Leipzig: Stadtleben

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    "Ab diesem Zeitraum kann man auch erst wirklich einschätzen, wie sehr bzw. in welcher Dimension der soziale Wohnungsbau in der Stadt benötigt wird." -> ab 2025, also in 7 Jahren? Ernsthaft?
    Der soziale Wohnungsbau wird schon HEUTE benötigt, weil es ewig keinen gab. Lange, weil es für alle problemlos möglich war, etwas passendes zu finden. Mittlerweile ist das aber nicht der Fall.
    ALG II - gerechte Wohnungen sind Mangelware und das extrem. Zumal diese Gruppe noch mit Studenten (auch da gibt es welche, die sich nicht die tollen Appartements für 500 Euro warm bei nur 20-25 qm mieten können), Asylbewerbern, Alleinstehenden, Teilzeitkräften, Azubis, Rentnern mit kleiner Rente usw. konkurriert.
    Wer ernsthaft bis 2025 warten will, den Bedarf abzuschätzen, verpennt die Entwicklung gänzlich.
    Zumal das Sozialwohnungsprogramm für die wirkliche ARMEN nutzlos ist, da man 6,50 Kaltmiete festschreibt. Der ALG II - Satz liegt TROTZ Erhöhung noch immer UNTER 5 Euro kalt. Und in diesem Bereich gibt es auf dem Markt fast nichts mehr, selbst in (v.a. sanierten) Plattenbauten ist das immer seltener der Fall.
    Und dann kommt es irgendwann dazu, dass Leute ins Umland ausweichen oder lieber nach Halle gehen (oder wohin auch immer).

  • ^ Wo im Umland gibt es denn ausreichend Wohnraum für Hartz-IV-Empfänger? Die Gefahr besteht doch eher darin, dass Haushalte mit mittleren Einkommen ins Umland abwandern könnten, wenn Mieten und Grundstückspreise steigen. Dann wohnen in der Stadt zunehmend jene, die sich hohe Mieten und teures Eigentum leisten können, und jene, die von Stütze leben.



    Zitat von Birte

    Diese wären vielleicht vor fünf Jahren nach Leipzig gezogen, werden es sich aufgrund der gestiegenen Mieten aber jetzt sicher genauer überlegen und unter Umständen lieber pendeln. Womit der Stadt auch nicht geholfen ist.


    Ich glaube nach wie vor nicht, dass die Leute wegen der bislang sehr marginal gestiegenen Mieten lieber ins Umland ziehen, einfach weil es nicht genügend und besser ausgestatteten Wohnraum für weniger Geld im Umland gibt. In Markkleeberg entstehen nach meiner Beobachtung ausschließlich Wohnraum zu Luxuspreisen für die "Hautevolee", in Taucha und Zwenkau beispielsweise eher Bauland für Häuslebauer etc. Mag sein, dass einige Familien künftig lieber auf der grünen Wiese wohnen statt in Leipzig für 8 bis 12 Euro kalt zur Miete. Aber ist das wirklich die Masse? In Leipzig gibt es nach wie vor (noch) ausreichend Wohnraum für alle. Da kann das Umland einfach nicht mithalten, egal zu welchen Preisen man sucht und geschweige denn in Bezug auf die ausgedünnte Infrastruktur dort, so dass ich nicht sehe, dass es in den nächsten 10 Jahren zu einer regelrechten Stadtflucht kommen wird.

  • In Markkleeberg entstehen nach meiner Beobachtung ausschließlich Wohnraum zu Luxuspreisen für die "Hautevolee", in Taucha und Zwenkau beispielsweise eher Bauland für Häuslebauer etc.


