Dom-Römer-Areal: die Planung

  • Markt 5 (Goldene Waage) und Rebstockhof 1 (Haus zum Rebstock)

    Die Altbauspezialisten der Firma Kramp & Kramp aus Lemgo teilen in einem eigenen Artikel mit, dass sie die Zimmerarbeiten für die Rekonstruktion der Goldenen Waage übernehmen.


    Der Auftrag umfasst alle Zimmerarbeiten am Haus, d.h. die Fachwerkkonstruktionen, die Holzbalkendecken und die Dachkonstruktion inkl. Belvederchen. Als Vorlagen dienen Zeichnungen, historisches Bildmaterial und ein „beschnitzter Fachwerkbalken“ aus Eichenholz, der vom Historischen Museum Frankfurt zur Verfügung gestellt wird. Verarbeitet werden 100 Kubikmeter altes Eichenholz aus Wiederverwendung aus ganz Deutschland. Durch die Größe der Balken ist eine maschinelle Bearbeitung nur eingeschränkt möglich.


    Unterstützt wird die Firma vom Holzbildhauer Wolfgang Koch, der das Holz nach historischem Vorbild schnitzt und auch Schnitzmuster erstellt. Alles entsteht mit historischen Techniken der traditionellen Handwerkskunst. Bis Anfang 2015 wird ein „Bausatz“ für die Konstruktionen erstellt.


    Am Haus zum Rebstock erstellt Kramp & Kramp das komplette Fachwerk, dazu gehören auch die Arbeiten an den beiden Laubengängen.


    Der Artikel enthält außerdem Fotos des Fachwerkbalkens und diverser Zeichnungen.

  • Goldene Waage

    Wir hatten im DomRömer-Bauthread ja die Frage im Zusammenhang mit der Goldenen Waage, warum Naturstein keine tragende Funktion haben darf, und diese dort dann auch beantwortet.


    Nun wurde gestern u. a. zu diesem Thema ein interessanter Leserbrief in der FAZ-Printausgabe veröffentlicht, von einem gewissen, Jochem Jourdan, Architekt und Stadtplaner, wo es auch um dieses Thema ging. Er wehrte sich wohl auf Kritik eines anderen Lesers, der bemängelte, daß es sich nicht um einen "originalgetreuen Wiederaufbau" handeln würde...Nachfolgend der Brief als Auszug:


    "(...) Bei der Goldenen Waage (hingegen) ruhen die Geschosse aus Sichtfachwerk einschließlich Dach auf einem zweigeschossigen massiven Steinsockel von 5,4 Meter Höhe, der aus Sandsteinarkaden und Sandsteinsäulen bestand. Diese sind nach heute geltenden statischen Erfordernissen und Lastannahmen nicht in der Lage, die oberen Geschosse einschließlich Dach zu tragen. Dies wurde von einem der besten deutschen Statikbüros, das auf solche Planungen spezialisiert ist, geprüft. Folglich stehen hinter den Sandsteinpfeilern Betonstützen, die die Betondecke über dem EG abfangen. Die Sandsteinsäulen werden als nichttragende Bauteile eingebaut. Alle Decken über dem EG und die Sichtfachwerkwände zu den Straßenräumen werden als Holzbau ausgeführt.
    Der im Höfchen stehende Treppenturm wird in Mauerwerk mit einer Wendeltreppe aus Dietenhaner Sandstein als Mauerwerksbau wiederentstehen. Er erhält zusätzlich erforderliche horizontale Ringanker aus Stahlbeton. Das Verbindungsgebäude wird über dem gemauerten Kreuzgratgewölbebau sowohl in den Decken als auch in der Sichtfachwerkfassade in Holz konstruiert.
    Das Hinterhaus hingegen wird über der Gründungsplatte in Vollmauerwerk mit aussteifenden Betonstützen und Betondecken erstellt. Die Fenstergewände werden aus Mainsandstein eingesetzt. Das aufgesetzte Belvederchen wird in Sichtfachwerk wiederhergestellt. Eine Ausführung in einem zweihäuptigen Mauerwerk, wie dies historisch üblich war, ist leider aus konstruktiven Gründen nicht möglich(...)"

