Wohnquartier Mittelbereich Lehrter Straße | Europacity

  • Ich finds auch katastrophal. Aber wenn ich mir die letzte Sete der pdf anschaue sieht es so aus, als ob die 6 als auch die 8-Geschosser die selbe Höhe hätten, das finde ich verwirrend. Arbeitet man da mit unterschiedlichen Deckenhöhen oder ist das nur eine optische Täuschung? Und sind das denn noch Baumassenstudien oder sollen das schon finale Entwüfe sein (bzgl. Fassade etc.)?? Ich bete jedoch inständig, dass sie das nicht sind.
    Da schüttelts einen ja.

  • Ich kann mit der städtebaulichen Lösung auch nichts anfangen, ist einfach viel zu unruhig, definiert die räumliche Abgrenzung nicht ordentlich und schafft viele kleine Dreckecken. Die Gestaltung der Bauten dürfte wohl noch nicht feststehen, hier sind ja diverse Büros beteiligt und die vorhandene Visualisierung ziegt wohl eher das, was man ohne großen Aufwand für so ein Prospekt eben anfertigen kann. Was allerdings die Gefahr eines "sozialen Brennpunktes" angeht, dürfte das neue Quartier wohl kaum problematisch werden, abgesehen von einigen Sozialwohnungen, die man den Investoren sicher aufnötigen wird, werden die Mieten (sofern nicht gleich verkauft wird) im Bereich von 10-12 € /m² liegen, darunter lassen sich unsubventionierte Neubauten gar nicht mehr umsetzen.

  • Es ist erschütternd zu beobachten, dass in Deutschland viele Architekten auch nach sechzigjähriger Erfahrung mit Nachkriegsstädtebau noch immer nicht verstanden haben , wie Stadt funktioniert, und noch immer eher eine Banlieue zuwegebringen als ein Stück Innenstadt, das den hauptstädtischen Stadtorganismus um eine überzeugende Variante bereichern wird. Dieses Konzept für die Lehrter Straße ist ein grauenhafter Rückfall in die Praxis der fünfziger bis siebziger Jahre, und deren Resultate lassen sich an zahllosen Orten im Berliner Stadtgebiet studieren. Es ist mir absolut schleierhaft, was für ein Motiv hinter solchen Planungen steht; fast möchte man an bewusste oder halbbewusste Obstruktion glauben, an eine Verschwörung zur Verhinderung attraktiver und urbaner Stadtszenerien (bekanntlich muss "Architektur auch wehtun", wie kürzlich ein Architekturfunktionär formulierte; demnach muss eben auch Städtebau "wehtun"; der Krankheitskeim muss von vornherein eingepflanzt werden, dann gelingt umso besser die spätere Betroffenheits-Attitude).

  • Damit es nicht zu eintönig wird, möchte ich mal ein paar positive Worte über den Entwurf verlieren. Auf der einen Seite ist es mal etwas anderes als die Standard-Blockrandbebauung. Auf der anderen finde ich, dass diese vielen Ecken, sofern sie als kleine Plätze gestaltet und nicht nur begrünt und im schlimmsten Fall umzäunt werden, sehr Adress- und Identitätsbildend sein können. Man wohnt dann eben nicht nur in der Straße in der Nummer xy, sondern an seinem "eigenen" kleinen Plätzchen.Gleiches gilt auch für die Hinterhöfe. Vielleicht sollte man einfach mal die Idee der Architekten hinterfragen und nicht sofort draufloswettern..

  • Ausgerechnet Sauerbruch und Hutton, die zum Teil richtig tolle Sachen gemacht haben - sehr seltsam. Bei anderer Ausrichtung des Grundstücks könnte man ja noch rechtfertigen, dass man mehr Sonne in die Gebäude holt. Hier wendet man sich jedoch bzgl. der Straßenseite sogar extra noch weiter nach Norden.
    Aber wenn die Investoren meinen, die Leute rennen ihnen bei einer Sozialbau-Optik die Bude ein, bitte...
    Bei den hier bereits vermuteten 10-12 EUR Miete, die m.E. nicht unrealistisch sind, findet man in Berlin auch wirklich Schöneres.

  • Sauerbruch und Hutton gehören eben auch zu den zahllosen oftmals recht begabten zeitgenössischen Architekten, die zumeist auf uninspirierte, selten auch auf genialische Weise mit Baukörpern umgehen können, aber sich nie in ihrem Werdegang und schon gar nicht in ihrer Ausbildung mit dem Wesen und der Funktion städtischer Räume befasst haben. Es ist immer das gleiche: die sogenannte Moderne ist auf Baukörper (in der Regel Quader) fixiert, während die Stadträume, also dasjenige, was für den Stadtbürger ausschließlich relevant ist, sich gewissermaßen als Abfallprodukt aus dem Baukörperarrangement ergeben. Nur von diesem Denken her lässt sich ein Entwurf wie der an der Lehrter Straße begreifen.

