Band des Bundes, Spreebogenpark und Reichstag

  • Wenn ich dieses Modell nochmal sehe, um Himmels willen. Als hätte man die Berliner Mauer um 90° gedreht. Aus der intendierten verbindenden Funktion (Band des Bundes) wäre eine Trennwirkung geworden.


    Eine Solitärstellung des Kanzleramtes wollten sie auf keinen Fall. Dann kann sich der Bund der diesen städtebaulichen Entwurf ja explizit zum Sieger gekührt hat nicht einfach darüber hinwegsetzen. Ich würde die Verantwortlichen wegen Verstümmelung geistigen Eigentums zur Verantwortung ziehen.


    Willst du den Bund verpflichten Geld für ein Gebäude zu verpulvern, das er gar nicht braucht? Ich denke, das wird in den Veträgen mit Braunfels schon entsprechend geregelt worden sein.
    Ansonsten halte ich auch nichts von diesem sturen Beharren auf längst überholten Planungen aus den 90ern, die naturgemäß eine städtebaulich stürmische Zeit waren. Man sieht es derzeit auch am Postplatz in Dresden, wo Rahmenplanungen aus den 90ern erst die letzten Jahre baulich umgesetzt werden und der ein oder andere (mich eingeschlossen) sich fragt, ob das noch so sinnvoll ist. Auch in Berlin waren die Planungen offenbar alles andere als optimal, sonst hätte man sich Gedanken über die Verkehrsführung gemacht und diese unsägliche Umfahrung der Schweizer Botschaft hätte es nie gegeben.

  • Braunfels hat das Paul-Löbe-Haus gebaut, nun gut. Dann hab ich noch weniger Sorgen, die reine Anordnung von Gebäuden ist noch keine große Kunst. Da sollten mal alle auf dem Teppich bleiben.


    Und um Ost und West symbolisch zu verbinden, ziehen wir eine fast durchgehende Bebauungswand, die Nord und Süd nicht symbolisch sondern ganz real trennt? Käse. Je länger ich mir das anschaue, um so froher bin ich, dass dieses Bürgerforum nie gebaut wurde und hoffentlich auch nie gebaut wird.

  • ^ Sehr erstaunlich, dass ein Sudent der Staatswissenschaften, der sich munter in einem Deutschen Architekturforum tummelt, augenscheinlich erst ca. 30 Jahre nach der Vereinigung mit dieser tollen Idee, die Instutionen des Bundes in Berlin in einem Band zusammenzufassen und damit die Vereinigung des Landes auch städtebaulich signifikant darzustellen, in Berührung kommt... ;)

  • ^^ sehe ich mittlerweile auch so. Das Bürgerforum wird dort wohl in den nächsten Jahrzenten an diesem Standort keine Zukunft haben. Hat der Platz vor dem Kanzleramt und dem P.L.-Haus eigentlich einen Namen?


    Ich fänds ja nett, wenn sowieso alles erst einmal beim alten bleibt, den Spreebogenpark und bestenfalls den Platz der Republik mit Denkmälern etwas interessant zu gestalten.


    Ich könnte mir da vorstellen Büsten und ähnliches mit verdienten Persönlichkeit der deutschen Nachkriegsgeneration aufzustellen und eventl. eine Art Open-Air-Geschichtspfad zu installieren.

  • ^Gute Idee, das mit den Büsten, ich würde allerdings noch tiefer zurückgreifen, in der Zeit, denn Parlamentarismus, das ganze Land betreffend, enstand an dieser Stelle ja schon mit dem Bau des Reichstagsgebäudes.

  • Artikel von Mitte 2015: https://www.berliner-zeitung.d…egierungsviertel-22553244
    Demnach hätte das geplante Besucher- und Informationszentrum des Bundestags (BIZ) theoretisch auf der ("Bürger-Forums"-)Fläche zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus errichtet werden können, die Bau- und Raumkommission des Bundestags lehnte dies aber ab.
    Stattdessen wird das BIZ bekanntlich näher am Reichstagsgebäude gebaut, und zwar dort, wo jetzt der "Berlin-Pavillon" steht: http://www.stadtentwicklung.be…h_1701/nachricht6283.html
    http://www.deutsches-architekt…p?p=543655&postcount=1039

