Spandauer Vorstadt (Mitte) | Kleinere Projekte

  • wie eine Kreuzung von Erich Mendelsohns Großstadtarchitektur mit Jean Nouvels Galeries Lafayettes, wirklich schick.


    In der Tat, hat was. Wobei ich den Entwurf noch deutlich eleganter fände, wenn er keine reine Glasfassade hätte, sondern sich Back- oder Natursteinbänder mit den Glasbändern abwechseln würden. Das würde die Assoziation mit Mendelsohn noch verstärken, und die Angestellten in den Büros würden nicht derart auf dem Präsentierteller sitzen. Ich hätte jedenfalls ungern ein Büro, in dem mir Passanten von unten in die Nase schauen könnten...


    Aber am Ende nicht zu schick für Berlin?


    Erklär mal! Meinst Du, jemand würde es verbieten wollen? Wer sollte das tun (können)?

  • Ich finde, es ist eine vertane Chance nicht die von Kollhoff angedachte Torsituation mit einer zweiten Höhendominante zu realisieren.


  • Erklär mal! Meinst Du, jemand würde es verbieten wollen? Wer sollte das tun (können)?


    Ich meinte das eigentlich eher im Sinne von Murphy's Law.;)


    Angesichts des Standards im Berliner Baugeschehen der letzten Jahre kann ich kaum glauben dass so ein außergewöhnlicher Entwurf wirklich realisiert wird, und das Projekt nicht vielleicht doch noch weiterverkauft wird und dann wieder einer der "bewährten" üblichen Verdächtigen mit einem Entwurf in "bewährter" Optik zum Zuge kommt oder Ähnliches.

  • Oranienburger Tor

    BTW: Zum Eckgebäude von Kollhoff gegenüber habe ich bei der Senatsverwaltung folgendes gefunden: http://www.stadtentwicklung.be…ID=178&modus=liste&pl=_48


    Das Schöne ist, dass auf den Senatsseiten viel Datenmaterial öffentlich verfügbar ist, vieles davon noch aus der Stimmann-Ära, das einen guten Rahmen für eine Beurteilung jenseits von „gefällt mir/ gefällt mir nicht“ bietet. Es wäre wünschenswert, wenn der jetzige Senat die eigenen Unterlagen auch mal wieder studieren würde.

    In diesem Link ist unter "weitere Schwarzpläne" einen Überblick über die Entwicklung der Bebauung dieser städtebaulich bedeutungsvollen Ecke aus den Jahren 1940, 1953, 1989 und 2010 enthalten. Das oft gehörte Argument, dass die Stadt immer dichter wird, wird hier mal wieder eindrucksvoll widerlegt. Ins besondere zwischen 1953 und 1989 ist in der Ecke fast mehr Bausubstanz durch Mangelwirtschaft und gezielter Abriss verloren gegangen als im Krieg zerstört wurde. Die Verluste sind trotz Bauboom bis jetzt nicht ausgeglichen worden.


    Die Blockecke wo jetzt das Glashaus geplant ist, war 1953 noch erhalten und ist womöglich irgendeiner überdimensionierten, nicht realisierten, Straßenplanung gewichen. Die Kollhoff-Planung aus der Nachwendezeit hat versucht die historische Torsituation des Oranienburger Tors als prägnanter Ort (die Grenze zwischen dem barocken Berlin und der Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts) wiederzubeleben. Aber wie viele andere Planungen dieses wichtigen Architekten im Berlin der neunziger Jahre die gescheitert sind, wurde auch diese Planung nicht realisiert.

    Jetzt dann zur Abwechslung mal ein Glashaus. Keine Ecke, keine Betonung einer Torsituation, sondern eine gefällig flutschendes Gebilde, optimal visualisiert nach einem frühabendlichen Regenguss. Zu 90% der Geschäftszeit sind Glasgebäude nach den Gesetzen der Physik allerdings dunkle glänzende Monolithen. Und viele Mitarbeiter in vollverglasten Bürohäusern haben so ihre Probleme mit der Aquariumexistenz. Das Kollhoff-Gegenüber hat mit seiner Kolonnade, der Unterteilung der Fassade, der Proportionierung sowie Tektonik und Materialität jedenfalls thematisch mehr Architektur zu bieten. Also an der Ecke Vorteil Kollhoff.

  • ^ Bevor ich die Senatsseite verlinkte, habe ich durchaus auch die dortigen "weitere[n] Schwarzpläne" und darüber hinaus das "Modell" studiert.

    Ich finde, es ist eine vertane Chance nicht die von Kollhoff angedachte Torsituation mit einer zweiten Höhendominante zu realisieren.


    [..]
    Die Kollhoff-Planung aus der Nachwendezeit hat versucht die historische Torsituation des Oranienburger Tors .. wiederzubeleben. .. Jetzt dann zur Abwechslung mal ein Glashaus. Keine Ecke, keine Betonung einer Torsituation, [..]


    https://www.buerosuche.de/uplo…-A0CA-9EC7D20DE7B2_wm.jpg
    Ich sehe dort (zumindest) 2 Etagen, die die benachbarten Häuser überragen. Wie definiert man "Tor"? Wohl insbesondere über die Höhe, oder muss ein Tor eckig sein?

