Freiheits- und Einheitsdenkmal (in Bau)

  • Grundsätzlich habe ich ja nicht mal was dagegen, dass sich der Bund in seiner eigenen Hauptstadt (für die er auch genug bezahlt) Flächen zur Repräsentation sucht.


    Dir ist schon klar, dass der Bund lediglich die "Dachorganisation" des Bündnis der 16 Deutschen Länder ist? Und die Einheit Deutschlands aus der Einheit dieser 16 Länder besteht? Dementsprechend ist es eigentlich der Geburtsfehler des Projekts, dass sich der Bund der Sache angenommen hat.


    Zu Zeiten der Teilung gab es in ganz Westdeutschland zahlreiche Berlin-Denkmäler. Meist einfach ein Standbild des Berliner Bären, manchmal ohne weitere Erläuterungen, manchmal mit Inschriften z. B. zur Teilung oder Luftbrücke. Ein Zeichen der Solidarität und Zusammengehörigkeit.


    Ein paar Beispiele, die mir geläufig sind:


    https://upload.wikimedia.org/w…_B%C3%A4r_Memorial_01.jpg (München)


    https://upload.wikimedia.org/w…chstadt%2C_von_Norden.jpg (Düsseldorf)


    http://www.schwaebische.de/cms…_000_GQIRDQ88.2_0.JPG.jpg (Lindau)


    http://www.denkmal-wuppertal.d…ds/2013/08/P1550046-1.jpg (Wuppertal)


    http://gallery.infodrom.org/2007-Oldenburg/img_1742.jpg (Oldenburg)


    (die Liste könnte man, mit etwas Recherche, fast endlos fortsetzen)


    Das entspricht auch viel mehr dem Charakter Deutschlands als Republik eines föderalen Bundes - daher ja auch der wortwörtliche Name "Bundes-Republik", der wurde ja nicht irgendwie zufällig ausgewürfelt sondern hat eine Aussage. Wir sind kein Zentralstaat, mit einem vermeintlichen "Herzen Deutschlands" in Berlin. Daher gehört die Erinnerung an die Einheit auch föderal und in den Regionen organisiert. Dann könnte das ganze sogar mehr als "window dressing" sein, denn in den Regionen ist die Einheit ja in den Köpfen teilweise bis heute nicht angekommen.


    Je länger ich mich mit dem Projekt befasse, desto mehr denke ich:
    es ist eine Absurdität des Projekts, dass nur an einem Ort an die Einheit aller 16 Länder erinnert werden soll. Die Fußballmannschaft, die den WM Titel gewonnen hat, bestand ja auch nicht nur aus einer Person - das Team hat den Titel geholt, das Team wurde bejubelt. Und das Team aus 16 Ländern hat die Einheit Deutschlands vollendet, auch das war letztlich eine Mannschaftsleistung (in den Neuen Ländern und Alten Ländern gleichermaßen!), "Bundestrainer Kohl" hin oder her. Daher gehört das ganze in die Hände der Länder, alles andere kann nur in weiteren zehn vertanen Jahren münden.

  • Was will der Künstler uns damit sagen? Sollen die 16 Länder ein zentrales Denkmal auskungeln? Na viel Spaß.


    Kleinere Einheitsdenkmäler gibt es schon allerorten, das ist keine Neuigkeit. Dass der Bund in Berlin ein zentrales Denkmal der Wiedervereinigung schaffen will, ist völlig legitim. Denn es geht konkret um die Rückkehr der ostdeutschen Länder in den gesamtdeutschen Bundesverband. Man hätte die Länder in der DDR auch ohne Vereinigung wiederherstellen können, das ist nicht der Punkt. Dann gäbs halt heute ein Österreich 2.0 vom Erzgebirge bis zur Ostsee.


    Also das Anliegen ist völlig korrekt, Umsetzung ungenügend.

  • Immerhin zeigt der letzte Beitrag von Architektator ganz gut, wie verzweifelt die Lage der Denkmalgegner doch ist. Da werden vier Leserbriefe zu einer machtvollen Protestbewegung umgedeutet.
    Ich glaube kaum, dass sich die Bundestagsabgeordneten von solchen dürren Argumenten beeindrucken lassen werden. Und das Argument mit Schinkel ist erst recht unsinnig. Denn Schinkels Pläne sahen einen Erhalt der Bebauung an der Schlossfreiheit vor, dann hätte man überhaupt keinen Blick vom Schloss zur Bauakademie gehabt.

