Leipzig: ÖNV-Diskussionsthread

  • Leipzig: ÖNV-Diskussionsthread

    Da das Umland auch mittlerweile stagniert bzw wächst, wird die Stadt ein verschärftes Verkehrsproblem bekommen. Projekte wie den Jahnalleetunnel, der vor der WM 2006 im Gespräch war, oder auch der Ost-West-Tunnel der S-Bahn sollten schon mal aus der Schublade genommen und in die Diskussion geworfen werden. Leipzig wird einen leistungsfähigen Nahverkehr mit einer echten und schnellen schienengebundenen Variante noch brauchen. Die konventionelle, runtergewirtschaftete und extrem langsame Straßenbahn kann man als solches System nicht gelten lassen.

  • Für die Stadt Leipzig ist die Straßenbahn das Mittel der Wahl. Eventuell kann man mittelfristig überlegen, in den letzten Jahren und Jahrzehnten aufgegebene Trassen wieder in Betrieb zu nehmen, z.B. Rathenaustraße in Leutzsch, sofern das technisch machbar ist.


    Für das Umland sollte das S-Bahn-Netz ausgebaut werden, z.B. durch eine Anbindung von Markranstädt, Bad Dürrenberg und Weißenfels, von Pegau, Zeitz und Gera, von Holzhausen, Liebertwolkwitz, Großpösna und Bad Lausick, von Borsdorf, Naunhof und Grimma usw.


    PS: Alles nur Gerüchte und Hirngespinnste? http://www.henning-uhle.eu/all…ausbau-der-s-bahn-leipzig


    Von riesigen Umleitungsstrecken und Tunneln wie in den 60er und 70er Jahren - autogerechte Stadt - hatte einst LEgende geschwärmt: http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=8004 Aber er blieb dabei der einzige.

  • ^^ In wieviele europäische Städte bist du denn schon des Nahverkehrs wegen gereist ? Ich meine, um Vergleiche zu erhalten. Sollte man mal machen, bevor man hier mit "basta" festlegt, was das Mittel der Wahl ist...


    Begründe doch bitte mal, weshalb die Straßenbahn das Mittel der Wahl ist! Und bitte auch, warum sie es in der jetzigen Form sein soll! Darauf bin ich sehr gespannt! Wenn ich deinen Post lese, dann kommt dort mehr Ideologie rüber als klare Argumente…


    Sicher, eine "Straßenbahn" könnte das Mittel der Wahl sein. Aber nicht so, wie sie es derzeit ist. Und die bereits realisierten und auch weiter geplanten Rückschritte vom Prinzip der separierten Trasse finde ich - und übrigens nicht nur ich (!) - haarsträubend. Erkläre mir doch bitte, welchen Sinn es hat, beispielsweise die Autos stadtauswärts auf der GSS hinterm Chausseehaus auf die Gleise zu zwingen. Bringt nur folgendes: das Mittel der Wahl steht im Rückstau und wird noch unzuverlässiger und langsamer. Über diese Fehlentwicklungen kann man eine schöne Liste aufstellen.


    Und im übrigen: alle Orte die du in Bezug auf die MDSB nennst, wären mögliche Halte- bzw Endpunkte eines Ost-West-Tunnels. Nur mal so am Rande…


    Nach deiner Logik hat auch der Bau des CTL Leipzig in die 70er zurückgeworfen. Ich merke die enormen Verkehrsströme immer. Man kann vor lauter Autos und LKWs garnicht mehr ohne Lebensgefahr über den Markt laufen, seit dem dort die Untergrundbahnstation in Betrieb ist. Ein echter Rückschritt dieser Tunnel!


    By the way: und ob das, was da der Herr Uhle schreibt, so alles stichhaltig ist, wage ich mal ganz böse in Frage zu stellen… :cool:

  • um mal ein wenig für LE Mon. hist. in die Bresche zu springen ....


    Grundsätzlich lohnen sich komplette Tunnelsysteme erst ab Städten mit 1 Million Einwohnern. Da wir wissen, dass ein alleiniges Busnetz für Leipzig auch Unsinn wäre ("Schienenbonus", Kapazitäten, Separierungsmöglichkeiten, Umweltaspekte ...), landen wir beim System Straßenbahn. D'Accord?