    [..] Das Kollhoff-Gegenüber hat mit seiner Kolonnade, der Unterteilung der Fassade, der Proportionierung sowie Tektonik und Materialität jedenfalls thematisch mehr Architektur zu bieten. Also an der Ecke Vorteil Kollhoff.


    Ebenfalls gegenüber, an der Ecke Torstraße / Chausseestraße: http://www.deutsches-architekt…hp?p=568685&postcount=288
    Noch "mehr Architektur", noch mehr im "Vorteil"? Liegt wohl im Auge des Betrachters..
    Ich finde es jedenfalls schön, dass sich - wohl nach einer sehr langen Phase der Baulandspekulation - an der Ecke etwas tut.


    Und wenn mein Auge dann unterschiedliche Stile und Formen sieht, bin ich darüber ebensowenig traurig wie z.B. über die "Kreisel"-Pläne an der Steglitzer Kreuzung Schloßstraße / Albrechtstraße / Grunewaldstraße und die Kontraste dort zum alten Rathaus und denkmalgeschützten, runden gläsernen Pavillon: https://de.wikipedia.org/wiki/…%C3%9Fe_(Berlin-Steglitz)

  • ^ Diese Reaktion bestätigt genau mein Punkt. Die Architekten haben durch die Moderne verlernt, bzw. nicht mehr gelernt, in städtebaulichen Kategorien zu denken. Das Große und Ganze, das Denken in übergeordneten Zusammenhängen wird der „Genialität“ des Einzelobjektes geopfert. Die große Stararchitekten machen es vor, die Ministars machen es nach. Statt im Ensemble zu spielen werden immer die Pauken und Trompeten bemüht. Wer am lautesten auf die Pauke haut, wird gefeiert.


    Kollhoffs Ansatz war es die besondere städtebauliche Situation dieses Ortes, der Anfang und Ende der 3,3 km langen, schnurgeraden Friedrichstraße, die Fifth Avenue im Berliner Manhattan, zu betonen. Im Süden fängt/fing die Friedrichstraße durch das Rondell der ehemaligen Belle Alliance Platz (Mehringplatz) mit einem klar erkennbaren städtebaulichen Sonderform an und im Norden sollte es deshalb einen klar erkennbaren Auftakt beziehungsweise Abschluss geben: das Oranienburger Tor. Zwischen beiden Polen quert und verbindet die Friedrichstraße in Süd-Nord-Richtung Kochstraße, Leipziger Straße, Unter den Linden, Stadtbahn und Spree sowie Oranienburger Straße, also sämtliche bedeutenden Straßen und Wegen in Mitte.
    Um eine Torsituation zu machen braucht es nun einmal mindestens zwei symmetrische Bauten, sonst bildet sich kein Tor. Vor dem Tor gäbe es einen dreieckigen Platz und die Chausseestraße führt von dort, erkennbar abgeknickt, weiter Richtung Wedding und Reinickendorf.


    Dies sind städtebaulichen Besonderheiten die eine Stadt Identität und Ablesbarkeit geben und die Berliner gerne außerhalb Berlins aufsuchen.

  • Torsitution

    Grundsätzlich richtig, Taxodium.
    Aber um eine wirkliche Torsituation zu erzeugen, hätte auch der Kollhoff-Bau einige Stockwerke höher sein dürfen.
    Es gibt da aber noch einen anderen Aspekt:
    Wenn man die Chausseestraße nach Süden fährt, kann man die Dachkrone des Bode-Museums und die Schloss-Kuppel sehen.
    Das finde ich attraktiver als die Hochhäuser eines Tores. :cool:

  • Ich bin da bei Taxodium.


    Ein schöner Entwurf, nur nicht an diese Stelle. Zusammen mit der vergebenen Tor und Turmsituation finde ich das wiederkehrende Thema von Arkaden der ersten 2 Stockwerke prägnant für einige Bauten der Friedrichstraße (im Gegensatz zum grundsätzlich breiteren, aber arkadelosen Boulevard Ku'damm). Auch diese Möglichkeit wird hier vergeben, schade!

  • Ich habe mal in meinen alten Studienentwürfen gestöbert und die folgende Visualisierung gefunden. Ich sehe es dabei genauso wie Taxodium. Vielen Dank für deine Ausführungen an dieser Stelle. Die damalige Planung Kollhoffs war für diesen Standort sehr einfühlsam und sein Bürohochhaus auf der westlichen Seite der erste wichtige Schritt. Wird auf der anderen Seite nun anders verfahren, wäre die gesamte städtebauliche Idee dahin.


