Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • Ich denke es herrscht in Deutschland eine grundsätzliche Angst davor, dass der weltweite Trend zu Verstädterung auch hier verstärkt zunimmt.(was die Zahlen der letzten Jahre ja belegen)
    Man will oder kann nicht die Konsequenzen daraus ziehen.
    Das Mantra der gleichen Lebensverhältnisse - ob im Bayrischen Wald, in Brandenburg oder in München - werden immer noch hochgehalten und kostet dementsprechend. Allerdings hilft es einfach nicht gegen den Markt zu agieren.
    Die eingesetzten Mittel verhindern einerseits nicht die Abwanderung aus den strukturschwachen Gebieten, allerdings fehlen sie dann da wo sie gebraucht werden. Also reine Geldverschwendung.

    Es wäre wesentlich sinnvoller, einzugestehen, dass dieser Trend unumkehrbar ist und dementsprechend Mittel für Infrastruktur usw. dort auszugeben wo sie gebraucht werden.
    Das ist aber noch nicht durchsetzbar, also wird weitergewurschtelt.
    München hat meines Erachtens natürlich den Vorteil, dass das Umland - anders als in Berlin - vollkommen ausgebaut und angebunden ist und dazu noch zum gleichen Bundesland gehört. Anders als Berlin und Brandenburg, die sich spinnefeind sind und sich gegenseitig Knüppel in die Beine werfen anstatt zusammen zu arbeiten, gibt es zwar in München und dem Umland auch Probleme aber wesentlich geringer.
    Ich denke, dass grundsätzlich die neuen Quartiere in den ehemaligen Kasernen und Bebauungspläne schon richtig sind, klar sie sollten generell höher ausfallen, aber ich denke die Notwendigkeit wird erkannt werden und peu á peu werden die neuen Quartiere dichter und höher bebaut werden.


    Klar ist für mich aber auch, dass sich München ausbremst, was die Entwicklung betrifft, die Nachfrage gegenwärtig ist enorm aber die Stadt und ihre Bewohner gehen damit ambivalent um, ein wenig nach dem Motto wir suchen uns aus wen wir wollen. Der Schuss kann irgendwann auch mal nach hinten losgehen und vielleicht in 20 bis 30 Jahren werden andere Regionen, die Wachstum proaktiver gestalten und zulassen, München vielleicht etwas den Rang ablaufen, ob Frankfurt, Hamburg, Stuttgart oder vielleicht sogar Berlin.

  • Das Verhältnis Einwohner Umland / Stadt ist in Berlin auch grundlegend anders, was den Vergleich auch wieder nicht vereinfacht:


    Berlin:
    1,0 Millionen / 3,5 Millionen


    München:
    1,5 Millionen / 1,5 Millionen



    Berlin braucht rein aus Gründen der Fläche das Umland viel weniger als München! Wieviele Einwohner würde denn München bei einer Berlin entsprechenden Flächen haben? Vermutlich 2 Millionen.

  • Ja, der so geheimnisvoll immer wieder prognostizierte Knick durch Überalterung. Mir geht es noch nicht ganz ein, warum Deutschland als eines der reichsten Länder der Erde in 50 Jahren weniger Einwohner haben soll, wenn ringsrum selbst an der Peripherie Europas Krisen oder sogar Kriege herrschen. Und das da alle globalen Prognosen in den letzten Jahren deutlich nach oben korrigiert wurden.

  • Maßnahmen zu noch mehr Wohnungsbau:

    Die SZ veröffentlichte einen Artikel, der die möglichen Maßnahmen zur Erreichung von mehr Wohnraum in kürzerer Zeit zusammenfasst:



    • Wohngebäude auf Stelzen über Supermarktparkplätzen: rechtlich wohl leichte Realisierung und genügend Wohnungen im besseren Segment gibt es schon, die SPD fragt also: why not und prüft gerade entsprechend.