    Über Markkleeberg braucht man als Standort für günstigen Wohnraum wohl auch gar nicht erst nachzudenken. :)
    Wenn man aber gerade nach größeren Familienwohnungen ab 4 Zimmern sucht, dann scheint mir Halle z.B. mittlerweile deutlich attraktiver. Weniger luxussanierte Wohnungen im Erstbezug, mehr günstige Wohnungen im Bestand.
    Im Durchschnitt sieht das noch nicht ganz so gravierend aus: Angebotsmieten laut Engel & Völkers in Halle 2017 im Schnitt bei 6,05 Euro/qm Bestand, 8,15 Euro/qm im Neubau; Leipzig dagegen 6,53 Euro/qm Bestand, 10,47 Euro/qm Neubau. Müsste man mal nach Wohnungsgrößen differenziert sehen. Aber auch so ist erkennbar, dass der Anstieg in Leipzig deutlicher ist. Interessant gerade, dass die Neubau-Mieten in Halle wohl seit Jahren (2014) ziemlich konstant bei um die 8 Euro/qm liegen.
    Bei Neubau-Kaufpreisen liegen dann demnach aktuell sogar bereits über 1.000 Euro/qm zw. Leipzig und Halle. Für die 100.000 Euro-Preisdifferenz bei 100 qm Fläche kann man sich dann ganz entspannt für den Rest seines Lebens das Pendeln nach Leipzig leisten und hat sogar noch was über. :lach:
    https://www.engelvoelkers.com/…mobilienmarkt-halle-2017/
    https://www.engelvoelkers.com/…bilienmarkt-leipzig-2017/

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    Wir müssen hier natürlich differenzieren.
    Die Bestandsmieten in Leipzig sind relativ günstig, da gibt es auch noch viele, die KdU-gerecht sind.
    Bei den Angeboten sieht es aber völlig anders aus, wenn selbst die LWB in vielen Objekten mittlerweile 6, 8, 10 Euro kalt verlangt. Ja, selbst bei diesem Anbieter sind v.a. citynah fast KEINE WE mehr KdU-gerecht. Man verlagert die Armen schön an den Rand und vllt noch ein bisschen nach Volkmarsdorf (Platte). Für teilweise unsanierte oder nur teilsanierte Plattenbauten >7 Euro kalt zu verlangen, finde ich fragwürdig.
    Aber auch sonst ist beim ANGEBOT kaum noch was zu finden, ich schätze 95% der WE sind nicht KdU-gerecht, wir haben aber ca. 40.000 Bedarfsgemeinschaften von ca. 590.000 EW und diese konkurrieren wie schon geschrieben mit Rentnern, die Wohngeld etc. erhalten, Studenten, Azubis die Bafög oder geringe Einkommen haben usw.
    Schon ist eben nicht mehr genug am unteren Ende vorhanden.


    Und mit Umland meine ich durchaus noch Delitzsch oder Halle etc. und nicht nur Taucha und Markkleeberg, dort natürlich v.a. jeweils die Plattenbaubestände.
    Es gibt ja leider keine Daten dazu, d.h. das Umzugsverhalten der "Ärmsten" in und um Leipzig, so müssen wir spekulieren und im Dunkeln stochern.

  • Nur zur Klarstellung - ich glaube auch nicht, das Leipziger wegen der Miete ins Umland ziehen oder Leute, die neu in die Gegend kommen, sich lieber im Umland ansiedeln als hier. Meist sind diese Neu-Leipziger ganz andere Mietpreise gewohnt.


    Es ging um Leute, die DERZEIT im Umkreis von 50 km wohnen und eine Arbeit oder ein Studium in Leipzig aufnehmen. Für diese Gruppe ist meiner Ansicht nach ein Umzug unattraktiver geworden, was sich (allerdings in geringem Maß) auf die Bevölkerungszahlen auswirken könnte.


    Mittelfristig sehe ich ein Problem und auch einen Attraktivitätsverlust durch die laufende Verdrängung bestimmter Bevölkerungsgruppen und der abnehmenden Lebendigkeit und Vielfalt der Stadtviertel. Ob sich dies auf die Zuzüge auswirken wird, wage ich aber zu bezweifeln.

    Man merkt deutlich, dass der Wohnungsmarkt angespannter ist. Bei mir im Haus hat es bisher immer mindestens ein halbes Jahr gedauert, bis Wohnungen neu vermietet wurden. Die letzten beiden Wohnungen wurden nahtlos an die Nachmieter übergeben.


    Derzeit kann man mit einem Mindestlohn-Vollzeitjob als Einzelperson noch eine Wohnung in Innenstadtnähe finden. Ich habe gerade mal bei einem Immobilienportal getestet:
    Miete bis 350 Euro kalt, Zimmer und Quadratmeter egal.
    Leipzig gesamt: Insgesamt 1562 Angebote
    Leipzig (alles was Zentrum im Stadtteilnamen hat): 116 Angebote.


