Sebalder Höfe (fertig)

  • Sebalder Höfe (fertig)

    Zeitungsartikel der NZ vom 22.06.2005 - Zitatanfang:
    Nach den Plänen des Berliner Architekten Volker Staab wird das ehemalige Produktionsgelände der Sebaldus-Druckerei bebaut. Immobilienentwickler Gerd Schmelzer gab gestern bekannt, dass Staab den besten von insgesamt sieben Entwürfen vorgelegt hat und den Zuschlag erhält.


    Schmelzer hatte sieben Architekturbüros aufgefordert, Vorschläge für die Bebauung des 22 200 Quadratmeter großen Geländes zu machen.


    Staabs Planungsgutachten überzeugte vor allem in zwei Punkten: Durch ein Dienstleistungs- und Einzelhandelsgebäude entlang der Laufertormauer schließt er die Lücke in der Altstadtmauer und gibt dem Altstadtring Kontur. Auch optisch passt Staab den Bau mit Natursteinen der Stadtmauer an. Sein zweiter Pluspunkt ist die Eingangssituation: Gegenüber dem mächtigen Laufertorturm nimmt er den Block etwas zurück und öffnet das ganze Areal mit einer Treppe für die Öffentlichkeit. Staab ist in Nürnberg kein Unbekannter, denn er plante das für seine Architektur oft gerühmte Neue Museum.


    Den kompletten Artikel können Sie unter folgender Adresse nachlesen:
    Zeitungsartikel der Nürnberger Zeitung
    Zeitungsartikel der Nürnberger Nachrichten
    Homepage von der alpha Gruppe (mit Pressemappe zu diesem Projekt)


    Die vorigen Beiträge zu diesem Thema findet Ihr hier:
    Nürnberger Höfe


    Habe dies getrennt, weil der Name von dem Projekt sich geändert hat!


    Was haltet Ihr davon? Man kann ja leider nicht so wirklich viel auf den Bildern erkennen. Es macht aber einen netten Eindruck mit der Terrasse für den Einzelhandel. Werde mal sehen, ob ich bessere Photos posten kann.

  • Höfe, Hoffnung, Hinterhof

    Es soll wohl wie eine Mauer mit Schießscharten aussehen?


    Im Ernst, was man erkennen kann, finde ich eher langweilig. Jedenfalls finde ich nicht, daß das die endgültige Antwort auf die Frage nach Bauen in historischem Kontext ist. Zwar beansprucht der Architekt für sich, ihn habe der Lückenschluß der Stadtmauer gereizt. Doch ist die Naturstein-Schichtfassade nicht die einzige Bezugnahme? Ich habe den Eindruck, daß hier wiederum etwas gebaut und nur äußerlich in notwendigem Rahmen angepaßt wird. Aber ich finde, daß Planungen mit solchen Aufgaben damit anfangen müßten, etwas mit der historischen Substanz zu bauen, und nicht gegen sie. Natürlich abgesehen von diesem, meiner Ansicht nach jedoch entscheidenden Punkt, hat der Entwurf interssante Qualitäten, wie das Einzelhandelskarree, das über eine große Treppe erreicht werden kann (aber kann diese mit den schönsten Treppen der Architekturgeschichte konkurrieren?). Das Bürohaus mit dem schrägen Dach gefällt mir nicht ganz so gut, die schräge Dachfläche wirkt etwas nackt.


    Die Abbildungen reißen mich jedenfalls nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Die Lobeshymnen auf den Staab-Entwurf, die Politik und Presse anstimmen, finde ich jedenfalls etwas übertrieben. Die NZ würdigt dem Entwurf sogar einen Kommentar mit dem Titel "Na also, es geht doch" und spielt damit auf die schlechten Klausfelderentwürfe (siehe extra Thread) an. Bei letzterem Vorhaben besteht jedoch keine Notwendigkeit, historische Gegebenheiten zu berücksichtigen. Angesichts der insoweit einfacheren Aufgabe kann man nicht von einem solch extremen Niveauunterschied sprechen, meine ich.


    Nach dem Zeitungsartikel ist Staab angeblich froh, nicht mehr im Hinterhof (wie beim Neuen Museum) arbeiten zu können. Dort ist ihm der Entwurf sehr gut gelungen, vielleicht weil es dort möglich war, frei und ohne äußerliche Rücksicht auf die Situation zu bauen.