    Jezt sind wir aber genau bei DEINEM Punkt: Tunnelung einzelner Abschnitte. Hier hilft ein Blick nach Westdeutschland, insbesondere Ruhrgebiet: hier bereuen die meisten Schienenbetreiber inzwischen ihre Stadtbahnsysteme mit "Teil-U-Bahnen" in den Innenstadtbereichen. Gründe? Gründe: Kosten für Instandhaltung und Erneuerung, Image (Tram nicht mehr im Stadtbild), Sicherheit, Sauberkeit .... Auch D'Accord? ;)
    Klar geht es Dir nur um nur einen Tunnel, doch auch hier stehen die Kosten (insbesondere Investition) dagegen. Zumal kaum Fördermittel zu erwarten sind. Das Geld fehlte dann massiv woanders.


    In der Tat fehlt Leipzig eine andere ÖPNV-Strategie - von der (zeitlichen und räumlichen) Separierung der Tram bis hin zu Neubaustrecken, Ausbau, Modernisierung und dichteren Takten bleiben aber noch sehr viele Möglichkeiten AUSSERHALB eines Tunnels ....

  • Naja, ich habe nichts von einem Tunnelsystem geschrieben. Das sind nicht meine (!) Worte.


    Es geht mir nur grundsätzlich um den Fakt, dass die Stadt wächst und man aber derzeit aus ideologischen Gründen dabei ist, die Leistungsfähigkeit der Straßenbahn nicht auszubauen, sondern sogar zurückzufahren. Schaut mal nach Halle oder Magdeburg, um nicht gleich beispielsweise Toulouse zu betrachten (die Stadt habe ich auch schon des Nahverkehrs wegen besucht!). Dort wird die Straßenbahn ausgebaut, Richtung Stadtbahnstandart. Es wurden / werden Neubaustrecken errichtet. Die Umstellung des Fuhrparks läuft in einer ganz anderen Geschwindigkeit. Und beide Städte haben zur Zeit etwas über 230.000 EW und wachsen zwar auch, aber weit langsamer.


    Und Leipzig!? Überalterter Fuhrpark, eine schon nicht mehr zählbare Anzahl an Langsamfahrstellen, viel zu viel gewollte und ungewollte Behinderung durch den MIV.


    Und dann kommt immer dieses Argument der Hochbahnsteige, wenn man nur mal den Gedanken einer Unterführung äußert. Dass es auch Tunnelabschnitte für Niederflursysteme gibt, beweisen beispielsweise Rostock (200.000 EW) und Krakau. Und beide liegen ja nun nicht so ganz im Ruhrgebiet bzw "im Westen"…


    Den Besuch beispielsweise in Toulouse möchte ich dann aber doch nochmal den ganz kritischen Diskussionsteilnehmern ans Herz legen. Die Stadt hat 450.000 Einwohner und trotzdem ein schickes VAL-System bekommen… Und ich habe dort nicht gespürt, dass dieses System das Lebensgefühl der auch sehr studentisch geprägten Stadt einschränkt. Eher das ganze Gegenteil!

  • Alle Jahre wieder... aufgrund der vergleichsweise kompakten räumlichen Ausdehnung Leipzigs ist man gezwungen, diverse RB- und RE-Linien als S-Bahn durch den Tunnel zu jagen, um eine S-Bahn-würdige Frequenz anbieten zu können. Welche zusätzlichen Linien sollen denn bitte dafür sorgen, dass ein Ost-West-Tunnel den Citytunnel nicht kannibalisiert und in beiden dauerhaft ein 5-Minuten-Takt angeboten werden kann? Ein Ost-West-Tunnel wäre viel länger und tiefer (Unterquerung CT und Überschwemmungsgebiet Auenwald) und damit weitaus teurer als der Citytunnel und würde entweder den Hauptbahnhof verfehlen (Kreuzungspunkt Markt) oder das Stadtzentrum nur periphär tangieren (Kreuzungspunkt Hauptbahnhof). Unter diesen Umständen ist nicht zu erwarten, dass ein solcher Tunnel samt nötigen Zufahrtsstrecken auch nur annähernd auf einen KNF > 1 kommt.


