Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • @Arcadien: Wie Du und jeder hier zur Genüge weiß, war Ulbrichts Tabula Rasa der Grund für die Zerstörung, um Aufmarschfläche zu gewinnen und nebenbei die Erinnerung an die als "böse" empfundene Vergangenheit zu tilgen. Aber warum ist für dich die historische und moralische Bewertung der Zerstörungsumstände so entscheidend, wenn es um eine Wiederherstellung geht? Innerhalb von einer Generation können sich Betrachtungsweisen geradezu um 180 Grad drehen. Welche hat dann in ihrer Bewertung der Geschichte die Wahrheit gepachtet? Unsere Elterngeneration? Wir? Unsere Kinder? Wenn ich dich richtig verstehe haftet ausnahmslos an jeder Wiederherstellung die Disneyproblematik - diese Haltung ist deutscher Denkmalpflege-Architekten-Mainstream seit dem Krieg OHNE alle 25 Jahre mal wieder darüber nachzudenken. Stur könnte man das nennen oder unbeweglich, konservativ oder gar reaktionär... Mich interessiert banal die städtebauliche Komponente ohne zuviel akademisch-intellektuellem Laberballast, trotz oder gerade wegen Studium und Arbeit im entsprechenden Miljöh - ich Prolet ;). Kunsthistorisch korrekt sollte es freilich sein.

    5 Mal editiert, zuletzt von Baukunst ()

  • Baukunst
    bei der rekonstruktion von gebäuden bin ich da ja auch schon nachgiebiger geworden. obwohl es mir immer noch um authentizität geht. es reicht mir eben nicht, nur durch eine optische reparatur diese wieder zu erreichen. ich will es auch anfassen und spüren, dass es echt, also alt ist. aber dem ist nicht so. das ist eher ein zutiefst romantischer ansatz. ich weiss.
    nun zum denkmal... soweit ich weiss, ist es ein geschenk wilhelms II, das er aus seiner privatschatulle bezahlt hat, seinen großvater wilhelm I zu ehren.
    wenn man sich nur von der optik leiten lässt und sagt .. boah! das sah schön aus an der stelle, das wollen wir genauso wieder haben, okay. mir persönlich ist das zu simpel. aber in anbetracht der mangelnden praxis heutzutage auch nur ansatzweise gelungene denkmale zu bauen schlage ich vor die form so wie es war haargenau zu rekonstruieren aber in einem völlig anderen material. man könnte die säulen, figuren, schnörkel etc... in acrylglas oder einem anderen transparenten werkstoff herstellen, die form wäre gewahrt und der inhalt der interpretation eines jeden selbst überlassen.
    und ich müsste es nicht erst anfassen um zu merken, dass es nicht echt ist :)

    2 Mal editiert, zuletzt von ARCADIEN ()

  • Endlich spricht es mal einer aus

    Das Schloß ist echt. Das Nationaldenkmal ist echt.


    Weil wir es wollen. Es ist unser Schloß. Unser Nationaldenkmal. Wir schaffen es für uns.


    Deine ästhetische Beurteilung ist eine von vielen.


    Unser Schloß ist besser als das alte Schloß. Unser Nationaldenkmal ebenfalls.


    Weil wir es für uns aufbauen. Weil wir es uns selbst wert sind. Weil wir ein Zeichen gegen vergangene Sünden setzen wollen.


    Wir sind Geschichte.

  • ^
    Aha, und wir sind Papst und wir sind Deutschland? Entschuldige, aber das ist ziemlich platt! Kann es nicht einfach ein Lückenschluss der historischen Innenstadt sein? Muss man das Ganze mit Pathos und Symbolik aufladen? Das Stadtschloss wird ein Zweckbau, genau wie viele andere öffentlichen Gebäude auch, in diesem Bau wird nicht der Geist Teutschlands wehen, sondern es wird im Innern ein moderner Kulturbau mit einer äußeren dreiseitigen historisierenden Fassade werden. Auch wenn das alte Schloss Symbol der Macht des Kaiserreichs und des monarchistischen Deutschland war, das Gebäude wird nicht zur Stiftung einer bereits vorhandenen Identität gebaut, sondern zur Schließung einer vorrangig städtebaulich-ästhetischen Lücke. Rein aus Gründen der Pathetik braucht niemand diesen Bau.