  • ... immerhin gehört auch der neue Berliner Kultursenator Klaus Lederer zu den Gegnern der Einheitswippe. Im Tagesspiegel verteidigt er nochmals seinen Vorschlag, die Diskussion um das Einheitsdenkmal, das er als "schlichtes Stadtmöbel" bezeichnet, ganz von vorne zu beginnen, was mit Sicherheit aber bedeuten würde, dass die Wippe "tot" ist. Weiterer Artikel hier.

  • Michael Müller spricht Machtwort

    Michael Müller hat nun gestern das von vielen erwartete Machtwort zum Freiheits- und Einheitsdenkmal gesprochen. Müller sprach sich für eine schnelle Realisierung des Entwurfes für Johannes Milla aus.
    Ansonsten verlautete aus den Bundestagesfraktionen von SPD und CDU, dass das Projekt Ende Mai / Anfang Juni im Bundestag beraten werden soll.
    https://chrismon.evangelisch.d…ringt-auf-einheitsdenkmal

  • Klarenbach: Machtwort? Dein Ernst? Er sagt sinngemäß: "Leute, ich hätte mir selbst auch eine offenere Debatte über Ort und Gestaltung des Denkmals gewünscht. Aber nun ist es zu spät und es bringt nichts mehr/ schadet dem Anliegen eher, jetzt wieder alles in Frage zu stellen und noch einmal von vorne zu beginnen. Dass ein Denkmal zu diesem wichtigen und freudigen Thema entstehen soll, ist aber völlig richtig. Daher sollten wir es nicht mit weiteren Debatten überziehen und so weiter in seiner "Würde"/ Berechtigung beschädigen."


    Das ist mehr ein rationales Dringen (Finden wir uns damit ab - es wird ja doch nicht mehr besser). Zugleich deutet er an, dass er mit dem WAS und dem WO - zumindest mit der Entscheidungsfindung hierfür - auch nicht einverstanden ist. Mit Leidenschaft spricht er lediglich vom Anlass/ Zweck des Denkmals, also dem WARUM.


    Die Haltung kann ich irgendwo nachvollziehen. Aber konsequent finde ich sie nicht. Gerade wenn man den Anlass so hoch hängt (durchaus richtig), sollte man es mE entweder richtig gut machen oder lieber lassen/ ruhen lassen. Vielleicht sollte man wirklich mal eine große Umfrage in Auftrag geben:


    Wie denken Sie über das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal (Skizze und kurze Erläuterung beifügen)?
    -Ich finde ein solches Denkmal wichtig und finde den Entwurf überzeugend.
    -Ich finde ein solches Denkmal wichtig aber der Entwurf sagt mir nicht zu.
    - Ich finde, dass wir mit dem Brandenburger Tor bereits das bestmögliche Denkmal für diesen Anlass haben und dass es kein weiteres Denkmal braucht.

  • Die Begriffe "Machtwort" und "Michel Müller" in einem Satz sind schon wirklich witzig. Müller wird das Denkmal kaum mit Berliner Landesmitteln bauen und für eine Freigabe der Bundesmittel benötigte es einen erneuten Beschluß des Bundestages. Ob der noch vor der BT-Wahl kommt?


    Trotzdem glaube ich - leider - auch, dass die Obstschüssel kommen wird - mangels Alternativen und auch weil das Denkmal in Leipzig gescheitert ist. Nach diesen vielen Jahren ohne Gedenkort für die friedliche Revolution dazustehen wäre aus Sicht der Kanzlerin sicher ein Armutszeugnis.


    Nach dem sozialistischen Kultursenator hat sich nun auch eine von klarenbachs Lieblingen, Gabi Dolf-Bonekämper, gegen die Wippe ausgesprochen.

  • Katrin Lompscher hat die Wahl, entweder die verhasste Wippe oder die historischen Kolonnaden. Wenn ich Bausenatorin der Linken wäre, würde ich mich für das kleinere Übel entscheiden. Das Geld für den Wiederaufbau ist da, sie braucht es nur anzunehmen.

  • Sockelsanierung schreitet voran

    Im Rahmen der denkmalgerechten Sanierung des historischen Sockels am Schlossplatz werden derzeit die Ufermauer, das Bodenmosaik und die Freitreppe des ehem. Nationaldenkmals instand gesetzt. Die Arbeiten werden von der Fachfirma Opus Denkmalpflege GmbH durchgeführt, die unter anderem das Sowjetische Ehrenmal Schönholzer Heide, den Martin-Gropius-Bau und das Brandenburger Tor saniert hat. Abschließend soll das zur Instandsetzung ausgebaute Bodenmosaik laut Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) wieder auf den denkmalgeschützten Sockel zurückkehren (Quelle).