    Das Ganze ist übrigens kein anti-visionärer Pessimismus, sondern den finanziellen Möglichkeiten von Stadt, Land und Bund geschuldet. Bereits beim Citytunnel wurden sinnvolle infrastrukturelle Ergänzungen aus Kostengründen verschoben oder ganz gestrichen, selbst minimale Verbesserungen wie ein Haltepunkt Radefeld, die Verlängerung der S1 von Grünau nach Markkranstädt oder ein zweispuriger Ausbau Gohlis-Olbrichtstrasse sind nicht mal am Horizont zu erahnen.


    So schlecht, wie sie gerne gemacht wird, ist die Leipziger Bimmel übrigens gar nicht. Die Stadtbahnlinien 15 und 16 haben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20,8 Km/h respektive 24,5 Km/h, zum Vergleich: das Berliner Kleinprofil-U-Bahn-Netz schafft 25-29 Km/h, das Großprofil 31-35 Km/h, reine Stadtbahnnetze wie Hannover ~ 26 Km/h im Schnitt. Das sind Unterschiede, die erst bei längeren Relationen wirklich relevant werden, zumal bei Stadt- und U-Bahn-Netzen die gegenüber Straßenbahnen weiteren Haltestellenabstände und damit im Durchschnitt verlängerten Zugangszeiten mit in Betrachtung gezogen werden müssen.


    A propos Toulouse: dort handelt es sich um einen kompletten 2010 eröffneten Neubau mit gerade einmal 16,7 Km Gesamtstreckenlänge. Dass da nach wenigen Jahren noch alles schick und der Fuhrpark weder überaltert noch marode ist, dürfte da recht logisch sein. Zum Vergleich eignet es sich jedenfalls nicht.

  • @ LeipzigSO: Insofern sind wir ja prinzipiell der gleichen Meinung: die Straßenbahn IST das Mittel der Wahl!


    Räumliche Separierung klappt zwar nicht überall - dafür gibt es aber die Möglichkeit der zeitlichen Separierung der Bahn. Und wenn schon in einen Tunnel verbannen - dann doch wohl besser den MIV! Ich weiß, dass die Idee Jahntunnel nicht explizit von Ihnen verbrochen wurde - aber immer wieder wird genau dieses Beispiel benannt.


    Das Problem ist und bleibt: weder von der Stadt Leipzig noch von den LVB kommt irgendetwas in Richtung intensiver oder gar extensiver Ausbau der Bahn. Nicht mal Pläne - trotz der Beschlüsse, den Anteil des Umweltverbundes zu erhöhen. Man beschließt einen STEP und tut (tut tut) dann genau das Gegenteil: man legt Strecken still. Das wirkt arg schizo. :nono:


    Andererseits haben aber weder Stadt noch LVB das Geld für große Investitionen. Und nun??? :confused:

  • ^"Überalterter Fuhrpark"


    Bekanntlich wird es jetzt allerdings auch den letzten Tatras an den Kragen gehen. Zwar haben die LVB zunächst nur fünf neue Stadtbahnen in Auftrag gegeben:


    http://www.lvb.de/wir_ueber_un…lZGlyZWN0IjtiOjE7fQ%3D%3D


    Es sollen jedoch bis zu 41 neue Fahrzeuge werden, und ein Stagnieren bei lediglich fünf Neufahrzeugen ist trotz der stets prekären Haushalts- bzw. Fördermittelsituation nicht sehr wahrscheinlich.

  • ^^ Ja, das passiert dann ungefähr 10 - 15 Jahre später als in Magdeburg, Halle, Erfurt oder Dresden. Tolle Leistung. Zeigt, welchen Stellenwert der ÖPNV in dieser Stadt genießt…


    Und warum bestellt man nur 38-m-Züge? Die sind nicht kuppelbar. Um die Vorgaben einzuhalten, die sich die Stadt in Punkto der Verschiebung des modal split so in ihrer Kaffeesatzleserei vorstellt definitiv zu kurz. Und außerdem: unklimatisiert. Völlig am Zeitgeist vorbei. Braunschweig hat vor kurzem den ersten Tramino in den Linieneinsatz geschickt. Dort sind die Fahrzeuge klimatisiert - übrigens bei geringeren Fahrpreisen!


    Und jetzt kommt sicher: früher ging es doch auch ohne Klima! Dazu möchte ich gleich mal anmerken, dass es auch mal ohne Antibiotika ging, ohne Anästhetika oder ohne Gleichberechtigung für Frauen und und und… Ging alles mal!! War aber deswegen nicht unbedingt besser und muss deswegen auch nicht dem Zeitgeist entsprechen...

