Rund um den Kudamm (westl. der Fasanenstraße)

  • ^ Ich finde das garnicht lustig.
    Man kann sich doch nicht hinstellen und den Abriß dieser 50er bis 70er Jahre Gebäude fordern und das mit sehr unsachlichen und geschmäcklerischen Argumenten ohne bereit zu sein die Folgen eines solchen Handelns zu bedenken. Dass einige dieser Gebäude auch noch besondere Aufmerksamkeit und Schutz bedürfen, weil sie typische Architektur ihrer Zeit sind, günstigen Wohnraum für viele Menschen bieten im Zentrum einer Stadt, setze ich in einem Architekturforum eigentlich als Konsens voraus.

  • ^^ Die Lietzenburger als „gediegene“ Wohngegend zu bezeichnen ist ziemlich schräg. Wohnungen sind hier eindeutig in der Minderzahl, vorherrschend hier, Hotels, Büros und Einzelhandel.


    Es gibt mehr, als diesen Straßenabschnitt. Zum Kudamm hin nehmen die Wohnungen sicher ab, aber es gibt auch noch die andere Richtung, entlang der Pariser Str. oder der Württembergischen, wo ja auch erst ein großer Wohnkomplex entstanden ist. Und selbst wenn in manchen Häusern mehr gearbeitet, als gewohnt wird, sie wurden als Wohnhäuser erbaut.


    Was spricht gegen Einzelhandel in einer Wohngegend? Auf zwei Läden im EG kommen mehrere Wohnungen im restlichen Haus. Wenns deiner Meinung nach keine Wohngegend ist, dann war das schwarze Haus ja eh fehl am Platze.


    Es dürfte dich ja dann erfreuen, dass die Tankstelle ezwei Ecken weiter wohl erhalten bleiben wird.


    Dieser könnte übrigens , wie die meisten anderen Neubauten auch, ebenfalls in HH, FFM oder Mu stehen. Mich langweilt dieser Stil.


    Ja und? Das schwarze Haus hat sicher auch genug Geschwister in Berlin und in anderen Städten. Das meiste könnte überall stehen. Wie gesagt, ich sehe hier keinen Anlass für Außergewöhnliches. Mich langweilt

  • Ja und? Das schwarze Haus hat sicher auch genug Geschwister in Berlin und in anderen Städten. Das meiste könnte überall stehen. Wie gesagt, ich sehe hier keinen Anlass für Außergewöhnliches. Mich langweilt


    Mich auch. Allerdings muss ich dann doch schmunzeln, wenn in der Presse von einer angeblich neuen "Verwestdeutschung" der Architektur Berlins die Rede ist.

  • ^^ Und sind denn die Verfechter der neuen deutschen Langeweile nicht auch für regionaltypisches Bauen? Wird denn der Moderne nicht immer auch vorgeworfen, überall stehen zu können und somit gesichtslos zu sein? Hier gilt das alles nicht mehr. Bigott.

  • ^ Ich finde das garnicht lustig.
    Man kann sich doch nicht hinstellen und den Abriß dieser 50er bis 70er Jahre Gebäude fordern und das mit sehr unsachlichen und geschmäcklerischen Argumenten ohne bereit zu sein die Folgen eines solchen Handelns zu bedenken. Dass einige dieser Gebäude auch noch besondere Aufmerksamkeit und Schutz bedürfen, weil sie typische Architektur ihrer Zeit sind, günstigen Wohnraum für viele Menschen bieten im Zentrum einer Stadt, setze ich in einem Architekturforum eigentlich als Konsens voraus.


    Es ist eigentlich egal was man sagt. Camondo wird immer Argumente dafür finden seine heißgeliebten Beton-70er-Brutalismus Bauten zu verteidigen. Sei es wegen günstigem Wohnraum oder der "schönen Architektur". Das sieht man ja wenn es um neue Entwürfe geht, sein Geschmack ist zweifelsfrei "Waschbeton-look".


    Es macht eigentlich keinen Sinn darüber zu diskutieren. Vor allem weil Camondo zusätzlich der Meinung ist, dass man Preise über die Unattraktivität eines Gebäudes regulieren kann und das tatsächlich ein wertvoller Beitrag für den Zusammenhalt in der Gesellschaft wäre.