  • Gleicher Maßstab

    Auch wenn das alte Schloss Symbol der Macht des Kaiserreichs und des monarchistischen Deutschland war, das Gebäude wird nicht zur Stiftung einer bereits vorhandenen Identität gebaut, sondern zur Schließung einer vorrangig städtebaulich-ästhetischen Lücke. Rein aus Gründen der Pathetik braucht niemand diesen Bau.


    Da muss ich dir vollkommen recht geben. Für eine mögliche Rekonstruktion des Kaiserdenkmals sollten demzufolge die gleichen Maßstäbe gelten wie für den Schlossneubau, nämlich die vorrangige Schließung einer ästhetischen Lücke.

  • @Schlossneubau und Nationaldenkmal

    Also ich bin ja ein glühender Verfechter für den Schlossneubau und ich sehe es ebenfalls so - ich glaube mittlerweile wie die meisten - das das Schloss weitaus mehr ist, als ein Zweckgebäude.


    Nein, es ist in der Tat aus meiner Sicht genau das Gegenteil - die Nutzung hat damit überhaupt nichts zu tun.


    Das Schloss ist Berlin und gehört zu Berlin, nicht zuletzt glaube ich das das Schloss Berlin wieder eine "Mitte" geben wird. Politisch hat das Schloss aus meiner Sicht wenig oder keine Bedeutung...


    Architektonisch hat es aber eine große Auswirkung - nicht zuletzt komplettiert es den Gesamteindruck der Museumsinsel - und bildet einen würdige Anfang/Abschluss zum "Prachboulevard" (der es zum Teil schon ist, aber auch noch werden muss) Unter den Linden.


    Es ist auch ein Bau der eine hohe Wertigkeit hat, und man wird hoffentlich im Umfeld sich dreimal überlegen was gebaut wird (Siehe Tyssen Krupp).


    Ja ich glaube man kann dem Schloss schon jetzt verdanken, das wir einen "Cube" weniger in der Stadt haben.


    Ich hoffe das die Liebe zum Detail mit den Fresken und Figuren auch eine Signalwirkung auf kommende Bauten in der Stadt haben wird.


    Ich will es nicht überbewerten aber ich bin schon davon überzeugt, dass das Schloss als Prachtbau (hoffentlich kommt es so) auch ein Stückchen Stolz der Berliner sein wird. (Natürlich bei manchen auch das "geliebte" Hassobjekt)


    In jedem Fall alles andere als ein Zweckbau.


    Wenn es nach mir geht - kann das Wort "Zweckbau" übrgigens aus der deutschen Sprache gestrichen werden.


    Denn im Ernst eine Sporthalle muss zwar zweckmäßig gebaut werden, aber Bitte welches Gebäude ist dann nicht zweckmäßig und letztlich prägt jede Architektur das Bild eine Stadt oder Landschaft.


    Und wie Negativ sich Monobebauung und Blockbebauung ala DDR Platte auswirken kann, das Wissen wir Alle. Das gabs natürlich auch im Westen ;)

    Einmal editiert, zuletzt von alexsb73 () aus folgendem Grund: Rechtschreibkorrektur

  • Wir sind Schloß!!!

    Muss man das Ganze mit Pathos und Symbolik aufladen? Das Stadtschloss wird ein Zweckbau, genau wie viele andere öffentlichen Gebäude auch, in diesem Bau wird nicht der Geist Teutschlands wehen, sondern es wird im Innern ein moderner Kulturbau mit einer äußeren dreiseitigen historisierenden Fassade werden. Auch wenn das alte Schloss Symbol der Macht des Kaiserreichs und des monarchistischen Deutschland war, das Gebäude wird nicht zur Stiftung einer bereits vorhandenen Identität gebaut, sondern zur Schließung einer vorrangig städtebaulich-ästhetischen Lücke. Rein aus Gründen der Pathetik braucht niemand diesen Bau.