  • Ich werfe mal noch ein paar Fakten und Ansichten meinerseits in die Runde:


    Die Stadt Magdeburg genehmigt einen umfassenden Netzausbau incl. einer komplett (!) neuen Nord-Süd-Strecke, bis auf die Innenstadtbereiche, wo ja genug Strecken vorhanden sind.
    http://www.mvbnet.de/netzausbau/
    Hier hat man vielleicht erkannt, dass die Strab durchaus eine Perspektive hat. Man ersetzt damit Busse, zumindest in einzelnen Bereichen (!). In Leipzig wird hingegen diskutiert, ob man die Li. 9 im Süden durch einen Bus ersetzt. Auch die Li. 2, 8 und 14 waren im Gespräch, (vor der großen Zuzugswelle) ganz oder teilweise eingestellt zu werden - man hat es zum Glück nur in Teilen vorgenommen, siehe Grünau (2, 8) oder Eutritzsch (14) und der Tatsache, dass die 2 und 8 am Sonntag deutlich später beginnen als noch 2014. Und das TROTZ Bevölkerungswachstum UND Fahrgastwachstum UND der Tatsache, dass die 2 und 8 kaum bis gar nicht direkt parallel zur S-Bahn fahren. Vollkommener Schwachsinn, wenn die Fahrgäste dort (Li 9, Markkleeberg) wirklich zurückgegangen sind, kann man auch einen 20min Takt (statt 10) einführen oder oder oder. Ein Bus ist lt. diverser Studien immer unattraktiver als eine Strab.


    Auch in Dresden werden ganze Strecken neu gebaut
    http://www.dresden.de/media/pd…ssenbahn-oskarstrasse.pdf
    http://www.dnn-online.de/dresd…rgartenstrasse-1539344325
    http://www.cdu-ottendorf-okril…t/uploads/2014/01/DVB.pdf
    http://de.wikipedia.org/wiki/S…%9Fenbahn_Dresden#Zukunft



    Beide Städte fahren zudem 100% niederflurig. Dresden wie Magdeburg fahren weiterhin mit fast einheitlicher Fahrzeugflotte (MD: v.a. NGT8 + Beiwagen, DD: v.a. Fahrzeuge von Bombardier, ähnlich der XXLer in Leipzig in kurzer und langer Variante).
    Leipzig hingegen hat ein reines Durcheinander und somit deutlich höhere Kosten für Wartung und Co.
    - Tatra bis mind. 2020
    - NGT8, die ebenfalls spätestens in 10-15 J. ihre Zeit segnen (müssten)
    - XXLer
    - LeoLiner
    - neu demnächst: Solaris (dieser Typ fährt noch nirgends und wird auf Leipzig angepasst, kann also durchaus anfangs fehleranfälliger sein...)
    - wenn man nach den 5 Solaris merkt, dass die doch nicht so toll sind, löst man die Option auf 36 weitere ggf. nicht ein und schafft noch einen anderen Typ an?


    Weiterhin haben wir die letzte Netzreform (Strab) 2001 gehabt. Damals wurden diverse Linien gekappt, viele Querverbindungen zurückgebaut. Seitdem haben wir über 60.000 Einwohner gewonnen, auch Pendler von außerhalb sind sicher mehr geworden ,die nicht alle nur S-Bahn fahren oder am Hbf. auf die Strab umsteigen. Dies merkt man v.a. zu den Berufsverkehrszeiten deutlich, die Bahnen sind teils hoffnungslos überfüllt.
    Es ist jedoch nicht geplant, die Takte zu verändern. Es ist nicht geplant, Linienführungen zu verändern oder neue Linien einzuführen. Es ist nicht geplant, Strecken neu zu bauen (ich rede v.a. von innenstadtnahen Strecken, die es bereits gab, die Anbindung des Herzzentrums oder von Lindenthal betrifft ja nur "wenige"). Die Bestandsstrecken haben immer mehr Langsamfahrtstrecken, teilweise schleicht die Bahn mit 10 kmh. Und: Selbst wenn die LVB wollte, gäbe es keine Bahnen. Es gibt keine Reserve für Zusatzlinien. Durch die Neuanschaffung wird z.B. nicht eine Bahn mehr eingeplant, es wird NUR die Ablöse der Tatras geschafft. D.h. selbst mit 40 neuen Solaris kann man keine einzige neue Linie einführen oder Strecken erweitern/neu bauen.
    Wenn sich hier nicht grundlegend etwas ändert und weiter 5.000-15.000 Personen zuziehen, wird die LVB irgendwann einen Kollaps erleiden - und die Preise steigen trotz Überfüllung immer weiter...