    Diese Meinung teile ich (wie allseits bekannt) nicht. Auch eine Durchmischung ist nur teilweise von Vorteil. Schon immer haben sich Menschen in die Nähe von anderen gesehnt, die in ähnlichen Lebensumständen leben.


    Was bringt es einem Hartz4 Empfänger in Berlin Mitte neben dem Millionär zu wohnen? Eigentlich nichts. Außer das er sich jeden Tag mit dem Millionär vergleichen kann und ihm jeden Tag vor Augen geführt wird wie ungerecht die Welt doch ist. (Was ich übrigens gar nicht in Frage stellen möchte). Auch das Angebot der umliegenden Cafés, Läden etc. wird nicht den Bedürfnissen von ihm gerecht werden.


    Genau so wenig macht der Erhalt von runtergekommenen 70er Jahre Bauten Sinn. Mehr Sinn macht es, generell die Attraktivität der Stadt für Investoren zu erhöhen:


    - durch bessere Deals
    - durch Förderung von Wohneigentum
    - durch Ausweisung von Baufläche mit Bauzwang
    - durch Erhöhung der Traufhöhe
    - durch Transparenz beim Leerstand und Durchsetzung des Zweckentfremdungsverbotes
    - durch Verhinderung von sinnentleerten Volksabstimmungen wie z.B. 100% Tempelhofer Feld


    Bevor ich jetzt wieder als neo-liberaler Spinner beschimpft werde: Ich bin weder Fan noch Kritiker des Kapitalismus. Aber im Gegensatz zu anderen, akzeptiere ich, dass das System in dem ich leben, sich unweigerlich den Gesetzen des Kapitalismus unterwirft. Jeglicher Versuch eine Art "mini-sozialismus" innerhalb einer freien Marktwirtschaft zu implementieren, wird immer nur für mehr Ungerechtigkeit sorgen. Es wird schlicht und ergreifend den Druck auf die Mittelschicht erhöhen, die aus meiner Sicht die Säule der Gesellschaft und der Finanzier der unteren Einkommensschichten ist.

  • ....Was bringt es einem Hartz4 Empfänger in Berlin Mitte neben dem Millionär zu wohnen? Eigentlich nichts. Außer das er sich jeden Tag mit dem Millionär vergleichen kann und ihm jeden Tag vor Augen geführt wird wie ungerecht die Welt doch ist. (Was ich übrigens gar nicht in Frage stellen möchte). Auch das Angebot der umliegenden Cafés, Läden etc. wird nicht den Bedürfnissen von ihm gerecht werden. ....


    Du musst hier nicht Hartz4-Empfänger als abschreckendes Beispiel bemühen. Es geht um ganz normal Leute, Mieter. Krankenschwestern, Polizisten, Feuerwehrwehleute, kurz Menschen die im Öffentlichen Sektor arbeiten und die sich eben diese neue Wohnungen nicht leisten können, zudem die meisten neuen Wohnungen die anstelle der günstigen Mietwohnungen errichtet werden auch noch ETW sind.
    Ich glaube ich möchte keine solche Stadt wie du sie da beschreibst.


    In Paris zum Beispiel müssen in jedem Neubau 20% Sozialwohnungen eingeplant werden. Auf kurz oder lang wird man auch in Berlin nicht um solche Regulierungen herumkommen. Und das ist auch gut so damit die Stadt kein Millionärsghetto wird wo der Hartz4-Empfänger sich schämt neben dem Millionär zu wohnen, wie du es unterstellst.


    Wien ist auch ein gutes Beispiel wie mans anders machen kann mit dem Genossenschaftlichen Wohnprinzip lässt sich da viel in die richtige Richtung steuern.
    http://www.spiegel.de/plus/so-…a2-442c-ade8-a709f2a4c8df


    PS. Neben Wasch- und Sichtbeton mag ich aber auch die Architektur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts :cool:

  • Berlin hat bereits die Forderung von 30% mietpreisgedämpften Wohnungen im Neubau.


    Mit entsprechendem Erfolg beim Wohnungsneubau....


    Das genossenschaftliche Prinzip ist wiederum etwas das ich absolut unterstütze. Es fördert die Eigenverantwortung. Auch das Prinzip des gemeinschaftlichen Bauens ist ein förderwürdiges Prinzip.


