Untersuchungsgebiet Nord / Feldmoching-Ludwigsfeld (SEM mit >18.000WE ?)

  • Zitat Nani90:
    es geht hier nicht darum reich zu werden. Viele möchten ihren Beruf nicht verlieren an dem viel hängt.


    Das ist tatsächlich ein Interessenkonflikt, der nur schwer aufzulösen ist. Denn für viele ist Arbeit nicht nur Mittel zum Zwecke der Einkommenssicherung, sondern integraler Bestandteil einer selbstbestimmten Lebensgestaltung ("Selbstverwirklichung"). Mit Geld ist dieser Verlust nicht aufzuwiegen.


    Allerdings: Das Wohl des Einzelnen muss sich immer an dem Wohl Vieler messen. Aus pragmatischer Sicht dürfte einer Bebauung also nichts im Wege stehen.


    Aber klar, diese Sichtweise ist äußerst unbefriedigend, wenn dabei die Berufsgrundlage auf dem Spiel steht.


    Zitat Iconic:
    Und nochmal zur SEM, ist es nicht auch denkbar, dass die Stadt mit den einzelnen Eigentümern verhandelt und am Ende mehr bezahlt als das, was sie gerade erst dafür investiert haben?


    Sehr wohl denkbar (wie auch in Punkt 8. und 9. angedeutet). Die Stadt wird natürlich zunächst versuchen, den günstigsten Preis zu erzielen. Wobei Gewinne nach Abzug der Infrastrukturmaßnahmen wieder an die Eigentümer zurückfließen.


    wie wird denn das bei Infrastrukturprojekten gemacht


    Ich bin mir nicht sicher aber da gibt es bestimmt Gesetze, die die Abtretung im Falle von Infrastrukturvorhaben vorschreiben (Recht auf Klagen bleibt natürlich). Als Entschädigung fließt dann vermutlich meistens Geld, da sinnvolle Ausgleichsflächen gerade im Großraum München schwer zu beschaffen sind. Tunnelklick weiß da bestimmt mehr.

  • iconic,


    Wenn man wenig bis nichts macht, wird aus der Dampfkesseltheorie eine Hochofenpraxis.
    Scheinbar verstehen viele die Zusammenhänge nicht ganz.
    Ich denk, das wird von einigen Seiten auch ausgenutzt.

  • Schachbrett
    "Scheinbar verstehen viele die Zusammenhänge nicht ganz."


    Das liegt in der Natur der Sache. Das Thema ist recht komplex und schwer durchschaubar. Manche reden von Dingen, die sie gar nicht verstehen. Mal einige Gedanken von mir, wobei ich ja auch schief liegen kann:


    - Den Eigentümern im SEM-Gebiet wird sehr oft Gier nachgesagt. Wer hat sich schon mal sachlich mit ihnen unterhalten? Könnte es vielleicht auch sein, dass diese Ihr Land bewirtschaften, behalten und wie viele, viele Generationen vor Ihnen weitergeben wollen?


    - Die Grundstückspreise in der SEM Nord sind bereits eingefroren. Folge: Die Betriebe (Landwirte und Gärtner) können nicht mehr investieren, planen und kalkulieren, bekommen u.U. von der Bank kein Geld mehr, Hofübergaben werden schwierig (wer weiß was in den nächsten Jahren und Jahrzehnten kommt?), die potentiellen Hoffolger haben keine Perspektive (ab in die Fabrik mit Ihnen?). Das Finanzamt setzt die Preise weit anders an als die Stadt. Folge: Extreme Steuerlasten bei Betriebsentnahmen, Hofübergaben, Erbfällen... Es geht um Existenzen! Wer weiß, dass 70 Prozent des Gemüsebarfs von München in der SEM Nord erzeugt werden? Es kommt hinzu, wie bereits richtig zitiert wurde, dass eine SEM bzw. Untersuchungen zu dieser erst eingeleitet werden dürfen, "sofern eine Entwicklung über städtebauliche Verträge nicht möglich ist". Die Stadt hat jedoch augenscheinlich noch niemanden zu städtebaulichen Verträgen gefragt bzw. zumindest mit den Menschen gesprochen. Wird da vielleicht bewusst geltendes Recht gebrochen? Die Betroffenen im SEM NO können ein Lied davon singen, wie schlecht sie behandelt werden (s. Presse- und Fernsehberichte)!


    -Wohin soll München wachsen?
    Ist es sinnvoll Progosen nachzulaufen und auf Teufel komm raus zu bauen, weil andere (vielleicht, es sind ja nur Prognosen) hierher ziehen wollen? Welches Problem wird dadurch gelöst? München hat nur noch sehr wenige grüne Reserven. Was ist, wenn alles zugebaut ist?!!!! Der Tag wird kommen. Es ist es ohnehin nicht möglich, den Bedarf zu decken, da die SEM-Megaprojekte, wenn überhaupt, erst in Jahrzehnten verwirklicht werden können. Also viel zu spät für 300.000 Neubürger. Wollen wir auch die sozialen Verwerfungen, die das Ganze mit sich ziehen würde (s. andere Metropolen)? München wurde jahrzehntelang vernachlässigt. Unsere Verkehrsinfrastruktur kann bereits jetzt in keiner Weise mehr mithalten. Nachdem München bereits jetzt die dichtest bebaute Stadt in Deutschland ist, wäre es selbst, wenn ein Füllhorn für die vielen Milliarden an Kosten sorgen würde, kaum möglich, die Verkehrsinfrastruktur entsprechen auszubauen. Und die Wunderfrage: Wollen wir denn, dass die Lebensqualität sinkt, was sogar von den SEM-Antreibern bei der Stadt und der Verwaltung eingeräumt wird?