    Und nicht zuletzt:
    Dresden hat GARANTIEN (!) für Kunden! Die LVB hat nichts dergleichen, bittet lediglich um Entschuldigung und das war's!
    Bspw.
    "Sollte sich Ihre Ankunft am Ziel mit unseren Verkehrsmitteln einmal um mehr als 20 Minuten verspäten, erhalten Sie einen Gutschein über 5,00 Euro für ein Produkt aus unserem kompletten Angebot. "

    "Verschmutzen Sie sich dennoch aufgrund einer Verunreinigung in den Bussen, Bahnen, Fähren oder an den Haltestellen Ihre Kleidung, erstatten wir Ihnen Ihre Reinigungskosten bis zu einem Wert von 20,00 Euro."


    "Wird ein in unserem Anschlussgarantie-Flyer ausgewiesener Anschluss am Postplatz oder an einem anderen Umsteigepunkt nicht eingehalten, organisieren unsere Kollegen innerhalb von 20 Minuten Ihre Weiterfahrt an die gewünschte Haltestelle, bestellen Ihnen ein kostenloses Taxi (!!) oder Sie erhalten einen Gutschein im Wert von 5,00 Euro für ein Produkt aus unserem Sortiment."

    Quelle:
    https://www.dvb.de/de-de/service/kundengarantien/


    All das gibt es in Leipzig NICHT. Wenn man abends einen Anschluss verpasst, wartet man 30min und hat Pech. Tags das gleiche, es gibt eine Entschuldigung und das war's. Wenn man sich Kleidung schmutzig macht (selbst erlebt), wird einem gesagt, man sollte halt besser hinsehen. Dumm nur, wenn man nicht sieht, dass der Sitz durchnässt ist, weil die Farbe genauso blau ist wie der Sitz daneben, der trocken war.


    Der Leipziger Nahverkehr ist überteuert, veraltet und wird der extrem (über 10.000 pro Jahr kann man schon extrem nennen, schließlich wachsen wir prozentuell am schnellsten in Dtl.) wachsenden Stadt nicht gerecht. Es fehlen Innovationen und v.a. eins: Geld. Da bringt auch ein neues Betriebsleitsystem und superverlässliche Anzeigen nix, wenn die Bahnen permanent überfüllt sind oder fast auseinanderfallen. Und das, obwohl die neu angestellten Fahrer meines Wissens nach deutlich weniger verdienen als in anderen Großstädten (teils unter 10 Euro/h beim Einstieg, selbst danach waren es glaube ich nur 11,66 pro h und das ist bei der großen Verantwortung mit Auto/Fußgänger/Radfahrer im Verkehr sehr gering!).
    Statt GDL könnte eher die LVB streiken, da wäre es berechtigter ;)

    PS da wir hier teils deutlich in Richtung ÖPNV abgedriftet sind, darf der Beiträge ggf. gern in den entsprechenden Strang verschoben werden

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  • ^^ Ja, das passiert dann ungefähr 10 - 15 Jahre später als in Magdeburg, Halle, Erfurt oder Dresden. Tolle Leistung. Zeigt, welchen Stellenwert der ÖPNV in dieser Stadt genießt…
    .


    Erfurt hat erst vor ein oder zwei Jahren die letzten Tatras aussortiert. Ein Großteil davon kurvt jetzt in Reval rum.

  • ^^ Wann Leipzig den letzten Tatra ausmustert, steht dagegen völlig in den Sternen. Wenn es (mal) gut läuft, ist damit in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts zu rechnen.


    Alles andere ist Träumerei ohne Realitätsbezug.

  • Wo wurden bislang neue Straßenbahnstrecken in Leipzig vorgesehen?