    Der gute Name, den sich Staab in Nürnberg mit dem Neuen Museum zu Recht erworben hat, darf jedoch nicht dazu führen, daß sein Entwurf von vorneherein als genial betrachtet wird. Dieser Eindruck entsteht aber angesichts der Presseberichterstattung. Nürnberg ist ja an sich nur vereinzelt gesegnet mit Namen prominenter gegenwärtiger Architekten. Da kommt ein weiterer Staab-Entwurf gerade recht.

  • BauLust diskutierte über Sebalder Höfe, dazu ein Zeitungsartikel der NN vom 9.07.2005 - Zitatanfang:
    Er werde keinen Schandfleck produzieren, versicherte Immobilienentwickler Schmelzer, der dem ehemaligen Druck-Gelände klar den Vorzug vor den Ladenhütern Augustinerhof und Milchhofareal gegeben hat. Laut Oberbürgermeister Ulrich Maly hätten alle früheren Bewerber hier bloß die schnelle Mark machen wollen. Deren großspurige Pläne hätten der Stadtspitze regelmäßig die Gänsehaut über den Rücken getrieben. Den Bürgern ein unbekanntes Stück Altstadt zurückzugeben, sei jetzt ein erreichbares Ziel. Die reizvolle Lage mit fast sieben Metern Nord-Süd-Gefälle könne nun anspruchsvoll entwickelt werden.


    Trotz der Vorschusslorbeeren gab es Kritik. Warum der Zugang zum abschüssigen Gelände über eine Treppe nach oben führen müsse, erklärte Staab-Mitarbeiter Hanns Ziegler: Einzelhandel dieser Größe sei anders nicht unterzubringen gewesen. Kurz: Der Laden steckt unter der Treppe. Wie Aldi oder Lidl an der markanten Sandsteinfront wohl werben werden und wie durchlässig das Gebiet am Ende für Passanten ist — nicht alle Antworten waren eindeutig.


    Den kompletten Artikel können Sie unter folgender Adresse nachlesen:
    Zeitungsartikel der Nürnberger Nachrichten

  • Es wird immer wieder von einer Nachahmung einer Stadtmauer gesprochen. Das neue Gebäude steht aber nicht da, wo die Stadtmauer war, sondern auf dem Platz, wo hinter der Stadtmauer die Häuser standen, oder irre ich mich da?

  • baukunst-nbg: Hinsichtlich deiner Frage, anbei ein Artikel!


    Zeitungsartikel der NN vom 19.07.2005 - Zitatanfang:
    Die Ergänzung der historischen Stadtmauer am Rathenauplatz hat keine Chance auf Verwirklichung: Der Bauausschuss des Stadtrats befasst sich heute noch einmal abschließend mit dem Thema.


    Der etwa fünf Kilometer lange Sandsteinwall, der in wesentlichen Teilen aus den Jahren 1346 bis 1452 stammt, hat am Laufertorturm eine 310 Meter lange Lücke. Als erste Überlegungen zur Neugestaltung des früheren Sebaldus-Areal bekannt wurden, regten Leser dieser Zeitung an, das fehlende Mauerstück nach historischen Vorlagen zu bauen und somit die einstige Geschlossenheit der Altstadt wieder herzustellen.


    Die CSU-Stadtratsfraktion griff die Anregung auf und beauftragte die Verwaltung, einen Bericht über die Umsetzbarkeit dieser Idee abzugeben. Die Studie liegt nun vor, ihr Ergebnis: Eine Verwirklichung scheitert nicht nur am fehlenden Geld. Auch der gültige Bebauungsplan spricht dagegen, denn zum einen schreibt er genau an dieser Stelle eine Grün- sowie eine Straßenverkehrsfläche fest.


    Den kompletten Artikel können Sie unter folgender Adresse nachlesen:
    Zeitungsartikel der Nürnberger Nachrichten

  • Vielen Dank für den Hinweis! In Wahrheit liegt es ein bißchen am Bebauungsplan (kann man ändern), etwas mehr schon am Geld (kann man beschaffen und budgetieren), aber am meisten natürlich am politischen Willen.


