Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region


  • Wie würdet ihr euch einen Münchner Baustil vorstellen?


    Der muss in der Tat noch entwickelt werden. Was seit Mitte der 1970er Jahre entsteht ist inhaltsloses, leeres, unauffälliges Bauen, das keine Identität stiftet. Ich denke, genau so wird man auch in 100 Jahren noch über unsere Zeit urteilen. Mein Vorschlag wäre, auf Teilen der neu zu beplanenden Gebiete eine internationale Bauausstellung stattfinden zu lassen. Damit endlich mal neue Ideen eine Chance bekommen, die dann das Potenzial haben, zu Leitlinien identitätsstiftender Architektur zu werden. Also zum Beispiel eine IBA München 2025 - für ein neues Gesicht unserer Stadt :)

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    Das finde ich eine sehr gute Idee. Denn zur Zeit ist es doch überall der gleiche Einheitsbrei, ob in München, Stuttgart, Hamburg oder Frankfurt. Überall stehen die gesichtslosen, austauschbaren Klötze herum und werden darüber hinaus immer teurer. Klar, ist da auch mal das ein oder andere schöne Projekt dabei. Aber einen Bezug zur Stadt oder zur Region gibt es dennoch meist nie.
    Dabei ist Oberbayern doch voll von nur hier zu findenden urtümlichen Baustilen. Planquadrat plant derzeit am Tegernsee z.B. dieses typisch alpenländische Ensemble verknüpft mit ein wenig modernem Touch (Hotel im Hintergrund): https://tegernseerstimme.de/fi…see-wohnhaus3-740x541.jpg
    Es muss natürlich nicht derart kitschig gebaut werden, aber wie wäre es wenn man mal zur Abwechslung bestimmte Elemente daraus einfließen lässt?
    Immerhin scheinen neuerdings Klinker auch in München wieder im Trend zu liegen. In Bogenhausen gibt es noch immer eine große, denkmalgeschützte alte Ziegelei, die davon zeugt, wie wichtig Ziegel für München waren.


    Wie konnte das Flachdach ohne Überstand samt Putzfassade und Zweischeibenfenstern nur derart einschlagen? Ist dies das Schönheitsideal der heutigen Architekten? Wenn nein, wo bleibt deren Aufschrei?

  • Es muss eben eine gesunde Mischung von allem sein. Von Platt2.0 bis Historismus und Hochhaus. Ich finde diesen Einheitsbrei der seit ca. 2005 überall gebaut wird auch nicht gut. Anderseits besser als die tristen und sehr steifen Einheitsbauten der 50+60ziger. Wichtig finde ich Dächer. Ein Stumpen mit Dach sieht gleich sehr viel besser aus.
    Dazu könnte man auch mal einige Strassen nach dem Ur-Vorbild nachzubauen. Von aussen auf 1850, von innen Itouch,Inet,LET,Sensoren.


    München hat in den letzten 15Jahren sehr viel falsch gemacht was die Architektur und vorallem die Variabilität desser angeht. Man kann sich im Berlin Forum eiglt fast jeden beliebigen Thread ansehen, und man wird sehr schnell als Münchner feststellen dass dort viel variabler gebaut wird.


    http://www.deutsches-architekt…thread.php?t=8698&page=19


    das hier z.B.

  • Konii Immobilien Portal :
    Artikel über die Immobilien Konferenz im Literatur Haus vom 4.Mai:
    Man müsse nachdenken mehr in die Höhe zu bauen.
    Die Umlandgemeinden möchten das alles bleibt wie es ist.


    Leider funktioniert das zitieren bei mir nicht, deshalb soll das hier lediglich eine Information über den Artikel sein.

  • Also gehn wir mal von den aktuellesten Wohnprojekten in FFM aus. Die sollen langweilig sein?


    - Grand Tower mit 176m
    - Porsche Design Tower mit 100m
    - Das 170m und 130m hohe Wohn HH am DB Dreieck
    - Das 140m und 100m hohe Wohn HH am Kulturcampus Senkenberganlage
    - Neuer Henningerturm mit 140m
    - Tower 90
    - Die 3 Schwerstern mit 40,50 und 80


    Das Alles sind Wohn HH, die ein modernes Design haben, bzw. höchstes Wohn HH in D., außer Miami Beach der einzige Porsche Tower weltweit, etc.