  • Ich finde das ganz gut, dass es dieses Forum an der Stelle nicht geben wird/soll. Ich finde die beiden Fronten vom Paul Löbe Haus und dem Kanzleramt anschaulich. Außderdem wirkt es ein bisschen wie eine Gegenüberstellung von Exektive und Legistlative. Ich sehe die Idee vom Band des Bundes dadruch auch nicht zerstört. Das Bande des Bundes wirkt doch schon jetzt. Außerdem würde ein Bauwerk dazwischen das ganze wie ein kompletter Riegel wirken, was ich schade fände. Was mit allerdings nicht gefällt ist die gesamte Platz und Parkgestaltung. Der gesamte Spreebogenpark ist für mich misslungen. Es wirkt kalt und zugig. Wiederum ziemlich langweilig. Sowohl zwischen den Gebäuden braucht es eine bessere Gestaltung - vielleicht durch ein Wasserbecken, eine große imposante Skulptur, Kunst im Park etc. Gerne auch ein Biergarten mit Anspruch. Liegewiesen die zur Spree zeigen (nicht diese miniwiese, die mit den Leigestühlen mehr an ballermann erinnert)und nicht so eine dominierende, abweisen Cortenstahlwand. Stattdessen Bäume und vor allem Blumen!!! irgendwas buntes, vorzeigbares. Etwas mit Anspruch.

  • Ich finde das ganz gut, dass es dieses Forum an der Stelle nicht geben wird/soll. Ich finde die beiden Fronten vom Paul Löbe Haus und dem Kanzleramt anschaulich. Außderdem wirkt es ein bisschen wie eine Gegenüberstellung von Exektive und Legistlative. Ich sehe die Idee vom Band des Bundes dadruch auch nicht zerstört. ...


    Doch wird sie dadurch zerstört, denn dieser Eindruck von einer Gegenüberstellung sollte ja gerade durch die Nichtsolitärstellung vemieden werden. Die Idee ist jetzt also ad absurdum geführt weil es genauso wirkt wie Du es beschreibst.


    Ich würde es gut finden, um zumindest den Eindruck dieser Gegenüberstellung abzuschwächen, und trotzdem noch die Idee nicht ganz untergehen zu lassen und um Durchlässigkeit zu ermöglichen, das Kanzleramt und das Paul-Löbe-Haus mit zwei Strängen sehr schlanker und hoher Säulen zu verbinden. Ein Strang im Norden, einer im Süden, ähnlich der arkadenartigen Endsituation des Kanzleramtes zur Spree hin wo es über die Spree hinweg in den Kanzlergarten mündet. Durchquerbar für Fußgänger und die beiden Strassenverbindungen. Der Forumscharakter würde dadurch noch mehr betont.


    http://betonlasur.de/sites/def…eramt01.jpg?itok=OV1GH3NP

  • Man kann da unterschiedlicher Meinung sein, was nun besser ist oder nicht. Wie auch immer sollte sich in der Gegend was ändern. So wie es jetzt ist kann es nicht bleiben.
    => Eine entfernte Umgehungsstrasse ändert nicht wirklich was an dem Problem!


    Es gibt doch diverse Vorschläge da was zu ändern, Beispiel:
    http://www.tagesspiegel.de/ber…22%5E0.42%20~mitte%5E0.32


    Natürlich gibt es da auch viel zu diskutieren, aber schlimmer als es jetzt ist kann es nicht werden!

  • Berlin kann es sich doch langfristig gar nicht leisten, solche großen Brachflächen zentrumsnah zu erhalten. Zumal es in der Nähe schon genug Freiraum gibt. Daher glaube ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Spreebogenpark zumindest teilweise bebaut wird.


    Eine Rückverlegung der Siegessäule an ihren alten Standort halte ich dagegen für unpassend.


    Camondos gestalterische Vorstellungen für das Bürgerforum kann ich etwas abgewinnen. Allerdings fehlt es dort einfach an Leben. Selbst wenn die U5 fertig ist, wird dort kein Marktplatz entstehen.


    Was mich im Regierungsviertel am meisten stört, ist die Absperrung des Friedrich-Ebert-Platzes, das ist vielleicht notwendig, halte ich aber für übertrieben.

  • Ich glaube, in dieser Ecke gibt es städtebaulich ein Neben- und zwei Hauptprobleme. Das Nebenproblem ist die Schweizer Botschaft, die auf dem Areal herumsteht wie bestellt und nicht abgeholt.


    Hauptproblem Eins ist das Band des Bundes selbst, das m.E. symbolisch überdeterminiert geplant wurde: In der Wende-Begeisterung der frühen Neunzigerjahre sollte es die Vereinigung der geteilten Stadt in Beton verkörpern. Aber das tat es immer nur aus der Vogelperspektive, nur wenn man auf einen Plan oder ein Stadtmodell schaute. Dem Blick des Spaziergängers kann sich der große Doppelwurf über die Spree kaum erschließen. Und heute, wo der Mauerstreifen verschwunden ist, wirkt das Band selbst aus der Draufsicht eher wie ein Heftpflaster ohne Wunde als wie ein verbindendes Element.