    Herr Dr. Exner, den ich persönlich kenne, spricht für das Landesamt für Denkmalpflege die zurzeit amtliche Sprache: der Rest der Stadtmauer würde durch eine Rekonstruktion entwertet werden. Nach dieser Meinung wären aber strenggenommen auch alle anderen Baudenkmäler der Nürnberger Altstadt wertlos, und auch vor dem Krieg wurde jahrhundertelang ergänzt, repariert, rekonstruiert.


    Schließlich können die Architekturhistoriker meist erkennen, welche Teile original und welche ergänzt sind.
    Auf der anderen Seite hat die Einstellung des BLFD natürlich für sich, daß zumindest nichts weiter zerstört wird, und die Denkmalschutzgesetze sollten zumindest verhindern, daß die Stätte der historischen Stadtmauer überbaut wird.

  • Nürnberg: Stellungnahme der Altstadtfreunde Nürnberg e.V. zu den Sebalder Höfen

    Ich habe für nuernberg-architektur.de eine Stellungnahme mit Bildern von den Altstadtfreunden erhalten, dies wollte ich Euch nicht vorenthalten!


    Kommentare oder Meinungen von Euch würden mich sehr interessieren (Bilder von den Visualisierungen sind weiter unten)!!!!!


    Stellungnahme der Altstadtfreunde zum Bauvorhaben "Sebalder Höfe"


    Die Altstadtfreunde drängt es nun doch sehr, auf diesem Wege zu dem
    Bauvorhaben "Sebalder Höfe" Stellung zu nehmen, nachdem sie Gelegenheit
    hatten, die Entwürfe zu sehen und an der Diskussion, veranstaltet von der
    Baulust, teilzunehmen. Die Diskussion war nicht sehr ergiebig, man hat immer
    nur vom Vertrauen in den Investor gesprochen, aber keine Forderungen
    gestellt oder Positionen bezogen. Vertrauen ist sicherlich eine ehrenwerte
    Sache, aber ganz ohne Festlegungen geht es wohl nicht.


    Aus diesem Grund möchten die Altstadtfreunde ihre Position nochmals
    verdeutlichen. Dabei bezieht sich unsere Stellungnahme im wesentlichen auf
    den Staab-Entwurf, der den Auftrag für den ersten Bauabschnitt erhalten hat,
    der im wesentlichen die Blockrandbebauung umfasst. Für die Innenhof.
    Bebauung wurde noch keine Entscheidung getroffen.


    1. Blick zurück
    Bis ins 19. Jahrhundert war das jetzt zur Bebauung anstehende Gelände im
    wesentlichen noch Gartenfläche, begrenzt durch Stadtmauer und Graben. Ab
    1870 erfolgte ein schrittweiser Abbau der Mauer und auf Mauer- und
    Grabenfläche wurden nacheinander unterschiedliche Gebäude errichtet (Schule,
    Planetarium und zuletzt im Jahr 1975 die unsägliche Trafostation). So
    wünschenswert einerseits die Schließung dieser großen Mauerlücke im
    Gesamtbild der Stadtmauer auch wäre, so erscheint andererseits nach einer
    mehr als 130jährigen anderweitigen Nutzung des Geländes diese Idee kaum
    realisierbar und wird von den Altstadtfreunden auch nicht gefordert, zumal
    die Kosten von der Stadt oder von Sponsoren getragen werden müßten. Außerdem
    wäre die Anbindung an die Trafostation äußerst problematisch.


    2. Ist-Situation
    Die Sebaldus Druckerei hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr
    ausgedehnt und der Dreischichtbetrieb wurde für die Menschen der umgebenden
    Wohnbebauung zu einer immer größeren Belastung. Mit der Umsiedlung des
    Betriebes in das Gewerbegebiet Hafen eröffnet sich die Möglichkeit zur
    Stadtreparatur und Stadterneuerung. Es ist dem Projektentwickler, Herrn
    Gerhard Schmelzer, hoch anzurechnen, dass er sich dieser schwierigen Aufgabe
    annimmt. Für die Lösung dieser Aufgabe sind jedoch folgende Punkte unbedingt
    zu beachten:
    · Das Gelände gehört zum denkmalgeschützten Ensemble Altstadt.
    · Dies erfordert bei der Neubeplanung Rücksichtnahme bezüglich
    Maßstäblichkeit und Material.
    · Die "Sebalder Höfe" dürfen kein Fremdkörper in der Altstadt werden.