    Hallo Richard,


    wir hatten das jetzt doch schon zehnmal mit den formalistischen Argumentationen. Außerdem hast du bei mir Dinge reininterpretiert, wo nicht drin sind.


    Ich spreche für die Pro-Schloß-, Pro-Nationaldenkmal-Fraktion, also die Leute, die so empfinden wie ich.


    Ich finde es immer ärgelich, wenn sonstwas für Dinge in Beiträge reingedeutet und diese simplifiziert werden. In diesem Gebäude wird der Geist Berlins und Deutschlands wehen. Es wird eines der stärksten Schübe überhaupt für die Berliner Identität geben. Hier geht es vor allem um emotionalen Wiederaufbau. Das hat absolut und rein gar nichts mit einem monarchischen Deutschland zu tun. Was soll das?


    Die Geschichte ist, wie sie ist. Und in Berlin fehlt viel zu viel davon. Du verwendest genau die gleiche Hohlargumentationsebene wie: Dat Schloß? Nee, weil monarchisches Symbol.


    Wir kommen doch auch mit dem Schloß Charlottenburg klar. Also immer mit der Ruhe. Und wir werden auch mit einem Nationaldenkmal klarkommen. Ich verstehe echt nicht, wie man sich so verweigern kann, eine Position zu verstehen. Unsere spezifische Vergangenheit des 19. Jahrhunderts gehört zu uns, egal wie gut oder schlecht diese wahr. Dafür steht das Nationaldenkmal. So einfach ist das.


    Ständig Reko-Fans eine Geisteshaltung aus der Zeit vorzuwerfen, aus der die Rekonstruktionsobjekte stammen, ist ein bißchen billig.


    Warum schätzen Franzosen oder Potsdamer eigentlich Versailles, Louvre und Sansouci, obwohl sie in Demokratien leben? Die Antwort auf diese Frage, wird dir vielleicht die Haltung von uns fanatischen Reko-Freaks verständlich machen.


    Also immer im Hinterkopf haben: In Berlin wurde viel zerstört. :tuschel:

  • Da muss ich dir vollkommen recht geben. Für eine mögliche Rekonstruktion des Kaiserdenkmals sollten demzufolge die gleichen Maßstäbe gelten wie für den Schlossneubau, nämlich die vorrangige Schließung einer ästhetischen Lücke.


    Eine 1:1 Rekonstruktion des Kaiserdenkmals lehne ich ab, zum einen weil die Teile des Denkmals schon an anderer Stelle gut aufgehoben sind, zum anderen weil die monumentale Wirkung des Kaiserdenkmals in meinen Augen eher ein Argument gegen eine originalgetreue Rekonstruktion ist. Der Kaiser ist tot, wir haben auch keine Monarchie mehr und im neuen Stadtschloss wird auch nicht mehr die Residenz des Kaisers sein. Das Denkmal hat dadurch nicht mehr die zwingende Notwendigkeit genau an diesem Platz stehen zu müssen. Viel besser fände ich eine Anlehnung an die Kolonnaden durch das Einheitsdenkmal wie es in einem der Entwürfe ein paar Beiträge vorher gezeigt wurde. Das würde die äußere Gestalt des alten Denkmals aufnehmen, es aber mit neuem, zeitgemäßerem Inhalt füllen.


    @ alexsb73: Da haben wir offenbar verschiedene Ansichten, kann ja auch gerne jeder so sehen wie er will. Für mich ist das Schloss vorrangig eine hervorragende Kulisse für ein weiteres Museum in diesem Ensemble der Spitzenklasse von Museen auf der Museumsinsel und erfüllt dadurch seinen Zweck. Ich bin zu jung um mit dem Stadtschloss Gefühle des Stolzes oder der Erhabenheit zu verbinden, es ist für mich ein schöner historisierender Bau, aber weitere Emotionen kann ich damit nicht verbinden.