    • Mikroapartments


    • Senkung der Dämm-Standards


    • Prüfen, ob vermehrtes Bauen in Gewerbegebieten möglich ist


    • Prüfen, ob die öffentlich geförderten Wohnungen wirklich alle barrierefrei gebaut werden müssen


    • CSU und SPD sehen große Möglichkeiten in die Höhe zu gehen


    • Mehr Blockrandbebauung bei Neubauten, dazu die lang ersehnte Einsicht:
      "Was in Haidhausen oder Schwabing attraktiv ist, kann auch weiter draußen nicht falsch sein, meint die SPD.


    • Entrümpelung gesetzlicher Vorschriften und kürzere Planungszeiten


    • Auf ehemaligen Kasernenarealen im Umland könnten 45.000 Wohnungen entstehen


    http://www.sueddeutsche.de/mue…oesungen-nach-1.2766551-2



    Irgendwie hat der Siedlungsdruck trotz seiner gravierenden negativen Konsequenzen in dieser Hinsicht etwas sehr Positives, nämlich dass ungewöhnliche Lösungen erarbeitet werden, die sonst niemals ein Thema gewesen wären. Im Endeffekt verbessert dies die Stadt nur.

  • [*]Wohngebäude auf Stelzen über Supermarktparkplätzen: rechtlich wohl leichte Realisierung und genügend Wohnungen im besseren Segment gibt es schon, die SPD fragt also: why not und prüft gerade entsprechend.


    Dafür sehe ich viel Potential: Noch besser: Parken im Untergeschoss, Supermarkt ebenerdig und darüber Büros und Wohnungen. Beispiel: Rewe in der Alramstraße. Einen Steinwurf weiter hat man rund um EDEKA auch viel Platz in innenstadtnaher, bestens an die U-Bahn angeschlossener Lage verschwendet.


    Ähnlich: Gewerbe und Wohnen trennen, aber die Gewerbeflächen in Fachmarktzentren stapeln.

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    Richtig. Das Problem ist laut SZ, dass es sich bei den Gebieten, in denen Geschäfte solche Flachbauten errichten, um sog. Mischgebiete handelt, in denen es relativ wenige Richtlinien und Forderungen gibt.
    Gut, dass man hier nun die Zeichen der Zeit erkannt hat und in Zukunft solche Bauten nur noch in Gartenstädten und anderen gering erschlossenen Gegenden zulassen möchte. Für bereits bestehende Parkplätze ist es auf jeden Fall eine Überlegung wert, dort Wohnungen auf Stelzen zu errichten, es ginge schnell und wahrscheinlich auch günstig. Lustig wäre es ja...

  • Ausser Poing und Olching möchte keine Umlandgemeinde die Baulandausweisung merklich vorantreiben.


    Jetzt heist es ausserdem : Die Landwirte sind nicht mehr auf einen Verkauf ihrer Flächen angewiesen.


    Diesen Umstand sollte man auch auf den Grund gehen.


    Fazit: Man könnte alle vor die Wahl stellen :


    Bei wenig Baulandausweisung und wenig Nachverdichtung gibt´s halt dann sehr sehr massiv Hochhäuser.


    Wie ihr wollt.

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    Es wäre hilfreich, wenn du bei solchen Behauptungen auch gleich immer eine Quelle mit angibst ;)


    Dass Landwirte nicht auf den Verkauf ihrer Flächen angewiesen sind, sollte doch selbstverständlich sein. Ein Bauer handelt schließlich nicht mit dem Kauf und Verkauf von Ackerland, sondern mit den darauf wachsenden Gütern. Kein Feld = der Bauer ist kein Bauer mehr. Welchem Umstand soll hier also nachgegangen werden?


    Wen willst du zu Hochhäusern zwingen? Außerhalb unserer Stadtgrenzen hat München rechtlich keinerlei Befugnisse, irgendwelche Gestaltungs- und Volumenrichtlinien zu fordern. Wenn sich eine Gemeinde gegen mehr Neubauten wehren sollte, dann ist das erst einmal auch so. Man könnte aber über bestimmte Geldströme zwischen Freistaat, Stadt und Gemeinden bzw. über Infrastruktur etc. (so wie das z.T. auch gemacht wird) eine "angepasstere" Politik bewirken.