    5 Mal editiert, zuletzt von skyliner ()

  • Domroemer.de hat ein neues(?), jedenfalls mir unbekanntes Homepage-Hintergrundbild, dass die Altstadt bei Nacht zeigt. Interessant sind darauf sicherlich bisher so nicht veröffentlichte Details der Dachlandschaft, wie z.B. verschiedene Hinterhoffassaden, Balkone, Hinweise auf das angekündigte Belvederchen auf Markt 18, Oberlichter in den Dachgauben von Markt 8, Nightlife im Goldene-Waage-Belvederchen, usw.


    Schön wird's :)



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    Bild: DomRömer GmbH

  • Die wiederaufgebaute Altstadt wird wirklich eine Wohltat für die Stadt sein und zudem ein wichtiges Bindeglied, um wesentliche Teile der Altstadt wieder zu vernetzen. Man kann heute schon erkennen, welche Urbanität in dieses Gebiet zurückkehren wird.
    Man muss festhalten, dass ich anfangs skeptisch war, ob die Synthese von Rekonstruktionen und Neubauten gelingen kann und heute ist es ja leider oft so, dass man sich kaum noch die Mühe macht, Details wirklich auszuarbeiten. Hier hat man sich aber viele Gedanken gemacht und hat die Qualität und die Architektur über die Kosten gestellt und das ist der Grund, warum das Ergebnis letztlich überzeugt. Und es zeigt auch, dass heutige Architekten durchaus zu überzeugenden Lösungen in der Lage sind, wenn man sie dezent in die Schranken weist.


    Ich freue mich jedenfalls riesig auf dieses Projekt, auch weil ich davon überzeugt bin, dass die architektonische Qualität doch um Welten besser sein wird als am Dresdner Neumarkt, bei dem leider was die Qualität angeht, nicht alles optimal verlaufen ist.


    Natürlich ist auch in Frankfurt noch nicht jedes Detail optimal, aber allein die Rückkehr der Goldenen Waage wird ein absolutes Highlight für das gesamte Gebiet und wie man hört, macht der Architekt wohl - anders als man bei dem Namen zunächst erwarten konnte - einen guten Job.


    So jedenfalls sieht Stadtreparatur aus. Es wäre wünschenswert, dass die Architekten des Romantikmuseums sich die Skizzen zu dem Areal vielleicht doch noch mal ansehen.

  • Die "neue Altstadt" wird sicherlich attraktiv wirken.


    Ob sie auch nur ansatzweise ein Erfolg der Stadtreparatur sein wird, wird sich in - na, sagen wir mal - fünf Jahren nach Fertigstellung zeigen. Dann ist die erste Begeisterung verflogen, der Ansatz einer echten Patina beginnt in den, dann hoffentlich noch existierenden, Kneipen und auf den Fassaden anzusetzen und auch die Bewohner haben den Reiz des neuen überwunden und beginnen vielleicht zu Altstädtern zu werden.


    Durch die Verbindung von Rekonstruktion und Neubauten haben, falls die gewünschte Entwicklung nicht eintritt, alle beteiligten Fraktionen - und erst recht die Unbeteiligten - etwas, worauf sie deuten und was sie für den Misserfolg verantwortlich machen können.


    Und wenn es der erhoffte Erfolg wird? Dann ist natürlich jeder Einzelne, mit genau seinem einen Handgriff, der einen geleisteten Unterschrift, für den Gesamterfolg verantwortlich gewesen und es hätte niemals nicht anders gemacht werden dürfen.


    Ich bin ja sowas von gespannt auf 2022.

