Band des Bundes, Spreebogenpark und Reichstag

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    Das Brasilia-Thema von Kleihus finde ich auch am überzeugendsten. Passt gut in die DDR-Achse zum Forum. Der hunderste Mies oder Bonner-Rebuplik-Pavillion muss dort nicht unbedingt sein. Der erste Preis mit den Stützenwald ist okay aber langsam zu oft gebaut und in seiner Farb- und Materialwahl zu bieder.

  • Eigentlich hätte man den Entwurf der am Weitesten vom Mainstream entfernt ist, der Reichstag-Eckturm-Fuss (?) von ENNS, als solches auch würdigen sollen. :)

  • ^ Du meinst Egbert, Negwer, Suselbeek? Das Ding sieht aus wie ein abgebrochener Bismarckturm (um nicht zu sagen: Germania lässt grüßen!). Mir gefällt auch der Kleihues am besten; außerdem mag ich den Entwurf von Allmann, Sattler und Wappner mit der spiralförmigen Treppe ins Untergeschoss – ein schönes Zitat der Treppe(n) in der Reichstagskuppel.

  • Wir müssen uns also vorstellen: man geht in das besucherzentrum, wird dort durchleuchtet und steigt ab in den Tunnel, um 30 Meter weiter vor der reichstagstreppe erstaunt wieder-
    Aufzutauchen.

  • Was, Architektenkind, haben den Bismarcktürme mit dem NS-Projekt "Germania" zu tun? Die große Zeit der Bismarchtürme war doch 50 Jahre früher zum Ende des 19. Jahrhunderts.

  • Was zu erwarten war, ist eingetreten: Nicht der filigranere der beiden erstplatzierten Entwürfe hat das Rennen gemacht, sondern der m.E. unelegantere, strengere Entwurf der Züricher Arbeitsgemeinschaft Markus Schietsch Architekten.


    Dass die Architekten (mal wieder) aus der Schweizer Heimat unserer Senatsbaudirektorin Lüscher stammen, sollte ich vielleicht unerwähnt lassen, um nicht Verschwörungstheorien Vorschub zu leisten ;)


    http://www.bz-berlin.de/berlin…er-zentrum-fuer-bundestag

  • Das ist ein Bundesbau und es gab eine Jury. So ein Unsinn zu behaupten, die Senatsbaudirektorin würde Landsleute durchdrücken. Besser sich mal vorher informieren.


    (Preisrichter Prof. Carlo Baumschlager, Prof. Stefan Behling, Jens Betcke [Stellvertreter], Prof. Andrea Deplazes, Prof. Donatella Fioretti, Bettina Georg, Prof. Almut Grüntuch-Ernst, Prof. Regine Keller, André Kempe [Stellvertreter], Eva Maria Lang [Stellvertreterin], Prof. Arno Lederer [Vorsitz], Gabriele Pütz, Till Rehwaldt, Olga Ritter [Stellvertreterin], Prof. Benedikt Schulz, Prof. Michael Schumacher, Henrike Wehberg-Krafft [Stellvertreterin])

  • Ich würde gerne einen anderen Aspekt in die Diskussion einbringen. Für mich ist nicht der Entwurf, sondern der (missglückte) Standort das entscheidende Thema. Ich halte es für problematisch, immer weitere Gebäude in den Tiergarten zu stellen. Irgendwann ist der Tiergarten kein Park mehr. Hier werden klare städtebauliche Einteilungen verwischt.


    Ein Park ist ein Park! Da stehen Bäume.
    Ein Stadtquartier ist ein Stadtquartier! Da stehen Gebäude.


    Und in Berlin gibt es einen Tiergarten, wo der Bund seine Gebäude wie Hundehaufen in die Grünflächen setzt. Ein Ärgernis.

  • Ich hoffe über das Interieur ist noch nicht entschieden worden. Die Darstellung des Architekten mit den dunklen Fliesen und dem Treppengeländer im Stil der 50er-Jahre wirkt weder zeitgemäß noch ansprechend für so einen repräsentativen Bau (der er sein sollte).

  • @ Architektur-Fan
    Ich bin ja auch ein Verfechter von Stadtgrün, ob allerdings der Tiergarten darunter leidet wenn ein Pavillion durch einen anderen ersetzt wird bezweifle ich. Vor 1945 gab es in diesem Bereich sehr viel weniger grün als jetzt. Es gibt kein Krollsches Etablissement mehr, kein Kriegsministerium, kein Alsenviertel. Und das Band des Bundes in diesem Bereich beansprucht recht viel weniger Fläche als die Vorkriegsbebauung. Somit findet da ein ordentlicher Ausgleich statt.

  • Camondo
    Du sprichst das Band des Bundes an. Genau dort hätte ich dieses Besucherzentrum hingestellt. Am Band des Bundes klafft immer noch die Lücke, wo das Bundesforum mal gebaut werden sollte. Warum kann man diese Lücke (oder einen Teil dieser Lücke) nicht mit genau diesem Besucherzentrum bebauen? Stattdessen wird die Lücke offen gelassen und an anderer Stelle im Tiergarten das neue Besucherzentrum hingeklatscht. Es ist immer das Gleiche: Man öffnet neue Kriegsschauplätze, anstatt alte Kriegsschauplätze endlich zu schließen.

