London Britannia Airport

  • London Britannia Airport

    Die Londoner Flughafen-Kommission stellte Pläne für einen neuen Flughafen 80 km östlich des Stadtzentrums vor. Der Flughafen soll auf einer künstlichen Insel in der Themse-Mündung angelegt werden. Dafür könnte Heathrow geschlossen werden und an seiner Stelle ein neues Stadtviertel für 300.000 Bewohner und 200.000 neuen Jobs entstehen. In den Medienberichten ist zwar von 300.000 Häusern die Rede, aber in den Presse-Unterlagen der Entwicklungsgesellschaft Testrad wird von Bewohnern gesprochen. Diese Presse-Unterlagen sind wie ein Exposé mit interessanten Details, habe die einfach mal übersetzt:


    6 Landebahnen / 24 Stunden Betrieb
    30 Minuten vom Stadtzentrum Londons, Check-in "auf Land"
    172 Millionen Passagiere pro Jahr
    Anbindung per Zug und Schiff
    Geplanter Ort verursacht geringe Störungen ("Low impact Estuary location")
    Kosten: 47,3 Milliarden Pfund (56,4 Milliarden Euro) (Quelle: Spiegel Online)
    Zum Vergleich: Kosten für dritte Landebahn in Heathrow bei 14 - 18 Millarden Pfund (Quelle: Presse-Unterlagen Testrad)


    Das neue Stadtviertel in Heathrow hat laut der Unterlagen einen "Entwicklungswert" von mindestens 45 Millarden Pfund und könnte teilweise dazu dienen die Kosten des neuen Flughafens zu decken.


    Laut der Unterlagen gibt es den Bedarf die östlichen Gemeinden an der Themsemündung ökonomisch zu entwickeln. Der neue Flughafen wäre der Motor einer solchen Entwicklung. Die Zulieferer, Lieferanten, Caterer, Wartungsfirmen etc. würden sich in der Nähe ansiedeln. Hier ist Frage, wie ist das mit dem Anspruch "Low impact location" vereinbar?


    Interessant finde ich die Anbindung per Schiff, es gibt dort Anlegestellen für inländische und internationale Fähren, hieße das Einzugsgebiet des geplanten Flughafens könnte sich auch auf die nahegelegenen Nordsee-/Kanalanrainer erstrecken, wie Niederlande, Belgien oder Nordfrankreich.


    PKWs sollen den Flughafen nicht direkt ansteuern können, dadurch verlagert sich die Park-/Stellplatzproblematik in die Zubringerstationen. Durch Dezentralisierung der Zubringer kann Fläche am Flughafen eingespart werden. Fläche in der Stadt wäre traditionell eher teurer als Fläche am Flughafen, aber hier ist die Fläche am Flughafen eine künstliche Insel, also eher begrenzt.


    Hier Link zur Entwicklungsgesellschaft:
    http://testrad.co.uk/


    Hier Bilder, wie es aussehen könnte:
    http://testrad.co.uk/london-britannia-airport/


    Hier ein Bericht auf Spiegel Online:
    http://www.spiegel.de/reise/eu…geschlossen-a-933066.html

    3 Mal editiert, zuletzt von Andy429 ()

  • Klingt wirklich durchdacht, hast du dich schon selbst mit dem Thema eingehender befasst, wenn ich fragen darf? Falls ja, für wie realistisch hälst du die Umsetzung? Nach deutschen Verhältnissen würde ich gar nicht wagen, von solch einem "großen Wurf" zu träumen. In Berlin kriegen wir ja nicht einmal eine Modernisierung mit Terminalneubau (mehr ist ja BER kaum) auf die Reihe. Daher klingt das für mich erst einmal wirklich wie Science Fiction. Aber sehr, sehr interessant! :daumen:

  • Ich selber habe erst heute davon erfahren und die ganzen Infos aus den Presseunterlagen entnommen. Es kommt mir sehr gewagt vor über 50 Millarden Euro in einen Flughafen zu investieren. Meiner Einschätzung nach steht und fällt das ganze mit der Finanzierung. Es kommt darauf an, wie die Krise sich entwickelt, d.h. ob es noch genügend Gelder gibt, um ein solches Mammutprojekt zu stemmen.

