Schöneberg-Nord (nördlich der Hohenstaufen-, Pallas- und Goebenstraße)

  • dieser ”pseudoklassizismus“ ist die gleiche geschmackliche entgleisung wie der heute vielgeschmähte historismus ende des 19ten jahrhunderts. die postmoderne hatte da wenigstens noch einen funken von selbstironie. aber das hier ist wirklich bullshit, sorry. dieser stil ist eine reine erfindung der deutschen und hier der speziel der berliner investorenarchitektur im einklang mit einer provinziellen politischen führungklasse.
    er fusst auf den architektonischen vorstellungen des gottseisgedankt- ehemaligen senatsbaudirektors stimmann dessen heimelige lübecker vorstellungen von stadtbild und architektur leider in berlin auf zu fruchtbaren boden gefallen sind.

  • Mal an die Kritiker: Wie stellt ihr euch die Alternative hierzu vor? So?


    .....So ein Haus wie nachfolgend verlinktes,hinter dem Humbold oder Osthafen,modern und großstädtisch.....
    http://herrmanns.files.wordpress.com/2010/08/p10403761.jpg


    Soetwas wird auch hier in bayerischen Kreisstädten von aufstrebenden Unternehmen errichtet. Ich erkenne da weder die Anerkennung von Traditionen, von Dauerhaftigkeit, noch einer gewissen lokalen Ausprägung wie es Berlin in den letzten Jahren schon entwickeln konnte.
    Mal ganz abgesehen davon, die hier zuletzt vorgestellten Projekte finden sich allesamt in reinrassigen Berliner Wohnbezirken wieder, die ein hohes Maß an städtebaulicher Ordnung vorgeben und die ein Zuhause für Berliner Bürger bieten sollen. Glasspiegelnde Schaufassaden, glatt gezogen und unregelmäßig gewinkelt können eine entsprechend gewollte provokante Wirkung keinesfalls positiv entfalten.
    Die Mehrheit von Bewohnern, und da sollte man auch mal an die Mitbewohner denken, wünschen sich eine gewisse Heimeligkeit und Privatsphäre. Das haben Wohnhäuser seit je her geboten. Glaspaläste bieten das nicht, und stehen daher zu Recht nur in Innenstädten als Kontrapunkte und beheimaten nahezu ausschließlich Gewerbe. Das sollte man dabei berücksichtigen.

  • dieser stil ist eine reine erfindung der deutschen und hier der speziel der berliner investorenarchitektur im einklang mit einer provinziellen politischen führungklasse.


    Und da sage mal einer, die Deutschen und Berliner hätten architektonisch nichts eigenes, wenn sie schon einen eigenen Stil erfunden haben :lach:


    Zum Thema: ich mag diesen "Pseudoklassizismus". Nach den "traurigen" Jahrzehnten, in denen Wohnbauten gefühlsmäßig auf Kästen mit Kucklöchern reduziert wurden, finde ich das eine viel angenehmere Entwicklung, die aber, Zeitgeist bedingt, in einigen Jahrzehnten bestimmt wieder pausieren wird.

  • nothor: Ob in bayrischen Kreisstädten für einige Bauten ein ähnlicher Baustil gepflegt wird, ist völlig irrelevant, da dort nicht die Masse an Gebäuden existiert um diesen Baustil als prägend zu bezeichnen. Ich kenne übrigens genügend Häuser in Berlin und Umgebung, die ganz offensichtlich Kopien von Tirolerhäusern oder bayrischen Bauernkaten sind. Dennoch würde ich nicht behaupten, dass dieser Stil daruch nicht mehr typisch bayrisch ist.




    Zum Haus: bekloppter Name aber das Haus selbst ist wohltuend konservativ.

