Pinakotheken und Kunstareal

  • Backstein südlich der Donau...ortsfremde Bauweise ist kein Ausdruck. Und das bei einem Baudenkmal. Naja wenigstens kein Sichtbeton. :confused:

  • Backstein oder Ziegel ist gerade südlich der Donau das althergebrachte Baumaterial, da es hier keinen Bruchstein gibt. Den gibt es erst wieder in den Alpen. In geringen Mengen gibt es zwischen Donau und Alpen Sinterkalk, der früher gerne für Fenstersimse und Ecksteine oder Grundmauern benutzt wurde. Man spricht oft fälschlicherweise von Tuffstein oder Nagelfluh. Werkstein aus Kalk oder Tegernseer Marmor musste herantransportiert werden, das war sehr teuer, wurde aber schon auch für Verzierungen gemacht.

    Man spricht sogar von einer bayerischen Backsteingotik, deren bekannteste Werke die Münchner Frauenkirche, das Ingolstäder Liebfrauenmünster, St. Jakob in Straubing und natürlich St. Martin in Landshut mit dem höchsten Backstein-Kirchturm der Welt oder auch die Burg Trausnitz in Landshut sind.
    Erst die Neuzeit machte es mit modernen Transportmitteln möglich, ortsfremde Baumaterialien nach München zu bringen.
    Das traditionelle Baumaterial ist in München somit Backstein bzw. Ziegel

  • Ja, Baumaterial - Ziegel. Klar. Aber zu 99,9% verputzt! Backsteinfassaden (das meine ich wenn ich kurz von "Backstein" spreche) sucht man südlich der Donau ebenso mit der Lupe wie Fachwerkfassaden, selbst Natursteinfassaden sind in den historischen Altstädten relativ rar. In Augsburg fällt mir beispielsweise kein einziges historisches Gebäude, älter als 100 Jahre, ein welches nicht vollumfänglich verputzt wäre. Doch, zwei alte Stadttore. Die haben aber vergleichbaren Ausnahmecharakter wie die münchner Frauenkirche...


    Ich mag die voralpenländische heitere Bauweise, mit lachsfarbigen (der Preuße würde vielleicht "rosa" dazu sagen) Barockfassaden und dergleichen. Die norddeutschen Städte mit ihrem Backstein und gedunkelten Natursteinfassaden machen mich regelrecht depressiv. Und mich stört sehr wie die nördlicheren Traditionen immer mehr dominieren, alles regionale überstrahlen. Bei diesem Denkmal ist der Kontrast IMHO zu krass.

  • und den Alten Peter auch, die Allerheiligenkirche in der Damenstiftstraße ebenso und auch die Salvatorkirche sowie Heiligkreuz in Geising und Mariahilf in der Au und St. Johannes in Haidhausen sowieso


    Maln im Ernst: Mich nervt es, wenn man Bayern immer nur mit Zwiebelturm und Lüftlmalerei gleichsetzt. Genauso wie mit Lederhosn und Oktoberfest


    Gott sei Dank ist dieses wunderschöne Land sehr vielschichtiger.
    Und gerade die bayerische Backsteingotik ist etwas völlig Eigenständiges
    Nochmal als weitere Zuckerl: St. Jodok, Hl. Geist und Hl. Blut nebst St. Martin in Landshut oder die Stadtpfarrkirchen von Eggenfelden, Pfarrkirchen, Vilsbiburg oder Dingolfing.
    Kleiner Tipp:
    http://ferienregion.rottal-inn…4063-9E5A-A4C05D02F8AF%7D
    Stilistisch lohnt sich auch ein Blick über die Alpen in die Poebene, wo aus den gleichen Gründen wie in Altbayern vorwiegend mit Ziegelstein gebaut wurde, auf italienisch terracotta. Von Norditalien gingen entscheidende Einflüsse in die bayerische Architktur aus

  • ??? dann ist das neue Türkentor also ein Werk der modernen Backsteingotik...


    Ernsthaft, ganz unabhängig vom Baumaterial geht es im Normalfall doch um eine gefällige Gestaltung eines Baukörpers.


    Da dies beim Türkentor nun keinesfalls ein Kriterium beim Entwurf war, bleibt nur die Interpretation als Gesamtkunstwerk.


    Ich persönlich verstehe es als provokative, schockierende Beschreibung einer tabulosen, völlig entfesselten, egozentrischen und alles historische verachtendenden Gesellschaft. Moderne, beliebige Werte ersetzen hemmungslos alte, gewachsene Werte, wobei an Stellen, an denen Altes nicht beseitigt werden kann, dieses ganz einfach von Modernem überwuchert wird. Alte Moral, alte Werte und alte Ästhetik werden als Künstlichkeit enttarnt die in Wirklichkeit nie einen absoluten Gehalt hatten, sondern nur zu ihrer Zeit eine Mode waren. Diese Mode hat sich geändert und kann durch eine beliebige andere Mode ersetzt werden. Mode wiederum kann alle Formen annehmen, bis hin zur Perversion.


