Neubebauung Bahnhofsvorplatz ("Maximiliancenter"|"Urban Soul")

  • Die Ausstellung "Wettbewerb Bahnhofsbereich" mit allen Entwürfen ist bis 18. Dezember im Foyer des Stadthauses, Berliner Platz 2, zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr.


    Quelle: GA Bonn

  • Ein kleines Modellfoto des geplanten Neubaus. Lässt nichts Gutes vermuten, weder Kleinteiligkeit noch Formensprache oder Proportion des gründerzeitlichen Bestands werden aufgenommen.

  • Wenn man sich das Wettbewerbsergebnis anschaut, dann verzichten alle Gewinner auf einen Riesenkomplex über den gesamten Bahnhofsbereich, wie es der Investor vor ein paar Jahren gerne gemacht hätte
    Der Bahnhofsbereich wird sicherlich mit einzelen Blöcken bebaut. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass diese Blöcke einzelne Teilfassaden haben werden, die sich dann noch irgendwie an der Gründerzeit orientieren. Kleinteiligkeit ist sicher nicht das Ziel des Projektes. Vielmehr hoffe ich auf urbane Eleganz und ein bisschen Großstadt. vielleicht könnte man sich an der kritischen Rekonstruktion aus Berlin orientieren?
    Ich hoffe aber, dass alle Blöcke jeweils unterschiedliche Fassaden bekommen.



    Bei aller Schwächen im Detail einiger Projekte begeistern mich die Aussichten der Bonner Innenstadt: Festspielhaus, Bahnhofsbereich, Spardabank, Stadtsparkasse, Brassertuffer, ev. Beethovengalerie und Folgeprojekte: Über der Bonner Innenstadt werden sich bald einige Kräne drehen. Vorbei die Zeiten, als Innenstadtaufwertung aus Fassadenrenovierung und Betonpfalsterung bestanden. Bald wird der Mief verschwinden!
    Für die Innenstädte von Godesberg, Beuel sowie Hardberg/Duisdorf sehe ich aber keine allzu guten Perspektiven. Und im Bundesviertel werden bald die letzten Kräne verschwinden...

  • Vielmehr hoffe ich auf urbane Eleganz und ein bisschen Großstadt.


    Das hoffe ich auch. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass beides in Bonn schwer umzusetzen ist. Wenn schon an der vermurksten Verkehrsführung im Bahnhofsbereich nichts geändert werden soll, welche städtebaulichen Impulse sollen dann von einer Neubebauung ausgehen?


    Rekonstruktionen halte ich am Bahnhof nicht für notwendig, aber die Neubebauung sollte sich harmonisch in die Bestandsstruktur einfügen. Der Wettbewerb hat gezeigt, dass die meisten Architekten die Fläche nur als Bühne für ihre Inszenierungen verstanden haben. Insofern muss ich sagen, sind ausnahmsweise wirklich die besten Entwürfe in die Endrunde gekommen.


    Die neuen Gebäude sollten


    • sich in der Höhe am gründerzeitlichen Bestand orientieren, dabei aber in der Höhe gestaffelt sein
    • Materialität und Gestaltung/ Gliederung der Fassaden sollte sich an den Gründerzeitbauten orientieren; ein Block wie die neue Südüberbauung sollte zumindest in drei Teilfassaden gegliedert sein
    • keine Flachdächer besitzen
    • die größeren Blöcke sollten Durchgänge/ Passagen/ Innenhöfe aufweisen
    • Offenheit zur Stadt zeigen, d.h. Einkaufen/ Gastronomie und Unterhaltung in UG/EG/1.OG, akzentuiert wie in diesem Berliner Beispiel, zum Bahnhof durch Kolonnaden, darüber Wohnen/ Hotel/ Büro


    Das Modellfoto zeigt, soweit zu erkennen, ein monolithisches Gebilde, das nach Vorstadtshopping aussieht, aber nicht nach Großstadt-Boulevard.

