Stadtgespräch

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    Ich möchte es gerne mal allgemein formulieren und gar nicht unbedingt bezogen auf diese Bewertung verstanden wissen:


    Zahlen und Fakten lügen nicht. Aber es kommt in erster Linie auf den Blickwinkel und auf die Aussage an, die eine Statistik bewirken soll.


    Sprich: Wer will was mit einem Ranking erreichen und welche Basics liegen zugrunde?


    Man kann es sehen wie man will, aber meiner Meinung nach gibt es immer noch so was wie gesunden Menschenverstand und eine gefühlte Statistik. Das sollte uns dazu ermächtigen, jede Statistik oder jedes Ranking genaustens zu hinterfragen, bevor wir es einfach so akzeptieren. Wie meinte einst Winston Churchill: "Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe."


    Was mir bei den Rankings der letzten Zeit so durchgeht ist, dass es keine Berücksichtigung findet, dass Essen eine prosperierende Stadt ist, in der zur Zeit über 1,5 Milliarden Euro verbaut werden. Wenn es z.B. um die Perspektive und das Entwicklungspotenzial der Stadt geht, wird dies sehr deutlich. Denn hier schneidet die Stadt nur mittelmäßig ab.

  • Metropole oder nicht Metropole - Teil 2

    .... Aber offen geblieben hast Du dabei gelassen, was es nun wirklich ist. Was ist Deine Meinung?


    #22 Turmbauer
    So, lieber Turmbauer, mit # 24 habe ich natürlich Deine Frage nicht oder nur sehr unzureichend beantwortet. Ich hatte ein wenig darauf gehofft, dass sich vielleicht auch andere Mitglieder des Forums an der Diskussion beteiligen würden. Das ist leider ausgeblieben, daher will ich hier, in Teil 2, konkreter werden, was mir – sieht man es negativ – als Spekulation auslegen werden wird – sieht man es positiv – ist es eine Vision; ist es meine Vision der Metropole Ruhr.
    Wenn ich von der Metropole Ruhr oder dem Ruhrgebiet spreche, gilt im Folgenden immer das Gebiet, so, wie es der RVR definiert mit den insgesamt 53 Kommunen, aufgeteilt in 11 kreisfreien Städten und 4 Kreisen, die auch gleichzeitig Mitglieder des RVR sind.