    Tower 90: http://www.immobilien-zeitung.…fuer-frankfurter-wohnturm


    Wie die Bosco Verticale Tower in Milano. Das ist ja nur ein kleiner Anfang in FFM. Es sollen weitere Wohn HH folgen. Und das soll langweilig sein?


    Ok, die 3 Schwestern nehm ich mal raus.


    Von allem anderen kann MUC architektonisch doch nur träumen.

  • München muss auch städtebaulich den großen Auftritt wagen!

    Ich denke auch, dass München seinen neuen Bau- und Planungsstil nicht in der Vergangenheit, sondern vor allem und gerade in der Zukunft finden muss.


    Es gab ja tatsächlich mal eine kurze Phase, von Mitte der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre, in der das Wachstum für die damalige Zeit in kaum gekannter Innovationskraft gestaltet wurde. Sowohl städtebaulich aber auch architektonisch. Natürlich sind dabei auch Fehler gemacht worden, aber es gab Visionen und man hat mit viel Kreativität versucht, es besser zu machen als vorher und neue Strukturen und Formen zu entwickeln. Planungen in München standen damals für Extravaganz und Innovation – daraus hervorgegangen sind nicht nur moderne Wohnsiedlungen wie Neuperlach und die Parkstädte Solln sondern auch der Olympiapark, das BMW-Hochhaus, das Arabellahaus, das Hypo-Hochhaus, und ungewöhnliche Wohnkonzepte wie Pharaohaus, Fuchsbau oder Orpheus und Eurydike in Schwabing. Das zeigt zumindest, dass es geht und möglich ist!


    Seit nunmehr 40 Jahren wird aber kaum noch versucht, etwas Neues zu erfinden oder neue Ideen, die auch mal ungewöhnlich oder markant sind, zuzulassen. Die wenigen Anläufe dieser Art (diverse Hochhausplanungen, Werkbundsiedlung um das Millennium herum) wurden leider schon in der frühen Planungsphase gestoppt.


    München muss sich also in Zukunft wieder trauen, modern, innovativ und ein wenig extravagant zu planen und zu bauen (schließlich sind seine Bewohner, seine Unternehmen und seine Lage ja auch alles andere als gewöhnlich und scheuen sich nicht vor dem großen Auftritt ;-)). Inspirieren lassen können sich die Planer dabei zum Beispiel:


    • von der grandiosen Lage der Stadt auf einer sanft nach Süden aufsteigenden Rampe (Schotterebene) Richtung Alpen; abgeleitete Maßnahmen könnten sein:
      o Blick auf die Alpen für so vielen Menschen wie möglich
      o kurze, ökologische Wege in die südlichen Erholungsgebiete für so viele Menschen wie möglich
      o konsequente Hochhausverdichtung im Norden der Stadt für den freien Blick
      o Grünflächen immer mit Aussichtsturm oder Hügel gestalten
      o Weitere Ideen?



    • von den innerstädtischen Strukturen – München ist Deutschlands am dichtesten besiedelte Stadt. Das ist keineswegs eine Schwäche, sondern seine absolute Stärke; zudem ist die Stadt monozentrisch aufgebaut, mit einem Stadtzentrum, das für alle Bürger gleichermaßen von großer (identitätsstiftender) Bedeutung ist; abgeleitete Maßnahmen könnten sein:
      o Innenstadtquartiere besser miteinander verknüpfen, z.B. durch Rückbau und Umgestaltung des Altstadtrings mit Wiederherstellung der historischen Plätze (Isartor, Sendlinger-Tor-Platz etc.), Umgestaltung und Anbindung Kunstareal, Alt- und Neubauquartiere konsequent miteinander integrieren
      o die kurzen Wege nutzen und die Stadt endlich zur Fußgänger- und Radlstadt ausbauen, wodurch mehr Verdichtung möglich ist, weil platzintensive Stellplatzschlüssel wegfallen und u.a. der Straßenraum effizienter, platzsparender genutzt werden kann. Und: ein konsequent engmaschiges Tramnetz zwischen das auszubauende weitmaschige Schnellbahnnetz legen.
      o innerstädtische Kapazitäten und Verdichtung z.B. durch Anhebung der Traufhöhe bei Neubauten und Aufstockung erhöhen, sodass kurze Wege und effizient-umweltfreundliches, zeitsparendes Leben überall im Stadtgebiet möglich ist. Denn: Mehr Verdichtung bedeutet mehr Lebensqualität für die Bewohner!
      o Weitere Erhöhung der Durchlässigkeit und Erlebbarkeit der Altstadt für Fußgänger, z.B. durch Entwicklung der Hofbereiche, effizientere Nutzung des Straßenraums
      o Planungsstopp für stadtteilzentrale Einkaufs- und Gesundheitszentrum-Konzepte, die von einem einzigen Entwickler getragen werden und stattdessen Förderung kleinteiliger und wohnungsnaher Einzelhandelskonzepte, Gastronomie und Gesundheitsversorgung
      o Konsequente Funktionsmischung