  • ich glaube nicht an Spitzdächer und Neohistorismus in Bonn. letzteres will ich auch garnicht, da Neohistorismus ziemlich blass aussieht vor dem großartigen Bonner Historismus.


    Ob Vorstadtshopping oder elegante Urbanität: alleine die Fassadendetails und Materila sind entscheidend

  • Den Verweis von rec auf das Berliner Gendarmenpalais und die Anlehnung an die Berliner Gestaltungssatzung mit historischer Parzellierung und Traufhöhen sowie Vorgaben für Material und Obergrenzen für den Anteil von Fensterflächen kann ich als Diskussionsgrundlage nur befürworten. Eine Gestaltungssatzung wäre auch gegen den Wildwuchs in der Gronau in Form der dort entstehenden Ergänzungsbauten für die Post AG hilfreich. http://www.deutsches-architekt…wthread.php?t=5667&page=4

  • Es ist entschieden: Der Entwurf des Kölner Architekten Schmitz soll realisiert werden!! Weitere Infos unter http://www.bonn.de. Als nächster Schritt soll in einer europaweiten Ausschreibung ein Investor gefunden werden.
    Schmitz ist in Bonn kein Unbekannter. Er hat den Bertha-von-Suttner-Platz geplant.

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  • Hier der Link zur Pressemeldung.


    Unklar ist noch, was mit der Südüberbauung passiert. Der Investor, der dort neu bauen möchte, verlangt von der Stadt 13 Mio. Euro an Ausgleichszahlungen für entfallende Nutzfläche.


    Der Entwurf des Architekturbüros Stefan Schmitz:

    © Stadt Bonn



    Abgesehen von dem unsäglichen Parkhaus auf dem Rheinuferbahnhof-Gelände (einfach eine Schnapsidee) kann man mit dem Ergebnis leben. Das Ganze wird aber stehen oder fallen mit der Qualität der Architektur.

  • insgesamt ein konservativer Entwurf, was an dieser Stelle nicht schaden kann. Glänzen können dann ja später die architektonischen Entwürfe


    -mir gefällt der gute Abschluss zur Poppelsdorfer Alle-dass geht einfach nicht anders
    -Auch die Bebaung des Busbahnhofes mit einm Riegel zur Bahn finde ich richtig.
    -schön ist der kleine Platz vor dem Bahnhof-hier hatten die Moderatoren bei der Bürgerbeteiligung zum Teil wehement einen Platz abgeleht, da Bonn "keine weiteren Plätze benötigt", wie ich mich erinnere
    - der Block nördlich er Poststrasse ist relativ massiv, wenn auch aufgelockert. hier würde mir eine Aufteilung in 2 Blöcke besser gefallen.


    Das Parhaus ist gewöhnungsbedürftig, aber OK. immerhin setzt es als Blockrand den Verlauf der Thomas Mann Strasse fort. Zudem fungiert es als wohltuende Barriere: Es trennt erstens die Stadt von der relativ ungemühtlichen Bahn, vor der neuen City-Loggia entsteht ein kleiner dreieckiger Platz, wo bisher die Strasse knapp am Gebäude vorbeiführt. Das dürfte ein Minimum an Aufenthaltsqualität erzeugen, die es jetzt dort nicht gibt. Zweitens zerschneidet das Parkhaus den bahnparallelen Korridor zwischen Popppelsdorfer Alle und altem Friedhof. Diese Sichtbeziehung braucht die Stadt wirklich nicht. Durch die Verschwenkung der bahnparallelen Strasse kommt weniger Autobahnfeeling auf.


    Insgesamt bin ich zufrieden. hoffentlich geht es bald los. Meiner Meinung nach könnte man alle Baufelder separat aussschreiben-bitte zuerst an der Poppelsdorfer Alee

  • Der Entwurf hat natürlich Qualität. Viele Mängel stecken nicht im Entwurf selbst, sondern in den Rahmenbedingungen.