    Jetzt aber zurück zur Architektur, wir rutschen ständig in diese sozialpolitische Themen ab. Ich möchte mich hier aber über Gestaltung unterhalten: Gut das dieses hässliche Gebäude also weg ist, die Planung verbessert die Situation aus architektonischer Sicht.

  • ...Jetzt aber zurück zur Architektur, wir rutschen ständig in diese sozialpolitische Themen ab. Ich möchte mich hier aber über Gestaltung unterhalten: Gut das dieses hässliche Gebäude also weg ist, die Planung verbessert die Situation aus architektonischer Sicht.


    Na dann lass doch mal hören wenn Du über Gestaltung plaudern willst.
    Ich habe mehrere Kritikpunkte an der missglückten Fassade des Neubaus begründet angeführt.
    Von dir kam nichts ausser wieder Geschmacksduselei.
    Kannst du auchmal nicht wie im Kindergarten unabhängig von deinem Geschmack diskutieren? :mad:

  • Was ist denn daran zu diskutieren? Unsere Meinungen weichen offensichtlicherweise hinsichtlich Stadtpolitik und Gestaltung so weit voneinander ab das ich es als lachhaft empfinde hier Argumente auszutauschen.


    Der Kasten der abgerissen wurde, hatte überhaupt keinen Gestaltungsanspruch. Das scheint dir nicht aufgefallen zu sein.


    Der Neubau hat wenigstens so etwas wie Gestaltungsanspruch. Wenn du ernsthaft diskutieren möchtest, dann bitte auch in einem Fall wo sich das lohnt. Das ist doch im vorliegenden Fall hirnrissig.

  • Das habe ich doch schon gemacht und dabei als Referenz den völlig missglückten Altbau herangeführt. Der Neubau hat Gestaltungswillen. Er ist nicht rein funktional sondern versucht wenigstens durch halbwegs harmonische Proportionen so etwas wie Behaglichkeit auszustrahlen. Bzw. zumindestens keine Gefängnisatmosphäre.


    Wenn du nicht so unsäglich arrogant argumentieren würdest, würde ich durchaus mehr Zeit in meine Argumentation investieren.

  • ^ Sorry wenn das bei dir arroant rüberkommt. Aber ich komme aus einem Metier indem es völlig inakzeptabel ist, mit dem eigenen Geschmack zu argumentieren, weil es jegliche Diskussion im Ansatz killt.

  • ^ Wenn ich mir die Bemerkungen hier wie ermüdend und ich verstehe es nicht anschaue, alle entspringen dem eigenen Geschmack (ich finde ganz andere Fassaden ermüdend). Da kann man schlecht gleiches persönlich bedingte Beurteilen jedem anderen zum Vorwurf machen, zumal verbindliche Kriterien des Architekturempfindens mit keinem Gesetz geregelt sind.


    Es ist übrigens absurd zu erwarten, dass kein Wohnhaus je abgerissen wird, die werden überall oft abgerissen und ersetzt (perfekterweise mit mehr WE und BGF als zuvor, das wäre schon ein objektives Kriterium). Den Vorgängerbau empfinde auch ich als öde (persönlich) - etwa die kleinen Fensterchen, wie ein Bunker.

  • ... also ich fand den schwarzen Nachkriegswiederaufbau nicht ideal aber okay. Ich kenne ihn sogar von innen, war vor über 10 Jahren mal in einer der Wohnungen, weil dort ein Bekannter wohnte. In der Wohnung hatten alle Zimmer ein Fenster und es gab einen Balkon. Wenn ich mich recht erinnere, war es eine zwei oder drei Zimmer Wohnung mit nicht allzu großen Zimmern, ideal für 1-2 Bewohner. Vor dem Haus gab es eine Parkbucht. Das Haus war bestimmt nicht baufällig, sondern hätte saniert und mit helleren Farbton angestrichen werden können.
    Wenn man die Parkplätze unbedingt weghaben möchte, hätte man stattdessen eine Grünfläche anlegen können.
    Der in der Visualisierung gezeigte Entwurf des geplanten Neubau sieht IMHO gefällig und bieder aus. NBL / NDL.