    -Die Mieten werden nicht sinken
    Unsinn? Nein: Schaut in die Metropolen. New York müsste billige Mieten haben, so dicht ist da bebaut. Dasselbe in Paris und London und… Da wo am dichtesten bebaut ist, sind die Mieten nachvollziehbar am höchsten. Auch Hochhäuser werden ab einer gewissen Höhe sehr teuer. Wenn weiterhin (auch vom OB direkt) massiv Werbung für den Standort München gemacht wird und in die SEM-Gebiete zehntausende Arbeitsplätze geplant werden, wird der Zuzug nicht aufhören. Da aber, und da braucht man kein Genie zu sein, jeder wissen sollte, dass Grund und Boden nicht vermehrbar ist, kann auch irgendwann gar nicht mehr gebaut werden. München erstickt an seinem Erfolg. Erst wenn die Lebensqualität drastisch sinkt, werden es sich manche überlegen zuzuziehen und viele, dabei nehme ich mich nicht aus, werden das Weite suchen. "Bezahlbare" Mieten (ich kann das Wort schon nicht mehr hören, sooft wird es missbraucht) wird es nur geben, wenn die Kommune selbst baut (s. Wien). Eine SEM bringt das Gegenteil: Um die immensen Infrastrukturkosten aus den Bodengewinnen nur ansatzweise stemmen zu können, muss die Stadt meistbietend an Bauträger verkaufen. Und was haben wir dann: 30% befristete Sozialwohnungen und Eigentumswohnungen, die verkauft werden, da eine Vermietung durch die Bauträger nicht lukrativ ist. Zudem kann man sich an Freiham oder Neu Riem orientieren, welche Bauqualität dann umgesetzt wird. Da kann man den Bauträgern gar nicht böse sein, denn würde man mit Mehrkosten schöner bauen, wären die Wohnungen noch teurer. Die massiven Umweltprobleme, die durch die Bebauung drastisch verstärkt würden sind auch ein abendfüllendes Thema. Falls die Zinsen wieder steigen, werden sich Investoren auch wieder anderen Dingen widmen als Immobilien. Das ist nämlich auch ein großes Problem, warum die Preise so hoch sind - die niedrigen Zinsen. Schlimmstenfalls könnte eine Immobilienblase entstehen. Man bedenke, dass wir uns in einer absoluten Hochphase befinden. Was ist, wenn es bei BMW nicht mehr so läuft und/oder die Wirtschaft generell wieder talwärts zieht? Die Tage werden kommen, so wie sie immer wieder gekommen sind. Wer bezahlt dann das Auskommen der vielen Menschen, die Ihren Lebensunterhalt selbst nicht mehr bestreiten können? Das schaffen dann die Steuerzahler von München nicht mehr (s. bereits heutige Soziallasten der Stadt).


    iconic
    In den Vorträgen wurde erstaunlich wenig auf die konkrete Situation im Norden der Stadt eingegangen – vielmehr wurde versucht, bei den Bürgern eine grundsätzliche Angst vor Veränderungen zu wecken


    Dann war ich auf einer anderen Veranstaltung:
    Bei den Bürgen wurde nichts geweckt und das muss es auch nicht. Warum meinst Du war die Halle überfüllt? Weil sich die Bevölkerung große Sorgen macht! Es gab noch keine Bürgerversammlung mit einem solchen Andrang. Die Vorträge basierten alle auf sachlich dargestellten Tatsachen:
    Die einleitende Darstellung (erster Vortrag) beleuchtete ausschließlich den Münchener Norden. Da das Problem weit über den Tellerrand Münchens hinausgeht, wurde selbstverständlich auch die nähere und weitere Region betrachtet. Nur so sind Lösungen möglich, das hat mir eingeleuchtet. Und die Problematik beschränkt sich ja nicht auf den Norden. In der ganzen Stadt brodelt es.
    Feldmoching hat außerhalb der SEM bereits so viele Baugebiete, dass sich die Bevölkerungszahl in wenigen Jahren verdoppeln wird. Auf der vorgestellten Folie nicht gesehen? Im geplanten Baugebiet Rathold/Raheinstr. sollen auf einem Grünstreifen von 100x1000 Metern mindestens 900 Wohnungen enstehen. Die Krönung zum Geschosswohnungsbau ist ein elfstöckiger "Hochpunkt". Dass die Bevölkerungsdichte etwa um 50% höher liegen wird als die von New York City, hab ich zwar nicht nachgerechnet, kann es jedoch nachvollziehen. Mit Verlaub: Das wird ein weiterer Fremdkörper, der das Dorf durchschneidet. Wurde alles angesprochen. Bei den anderen Baugebieten stellt es sich kaum anders dar. Damit wird das Dorf und die Lebensqualität für viele, die hier seit Generationen leben und viele die hierher gezogen sind, weil es so ist, wie es ist, verloren gehen. Und dann kommt die Stadt noch mit dem Sahnehäubchen SEM. Es wurde an dem Abend auch ausdrücklich zum Ausdruck gebracht, dass man nicht generell gegen Bebauung ist. Das wurde doch alles erläutert. Wenn Du von einer "grundsätzlichen Angst vor Veränderungen" sprichst, kann ich das nicht nachvollziehen. Kann es sein, dass Du die Gegebenheiten gar nicht kennst? Ich kenne Feldmoching sehr gut und es hat sich in den letzten 35 Jahren sehr stark verändert: Zum Großteil in’s Negative! Ob einzig die U-Bahnstation ein Positivum darstellt, vermag ich jetzt gar nicht zu sagen, da diese auch wieder einschneidende negative Begleiterscheinungen hat. Was war denn eine gute Entwicklung in Feldmoching vor der man keine Angst haben muss? Die Lebensqualität ist massiv gesunken, das kann Dir jeder, der die entsprechenden Jahre auf dem Buckel hat, bestätigen. Bitte glaube mir: Im Norden muss nichts geschürt werden. Den Bürgern reicht es jetzt ganz einfach und sie lassen sich nicht mehr für dumm verkaufen. Das ist keine Angst vor Veränderungen, sondern die Tatsache, dass man viel geschluckt hat, jetzt das Maß aber voll ist. Dann wurde auch noch gesagt, dass man sich gegen „zubetonieren“, wie es ein Bürger bezeichnete, verwahrt. Es werde ja „nur“ ein Drittel des SEM-Gebietes bebaut. Ein Drittel bedeutet 300 ha! Zum Vergleich: Der Englische Garten hat 375 ha und ist eine der größten Parkanlagen der Welt. Angst vor Veränderungen, ja die hab ich? Das ist kein persönlicher Angriff auf Dich und Deine Meinung. Wenn man die Sachlage nicht genau kennt, sieht man manches einfach nicht.
    Du sprichst vom „Schreckgespenst der Zwangsenteignungen“. Die Sachlage:
    Eine SEM darf nur eingeleitet werden, wenn, wie oben bereits zitiert, Städtebauliche Verträge scheitern. Nun will die Stadt schon mal rechtswidrig einleiten, ohne überhaupt versucht zu haben, Verträge zu schließen. Sinn der SEM ist es, notfalls zu enteignen. Oder warum sollte das sonst durchgezogen werden? Mit dem Instrument der SEM ist es ein Leichtes Druck auszuüben und zu drohen (alles im Nordosten schon passiert, s. Presse und Fernsehen) um sich den Grund für Mau zu krallen. Selbstverständlich wird es massive Enteignungen geben müssen. Würdest Du das als Verantwortlicher ausplaudern? Natürlich nicht. Die Dame vom Planungsreferat hat findig gesagt, dass Enteignungen „jetzt“ gar nicht möglich sind. Da stimme ich ihr zu. Jetzt nicht, aber was ist, wenn eingeleitet wurde? Dann wohl doch. Die Stadträtin hat auch gesagt, keiner würde enteignet werden. Schöne politische Floskeln, die nichts wert sind. Wenn es so weit ist, ist die Dame nicht mehr im Amt. Sie bleibt die Antwort schuldig, was mit denjenigen passiert, die nicht verkaufen wollen. Den Wortmeldungen nach sind das im SEM Nord wohl viele. Wenn nicht enteignet wird, dann kann man die SEM begraben. Also brauche ich sie auch gar nicht erst einleiten. Und wenn man 1 und 1 zusammenzählen kann, funktioniert das ganze Szenario einfach nicht. Außerdem wäre die Stadt bei Einleitung einer SEM rechtlich dazu verpflichtet, alle Grundstücke im SEM-Gebiet aufzukaufen. Folge: Es muss zwangsläufig enteignet werden, wenn jemand sein Eigentum behalten will. Und dann sind dann auch noch die bereits bebauten Grundstücke mit bebaubaren Gärten, die im SEM-Gebiet liegen. Was müssen denn diese „Häusl-„Leut befürchten. Mit denen hat wohl auch keiner gesprochen. Und da soll man sich keine Sorgen machen… Für mich ist das Sozialismus in reinster Form. Ich dachte, da sind wir seit 1990 drüber weg.