    3. Stellungnahme zum Entwurf
    Die Altstadtfreunde sind sich durchaus bewusst, dass die Einfügung in die
    vorhandene Bebauung, die Rücksichtnahme auf das Ensemble Altstadt und die
    angestrebte Nutzung einen Spagat erfordern, der aber zu meistern ist.
    · Der Entwurf zeigt akzeptable Lösungsansätze, bedarf aber aus Sicht der
    Altstadtfreunde in verschiedenen Punkten einiger Nachbesserungen.
    · Die ruhige großflächige Gestaltung an der Laufertormauer vermittelt
    durchaus die Anmutung der abgegangenen Stadtmauer, in Material und
    Gestaltung ein gelungener Ansatz, wenn die Fenster auch willkürlich
    platziert wirken. Allerdings befremdet der obere Abschluss sehr, der mit dem
    Rücksprung eher an ein Penthouse in Neubauvierteln erinnert. Auch ohne diese
    Stufenlösung wäre der Anschluss an die Wohnbebauung Laufertormauer so hart,
    dass von Einfügen keine Rede sein kann. Hier sind unbedingt Nachbesserungen
    erforderlich, z.B. eine Abschrägung wie an dem geplanten Gebäude am Äußeren
    Laufer Platz.


    · Die Treppenlösung zur Erschließung der Innenhöfe ist ansprechend, auch
    wenn vor dem Gewerbezentrum eine etwas größere Freifläche wünschenswert
    wäre.
    · Völlig inakzeptabel für uns Altstadtfreunde ist der Entwurf des Gebäudes
    westlich der Treppe. Wenn mit der Abschrägung auch versucht wird, den
    Anschluss an die Wohnbebauung Äußerer Laufer Platz herzustellen, so wirkt
    die abgeschnittene Dachschräge doch etwas gewollt und vor allem bei den
    Fenstern fehlt dem Entwurf jegliche Maßstäblichkeit und Sensibilität. Das
    Gebäude wirkt einfach nur störend in der Umgebung, eine intensive
    Überarbeitung ist dringend erforderlich.


    · Keinesfalls dürfen die Häuser im Innenblock, die bis auf einen Planentwurf
    alle Flachdächer aufweisen, die umgebende Bebauung überragen. Bei dieser
    Forderung handelt es sich nicht - wie der Baureferent meinte - um ein
    Detail, das man jetzt noch nicht diskutieren müsse.


    Für das gesamte Bauvorhaben, aber besonders für die letzten beiden Punkte
    treffen die Aussagen von Herrn Pfarrer Weniger, St. Egidien, ausgezeichnet
    zu. Sie lauten sinngemäß: Man solle bei dem Bauvorhaben auch an die Seelen
    der Menschen denken. Die Nürnberger (und viele Besucher) lieben ihre
    Altstadt und wollen sie auch in diesem Viertel bewahrt und so gut wie
    möglich repariert wissen, d.h. Einfügen ins Ensemble Altstadt und Wahrung
    der Maßstäblichkeit. Wenn auf dem gesamten Areal nur Flachdachgebäude
    errichtet werden, wird dieses Viertel als Fremdkörper in der Altstadt
    empfunden werden.


    Die Altstadtfreunde haben den Oberbürgermeister eindringlich gebeten, bei
    den anstehenden Genehmigungsverfahren darauf hinzuwirken, dass die Bebauung
    in diesem nordöstlichen Quartier der Altstadt kein Fremdkörper wird, sondern
    sich in das Ensemble Altstadt einfügt.


    Wenn auch die Bebauung des Innenbereiches zur Zeit noch offen ist, so ist es
    für eine gute Gesamtlösung unerlässlich, dass im Zuge der ersten
    Teilgenehmigung auch ein Rahmenplan erstellt wird, der wichtige Kriterien
    wie Erschließung, Bebauungsdichte, Höhenentwicklung (Bauhöhen unter
    Firsthöhe der Blockrandbebauung!), aber auch Fragen der Fenstergestaltung
    und das Maß der werblichen Nutzung (Reklame) für den gesamten Komplex
    festschreibt.