  • ^^^
    Ein mal mehr wird deutlich, dass eines Tages auch die Brechstange namens "Schirn" aus der Altstadt wieder verschwinden muss ... einfach fürchterlich dieses Gebäude!


    Aus der Vogelperspektive sieht sie zudem mehr denn je wie eine Brechstange aus.

  • Pergola als Begrenzung des Krönungswegs

    Den Höhenunterschied von 1,80m zwischen dem Krönungsweg und dem Plateau vor der Schirn will und muss man begrenzen. Der Architekt Francesco Collotti aus Mailand hat nun einen ersten Entwurf einer Pergola dem Stadtparlament präsentiert. Eine Pergola würde sich als Alternative für eine Mauer oder eine Treppe anbieten um eine entsprechende visuelle Trennung zwischen Krönungsweg und Rampe darzustellen. Bericht der FNP dazu.



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    Simulation: Dom-Römer GmbH

  • Pergola

    Ich bin sprachlos. Mein Gott, wie hässlich. Was soll das?


    Was hat man gegen eine Freitreppe oder eine Mauer? Bei guter Gestaltung sieht eine Mauerbrüstung doch nicht wie ein Gefechtsstand aus... Wenn Treppe und Mauer schon stören, darf man doch statt dessen keine 5 Meter hohe bepflanzte Pergola hinbauen. Immerhin passt sie sehr gut zur Schirn-Fluchttreppe... Höffentlich folgen noch brauchbarere Entwürfe.

    Einmal editiert, zuletzt von Chris76 ()

  • Ja, das sieht wirklich sehr unpassend aus. Aus der oben gezeigten Perspektive werden die Altstadthäuser ganz oder teilweise verdeckt, das kann nicht im Sinne des Erfinders sein.

  • Oh mein Gott! Was soll das sein? Eine überdimensionale Pinkelrinne? Ein Busbahnhof? Ist da vllt ne Straßenbahnhaltestelle geplant? Unfassbar! Da zieht einem ja schon von der Abbildung so ein stechender Geruch in die Nase ... :nono:

  • ^ In etlichen Altstädten gibt es oft vergleichbare Situationen, meist reicht eine Mauer (aus Steinen / Ziegeln) und ein Geländer - wie hier in Siena. Mich verlässt der Gedanke nicht, das Ding wurde als ein "Bruch" = bewusste Sabotage der Altstadt-Rekonstruktion konzipiert. Und übrigens - ein dezentes Geländer normaler Höhe wäre auch deutlich billiger.

  • Das erinnert mich an ein Beispiel aus meiner Nachbarschaft. Da wurde ein Einfamilienhaus neu gebaut, für hiesige Verhältnisse sogar ganz qualitätvoll, allerdings konnte man von der Straße durch ein großes Fenster mitten ins Wohnzimmer schauen... Die Bewohner haben sich dann gleich so eine billig-spießige Baumarkt-Holz-Sichtschutzwand davor gebaut, die quasi mitten im Vorgarten steht. SO sieht das hier auch aus!


    Ich denke auch, dass man mit so einem Mittel den geschlossenen Eindruck einer Bebauung auf der Südseite nicht herstellen kann. Das wird immer nach Notlösung aussehen.

  • Hat jemand den verlinkten FNP-Artikel gelesen? Es ist nur ein Vorschlag, der - unaufgefordert offenbar - auf Initiative von Dieter Bartetzko erstellt wurde. Dieser gehört zwar dem Altstadt-Gestaltungsbeirat an, ist aber längst nicht das einzige Mitglied, und am Ende entscheiden ohnehin die Stadtverordneten. Ist doch nicht schlecht, wenn ein paar Alternativen auf diese Weise öffentlich präsentiert werden. Klar, nicht jede ist auch gut, und Bartetzko sagt ja selbst, dass das ein erster Entwurf ist, an dessen Details noch gefeilt werden müsse. Die Sabotage am Dom-Römer-Projekt samt Weltuntergang ist also erst einmal verschoben.