  • Interessant finde ich die Anbindung per Schiff, es gibt dort Anlegestellen für inländische und internationale Fähren, hieße das Einzugsgebiet des geplanten Flughafens könnte sich auch auf die nahegelegenen Nordsee-/Kanalanrainer erstrecken, wie Niederlande, Belgien oder Nordfrankreich.


    Amsterdam, Brüssel und Paris haben recht große Flughäfen. Wahrscheinlich wird bereits jetzt von dort nach London zum Umstieg geflogen, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand stattdessen mit einer Fähre stundenlang fährt (die vielfach kürzere Strecke Calais-Dover kostet 90 Minuten). Dann schon lieber mit einem HGV-Zug nach Frankfurt.


    80 Kilometer in die Londoner Innenstadt in 30 Minuten? Das wohl mit einem HGV-Zug für einen stark zweistelligen Pfund-Betrag. Mir ist die eine Stunde mit der Piccadilly Line ab Heathrow für ein paar Pfund (Zone 6) lieber.

  • Ein europäischer Flughafen für 172 Mio Passagiere/Jahr ist sehr ambitioniert, um nicht zu sagen größenwahnsinnig. Die Fluggastzahlen der europäischen Großflughäfen steigen schon länger nicht mehr so an, wie die im asiatischen Raum. Bei absolut schrumpfender Bevölkerungszahl in Westeuropa und Großbritannien und in Relation zu den Wachstumsregionen im Rest der Welt kaum wachsender Wirtschaftsleistung, wird London Mühe haben, seinen gegenwärtigen Rang zu halten, geschweige denn wesentlich auszubauen.
    Trotzdem: ein schöner Plan.

  • Allein das Investitionsvolumen von 56.4 Milliarden Euronen ist schon Wahnsinn und dabei wird es bestimmt nicht bleiben. Also ich glaub das erst, wenn ich es sehe. :D

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Das Projekt geistert schon seit Jahren zeitweise durch die Presse.
    Vom Gefühl her würde ich sagen, dass ein Flughafen nördlich von London besser wäre,da er besser an die bevölkerungsstarken Einzugsgebiete in Mittel und Nordengland angeschlossen wäre.
    Allerdings ist die Investitionssumme gigantisch. Dagegen ist der BBI ein Fliegenschiss

  • Irgendwie mag mir das auch unrealistisch erscheinen, wie aus der Zeit vor der Finanzkrise. Gerade England und der englische Staat leidet ja bis heute enorm unter deren Folgen. Erst kürzlich las ich eine Reportage über die Folgen für das Alltagsleben der Bürger, der im Vergleich mit Deutschland ohnehin nie besonders komfortabel ausgebaute Sozialstaat wird aktuell auf ein Maß zurückgestutzt, wie man es eigentlich im entwickelten Europa nicht für möglich halten sollte. Da kann ich mir kaum vorstellen, dass die Öffentlichkeit solch ein Projekt akzeptiert. Aber begeisternd ist es aufjedenfall. Na, man wird sehen.

  • zu #5:


    Falsche Analyse!


    Großbritannien im Ganzen wird allen Prognosen zur Folge bis in 30-40 Jahren das bevölkerungsreichste Land Europas sein noch knapp vor dem stark wachsenden Frankreich. Der Einfluss in der Welt wird dank der in Europa konkurrenzlosen Finanzbrache und schlichtweg aufgrund der englischen Sprache eher wieder größer. Obendrein ist Großbritannien und damit im Wesentlichen London DER Bezugspunkt in der westlichen Welt für brutal wachsende Länder wie Nigeria, Pakistan und Indien. Allein diese drei Länder werden in 50 Jahren fast 3 Mrd. Menschen beherbergen. Kurzum, der aktuelle Boom Londons ist weder unbegründet, noch spekulativ sondern eine Konsequenz der zukünftigen Entwicklung. Schlussendlich, wirken hier immer noch koloniale Bindungskräfte, was der Entwicklung in Deutschland gerade in den kommenden Jahrzehnten mit unserem massiven Bevölkerungsrückgang stark konträr sein wird. Ich sehe mittelfristig Frankreich mit Paris und Britannien mit London in seiner baulichen Entwicklung im Vergleich zu Resteuropa konkurrenzlos. Daneben werden sicher noch Wachstumsinseln um Madrid und Moskau stark sein. In Deutschland schaffen es Großräume wie Rhein-Main, Frankfurt oder Stuttgart selbst bei aktuell prächtigen Wirtschaftszahlen kaum mehr zu wachsen.