    Das Ruhrgebiet ist – schon heute – in Teilbereichen eine europäische Spitzenmetropole, keine Frage. Eine europäische Spitzenmetropole jedoch, die auf sehr tönernen Füßen steht, fragil, fremdbestimmt und unkoordiniert. Ein tönerner Riese, den ich gerne mit der EU vergleiche, vielstimmig wie beim Turmbau zu Babel. Wer diesen Passus und den damit verbundenen Inhalt belächelt, den kann ich sehr, sehr gut verstehen. Die Metropole Ruhr ist ein riesig starker Bär, der im Kettenhemd und am Nasenring durch die Manege geführt wird, hilflos und tapsig. Das ist der Status quo.
    Dem gegenüber stehen die zahlreichen Aktivitäten, die sich im Hintergrund abspielen. Aktivitäten, die nur ein Ziel kennen: zusammen zu führen, was zusammen gehört. Das sind kulturelle Aktivitäten, wirtschaftliche Aktivitäten ebenso wie politische Aktivitäten, Aktivitäten eben auf allen nur denkbaren Ebenen. Ich habe unter # 24 einige identitätsstiftende Aktivitäten bereits erwähnt. Meine Quintessenz hieraus lautet, dass ich den Eindruck habe, es wird im Hintergrund eine sehr, sehr gute Arbeit geleistet, die allerdings ihre Zeit braucht und diese Zeit müssen wir ihr auch geben. Die teilweise desolate Haushaltslage einiger Kommunen im Revier tut ihr Übriges dazu, beschleunigt den Prozess. Von daher bin ich über die Verschuldung einiger Revierkommunen gar nicht so traurig.
    Der nächste entscheidende Schritt wird etwa 2012/ 2013 folgen, wenn es gilt, den zweiten Teil der Verwaltungsstrukturreform umzusetzen. Dann werden erstmals die Grenzen des Ruhrgebietes rechtlich definiert und festgelegt. Dann wird die Metropole Ruhr erstmals ein eigenes gewähltes Parlament haben mit einer gewählten Identifikationsfigur an der Spitze. Dann verläuft die jeweilige Diskussion in Sachfragen nicht mehr wie bisher Dortmund gegen Essen oder Bochum gegen Gelsenkirchen, sondern Partei gegen Partei, z. B. CDU kontra SPD oder wie auch immer. Eine Ruhrgebietspolitik kann erstmals in der Geschichte das Kirchturmdenken ablösen und ersetzen, uff, lange genug hat es gedauert.
    Ich bin überaus zuversichtlich, dass das gelingen und umgesetzt werden wird.
    Dann, lieber Turmbauer, sind wir eine richtige europäische Metropole mit 5,3 Mio. Menschen auf rund 4.600 qkm in einer rechtlich klar definierten Form. Nur, lieber Turmbauer, wir sind dann eine Metropole nach eigenem Empfinden. Eine Metropole lebt vor allem auch davon, dass sie außerhalb als Metropole wahrgenommen und anerkannt wird. Wir werden dann die erste europäische Spitzenmetropole sein, bei der das dann noch nicht der Fall ist, die erste europäische Spitzenmetropole ohne entsprechenden Flughafen, ohne entsprechenden Bahnhof. Eine Spitzenmetropole ohne die entsprechenden Insignien einer solchen Metropole. Und daran wird in den darauf folgenden Jahren nach der Verwaltungsreform zu arbeiten sein.
    Die Metropole Ruhr wird einen Flughafen erhalten, der mit Berlin, Frankfurt und München in der ersten Liga der deutschen Flughäfen konkurriert, einen Zentralbahnhof, hinter dem die heutigen Hauptbahnhöfe in Dortmund, Duisburg, Bochum oder Essen nur noch die zweite Geige werden spielen müssen. Diese und weitere Insignien einer Metropole werden in den Jahren nach 2013 entwickelt werden müssen, denn das Meisterstück steht uns einige Jahre später ins Haus.
    2028 oder 2032: die olympischen Sommerspiele in der Metropole Ruhr!!!
    Die Metropole Ruhr wird sich um eine dieser beiden Olympiaden bewerben und sie werden gewinnen. Und bis dahin muss die Infrastruktur stehen, der Flughafen, der Bahnhof und vieles mehr. Und wenn das gelingt, und ich in 100 %-ig davon überzeugt, dass das gelingen wird, dann, lieber Turmbauer, sind wir als Spitzenmetropole in Europa angekommen und werden auch von außen so gesehen.:daumen: :daumen: :daumen:

  • Danke für Dein gelungenes Referat Kyrosch. Deine Einschätzungen über das Ruhrgebiet, was es hat, noch braucht, was es ist und noch werden kann, teile ich mit Dir. Natürlich ist mir auch klar, dass auch eine Portion Vision darin steckt, aber wer keine Visionen hat, glaubt auch nicht an die Zukunft.


    Auf einen Punkt möchte ich aber eingehen, da ich diesen etwas anders sehe: Und zwar geht es um den Konkurrenzkampf der Kommunen untereinander oder besser gesagt, ums Kirchturmsdenken. Ich bin der Meinung, dass ein eigener Regierungsbezirk den Kampf um Investoren und Kunden nicht beendet. Kann man ja gut am Beispiel Düsseldorf und Essen erkennen, die sich in einem Bezirk befinden. Erst müßte eine Vision, die überall schon heiß diskutiert wurde, wahr werden. Eine gemeinsame Stadt mit einem Oberbürgermeister und einem Stadtkämmerer.


    Ich kann die derzeitig Situation, also den Kampf, den die Städte untereinander austragen, sehr gut nachvollziehen. Eine Stadtspitze hat zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger zu handeln (was leider nicht immer geschieht). Kein Wunder, dass jede Stadt versucht, Unternehmen, Investoren und neue Bürger in die Stadt zu holen und nicht dem Nachbar zu kommen lassen möchte. Unternehmen bringen Geld, ggf. neue Bürger u. damit Kaufkraft in die Stadt. Ein neues Stadion, EKZ, ein Vergnügungspark oder Konzerthaus bringt Geld in die maroden Kassen und löst nicht selten Synergien aus, auf die eine Stadt nicht verzichten möchte und kann. Und dann ist das Dicht an Dicht der Städte nun mal eine besonderer Situation und führt schon zwangsläufig zum Konkurrenzkampf. Allenfalls bei Projekten, wo keiner der Kommunen Verzicht üben muß und es einen Vorteil bringt, kann über eine Zusammenarbeit nachgedacht werden. Für mich zählen dazu der gemeinsame Kauf von Gütern und Dienstleistungen genau so wie die Planung und Durchführung eines gemeinschaftlichen Flächennutzungsplanes.