    Ich finde es immer ärgelich, wenn sonstwas für Dinge in Beiträge reingedeutet und diese simplifiziert werden. In diesem Gebäude wird der Geist Berlins und Deutschlands wehen. Es wird eines der stärksten Schübe überhaupt für die Berliner Identität geben. Hier geht es vor allem um emotionalen Wiederaufbau. Das hat absolut und rein gar nichts mit einem monarchischen Deutschland zu tun. Was soll das?


    Ähm, das Stadtschloss war aber nun mal das herausragende Symbol für die preussische Monarchie und da du auf eine emotionale und bedeutungsschwangere Überhöhung des Neubaus abzielst, liegt der Schluss nahe, dass Du auch die Monarchie einschließt. Das heißt nicht, dass Du Dir ein monarchistisches Deutschland wünscht, aber wenn es Dir rein um die Ästhetik gehen würde, bräuchtest du den ganzen Zauber mit Symbol für ich-weiß-nicht-was nicht und würdest das Schloss als das sehen, was es ist: Ein städtebaulicher Lückenschluss mit völlig anderer Funktion und völlig anderem Inhalt als ursprünglich.


    Diesen "emotionalen Wiederaufbau" kann ich eben nicht nachvollziehen und ich bezweifle dass es viele Leute, gerade in Berlin, gibt, die bei dem Schlossneubau in Verzückung geraten oder gar irgendeinen Geist, von wem auch immer, wehen sehen. Den meisten wird das Schloss sicher gefallen, aber ansonsten recht gleichgültig sein. Das Gebäude wird im Innern ein moderner Großbau sein, nur dem Äußeren nach ein historisches Gebäude, warum also so eine Überhöhung? Freude über das Schloss schön und gut, aber Du trägst mir für meinen Geschmack etwas zu dick auf, häng es ein bisschen tiefer.


    Die Geschichte ist, wie sie ist. Und in Berlin fehlt viel zu viel davon. Du verwendest genau die gleiche Hohlargumentationsebene wie: Dat Schloß? Nee, weil monarchisches Symbol.


    Ich war und bin immer ein Befürworter des Aufbaus des Schlosses gewesen, nur kann ich mit einer zeitgemäßen Nutzung und Adaptierung des Gebäudes leben und erwarte keine Komplettrekonstruktion, denn wozu sollte das gut sein? Das einzige was man aus einem Orginal-Wilhelmschloss machen könnte wäre ein großes muffiges Monarchistenmuseum zum Preis von zig Milliarden Euro. Mal abgesehen von der Finanzierung: Wozu sollte das gut sein?


    Wir kommen doch auch mit dem Schloß Charlottenburg klar. Also immer mit der Ruhe. Und wir werden auch mit einem Nationaldenkmal klarkommen. Ich verstehe echt nicht, wie man sich so verweigern kann, eine Position zu verstehen. Unsere spezifische Vergangenheit des 19. Jahrhunderts gehört zu uns, egal wie gut oder schlecht diese wahr. Dafür steht das Nationaldenkmal. So einfach ist das.


    Das Schloss Charlottenburg wurde aber nun mal nicht gesprengt. Hätte Ulbricht nicht nen netten Paradeplatz gebraucht und der Arbeiter-und-Bauern-Staat nicht so einen Rochus auf alles Kaiserliche gehabt, würden wir heute wahrscheinlich gar nicht über eine Reko reden, sondern allenfalls über die x-te Renovierung des Schlosses.


    Also soll das Nationaldenkmal nur wieder errichten werden, um der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts zu gedenken? Ich denke jeder der sich an diese Zeit erinnern möchte wird mit Besuch des Internets bestens bedient.


    Ständig Reko-Fans eine Geisteshaltung aus der Zeit vorzuwerfen, aus der die Rekonstruktionsobjekte stammen, ist ein bißchen billig.


    Warum schätzen Franzosen oder Potsdamer eigentlich Versailles, Louvre und Sansouci, obwohl sie in Demokratien leben? Die Antwort auf diese Frage, wird dir vielleicht die Haltung von uns fanatischen Reko-Freaks verständlich machen.