  • MiaSanMia,


    Es waren 2 verschiedene Artikel in Immobilienzeitschriften.
    Leider bin ich durch Aussendienste nicht immer in der Lage immer auf alle Quellenangaben zurückgreifen zu können.
    Entschuldigung.


    Ebenso war der Wortlaut insofern interessant : Die Landwirte sind "nicht mehr" drauf angewiesen ihren Grund zu veräussern.
    Frage eben: Wieso jetzt nicht und wieso dann früher ?


    Ich will niemanden zu Hochhäusern zwingen, wozu auch.
    Mich würd nur interessieren was die Verantwortlichen mit der Wohnungsknappheit an Lösungsvorschlägen bieten ausser :
    Bei MIR nicht in die BREITE und bei MIR nicht in die HÖHE.
    In der Stadt ist das Boot voll und auf dem Land will man das Boot nicht weiter füllen.

  • Äh, verstehe ich das dann richtig, dass für den Braunkohlenbergbau riesige Flächen enteignet werden können, jedoch für den Wohnungsbau INNERHALB einer Millionenstadt diese Methode tabu ist?

  • Isek:


    Ich weiß nicht wie es im Landkreis aussieht, innerhalb der Stadt München kann und wird auf jeden Fall Ackerland für den Siedlungsbau enteignet. Dabei ist nicht dieser Umstand das Problem, sondern die Vorgehensweise bei diesen -mir ist der korrekte Begriff entfallen, ich nenne es mal- Siedlungsentwicklungsmaßnahmen. Eine solche wird gerade bei dem Projekt "München-Nord-Ost" durchgeführt. Dabei sollen die Preise von 10 Euro pro qm2 eingefroren werden und die Stadt München ein alleiniges Kaufrecht erhalten. Wenn man sich einmal überlegt, was das für einen Bauern bedeutet, kann man sich vorstellen, dass es dort massiven Widerstand gibt. Derzeit formieren sich so gut wie alle Grundstückbesitzer innerhalb des Planungsgebiets gegen diese Strategie.


    Schachbrett:


    Ich könnte mir vorstellen, dass durch die starke Motorisierung der Landwirtschaft in den letzten 100 Jahren die Flächen der Felder deutlich größer und vor Allem effektiver bewirtschaftet werden konnten. Dies führt über die Generationen in Zusammenhang mit Siedlungsdruck und Wertsteigerungen der eigenen Ländereien zu größerem Wohlstand bei den Bauern. Dennoch scheint es mehr als übertrieben, sollte es so in dem Artikel gestanden haben, dass die Bauern früher auf den Verkauf ihrer Äcker angewiesen waren.

  • ... Dabei sollen die Preise von 10 Euro pro qm2 eingefroren werden und die Stadt München ein alleiniges Kaufrecht erhalten. Wenn man sich einmal überlegt, was das für einen Bauern bedeutet, kann man sich vorstellen, dass es dort massiven Widerstand gibt. ...


    Eigentlich wollte ich schreiben, dass man sich mit 10 € / qm begnügen sollte, da das in meinen Augen eigentlich ein ordentlicher Betrag ist oder besser gesagt war.


    Ich hab' dann aber kurz recherchiert, wie die Preise für Ackerland momentan sind und war dann sehr erstaunt wie hoch sie v.a. in Bayern sind. Die Preise sind in den letzten Jahren anscheinend regelrecht durch die Decke geschossen. Spitzenreiter in Bayern ist die Region Oberbayern mit im Schnitt mehr als 66 € / qm (in der Spitze über 85 €). Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2014, so dass sie aktuell sogar noch höher sein dürften.


    Weitere Daten können hier nachgelesen werden.

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    Ganz genau. Daran sieht man einerseits, dass die Stadt München natürlich bestrebt ist, den Siedlungsbau entschieden voran zu bringen (solche Enteignungsmaßnahmen kommen ja nicht alle Tage vor), andererseits aber fast schon perverse Mittel einsetzt um möglichst günstig an Bauland zu kommen und so natürlich alles andere als eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für Projekte solcher Dimensionen schafft.