    • von der innerstädtischen Geographie, die geprägt ist von den natürlichen Flussläufen Würm, Isar und Hachinger Bach, sowie dem künstlich angelegten System aus Stadtbächen und Kanälen; abgeleitete Maßnahmen könnten sein:
      o Isarhänge im Stadtgebiet und südlich und nördlich davon wieder sichtbar machen und explizit in die Stadtplanung einbeziehen
      o Freilegung aller noch fließenden Gewässer zur Identitätsstiftung in den Quartieren mit entsprechender Ufer- und Straßenraumgestaltung, für neue Erholungsräume und neue Aufenthaltsqualität
      o Fortsetzung der Renaturierung/Uferneugestaltung an Würm, Isar und Hachinger Bach



    • von den vielen Brauereien und dem spärlich vorhandenen industriellen Erbe in der Stadt und Region; abgeleitete Maßnahmen könnten sein:
      o Bauerbe sichtbar erhalten, Umnutzung statt Abriss, nicht nur bei Vorkriegs- auch bei Nachkriegsbauten



    • von den gelebten Traditionen bei gleichzeitiger hoher Innovationskraft in der Stadt – diese einzigartige Mischung darf nicht immer nur implizit vorhanden sein, sondern sie muss auch wieder städtebaulich sichtbar werden; abgeleitete Maßnahmen könnten sein:
      o bewusste Bevorzugung innovativer, auffälliger Entwürfe bei Architekturwettbewerben schon bei der Ausschreibung
      o Integration der typischen Traditionen und Lebensarten wie Biergartenkultur, der Stadtteilmärkte, der Münchner Kleinteiligkeit und speziellen Freizeitverliebtheit in alle Planungen (Radeln, Skaten, auf der Terrasse sitzen und die Sonne genießen, Brotzeit machen, ratschen, sehen und gesehen werden etc.)


    Das sind natürlich nur Anregungen und Beispiele - vornehmlich zum Stadtgebiet, aber die Region strotzt ebenfalls von Potenzial und Kraft und alle zusammen können natürlich noch mehr bewegen und gestalten - über die auch im Einzelnen diskutiert werden kann und muss. Aber würde nur ein Teil davon konsequent verfolgt, wäre München mit einem Schlag die Region, an der sich alle orientieren, nicht nur wenn es um Arbeitsplätze geht sondern auch wenn es um moderne Architektur und zukunftsweisende Städteplanung geht. Jeder, der mir erzählt, München habe keine Identität und der Stadtplanung fehle es an Anknüpfungpunkten, ist entweder ein miesepetrig grantelnder Scharnigg, der überall alles besser findet als in der eigenen Stadt oder er hat sich nicht genug mit der Stadt, seinen Menschen, seiner Lage und Umgebung beschäftig!

  • iconic: Danke, das hast Du sehr gut zusammengefaßt. Stimme Dir in allen Punkten zu 100% zu.


    Werde es auch ausgedruckt zu unserem ersten Offline Meeting mitnehmen.


    Dann können wir die einzelnen Punkte nochmals genauer durchsprechen.

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    Dem stimme ich zu. Diese Zusammenfassung und Auflistung möglicher Lösungsansätze ist sachlich, realistisch und maßgeschnitten auf die spezifischen Stärken und Schwächen Münchens. Genau das kann man von vielen Expertenmeinungen nicht behaupten.


    Die Stadt will doch so ein unabhängiges Gremium für Städtebau einrichten. Das DAF sollte da unbedingt dabei sein. Vielleicht könnten wir uns da mal bei OB Reiter bewerben :D

  • „Hock di her, dann schaff ma mehr"....