    Also immer im Hinterkopf haben: In Berlin wurde viel zerstört. :tuschel:


    Ich unterstelle Reko-Fans nicht, dass sie eine Geisteshaltung aus der entsprechenden Zeit haben, ich befürworte den Stadtschlossaufbau aber eben vorrangig aus Gründen der Ästhetik und nicht um da irgendwelche höheren Bedeutungen reinzuinterpretieren, wie du es in jedem Beitrag zu diesem Thema tust.

  • Wärs Kurfürsten und Königen beim Schloss nicht um die repräsentative Ästhetik gegangen, wärs ne Holzhütte geworden. Ist beim Capitol, einem Symbol der Demokratie, auch nicht anders. Der Tod einer Person ist meist der Anlass, ein Denkmal für diese zu Errichten. Also kein wirkliches Gegenargument. Und nur weils keine Monarchie mehr gibt spricht auch nichts dagegen, dieses Denkmal nicht nur als "Wilhelmtempel" zu sehen, sondern ihn eben einfach als Stellvertreter für die Personen und Ereignisse, die zur Einheit Ds gefüht haben zu sehen. Kann man das nicht einfach mal aus dem "L'art pour l'art"-Blickwinkel sehen, wo es egal ist, ob nun Willi I. oder Fritzchen Müller auf dem Pferd sitzt und nicht immer mit polit. Ansichten usw. kommen?


    Ich finde jedoch auch, dass das aktuelle Problem weniger das Fehlen von Willi I. ist, als eher das, was kommen soll. Also nicht immer dieses Hin und Her zwischen Reko Ja oder Nein.


    Ich würde das Schloss nicht immer in einem Atemzug mit dem Denkmal nennen. Andersrum schon eher, weil das Denkmal ja aufs Schloss ausgerichtet war. Aber das Schloss stand auch davor schon dort.

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Obwohl das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal den Zweiten Weltkrieg völlig unbeschadet überstanden hatte, erfolgte der Abriss durch das SED-Regime aus rein politischen Motiven, wie es wenig später auch beim Schloss der Fall war. Allein schon dieser Umstand spricht für eine originalgetreue Rekonstruktion von Reinhold Begas' Meisterwerk. Von der ursprünglichen Anlage existieren heute übrigens nur noch zwei Löwenplastiken, die im Berliner Tierpark ein Schattendasein fristen.



    Bild: Wikipedia, Urheberrecht abgelaufen


    @ Richard Neutra: Da das Schloss per se zukünftig einen Monumentalbau darstellen wird, läuft deine an der Monumentalität geäußerte Kritik völlig ins Leere. Letzten Endes ist auch die bloße Feststellung, dass der Kaiser tot ist, kein sonderlich starkes Gegenargument. In der Republik hat Deutschland zwar eindeutig die beste Staatsform gefunden, ein möglicher Wiederaufbau des Kaiserdenkmals ist damit aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektator () aus folgendem Grund: Korrektur

  • . Letzten Endes ist auch die bloße Feststellung, dass der Kaiser tot ist, kein sonderlich starkes Gegenargument. In der Republik hat Deutschland zwar eindeutig die beste Staatsform gefunden, ein möglicher Wiederaufbau des Kaiserdenkmals ist damit aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen.


    ... nur das damahls wilhelm II das aus seiner privatschatulle bezahlt hat. und es ein geschenk war.
    wer schenkt es uns nur heute? :confused:

  • Na, auch Willems "Privatschatulle" war ja eigentlich Steuergeld. Aber was an diesen Ort gehört hat die int. Expertenkommission ja ihrerzeit schon empfohlen: Wiederbebauung der Schlußfreiheit unter Integration der Sockelreste.

  • @ Richard Neutra: Da das Schloss per se zukünftig einen Monumentalbau darstellen wird, läuft deine an der Monumentalität geäußerte Kritik völlig ins Leere. Letzten Endes ist auch die bloße Feststellung, dass der Kaiser tot ist, kein sonderlich starkes Gegenargument. In der Republik hat Deutschland zwar eindeutig die beste Staatsform gefunden, ein möglicher Wiederaufbau des Kaiserdenkmals ist damit aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen.