  • Ein Büro, dass mit diesen Preisen :

    1998 Erich-Schelling-Architekturpreis
    1999 Deutscher Architekturpreis
    2001 Deutscher Architekturpreis
    2001 Deutscher Fassadenpreis vom Fachportal vorgehängte hinterlüftete Fassaden (FVHF) für das GSW-Hochhaus, Berlin[2]
    2003 Fritz-Schumacher-Preis
    2013 Gottfried-Semper-Architekturpreis[3]


    ausgezeichnet wurde, als zumeist uninspiriert zu bezeichnen zeugt schon von einer gewissen Ignoranz. Allein der Sprachgebrauch wie "sogenannte Moderne" lässt tief blicken.

  • Nun mal halblang. der Begriff der "sog. Moderne" ist völlig korrekt, da es momentan keine ordentliche Abgrenzung zwischen dem historischen Stil der Moderne und dem zeitgenössichen Bauen gibt, letzteres ja unzweifelhaft nicht immer "modern" ist.


    Die Liste der Preise ist immer nett, das hindert Architekturbüros nicht daran uninspiriert zu bauen. Die bunten Fassaden des GSW-Hochhauses, die Sauerbruch-Hutton beim Alea an der Gontardstraße recycled, bezeichnete ich sicher als "uninspiriert", abgesehen davon, dass sie ökologisch nicht funktionieren. Da beeindruckt mich der "deutsche Fassadenpreis" nun wirklich nicht...

  • Falscher Chip im Kopf?

    Gerade komme ich von meinem Straßencafé, an dem ich in der erstaunlich warmen Früjlings(?)-Sonne meinen Latte Macciato geschlürft habe.


    Ich schaute auf die verschiedenen Wohn-und Geschäftshäuser, die allen Stilrichtungen der letzten 120 Jahre entstammten. Banale Notbauten der späten 40er Jahre wechseln sich dort mit postmodernen Fassaden aus den 80ern mit einigen wenigen Bürgerhäusern der Zeit vor dem ersten Weltkrieg ab.
    Auch ganz junge, durchaus interessante Gebäude sind dabei.
    Eine lebendige Mischung aus Vier- bis Sechsgeschossern.
    Währenddessen habe ich die Ausblicke in beide Fahrtrichtungen daraufhin untersucht, wie eine andere als die herkömmliche Blockrand-Bebauung wirken würde.
    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sauerbruch und Hutton eine auch nur annähernde Atmosphäre mit ihren schräg zur Fahrbahn gestellten Blöcken erreichen können.


    Was zum Teufel treibt Architekten und Stadtplaner an, die Fehler des Hansaviertels oder der Gropiusstadt bis in die Unendlichkeit zu perpetuieren, wenn in einem kleinen Vorort einer mittleren Großstadt so viel Besseres ohne große Planung möglich ist?

    Einmal editiert, zuletzt von ReinhardR ()

  • zumeist uninspiriert


    Bitte genau lesen; diese Wertung bezog sich nicht auf Sauerbruch/Hutton alleine sondern auf "zahllose zeitgenössische Architekten", und wer wollte einem solchen Urteil ernsthaft widersprechen! Der Ausdruck "sogenannte Moderne" hat insofern seine Berechtigung, als innerhalb der modernen Bewegung in der Architektur, die vom Jugenstil (Modern Art, Modernisme) ihren Ausgang nahm, eben nur noch eine ganz bestimmte rationalistisch-minimalistische Spielart "so genannt" wird.

  • Die Architekturpreise heissen gar nichts. In dieser Liga werden die Preise "von der Branche für die Branche" vergeben. Gibst Du mir einen - geb ich später mal Dir einen. Das heisst ausschliesslich, dass S und H unter Kollegen ausreichend bekannt und vernetzt ist. Aus diesem Mechanismus heraus gewinnt auch immer das, was gerade im Mainstream der Szene für modern angesehen wird. Ist ja auch ok so. Sollte man aber nicht überbewerten.

  • ^^^Was die Architekten treibt? Die Moderne, die den menschen verändern wollte, darf kein Fehler gewesen sein. So banal ist das.

  • Fürchterlich. Kann mich also den meisten Vorrednern nur anschließen. Nicht nur finde ich das Konzept an sich enttäuschend, sondern sogar die Ausführung der Visualisierungen in dieser Präsentation. Soll das ein Witz sein? Da sind ja unterdurchschnittliche Studentenarbeiten besser dargestellt.
    Witzig finde ich deren Bezeichnung von "Stadtplätzen" bei den zumindest zufällig wirkenden Lücken zwischen den Solitären. Das sind doch keine Plätze?!


    Dieser Entwurf ist für den aufgelockerten Randbereich der Stadt geplant und hat im Bereich der inneren Stadt nichts zu suchen.