    ...von den "qualitativen" Gestaltungs-Visionen hier mal wieder zurück auf den Boden der "quantitativen" Schaffung von Wohneinheiten;)


    Quelle: https://ru.muenchen.de/2017/89…ue-Ziele-vereinbart-72673


    Edit:

    Das DAF sollte da unbedingt dabei sein. Vielleicht könnten wir uns da mal bei OB Reiter bewerben :D


    Dazu werden wir uns in Ruhe austauschen in den nächsten Wochen. Es wäre schön, wenn auch Du mit dabei sein könntest :)

  • München soll bauen, nicht jammern:

    Die TU-Professorin für Städtebau Sophie Wolfrum fordert im SZ-Interview mehr Mut, Dichte und weniger Gejammer.
    Gartenstädte würden zwar niemandem wehtun aber doch unsere Probleme nicht lösen.


    Bitte mehr davon!


    http://www.sueddeutsche.de/mue…n-nicht-jammern-1.3505215


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    Übrigens gutes Interview von OB Reiter; Sachliche Antworten bei teilweise typisch dummen Klatschzeitungsfragen. Nicht alles, aber das meiste würde ich unterschreiben. Man erkennt, wie viel möglich wäre, würde man ihn nur lassen. Doch der Gegenwind, nicht zuletzt verstärkt durch die Presse, ist omnipräsent.

    Einmal editiert, zuletzt von MiaSanMia ()

  • Mein Gott, was für bescheuerte Fragen von der AZ? Zum Fremdschämen. Möchte in dieser Stadt nicht OB sein. Ist zum Verzweifeln.


    Bis zum Starnberger See...hahahaha...wer produziert denn bitte so einen geistigen Dünnschiss?


    Ja, liebe AZ Redaktion, München wird seine Reihenhäuschen im Münchener N und NO schon weiterbauen, (die Ihr ja selbst habt und euer Leben lang abbezahlt :)).


    Bloß nicht in der Innenstadt wachsen und keine Wohnhochhäuser!


    Also kleinkarierter, als die AZ, kann eine Tageszeitung nicht sein!

  • Die TU-Professorin für Städtebau Sophie Wolfrum fordert im SZ-Interview mehr Mut, Dichte und weniger Gejammer.
    Gartenstädte würden zwar niemandem wehtun aber doch unsere Probleme nicht lösen.


    Bitte mehr davon!


    http://www.sueddeutsche.de/mue…n-nicht-jammern-1.3505215


    Das Problem Münchens wird hier IMHO deutlich, es ist ein sehr deutsches Problem - der Hang dazu in zwei (sich jeweils gegenseitig ausschließenden) Alternativen zu denken, in "reinen Lehren". Es gibt da die einen, die wollen, dass jeder nur noch im Geschosswohnungsbau lebt und das am liebsten so dicht wie in mittelalterlichen Reichsstädten, wo jeder auch nur noch mit dem ÖPNV oder Fahrrad unterwegs sein soll und dann gibt es diejenigen, die immer noch der strukturellen Trennung der 1960er anhängen und die Landschaft mit funktional getrennten Wohnsiedlungen, Gewerbegebieten und Bürostädten zerfressen wollen, mit reichlich neuen Straßen dazwischen. Nichts dazwischen (ich überzeichne etwas - aber nicht viel).


    Was wir brauchen ist aber: alles!
    Wir brauchen SOWOHL neue Einfamilienhausstadtteile, wir brauchen AUCH neuen Geschosswohnungsbau, wir brauchen AUSSERDEM Wohnhochhäuser. ALLES, nicht entweder/oder. Wir haben in den wachsenden Ballungsräumen in allen Wohnsegmenten einen physischen Mangel und wir haben eigentlich genug Raum für all das, wenn wir neue Prioritäten setzen.


    Das heißt:


    -aufhören mit dem Flächenfraß für Gewerbegebiete und Logistikhöfe und ggf. auch mal wieder ein Gewerbegebiet umwidmen (ja, das geht!), statt Parzellen nochmal 10 Jahre voll erschlossen leerstehen zu lassen, bis man die riesigen Grundstücke endlich einem Spediteur oder einem Pächter für die fünfte Tankstelle im 1 km Radius für ein Trinkgeld hinterherwerfen darf