  • Was die "heimeligen Lübecker Vorstellungen" angeht: Mich überrascht immer wieder die Herablassung gegenüber dem, wie Menschen wohnen wollen. Das Streben nach Geborgenheit ist nun mal ein wichtiger Teil menschlicher Bedürfnisse. Dies wird seit Jahrtausenden in der Architektur reflektiert und respektiert. Und immer wenn das nicht der Fall war (zB Germania), hing meist was schief. Man kann das natürlich als heimelig, spießig und kleingeistig abtun. Das schafft dann mehr Spielraum für architektonischen Expressionismus (oder, wenns schief geht, architektonische Egotrips). Wenn dann am Ende aber doch wieder nur ein beliebiger, unterkühlter, viereckiger Glaskasten rauskommt, ist womöglich weder dem einen noch dem anderen gedient.

  • es geht nicht um die beiden pole ”pseudoklassik” oder ”glaskasten”. es geht darum dass die pseudoklassik so unendlich schlecht umgesetzt ist. sie missachtet völlig architektonische eigenarten die ich aber mit diesem begriff klassik assoziiere. zum beispiel das fehlen einer ”belle etage”... ein ungemein wichtiges gestaltungselement um eine fassade zu gliedern, anstelle des sonst geschäftigen erdgeschosses mit läden etc, schaufenstern... finden sich häufig schlecht gelöste situationen. meist ist das erdgeschoss auch noch niedriger als alle folgenden etagen... die unfähigkeit mit gebäudeecken umzugehen. ecken werden bei städtischen neubauten völlig vernachlässigt. also eine völlige aufdenkopfstellung gestalterischer prinzipien die wir als ästhetisch empfinden. die bauten stehen eben nicht in der tradition der klassik.. wie wir sie im städtebau des 19ten jahrhunderts finden. sie geben etwas vor was sie nicht halten. so könnten sie auch in den usa oder in australien rumstehen. und da würden sie sich wahrscheinlich eher ins bild fügen.

  • Ich habe auch nicht gesagt, dass es schlecht sei. Finde es lediglich etwas langweilig mittlerweile. Mal abgesehen von der immer gleichen Gestaltung, sind sie auch noch alle weiß. Man kanns ja z.b. dem Neubau in der Pestalozzistr. gleichtun. Ich freue mich über jeden Lückenschluss. Natürlich ist mir sowas lieber, als das in der Winterfeldtstraße (was noch akzeptabel ist), von Kleists Link o.ä. ganz zu schweigen. Aber Arcadias Argument ist auch interessant. Ist doch ne schöne Diskussion geworden :D.

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Das die heutigen Entwürfe aus künstlerischer Sicht nicht mit denen aus dem 19. Jhrd. mithalten können, da sind wir glaube ich uns alle einig. Dass sie aber einen Fortschritt gegenüber den 1970'er Jahren darstellen, ist doch auch erfreulich. Dem Investitionsdruck, der Geschossflächenmaximierung usw. wird heute eben sehr stark nachgegeben. Genauso der Bedingung, dass heute niemand mehr ganz oben wohnen will ohne Fahrstuhl oder in einem Engen hinterhof ganz unten, oder generell in einem Parterre (Hochparterre mal ausgenommen).


    Heute werden eben aufgrund der Supermärkte nicht mehr so viele kleine Einzelhandelsgeschäfte gebraucht. Ergo kommt auch nicht in jedes Erdgeschoss eine Ladenzeile. Statt dessen existiert eine Nachfrage nach Tiefgaragen, Fahrradräumen und Abstellraum. So entstehen die heutigen Erdgeschosse. Vor diesem Hintergrund finde ich diese Entwicklung wirklich in ordnung. Soll die Architektur dem Menschen nicht dienen - oder ist das immernoch andersherum?

  • Ist das deine persönliche Definition Arcadien? Natürlich handelt es sich hier um eine Variation klassischer Gestaltungselemente, die sind wohl zweifelsfrei vorhanden sonst würdest du sie nicht erkennen.


    Deine Kritik von fehlendem Gewerbe hat doch mit dem Baustil null zu tun. Gleiches gibt es auch bei modernistischen Entwürfen zu beobachten. Wenn in der Wohngegend kein Bedarf dafür besteht plant man es auch nicht ein. Von der Fassadengestaltung ist das vollkommen unabhängig.

  • Kleist: Baller ist wirklich ein guter Architekt. Übrigens wirken die Entwürfe auf eine gewisse Weise auch sehr klassisch.