  • Für mich hört sich der im Artikel beschriebene Vorschlag nicht ganz so unverbindlich an. "... im Dom-Römer-Ausschuss des Stadtparlaments präsentiert wurde. ... Demnach ist vorgesehen ... An den Details müsse noch gearbeitet werden, ..." Der einem städtischen Gremium vorgelegte Entwurf scheint im Prinzip Anklang zu finden und muss lediglich noch überarbeitet werden, das bleibt bei mir hängen. Diese Trennwand vor dem Dom-Römer-Areal ist viel zu hoch und massiv , die Häuser verdeckend und einfach nur überflüssig. Auch eine andere Materialwahl würde daran nichts ändern. Durch die vorgesehenen Bilder würde man sich an dieser Stelle vorkommen, wie im Museum, dabei wollen die meisten Leute bestimmt nur die schmalen Gassen erleben und nicht gleich wieder belehrt werden. Zum Weltuntergang wird die Pergola wenig beitragen, da hast du Recht, Schmittchen. Aber eine Sabotage des Altstadtprojekts erkenne ich schon und würde mich über weitere Meinungsäußerungen hier im Forum freuen.

  • Das eigentliche Problem ist doch der Beton-Bunker der Schirn. Warum eigentlich hat sich noch keine Aktionsbündnis für die Beseitigung dieses Bunkers von dieser exponierten Altstadt-Position gefunden? Dann braucht man auch keine bebilderte Pergola, um den Blick auf das Monster zu verhindern.

  • Der Weg ist das Ziel............

    Als ich die Visualisierung sah, zugegeben klein in der Printausgabe und ich mehr auf den Text-Inhalt fokussiert, war mein Empfinden, dass auf der Visualisierung mehr der Krönungsweg im Mittelpunkt stehen soll und nicht der Blick auf das Dom-Römer Areal.


    Nach den Kommentaren hier, einer Betrachtung von hier im Thread gezeigten Visualisierungen und Bildern, bin ich der Meinung, dass die Idee gar nicht so schlecht ist:

    • Wenn man sie nicht gleich als eine ca. 5m hohe „Wand“ starten lässt sondern ebenfalls ansteigend
    • Wenn man im Bereich der Pergola, der den Blick entlang der neuen Gebäude ermöglicht, einen weiten, offenen Bereich in der Pergola einfügt
    • Sie als Chance begreift eine klare Abgrenzung für den Krönungsweg aufzuzeigen (anstelle eines freien Platzes)
    • Der Platz für eine Treppe zum Plateau vor der Schirn bei einer Höhe von 1,80m wohl eine Breite von 6 Stufen á 30 cm erfordert
    • Geländer x-beliebig billiger und gewöhnlich sind


    Ich finde es auch positiv, dass die Visualisierung in den Medien gebracht wird und auch der Öffentlichkeit die Chance zur Meinungsäußerung bietet. Ich glaube hier soll auch etwas Spezielles entstehen!

  • Ich glaube, wenn man nach weiteren "Ideen" zur Lösung dieses Treppen-Rampen-Problems sucht, wird man schnell drauf kommen, die südliche Markt-Zeile weiter zu rekonstruieren und zu interpretieren, zu Lasten der Schirn-Rotunde. Der Zugang der Schirn kann auch genauso gut über eins der dann rekonstruierten Altstadthäuser erfolgen.

  • (FNP-Artikel) Bartetzko sagt ja selbst, dass das ein erster Entwurf ist, an dessen Details noch gefeilt werden müsse.


    Als unpassende Details fallen mir jetzt Länge, Höhe, Breite, Durchlässe und die Lage an. Also kürzer, nur 1,20 über die Höhe des oberen Bodenniveaus, schmaler (ist ja keine Stadtbefestigung), und vielleicht im Günthersburgpark platziert - das wären nur ein paar notwendige Detailänderungen....