    -nein, in Stadtrandlagen muss es keinen Kartoffelacker zwischen Autobahn, Wohngebiet und Umgehungsstraße geben, weder MUSS genau HIER die Kartoffel angebaut werden, noch geht hier eine landschaftliche Schönheit verloren, mit nett gepflegten Einfamilienhaus-Grundstücken bebaut Vs. trister Acker kann hier nur eine landschaftliche Aufwertung geschehen


    -endlich, endlich, endlich damit aufhören neues Bauland (fast) nur noch an Immobilienunternehmen zu veräußern und wieder im großen Stil Bauland direkt an Selbstnutzer (seien es EFH-Häuslebauer oder auch Eigentümergemeinschaften/Baugenossenschaften) verkaufen. Dabei muss dann die öffentliche Hand auch davon Abstand nehmen, ihre Profite aus Grundstucksgeschäften maximieren zu wollen. Aber das, was die öffentliche Hand hier einnimmt, muss sie hinterher an anderer Stelle doppelt und dreifach ausgeben, zB für mehr Wohngeld, wenn das Preisniveau durch den zügellosen Kapitalismus am Immobilienmarkt immer weiter davongaloppiert.


    -Kooperation der Kommunen in einem Ballungsraum, so dass das Gewerbe die Gemeinden nicht mehr gegeneinander ausspielen kann und diese sich mit immer neuen Dumpingkonditionen bzgl. Gewerbegrund gegenseitig unterbieten; stattdessen alle Möglichkeiten des Baurechts ausschöpfen um zB Logistikhöfe dazu zu zwingen, mehrstöckige Lager- und Umschlagshallen zu errichten (ja, das geht und das gibt es zB in England, wo es solche Regelungen häufig gibt, regelmäßig!), um nicht immer neue Flächen mit Wellblechschachteln zu belegen: wenn Betriebsflächenzuwachs, dann wo nur technisch möglich in die Vertikale!



    All das können Kommunen machen, ohne, dass Land oder Bund gesetzgeberisch tätig werden. Wenn man kreativer werden will gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, z. B. Programme um vorhandene Betriebsgelände so umzubauen, dass dort Flächen frei werden, die dann mit neuem Gewerbe gefüllt werden können, so dass es trotz wachsender Wirtschaft (häufig) überflüssig wird neues Grünland in Gewerbegebiet zu verwandeln, aber wenn wir über "Nachverdichtung" sprechen meinen wir bisher leider ausschließlich den Wohnungsbau.


    Auch hier wird einmal mehr deutlich: die Menschen sollen privat immer weiter zusammenrücken, damit sich Gewerbe und Industrie weiterhin ohne Zurückhaltung ins Land fressen können. Das ist für mich, ich lebe ja jetzt in Bayern wo man eine deutliche Sprache pflegt, eine riesige Sauerei.

  • ggf. auch mal wieder ein Gewerbegebiet umwidmen (ja, das geht!),


    In München ist dies sogar sehr verbreitet! Mitunter wird das für Gewerbebetriebe zum Problem, da diese große Schwierigkeiten haben adäquate Flächen zu finden.
    Mit der Paul Gerhard Allee wird z.B. ein 30ha großes Gewerbegebiet in ein Wohngebiet umgewandelt. Gleichzeitig entstehen aber keine 30ha an neuen Gewerbeflächen innerhalb des Stadtgebiets.


    Wir brauchen SOWOHL neue Einfamilienhausstadtteile,


    mit nett gepflegten Einfamilienhaus-Grundstücken bebaut Vs. trister Acker


    Innerhalb der sehr eng gezogenen Münchner Stadtgrenzen sollten EFHs nur noch im Rahmen von Nachverdichtungsmaßnahmen in bestehenden EFH-Siedlungen entstehen. Für die Ausweisung neuer Siedlungen ist der Platz zu wertvoll, gerade, wenn schon ein Acker bebaut wird. Dafür ist im Umland genug Platz.


    Dabei muss dann die öffentliche Hand auch davon Abstand nehmen, ihre Profite aus Grundstücksgeschäften maximieren zu wollen.


    Dafür gibt es in München die SEM. Diese wären München Nordost, München Feldmoching, die Prinz Eugen Kaserne, die Funkkaserne und die Bayernkaserne. Bei den beiden erst genannten wird der Bodenpreis ja gerade aufgrund der gewünschten Mietpreisentkopplung eingefroren und die Grundstücke anschließend günstig weiterverkauft (nachdem sie zu Bauland umgewidmet worden sind).


    wenn Betriebsflächenzuwachs, dann wo nur technisch möglich in die Vertikale!