    Hauptproblem Zwei ist das fehlende Zentrum – da bin ich bei Camondo. Wenn schon Band, dann ohne Loch in der Mitte. Aber der städtebauliche Entwurf wurde damals schnell verwässert – angefangen damit, dass man die durchgehende Traufe aufgegeben hat, damit der Turm des Kanzleramts nicht den Reichstag überragt; aufgehört damit, aus Geldgründen auf das sog. Bürgerforum zu verzichten. Deshalb haben weder der Platz der Republik noch der sogenannte (vielleicht bald reale) Spreebogenpark eine räumliche Fassung.


    Was tun? Mit der Blockbebauung des Spreebogens, wie Albers sie vorschlägt, kann ich etwas anfangen. Sie würde das oben genannte Nebenproblem ebenso beheben wie den Eindruck von Leere, der zwischen Spreeufer und Republikplatz derzeit aufkommt. Davon ab ist aber auch dieser Plan fragwürdig: Die Siegessäule hat ihren Platz am Großen Stern gefunden. Sie aus der Ost-West-Achse herauszunehmen, wäre Quatsch. Und die von Albers vorgesehene Straßenführung hat verkehrspolitisch keinerlei Sinn: Er plant breite Alleen zum Spreeufer und vom Spreeufer wieder zurück. Ohne Ziel.


    Wie dem auch sei: Ich bin gespannt, wie der Spreebogen aussehen wird, wenn die Straße hinter der Botschaft verschwunden und der Park wirklich ein Park ist. Groß sind meine Hoffnungen nicht. Das (symbol-)politische Zentrum Berlins wird noch lange ein Provisorium bleiben. Ironischerweise nicht, weil es an Visionen gemangelt hätte, sondern weil die Visionäre vor 25 Jahre eine Dimension größer gedacht haben, als es die Realität des städtischen und politischen Raums vertragen konnte...

  • Zu glauben, der Spreebogen würde irgendwann bebaut ist einfach absurd. Beim Band des Bundes handelt sich um die wichtigste städtebauliche Figur nach dem Mauerfall. Von Sicherheitsbedenken mal ganz abgesehen, welche ja auch der Grund für das fehlende Bürgerforum sind. Lesbar ist das Band meiner Meinung nach trotzdem. Besonders wenn es über die Luisenstraße hinausgeführt wird. Die Freiflächen verleihen den Regierungsgebäuden auch ein gewisses Maß an Würde. Auch die Verdichtung an Heide- und Lehrterstraße werden den Spreebogenpark aufwerten.Das Leereproblem sehe ich nicht. Den Tiergarten findet ja auch niemand zu groß. Der Spreebogenpark hat sehr eigene Qualitäten.

  • Diejenigen, die gegen die Schließung der Lücke sind, wissen wohl gar nicht, wie überzeugend die ursprünglichen Planungen ausgesehen haben. Ob es die Funktion eines Bürgerforums hat, ist letztendlich egal. Die Funktion ist zweitrangig, aber die ursprünglich geplante Architektur muss unbedingt umgesetzt werden!


    Demnach hätte das geplante Besucher- und Informationszentrum des Bundestags (BIZ) theoretisch auf der ("Bürger-Forums"-)Fläche zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus errichtet werden können, die Bau- und Raumkommission des Bundestags lehnte dies aber ab.


    Diese Ablehnung war ein große Dummheit. Zumal ein Besucher- und Informationszentrum ja eigentlich nichts anderes gewesen wäre als ein Bürgerforum.

  • Beim Band des Bundes handelt sich um die wichtigste städtebauliche Figur nach dem Mauerfall.


    ... die leider an ihrem zentralen Punkt, dem Platz der Republik, nicht funktioniert.


    Die Freiflächen verleihen den Regierungsgebäuden auch ein gewisses Maß an Würde.


    Selbst bei einer geschlossenen Blockrand-Bebauung westlich der Gagern-Straße (die niemand plant) betrüge die Fläche des Platzes der Republik noch sechs Hektar. Ich finde, das ist würdig genug.


    Das Leereproblem sehe ich nicht. Den Tiergarten findet ja auch niemand zu groß.


    Der Tiergarten ist nicht leer, sondern eine grandios gestaltete (Stadt-)Parklandschaft.


    Der Spreebogenpark hat sehr eigene Qualitäten.


    Die sind mir bisher entgangen. Ich hoffe, wie gesagt, dass das nach der Umgestaltung anders wird.

  • Zu glauben, der Spreebogen würde irgendwann bebaut ist einfach absurd.


    Warum?
    Die Bundes-Kita steht doch auch da. Warum sollen nicht tortenstückartige Bundesbehördengebäude auf den Freiflächen enstehen?
    Dabei können sogar die Durchwegung, der kleine Senkgarten, die Ufergestaltung und andere "Elemente" erhalten bleiben.


    Das Nebenproblem ist die Schweizer Botschaft, die auf dem Areal herumsteht wie bestellt und nicht abgeholt.