  • > Ja so war das seinerzeit ja auch angedacht. Aber ich denke einerseits hat man sich mit dem Kanzleramt als Solitär (es war ja nie als Solitärbau gedacht sondern der westliche Abschluss des Bandes), angefreundet und andererseits wäre das aus heutiger Sicht sicher ein Sicherheitsproblem. Ich wäre ja schon froh wenn man endlich eine städtebaulich ästhetische Lösung für die Rückführung dieser verhunzten Umgehungsstrasse um die Schweizerische Botschaft herum, finden würde.

  • Spreebogenpark

    Ursprünglich für 2017 geplant, nun wohl 2019 endlich und tatsächlich fertiggestellt:


    Die Ostumfahrung um die Schweizer Botschaft - die quer durch den unvollendeten Spreebogenpark führt - soll ab Frühjahr (2018!) rückgebaut werden. Lange nach Eröffnung des Tiergartentunnels (2006) haben sich Bund und Land Berlin darauf geeinigt, dass es eine „Forumsquerung“ weiterhin geben soll, allerdings „bei verringertem Straßenquerschnitt“.
    Die Grünflächen im Spreebogenpark werden nach den Plänen des Schweizer Büros Weber und Sauer fertiggestellt, die seinerzeit den Landschaftswettbewerb gewonnen hatten.


    Q: http://www.berliner-woche.de/hansavi...l-d140116.html
    https://www.berliner-zeitung.de/berl...endet-28987910
    (Letzterer Artikel mit Abbildung der künftigen Verkehrsführung)


    PS: Nachdem ein Moderator meine mühevoll erarbeitete Zusammenfassung (mit Querverweisen zur Debatte rund um eine "Alsen-Viertel-Bebauung", Lageplan, "Kulturforum" etc.) in den Papierkorb verschoben hat, hier noch ein Link: http://www.deutsches-architekt…php?p=591050&postcount=28

  • ^ wenn das war sein sollte, sind das wirklich sehr gute Nachrichten, endlich mal. ich bin fast ein wenig bewegt ;)
    Fehlt jetzt noch die Vollendung des Bürger-Forums zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus... und die Vollendung des Band des Bundes im Osten.

  • ^ Ich fürchte, die Ecke ist städtebaulich kaum zu retten. Die Schweizer Botschaft verleiht dem Ganzen das Aussehen einer abgeräumten Brache, auf der ein Gebäude übriggelassen wurde - ist ja auch so. Das Bürgerforum könnte dem Stadtraum eine gewisse Fassung geben, aber es scheint nicht geplant zu sein, das noch irgendwann zu bauen. Die neue Verkehrsführung geht genau über das Gelände, und eine Straße, die man jetzt neu baut, wird wohl in den nächsten 25 Jahren nicht mehr angefasst werden.

  • Wozu auch das Bürgerforum? Dann verbaut man den freien Blick auf den Spreebogen, den man mit dieser seltsamen Metallrampe im Park extra betonen wollte. Nein, es ist gut, dass dieser Bereich frei bleibt. Das ermöglicht einen angemessenen Blick auf die beiden Repräsentationsbauten Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus.
    Das Problem mit der Schweizer Botschaft sehe ich aber auch. Ich denke, eine gute Lösung wäre es, einen Bau ähnlicher Kubatur gegenüber zu setzen und eine Art Torfunktion zu schaffen.

  • ... Nein, es ist gut, dass dieser Bereich frei bleibt. Das ermöglicht einen angemessenen Blick auf die beiden Repräsentationsbauten Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus.
    ...


    Das war so aber von den Architekten nie so vorgesehen. Eine Solitärstellung des Kanzleramtes wollten sie auf keinen Fall. Dann kann sich der Bund der diesen städtebaulichen Entwurf ja explizit zum Sieger gekührt hat nicht einfach darüber hinwegsetzen. Ich würde die Verantwortlichen wegen Verstümmelung geistigen Eigentums zur Verantwortung ziehen. Es ist ja gerade die Idee des Bandes des Bundes die so zunichte gemacht wird.
    Dass autokratische Geister hier eine Solitärstellung gut finden ist nachvollziehbar ist aber nicht gewünscht.
    Und wie man auf dem Modellfoto gut erkennen kann würde die Situation der Schweizer Botschaft mit dem Bau des Bürgerforums auch entschärft. Wenn Sichtachsen gewollt hätte hätte man anders entscheiden können, Entwürfe gab es genug.
    Im nachhinein den Entwurf und die Idee so zu entstellen ist echt ein Skandal. Hier wie so oft fehlt die Stimme eines versierten Kulturministers der die Dinge in seine Bahnen lenken könnte, aber...


    http://www.stadtentwicklung.be…and_copy_a_weisse_800.jpg