  • Du hast deinen heimischen Wirtschaftsraum mal so eben unter den Teppich fallen lassen ;)


    Ehrlichgesagt gebe ich nichts auf umwälzende Langfristprognosen, wenn doch die Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften in der Vergangenheit nie in der Lage waren, die Zukunft zuverlässiger zu prognostizieren, als man dies auch bei purem "Raten" geschafft hätte.


    Madrid beispielsweise ist schon längst in der Realität zurück. Ich war dort kurz vor der Finanzkrise und erst kürzlich wieder. Eine komplett andere Welt, nicht nur eine andere Zeit. Moskau? Das setzt voraus, dass das mit der Oligarchie und "gelenkten Demokratie" dauerhaft so stabil läuft wie aktuell. Ich hielte das für optimistisch. London? Mit Sicherheit die dominierende Metropole Europas, gegen die auch Berlin wirklich ein Kaff ist (da darf man sich nichts vormachen). Aber England hat enorme Probleme mit der "sozialen Schere", nur von der "Finanzindustrie" kann ein Millionenvolk nicht leben.


    Umgekehrt kann ich mir gut vorstellen dass in Zukunft Regionen aufsteigen, die aktuell keiner "auf dem Schirm" hat. Das lehrt zumindest jede Erfahrung. Welche? Nun, auch ich habe die natürlich nicht auf dem Schirm.


    Richtig ist aber sicher auch dass solche Großprojekte Impulse setzen und in gewisser Weise auch vollendete Tatsachen. Sowas bindet ganz automatisch Prosperität an sich. Gerade also wenn man bedenkt, dass auch in London der zukünftige Erfolg kein Automatismus ist, wäre man gut beraten solch ein mutiges Projekt umzusetzen. Eine ganze Stadt, wenn nicht gar ein ganzes Land, kann von solchen "Leuchttürmen" enorm profitieren. Denk du zB bei dir in München an den Flughafen München (einige Nummern kleiner zwar, aber München selbst ist dies ja auch im Vergleich mit London). Es ist längst bekannt, dass der als "Jobmaschine" für den Boom der Region München maßgeblich mitverantwortlich ist. Vor dem Bau hielten den mit Sicherheit auch alle für Gigantomanie usw.

  • In Heathrow kann vom Abdocken bis zum Starten schon mal locker eine Stunde vergehen. So groß ist der Andrang vor der Startbahn, es entstehen richtige Flugzeugstaus. Selber schon erlebt. Beim Landen das Gleiche. Und es darf meines Wissen nach in Heathrow nur von 6-22 oder 23.00 Uhr geflogen werden.


    London ist das Zentrum der ehemals bedeutensten imperialen Weltmacht. Nach New York und Chicago gehen von Heathrow fast stündlich Flüge raus. In den Vormittags und Mittagsstunden teilweise innerhalb von weniger als einer halben Stunde.

  • Dritte Landebahn für Heathrow

    Mittlerweile gibt es Pläne der Heathrow-Erweiterung, u.a. durch die dritte Landebahn. Die 740.000 Flugbewegungen jährlich sollten demnach bis 2040 ausreichen. Die Anzahl der Zugverbindungen sollte von 18 auf 40 pro Stunde wachsen, damit bis 2030 30 Millionen Fluggäste mehr den Heathrow per ÖV erreichen - die Kurzfassung erwähnt leider nicht, ob die Piccadilly Line der U-Bahn gemeint ist oder die National Rail Services oder beide zusammen.


    Für die Lösung wird intensiv geworben - gestern sah ich in der Londoner U-Bahn einen Plakat mit der Zusammenfassung der wichtigsten Argumente für den Ausbau.