  • Danke Spreetunnel! Wenn schon dann so.
    Die Fassade stimmt nach den traduierten Gestaltungsgrundsätzen und schon ist der Eindruck ein ganz anderer. Aber das ist nicht Geschmack :) sondern greift auf Harmoniegesetze zurück. Aber egal, so wirds ja leider nicht umgesetzt.


    Ps. Ich hätte zugunsten eines hohen Sockelgeschosses noch auf die Unterteilung EG zu gestauchtem Zwischengeschoss verzichtet.

  • Auch eine Durchmischung ist nur teilweise von Vorteil. Schon immer haben sich Menschen in die Nähe von anderen gesehnt, die in ähnlichen Lebensumständen leben.


    Was bringt es einem Hartz4 Empfänger in Berlin Mitte neben dem Millionär zu wohnen? Eigentlich nichts. Außer das er sich jeden Tag mit dem Millionär vergleichen kann und ihm jeden Tag vor Augen geführt wird wie ungerecht die Welt doch ist.


    Das ist zu kurz gedacht. Mag ja sein, dass sich Menschen instinktiv nach Menschen in ähnlichen Lebensumstände sehnen. Aber ist es für das Individuum und auch für die Gesellschaft insgesamt besser, sich dieser Sehnsucht hinzugeben?


    Die Gesellschaft diskutiert über die radikalisierende und gesellschafts-spaltende Wirkung von Filterblasen im Internet und du möchtest noch eins draufsetzen und Filterblasen durch räumliche Abgrenzung von Gesellschaftsschichten schaffen. Denn genau das passiert, wenn man soziale Ghettos schafft: Die Menschen interagieren nur noch mit Menschen ihres eigenen sozialen Hintergrunds. Dass die Bildung von Ghettos für Menschen mit niedrigem Einkommen (oder Migrationshintergrund) keine gute Idee ist und soziale Brennpunkte schafft, dürfte mittlerweile historisch doch wirklich mehr als belegt sein.


    Der wichtigste Grund, weshalb soziale Durchmischung wichtig ist, sind aber die Schulen. Es heißt Menschen seien der Querschnitt der 5 Menschen, mit denen sie am meisten zu tun hätten. Ob das so zutrifft, sei dahingestellt, aber auf jeden Fall kopieren Menschen voneinander. Wenn ein Kind aus einer armen, bildungsfernen Familie in eine Schule kommt, in der es nur von Kindern aus den gleichen Verhältnissen umgeben ist, wird es an ein Wunder grenzen, wenn dieses Kind seinen Horizont über sein eigenes soziales Umfeld hinaus erweitern kann und den sozialen Aufstieg schafft. Ghettoisierung führt zur Verfestigung von Armut und Bildungsferne. Das kann man wohl kaum für erstrebenswert halten.




    Um nun aber zur Architektur zurückzukehren: Ich persönlich halte den umzusetzenden Neubau für besser als den Vorgängerbau. Allein die Auflösung der Situation mit dem zurückgesetzten, scheinbar "eingeklemmten" Gebäude, Schmuddelecken inklusive, ist mMn nach ästhetisch begrüßenswert. Dennoch vermag der Entwurf nicht, mich zu überzeugen. Das 1. Geschoss ist wie üblich zu gequetscht, und diese grauen Flächen an der Fassade sehen ziemlich hässlich aus. Man hätte hier breitere Fenster zentriert (wie auf der mittleren Achse des Gebäudes) einsetzen sollen. Oder wenn man schon auf diese Schießscharten-Fensterchen besteht, wenigstens die Flächen weiß belassen. Komisch auch, dass man auf ein 7. Obergeschoss verzichtet hat.


    Kurz, ein qualitativ bedenklicher und wenig harmonischer Entwurf. Schade, denn sonst gefallen mir Entwürfe von Nöfer Architekten für gewöhnlich sehr gut.

  • ^Aber ich komme aus einem Metier indem es völlig inakzeptabel ist, mit dem eigenen Geschmack zu argumentieren, weil es jegliche Diskussion im Ansatz killt.


    Ist denn meine Argumentation (die ich einfach nur wiederholt habe) mittlerweile verständlich und bei dir angekommen oder ist es immer noch nicht genug "Argument" für dein "Metier"?