    Ich kann dem Schloss Monumentalität zugestehen und sie einem Denkmal verweigern, im übrigen ist meine Kritik an der Monumentalität des Nationaldenkmals nicht als generelle Ablehnung von Monumentalität zu verstehen.


    Die Staatsform der Demokratie ist sicher kein genereller Hinderungsgrund für den Wiederaufbau an sich, aber man darf wohl davon ausgehen, dass kein Bundestag jemals Mittel für die Rekonstruktion des Nationaldenkmals bewilligen wird, denn dieses Denkmal repräsentiert eben nicht mehr das heutige Deutschland. Es ist aus einer anderen Zeit und gerade der Name "Nationaldenkmal" wird im heutigen Kontext ad absurdum geführt. Gründe für den Wiederaufbau eines Denkmals kann es, im Gegensatz zu einem per se in seinem Innern nutzbaren Gebäude, nur geben, wenn es einen überragenden Sinn stiftet oder Nutzen bietet. Rein für ästhetische Zwecke ist eine Wiedererrichtung zu kostspielig.

  • Wir sind Nationaldenkmal!

    Die Staatsform der Demokratie ist sicher kein genereller Hinderungsgrund für den Wiederaufbau an sich, aber man darf wohl davon ausgehen, dass kein Bundestag jemals Mittel für die Rekonstruktion des Nationaldenkmals bewilligen wird, denn dieses Denkmal repräsentiert eben nicht mehr das heutige Deutschland. Es ist aus einer anderen Zeit und gerade der Name "Nationaldenkmal" wird im heutigen Kontext ad absurdum geführt.


    Gründe für den Wiederaufbau eines Denkmals kann es, im Gegensatz zu einem per se in seinem Innern nutzbaren Gebäude, nur geben, wenn es einen überragenden Sinn stiftet oder Nutzen bietet. Rein für ästhetische Zwecke ist eine Wiedererrichtung zu kostspielig.


    Repräsentiert das Schloß das heutige Deutschland? Meiner Meinung nach nicht. Es repräsentiert aber Deutschland.


    Das Denkmal stiftet einen überragenden Sinn. Diese Sinninterpretation unterliegt einer gewissen Subjektivität, ist also wandelbar. Für mich liegt der Sinn in einer Wiederbelebung einer historischen Lücke, sowohl psychisch als auch physisch (Stadtbild). Daß wir mit der Wiedervereinigung und Deutschland mehr verbinden als durch dieses Denkmal ursprünglich intendiert, ist eine andere Sache. Das Denkmal schließt aber zumindest einen Teil dieses Gesamtbewußtseins.


    Es hat für mich sehr viele positive Effekte. Man kann in dieses Denkmal viele Dinge hineinlegen, die nicht unbedingt ursprünglich damit intendiert waren. Das Entscheidende ist die subjektive Sicht.


    Rein für ästhetische Zwecke ist eine Wiedererrichtung nicht zu kostspielig. Denn diese Feststellung unterliegt ebenfalls einer Bewertung.


    Deine Begründungszusammenhänge sind aus meiner Sicht etwas beliebig, jedenfalls nicht objektivierbar. Ich denke, es ist entscheidend, was die heutigen Menschen mit so einem Denkmal und seiner Wiedererrichtung verbinden und nicht das, was Gegner in diesen Prozeß hineininterpretieren, um die Wiedererrichtung zu delegitimieren.

  • M. E. ist eine Diskussion über die Wiedererrichtung des Kaiserdenkmals ein Gespräch im Raum der reinen Fantasie. Ihre Existenz zeigt jedoch, dass die Einheitswippe kein überzeugender Entwurf für ein zentrales Denkmal ist.


    Ich denke, dass das Holocaustmahnmal von Peter Eisenman in Bezug auf seinen hohen ästhetischen Wert als ein Beispiel und ein Vorbild für einen ganz neuen alternativen Entwurf dienen kann (Ich spreche natürlich nicht von Inhalt und Aussage). Jedesmal wenn ich daran vorbeifahre oder -spaziere, bewundere ich seine Ausdruckskraft und sogar seine Schönheit. Für mich ist es ein Beweis dafür, dass überzeugende zeitgenössische Zentraldenkmale in Deutschland möglich sind (Anders als von einigen Vorrednern geäußert).