    Gerade mancher Revier-Bürger ruft lautstark zum Umdenken auf, zum Ende des Kirchturmsdenkens. Er ist sich dabei offenbar aber nicht bewußt, in welcher Lage die Städte stecken und worauf man sich, wenn man dies wirklich wollte, eventuell einzustellen hat. Hier ist eben Weiterdenken gefordert und nicht einfache Parolen. Unter Berücksichtigung der gegeben Umstände, wie ich sie geschildert habe, müßte man dann zu dem Schluß kommen, dass nur eine Stadt, also ein OB und ein Stadthaushalt dieses Kirchturmsdenken beenden könnte. Nur dann gibt es keine Eifersüchteleien mehr, weil alles in eine Kasse fließt und jeder was davon hat, ob jetzt in Dortmund oder Duisburg das Geld gemacht und ausgegeben wird. Diese Städte wären dann Bezirke einer großen Stadt, wie sie Kyrosch in Seiner Vision schon beschrieb.


    Die entscheidende Frage zu dieser Version lautet: Wären Politiker und der Bürger, die dieses Denken unbedingt abgeschafft sehen wollen, bereit, auf Kompetenzen und Selbstständigkeit zu verzichten. Wohl kaum, vermute ich mal. Also hat die ganze Geschichte ein besonderes Geschmäckle, ja könnte man sogar fast von einer Doppelmoral sprechen. Denn: Man kann nicht einerseits das Ruhrgebiet als Einheit sehen, für sich und seinen Stadtteil die Eigenständigkeit und Ruhe fordern, aber dann die Politiker und Unternehmer kritisieren, die sich für das Wohl des Bürgers einsetzen, indem sie mit allem Engagement und allen Mitteln Arbeitsplätze und neue Bürger in die Stadt holen, die ja letztendlich auch dem Einwohner zugute kommen (sinkende Steuern, Erhalt der Infrastruktur etc.). Die Stadt und nicht das Ruhrgebiet ist nun mal Verantwortlich für den Stadtteil und seine Bürger und das scheinen viele zu übersehen. Kommt man mit seinen Überlegungen erst so weit, bricht das Kartenhaus schnell zusammen.


    Jeder sollte sich daher überlegen, worauf er bereit ist, zu verzichten, bevor er derartige Forderungen stellt. Gilt für Politiker und Bürger gleichermaßen.


    Mein Wahlspruch zu diesem Thema, welches meiner Meinung nach auf die einzelnen Städte wie auch auf eine Ruhrstadt zutrifft: Geht es der Wirtschaft einer Stadt gut, geht es der Stadt gut und letztendlich dem Bürger.