    Ohne Nachbesserungen ist der vorliegende Entwurf für die Altstadtfreunde
    kaum akzeptabel, aber wir hoffen, dass auch bei einem "Stararchitekten" noch
    eine Diskussionsmöglichkeit besteht.


    Dr. Inge Lauterbach
    Altstadtfreunde Nürnberg e.V.


    Einige Fotos des Projekts zur Auswahl





    Dazu 2 Fotos von Dachlandschaften in der Altstadt, die ebenfalls ins Internet gestellt werden sollten: ein negatives mit der störenden Dachgestaltung in der Königstraße und ein positives, das die Nachkriegsdachlandschaft zeigt, die aber dennoch der Tradition der Altstadt verbunden ist.




    weiterführende Links zu DAF Beiträgen zu diesem Thema:
    Staab entwirft "Sebalder Höfe"
    Neuer Stadtteil: „Nürnberger Höfe“ (2,2 Hektar) mitten in der Altstadt

  • Leider kenne ich Nürnberg wenig und diese spezielle Situation gar nicht, also kann ich nur anhand der Fotos und Renderings kommentieren. Angesichts der dort zu sehenden Zumutungen wundert mich ehrlich gesagt, welch moderaten Ton die Altstadtfreunde anschlagen. Ich glaube auch nicht, dass Nachbesserungen, wie von den Altstadtfreunden gewünscht, zu einem annehmbaren Ergebnis führen können. M. E. braucht es ein komplett anderen Entwurf eines weit besseren Architekten.


    Was verspricht sich eigentlich ein Investor davon, einen Entwurf von dermaßen ausgesuchten Hässlichkeit auszuwählen und dann zu versuchen, diesen über alle Widerstände hinweg durchzusetzen? Das verstehe ich nicht.

  • Einzig wegen seines zu Recht hochgelobten Neuen Museums wird Staab jetzt in Nürnberg von vielen Seiten kritiklos in den Himmel gehoben. Dabei war schon das gleichzeitig mit dem Neuen Museum gebaute Museum Georg Schäfer in Schweinfurt keine Augenweide. Und nun das! Ich muß gestehen, daß ich beim Anblick der Bebauung zum Rathenauplatz hin nicht an die Stadtmauer gedacht habe, sondern ans zum Glück gescheiterte KÖMA-Projekt der späten 60er. Und dieser "Anschluß" an die Bebauung der Äußeren Laufer Gasse kann eigentlich nur ein Witz sein - sollte man zumindest meinen.

  • Zu den beiden Bildern der Karolinenstraße von oben erlaube ich mir eine kleine Verdeutlichung:



    Es handelt sich um die gleiche Perspektive, einmal vor dem Bau des Kaufhaus "Breuninger" (klein), einmal danach. Gerade von oben ist der krasse Eingriff deutlich. Das frühere Gründerzeitgebäude war bereits ziemlich groß im Vergleich zu den Bauten des historischen Nürnbergs. Das voluminöse Dach (Pfeile) konnte jedoch noch recht passend untergebracht werden, ohne das Stadtbild zu stören. Im krassen Gegensatz dazu steht die heutige Investitionsarchitektur, die ausschließlich den Erwerbsinteressen der Bauherren dient, aber der Baukultur in keinster Weise gerecht wird. Die öffentliche Hand ließe sich, wenn überhaupt Widerstand bestünde, leicht durch das Argument in die Knie zwingen, daß die Ansiedlung des Kaufhauses Arbeitsplätze schafft und die Attraktivität der Stadt für Konsumenten steigert und letztlich die Kommune finanziell profitiert. Gestalterische Vorgaben behindern ferner die Planung angesichts funktioneller Vorstellungen des Bauherrn. Die Persönlichkeit des gewählten Architekten und dessen individueller Stil erzeugen häufig weitere Spannungen.


    Würde man dem freien Lauf lassen, dann wäre keine einigermaßen geordnete Bauentwicklung möglich, jeder würde seine Hütte hinstellen, wie er will. Beispiele dieser Art gibt es genug, es sieht dann wahrscheinlich irgendwann aus wie in einem Industriegebiet. Kaum zu glauben, daß es verantwortliche Leute gibt, denen es wurscht ist, daß in denkmalsensiblen Bereichen so etwas passiert. In der Brunecker Straße ist es mir auch egal, aber nicht in der Lorenzer Altstadt.