    Mir gefällt


    - der insgesamt klassisch, elegante städtebauliche Ansatz, v.a. der Rückgriff auf die Blockstruktur der früheren Gründerzeitbebauung. Die meisten anderen Architekten hatten das Areal als Projektionsfläche zur Selbstdarstellung missverstanden.
    - die Stadtkante rückt um etwa acht Meter vom Bahnhof ab, beinahe dem gründerzeitlichen Vorbild entsprechend. Der heutige "Engpass" entfällt und es entsteht (zumindest theoretisch) Platz für einen städtischen Boulevard "Am Hauptbahnhof".
    - das Empfangsgebäude des Bahnhofs wird durch die Aufweitung der Verkehrsfläche in Höhe Poststraße betont, eine Idee die Schmitz schon in einem früheren Entwurf von 1994 verfolgt hat (s.u.).
    - der neue "Platz" vor dem Bahnhof ist eher eine Aufweitung der Poststraße. Gut, so wird eine Emphase der besonderen städtebaulichen Situation erreicht, ohne die Blockstruktur unvorteilhaft zu sprengen.



    Kritisch sehe ich


    - die durchgehend viergeschossige Bebauung. Die fehlende Höhenstaffelung muss und wird hoffentlich im Architektur-Wettbewerb korrigiert, sie würde andernfalls das heterogen gewachsene Umfeld konterkarieren.
    - ebenfalls negativ sehe ich die nicht vorhandene Strukturierung der "Mall" auf dem nördlichen Baufeld, ein Fehlgriff der fatal an die gescheiterte Brune-Planung erinnert.
    - der Boulevard läuft direkt auf das Parkhaus zu bzw. wird von diesem optisch abgeschlossen. Bei allem Respekt, ein solches Parkhaus vermittelt Flughafenatmosphäre und hat an dieser Stelle nichts zu suchen.
    - auch verkehrlich wirkt das Parkhaus als Hindernis das umständlich umkurvt werden muss. An dieser Stelle hat mir der Entwurf von JSWD-Architekten wesentlich besser gefallen, der die Rabinstraße in die städtebauliche Gesamtkonzeption einschließt und nicht zur Zufahrtsstraße degradiert ausgrenzt.



    Als weiteres Problem kommt hinzu, dass niemand in der Verwaltung oder Politik offenbar erkennt, das zu einer wirklich qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Lösung auch die Verkehrssituation gravierend geändert werden muss. Die Nordunterführung bleibt, d.h. auch der Busbahnhof muss in Konsequenz an seinem jetzigen Ort verbleiben. Daraus resultieren


    - weiterhin lange Umsteigewege zwischen Bus und Stadtbahn, am zentralen Umsteigeknoten der Stadt!
    - unnötige Busbewegungen vor dem Bahnhof vermindern auch zukünftig die Aufenthaltsqualität und die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes vor dem Bahnhof.
    - Gehwege, Bäume und Aufenthaltsflächen wird es nur auf der Stadtseite des Boulevards "Am Hauptbahnhof" geben.
    - das Empfangsgebäude bleibt im Norden und Süden durch Taxen, Busse und Autoverkehr eingeschnürt, der Zugang von Norden weiterhin unmöglich.


    Die Alternative wäre langfristig die Nordunterführung für PKW und Busse zu schließen und durch die Viktoria-Unterführung zu ersetzen. So wäre ein neuer Busbahnhof zum Beispiel auf dem Gelände des Rheinuferbahnhofs möglich. Anstatt eines Parkhauses dort sollte eine große Tiefgarage gebaut werden.


    Aber was soll´s, der Schmitz-Entwurf bietet eine gute Grundlage auf der jetzt weiter gearbeitet werden kann.



