Friedrichshain Nordost: nördl. der Frankfurter Allee / östl. der Petersburger Str.

  • Unter #585 wurde das Projekt Carré Sama-Riga an der Warschauer Straße erwähnt - in der Nähe der U-Bahn-Station, der Straßenbahn und gleichzeitig der S-Bahn-Station kann Dichte nur erwünscht sein. Die hier verlinkte Gestaltung bietet zumindest noch was außer Weißputz auf der Fassade.


    Das Carré Sama-Riga liegt nicht in der Warschauer Straße, sondern in der Rigaer Straße. Dort finden zur Zeit bauvorbereitende Maßnahmen statt.

  • Sama Riga und Rigaer Straße 36-38

    http://abload.de/img/5505lyi6.jpg


    Die auf der Visu integrierte Mauer ist jedenfalls weg. Vermutlich baut man sie wieder auf, da eine Erhaltung unwirtschaftlich wäre.
    Man baut an den Gruben. Ein Kran steht schon.




    Auf der südlichen Seite (Rigaer 36-38) wird eine große Tiegarageneinfahrt gebaut. Daneben wachsen die Rohbauten mit abgerundeten Ecken in die Höhe.



  • WBM Projekt Liebigstraße

    An der südlichen Liebigstraße baut die WBM weitere 55 Wohnungen. Die Rohbauten stehen mit Fenstern, so dass der Gesamteindruck nun sichtbar ist. Gemeinsam mit Riga Park und Green Village ist auf einer früher vermüllten Brache ein hochverdichtetes Viertel entstanden. Trotz mäßiger Architektur wirkt es freundlich, lebendig und abwechslungsreich. Jetzt müsste die Straße noch aufgehübscht werden, die Mülltonnenplätze müssten dort weg. Wenn die Nachbarn sich dann noch für ein friedliches Zusammenleben entschließen, wäre es eine nette Ecke.






  • Wenn möglich keine Fotos quoten. Danke
    Bato


    Wow, der Dachstuhl macht was her. Schade nur, dass die angrenzenden Gründerzeitler keinen mehr haben. An dieser Stelle würde es passen, ein neues Dachgeschoss aufzusetzen. Berlinweit könnte man auf diese Weise eine Menge neuer Wohnungen schaffen. Lässt sich aber schwer planen, hängt immer vom Eigentümer ab.


    Interessant finde ich auch die Platten auf der linken Bildseite. Sie dürften aus den 80ern sein, als der Ostberliner Städtebau mit seinen beschränkten Mitteln versucht hat, sich wieder an älteren Strukturen zu orientieren. Ich wohne seit Kurzem nahe der Landsberger Allee auf Höhe des Velodroms (nicht Tempodrom, wie versehentlich behauptet ;-)), und da ist der Unterschied augenfällig: Es gibt dort Platten aus den Siebzigern, die vom Blockrand zurückgesetzt sind und wesentlich höher als die Gründerzeitbauten. Direkt gegenüber stehen Platten aus den Achtzigern, die sich am Blockrand und an der Traufhöhe der Gründerzeit orientieren – von der Bauweise abgesehen nicht anders als zeitgenössische Projekte in solchen Gegenden auch. Wäre ich Architekturhistoriker, würde ich gerne zu diesem Sinneswandel forschen.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Falsche Ortsangabe korrigiert

  • Ja, die Platten in diesem Bereich der Frankfurter Allee sind aus den 80ern und letztlich ganz passabel, da sie die Blockrandstruktur erhalten und sogar Dächer andeuten.


    Wenn man aber bedenkt, dass dafür teilweise verwahrloste aber strukturell schöne Gründerzeitler in den erhaltenen Kiezen abgerissen wurden, so ist es schon sehr traurig. Zum Glück endete dies mit der Wende und auch den Hausbesetzungen, so dass die Kieze gerettet wurden, die heute eine gute Lebensqualität und eine hohe Identitätsstiftung für ihre Bewohner bieten.

  • Noch besser wäre es, wenn wir nicht nur aufhören würden die alten Strukturen zu zerstören, sondern auch anfangen würden, neue Stadtviertel im Gründerzeitstil zu bauen.


    Das war damals "Nachmache" und das würde es auch heute sein, nur: Wenn juckt's? Hauptsache es sieht schön aus IMHO.

  • Mit Stuck aus dem 3-D-Drucker!?


    Kommt der Kleber dann auch aus dem Drucker? Und das Gerüst?


    Nein, es gibt auch andere schöne und modernere Fassaden. Wir müssen nicht zurück zum Gründerzeitstil. Dennoch, und da gebe ich Dir recht, sollte wertiger gebaut werden. Auch wertiger als zur Gründerzeit.

  • Warum nicht Stuck aus dem 3D Drucker? Warum nicht neue Formen und Ornamente? (Man fängt ja eh schon damit an..)