    Mein persönliches Fazit:
    Bebauung nur sehr umsichtig mit Einbeziehung der gesamten Metropolregion.
    Stärkung der strukturschwachen Standorte, damit die Arbeitsplätze dort bleiben, bzw. entstehen und nicht alles nach München will. Merke: Jeder der aus Deutschland nach München zieht hinterlässt eine leere Wohnung! In Deutschland stehen nach Angaben des Referenten 2 Mio. Wohnungen leer. In Bayern 90.000. Das kann es nicht sein. Dörfer verfallen und die Großstädte explodieren.
    Vernünftiger Ausbau der Verkehrsinfrastruktur bevor gebaut wird (s. Wien).
    Schaffung von Wohnraum für Geringverdiener durch die Kommune selbst bzw. Genossenschaftsmodelle o.Ä. (s. Wien)
    Eine Steuerung ist durchaus möglich. Es wird ja auch schon jetzt gesteuert, wenn man auf Teufel komm raus Firmen aus aller Herren Länder nach München locken will. Da regiert der schnöde Mammon mit Namen „Gewerbesteuer“. Vielleicht sollte man auch da an Reformen denken?


    Jetzt hab ich viel geschrieben und hätte noch so viel zu sagen…
    Das Thema ist wirklich schwierig, sehr umfangreich und kurzfristige Lösungen hab ich leider auch nicht bereit.
    Nur bei einem bin ich mir sicher: „Bauen, bauen, bauen“ ohne Weitblick, so wie es Teile der Stadtregierung und die Verwaltung vorhaben, ist keine Lösung und wird sich extrem negativ auswirken. Mit Ideologiegeprägter Scheuklappensicht wird man nichts erreichen.

  • Horus, ich DANKE dir endlich versteht das mal jemand. Ich bin in Feldmoching groß geworden. Seh das genau so und was für uns am schlimmsten ist, ist diese Unsicherheit. Man weis nicht was noch alles passiert. So weit ich weis ist, dass ein Baustopp erteilt wurde. Viele meiner Kollegen möchten in ihre Höfe und Firmen investieren. Dies wurde bis aufs weitere untersagt. So weit sind wir schon das wir auf unseren Grundstücken nicht mehr investieren dürfen. Wo soll das alles noch hinführen. Ich bin auch nicht grundsätzlich fürs verbauten. ABER mit bedacht und Weitsicht. Vor allem sollte zuerst die Infrastruktur bestehen und nicht einfach sagen sooooooo 300 ha zuklatschen und schau ma mal wie des hinhaut. Egal wenn's nen Verkehrskollaps gibt. In meinen Augen wird hier der Eigentümer mal so richtig verarscht (sry für diese Ausdrucksweise). Es kann doch nicht sein, dass wir hier in Deutschland über Enteignung reden müssen. Familien bauen sich mit harter Arbeit etwas auf und dann kommt die Stadt und sagt Danke nun möchten wir über ihr Grundstück das sagen haben. Hier ein paar Scheine und schaut's wos bleibts.

  • @Horus, NANI90,
    vielen Dank für die ausführliche Abhandlung!
    Ich bewundere Menschen mit der Gabe sich gut ausdrücken zu können.


    Anfang der 90er haben in Raum München bei MBB und Dornier ca 10 000 Leute
    aufhören müssen. Da das Techniker waren, hat man nicht viel Aufhebens gemacht in der romantischen Epoche.


    Für mich: Wenn jemand enteignet wird, muss eine angemessene Entschädigung
    gezahlt werden. Bei entsprechender Nutzungsdichte der Fläche für Wohnungsbau
    UND Infrastruktur können bis zu 1000€ rauskommen.


    Meine Meinung :
    Was würde passieren, wenn die Stadt sagt, wir frieren das Wachstum beim Wohnungsbau und Firmenansiedlung ein?
    Der Verdrängungsdruck bei weniger finanzkräftigen Einwohnern und Firmen
    würd weiter steigen.
    Das ist zwar romantisch aber nicht sozial.


  • Für mich: Wenn jemand enteignet wird, muss eine angemessene Entschädigung
    gezahlt werden. Bei entsprechender Nutzungsdichte der Fläche für Wohnungsbau UND Infrastruktur können bis zu 1000€ rauskommen.