    Ich muss auch ReinhardR widersprechen. Um eine Torsituation baulich auszuformulieren, muss nicht jedesmal zwingend eine noch größere Höhendominante in das Stadtgefüge platziert werden. Kollhoffs Bau an dieser Ecke (und ich war vorhin nochmals da und habe mich bestätigt gefühlt) zeigt, dass die Höhe korrekt gewählt ist für diesen Standort.


    Die Visualisierung macht deutlich, dass die Ausbildung eines zweiten Turmbaus durchaus passen würde. Da ich von Kollhoffs Idee überzeugt war, habe ich mich an seiner räumlichen Vorlage orientiert. (Ich zeige die Visu nur wegen der Kubaturen. Das geschlossene Fassadenbild ist durchaus zu kritisieren. Ich würde es heute definitiv anders machen.)



    Quelle: Entwurf RianMa

  • Neubau Linienstraße 72

    Ich bin heute in zur Linienstraße 72 gelaufen, um mir den Stand der Bauarbeiten auf diesem Grundstück bzw. am Bestandsbau anzusehen (Planung gezeigt durch Bato in Post 349). Die Fassadendämmung ist bereits entfernt worden. Dann sollte wohl demnächst der Baukörper abgetragen werden.


    Den Neubau finde ich sehr elegant. Sebastian Treese Architekten plant durchweg sehr gute Bauten, obwohl man sagen muss, dass es sich bei diesem Bau um eine nahezu exakte Kopie handelt. Das Vorbild von 1929 steht in Paris im Boulevard du Montparnasse 11 und stammt aus der Feder des hervorragenden Architekten Michel Roux-Spitz. Insofern freue ich mich auf eine Roux-Spitz-Kopie in Berlins Mitte.



  • @ RianMa:
    Ja, das finde ich interessant!


    Wenn ich mal von meiner Praeferenz des Schloßkuppelblicks von der Chausseestraße absehe, dann gefällt mir die Kubatur.
    Wären dort mehr Fenster, dann wäre ich sogar begeistert! ;)

  • Gerade lese ich mit Schrecken in der Berliner Woche, dass möglicherweise das erst 18 Jahre alte Seniorenheim (233 Plätze für Pflege und betreutes Wohnen) am Hackeschen Markt abgerissen und durch "Luxuslofts" ersetzt werden soll. Die Immobilie ist wohl verkauft worden und der neue (unbekannte) Eigentümer hat das Architekturbüro nps tchoban voss mit ersten Planungen beauftragt. Es sollen Geschäfte,Büros und Wohnungen gebaut werden.


    Heute wieder ein Artikel in der Berliner Woche dazu: Zum 1.4.2018 liegt eine Abbruchanzeige vor, Bäume wurden gefällt und die Mieter EDEKA und Rossmann ziehen aus.


    Andererseits hat die Seniorenresidenz ihre Option auf Mietvertragsverlängerung bis 2023 gezogen. Deshalb werden jetzt wohl die Ladenräume renoviert und neu vermietet. Dennoch möchte der Eigentümer DC Values (Bertelsmann-Tochter) am Neubau festhalten.

  • Eines der letzten Brachgrundstücke soll bebaut werden. Mulackstrasse 39/40 - dort ist ein Wohn- und Geschäftshaus geplant:




    (C) Bundschuh Architekten


    Komisch, mit dem Bau wurde immer noch nicht begonnen. Die Info von BATO ist aus 1/2016. Jetzt steht da 2017 bis 2019. Hmmm. Immerhin gibt es auf der Webseite der Architekten eine 360 Grad Rundumsicht, die eine etwas detailliertere Ansicht des hypermodernen Gebäudes zeigt.

  • Ich bin heute in zur Linienstraße 72 gelaufen, um mir den Stand der Bauarbeiten auf diesem Grundstück bzw. am Bestandsbau anzusehen (Planung gezeigt durch Bato in Post 349). Die Fassadendämmung ist bereits entfernt worden. Dann sollte wohl demnächst der Baukörper abgetragen werden.


    ...


    Das ist jetzt geschehen. Hier die Bilder (leider nur Handyqualität)



  • Heute wieder ein Artikel in der Berliner Woche dazu: Zum 1.4.2018 liegt eine Abbruchanzeige vor, Bäume wurden gefällt und die Mieter EDEKA und Rossmann ziehen aus.


    Andererseits hat die Seniorenresidenz ihre Option auf Mietvertragsverlängerung bis 2023 gezogen. Deshalb werden jetzt wohl die Ladenräume renoviert und neu vermietet. Dennoch möchte der Eigentümer DC Values (Bertelsmann-Tochter) am Neubau festhalten.


    Heute berichtet die BILD, dass nun wohl doch das Seniorenheim in der Rosenthaler Straße abgerissen und durch einen "Luxus-Neubau" ersetzt wird. Geld hat wohl "Pro Seniore" weichgekocht, die trotz Mietvertrags bis 2023 nun den Standort bis zum 30. Juni räumen. Wer es etwas "seröser" möchte: Hier auch noch ein Artikel dazu in der Berliner Zeitung.