  • Zu 33 Turmbauer
    Lass mich Dir zunächst herzlich danken für Deine für mich erfreuliche Erwiderung auf meine Einschätzung „Metropole oder Nichtmetropole – Teil 2“. Schön, dass wir in der Sache so dicht bei einander sind. Vor allem aber danke ich Dir für Deinen Widerspruch in Deinem 2-ten Absatz, in dem es um den Konkurrenzkampf der Kommunen geht, was Du anders siehst als ich. So eröffnest Du mir nämlich die Gelegenheit, einen scheinbar noch unklaren Punkt glattziehen zu können.
    Wie ist der derzeitige Status quo? Wir als Ruhrgebiet sind Teil eines Regierungsbezirkes, dem ein Regierungspräsident vorsteht. Dieser RP ist aber nicht vom Volke gewählt, sondern vom Ministerpräsidenten ernannt. Es ist ein politischer Beamter. Der Regierungsbezirk in seiner jetzigen Form ist eine Behörde, eine Landesmittelbehörde.
    Die Aufgaben des RP sind zuvorderst, das regionale Zusammenleben zu überwachen, es zu kontrollieren und es zu koordinieren. So genehmigt oder verwirft er kommunale Haushalte. Er überwacht, genehmigt oder verwirft regionale Flächennutzungspläne, er ist für den privaten Flugverkehr und dessen Abwicklung ebenso in klar definierten Grenzen zuständig wie für den Umweltschutz, die Polizei, Schulen, das regionale Straßenwesen und vieles mehr. Aber immer nur als „Handlanger“ und im Auftrage der Landesregierung.
    Er ist nicht nur nicht vom Volke gewählt und legitimiert, er hat auch keine repräsentativen Aufgaben, er ist also nicht Sprachrohr des Regierungsbezirkes, ebenso wenig hat er die Aufgabe, den Regierungsbezirk politisch weiter zu entwickeln, politische Akzente zu setzen. Er ist halt ein rein administrativer Beamter, ein Erfüllungsgehilfe.
    Ihm gegenüber steht nun ein Gremium, das man nicht wirklich als Parlament bezeichnen kann: der sogenannte Regionalrat, der sich aus Abgesandten der kreisfreien Städte (im Regierungsbezirk D´dorf sind es 53) mit Stimmrecht und 27 beratende Mitglieder ohne Stimmrecht zusammensetzt. Ein Kaffeekränzchen, das man nicht wirklich ernst nehmen kann. Reine Vertreter ihrer jeweiligen Kommune, bzw. Lobbyisten von Verbänden und Organisationen. Ein Gremium ebenso wie der RP, bestehend aus Handlangern und Erfüllungsgehilfen. Und während der RP der Landesregierung dient und auch nur ihr gegenüber verantwortlich ist, sind die Mitglieder des Regionalrates ausschließlich ihren Verbänden, Organisationen und Kommunen gegenüber verantwortlich. Die Bürger des Ruhrgebietes haben hierauf keinerlei Einflussmöglichkeiten, weder RP noch der Regionalrat muss sich gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern des Reviers rechtfertigen.
    So weit der Status quo in Kurzform. Das hierbei Kirchturmdenken und entsprechendes Handeln vorprogrammiert ist, dürfe klar sein. Was aber wird sich nun durch die Verwaltungsstrukturreform ändern?
    Der Regierungspräsident wird nun ersetzt durch einen vom Volke (also den Bürgerinnen und Bürgern des gesamten Ruhrgebietes) gewählten und somit legitimierten, ich nenne ihn nun, 1. Bürgermeister der Metropole Ruhr. Den Titel „1. Bürgermeister“ habe ich aus Hamburg entnommen, er gefällt mir und soll einzig der besseren Unterscheidung wegen dienen. Diese Wahl kann nun direkt vom Volke aus erfolgen oder auf dem parlamentarischen Wege, also indirekt vom Volke.
    Auf jeden Fall hat dieser 1. Bürgermeister nicht nur die Kompetenzen und Aufgaben des heutigen RP´s, er hat zusätzlich die Aufgabe, das gesamte Ruhrgebiet zu vertreten, für das gesamte Ruhrgebiet zu sprechen und die Aufgabe, im Rahmen der ihm dann übertragenen Aufgaben das Revier weiter zu entwickeln. Er/ Sie ist die Nummer 1 im Revier und eine nicht mehr so einfach zu übergehende Instanz und Kraft seines Amtes und seiner vom Bürger verliehenen Legitimation eine Autorität, die Sprachrohr von 5,3 Mio. Menschen ist.
    Ihm gegenüber steht ein vom Volke gewähltes Parlament, ich nenne dieses Parlament zur besseren Unterscheidung Bürgerschaft. Hier finden sich die gewählten Vertreter und Vertreterinnen des gesamten Ruhrgebietes zusammen, also aus allen 11 kreisfreien Städten und 4 Kreisen. Sie sind nicht mehr alleine Abgesandte ihrer jeweiligen Heimatstadt, sie sind Abgesandte ihrer Parteien und finden sich in den verschiedenen Fraktionen zusammen. So sitzen in den einzelnen Fraktionen die Vertreterinnen und Vertreter aus Dortmund, Essen und Bochum ebenso zusammen wie aus dem Kreise Wesel und Duisburgs. Politische Entscheidungen werden in den Fraktionen diskutiert und zu einem Ergebnis geführt und dieses Ergebnis wird letzten Endes gemeinsam durchgesetzt und auch gemeinsam vertreten. Im Ergebnis ringen Partei gegen Partei miteinander und Fraktion mit Fraktion und nicht mehr Dortmunder gegen Essener, Bochumer gegen Herner und Gelsenkirchener gegen Recklinghauser. Und da es mehr als eine Fraktion in diesem Parlament geben wird, ist sicher gestellt, dass sich der Lokalpatriotismus relativiert und in zunehmendem Maße und mit zunehmender Dauer das große Ganze (das Revier) in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzungen rücken wird.
    Das heißt, die Metropole Ruhr und deren Weiterentwicklung rückt in den Fokus der politisch Handelnden, denn dafür werden sie gewählt, das ist ihre Aufgabe, dafür werden sie bezahlt. Konkurrenten sind in der Zukunft nicht mehr Düsseldorf und Köln, sondern innerhalb Deutschlands Berlin, Hamburg, München und Frankfurt; auf der europäischen Ebene Paris, London oder Madrid.
    Selbstverständlich wird diese politische Ebene einen eigenen Etat erhalten, keine Frage. Und der RVR, zu dem in diesem Zusammenhang auch noch vieles zu schreiben wäre, wird nicht mehr benötigt werden, auch hier würden Kapazitäten und Ressourcen frei werden.
    Ein Letztes, lieber Turmbauer: Eine einheitliche Stadt wird es auf absehbare Zeit nicht geben, die Erfahrungen von Eingemeindungen in der Vergangenheit haben tiefe Wunden und Verletzungen verursacht (siehe Wattenscheid, Kettwig, Wanne Eickel etc.). Das war zu Zeiten von Berlin und Hamburg noch sehr viel einfacher. Zu diesen Zeiten ging das noch per Order de Mufti. Hier hat man aus der Vergangenheit Lehren gezogen.
    Andererseits, wenn diese meine Vision Wirklichkeit werden würde, hast Du de facto das was Du willst, die Ruhrstadt, wir wären eine Stadt und niemand hätte das gemerkt und von daher hätte auch niemand Grund, dagegen zu klagen;) ;) ;)