    Stimmt! Wird aber so bleiben. Ist halt ein Berliner Kuriosum.

  • ... Sowohl zwischen den Gebäuden braucht es eine bessere Gestaltung - vielleicht durch ein Wasserbecken, eine große imposante Skulptur, Kunst im Park ...


    Apropos Skulptur - in den Diskussionen um die Bundeswippe habe ich mal vorgeschlagen, eben diese irgendwo in dieser Gegend aufzustellen (wenn denn überhaupt), dann hätte man die große Skulptur hier und keine vor dem Schloß, gleich zwei Vorteile auf Einmal.


    Etwas weiter oben schrieb jemand was über Skulpturen, die an geschichtliche Ereignisse erinnern sollen. Je konkreter diese aussehen würden, desto verminter die Idee, so wie jede Skulptur-Frage zum politischen Schlachtfeld wird. (Das greift übrigens überall um sich - in Wesel darf die Kaiser-Statue des Schöpfers des Berliner Neptunbrunnens nur noch liegend in einem Glaskasten wiederaufgestellt werden, damit sie bloß nicht nach sich selbst aussieht.)


    Dass aus einem Kanzleramt mitten im urbanen Quartier mit durchgehender Bebauung aus Sicherheitsgründen nichts wird, müsste klar sein. In Paris steht der Elysee-Palast inmitten dichter Bebauung, dort wurden auf großen Längen Bürgersteige der angrenzenden Straßenseiten abgesperrt. In London gibt es die Downing Street inmitten dichter Bebauung, dort gibt es inzwischen mehrfache Absperrungen. In Berlin ist die Straße vor der britischen Botschaft für Autos gesperrt.
    So wird das Viertel wohl länger mehr einer Brache ähnlich als dem Zentrum bleiben, trotz der zentralen Lage gleich am HBf und der Erschliessung mit U5/U55.

  • Apropos Skulptur - in den Diskussionen um die Bundeswippe habe ich mal vorgeschlagen, eben diese irgendwo in dieser Gegend aufzustellen (wenn denn überhaupt), dann hätte man die große Skulptur hier und keine vor dem Schloß, gleich zwei Vorteile auf Einmal.....



    ...und einige Foristen hatten Dir damals geantwortet, dass dies wohl keine gute Idee wäre, weil die Wippe schon auf ehemals Ost-Berliner Gebiet errichtet werden soll und nicht vor oder neben dem Reichstag, der immer auf Westberliner Territorium stand und mit der Entwicklung die in der DDR zur Vereinigung führte garnichts zu tun hat.

  • Die Bundes-Kita steht doch auch da. Warum sollen nicht tortenstückartige Bundesbehördengebäude auf den Freiflächen enstehen?


    Weil es dann endgültig wie ein Sammelsurium aussehen würde, bei dem nichts zusammenpasst.


    Dass man die Bundes-Kita in den Spreebogen gesetzt hat, ist eine architektonische Zumutung. Die Kita hätte man damals auch problemlos auf der nördlichen Seite des Spreebogens erstellen können, z.B. neben der Bundespressekonferenz. Die nördliche Seite des Bogens war damals komplett unbebaut. Da hätte es genug Platz gegeben. Aber damals wollte man, daß die Parlamentarier bzw. Bediensteten des Bundestages möglichst kurze Wege zur Kita haben. Als ob man dieser privilegierten Gruppe nicht zumuten könnte, ein paar Meter weiter zu laufen, wenn Sie ihre Kids von der Tagesstätte abholen.

  • ^ Neben der Bundespressekonferenz steht das "Parlament der Bäume" nebst Mauer-Mahnmal des deutschen Bundestages - seit kurzem sogar unter Denkmalschutz: http://www.tagesspiegel.de/ber…nter-schutz/20547918.html
    https://www.berlin.de/sen/kult…essemitteilung.645627.php
    https://www.berlin.de/mauer/or…h-lueders-haus-297885.php
    (Man muss also gar nicht zur "East Side Gallery" oder Bernauer Straße, so als "Geheimtipp".. allerdings ist der Zugang zu diesem umzäunten Areal oft verschlossen..;))


    Diese Ecke auf der nördlichen Seite des Spreebogens ist bis auf Weiteres noch Baustelle (Adele-Schreiber-Krieger-Straße als Verlängerung des Schiffbauerdamms zur Luisenstraße gesperrt..), insofern Sackgassensituation.
    Und was auch mir lange nicht so bewusst war:
    Dort ist die Zufahrt zu etlichen Verbindungstunneln des Bundestags - an deren Bau man von Anfang an gedacht hat..:D


    Im Übrigen läuft man z.B. auch in Washington D.C. als Tourist durch ein "Sammelsurium", empfand ich nicht negativ.