  • War der Breuninger-Altbau ein Gründerzeitgebäude? Ich dachte immer, das käme aus der Nachkriegszeit...?

  • Aus der Nachkriegszeit war ein Bauteil, der größere, soweit ich mich erinnere, war jedenfalls vor dem 1. Weltkrieg entstanden. Ein Teil der Fassaden steht noch, und zwar zur Adlerstraße hin.

  • Mich stört hier ehrlich gesagt die Grundhaltung. Wir sprechen doch hier über Architektur, oder? Und die ist immer zeitgenössisch, oder sollte es zumindest sein, oder wie sonst wären die Altstädte entstanden, die wir heute als so lebenswert empfinden? Und zeitgenössische Architektur heute besteht halt (hoffentlich!) aus mehr als Fachwerk und Satteldach. Aber das ist offensichtlich nicht die Haltung vieler hier.


    Zudem wird immer so getan, als ob der Blick von der Burg der einzig seelig machende ist; dabei hält man sich doch ungleich öfter im Straßenraum auf als auf dem Aussichtspunkt der Burg.


    Mir ist auf jeden Fall ein ehrlicher Neubau, so wie der hier von Staab, wesentlich lieber als ein Pseudo-Rekonstruktion a la Noris Venezia.

  • bauigel: Erst mal herzlich Willkommen im Forum, schön das du dazu deine Meinung abgibst. Ich hoffe, es war nicht dein Letzter!


    Ich kann natürlich jetzt nicht für die anderen Sprechen, ich habe durchaus nichts dagegen, wenn in der Altstadt Moderne Architektur hingebaut wird. Entweder auf Alt gemacht oder Moderne Architektur, bloß keine 0/15 Gebäude....


    Ich bin zwar Mitglied bei den Altstadtfreunden, weil Sie eben alte Gebäude vor dem Verfall retten, ich bin deswegen jedoch nicht immer Ihrer Meinung. Ich dachte jedoch, dass die Stellungnahme von den Altstadtfreunden von Interesse wäre, die Gegendarstellung von Staab natürlich auch!


    Ich weiß nur nicht, was ich von diesem Entwurf halten soll. Ich finde z.B. das Neue Museum wirklich eine Bereicherung für die Altstadt und ein wirklich gelungenes Objekt. Es ist auch ein gutes Beispiel, dass moderne Architektur in der Altstadt kein Fremdkörper darstellen muß/kann.


    Bei diesem Entwurf finde ich zwar interessante Bereich, jedoch aber auch Elemente die mir nicht zusagen. Irgendwie haut es mich jetzt nicht um. Ok, dass muß es wahrscheinlich auch nicht. Ich muß es wahrscheinlich erst mal in der Realität sehen.


    Wie sagt dir denn der Entwurf zu? Findest du Ihn gut?

  • bauigel: Auch ich freue mich, daß wir ein neues Diskussionsmitglied im Nürnberg-Bereich haben. Je mehr, desto besser.


    Allerdings finde ich, daß deine etwas pauschale Kritik an einer bestimmten Grundhaltung dem komplexen Problem des Bauens in historischem Zusammenhang kaum Rechnung trägt. Es geht hier nicht nur darum, "zeitgemäß" zu bauen, und ob dies ein unüberbrückbarer Gegensatz zu "Fachwerk und Satteldach" ist. Viele Belange spielen bei der Entscheidung eine Rolle, wie gebaut werden soll. Die Bedeutung der Entscheidung ist groß, da Bauwerke grundsätzlich darauf angelegt sind, auf Dauer bestehen zu bleiben. Weder eine Fachwerk- noch eine Flachdachideologie können erwünscht sein.


    Noris Venezia ist im übrigen nicht einmal eine Pseudo-Rekonstruktion, sondern überhaupt keine Rekonstruktion, sondern ein zeitgemäßer Wohnungs neubau wie ihn Bauträger überall in Massen aufstellen, allerdings mit Phantasie-Fassaden, die an italienischen Vorbildern orientiert sind. Ob es einem gefällt ist Geschmackssache, die einen finden es kitschig, die anderen einen wohltuenden Farbtupfer im grauen Nachkriegseinerlei der Vorstadt. Dies hat aber mit der im Interesse der Allgemeinheit liegenden Erhaltung des Erscheinungsbildes und der Substanz der vor allem historisch und künstlerisch überragend bedeutenden Nürnberger Altstadt nichts zu tun. "Noris Venezia" wäre in einem Denkmalensemble nicht denkbar.