    Dem Bürgermeister irgendeiner ländlichen Gemeinde ist es sicher lieber, die Logistikhalle ragt nicht 30m in die Höhe, sondern 30m in die Breite. Mir ehrlich gesagt auch. In der Stadt ist das wieder was anderes, siehe BMW und das Werk München, wo es praktisch nur noch in die Höhe geht. Schön sind diese Bauten aber trotzdem nicht.


    damit sich Gewerbe und Industrie weiterhin ohne Zurückhaltung ins Land fressen können.


    In Bayern wurde kürzlich das Anbindungsgebot gelockert. Gewerbe kann sich nun auch gemeindeübergreifend entlang von größeren Straßen ansiedeln, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Damit würde der Flächenfraß in die Landschaft zwar theoretisch zunehmen, allerdings vermehrt entlang sowieso schon unschöner Autoschneißen.


  • In Bayern wurde kürzlich das Anbindungsgebot gelockert. Gewerbe kann sich nun auch gemeindeübergreifend entlang von größeren Straßen ansiedeln, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Damit würde der Flächenfraß in die Landschaft zwar theoretisch zunehmen, allerdings vermehrt entlang sowieso schon unschöner Autoschneißen.


    Nein. Das ist ohnehin nur im ländlichen Raum relevant. Und dort ist die Mehrzahl der Landstraßen kurvig, schmiegt sich in die Landschaft, verschwindet regelmäßig hinter Böschungen, usw. und stört nicht besonders.


    Für diese letzten, noch nicht zersiedelten Räume in Bayern, wird das schlimme Folgen haben:


    http://muc1.framepool.com/shot…bayern-maeander-allee.jpg da darf jetzt prinzipiell ein Discounterbungalow mittenrein gesetzt werden...


    ..und da braucht auch niemand mehr über den bösen Flächenfraß jammern, wenn er sich weigert neue Einfamilienhausbaugebiete auszuweisen. Und ja, natürlich ist dafür im Münchner Umland noch reichlich Platz. Aber auch rund um Dachau wird sowas ja kaum noch ausgewiesen und wenn, dann kostet ein kleines Grundstück schnell 1 Mio. €. Das Eigenheim ist damit im ganzen Großraum (nicht nur "MÜNCHEN CITY"!) zum Luxus für wirklich Reiche geworden. Denn für die 1 Mio. € hat man noch nichts, als ein leeres Grundstück. Bis man dann in ein Haus einziehen kann ist man mit allen Finanzierungskosten usw. 1,5 Mio. € am abzahlen. Das kann sich kein normaler Mensch mehr leisten.


    Die SPD brauch sich auch nicht wundern, dass sie inzwischen in Bayern zur "Projekt 18 %"-Partei geworden ist, wenn sie für die Normalverdiener keinerlei Antworten hat - gerade in den wachsenden Ballungsräumen. Da ist es den Menschen nämlich im Zweifel näher und wichtiger, sich ein Eigenheim leisten zu können, als über Gender Studys und die Umbenennung von "Studentenwerk" in "Studierendenwerk" zu diskutieren. Die SPD war mal die Partei der kleinen Leute, für die hatte euer SPD OB im kürzlichen AZ Interview aber keine Antworten, dabei ist das Wohnungsproblem wohl das derzeit größte Problem in der Kommunalpolitik überhaupt (über Krieg und Frieden wird ja nicht im Stadtrat entschieden).

  • da darf jetzt prinzipiell ein Discounterbungalow mittenrein gesetzt werden...


    Naja gut, nicht überall wo es künftig erlaubt ist, wird auch tatsächlich gebaut. Ich denke nicht, dass in Zukunft mitten in die unberührte Pampa geklotzt wird, sondern es sich aufgrund der Nachfrage nach wie vor auf gemeindenahe Grundstücke / Straßen beschränken wird.


    Wenn du wenig zersiedeltes Bayern erleben willst, dann empfehle ich dir den Bayerischen Wald ;)


    Und ja, natürlich ist dafür im Münchner Umland noch reichlich Platz. Aber auch rund um Dachau wird sowas ja kaum noch ausgewiesen


    Aschheim, Poing und Haar weisen z.B. kräftig aus. Wobei es nicht nur EFHs sondern auch Zwei- oder Dreispänner sein können. So groß ist der Unterschied da nicht.


