadionauslastungen haben.
    Allgemein bekannt ist, daß Zuschauer Fußball nicht gerne in LA-Stadien verfolgen. Es hat schon handfeste wirtschaftliche und sportliche Gründe, weshalb solche Stadien in den großen Ligen kaum noch anzutreffen sind. Entsprechend ist es nur logisch, daß man sich angesichts dieser Entwicklung auch bei der Hertha Gedanken macht.
    Die Fehlbemessung der Kapazität ist übrigens tatsächlich ein großes Problem. Viele Vereine (gerade auch in Deutschland) haben beim Bau neuer Spielstätten zu konservativ geplant und stellen teils schon Überlegungen zu Kapazitätserweiterungen an.
    Auch das wieder ein Beweis dafür, daß ein fanfreundliches Stadion das Zuschauerinteresse steigern kann.

  • Sicherlich ist die sportliche Leistung der wichtigste Faktor, aber es gibt ja auch Vereine aus wesentlich kleineren Städten die trotz ähnlicher oder schlechterer Leistungen höhere Stadionauslastungen haben.


    höhere Stadionauslastung in kleineren Städten ... was kann man denn in Wolfsburg oder Gelsenkirchen am Wochenende anderes unternehmen als ins Stadion zu gehen? Die geringere Attraktivität kleinerer Städte treibt die Menschen ins Fußballstadion. Und Berlin als Weltstadt bietet eben so viel Auswahl und Möglichkeiten, daß die Menschen auch anderes tun können als ins Stadion zu pilgern. Wenn ein Verein trotz schlechter Leistungen höhere Stadionauslastungen hat, dann spricht das nicht unbedingt für die Attraktivität der jeweiligen Stadt. Im Gegenteil.

  • Wie gesagt, wenn dem so wäre dürfte es beispielsweise in London nicht so viele gut besuchte Fußballvereine geben.
    Gleiches gilt für Sportvereine in anderen (Welt-) Städten.

  • Der Anreiz bei der Hertha für ein eigenes Stadion dürfte gerade gerößer werden. Die Verhandlungen über die Nutzung des Olympiastadions sind hier katalysierend in ihrer Wirkung, vermute ich. So fordert die Olympiastadion GmbH demnach künftig pro Jahr 7,5 Millionen Euro Miete, fast eine Verdoppelung, mit einer Laufzeit des Vertrages von mindestens 15 Jahren und den Abtritt der Cateringrechte an die Betreibergesellschaft.
    Link

  • ^ Der Mietvertrag wurde bis 2025 verlängert. Gleichzeitig verfolgt Hertha weiterhin den Bau eines eigenen Stadions. Im Januar, spätestens im Februar sollen Ergebnisse einer extern erstellten Machbarkeitsstudie öffentlich vorgestellt werden, mit ersten Stadiostudien, möglichen Standorten und der Frage der Finanzierung.
    Q: RBB

  • BILD Berlin berichtet heute in einem großen Artikel über das Stadionprojekt. Hier werden drei Brandenburger Standorte außerhalb Berlins genannt, weil eine Realisierung in Berlin als "derzeit nicht möglich" betrachtet wird:
    1: Oranienburg (im Norden)
    2: Dreilinden (im Süden)
    3: Stahnsorf (im Süden)


    Anscheinend gibt es auch schon Stadionpläne. Ob das im oben verlinkten Artikel abgebildete Stadion das Hertha-Stadion sein soll oder nur ein allgemeines Modell, wird aus dem Artikel nicht ersichtlich.

  • ^ Wenn diese Pläne echt sein sollten, wäre das Projekt ein kompletter Knieschuss - das Heimspiel zum Auswärtsspiel machen, Hilfsausdruck. Oranienburg ist fast 40 Kilometer entfernt, Stahnsdorf hat nicht einmal S-Bahn-Anschluss, und Dreilinden mag zur Not gehen, weil es nah an der Stadtgrenze und am Bahnhof Wannsee liegt - aber auch bei dieser Wahl dürfte die Nachricht "Hertha verlässt Berlin" das ohnehin mäßige Image kaum verbessern. Und alles nur, weil man die Laufbahn loswerden möchte. Was für ein Quatsch.


    Mein Tipp: Die Pläne sind nicht ernstgemeint; die Nachricht wurde lanciert, um die Berliner Politik unter Druck zu setzen. Hoffentlich steigt niemand drauf ein...

  • Sehe ich auch so. Reines Showgehabe - BILD halt. Es steht ja im Artikel: Entschieden ist nichts.


    Bayern München hatte seinerzeit ähnlich gepokert und einen Stadionbau weit außerhalb München angedroht. Am Ende wurde es dann doch München, wenn auch am Stadtrand. Aber München ist auch nicht so groß, zur Innenstadt sind es Luftlinie nur knapp 10 km.

  • ^ Leider nicht nur die BILD. Auch der Potsdamer Tagesspiegel-Ableger PNN berichtet heute ausführlich: Brandenburgs Ministerpräsident Woidke buhle mächtig um die Hertha. Neben den schon genannten Standorten bringt der Artikel allerdings auch Tegel und Tempelhof sowie Staaken ins Gespräch - was zwar westlich von Spandau und damit auch nicht gerade zentral gelegen ist, aber immerhin noch zu Berlin gehört und Regionalbahn-Anschluss hat.