    Konzepte des Kölner Architekten Stefan Schmitz für den Bahnhofsbereich im Auftrag des Cityausschusses der Bonner Einzelhändler im Jahr 1994:




    Quelle: Stadt Bonn

  • Die Stadt Bonn widerspricht in einer Pressemitteilung der Kritik des Vereins "Pro Bahnhofsvorplatz", sie sei bei der Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses Bahnhofsbereich untätig.
    Das Stadtplanungsamt arbeite momentan an der Verkehrslösung sowie zusammen mit der SWB an der Gestaltung des Busbahnhofs. Außerdem werde mit dem Wettbewerbssieger über weitere Aufträge sowie eine Überarbeitung, der die politischen Vorgaben des Rates berücksichtigt, verhandelt.
    Der Leiter des Liegenschaftsamtes betont, man halte den Investor der Südüberbauung nicht -wie kritisiert- hin.


    Die Stadt habe diesem vielmehr den Weg geebnet, sein Vorhaben, das Gebäude nach Ankauf abzureißen und einen Neubau zu ermöglichen, der sich in das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbes einfügt, zu verwirklichen. Die Bauvoranfrage wurde bekanntlich im Dezember 2008 positiv beschieden.
    Einer finanziellen Hilfe durch die Stadt wurde erneut eine klare Absage erteilt.
    Es sei nun am Investor, die privaten Eigentumsanteile zu erwerben, die er für die Objektübernahme benötigt und die Finanzierung zu sichern.


    Quelle


    Vom Investor haben wir aber schon länger nichts mehr gehört, oder? Mein letzter Stand ist zumindest, dass die German Development Group im Januar ankündigte, die Finanzierung sei durch und das Bankenkonsortium habe grünes Licht gegeben. Die 40 Alteigentümer sollten in der ersten Märzwoche ausgezahlt werden. Ist das passiert? Hat man nochmal was gehört?

  • Ich habe schon länger den leisen Verdacht, dass dieser Investor mit dem vorgeblichen Abriss der Südüberbauung sich nur eine günstige Position in der Ausschreibung um das gesamte Bahnhofsareal sichern wollte. Denn selbst für betriebswirtschaftliche Amateure (wie mich) ist ersichtlich, dass sich das Projekt für sich genommen kaum rechnen kann. Die GDG müsste erst 40 Mio in die Hand nehmen um das Gebäude zu kaufen, dann noch einmal ein bis zwei Mio für Abriss und Entsorgung und hätte dann nur ein leeres (nicht besonders großes) Grundstück! Unter diesem befindet sich auch noch eine höchst komplizierte Infrastruktur, die einem Neubau eine sehr anspruchsvolle und teure Unterkonstruktion abverlangt! Allein dieses Fundament dürfte viele weitere Millionen kosten. Obendrauf kämen noch die Kosten für den eigentlichen Neubau, der doch wohl mindestens so viel kosten wird, wie der Erwerb des alten Komplexes. Am Ende der Rechnung dürften Gesamtausgaben von 80- 100 Mio Euro stehen. Dafür erhält der Investor jedoch nur eine Flächensteigerung von etwa 30% durch ein zusätzliches Geschoss und eine bessere Ausnutzung des vorhandenen Platzes (Wegfall Innenhof etc..). Mit anderen Worten: irgendwas kann da nicht stimmen! Und welche Bank in diesen Tagen bereit ist, ein derart zweifelhaftes Unterfangen zu finanzeren, ist mir auch ein Rätsel!

  • @ metropolitan: der Abriss wird gerade wegen der u-Bahn darunter also wegen statischer Schwierigkeiten auf ein Vielfaches, also ca. 37,4 millionen geschätzt!

  • @ hauke:
    darf ich fragen, woher Du diese Information hast? Dass der Abriss teuer würde habe ich erwartet, aber 37 Mio erscheinen mir recht hoch.
    Sollte die Zahl stimmen, wäre sie ein starkes Indiz für meine Vermutung, dass der Investor etwas im Schilde führt. Denn solch ein Projekt kann kein seriöser Investor unternehmen und erst recht keine seriöse Bank gegenfinanzieren wollen..
    All diese Aspekte würden auch die zögerliche bis ablehnende Haltung der Verwaltung erklären - und rechtfertigen!