  • Ich verlinke nur: Metropolregion Rhein-Ruhr


    Ich habe gerade begründet schreiben wollen, warum ich die Vision einer Ruhrstadt als reinste Horrorvision empfinde - besser doch nicht. (Im Augenblick sind es übrigens drei verschiedene Regierungsbezirke mit Teilen des Ruhrgebiets darin, nicht einer - zum Glück vielleicht. So darf ich im Regierungsbezirk Düsseldorf wohnen und das ist mir lieber als irgend ein RegBez. Ruhr-irgendwas. BTW: Aus der Wikipedia erfährt man, dass die einst angedachte Schaffung eines Regierungsbezirks Ruhrgebiet in dieser Legislaturperiode des NRW-Landtags nicht stattfinden wird - es wird wohl auch künftig verschoben bis es aufgehoben wird. Dafür will sich Kreis Wesel aus dem Ruhrgebiet verabschieden, die neuesten Infos publiziert die RP vom 2. August 2008.)

  • Kyrosch: Die Begriffe "Handlanger" und "Erfüllungsgehilfe" sind in meinen Augen sehr unglücklich gewählt. Die Bezirksregierungen sind Landesmittelbehörden und grundsätzlich gegenüber der Landesregierung weisungsgebunden, aber

    • der Landtag und mithin die Landesregierung wird vom Volke (auch des Ruhrgebiets) gewählt und
    • Aufgabe der Bezirksregierungen ist sehr wohl die Weiterentwicklung des Gebiets. Der Regierungspräsident ist schon ein Spitzenbeamter, der etwas zu sagen hat.


    Kurz: Mittlere Landesbehörde zu sein ist nichts anrüchiges. Oberbürgermeister sind außerhalb der kommunalen Selbstverwaltung übrigens untere Landesbehörde.


    Du übersiehst vielleicht auch die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe als Organe kommunaler Zusammenarbeit i.R.d. kommunalen Selbsterwaltung? Sie entsprechen doch etwa dem, was Dir vorschwebt? Dort ist das RG natürlich wiederum geteilt...


