Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • Ein bloßer Schriftzug wirkt wirklich zu banal...und in Berlin stehen/hängen überall schon solche Zitate herum.
    Ich wäre dafür, die Kollonaden auf dem Denkmalssockel wieder aufzubauen (ohne den ganzen allegorischen Kitsch auf der Balustrade) und dort wo das Kaiserdenkmal stand eine hohe Stele oder eine Säule. Diese könnte über und über mit den wichtigsten Daten für die Bildung eines geeinten Deutschlands eingraviert sein. Von der Märzrevolution 1848 bis 1989 zur Wiedervereinigung.
    Ich finde, es darf ruhig etwas historistisch anmuten. Das wertet das Umfeld deutlich auf, passt ins zukünftige Umfeld und wird vor allem zeitlos sein.
    Aber sowas darf man wohl kaum bei den Wettbewerbsbeiträgen erwarten... :(

    Einmal editiert, zuletzt von Treverer ()

  • @ Treverer: Ja, das fände ich auch nicht schlecht. Ich würde aber eher nur Daten zwischen 1945 und 1990 nehmen. Aber die Grundidee ist gut.


    Man sollte meiner Meinung nach bei dem Denkmal beachten, dass es sich einfügt in die Umgebung. D.h. es sollte weder schrille Farben haben, noch andere Gebäude überragen oder besonders abstrakt sein.


    Von den Entwürfen aus dem ersten Wettbewerb fand ich auch diesen abgeknickten Baum, den geteilten Ring, der aus verschiedenen Perspektiven entweder geschlossen oder getrennt erscheint und den Entwurf von dem armenischen Team (diese Brunnen(?)installation) sehr passend. Am besten gefiel mir der Ring, vll. nicht einfach so auf dem Kopfsteinplaster, sondern auf ein Podest gestellt und gut wäre es. ^^

  • Die Idee mit der Stele oder Säule von Treverer finde ich vom Ansatz her gut, ich finde auch, dass sich das Denkmal an diesem Standort an das historische Umfeld anpassen sollte. Einfach nur Stele mit Daten wäre aber meiner Meinung nach auch etwas zu unaussagekräftig, deshalb habe ich den Gedanken mal etwas weitergesponnen:
    Ich stelle mir eine Stele oder Säule vor die am Sockel als Einheit beginnt und sich nach oben hin in 2 Stelen aufteilt um sich dann in Richtung Spitze wieder zu vereinen zu einer Stele. Das könnte dann auch ruhig etwas verspielter ausfallen, eventuell könnten sich die beiden Stelenteile "schraubenzieherartig" ineinander verdrehen bevor sie sich zur Spitze hin wieder vereinen. Ich finde das würde sehr gut bildlich die deutsche Geschichte nach 1945 symbolisieren, dass das, was ursprünglich vereint war und zusammengehört sich nach der Teilung wieder vereint und zu einem Ganzen zusammenfügt. (Ich hoffe man kann nachvollziehen, wie ich mir das vorstelle, ist etwas schwierig zu erklären) Daten und Schriftzüge ließen sich da sicherlich auch irgendwo unterbringen, eventuell chronologisch von unten nach oben, entlang des Verlaufs der Stele.

  • Ach wie unkompliziert das doch früher war. Da wurde einfach ein angesagter Künstler mit der Schaffung einer passenden Skulptur beauftragt und alle fanden's schick. Ok, vielleicht nicht alle - aber dennoch, mit ein bisschen Glück, steht das Ganze heute noch. Warum geht das eigentlich nicht mehr? Sind die bildenden Künste vielleicht ausgestorben?

  • Ein solches Einheitsdenkmal ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Das Leid von 40 Jahren Teilung und die Freude über deren Überwindung kann von keinem Mahnmal der Sorte "Haufen verbogener Stahlträger" oder "symbolischer Klotz aus Beton" angemessen gewürdigt werden. Es müsste etwas monumentales und heroisches sein, etwas wie z.B. die Russendenkmäler in Treptow oder am 17. Juni. Ein Denkmal, das dem Thema entsprechend dem Betrachter auch eine positive Identifikation mit der eigenen Nation ermöglicht. Das aber ist der wunde Punkt: positive Identifikation mit deutscher Geschichte ist in der heutigen BRD in höchstem Grade unerwünscht; es wird alles unternommen werden, dies zu verhindern.