    Wohl kaum, denn die Entschädigung wird bemessen nach der Nutzung im Zeitpunkt des Erlasses der Entwicklungssatzung, also nach dem Wert für landwirtschaftliche Nutzfläche z.B. (siehe @horus, 2. Spiegelstrich). Die Infrastrukturkosten werden ja auch nicht von den zu Entschädigenden aufgewendet, sondern vom Entwicklungsträger, Treuhänder oder Projektentwickler.

  • -Wohin soll München wachsen?
    Ist es sinnvoll Progosen nachzulaufen und auf Teufel komm raus zu bauen, weil andere (vielleicht, es sind ja nur Prognosen) hierher ziehen wollen? Welches Problem wird dadurch gelöst?


    Problem: Europa ist ein alternder Kontinent mit sinkender Wirtschaftskraft, schwach in Innovationen, behäbig beim Ausbau und Erhalt von Infrastruktur, mit sinkender politischer Bedeutung. Kaum ein erupäischer Newcomer unter den wirtschaftlichen Global Playern seit Jahrzehnten. Zunehmende Konkurrenz z.B. aus Asien bei Schlüsselindustrien (Automobil, Luftfahrt, Energie etc). Hohe Jugendarbeitslosigkeit in ganz Südeuropa, wirtschaftliche und politische Altlasten in ganz Osteuropa, gesellschaftliche Verwerfungen durch paralellgesellschaften in Mittel- und Nordeuropa (nicht nur durch die pöhsen Migranten, siehe z.B. G20-Krawalle). Aktuell und in Zukunft verstärkt noch mehr Probleme durch massenhaften Zuwanderung aus weltweit existierenden Armutsregionen, die heute schon überbevölkert sind und deren bevölkerung weiter rasant wächst.


    Es gibt nur noch wenige wirtschaftlich prosperierende Regionen in Europa: Paris, Amsterdam, Süddeutschland und wenige andere, in bereits sehr viel schwächerem Maße Madrid, Bracelona, Mailand etc.


    Daher muß meiner Meinung nach jedes dieser Wachstumszentren stärkstmöglich gefördert werden (und natürlich müssen auch neue Wachstumszentren, wenn so etwas überhaupt möglich ist durch, erschaffen werden). Fördertung heißt eben erhalt und Ausbau von Verkehrsinfrastruktur und in den Wachstumsregionen bedeutet das dann eben massiven Zuzug und daher auch massiven Wohnungsbau.


    Die großen humanen und zivilisatorischen Aufgaben der kommenden Jahrhunderte werden durch ein starkes und gesundes Europa etwas leichter zu lösen sein. Jedenfalls vermute ich, dass dieser Planet sehr viele lebenswerter ist, wenn es darauf ein leistungsfähiges Europa gibt.


    Wenn wir dagegen in Europa - ich bitte meine polemische Ausdrucksweise zu entschuldigen - wegen jedem bebauten Acker am Rande einer Großstadt oder wegen jedes Juchtenkäfers Fortentwicklung verhindern, dann wird Europa selbst mittefristig eine Armutsregion sein, die keine Zuwanderung mehr aufnehmen kann sondern von dem eher die Menschen in Massen auswandern werden.


    Diese Folgerungen scheinen bestimmt manchem übertrieben, gar Panikmache. Wenn ich jedoch die wirtschafts- und wachstums-feindliche Einstellung großer Teile der Bevölkerung jedoch konsequent zuende denke, dann komme ich persönlich nun mal zu diesem Schluss: Diese Einstellung bedroht mittel- bis langfristig das zivilisatorische Niveau Europas und damit der Welt.


    Man kann auch kaum bestreiten, dass Wachstum Nachteile mit sich bringt, aber ich nehme lieber die Nachteile des Wachstums und der Stärke in Kauf als die Nachteile des Niedergangs und der Schwäche. Selbstverständlich kann auch Wachstum nicht ins Unendliche fortgesetzt werden, aber angesichts des aktuellen Niederganges Europas müssen eben manche Regionen stärker wachsen um den Niedergang abzufedern. Da hat man als Münchner und feldmochinger eine Verantwortung über die Grenzen der eigenen Gemeinde hinaus.



    -Die Mieten werden nicht sinken


    Die Mieten werden sinken, wenn das Angebot schneller wächst als die Nachfrage.

    2 Mal editiert, zuletzt von derzberb ()

  • ^


    Willkommen im Forum, horus :).


    Einige Anmerkungen und Widersprüche :D zu deinen sehr ausführlichen Gedanken:


    Könnte es vielleicht auch sein, dass diese Ihr Land bewirtschaften, behalten und wie viele, viele Generationen vor Ihnen weitergeben wollen?


    Da stimme ich dir vollkommen zu. Die Abwehrreaktionen der Grundstückseigner sind daher absolut nachvollziehbar und legitim. Allerdings sind die Grundstücke nicht losgelöst von allen äußeren Veränderungen, sondern unterliegen als knappes Gut bestimmten Rahmenbedingungen, bspw. der Urbanisierung, der daraus resultierenden Wohnungsknappheit und Wertsteigerungen. Es klingt angesichts der SEM zunächst verständnislos und unsozial aber das Wohl der Allgemeinheit ist in Deutschland höher zu bewerten, als das Wohl einiger weniger. Zumindest in der Theorie. Praktisch gelingt das natürlich häufig nicht, wahrscheinlich wird es das auch nie, daher ist es nachvollziehbar, wenn sich hier manche Eigentümer nun verarscht fühlen, wo sich doch sonst kaum ein Politiker für das Allgemeinwohl einsetzt. Die Frage nach einer rundum sozialen und fairen Lösung bzgl. der beiden SEMs wird nicht zu beantworten sein, da wie bereits dargestellt, der Ausgleich nicht 1:1 finanziell erfolgen kann. Meiner Meinung nach sind die Grundstückseigentümer also nicht gierig oder egoistisch, wie das häufig angeprangert wird, die Stadt ist gleichzeitig aber auch nicht "asozial", wenn sie innerhalb der Stadtgrenzen neues Bauland schaffen möchte. Eine Möglichkeit, den Interessenkonflikt etwas zu entschärfen, könnte vielleicht zusätzlich entsprechendes Wohnungseigentum bei Projekten auf ehemals eigenem Grund begünstigen.


    Das Finanzamt setzt die Preise weit anders an als die Stadt. Folge: Extreme Steuerlasten bei Betriebsentnahmen, Hofübergaben, Erbfällen...