    Weitere Informationen: http://www.opus-denkmalpflege.…enz-aktuellesprojekt.html

  • Bitte auf sinnloses Zitieren verzichten.
    Danke.
    Bato


    Und damit hat die Eigentümerin (Land Berlin) indirekt klargestellt, dass es mit der Wippe wie geplant schon einmal nichts werden kann. Den zuletzt wurde ausdrücklich vorgesehen, die Mosaike ausgebaut zu lassen. Aber die Eigentümerin (das ist nicht der Bund, nicht der Bundestag, nicht die Bundesregierung, sondern das Land Berlin @ Klarenbach!) hat sich offensichtlich anders entschieden. Mit der erteilten Baugenehmigung hat das Land Berlin übrigens auch nicht das Eigentumsrecht am Denkmalsockel aufgegeben. Die Presse, die sich im von dir verlinkten Morgenpost-Artikel verwirrt darüber zeigt, trennt hier leider nicht zwischen der verwaltungsrechtlichen Baugenehmigung (die lediglich die hoheitliche Erlaubnis zum Bau darstellt) und dem Rechtsverhältnis zwischen Bund (Bauwerber) und Land Berlin (Eigentümerin). Das Fehlen einer Baugenehmigung steht zwar dem Vorhaben des Bundes nicht mehr im Weg, eine Baugenehmigung indiziert aber in keinerlei Hinsicht, dass das Land Berlin Eingriffe am Denkmalsockel auch zulassen muss.


    Hier verhält es sich nicht anders, als wären Bund und Berlin zwei Private. Nur weil ich eine Baugenehmigung habe, auf dem Grund meines Nachbarn ein Bauwerk zu errichten, muss er mir das noch lange nicht auch erlauben. Das sieht jeder instinktiv ein - und das ist hier kein bischen anders, nur weil keine Privaten beteiligt sind, sondern Bund und Land. Hier ist zu trennen zwischen den Baubehörden des Landes Berlin und zwischen dem Land Berlin als Gebietskörperschaft mit Eigentum an der Immobilie des Denkmalsockels. Die Zustimmung der Baubehörden indiziert nicht die Zustimmung zur Nutzung der Immobilie des Denkmalsockels der Gebietskörperschaft. Dazu bedarf es separater Vereinbarungen. Ob und welche es gibt ist öffentlich bisher nicht bekannt, zumindest habe ich dazu keine Quelle gefunden. Ich lese aber aus der Reaktion des Senats, dass es solch eine Vereinbarung nicht oder nicht mehr gibt (diese könnte z. B. durch den Projektstopp im Bundestag verfallen sein). Denn:


    Der Bürgermeister (SPD) mag sich nun öffentlich anders als die beiden ressortmäßig zuständigen Senatoren (LINKE) positioniert haben, der Senat habe aber solange keine offizielle Meinung zur Wippe, bis der Bund einen offiziellen Beschluss gefasst habe, was eben bis heute noch nicht geschehen ist (vorletzter Absatz). Gäbe es eine wirksame Vereinbarung zwischen Bund und Land zur Nutzung des Denkmalsockels, die dem Bund ein Nutzungsrecht einräumt, dann müsste man ja nur daraus zitieren und könnte sich umgekehrt nicht darauf zurückziehen, dass man derzeit keine offizielle "Meinung" zur Wippe habe.


    Damit wird einmal mehr bestätigt, was ich schon die ganze Zeit sage. Es gibt offiziell nach wie vor kein aktives Bauprojekt "Einheitsdenkmal" in Berlin. Auch wenn Klarenbach (nun seit Monaten) wöchentlich Machtworte und Durchbrüche zu erkennen scheint.


    Der Bundestag hat vor der Bundestagswahl übrigens nur noch 4 Sitzungswochen und noch ein paar "nebensächliche" Vorhaben wie über ein dutzend Änderungen im Grundgesetz sowie in zig Bundesgesetzen für die Neuordnung der Bund/Länder-Finanzen abzuarbeiten. Die Bundesregierung beschreibt das selbst als größte und komplitzierteste Reform der noch laufenden Legislaturperiode. Dabei liegt der Teufel im Detail, so ist u. a. eine Teilprivatisierung der Autobahnen (!) als Teil der Grundgesetzänderungen angedacht. Was das für Potential zu einem "Shitstorm" hat, der die Parlamentarier ganz und gar beschäftigen wird, muss ich hier niemandem erklären. Auch andere Projekte will die Groko noch vor der Wahl durch das Parlament bekommen. Und sorry Klarenbach, aber da steht die Wippe nun einmal ziemlich weit hinten an. Das wird mit der Wippe vor der Wahl nichts mehr. Und nach der Bundestagswahl werden die Karten sowieso neu gemischt.