    Ich denke schon wir müssen zurück zum Gründerzeitstil und wir haben damit auch schon angefangen (erst kürzlich wieder ein Düsseldorfer Neubauprojekt gesehen - zu 100% am Gründerzeitstil orientiert).


    Zumindest wenn uns nichts besseres einfällt. Und das ist tatsächlich nur sehr, sehr selten der Fall.

  • ^
    Es liegt doch nicht am Stuck, dass die Gründerzeitquartiere so beliebt sind, sondern an ihrem Aufbau.


    Mischung von Wohnen und Gewerbe und die nötige Dichte, damit für letzteres genug Kundschaft da ist.


    Funktionstrennung, Abstandsgrün und Zeilenbauweise sind das Problem, nicht das Fehlen von Stuck.


    Dann können es auch gern ein paar Hinterhöfe sein, dafür dann günstig.

  • Du hast Recht - aber nur zum Teil. Es ist die KOMBINATION aus Schönheit und sinnvoller Struktur.

  • Ihr wisst aber schon, dass genau diese Mischung und verdichtung schon in den 10er jahren des 20.Jahrhunderts dazu geführt hat, nach Alternativen zu suchen.


    Funktionstrennung, Abstandsgrün und Zeilenbauweise (oder entkernte Höfe, bzw. gar nicht erst bebaute Höfe) sind vielleicht für die Architekturfans nicht so schön wie Gründerzeit bietet aber für die Bewohner viele Vorteile.


    Ich kann mir auch nicht wirklich schöne modern verstuckte Fassaden vorstellen.
    Dann schon eher Neue Sachlichkeit mit klarer Gliederung.

  • ^ Na, das ist so halb richtig. Es stimmt, dass die Zustände in den Gründerzeitquartieren der Kaiserzeit oft elend waren. Und das Neue Bauen der 20er-Jahre war ein großes Fortschritt gegenüber diesen Zuständen. Im sanierten Zustand und mit 20 Prozent der Einwohnerdichte wie vor 100 Jahren lässt es sich im Gründerzeitquartier aber großartig leben. Ich kenne das aus Braunschweig, aus Frankfurt und aus Berlin, und ich würde das Gründerzeit-Friedrichshain nicht gegen das Zeilenbauten-Friedrichshain tauschen wollen. Geschlossene Blöcke, Traufhöhe und auch Hinterhöfe gefallen mir, solange Licht, Luft und Platz da sind (das war früher das Problem).


    Was den Stuck betrifft, gebe ich Dir recht. Ich plädiere nicht für langweilige Fassaden, doch für Gliederung, Abwechslung und Proportion braucht man keinen Zierrat. Bei den Gründerzeitlern gehört der Stuck dazu und sollte gepflegt werden, bei Neubauten wirkt er meist peinlich (siehe Patzschke). Die Kunst guter Architektur besteht nicht darin, eine Fassade durch Schminke schön aussehen zu lassen, sondern ungeschminkt Schönheit zu erreichen. Das gelingt leider nicht oft, aber es ist das Ziel.

  • ... ich würde das Gründerzeit-Friedrichshain nicht gegen das Zeilenbauten-Friedrichshain tauschen wollen. Geschlossene Blöcke, Traufhöhe und auch Hinterhöfe gefallen mir, solange Licht, Luft und Platz da sind


    Natürlich lässt es sich dort gut leben, aber meine Vorredner sprachen ja schon wieder von Mischnutzung und "nötiger Dichte".


    Ich durfte selbst über 10 Jahre lang in einem wunderschönen Gebäude in der Schöneberger Hauptstraße ein und ausgehen und habe das auch sehr genossen, sehe aber durchaus auch Vorteile in anderen Wohngebäuden, denn als Vergleich, war das alltägliche Leben im damals noch unsanierten Platten-Studentenwohnheim (in Greifswald) oder einer Wohnung aus den 20er Jahren (im Wedding) auch nicht schlechter ;) aber in einigen Bereichen einfacher.


    Vorbilder für ansprechende Fassaden gibt es ja viele. Ich finde, wie schon erwähnt, den schlichten Bauhausstil besser, habe aber auch Sympathien für den Heimatschutzstil, auch wenn ich den Namen seltsam finde.

  • Es wird wahrscheinlich immer auch Fans von schlichten funktionalen Fassaden geben. Das groß der Gesellschaft bevorzugt aber Ornamentik, da muss man die Leute einfach nur mal fragen. Ich wüsste auch nicht was an einem Neubau mit Ornamenten anders sein sollte als bei einem Altbau.


    Diese Unterscheidung erschließt sich mir nicht, denn auch in der Gründerzeit, war die Ornamentik nur eine Reflektion antiker Zeiten.

  • ^ Das Wort "Reflektion" lasse ich für Schinkel & Co. gelten. Beim Fassadenschmuck aus der Massenfertigung, wie es in den Gründerzeitvierteln zum Einsatz kam, würde ich eher von der Ausbeutung klassischer Motive zu Deko-Zwecken sprechen (eine Ausnahme macht der Jugendstil mit seiner eigenen Formensprache).