    Zum Thema Traufhöhe: ich war kürzlich in Brüssel und fand die grosse Variation an Höhen wirklich sehr spannend. In Berlin stört mich, dass es oft nur die Traufhöhe gibt, dann aber mittendrin ein viel höheres Hochhaus (so wie jetzt wieder im geplanten Quartier Heidestrasse). Vielleicht wäre mehr Höhenvarianz doch ne gute Sache um das Stadtbild etwas interessanter zu gestalten.

  • Revitalisierung Philips-Hochhaus an der Urania, Fotos von heute, von mir, gemeinfrei (schnell aus m Auto :)



  • Philips-Hochhaus

    Im Tagesspiegel wurden die derzeit wohl angesagten schwarzen Fassaden ja stark kritisiert. Ich finde das hier sieht ganz gut aus, da es wie eine glatte spiegelnde Haut wirkt. Das passt zum Charakter des Gebäudes, ziemlich cool und irgendwie souverän.
    Ich glaube das wird tausendmal besser als das öde Ramada-Hotel am Alex, obwohl es kein Neubau ist sondern "nur" eine Sanierung. Schwarz ist halt nicht gleich schwarz.

  • ^
    Die Visualisierung im Tagesspiegel war die erste die veröffentlicht wurde. Den finalen Entwurf hat man sich vielleicht nicht getraut vorzustellen:




    (C) GFB Alvarez & Schepers


    Schade ums Philips Hochhaus. Paul Schwebes würde sich wohl im Grabe umdrehen.

  • ^^ Was zum...?!


    Ich muss zugeben das ich nie der größte Fan des Gebäudes war (obwohl es wenigstens irgendwie originell aussah). Aber wenn ich den finalen Entwurf sehe trauere ich dem ursprünglichen Zustand schon jetzt nach. Sieht aus wie ein wild wucherndes Geschwür. :Nieder:

  • Haha, libero, zwei DAFler, ein Gedanke! Gut dass wir nicht gleichzeitig an der Kreuzung waren, wer weiß, was passiert wäre :D. Dann kann mir das Hochladen ja sparen.


    Och naja, schön wars früher ja nun auch nicht. Tagsüber dürfte es nur etwas dunkel sein. Hätte es nur besser gefunden, wenns nicht ganz so eckig würde. Zumindest diesen Aufzugschacht hätte man ja abgerundet lassen können.

  • zentrales Schöneberg

    Winterfeldstraße zwischen Eisenacher Str. und Winterfeldplatz entsteht ein Neubau,das sog.Haus Winterfeld.Die Häuser links daneben wurden im vorletzten Jahr bezogen. Während die anderen Neubauten auf einem bis dahin weitgehend unbebauten Grundstück errichtet wurden,wich für dieses Projekt ein Bestandsbau,siehe Foto.




    Der Vorgängerbau,Juni 2012


    Am Barbarossaplatz sind die Tiefbauarbeiten im Gang,auch hier wich ein Bestandsbau.



    eigene Bilder,gemeinfrei,hochgeladen mit http://www.pic-upload.de/

  • Winterfeldtstraße

    Wurde vermutlich schon einmal gezeigt, aber ich finde auf die Schnelle nur Batos Beitrag #68 vom BV Haus Winterfeldt in der gleichnamigen Straße (zwischen Habsburger und Eisenacher Straße).


    Es handelt sich um 4 Neubauten, die sich architektonisch mehr oder weniger gelungen an klassischen Altbauten orientieren:





  • Ein sehr schönes Resultat! Ein Beweis, wie moderne Architektur mit bescheidensten Mitteln, mit zurückhaltender Fassadengliederung, vor allem aber mit sorgfältiger Proportionierung und Vermeidung großer Wand- und Brüstungsflächen einen gefälligen, ja sogar eleganten Ausdruck erreichen kann. Die Meister der zwanziger Jahre wussten das noch durchweg; die heutige Architektengeneration aber ist noch immer dabei, diese Selbstverständlichkeit erst wieder zu lernen. Darum kann man das Vorbildhafte einer solchen Gestaltung gar nicht genug rühmen.