    Die SPD war mal die Partei der kleinen Leute, für die hatte euer SPD OB im kürzlichen AZ Interview aber keine Antworten, dabei ist das Wohnungsproblem wohl das derzeit größte Problem in der Kommunalpolitik überhaupt


    Das Wohnungsproblem in München (und dafür ist Herr Reiter zuständig) wird sich nicht dadurch erledigen, dass er anfängt EFH Siedlungen auszuweisen. Hier braucht es kürzere Planungszeiten, höhere Dichte und ein größeres Bauvolumen. Für alle drei Punkte hat OB Reiter bessere Lösungen parat als alle seine Vorgänger zusammen. Dass diese natürlich noch lange nicht das Optimum darstellen, da sind wir uns sicher einig. Dennoch, es hat sich mittlerweile in der Bauwirtschaft herumgesprochen, dass unter ihm Dinge möglich sind, die die letzten 50 Jahre nicht mal erwähnt werden durften.
    Eine Genossenschaft verhandelt aktuell mit einer Supermarktkette zur Parkplatzüberbauung, für ein Wohngebäude gibt es zum ersten Mal seit Jahrzehnten überhaupt wieder einen offenen Wettbewerb (über 200 Büros nehmen Teil), Umstrukturierungen in der Verwaltung und den Vorschriften werden angegangen etc.


    Wie das Umland mit dem Wachstum umgeht, liegt nicht in Reiters Hand. Mehr als täglich Kooperationsbereitschaft signalisieren und den Dialog zu suchen, geht beim besten Willen nicht. Hier ist es vielmehr Aufgabe einer übergeordneten Instanz, die künftige Entwicklung aktiv zu steuern, damit sich die Kommunen nicht nur am ÖPNV Netz laben und Gewerbebetriebe ansiedeln lassen, sondern auch Wohnraum ausweisen.


    Gleichzeitig muss man lesen, dass der Freistaat es 2016 nicht einmal geschafft hat, die Hälfte seiner geplanten Wohnungen in Bayern zu bauen. Die Münchner CSU versucht obendrein nach wie vor, so viele Bauprojekte wie möglich zu stutzen. Weitere Beispiele für Landesversagen sind der pompöse Steuercampus, die McGraw Kaserne, bei der jahrelang nichts voran ging und das Ex-Olympia-2018 Gelände, das nun arg zurückhaltend angegangen wird. Die CSU sollte weniger Zeit damit vergeuden, anderen das Leben schwer zu machen, sondern stattdessen selbst mal die Initiative ergreifen und z.B. Wohneigentum oder verstärkten Bürobau fördern. Die Ticketpreisbremse ist anders als die unbedachte Bierpreisbremse (welche nur den exzessiven Bierkonsum gefördert aber keiner Familie geholfen hätte) schon mal eine Überlegung wert.


    Frei heraus: Ich habe in meinem Leben bisher immer die CSU gewählt. Sowohl auf kommunaler wie auch auf Landesebene (mit Ausnahme der FDP vor einigen Jahren). Doch Herr Reiter macht seinen Job im Vergleich zu allen Alternativen einfach mittlerweile zu gut. Viele seiner Maßnahmen wären unter CSU Führung so nicht möglich. Jetzt fehlt eben nur noch die Entschlossenheit, noch konsequenter zu verdichten und die Planungszeiten von Infrastruktur und Büro- bzw. Wohnungsbau wirksam zu verkürzen.

  • Doch Herr Reiter macht seinen Job im Vergleich zu allen Alternativen einfach mittlerweile zu gut. Viele seiner Maßnahmen wären unter CSU Führung so nicht möglich. Jetzt fehlt eben nur noch die Entschlossenheit, noch konsequenter zu verdichten und die Planungszeiten von Infrastruktur und Büro- bzw. Wohnungsbau wirksam zu verkürzen.


    Im Vergleich zu seinem Vorgänger besser ja, aber immer noch nicht gut. Ich würde mir wünschen anstatt Frauentausch mal ein Jahr Planertausch mit Amsterdam zu machen. Oder Wien. Oder Kopenhagen.

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    Ein Bürgermeister allein kann nicht viel bewirken.
    Mit Kopenhagen würde ich aber nicht tauschen wollen. Was da so an Neubauten entstanden ist, ist fürchterlich.