    13 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Nur 16 Prozent für Einheitswippe

    Wie eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap ergeben hat, sind nur 16 Prozent der Deutschen für die umstrittene Einheitswippe. Ganze 43 Prozent befürworten stattdessen den Wiederaufbau der historischen Kolonnaden auf dem Schlossplatz.


    Bei den Berlinern fällt das Umfrageergebnis sogar noch eindeutiger aus: 49 Prozent gefällt die umstrittene Einheitswippe "weniger gut" oder "gar nicht". Entsprechend hoch liegt die Zustimmung zum Wiederaufbau der historischen Kolonnaden bei 58 Prozent.


    https://www.welt.de/politik/de…en-die-Einheitswippe.html

  • Wen wundert es. Ich kenne kaum jemanden, der für die Wippe ist. Und da gibt es eine Reihe von Gründen, warum man diese derart abgelehnt wird.


    1. Es war immer ein Projekt ganz weniger Leute, die es einfach nicht geschafft haben, dieses an sich sehr positive Projekt in der breiten Gesellschaft zu verankern. Es bleibt leider bis heute ein Projekt von einer Hand voll Bundestagsabgeordneten, die nicht mal im eigenen Haus vollumfänglich überzeugen konnten. Ich hoffe, man hebt den Fraktionszwang bei der Abstimmung am Donnerstag auf, so dass wir ein ehrliches Ergebnis hierzu bekommen.


    2. Es spricht nichts gegen ein Einheitsdenkmal, aber der Standort ist eben völlig falsch gewählt. Man hätte einen breiten Diskurs dazu führen müssen und eben die Menschen aktiv einbinden müssen. Schießlich geht es hier um die Menschen, es war ja keine Revolution von oben, sondern von unten. Nur leider wurden gerade diese Leute mal wieder völlig übergangen.


    3. Die Wippe als "Kunstwerk" konnte nie überzeugen. Nachdem schon der erste Wettbewerb zum Denkmal krachend gescheitert war, lief auch die zweite Runde nicht wirklich besser. Ob diese Konstruktion wirklich den Geist der Revolution um 1989 einfängt, ich habe da große Zweifel.


    4. Jeder weiß, dass diese Konstruktion bereits nach einem halben Jahr defekt sein wird und wir am Ende dauerhaft eine Wippe ohne Wippfunktion haben werden. Die Erfahung zeigt, dass man sich aufwändige Instandhaltungsarbeiten im öffentlichen Raum nur sehr ungern leistet, folglich fürchte ich, dass nach einer gewissen Zeit die Funktion der Wippe entweder still gelegt wird oder das Denkmal ganz gesperrt wird, spätestens wenn es die ersten Verletzen gegeben hat.


    5. Mein Hauptgrund, der mich gegen die Wippe votieren lässt, ist der inakzeptable Eingriff in die denkmalgeschützte Substanz des Sockels des ehemaligen Nationaldenkmals. Sollte die Wippe beschlossen werden, bin ich mal gespannt, wie sich der Denkmalschutz positioniert. Der Bau der Wippe würde statische Verstärkungen nötig machen die das Gewölbe und die noch vorhandene Originalsubstanz derart beschädigen würden, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie der Denkmalschutz das mittragen kann. Die Mosaike sind ja bereits verschwunden, ich habe beim Sockel schlimmste Befürchtungen, dass am Ende ob der massiven Eingriffe das Denkmal dauerhaft und irreparabel beschädigt wird.


    Man könnte die Aufzählung beliebig weiter fortsetzen. ist, dass weder das Volk noch die Mehrheit der Politik das Denkmal eigentlich wollen, am Donnerstag aber trotzdem darüber abgestimmt werden soll. Ich hoffe, man kommt in letzter Minute zur Besinnung und stoppt diesen Irrsinn!

  • Ich weiß, dass ich selbst vor weniger als drei Wochen nach genau so einer Umfrage gerufen hatte. Und exakt dieses Ergebnis hatte ich erwartet.