    Das FA ist da ungnädig und grausam, ja. Betriebsvermögen wird aber kaum besteuert und ist bei Übergaben in keiner Weise mit einem Privaterbe zu vergleichen, wo die Steuerlasten schnell sechsstellig werden.


    Die Stadt hat jedoch augenscheinlich noch niemanden zu städtebaulichen Verträgen gefragt bzw. zumindest mit den Menschen gesprochen.


    Es geht ja prinzipiell um die Schaffung von möglichst viel, möglichst günstigem Wohnraum. Durch eine SEM bietet der Gesetzgeber hier ein entsprechendes Instrument, welches zwar in der ersten Phase bis zum städtischen Erwerb kompliziert ist aber letztlich einen eindeutigen Planungsgewinn aufweisen kann. Die Alternative wäre die SoBoN. Nur wie ich das in den Medien verfolgen kann, geht es den Bürgern nicht um die Verhinderung einer SEM, sondern generell um die Verhinderung jeglicher Bebauung. Der Verweis auf die SoBoN ist doch, wenn wir ehrlich sind, ein vorgeschobenes Alibi Argument.


    Ist es sinnvoll Progosen nachzulaufen und auf Teufel komm raus zu bauen, weil andere (vielleicht, es sind ja nur Prognosen) hierher ziehen wollen?


    Das sind keine Prognosen, sondern jeden Tag erlebbare knallharte Fakten.
    Erstes Anschauungsbeispiel:
    Angebot und Nachfrage bestimmen in unserer sozialen Marktwirtschaft den Preis. Ergo: Extreme Preise in München, da extrem knappes Angebot, für extrem starke Nachfrage. Ergo: Viele Menschen wollen hier herziehen.
    Zweites Anschauungsbeispiel:
    Die Zahl der Stellenausschreibungen nimmt zu, immer mehr Unternehmen ziehen in den Großraum und die Stadt (keine falsche Strukturpolitik, sondern ökonomische Entscheidungsfindung der Unternehmen, bspw. Clustereffekte, Infrastruktur wie Flughafen und Bahn, Messe). Dies bedingt zwangsweise einen hohen Zuzug entsprechender Fachkräfte. Je weniger Wohnungen in der Stadt, desto mehr Wohnungen zersiedelt im Umland + steigender Pendlerverkehr (insb. MIV).


    s ist es ohnehin nicht möglich, den Bedarf zu decken, da die SEM-Megaprojekte, wenn überhaupt, erst in Jahrzehnten verwirklicht werden können. Also viel zu spät für 300.000 Neubürger.


    Hmm, in gut 3,5 Milliarden Jahren wird sich die Sonne unausweichlich zu einem Roten Riesen aufblähen und unseren Planeten in einen glühenden Feuerball verwandeln. Am besten hören wir also gleich auf zu atmen :).
    Nein, Nichtstun ist für mich keine Lösung und macht alles nur schlimmer.


    Wollen wir auch die sozialen Verwerfungen, die das Ganze mit sich ziehen würde


    Die sozialen Verwerfungen entstehen doch gerade aufgrund der immer weiter auseinander klaffenden Schere von Arm und Reich, von Sozialwohnungsbau und Luxusvillen. Diese gesellschaftliche Spaltung ist leider kein Zukunftsszenario mehr, sondern wir befinden uns bereits seit langem mittendrin.


    Unsere Verkehrsinfrastruktur kann bereits jetzt in keiner Weise mehr mithalten.


    Hier stimme ich teilweise zu. Einerseits bedarf es eindeutig eines massiven ÖPNV Ausbaus. Nach aktuellen Entwicklungen fielen die SEM aber gerade in den Realisierungszeitraum einiger wichtiger Säulen der Ausbauoffensive. Zudem ist die Bewertung der Infrastruktur relativ. Flughafen, Bahn, Straßennetz und ÖPNV sind trotz einiger Probleme im Vergleich zu vielen anderen Millionenstädten im Ausland auf einem äußerst starken Niveau (siehe Städterankings Kategorie Infrastruktur). Die Wachstumsraten deutscher Städte sind darüber hinaus geradezu marginal, 300.000 Neubürger im internationalen Vergleich vernachlässigbar. Es wäre dabei schon viel geholfen, wenn die Menschen hier weniger mit dem Auto fahren müssten.


    Nachdem München bereits jetzt die dichtest bebaute Stadt in Deutschland ist,


    Hast du dafür eine Quelle? Meines Wissens besitzt München nur die höchste Einwohnerdichte Deutschlands, welche aber lediglich ein Zahlenspiel ohne praktische Relevanz ist. Denn München hat recht eng gezogene administrative Grenzen, nimmt man bspw. den Perlacher- und Ebersbergerforst noch hinzu, sieht die Dichte auf dem Papier schon ganz anders aus. Köln hat bspw. gut 100 km2 mehr Fläche als München, wobei diese eben nur aus Wald in den äußersten Bezirken besteht und damit die deutlich geringere durchschnittliche Dichte erklärt.


    Wollen wir denn, dass die Lebensqualität sinkt, was sogar von den SEM-Antreibern bei der Stadt und der Verwaltung eingeräumt wird?


    Wo genau wird von Seiten der Stadt eingeräumt, dass die Lebensqualität mit der SEM sinken würde? Die Lebensqualität sinkt doch wenn dann durch steigende Wohnungskosten.


    -Die Mieten werden nicht sinken
    Unsinn? Nein: Schaut in die Metropolen. New York müsste billige Mieten haben, so dicht ist da bebaut. Dasselbe in Paris und London und…


    Ich würde den Vergleich andersherum aufziehen: München hat schon fast das Preisniveau von Paris und London erreicht und das trotz vielfach geringerer Größe und Dichte. Ist die Blase noch Fiktion oder schon Realität?


    Wenn weiterhin (auch vom OB direkt) massiv Werbung für den Standort München gemacht wird


    Was verstehst du denn unter "Werbung"?


    "Bezahlbare" Mieten (ich kann das Wort schon nicht mehr hören, sooft wird es missbraucht) wird es nur geben, wenn die Kommune selbst baut (s. Wien).