    Ja, es sind viele Platten dabei, aber durchaus noch attraktive Altbauwohnungen (wenn auch häufig an stärker befahrenen Straßen). Die größte angebotene Wohnung waren 87 qm, vier Zimmer, in Lausen-Grünau bzw. 75 qm, zwei Zimmer, an der Eisenbahnstraße.


    Es ist allerdings auch richtig, dass die meisten der Wohnungen nicht KdU-fähig sind, obwohl sie nicht teuer sind. Entweder passen die qm nicht oder der Preis pro qm. Wer also künftig in den ALG II-, Grundsicherungs- oder Sozialgeldbezug fällt und daher umziehen muss, hat ein Problem.

    Einmal editiert, zuletzt von Birte ()

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    "Ab diesem Zeitraum kann man auch erst wirklich einschätzen, wie sehr bzw. in welcher Dimension der soziale Wohnungsbau in der Stadt benötigt wird." -> ab 2025, also in 7 Jahren? Ernsthaft?

    Falsch verstanden. Ich meinte, dass es bei dem weiteren Beschäftigungszuwachs auch einen Effekt auf die Stadtsoziologie geben müsste. Eine wirtschaftliche Entwicklung geht ja nicht automatisch mit sozialen Diskrepanzen einher, aber auch nicht mit kompletter Entwicklung. Sozialer Wohnungsbau muss also natürlich schon jetzt passieren, sonst haben wir in einigen Jahren eine Entwicklung wie man sie in Berlin heute schon sehen kann. Aber in dem nächsten Jahrzehnt wird die Stadt wirklich sehen, wie sehr die wirtschaftliche Entwicklung alle Bevölkerungsteile erreicht hat. Oder ob eben die oft beschriebene Schere auseinander geht.

  • Statistischer Quartalsbericht IV/2017 liegt vor

    PM Stadt Leipzig, 16.04.2018
    https://www.leipzig.de/news/ne…uartalsbericht-liegt-vor/



    Statistischer Quartalsbericht IV/2017
    https://www.leipzig.de/fileadm…ericht_Leipzig_2017_4.pdf

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    Kaum soll die Brauerei saniert werden, schon brennt sie? Ein Zufall ist das sicher NICHT, da der Brand an mehreren Stellen gleichzeitig ausbrach. Es ist unglaublich, wie oft sowas in Leipzig passiert, bei der Heeresbäckerei und weiteren Objekten war es ja nicht anders, kaum steht die Sanierung an oder wird geplant, brennt es und fast zu 100% ist es Brandstiftung...


    LINK mit Bildern

  • MDR-Dokumentation über den Augustusplatz im Wandel der Zeit:


    https://www.ardmediathek.de/tv…97858&documentId=52778160


    Mitunter noch einmal interessant, auch für die Architektur. Prägen ja die Bauten - obwohl zum Teil durch die starke Zerstörung im WKII und durch das SED-Regime - einen Platz über seine verschiedenen Epochen. Eine Stadtgesellschaft baut sich diesen sozusagen selbst. Das vor allem bei einer sehr hohen Taktdichte an Staatsformen in den letzten 100 Jahren.


    Manko immer noch: der Hotelbau an der Südost-Ecke mit dem offenen Blockrand zum Grimmaischen Steinweg dahinter. Hier wäre in den nächsten zwei Jahrzehnten eine komplette Neudefinition des Stadtraums angebracht. Gerne auch mit einer Höhendominante zur Ecke hin. Das wäre im städtebaulichen Kontext des Platzes wie auch des Rings.


    Weiteres Manko: die so oft angesprochene Platzgestaltung aus den 1990er Jahren. Nicht nur die Tiergarageneinfahrt, sondern auch die zur Abgrenzung gebauten Flachbauten. Die machen den Platz einfach wesentlich kleiner, als er ist.

  • Bin ich komplett bei Dir! Ein kleineres Hochhaus welches von der Höhe her zwischen Europahaus und Uni-Riesen angesiedelt ist würde dem Platz noch mehr Fassung geben und diesen darüber hinaus noch großstädtischer "aufladen". Wir hatten es hier ja bereits besprochen, dass der Blick Richtung Platzostseite unbefriedigend ist, besonders in Bezug auf den Rücksprung im Bereich Grassimuseum. Ich habe ja die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass irgendwann einmal der Johanniskirchturm wieder errichtet wird. Da das Grassi unzufrieden mit dem Servicebereich ist, könnte man den Turm evtl. in Kombination mit einem Servicepavillon errichten - architektonisch könnte eine derartige Verbindung zwischen Alt und Neu recht spannend wirken.