  • Fürchterlich. Kann mich also den meisten Vorrednern nur anschließen. Nicht nur finde ich das Konzept an sich enttäuschend, sondern sogar die Ausführung der Visualisierungen in dieser Präsentation. Soll das ein Witz sein? Da sind ja unterdurchschnittliche Studentenarbeiten besser dargestellt.
    Witzig finde ich deren Bezeichnung von "Stadtplätzen" bei den zumindest zufällig wirkenden Lücken zwischen den Solitären. Das sind doch keine Plätze?!


    Dieser Entwurf ist für den aufgelockerten Randbereich der Stadt geplant und hat im Bereich der inneren Stadt nichts zu suchen.


    So lange nicht begriffen wird, dass diese Visualisierungen nur Platzhalter sind und die endgültige Architektur nicht feststeht, kann ich die Kritik daran nicht ernst nehmen.

  • Die Architekturpreise heissen gar nichts. In dieser Liga werden die Preise "von der Branche für die Branche" vergeben. Gibst Du mir einen - geb ich später mal Dir einen. Das heisst ausschliesslich, dass S und H unter Kollegen ausreichend bekannt und vernetzt ist. Aus diesem Mechanismus heraus gewinnt auch immer das, was gerade im Mainstream der Szene für modern angesehen wird. Ist ja auch ok so. Sollte man aber nicht überbewerten.


    So so, die Preise heißen gar nichts. Ok, einverstanden, schließlich gibt`s ja hier fachfremde Forumsexperten, die oberste Denkmalschützer, Architekt und Stadtplaner in einem sind. Haben zwar nie was gebaut, aber wissen in allem Bescheid und vor allem alles besser. Als Regulativ zu den tatsächlich Bauenden....:lach:

  • So lange nicht begriffen wird, dass diese Visualisierungen nur Platzhalter sind und die endgültige Architektur nicht feststeht, kann ich die Kritik daran nicht ernst nehmen.


    Die Anordnung der Baukörper und ihre grundsätzlichen Dimensionen dürften schon ein zentrales Merkmal der Planung sein. Wie die dann im Detail ausgeführt werden, ist angesichts solcher Vorgaben kaum noch relevant. Es ist die stadtplanerische Fortführung der Nachkriegssünden. Nur das der letzte Krieg schon 70 Jahre her ist...

  • So so, die Preise heißen gar nichts. Ok, einverstanden, schließlich gibt`s ja hier fachfremde Forumsexperten, die oberste Denkmalschützer, Architekt und Stadtplaner in einem sind. Haben zwar nie was gebaut, aber wissen in allem Bescheid und vor allem alles besser. Als Regulativ zu den tatsächlich Bauenden....:lach:


    In der Tat, die wenigsten der hier diskutierenden haben schon einmal etwas gebaut, sind also fachfremd und haben deiner Meinung nach den Mund zu halten....


    Warum fällt es vielen Architekten so schwer, zu verstehen, dass das architektonische Entwerfen zwei Aspekte hat, den fachlichen, über den nur entscheiden kann, wer fachlich ausgebildet ist, und den ästhetischen, über den jeder mündige und urteilsfähige Stadtbürger urteilen darf, ja urteilen und gehört werden sollte. Wohin es führt, wenn sich die Öffentlichkeit aus dem Baugeschehen heraushält und dieses den Fachleuten überlässt, haben wir in Deutschland in sechzig Nachkriegsjahren auf erschütternde Weise erfahren. Zu lange hat der Deutsche (selbst der gebildete) sich der bequemen Position verschrieben, "von Architektur nichts zu verstehen". Das Resultat dieser generationenlangen Selbstentmündigung der Nutzer von Architektur schlägt uns tagtäglich entgegen, sobald wir die Haustür verlassen. Um diesem demütigen Verstummen vor den Bauschaffenden ein Ende zu setzen, wurde dieses Forum gegründet.

  • Hierzu fällt mir ein (zugegeben fachfremdes) Zitat von Billy Wilder ein:
    "Auszeichnungen und Preise sind wie Hämorrhoiden. Früher oder später bekommt sie jedes A...loch."


    Im Übrigen war mir bis heute auch nicht der Tatsache bewusst, dass die Beurteilung von Architektur nur solchen Personen obliegt, die selbst schon mal etwas gebaut haben. In meiner grenzenlosen Naivität ging ich bislang immer davon aus, dass Architektur primär den Einwohnern gefallen muss.

  • In der Tat...
    Zitat gekürzt



    Gähn, der entmündigte Bürger. Selbstverständlich steht es jedem frei Architektur zu kritisieren. Dabei sollte man aber immer fair bleiben. Wenn aber bauende Architekten alles abgesprochen wird, was einen Architekten ausmacht, und zwar nur auf Grundlage des persönlichen Geschmacks, dann ist das nichts weiter als Diffamierung einer ganzen Zunft. Und machen Sie sich mit dem Gedanken vertraut, dass nicht jeder hier und im Lande ihrer Wutbürgerei folgen mag.