    Die Kommune ist die eine Hälfte. Aber alleine schafft es diese auch nicht. Genossenschaften und private Investoren braucht es halt auch. In Wien läuft viel mehr über die Kommune, richtig, wie ich es mir erklären lassen habe, wird das ganze aber über massive Verschuldungen und Staatssubventionen erkauft. GWG und Gewofag müssten natürlich trotzdem noch mehr unternehmen (insb. auch qualitativ), ich will jetzt auch nicht ausschließen, dass dies über eine Neuverschuldung finanziert werden sollte.


    oder die Wirtschaft generell wieder talwärts zieht? Die Tage werden kommen, so wie sie immer wieder gekommen sind


    Daher ist es wichtig, sich dem Wachstum nicht zu verweigern und sich möglichst breit aufzustellen. "Die nächste Krise kommt bestimmt", da bin ich bei dir, nur wer in guten Zeiten vorsorgt, übersteht auch diese. Und München hat bisher jede Krise sehr gut überstanden. BMW ist da nur ein Player von vielen, wenngleich wichtigster Steuerzahler der Stadt.


    Dass die Bevölkerungsdichte etwa um 50% höher liegen wird als die von New York City, hab ich zwar nicht nachgerechnet, kann es jedoch nachvollziehen. Mit Verlaub: Das wird ein weiterer Fremdkörper, der das Dorf durchschneidet.


    Mit Verlaub: Das ist billige Propaganda, der du da auf den Leim gegangen bist.
    Erstens: Dichteangaben einzelner Bauprojekte mit ganzen Stadtteilen / Städten zu vergleichen, macht offensichtlich wenig Sinn. Gerne erläutere ich das auf Nachfrage genauer ;).
    Zweitens: Welches Dorf meinst du genau? Ich sehe dort einen S-Bahn Bahnhof, Gleistrassen (zerschneiden bereits jetzt?) und ein 70er Jahre Plattenbauviertel mit einigen Hochpunkten. Klar stehen dort viele Einfamilienhäuser aber von einem Dorf, das durchschnitt werden soll, kann doch überhaupt nicht die Rede sein.


    damit wird das Dorf und die Lebensqualität für viele, die hier seit Generationen leben und viele die hierher gezogen sind, weil es so ist, wie es ist, verloren gehen.


    Entschuldigung, aber ich kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass sich mein Umfeld in einer Metropole über Jahrzehnte nicht ändern wird. Zieht jemand in eine Stadt, nimmt er dies geradezu billigend in Kauf. Welches Recht nehmen sich manche Leute heraus, zu fordern, dass alles so bleibt wie es ist? Ich finde diese Einstellung ehrlich gesagt absolut fürchterlich, arrogant und engstirnig. Wie verquer diese Logik ist, zeigt allein die Tatsache, dass es immer ein "davor" gab, wo alles einmal anders aussah, andere Strukturen herrschten, andere Leute dort wohnten. Anscheinend hält sich ein jeder für den Nabel der Welt.


    Die Lebensqualität [in Feldmoching] ist massiv gesunken, das kann Dir jeder, der die entsprechenden Jahre auf dem Buckel hat, bestätigen.


    Den Bürgern reicht es jetzt ganz einfach


    Es ist immer leicht, von sich und ein paar anderen auf alle zu schließen.


    Nun will die Stadt schon mal rechtswidrig einleiten, ohne überhaupt versucht zu haben, Verträge zu schließen.


    Ich kenne den Gesetzestext nicht aber steht da tatsächlich, dass die Stadt erstmal mit jeder Partei versuchen muss, Verträge zu schließen oder steht da wie unter Punkt 8 (s.o.), dass eine SEM dann erfolgen kann, wenn Verträge nicht möglich sind. Wobei "möglich" eben auch bedeuten kann, dass es im Ermessensspielraum der Stadt liegt, ob es nun möglich ist oder nicht. Wer weiß hier mehr?
    Rechtswidrig handelt die Stadt hier wohl eher nicht. Falls doch, wäre ich sehr an einer belastbaren Quelle interessiert. Bei der SEM MNO war von rechtswidrigem Handeln zumindest nie die Rede.


    um sich den Grund für Mau zu krallen. Selbstverständlich wird es massive Enteignungen geben müssen.


    Das klingt so, als ob die Stadt damit Profit machen wollte. Die Stadt macht mit der SEM aber keinen Profit. Ob es massive Enteignungen geben wird, ist offen und wird sich bei der SEM Nord vermutlich erst in zwei, drei Jahrzehnten offenbaren. Bei der SEM MNO sind Enteignungen meiner Kenntnis nach bis jetzt nicht absehbar, da die acht, neun Bauern, denen der Großteil der Flächen gehört, wohl eine Einigung mit der Stadt erzielen werden. Die SEM Nord scheint hier ein weitaus komplizierterer Fall zu sein.


    Außerdem wäre die Stadt bei Einleitung einer SEM rechtlich dazu verpflichtet, alle Grundstücke im SEM-Gebiet aufzukaufen.


    Nein, das ist so nicht ganz richtig.
    Siehe Punkt 14 bis 16: https://www.muenchen.de/rathau…hner_Nordosten/FAQ.html#n


    Und dann sind dann auch noch die bereits bebauten Grundstücke mit bebaubaren Gärten, die im SEM-Gebiet liegen. Was müssen denn diese „Häusl-„Leut befürchten.


    Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Wie groß sind die "Gärten"? Erstreckt sich dieser auf mehrere Flurnummern?
    Schau, hier ist ein Fragebogen der Stadt, der bei der SEM MNO verschickt wurde: https://www.muenchen.de/rathau…3%BCmer_Onlineversion.pdf


    Stärkung der strukturschwachen Standorte, damit die Arbeitsplätze dort bleiben, bzw. entstehen und nicht alles nach München will.


    wenn man auf Teufel komm raus Firmen aus aller Herren Länder nach München locken will.


    Sehe ich kritisch, da dies Verschwendung knapper Ressourcen, Redundanzen, tiefe Eingriffe in das Marktgeschehen und gesellschaftliche Trends sowie Zersiedlung mit sich führen würde.


    Einerseits unterstellst du nun der Stadt sozialistische Vorgehensweisen, andererseits forderst du mit einem Umverteilungskonzept für strukturschwache Regionen genau diese.


    Urbanisierung und die Verdichtung der Produktivkraft ist doch keine politisch gewollte Entwicklung, sondern der natürliche Lauf der Dinge. So wie sich Materie unter dem Einfluss der Gravitation zu Planeten, zu Sternen, zu Galaxien verdichtet, so wie Ameisen Haufen bilden und nicht alleine im Wald hausen, so bilden Menschen seit Jahrtausenden Städte und verdichtete Wirtschaftsräume. Warum? Weil die Ressourcen knapp sind und mit minimalem Einsatz, maximaler Ertrag erwirtschaftet werden soll. Allein daraus leitet sich zwangsweise eine Verstädterung und Clusterbildung ab. Ganz ohne Werbung und Lockangebote ;).