    Die Augustusplatzgestaltung der 90er ist natürlich nach heutigen Maßstäben nur mehr als altbacken zu beschreiben. Angefangen vom Stadtmobiliar bis hin zu den Milchglaszugängen der Tiefgarage. Ich persönlich kann auch nichts mit dem rötlichen, portugiesischen Granit anfangen. Leider verhindert das Urheberrecht des Architekten eine grundlegende Änderung auf lange Sicht.


    Edit: Noch etwas zum geposteten UNILAD-Adventure-Video: Auf deren Facebook-Seite wurde dieses (bzw. eine etwas andere Version) bereits an die siebenhunderttausendmal angeklickt - da müsste die LTM ganz schön viele Anzeigen stricken um auf diese Reichweite zu kommen. :lach:

    2 Mal editiert, zuletzt von LEonline ()

  • Tante LVZ beginnt eine neue Multimediaserie. In "Mein Viertel" stellen Bürger die schönen und nicht so schönen Seiten ihres Stadtteils vorstellen. Das könnte recht interessant werden, aber los geht's erstmal ganz unspektakulär mit Gohlis.


    Als Kontrastprogramm dazu eine schon etwas ältere Multimedia-Reportage über die Eisenbahnstraße.

  • Mercer Quality of Living City Ranking

    Laut einer Mercer-Umfrage gerichtet an ausländische Fachkräfte hinsichtlich der Lebensqualität ihres Wohnortes belegt Leipzig von insgesamt 231 Kommunen von Weltrang den 60. Platz. Die weiteren dt. Städte schnitten wie folgt ab:


    München (geteilt Rang 3)
    Düsseldorf (6)
    Frankfurt/Main (7)
    Berlin (13)
    Hamburg (geteilt Rang 19)
    Nürnberg (23)
    Stuttgart (29)


    "...Hannover, Köln, Dortmund, Dresden und Co. spielen aus Sicht von Mercer global keine Rolle." (Zitat LVZ)


    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…nzwischen-vor-Los-Angeles

  • ^ Was für eine mediale Provinzposse der LVZ mal wieder. Es steht sogar im Artikel:


    "Jedes Jahr befragt das Unternehmen an ihren Standorten Fachkräfte, die von ihren Firmen ins Ausland gesandt wurden, wo es denn für sie am lebenswertesten ist."


    Wenn man sich dann die deutschen Mercer-Standorte anschaut, fehlt nur Karlsruhe in der Liste. Also ist man in Deutschland von den anderen Standorten eher ein ganzes Stück weit weg. Aber für die LVZ ist man halt global fast in der 1. Liga angelangt...


    Ich hoffe ja, dass die positive Entwicklung Leipzigs auch vor der LVZ nicht Halt macht und dort etwas mehr Qualität in die Bude kommt.

  • Hannover, Köln, Dortmund, Dresden und Co. spielen aus Sicht von Mercer global keine Rolle." (Zitat LVZ)


    Dann kann man das ganze auch nicht ernst nehmen.

  • Man merkt, es ist wieder Sommerloch bei Tante LVZ. Die Mercer-Studie wurde schon am 20. März veröffentlicht und in anderen Sub-Foren gepostet.


    Mercer ist in Deutschland mit 600 Mitarbeitern in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, München und Stuttgart vertreten (und lt. Ranking wohl auch in Nürnberg), weshalb Leipzig auch als einzige ostdeutsche Stadt im Ranking auftaucht. Warum Leipzig vergleichsweise abgeschlagen auf Platz 60 liegt, während andere deutsche Städte Platz 4 (München) bis 28 (Stuttgart) belegen, taucht an anderer Stelle in der Studie auf und hat nur einen Grund: Es fehlt in Leipzig an Internationalität allgemein und an internationalen Schulen (z.B. für den Nachwuchs) im Besonderen. Wenn das wie an den anderen deutschen Standorten gegeben wäre, würde die Messestadt für Mercer-Mitarbeiter ebenso ganz weit vorn mitmischen.