    Im übrigen ist es gerade zeitgemäß, wenn im Bauwerk zum Ausdruck kommt, daß die Menschen mit Rücksicht auf die Situation eines Bauwerks über seine Gestaltung entschieden haben. Genau so sind die Altstädte entstanden, die wir heute, wie du sagst, als so lebenswert empfinden. Denn das Nürnberger Bauwesen hatte wie viele andere über Jahrhunderte strenge Bauvorschriften, die zu einem vielfältigen, aber insgesamt einheitlichen Erscheinungsbild führen. Sonst könnten wir ja Neuselsbrunn am Hauptmarkt bauen.


    Es stimmt zwar, daß man sich öfters im Straßenraum befindet, als auf der Burg. Dennoch halte ich deine Aussage als nicht für ernst gemeint, daß man damit die Dachlandschaft völlig preis geben kann. Sie kommt doch zu oft ins Blickfeld. Oder willst du Lorenz- und Sebalduskirche auch mit Flachdächern versehen? ;)


    Es gibt im übrigen genügend Platz, um kompromißlos progressiv (ich sage bewußt nicht "modern") zu bauen. Selbst in der Altstadt halte ich das für möglich, sogar für wünschenswert. Es sind jedoch höhere Anforderungen zu stellen, wenn in der Altstadt gebaut wird, als nur eine Kiste hinzustellen.


    Die Sebalder Höfe finde ich grundsätzlich gar nicht so schlecht konzipiert. Was mir außer der verhaltenen, aber sachlich zutreffenden Kritik der Altstadtfreunde nicht gefällt, ist die lockere Bebauung mit Wohngebäuden im Innenbereich. Das könnte überall stehen und bietet zwar eine schöne Aussicht für die Bewohner, jedoch keinen schönen Anblick für die Betrachter. Schön finde ich allerdings die Schaffung von gestaltetem grünem Freiraum in der Altstadt, wie sich in folgendem Plan von 1763 zeigt, nicht ohne Vorgänger:



    Staab hat sich gute Gedanken gemacht. Die jahrhundertelange Diskussion um Bauen in Nürnberg sollte ihn jedoch nicht abschrecken, sondern ermutigen, etwas auf den Charakter der Stadt einzugehen und die Chance zu ergreifen, ein kongeniales Werk der Baukunst zu schaffen.

  • Heute gab es einen interessanten Artikel u.a. mit der Aussage des Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz.


    Zeitungsartikel der NZ vom 22.09.2005 - Zitatanfang:
    Die Altstadtfreunde und das Bayerische Amt für Denkmalpflege in München sind mit Teilen des geplanten Bauprojekts „Sebalder Höfe“ nicht einverstanden.


    Für Inge Lauterbach, Vorsitzende der Altstadtfreunde, sprengt das Bauvorhaben auf dem ehemaligen Gelände der Sebaldusdruckerei am Rathenauplatz die Maßstäblichkeit in der Nürnberger Altstadt: „Es fügt sich nicht in das Ensemble Altstadt ein.“ Auf dem 22 000 Quadratmeter großen Areal am Äußeren Laufer Platz sollen Dienstleistungs-, Handels- und Wohngebäude entstehen. Für die ersten Gebäude entlang der Laufertormauer und für den Eingangsbereich gegenüber dem Äußeren Laufer Platz hat der renommierte Architekt Volker Staab Pläne gemacht, die vom Baukunstbeirat abgesegnet wurden.