    ___________________________________________



    NANI90:


    So weit ich weis ist, dass ein Baustopp erteilt wurde. Viele meiner Kollegen möchten in ihre Höfe und Firmen investieren. Dies wurde bis aufs weitere untersagt.


    Es ist doch noch gar keine Entwicklungssatzung erlassen? Bis dahin können Eigentümer meines Wissens nach, im rechtlichen Rahmen mit ihren Grundstücken machen, was sie wollen. Weißt du denn auch, von wem und warum genau, eine "Investition" untersagt wurde? Das klingt mir nämlich eher nach Gerücht, ohne dir hier Unwahrheiten unterstellen zu wollen.
    Zumindest im Osten werden noch fröhlich Biogasanlagen aufgestellt und das obwohl wir hier mindestens 15 Jahre weiter sind als bei der SEM Nord.


    Vor allem sollte zuerst die Infrastruktur bestehen und nicht einfach sagen sooooooo 300 ha zuklatschen und schau ma mal wie des hinhaut.


    Naja, "einfach so" passiert hier gar nichts. Die Maßnahme wird sich höchstwahrscheinlich über ein halbes Jahrhundert hinziehen. Ich meine, schau nach Freiham, wo jetzt nach Jahrzehnten des Planens angefangen und noch die nächsten 20 Jahre gebaut wird, schau zur SEM MNO, wo vor 2030 nicht viel passieren wird, außer Wettbewerbe und Studien. Und dann soll da im Norden der Stadt in absehbarer Zeit auch nur ein Stein umgedreht werden? Haha...:lach:

  • OT: unterschiedliche Dinge, die aber fast immer in Relation stehen
    Beispiel:


    Quality of Life Index (higher is better) is an estimation of overall quality of life by using an empirical formula which takes into account purchasing power index (higher is better), pollution index (lower is better), house price to income ratio (lower is better), cost of living index (lower is better), safety index (higher is better), health care index (higher is better), traffic commute time index (lower is better) and climate index (higher is better).


    Current formula (written in Java programming language):
    index.main = Math.max(0, 100 + purchasingPowerInclRentIndex / 2.5 - (housePriceToIncomeRatio * 1.0) - costOfLivingIndex / 10 + safetyIndex / 2.0 + healthIndex / 2.5 - trafficTimeIndex / 2.0 - pollutionIndex * 2.0 / 3.0 + climateIndex / 3.0);
    For details how purchasing power (including rent) index, pollution index, property price to income ratios, cost of living index, safety index, climate index, health index and traffic index are calculated please look up their respective pages.


    Quelle: https://www.numbeo.com/quality-of-life/indices_explained.jsp

  • derzberb

    Die Mieten werden sinken, wenn das Angebot schneller wächst als die Nachfrage.


    Ich dachte, ich hätte das ganz gut erklärt. Wie soll denn das Angebot größer sein als die Nachfrage, wenn der prognostiziete Zuzug von 300.000 Neubürgen völlig unmöglich und utopisch ist? Mit der Realität hat das nichts zu tun. Die großen SEM-Gebiete können das mit einigen zehtausend Wohnungen bei weitem nicht auffangen und Sie kämen ja auch viel zu spät. Der Grund ist ganz banal: Weil irgendwann alles zugebaut ist. Das Angebot wird nüchtern betrachtet immer der Nachfrage hinterherhinken. Jetzt werden die letzten, kargen Reseveren mobilisiert. Man könnte ja vielleicht noch den Englischen Garten... (verzeih mir die Polemik, aber das wäre die logische Konsequenz) aber selbst das würde nicht reichen. Und es werden ja bewusst extrem viele Arbeitsplätze geschaffen. Bitte sag uns doch ganz konkret wo Du die Wohnungen bauen willst und wo das Gewerbe hin soll. Grund und Boden ist nicht vermehrbar und je weniger davon vorhanden ist, desto teurer wird diese Ware und damit folglich die Wohnungen (Angebot und Nachfrage). München ist bereits jetzt die dichteste Stadt. Wenn alle Frankfurter und alle Kölner nach Hamburg ziehen würden, hätte Hamburg noch nicht einmal die Bevölkerungsdichte, die München jetzt schon hat. Kannst Du nachrechnen. Und denkst Du auch an die Umweltfolgen? Die Temperatur in der Stadt würde extrem steigen, die Luftbelastung wäre extrem, alle Frischluftschneisen und Grünzüge würden vernichtet... Da verstehe ich die Stadtgrünen auch nicht. Einerseits wollen Sie den Flächenfraß verhindern und andererseits soll München bis auf den letzten Quadratmeter zugebaut werden. Befremdend finde ich auch, dass im Rauthaus Politik für Menschen gemacht wird, die (noch) gar nicht da sind. Und alles auf Kosten und gegen den Willen eines Großteils der angestammten Bevölkerung. Wer hat eigentlich wen gewählt?


    Jedenfalls vermute ich, dass dieser Planet sehr viele lebenswerter ist, wenn es darauf ein leistungsfähiges Europa gibt...


    Das hört sich aber alles sehr nach Sozialdarwinismus an. Was passiert denn dann mit den Regionen, die von uns abgehängt werden? Sind die dann alle egal, Hauptsache wir können uns dicke Urlaube leisten, weil bei uns die Wirtschaft brummt? Da wäre mir aus moralischen Gründen schon mehr Solidarität recht. Wobei ich Dir schon zustimme, dass das kein Münchner Problem ist, sondern in hohem Maße auch das Land und den Staat betrifft. Du projizierst es noch weiter auf ganz Europa. Aber was passiert jetzt in der Realität: Die Verantwortlichen denken nicht so weit wie Du. Sie sehen nur München im Tunnelblick - und ich wage mal zu behaupten Wählerstimmen (die Sie jedoch nicht bekommen werden, weil der Großteil der Münchner das nicht gut findet). Und anstatt mit Ruhe und Sorgfalt zu planen und überregionale Lösungen zu finden wird rücksichtslos gebaut und gebaut und gebaut. Gegen ein organisches Wachstum habe ich ja auch nichts einzuwenden. Reiner Aktionismus. Planen kann man öfter. Bauen nur einmal. Und dann ist da ja auch noch die Frage: Wollen wir uns mit Paris oder London messen? Wollen wir die Problemviertel? Wollen wir die Kriminalität? Wollen wir No-Go-Areas? Wollen wir in einem Moloch leben? Ich jedenfalls nicht. Mir ist es viel lieber, wenn München einigermaßen gemütlich bleibt - auch wenn dadurch finanzielle Abstriche nötig sind. Und da gab es doch noch jemanden, der sich mit dem Slogan "Damit München München bleibt" hat wählen lassen. Ich glaube wir sind uns einig, dass sich München, geht es so weiter, extrem verändern wird. Und die Lebensqualität wird ganz sicher nicht steigen.