    Es fragt sich nur, warum alle mir bekannten Entwürfe für die Schlossfreiheit so gekünstelt und die meisten geradezu lächerlich wirken. Letztlich glaube ich, dass ein neuer Wettbewerb stattfinden muss, mit dem Ziel ein würdevolles und dauerhaft schönes Denkmal zu erschaffen und keinen netten Sandkasteneinfall für vielleicht 35 Jahre. Vermutlich fällt dann eine Oma von der Wippe, dann steht zehn Jahre lang ein Zaun drum bevor sie abgerissen wird. Ein Modell wird dann im Deutschen Historischen Museum aufgestellt :lach:.
    Ich vermute, es sollte kein deutscher Architekt werden (auch wenn dies natürlich kein Kriterium sein kann), sondern wahrscheinlich ein Franzose oder Amerikaner. Diese Nationen haben keine Angst vor ein wenig Pathos und sicher einige ausgezeichnete Bildhauer und Architekten ;).

  • Technische Probleme erschweren Realisierung

    Der Sockel des abgetragenen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals ist einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge noch nicht saniert. Grund dafür seien erhebliche technische Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Bis die schaukelnde Schale neben dem Schloss ersteht, werde es also noch dauern. Unter tausend Berlinern stimme diese Verzögerung jedoch kaum einen halben traurig.


    http://www.sueddeutsche.de/kul…auf-diese-stadt-1.1416118

  • M. E. ist eine Diskussion über die Wiedererrichtung des Kaiserdenkmals ein Gespräch im Raum der reinen Fantasie. Ihre Existenz zeigt jedoch, dass die Einheitswippe kein überzeugender Entwurf für ein zentrales Denkmal ist.
    Zitat gekürzt.


    Rotes Rathaus: Du sprichst mir aus der Seele.
    Offensichtlich tun sich deutsche Architekten schwer mir der deutschen Geschichte. (warum auch immer) Man sollte mal einen Architekten aus dem Ausland bemühen, damit die Schlossfreiheit nicht am Ende 'verunstaltet' wird.


    Bei allem Respekt: die Einheitswippe wirkt einfach lächerlich und wird dem größten deutschen historischen Ereignis des letzten Jahrhunderts nicht gerecht.


    * * *

  • ^
    da kann man mal sehen wie unterschiedlich die vereinigung von den menschen wahrgenommen wird. ich denke unser land hat im letzten jahrhundert zu mehreren historischen „denkwürdigkeiten“ beigetragen.
    diese ist nur eine unter anderen.
    aber mit abstand die unpassendste um ausgerechnet vor dem schloss ihrer zu gedenken.


    Bitte nur zitieren wenn es Sinn macht. Danke.
    Bato

  • Erst mal Vergangenheitsneurose bewältigen

    @Rotesrathausneuestadtarcadien


    Sicherlich ist eine Rekonstruktion zurzeit wenig realistisch. Aber eben nur zurzeit. Das Verhältnis zu unserer Vergangenheit wird sich weiter entkrampfen und irgendwann werden die ganzen neurotischen Argumente, die auch hier fallen, verblassen. Man muß kein Nationalist oder unkritisch sein, um das Nationaldenkmal zu befürworten.


    Ein weiteres Problem ist der absurd kurze Abstand, nach dem nun ein neues Nationaldenkmal errichtet werden soll. Gerade dies ist eben auch typisch für uns Deutsche. Meiner Meinung nach kann hier ruhig noch ein bißchen Zeit verstreichen. Die Wippe und Konsorten waren ja ursprünglich zum 20. Jahrestag anvisiert. Von den neuen Entwürfen fand ich den Kleihues-Entwurf am besten.


    Entweder kommt auf den Schloßplatz gar nichts oder ein Denkmal. Alles andere wäre obskur.


    Als neuen Entwurf finde ich letztlich meinen am besten. Die alten Kolonnaden plus etwas abstrakt modernes. Das wäre doch auch mit Kleihues möglich.