    Die Vergangenheit und die Gegenwart zeigt, dass Alles zur Normalität und damit zur Richtigkeit erhoben werden kann...

  • Unabhängig von Material und Ästhetik stört mich viel mehr, dass man aus einem Tor einen geschlossenen Baukörper gemacht hat. Dabei steht das Tor eigentlich perfekt, um den östlichen Auftakt des Museumareals zu bilden. Und zwar als Tor und nicht als Ausstellungsraum.

  • Ich war heute "im" Türkentor bei der roten Kugel und von innen gefällt es mir eigentlich ganz gut von der architektonischen Gestaltung.
    Diese überhöhte Backsteinhaube an der Front verstehe ich trotzdem nicht, es gibt im Innenraum keinen erkennbaren Grund nicht die alte Höhe des Daches beizubehalten.

  • Die neue Pinaokthek muss komplett renoviert werden. Für 60 Millionen Euro ist eine Erneuerung der Klimaanlagen, des Brandschutzes und eine Entfernung des damals verbauten Asbests in den Wänden vorgesehen. Diese 60 Millionen sind mehr als das, was der Neubau in den 80er Jahren gekostet hat.
    Ob das Museum während der Arbeiten komplett schließen muss, ist noch unklar, scheint aber wahrscheinlich.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…-marodes-museum-1.1081640

  • Artikel der Süddeutschen Zeitung über ein zukünftiges Verkehrskonzept des Museumsviertel und eine bessere Anbindung der einzelnen Museen untereinander bzw. zur Innenstadt.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…-noch-die-kunst-1.1085888
    SZ online, 17.04.2011



    Da sieht man schön wie visionär unsere altgedienten Politiker doch sind.


    Eine ganz normal befahrene 08/15 Straße in der Maxvorstadt wird für ein Bürgerfest ein paar Stunden von Autos befreit und dann sowas:
    "Weitere Sperrungen wichtiger Straßen für das Bürgerfest lehnt der Bezirksausschussvorsitzende Oskar Holl (SPD) ab: "Wir werden auch so schon alle Hände voll zu tun haben, damit die Autofahrer am Ende nicht vergrätzt sind.""


    Und die SZ jubelt:
    "Es ist eine schöne Vision, bestens geeignet, um für die Stadt München in aller Welt zu werben"


    Da fragt man sich ob man lachen oder weinen soll... :nono:



    So gestaltet man sicher nicht die Zukunft für eine lebenswerte Stadt!

  • Auf der Homepage des Kunstareals München (http://www.projekt-kunstareal.de/de) kann man viele Informationen zur aktuellen Planung finden. Unter der Rubrik "Freiflächenworkshop" und "Presse-Downloads" stehen zahlreiche PDFs (u.a. die Präsentationen unterschiedlicher Landschaftsarchitekten) für jedermann zur Verfügung.


    In meinen Augen ist diese Art der Informationspolitik vorbildlich.



    P.S.: Ich habe in der SZ über eine neue Skulptur vor dem Museumsneubau in der Gabelsberger gelesen, kann aber im Internet dazu leider keine Bilder finden. Da ich zur Zeit in Schweden wohne, würde ich mich über neue Bilder freuen ;)

  • Mal ein paar Bauupdates von vor einigen Tagen mit dem Handy:


    Das NS-Dokuzentrum




    und das Lenbachhaus




    Bilder sind von mir

  • Dieses neue Goldkasterl hinter dem Lenbachhaus ist ja irgendwie ganz interessant, aber ich fürchte in 10 Jahren kann man das nicht mehr sehen.

  • http://www.abendzeitung-muench…c0-aeb9-1ca319a50092.html


    Stephan Braunfels meint zum Neubau am Lenbachhaus:
    "Eine Katastrophe! Das ist ja wohl das hässlichste Gebäude Münchens. Diese banale, billige Goldbronzekiste da! Wie konnte so was passieren!? Man hat das Gefühl, Foster hat sich keine Sekunde mit diesem Projekt beschäftigt. Da muss man wieder sagen, das ist der Fluch dieser europäischen Vergabeverfahren. Es gab keinen Wettbewerb für dieses Projekt. Foster hat es im Vergabeverfahren bekommen: nicht aufgrund des besten Entwurfs, sondern aufgrund seines erfolgreichsten Werkes."


    Braunfels Pinakothek der Moderne gefällt mir allerdings kein bisschen besser, da kann er sich noch so sehr selbst loben. Betonverschalungen als Außenfassade, das ist noch schlimmer als die Goldbronzekiste