    Leider befürchte ich nun aber dennoch, Lammert, Thierse und Co werden das wie Frau Lüscher handeln: Die Mehrheit ist schlichtweg blöd/ ein bisserl primitiv und muss durch die intellektuelle Elite (i.e. ICH und alle, die meine Meinung teilen) eben erst umerzogen und zu ihrem Glück gezwungen werden. Das damals von mir zitierte Lüscherstatement nahm doch die Umfrageergebnisse bereits exakt vorweg: Die große Mehrheit der Bevölkerung (Berliner wie Deutsche insgesamt) bevorzugt die historische Variante UND die Politik weiß es längst aber es schert sie nicht. Stattdessen beglückt sie das Volk nun mit einem 'Denkmal des Volkes', welches das Volk selbst aber nachweislich nie positiv begeistert hat und das das Volk bis heute gar nicht will. Selbst die erzwungen wirkende Begeisterung und die vehemente trotzige Verteidigung der größten Befürworter ist mE nur zum Fremdschämen peinlich: "Äh, warum Goldglanz? Keine Ahnung fragen Sie besser die Künstler aber ein bisschen glänzen ist doch ganz nett, oder?" (es hätte auch rosa oder türkis glänzen oder mit coolen LED-Effekten illuminiert werden können, auch nett oder?, Hauptsache nicht beliebig) bzw. "Das mit der 'Wippe' ist ganz böse Polemik. Auch der Gedanke, dass eine ganz kleine Mehrheit als 'Zünglein an der Waage' ein Kippen bewirkt, ist natürlich auch nicht gemeint. Alles böse Zungen" (die eigentliche Erklärung hingegen ist dann so abstrakt, dass ich sie jedes mal neu lesen muss und sie kein Stück plausibler finde als die bösen, bösen Diffamierungen). Auch der Gedanke, dass es eben ein Denkmal primär für die ostdeutschen Widerständler werden solle und der Rest der Bevölkerung nichts damit zu schaffen oder zu bestimmen habe, ist mE abwegig: "Wir sind das Volk. Wir sind EIN Volk." soll an der Wippe stehen. Damit ehrt man sicher insbesondere die aktiven Kräfte aber man spricht für ALLE, so wie die Widerständler selbst es taten. Ironisch auch, dass in Leipzig, also mitten in Ostdeutschland und wahlweise im zweiten oder gar ersten Epizentrum des Freiheitskampfes neben Berlin, ein politisch aufgezwungenes Freiheits- und Einheitsdenkmal bereits abgelehnt wurde und nun die entsprechenden Impulse stattdessen von der Bevölkerung und insbesondere der damaligen Freiheitsbewegung selbst ausgehen werden. Klingt für mich nach der besten Legitimation eines Denkmals für das Volk. Selbst wenn ich ganz ehrlich auch gespannt bin, ob da jetzt wirklich was Tolles bei rauskommt oder es am Ende doch scheitert.


    Das Ding in Berlin ist mE in jeglicher Hinsicht gescheitert und wird trotzdem zu über 95% kommen. Naja, zumindest die Touristen werden sich bestimmt freuen. Und der Bundesrechnungshof hat ja auch zu wenig Referenzprojekte.

  • Ich habe große Zweifel an der Seriosität dieser Umfrage, die vom Förderverein Berliner Schloss in Auftrag gegeben wurde. Da werden sowohl für Berlin als auch für ganz Deutschland präzise Zahlen zu den Kolonnaden oder zu den Rossebändiger genannt. Ich bin der Meinung, dass mindestens 80 Prozent der Berliner und 95 Prozent der Deutschen überhaupt nicht wissen, was die Kolonnaden oder die Rossebändiger sind bzw. waren. Wie können dann so hohe Zustimmungsquoten zustandekommen? Ich vermute mal, dass der Förderverein die Fragen so vorstrukturiert hat, dass die entsprechenden Antworten zustande gekommen sind. Ich glaube aber kaum, dass sich die Bundestagsabgeordneten davon beeindrucken lassen.

  • @ Klarenbach


    ist wieder typisch. In Potsdam zitierst du liebend gern irgendwelche Umfragen und Unterschriftenlisten, die von den "Neudenkern" gesammelt wurden, die dann natürlich alle absolut repräsentativ sind, aber wenn Umfragen (die übrigens von emnid durchgeführt wurden) nicht so ausfallen, wie gewünscht, ist alles manipuliert und Fakenews.