    Dass der Regierungspräsident nach der Verwaltungsstrukurreform direkt gewählt wird, wäre mir neu. Wenn es überhaupt weiterhin Bezirksregierungen geben wird (das ist offen) werden sie ihre demokratische Legitimation weiterhin über das Land und (im Falle der Auflösung der Landschaftsverbände) über die Kommunen beziehen. Maximal sind sie dann also mittlere Landesbehörde (wie heute die BRen) und kommunales Organ zur Wahrnehmung gemeinsamer Aufgaben (wie heute die Landschaftsverbände) - weitere Kompetenzen oder gar eine echte Zwischenebene zwischen Kommunen und Land sind nicht in Sicht. Die Gemeindeordnung und das Landesorganisationsrecht sind nebenbei Landesgesetzgebung - an das Gesetz ist die ganze öffentliche Verwaltung ohnehin gebunden.


    Das mit dem 1. Bürgermeister liefe also nur über Eingemeindungen - Essen, Bochum usw. sind dann Stadtteile und keine Städte mehr (es würde mich sehr wundern, wenn das so käme).


    Die Landespolitik fährt nach meiner Beobachtung auch eher auf Bewachers Schiene: Man sucht nach der Integration von Rhein-Ruhr, nicht nach der Spaltung (Beispiele: RRX, B8n, A44).

  • Rü-Karrée als Immobilie mit Marke

    In etlichen Essener Threads wird die Gesichtslosigkeit diverser Schuhkartons beklagt. Ein Artikel vom 31. Juli 2008 betont, wie wichtig individuelle, wiedererkennbare Architektur sei. Die Zeit der uniformen Bürogebäude gehe zu Ende.


    Als positives Beispiel wurde das Rü-Karrée in Rüttenscheid erwähnt, wo nach der behutsamen Sanierung die 13.000qm Fläche schnell vermietet würden - es gebe sogar mehr Interessenten als Fläche im Angebot.


    So sieht das historische Ensemble aus

  • wer mal interessante und aktuelle luftaufnahmen von essen sehen möchte, sollte mal die seite http://www.webbaviation.co.uk/Portfolio.htm besuchen.


    auf der rechten seite "germany" anklicken.


    weiterhin findet man auf der seite klasse luftbilder von britischen großstädten, die sehr gut den strukturwandel aufzeigen (für z.b. manchester einfach auf das county lancashire klicken)

  • Essener Bejubelungen

    Die NRZ vom 4. August 2008 veröffentlicht eine ganze Reihe der Erfolgsmeldungen - z.B. die Einwohnerzahl sei im letzten Jahr nur um 1058 gesunken. Die Anzahl der Einpendler sei um 11,3% auf 41.450 gestiegen, was zehnmal mehr als für Düsseldorf sei. (Dies betrifft allerdings wohl diese 11,3% - die Einzahl der Einpendler Düsseldorfs absolut liegt irgendwo bei 200-250 Tsd.)


    OK, nicht zuviel spotten - von mir aus mögen die sich freuen. Ich schätze die Zukunftsperspektiven der Hellweg-Städte (Duisburg, MH, Essen, Bochum, Dortmund) besser als jener im Norden ein - gäbe es die lokalen Eitelkeiten nicht, sollte die Bevölkerung von dort am besten möglichst gen Süden ziehen.


    Eindeutig erfreulich wäre die Meldung, dass die Suburbanisierung gestoppt sei - verstünde man nur dadurch im Ruhrgebiet nicht zu häufig, dass diese lediglich in die eigenen administrativen Grenzen gelenkt wird. (BTW: Suburbanisierung? Sind die Nachbarn Essens nicht offiziell allesamt Städte? Dann sollte man es eher AbEssen'isierung nennen!)

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    Ja ja, Andere hängens immer an die große Glocke, warum nicht auch mal Essen. Die Ruhris sind einfach zu bescheiden. Wobei: Halte nach wie vor nicht viel von Statistiken...


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    Hier mal ein bißchen Lokalkolorit: Der Bericht wurde am Sonntag im WDR ausgestrahlt und umfaßt insgesamt 9 Themenbereiche!


    http://www.wdr.de/tv/wundersch…raege/2008/0803/index.jsp


    Ruhrmetropole Essen


    Sendetermin: Sonntag, 03. August 2008, 20.15 - 21.45 Uhr .