    Staaken bietet sich laut PNN auch deshalb an, weil die Hertha im angrenzenden Teil des Speckgürtels (Falkensee, Dallgow-Döberitz, etc.) einen Mitgliederschwerpunkt habe. Wegen der guten Verkehrsanbindung bringt die PNN ihrerseits noch einen Standort nahe Schönefeld/BER ins Spiel.


    Dass die Brandenburger sich über so eine Entwicklung freuen würden, kann ich verstehen - aus Berliner Perspektive bleibe ich aber bei der Einschätzung: Hier geht es darum, den Senat unter Druck zu setzen, um Fördergelder, geringere Mieten im Olympiastadion oder was-auch-immer auszuhandeln. Dass Hertha die Stadt verlässt, glaube ich erst, wenn es beschlossene Sache ist.

  • ^
    Klar will man von Vereinsseite durch das Lancieren der Pläne in der Öffentlichkeit Druck auf die Politik machen. Aber anders scheint das in Berlin wohl nicht möglich zu sein um auf Stadionproblematik aufmerksam zu machen. Wie viele andere halte auch ich das Oly in seinem jetzigen Zutand nur sehr bedingt für den Ligabetrieb geeignet. Rein technisch wäre ein Umbau des Olys hin zu einer Fußballarena möglich. Hier findet sich sogar ein Vorschlag für eine temporäre Tribüne um die Zuschauer auf der West- und Ostseite näher ans Spielfeld zu holen ohne, dass der Denkmalschutz Probleme bereitet. Aber etwa eine Schließung des leidigen Marathontors ginge halt nur über das Land Berlin als Besitzer und die Politik wenn man sich über den Denkmalschutz "hinwegsetzen" will. Ein Neubau in der Stadt erscheint dagegen heute mehr denn je unrealistisch.
    Ziel sollte immer ein Win-Win-Situation sein. Berlin ohne Buli-Verein und einem stark defizitären Oly und Hertha in Brandenburg wäre für mich lose-lose da ich auch nicht glaube, dass ein Standort soweit draußen der Hertha gut täte.

  • Gut, nehmen wir an, es käme tatsächlich so. Es fällt mir schwer zu glauben, dass man dauerhaft mehr Zuschauer bekommt, wenn man ein reines Fußballstadion mehr oder weniger weit außerhalb Berlins errichtet. So schlecht ist der Zuschauerschnitt derzeit nun auch wieder nicht. Und die Anbindung des Olympiastadions an den ÖPNV ist nicht zu toppen.


    Mobile Tribünen sind natürlich technisch möglich, bringen m. E. aber nur wenig. Klar, einige Zuschauer sitzen dann näher am Spielfeld, für die allermeisten "weiter oben" ändert sich aber nichts. Und mehr "Enge" wird dadurch auch nicht generiert. Und eine damit verbundene (geringe) Kapazitätserweiterung ist ja auch nicht gerade dringlich. Ein "echter" Umbau zu einem reinen Fußballstadion wäre schade und von mir nicht gewünscht.


    Ich bleibe dabei: Hertha sollte das Olympiastadion nach Möglichkeit weiter nutzen. Und wenn wirklich ein neues Stadion her soll, dann möglichst und am besten auf dem Olympiagelände, um die sehr gute Anbindung weite nutzen zu können.

  • Und wenn wirklich ein neues Stadion her soll, dann möglichst und am besten auf dem Olympiagelände, um die sehr gute Anbindung weite nutzen zu können.


    Wenn das Land Berlin mitmacht, warum nicht? Hauptsache ein richtiges Fußballstadion. Mit einem potenten Investor an der Seite könnte Hertha den Neubau entsprechend finanzieren. Aber wer weiß, vielleicht hat man sogar schon einen in der Hinterhand und arbeitet deshalb so intensiv an der Planung. Der MV für's Oly läuft bis 2025. Wenn man nach dessen Ablauf umziehen möchte dann sollte man besser früh als spät mit der Planung beginnen um den Neubau rechtzeitig fertig zu bekommen.

  • ^ Man war jedenfalls gerade in Asien (China) aktiv und hat wohl mit potentiellen Investoren gesprochen.


    Und Hertha selber würde gerne auf dem Olympiagelände bauen, aber das ist halt schwierig, da das Gelände mit Glockenturm, Waldbühne, dem Oly selber, Maifeld, ... dann einen "Fremdkörper" bekäme.


    Interessant in diesem Zusammenhang (bundesligataugliches Stadion und Eigentum des Vereins) sind aktuell die Pläne in Leipzig. Dort will Red Bull Brause für 300 Mio. ein neues Stadion bauen, weil das reine Fußballstadion im Besitz der Stadt, das ehemalige Zentralstadion, nicht wirklich für RB Leipzig passt, auch um- und ausgebaut anscheinend nicht. So am Rande.