    Weil das schon schon seit Jahrzehnten so üblich ist, ist es auch kein Wunder, daß sämtliche eingereichten Entwürfe Schrott sind. Ein Land, das seine Denkmalskultur abgeschafft hat, verfügt ja auch gar nicht erst über das entsprechende Aufgebot an Künstlern, die solch eine Aufgabe bewältigen könnten. Jemand vom Format eines Reinhold Begas ist nicht in Sicht, ein Arno Breker säße wahrscheinlich längst im Gefängnis. Da ist es besser, das Ganze bleiben zu lassen, anstatt ein von einem verkrampften Komitee beschlossenes abstraktes Häufchen Elend hinzustellen.

  • ^
    Ähm, ja. Echt super schade, dass in Berlin keine Breker-Skulpturen mehr stehen. So ein paar germanische Heroenstatuen auf Unter den Linden wären echt supi! (*Ironie*). Wo bin ich denn hier gelandet? :nono:
    Wir können froh sein, wenn so kitischige Teile nicht mehr zeitgemäß sind und ich bezweifle, dass sie der Erinnerung an die deutsche Teilung eher gerecht werden.

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    Mann, mir geht es doch nicht um Breker, aber das war natürlich ne Steilvorlage die du dir nicht entgehen lassen konntest. Wahrscheinlich ist diese Diskussion in einem Architekturforum sowieso deplaziert. Es sind phantasievolle Bildhauer gefragt, nicht jemand, der von Formen jenseits des CAD-Tellerrands gleich überfordert ist.

  • Vermutlich bist Du hier in einem Architektenforum falsch mit dieser Frage, ja. Ich bin sicher nicht einer derjenigen, die jemanden auf Grund eines kleinsten Schimmers von Verdacht in irgendeine Ecke stellen, aber so wie Du dich geäußert hast, insbesondere die hervorgehobenen Stellen in meinem Zitat, der kann sich so eine Reaktion gefallen lassen. Also mal ehrlich, wer hier Formen kritisiert, weil sie die Vaterlandsliebe und den Stolz nicht zu wecken vermögen, der kommt mir schon seltsam vor.

  • Also mal ehrlich, wer hier Formen kritisiert, weil sie die Vaterlandsliebe und den Stolz nicht zu wecken vermögen, der kommt mir schon seltsam vor.


    Damit bestätigst du ja genau meine Aussage: wir reden hier vom nationalen Einheitsdenkmal! Wenn selbst das nicht die von dir kritisierten Eigenschaften ausweisen darf, was dann?
    Seltsam ist es dagegen, wenn alles andere als ein nichtssagendes Designobjekt sofort Unbehagen auslöst, ein Zeichen von in politischer Korrektheit gefangener Kleingeistigkeit. Aber weil sich genau diese Kleingeistigkeit durchsetzen wird, bin ich gegen das Denkmal. Die Zeit ist noch nicht reif.

  • Die Zeit ist noch nicht reif.


    Das denke ich auch.
    Dem Wunder der Deutschen Einheit wird man nicht mit abstrakter Kunst gerecht.
    Und da weder ein Schadow noch ein Rauch heute eine Chance hätten, warten wir lieber, bis wieder real-gegenständliche Kunst in der Lage ist Gefühle widerzuspiegeln.
    Da braucht´s wohl noch eine Generation! ;)

  • Der Konflikt zwischen Gedenken und der intellektuellen Ebene von Mahnmälern ist ja nicht neu. Die wenigsten Menschen werden sich die Zeit nehmen, eine allzu abstrakte Botschaft zu entschlüsseln. Die Frage ist daher, an wen richtet sich die Botschaft, von wem soll/kann sie verstanden werden?


    Es gab vor kurzem ein neues Mahnmal (vielleicht wurde es hier schon angesprochen), und zwar das Mahnmal das am Bahnhof Friedrichstrasse steht und so weit ich weiss an sowohl die Deportation als auch an die erfolgreiche Flucht von jüdischen Kindern in der Nazizeit erinnert. Das Denkmal heisst passend "Züge in das Leben - Züge in den Tod" und kommt nach eigenem Befinden offenbar bei den Passanten gut an - vielleicht gerade weil es so gegenständlich ist und man im hektischen Bahnhofsumfeld nicht so viel Zeit hat. Interessanterweise war das Mahnmal zuvor umstritten und als Kitsch verunglimpft worden, sihe z.B. hier: http://www.taz.de/1/berlin/art…it-politischer-botschaft/ .

  • @ Necrokatz
    Ja, genau DAS meine ich!
    Ein Denkmal muß ohne lange Erklärungen und Umwege verständlich sein - egal was die Kulturschaffenden dazu meinen. ;)

  • Ich kann irgendwie keine qualitative Verbesserung zu den alten Vorschlägen erkennen. Eher im Gegenteil. Was hat das alles noch mit Mahn- oder Denkmal zu tun? Eine Brücke oder auch diese sonderbare Schale sind sich interessante Designentwürfe, aber wenn man erstmal eine mehrseitige Bedienungsanleitung benötigt, um den tieferen Sinn zu erfassen, dann ist da wohl was grundsätzlich verkehrt.