    Das größte deutsche historische Ereignis des vergengenen Jahrhunderts wird wohl eher die etwas suboptimale Zeit des zwölfjähriges Reiches gewesen sein, bei aller Freude über die Einheit.


    Warum soll das Einheitsdenkmal vor dem Schloß der unpassendste Ort sein? Unpassender wäre bestimmt auf dem Alexa oder am Grund des Wannsees.


    Immerhin stand da schon mal 'nen Einheitsdenkmal. Wir sollten uns vor allen Dingen Zeit damit lassen. Und es auch einen Deutschen machen lassen.

  • Zuerst einmal: auf den Schloßplatz kommt der Schloß- oder Neptunbrunnen, sicher kein Denkmal für die Widervereinigung oder gar die "deutschen Freiheitsbewegungen", wie es im Auslobungstext heisst. Diskutiert wird in diesem Strang um eine Wiederbebauung des Sockels an der Schloßfreiheit, das sollte der "Echte Berliner" wissen.


    Dass die Schloßfreiheit für diesen Zweck unpassend ist ist derweil Allgemeingut. Weder die Bürgerbewegung in der DDR, die zum Mauerfall und zur Wiedervereinigung führte, noch andere "deutsche Freiheitsbewegungen" sind mit der Schloßfreiheit verbunden. Die Barrikaden des Jahres 1848 standen an der Breiten Strasse und am Alex. Die Aktionen des Berliner Unwillen von 1440 richteten sich gegen die Baugrube der Berliner Burg (ältester Teil des Schlosses an der Spreefront, wird nicht rekonstruiert), die spektakulär unter Wasser gesetzt wurde. Weitere "Freiheitsbewegungen" sind mir nicht bekannt (die Revolten von 1918/19 hatten ihr Zentrum im Neuen Marstall, die Attentäter des 20. Juli 1944 planten vorwiegend im Casino des IR Nr. 9 in der Potsdamer Strasse Am Kanal).


    Die hochkarätig besetzte internationale Expertenkommission hat eine Wiederbebauung der Schloßfreiheit unter Integration des Sockels vorgeschlagen. Dies ist nicht nur städtebaulich vernünftig, auch symbolhaft, um den Dualismus von Bürger- und Herrscherbau zu zeigen. Die 11 Häuser der (kritisch?) rekonstruierten Schloßfreiheit könnten private Galerien bzw. Schenkungen aufnehmen.


    Dem Thema des Denkmals ist in Berlin nur am Brandenburger Tor zu gedenken. Der westliche Vorplatz (ehem. Hindenburgplatz) heisst schon nach dem 18. März 1848; hier spielten sich die weltweit beachteten Szenen der Maueröffnung ab. An der Schloßfreiheit den Demonstranten des Herbstes 1989 zu gedenken wäre so als gedächte man der französichen Revolution in Versailles oder vor den Fundamenten des Tuilerienschlosses und liesse den Sturm auf die Bastille unbeachtet. Am Brandenburger Tor reichte hierfür auch ein kleiner Obelisk oder eine Bronzeplatte im Boden.


    Die 10 Millionen Euro, die durch die Aufgabe des Projektes gespart werden könnten, liessen sich besser anders verwenden: für die Finanzierung der Schloßkuppel, die Rückversetzung des Neptunbrunnens oder zur Finanzierung der notleidenden DDR-Opferverbände.


    Wilhelm I. können wir sicher anderweitig würdigen. Wichtiger wären sicher die Wiederkehr der Standbilder des fortschrittlichen Kaisers Friedrich (vor dem gleichnamigen, heute unter dem Name seines ehem. Direktors Bode firmierenden Museums) und/oder Friedrich-Wilhelm III. (Figuren des Sockels gut erhalten und zusammenhangslos im Nikolaiviertel aufgestellt). Last - but not least - müsste auch der Bauherr des Schlosses zurückkehren, an seinen Platz auf dem Molkenmarkt.


    Hier die Empfehlung der int. Expertenkommission im Überblick:



    (C) Bundesverkehrsministerium