    Mal wieder ein interessanter Artikel in der


    L-IZ, 9. Juli 2016
    Leipzig wächst und braucht mehr Straßenbahn
    Wo wurden bislang überhaupt neue Straßenbahnstrecken in Leipzig angedacht?
    http://www.l-iz.de/wirtschaft/…-leipzig-angedacht-144131 ,


    an den sich hoffentlich eine Diskussion über mittelfristig notwendige und sinnvolle neue (alte) Straßenbahntrassen anschließen wird.

  • Modellvorhaben des MDV: „Muldental in Fahrt“

    Und gleich noch ein interessanter L-IZ-Artikel, bei dem es zwar um das Umland, speziell das Muldental geht. Für Leipzig ist es dennoch sehr relevant:


    L-IZ, 10. Juli 2016
    Muldental in Fahrt
    Wie kann man den ÖPNV in ländlichen Regionen um Leipzig wieder attraktiv und zukunftsfähig machen?
    http://www.l-iz.de/wirtschaft/…unftsfaehig-machen-144212



    Modellvorhaben „Muldental in Fahrt“
    Seit etwa 2 Jahren arbeiten der Landkreis Leipzig, der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL), die Regionalbus Leipzig GmbH und die Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) GmbH an einem zukunftsorientierten Modellvorhaben, das im Kern einen Paradigmenwechsel hinsichtlich der Erreichbarkeit, Mobilität, Daseinsvorsorge und damit Lebensqualität aller Bürger außerhalb der urbanen sächsischen Großstädte im Fokus hat.
    Im Landkreis Leipzig haben wir hierfür einen Raum im Korridor der Städte Brandis – Grimma – Colditz und Bad Lausick ausgewählt, in dem etwa 100.000 Menschen leben.
    https://www.mdv.de/ueber-uns/p…haben-muldental-in-fahrt/

  • unerlässlich finde ich die beiden Artikel der LVZ zur LVB, d.h. speziell zu TRAM und BUS in Leipzig.


    Leipziger Nahverkehr: Unpünktlichkeit nervt Kunden
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…enktlichkeit-nervt-Kunden


    Busse und Bahnen in Leipzig immer langsamer und unpünktlicher
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…gsamer-und-unpuenktlicher


    Kernaussagen:
    Verlängert haben sich seit 2007 die Fahrzeiten der Linien 1, 2 , 3, 7, 9 , 10 und 11. Verkürzt werden konnten die Fahrzeiten auf der 4, der 8 und der 15.


    Im Straßenbahnnetz ist die Pünktlichkeit seit 2007 von rund 88 Prozent auf 81 Prozent zurückgegangen (bis 2014).


    Die Modernisierung der Straßenbahninfrastruktur habe sich in den letzten Jahren gegenüber der ursprünglichen Zeitplanung „merklich verzögert“ (...).


    Aktuell sind im Straßenbahnnetz nur 63 Prozent der Haltestellen barrierefrei nutzbar; bei den Bushaltestellen sind es nur 31 Prozent.
    >> Gibt es da nicht eine EU-Verordnung, dass das bis 2020 100% sein müssen (ja google würde vielleicht helfen aber vielleicht kennt sich damit jemand im Detail aus)?


    Im Jahr 2007 war dem öffentlichen Nahverkehr das Ziel gesetzt worden, 25 Prozent aller Wege der Leipziger zu übernehmen,(...).
    Nur 17,6 Prozent sind es real 2014.


    Neue Bahnen sind um Jahre verspätet.

  • Aus erster Hand:


    Nahverkehrsplan. Evaluation 2007 - 2015
    https://ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1004273



    Dazu braucht die LVB in einer schnell wachsenden Stadt vor allem mehr Geld, um die wachsenden Aufgaben und Beförderungsmengen schultern zu können.


    Außerdem finden man unter http://www.leipzig.de/Nahverkehrsplan auch die Präsentation, die beim Pressegespräch zur Evaluierung des Nahverkehrsplans der Stadt Leipzig am 07.07.2016 gezeigt wurde:
    http://www.leipzig.de/umwelt-u…frontend_push&docID=59026

  • aus diesem Evaluierungsbericht heraus wird derzeit eine Medienmenge generiert, dass ein geordnetes Folgen kaum noch geht. Das finde ich schade und darunter leidet aus meiner Sicht vor allem die Chance für die aktuelle Debatte zum kommenden Nahverkehrsplan, dass endlich Wege festgeschrieben werden, wie die Zielvorgaben endlich erreicht werden!