    Wie gesagt: Ich mag die alten Viertel trotzdem und bin sehr dafür, erhaltene Fassaden zu pflegen. Auch finde ich es gut, wenn man entstuckten Gründerzeitlern bei der Sanierung wieder etwas Gliederung zurückgibt. Und wenn sich die heutigen Stadtplaner von der damaligen Bebauungsstruktur etwas abschauen würden, wäre viel gewonnen. Aber: Kein noch so hübsches Fassaden-Make-Up macht aus einer standardisierten Backsteinkiste bedeutende Architektur.


    Widersprechen möchte ich auch Deiner Reduktion von Moderne auf Funktionalität und die Gleichsetzung von Funktionalität mit Banalität. Zum einen gibt es großartige, moderne Architektur, die nun wahrlich nicht funktional ist (wie die Scharoun-Bauten am Kulturforum). Zum anderen gibt es funktionale Architektur, die auf Dekor verzichtet und dennoch schöne urbane Räume hervorbringt. Ich bin heute zufällig durch eine der vorbildlich sanierten Welterbe-Siedlung von Bruno Taut geradelt. Wenn man sich das anschaut, weiß man, in welcher Epoche Architekten wie Nöfer die Vorbilder für ihre besseren Projekte finden.

  • Die 20er Jahre Siedlungen sind gute Beispiele dafür dass man in der Moderne sehr wohl gut gegliederte Fassaden hervorbringen konnte. Mir sind die farbliche n Fassungen des Bauhaus ästhetisch näher als aufgesetzter Zierrat!


    Vor Allem geht es hier häufig nur um Fassaden. Im Grunde sind viele Altbauwohnungen in Berlin nur noch Torsoen ihrer selbst, mit grotesk engen, langen, unbelichteten Fluren, unpraktisch en Durchgangszimmern, grotesk engen Badezimmern ( weil ursprünglich von der Küche z.B. abgeteilt) in denen man sich an der Toilette zur Dusche vorbeiquetscht. Und dann dieses unsägliche "Berliner Zimmer": schlecht geschnitten mit nem Fenster in der Ecke...auch schlecht belichtet.
    Die Leistung der Architekten der Moderne Wohnungen als Lebensräume für moderne Familien zu konzipieren wird hier aussen vor gelassen.
    Dagegen bin ich von vielen Wohnungen der Hansaviertel Bauten regelmäßig überrascht, wie schön und praktisch die geschnitten sind.
    Ich wohne in einem Hochhaus der 70er mit vielen alten Berlinern die im Altbau gewohnt haben und darin nicht mehr zurück wollen.
    Ich mag die schlichte Konzeption des Gebäudes mit seinen Fensterflächen bis zum Boden und umrandenden Balkonen die eine 60 qm Wohnung viel größer erscheinen lassen und genau das möchten ebenfalls viele Mieter, die sich in Zukunft mit weniger Raum bescheiden müssen.
    Ornamente an modernen Fassaden sind häufig einfach schlecht gemacht, wie z.B. florale Muster geätzt in Balkonglasumrandungen...sieht aus wie Duschkabinen aus den 80ern, furchtbar!!

  • Schönheit!

    Ich kann mir auch nicht wirklich schöne modern verstuckte Fassaden vorstellen.
    Dann schon eher Neue Sachlichkeit mit klarer Gliederung.


    Doch, das geht schon. :)


    Es müßte nur eben Stuck sein, der wirklichen künstlerischem Anspruch genügt.
    Skulpturen, die wie beim Jugendstil in die tragenden Teile eingebunden sind, mäandierende Bänder, die organische Vorbilder haben, etc..


    Das ist natürlich teurer als polierter Granit...

  • ^Das darf es aber nicht sein. Sonst haben wir wieder die alte Diskussion (Ornament und Verbrechen) - Verschwendung von Ressourcen etc.


    Ich möchte mich hier ganz polarisierend aufstellen: Ja, zum Zierrat und zu simpler Dekoration. Nicht jedes Haus muss ein alleinstehendes (modernes) Kunstwerk sein.


    Ein Hoch auf industriell gefertigten Zierrat - ähnlich wie in der Gründerzeit. Am Ende des Tages ist die Kombination von liebevoll (wenn auch industriell) gestalteten Häuserfassaden, ein paar Bäumen entlang der Straßen und gewerblich genutzten EG Einheiten, immer noch eine unschlagbare Kommunikation und durchaus preisgünstig möglich.


    Da kann man sich doch als moderner Architekt winden wie man möchte. Man muss es einfach begreifen. Denn die Realität überholt uns längst. Heute ist es die "neue Sachlichkeit" der 20er worüber sich langsam, aber stetig ein Konsens bildet, morgen sehen wir ein das es einfach Gestaltungsfreude, Kreativität und Abwechslung bei Fassaden ist, die den Menschen gefällt.