    Altstadtfreundechefin Lauterbach lobt zwar insgesamt den Einsatz von Immobilienentwickler Gerd Schmelzer nach dem Wegzug der Druckerei an den Hafen, an dieser exponierten Stelle in der Innenstadt Stadterneuerung und Stadtreparatur zu betreiben, doch sei der vorliegende Entwurf kaum akzeptabel.
    [...]
    Die Altstadtfreunde sind auch darüber verärgert, dass für die Bebauung im Inneren des Blocks keinerlei Vorgaben von der Stadt gemacht werden und bislang fast nur Pläne von Gebäuden mit Flachdächern vorgestellt wurden. Lauterbach fordert einen Rahmenplan, der Erschließung, Bebauungsdichte, Höhenentwicklung, Reklameflächen und Fenstergestaltung festlegt. Unterstützung erhalten die Altstadtfreunde vom Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz. Oberkonservator Matthias Exner fordert zwingend Nachbesserungen bei den Planungen: Das Flachdach auf dem Ostflügel könne nicht akzeptiert werden. Kritisiert werden auch die aufgesetzten Fenster in Schaufenstergröße an dem Gebäude am Äußeren Laufer Platz sowie seine Anbindung mit einem „Pseudo-Dachgeschoss“ an die Dachlandschaft in der Umgebung.


    Den kompletten Artikel können Sie unter folgender Adresse nachlesen:
    Zeitungsartikel der Nürnberger Zeitung

  • Dank für den freundlichen Empfang.


    zur Frage, was ich von dem Staab-Entwurf halte, und damit meine ich den, der als Bauantrag vorliegt: Ich finde ihn im ganzen überzeugend. In Teilbereichen habe ich Probleme damit, aber keine so großen, dass ich den Entwurf in Frage stelle:


    - Die Treppe von der Äußeren Laufer Gasse und die zurückgesetzte Gebäudefront bioldet eine große Geste, mit der die 2 Meter-breite Treppe in den Blockinnenbereich nicht korrespondiert.
    - Die Treppe führt von Norden aus entgegen der Topographie nach oben. Man geht also ca. 4 Meter nach oben, muss dann mindestens das doppelte wieder nach unten, weil das Gelände so deutlich abfällt. Das find ich einerseits nicht so geschickt; andererseits ist das der Preis dafür, dass hier Einzelhandel in die Bebauung integriert wurde und nicht in die grüne Wiese... Und das wiederum ist ja genau das, was man sich nur wünschen kann.
    - Die Nutzung der öffentlichen Plaza auf dem Dach des Einzelhandels: Da bin ich gespannt, ob und wie das funktionieren kann, Nachbarverträglichkeit und öffentliche Belebung zusammen zu bekommen.


    Aber vom Grundsatz können wir - meine Meinung - nur froh sein, dass ein solches ambitioniertes Projekt in der Qualität durchgeführt wird. Und da kann ich wiederum die Positionen heute in der Zeitung überhaupt nicht nachvollziehen, außer, dass es offensichtlich immer leichter ist gegen etwas zu sprechen als dafür. Mich würde z.B. tatsächlich interessieren, wie ein solches Projekt konkret aussehen würde, wenn es nach den Altstadtfreunden ginge.

  • Zeitungsartikel der NZ vom 23.09.2005 - Zitatanfang:
    „Dies ist eine freiwillige Leistung des Herrn Baureferenten.“ Mit diesen Worten stoppte Oberbürgermeister Ulrich Maly gestern Ansätze einer Architekturdebatte im Stadtplanungsausschuss gleich im Keim. Für einen zweiten Fall „Augustinerhof“ taugten die Pläne für die „Sebalder Höfe“ nicht.
    [...]
    Etwas moderater gab sich da die Altstadtfreunde-Chefin Inge Lauterbach, die zuvor noch von einem „Fremdkörper“ gesprochen hatte. In der Sitzung hatte Baureferent Wolfgang Baumann nämlich einen neuen, nachgebesserten Entwurf präsentiert. Die von Lauterbach als „Kissen“ bezeichneten, aufgesetzten Fenster waren, durch dezentere, ihrer Meinung nach allerdings immer noch etwas zu große Fenster ersetzt worden. Auch das Dach des als Übergang zu der eher biederen 60er-Jahre-Bebauung am Äußeren Laufer Platz gedachten Hauses erhielt nun einen Giebel verpasst. „Das ist besser als der bisherige Entwurf“, musste Lauterbach zugeben. Nach wie vor stieß sie sich jedoch an der beim Hauptbau vorherrschenden Flachdachsituation.


    Den kompletten Artikel können Sie unter folgender Adresse nachlesen:
    Zeitungsartikel der Nürnberger Zeitung

  • Booni: Nur zur Ergänzung, weil ich das Foto grade gefunden habe: das ist die Rückseite vom Breuninger. Davon wurde vorne ein größerer Teil für den Neubau abgetragen.