    Die Ruhrmetropole hat sich neu erfunden, sie ist das Dienstleistungszentrum der Region. Es geht aufwärts in der künftigen Kulturhauptstadt. Die Hightechhäuser der großen Unternehmen sind die Symbole der Veränderung.....[....]


    http://www.wdr.de/tv/wundersch…ege/2008/0803/05_ruhr.jsp


    Von der Zeche Zollverein bis Duisburg


    Sendetermin: Sonntag, 03. August 2008, 20.15 - 21.45 Uhr .


    Im Norden des Ruhrtals und mitten im Revier findet sich eine der eindrucksvollsten Industriebrachen, die Zeche Zollverein. Die Ausmaße der Gebäude und Betriebsanlagen lassen noch ahnen, wie es war, als täglich tausende Kumpel zur Arbeit einfuhren und jährlich bis zu drei Millionen Tonnen Kohle förderten.....[....]


    http://www.wdr.de/tv/wundersch…ege/2008/0803/06_ruhr.jsp


    Quelle: WDR

  • Der Verkauf des unter Denkmalschutz stehenden Handelshofs schreitet voran; lt. WAZ gibt es zahlreiche Interessenten für den Kauf der Immobilie.

  • # 36 Enzo
    Ich schulde Dir noch eine Antwort, der ich auch nicht ausweichen möchte. Sicher hast Du mit Deiner Aussage recht, dass die Begriffe Handlanger und Erfüllungsgehilfe unglücklich gewählt sind. Sind es zwar weniger die Worte selber als vielmehr die Assoziationen, die ich mit dieser Wortwahl hervorgerufen haben dürfte. Auch lag mir fern, mich über die Personen - also z. B. Jürgen Büssow, den ich sogar sehr schätze – despektierlich zu äußern, als vielmehr über das Amt, das ich für antiquiert und anachronistisch halte. Daher gestatte mir folgende Korrektur: Ich ersetze besagte Begriffe durch „verlängerter Arm“ oder „rechte Hand“ der Landesregierung, ich denke, dass es das auch ausdrückt ohne den überzogenen negativen Beigeschmack.
    Meine grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber Bezirksregierungen wirst Du allerdings nur schwerlich nachvollziehen können, da Du im Gegensatz zu mir in dieser Frage auf Rosen gebettet bist. Vielleicht nur so viel: Ich wohne im Regierungsbezirk Düsseldorf habe einen Fußweg von ca. 20 Minuten und befinde mich im Regierungsbezirk Münster (Gelsenkirchen) oder aber alternativ hätte ich da noch einen Fußweg von vielleicht 30 Minuten von daheim aus anzubieten und ich befinde mich im Regierungsbezirk Arnsberg (Bochum). Ohne zu googlen könnte ich Dir nicht einmal die Namen dieser Regierungspräsidenten sagen; kannst Du es ?
    Womit wir bei einem wesentlichen Punkte wären: Welchem Bürger ist überhaupt bewusst, in welchem Regierungsbezirk er wohnt? Wer kennt schon den jeweiligen Namen seines RP´s? Welcher Bürger kennt dessen Aufgaben? Welchem Bürger ist überhaupt bewusst, dass es ein Regionalparlament gibt? Wer weiß schon, wie sich dieses Parlament zusammen setzt ? etc. etc.
    Kannst Du alle diese Fragen ohne zu googlen beantworten? Ich kann das nicht so ohne weiteres. Und dann noch die Landschaftsverbände, ach ja, die gibt es ja auch noch. Wer weiß schon von den Bürgen, zu welchem Landschaftsverband er gehört, wie dessen Präsident heißt oder wofür diese Verbände überhaupt gut sind. Wer weiß schon, dass auch diese Verbände nicht nur Präsidenten sondern auch noch Parlamente haben? Und auch hier wieder die Fragen, wie setzen sich die Parlamente zusammen und was haben die für Aufgaben?
    Und nicht nur das, dass wie hier im Revier 2 Landschaftsverbände und 3 Regierungsbezirke haben, wir haben als Krönung on Top noch einen zusätzlichen Regionalverband, wieder mit einem Präsidenten, wieder mit einem Parlament und wieder kennt niemand die Legitimationen, die Personen oder die Aufgaben.
    Ich könnte zu diesem Thema noch ganze Seiten, wenn nicht ganz Bücher füllen, daher bitte ich Dich um Verständnis, lieber Enzo, wenn einige Deiner Punkte hier unbeantwortet bleiben (müssen).
    Nur noch eines: Wie haben in unserem politischen System die verschiedenen Parlamentsebenen sehr sauber und korrekt voneinander getrennt und ordentlich gegliedert. Es beginnt mit den Bezirksvertretungen als unterste vom Volke legitimierte Parlamentsebene, es folgt der jeweilige Rat einer Stadt und dann folgt der Bruch – es folgt als übergeordnete Instanz keine vom Volke legitimierte Parlamentsebene, sondern eine Behörde, dem folgt in der Hierarchie dann wieder eine vom Volke gewählte Parlamentsebene, nämlich der Landtag, die nächste Ebene ist demzufolge der Bundestag und last but not leave das Europäische Parlament. Ich habe mich hierbei an der Gliederung einer kreisfreien Stadt orientiert, in den Kreisen sieht es zwar ein kleines Wenig anders aus, ändert aber nichts an der Problematik.
    Und wenn das alles mit den Regierungspräsidien und den Landschaftsverbänden so pralle wäre, bedürfte es ja auch keiner Reform. So weit von mir für heute.;)