  • Es ist tatsächlich alles genau so schlecht wie erwartet. Lasst es bleiben, diese Entwürfe taugen nichts. Vielleicht in 10 Jahren noch mal? Es wäre dumm, sich jetzt in grundloser Eile eine Entscheidung zwischen Not und Elend aufzuzwingen.

  • Es ist tatsächlich alles genau so schlecht wie erwartet. Lasst es bleiben, diese Entwürfe taugen nichts. Vielleicht in 10 Jahren noch mal? Es wäre dumm, sich jetzt in grundloser Eile eine Entscheidung zwischen Not und Elend aufzuzwingen.


    Dito. Weder die Künstlergeneration noch die Entscheidungsträgergeneration scheinen reif für ein derart wichtiges Monument. Ich würde sagen alle Entwürfe sofort vergessen, 3 Jahre drüber schlafen und dann einen wirklich globalen Wettbewerb ausloben. Das Budget sollte dann 100 Mio betragen (heute10-15 Mio).


    Nicht weniger als die Weltelite der Architekten sollte aufgefordert sein hier Vorschläge hinzulegen, Foster, Gehry, Libeskind, Herzog/De Meuron usw. Ich persönlich würde auch gerne Vorschläge von Künstlern wie Eliasson oder Gerhard Richter sehen wollen. Die Designabteilung von BMW und Audi darf auch gern daran teilnehmen. Bitte keine Flitzpiepen mehr ! So ein Monument steht für die Ewigkeit, ich glaube dessen sind sich noch zu wenig bewusst.


    Der heute angepeilte Standort scheint mir örtlich wie ideologisch vermintes Gelände. Ich würde die Freiflächen nördlich vom Reichstag bevorzugen, nahe der Spree, vorm HBF gewissermaßen, so dass beim heraustreten aus dem Bahnhof das Monument der Einheit vor einem steht.

    5 Mal editiert, zuletzt von Lear 1 ()

  • Stimmt, die drei Entwürfe sind allesamt Mist. Unglaublich, dass sowas überhaupt von jemandem ernst genommen werden kann. :nono: Hoffentlich entscheidet nicht irgendsoein Torfkopf von Politiker einen der Entwürfe so schnell wie möglich umsetzen zu müssen...

  • Also, den ersten könnte ich mir durchaus vorstellen - als dekoratives Element im Wohnzimmer. Aber das ist doch kein Denkmal! Ebenso dieser Riese, außer das Denkmal soll gleichzeitig Werbung fürs Kasperletheater sein...Das sind alles lediglich Skulpturen, aber keine Denkmäler für son Ereignis! Und dann noch immer dieses pseudo-intellektuelle. Dann am besten den einen ausgezeichneten Entwurf 1010, da scheint wenigstens nur der Sockel in Schuss gebracht zu werden...
    Obelisken werden seit Jahrtausenden errichtet. Sie sind einfach und jeder Versteht die Botschaft dahinter oder zumindest, dass da eine ist. Wenn dann noch sowas wie eben der Spruch mit dem Volk zu lesen ist und noch etwas Schnickschnack, dürfte es klar sein...Man denkt sich nicht "Oh, interessantes abstraktes Kunstwerk. Stellt bestimmt mal wieder den Verfall der Gesellschaft dar." und geht weiter, sondern "Mensch, da muss doch mehr dahinterstecken", einfach, weil man sowas mit dieser Form assoziiert. Wenn sich Kaiser, Könige und gottgleiche Pharaonen damit zufrieden geben konnten, dann dürfte es auch für die BRD gut genug sein...Außerdem würde er die Sicht aufs Schloss nicht verstellen, wie Beitrag 1027. Als Standort wär eh der leere "Platz der Republik", Standort des wiedervereinten Bundestags, passender, schon vom Namen her...

  • Da ist was dran. Eigentlich müsste dieses Einheitsdenkmal an Bismarcks altes Plätzchen vor dem Reichstag, an lieblos gestalteter Freifläche mangelt es ja nicht - dort würde es auch symbolisch Sinn machen. Zwischen altem Fritz und Schlosskuppel passt dieser modernistische Klimbim doch ohnehin nicht. Man sollte an dieser Stelle vielleicht wirklich nur ein paar symbolische Säulen hinstellen, das Ganze mit Blümchen beranken und eine Erinnerungstafel ans Nationaldenkmal errichten.