    Aber aktuell biegt sich ja selbst der US-Präsident die Fakten wie er will, also scheint das ja auch niemanden mehr zu stören:nono::nono::nono:

  • Klar, Klarenbach, die Umfrageinstitute lieben es auch, sich durch unprofessionelle Vereinnahmung durch den Auftraggeber nachhaltig ihren Ruf zu versauen. Sie leben ja auch nicht in erster Linie von ihrer Glaubwürdigkeit. Und wie mehrfach gesagt bzw zitiert, hat auch Lüscher vor jeder Umfrage ganz freiwillig und unumwunden eingeräumt: DIE Berliner wollen ein historisches Zentrum. Weshalb sollte sie so was sagen, wenn es weder stimmt noch ihren Interessen entspricht? Sicher hast Du aber auch dafür eine Erklärung.

  • ^die Architektur-Intelligentia kokettiert doch gerade seit Jahrzehnten damit, gegen den ach so verpönten "Massengeschmack" zu planen ("alle hassen es - ein Meisterwerk!"). Sie ist Zuhause in der Welt der Architektur-Fotobände voller schwarz/weiß fotografierten Sichtbetonbauten aus Brasillia ("Diese Klarheit!") und den Ikonen des Bauhaus, die privat wie Reliquien gesammelt (Sessel Barcelona, Wagenfelds Salz/Pfefferstreuer) bzw. Pilgerstätten (Mies Nationalgalerie) verehrt werden.


    Dass die öffentliche Meinung so dermaßen krass von der veröffentlichten Meinung des Establishments aus Architekten und Journalisten (Feuilleton!) abweicht ist indes schon bemerkenswert. Nach dieser Umfrage kann niemand mehr ernsthaft behaupten, nicht gegen die übergroße Mehrheit der Bürger zu planen, wenn er die Wippe verfolgt. Umgekehrt hat auch eine historische Reko keine Mehrheit. Also bleibt nur, was hier schon verschiedentlich gefordert wurde, als vernünftiger Weg:


    der Sockel wird weiter saniert, die restaurierten Mosaike kehren zurück und ansonsten bleibt er so, wie er ist. Leer. Und das Brandenburger Tor wird zum offiziellen Einheitsdenkmal erklärt und zukünftig dementsprechend Ort für Staatsakte zur Deutschen Einheit. Spart viel Steuergeld und folgt dem bösen "Massengeschmack" vermutlich ziemlich genau (auch bzgl. Brandenburger Tor).


    Es stehen Wahlen an, die Chance, dass die Damen und Herren im Hohen Hause auch mal auf Umfragen hören, sind erfahrungsgemäß jetzt besonders hoch.

  • Druck auf Abgeordnete steigt

    Zahlreiche Leser kritisieren in der Morgenpost nicht nur die hohen Kosten, sondern auch den ungeeigneten Standort sowie den mangelhaften Entwurf für das Freiheits- und Einheitsdenkmal.


    https://www.morgenpost.de/berl…-zum-Einheitsdenkmal.html


    Damit steigt der Druck auf die Abgeordneten, morgen Abend den Bürgerwillen zu erfüllen und im Bundestag gegen das "Betonmonster vor der historischen Schlossfassade" zu stimmen.


    https://www.morgenpost.de/poli…schen-Schlossfassade.html

  • Ich habe große Zweifel an der Seriosität dieser Umfrage


    Genau, denn Infratest dimap stellt die eigene Glaubwürdigkeit und damit die eigene Existenz selbstverständlich dafür auf's Spiel, einem Privatverein in Berlin beim politischen Klein-Klein zu helfen. Absolut logisch. :lach:


    Das erinnert mich offen gesagt etwas an AfD und Co. Wenn die Tatsachen ungenehm sind, dann wird einfach "Lügenpresse" geschrien (die Seriösität der Umfrage in Frage zu stellen, weil dir offenkundig das Ergebnis nicht passt, geht exakt in diese Richtung, lieber Klarenbach, den Schuh musst du dir jetzt einfach anziehen).

  • Leider formiert sich der öffentliche Widerstand sehr spät. Die Politik hat schon zu viel hin und zurück hinter sich und will jetzt sicher nicht noch mal einen Rückzieher machen. Ein ganz klein wenig hoffe ich ja auch noch aber im Prinzip bin ich mir sicher, dass es jetzt durchgezogen wird. Vielleicht wurde sogar schon Helene Fischer für die Einweihung gewonnen. Der DFB soll ja gute Erfahrungen gemacht haben, was die Zwangsbeglückung der Massen mit fragwürdigen Inhalten und Formaten betrifft. Das schafft die GroKo auch...