  • #34 Danke erstmal für Deine ausführliche Beschreibung lieber Kyrosch.



    [….]…. Ein Letztes, lieber Turmbauer: Eine einheitliche Stadt wird es auf absehbare Zeit nicht geben, die Erfahrungen von Eingemeindungen in der Vergangenheit haben tiefe Wunden und Verletzungen verursacht (siehe Wattenscheid, Kettwig, Wanne Eickel etc.). Das war zu Zeiten von Berlin und Hamburg noch sehr viel einfacher. Zu diesen Zeiten ging das noch per Order de Mufti. Hier hat man aus der Vergangenheit Lehren gezogen.
    Andererseits, wenn diese meine Vision Wirklichkeit werden würde, hast Du de facto das was Du willst, die Ruhrstadt, wir wären eine Stadt und niemand hätte das gemerkt und von daher hätte auch niemand Grund, dagegen zu klagen;) ;) ;)


    Das es in absehbarer Zeit keine einheitliche Stadt haben werden, darüber bin ich mit Dir einig. Stimme Dir auch in dem Punkt zu, dass es vor der letzten großen Kommunalgebietsreform sicherlich leichter gewesen wäre, so eine Stadt durchzukriegen.


    Ich bin aber gar nicht so ein Befürworter einer vereinten Ruhrstadt, wie Du denkst. Ich meine nur, dass, wenn man den ständigen Konkurrenzkampf zwischen den Städten und die lästige Diskussion darum beenden will, zu dem Ergebnis gelangen muß, dass nur eine Stadt ohne Grenzen und mit allen Befugnissen die Lösung sein kann. Ansonsten macht jeder sein eigenes Ding, was ich eben aus angegebenen Gründen gut nachvollziehen kann.

  • Kontakthof auf dem Kirmesplatz

    Über die Essener Investitionen wird oft im Jubelton berichtet, also ich versuche es: Die WAZ vom 13. August 2008 berichtet über die Planungen eines Kontakthofs auf dem Kirmesplatz. Dort solle man in Autos in einer großen Acht kreisen (muss man denn stets fahren und den teuren Sprit verbrauchen? - B.) und die Dienstleistung erfragen. Ebenfalls an RadlerInnen und FußgängerInnen sei gedacht. Das Gewerbe solle aus der Gegend der Pferdebahnstraße, der Bottroper Straße und der Helenenstraße auf Druck des Thyssen-Krupp-Konzerns verlegt werden.


    Merkwürdigerweise strebe die Stadt diesmal nicht an, die freiberuflich Schaffende aus den anderen Revierstädten anzuziehen, um die Nummer Eins der Branche zu werden - wie man es z.B. bei den Einkaufszentren versucht.


    Eine protestierende Anwohnerinitiative sei auch bereits da.

  • @ #37


    Auf dem RÜ-Karree reitet der Herr Brockhoff seit fast 8 Jahren rum. Die Vermarktung hat damals auch seine - so meine ich zu wissen - rd. 2 Jahre gedauert. Brockhoff ist daran beteiligt und schiebt das deshalb immer wieder in den Vordergrund. Das RÜ-Karree ist aber nicht unbedingt ein Paradebeispiel für top-Sanierung, sondern eher nur für mittleres refurbishment.