  • ^ich sehen das ganz ähnlich! Es ist schon etwas verwirrend.


    Ganz klar muss man trennen zwischen den Leistungen welche z.B. die LVB auf dem Stadtgebiet leisten kann, und den Leistungen welches ein S-Bahnnetz im erweiterten Umfeld leisten kann. Und wenn man beim Tram-Netz und der Versorgung des unmittelbaren Stadtgebiets arbeitet, entstehen die Schwerpunkte Stadtbahntrassen, Haltestellenstruktur, und Material. Das ist dann auch die Verantwortung der LVB. Dazu kommen Themen der verbesserten Taktdichte an den WE und Feiertagen sowie die zu wenigen Nachtlinien.


    Was sich beim Artikel von LE Mon. ganz gut erkennen lässt, ist die Tatsache das es in Leipzig nicht mehr nur noch mit einer Erweiterung des Tram-Netzes möglich ist die Synergien zu schaffen welche man sich wünscht. Natürlich machen extreme Längen bei der Tram kaum Sinn. Was z.B. mit einer Erweiterung der Strecken nach Lindenthal und zur Herzklinik in Probstheida noch absolut im (Zeit-)Rahmen liegt, ist bei den neuen Industriegebieten am Stadtrand einfach nicht mit der Tram oder dem Bus zu schultern.


    Da braucht es zukünftig noch eine erheblich bessere Vernetzung von Tram und S-Bahn, sodass sich beide nicht nur ergänzen sondern auch die Qualität insgesamt steigert. Hier prallen die Herausforderungen der wachsenden Stadt mit jenen des Sparens der Landesregierung zusammen.


    Desweiteren die - für mich - falschen Ansätze. Dass Markkleeberg mit der Stilllegung der Tram schule machen könnte, während man an anderen Stellen neu baut scheint in Leipzig gerade ein absolutes Tabu. Dabei sind die sehr gut durch die S-Bahn angeschlossenen Kleinstädte wie z.B. Taucha und Schkeuditz nicht unbedingt mit der Tram zu erschließen. Anstatt dort - wie in Markkleeberg notwendig - die S-Bahn Haltepunkte als kleine "Nervenzellen" im Muster der gesamten Stadt Leipzig, mit Bussen zu bedienen. Während andere Teile der Stadt - wie eben Lindenthal und Herzklinik, aber auch Semmelweisstraße - nicht erschlossen werden. Da gibt es eine Diskrepanz zwischen den wirklichen Investitionsfeldern in der dichten und für die Tram idealen Stadt, und dem Ausbau zu immer noch (relativ) langsamen Stadtbahnen für die Tram in die Peripherie. Das passt für mich nicht zusammen.

  • Generell gibt es zu viel "Verbalien" in diesen Einschätzungen und damit in den vergangenen Jahren als Handlung. Denn die Mühe der Prozentrechnung des gesetzten Ziels offenbart die echte Herausforderung: Während heutzutage ca. 450.000 Menschen täglich im ÖV unterwegs sind, bedeuten knapp 10% mehr Marktanteil bei gleichzeitig stark wachsender Stadt (und damit anderer Prozentbasis!) rund 750.000 tägliche Fahrgäste. Wo sollen diese hineinpassen? Ab wann erkennt der Platzhirsch LVB, dass 45 Mio. jährlich nicht reichen, auch wenn ein Abrücken von diesem Knebel den Kuhhandel eines umgangenen Vergabeverfahrens offenbart?


    hedges
    die S-Bahn muss in Größenordnungen ihre innerstädtische Bedeutung steigern (dürfen). Andere Stammstreckenabschnitte von hoch ausgelasteten S-Bahnen wickeln ca 70 bis 90% des Gesamtaufkommens auf diesen wenigen Haltestellen ab.

  • ^
    Die LVB haben ja nicht den städtischen Zuschuss auf 45 Mio gedeckelt, sondern die Stadt. Die LVB würde mit Sicherheit gerne mehr haben, muss aber zwangsläufig damit erstmal klarkommen.
    Den Teil mit dem Vergabeverfahren verstehe ich nicht. Der Betrieb des ÖPNV wird ja nicht ausgechrieben wie z.B. der City-Tunnel. Würde sich auch kein Investor für interessieren, weil man da keine Gewinne erwirtschaftet. Oder meintest du die Beschaffung der Trams/Busse?