    Zu deiner Preiseinschätzung: 10 Euro pro qm2 mögen angesichts der teils riesigen Flächen viel klingen, wer z.B. ein 250.000 qm2 großes Feld besitzt dem gehören so schlagartig 2.5 Millionen Euro. Überlegt man sich aber, dass das Grundstück innerhalb der Münchner Stadtgrenzen liegt, künftig Bauland sein wird und es in diesem Fall auch Bauern trifft, die nur ein oder zwei Felder besitzen und denen damit im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter den Füßen weggezogen wird, sieht man schnell, wie lächerlich dieser Betrag von 10 Euro ist.

  • Die SZ berichtet, dass bis 2030 ca. 300 000 neue Arbeitsplätze in München entstehen werden:
    http://www.sueddeutsche.de/mue…-unten-arbeiten-1.2820135


    Das bedeutet laut Rathaus, dass sowohl Wohnungen als auch Büros in großem Umfang gebaut werden müssten und sich die Notwendigkeit einer Aufhebung der Funktionstrennung ergäbe - also unten Supermarkt, in der Mitte Büros, oben Wohnungen. Kann ich nur begrüßen.

  • Wieviel Erwerbstätige hat München eigentlich momentan?


    Im SZ-Artikel ist die Rede davon, dass München nach dieser Zunahme mehr als 2 Mio. Erwerbstätige haben würde, was natürlich nicht stimmen kann, sonst hätte München schon heute c.a. 1,7 Mio. Erwerbstätige.

  • Naja ich denke, die zwei Millionen werden auch nicht alle in München wohnen
    sondern viele im Umland.
    Geht ja auch rein mathematisch nicht, bei zwei Millionen Einwohner gibt es bestimmt mindestens 30% Rentner und Kinder und sonstige nicht Arbeitende in der Stadt

  • Ja, ich ging/gehe auch davon aus, dass die Zahl 2 Mio. sich allenfalls auf die Stadtregion bezieht, wobei selbst das schon zu viel wäre, wenn man bedenkt, dass in MUC und Umland nur knapp 3 Mio. leben. Der SZ-Artikel ist schlecht und falsch verfasst. Dort wird angegeben, dass in München die knapp 300k Arbeitsplätze entstehen sollen, wohingegen in der AZ (wohl richtigerweise) "nur" von 180k die Rede ist (und die restlichen sollen im Umland).


    Aber weiterhin würde mich interessieren, wie viele Arbeitsplätze denn in München heute vorhanden sind. Ich kann mich nur vage an einen Zeitungsartikel erinnern, dass das relativ gesehen gar nicht so viele sind, nämlich unter einer Million. Interessant ist das vor allem im Hinblick auf die Verkehrsentwicklung der nächsten Jahre. Denn wenn 180k zusätzliche Arbeitsplätze in der Stadt München entstehen sollten, dann wäre das eine Steigerung von rund 20% allein innerhalb der eigenen Stadtgrenze. Bei einer solchen Steigerung wird dann auch die 2. Stammstrecke vorne und hinten nicht ausreichen, zumal die ja v.a. eher der Peripherie und dem Umland zugute kommen wird.


    München hat sehr gute Karten demnächst Stuttgart als Stauhauptstadt abzulösen!

  • SV-Beschäftigte innerhalb von München: 776.405
    SV-Beschäftigte im Umland: 514.225


    Pendler nach München: 348.855
    Pendler aus München: 154.345


    Von 2010 bis 2014 stieg die Zahl der SV-Beschäftigten in München um 82.000.


    Nach Agenturbezirk (Bundesagentur für Arbeit) gibt es in München 979.052 SV-Beschäftigte (SV-Beschäftigte in München + Wanderungssaldo?). München ist damit, nach SV-pflichtigen gemessen, nach Berlin Deutschlands zweitgrößter Beschäftigungsstandort.


    Quelle: Jahreswirtschaftsbericht München 2015 (Zahlen von 2014)


    Zu diesen Zahlen, zählen aber weder Beamte noch Selbstständige.


    Sehr verworren das ganze Thema.