  • OT: unterschiedliche Dinge, die aber fast immer in Relation stehen


    Manchmal. Wenn ich bisher eine freie Aussicht auf einen grünen Park habe von meiner Eigentums-Wohnung, und der Park wird dann plattgemacht und mit häßlichen Beton-Wohnblöcken zugestellt, hat sich an meinen Lebenshaltungskosten nichts geändert, aber meine Lebensqualität ist geringer geworden. Oder wenn nebenan eine Fabrik hingestellt wird, die Gestank erzeugt. Oder eine stark befahrene Straße (Lärm, Abgase) vor dem Haus gebaut wird. Oder wenn mein Arbeitgeber 50km weiter wegzieht und ich damit täglich 2 Stunden mehr Arbeitsweg habe (vom Arbeitgeber bezahltes Ticket ==> keine Änderung der Kosten, aber Verringerung der Lebensqualität durch geringere Freizeit). Oder ...

  • @Horus,
    300 000 EW sind eigentlich gar nicht utopisch, die passen locker allein in die
    Stadterweiterung im Norden rein, selbst gemischt mit Parkanlagen.

  • Zitate MudGuard:


    Lebensqualität und Lebenshaltungskosten sind unterschiedliche Dinge.


    Manchmal. Wenn ich bisher eine freie Aussicht auf einen grünen Park habe von meiner Eigentums-Wohnung, und der Park wird dann plattgemacht und mit häßlichen Beton-Wohnblöcken zugestellt, hat sich an meinen Lebenshaltungskosten nichts geändert, aber meine Lebensqualität ist geringer geworden.


    Wenn meine Lebenshaltungskosten derart steigen, dass ich jeden Cent dreimal umdrehen muss, dann sinkt dementsprechend meine Lebensqualität.
    Und ich würde wetten, dass es mehr Menschen gibt, die aufgrund der hohen Kosten leiden, als Menschen, die darunter leiden, dass ihr Hauspark zugebaut wurde, neue Schulen und Infrastruktur entstand. Denn so viele Wohnungen vor Grünflächen, die zugebaut werden könnten, gibt es in München nicht, wohl aber hunderttausende Wohnungen, die kriminell überteuert sind.


  • Ich dachte, ich hätte das ganz gut erklärt. Wie soll denn das Angebot größer sein als die Nachfrage, wenn der prognostiziete Zuzug von 300.000 Neubürgen völlig unmöglich und utopisch ist? Mit der Realität hat das nichts zu tun. Die großen SEM-Gebiete können das mit einigen zehtausend Wohnungen bei weitem nicht auffangen und Sie kämen ja auch viel zu spät.
    Der Grund ist ganz banal: Weil irgendwann alles zugebaut ist. Das Angebot wird nüchtern betrachtet immer der Nachfrage hinterherhinken.


    Das Angebot wird nur größer, wenn es größer wird. Wenn das Angebot nicht größer wird, dann bleibt es gleich oder wird kleiner. Dass man den Angebotsmangel nicht sofort ausgleichen kann ist bedauerlich aber kein Grund, untätig zu werden.


    Stell Dir vor ein Schiff mit 2000 menschen an Bord geht unter. Du befindest Dich direkt daneben auf einen Schiff mit Kapazität für 500 Menschen. Wirst Du dann versuchen, wenigstens 500 zu retten oder sagen: "es ist utopisch und realitätsfern, alle zu retten, also rette ich keinen".


    Bitte sag uns doch ganz konkret wo Du die Wohnungen bauen willst und wo das Gewerbe hin soll.


    Durch Nachverdichtung und Aufstockung sowie die Neu-Bebauung kriegt man innerhalb der heutigen Stadtgrenzen leicht noch eine halbe Million unter.
    Dann würde ich alles innerhalb des Autobahnringes eingemeinden: Um Unterföhring, Ascheim, Haar, Ottobrunn, Unterhaching und Taufkirchen herum findet sich noch einmal leicht Platz für eine weitere halbe Million oder mehr.



    Und denkst Du auch an die Umweltfolgen? Die Temperatur in der Stadt würde extrem steigen, die Luftbelastung wäre extrem, alle Frischluftschneisen und Grünzüge würden vernichtet...


    Ja ich denke an die Umweltfolgen. Es ist besser zivilisationsbedingte Umweltschäden an wenigen Orten zu konzentrieren, als das gesamte Land mit mit Flachbauten, Reihenhaussiedlúngen, Gewerbegebieten und den für all das und den von der Bevölkerung gewünschten Komfort mit Verkehrsflächen, Daten- und Energieversorgung zu bedecken.





    Das hört sich aber alles sehr nach Sozialdarwinismus an. Was passiert denn dann mit den Regionen, die von uns abgehängt werden? Sind die dann alle egal, Hauptsache wir können uns dicke Urlaube leisten, weil bei uns die Wirtschaft brummt? Da wäre mir aus moralischen Gründen schon mehr Solidarität recht.



    Die ärmeren Regionen profitieren von den reicheren durch Transferzahlungen (Länderfinanzausgleich, Entwicklungshilfe) und Investitionen. Lebe ich in einem reichen Freistaat Bayern, dann kann ich auch Milliarden nach Berlin und NRW überweisen oder in den Senegal, meine Universitäten bilden junge Menschen aus all diesen Gebieten aus und meine Unternehmen investieren in diesen Gebieten. Bin ich arm, so kann ich all das nicht. Die Starken müssen stark sein, um den schwachen helfen zu können. Machen wir die Starken auch noch schwach sind am Ende alle arm. Ist das die Gerechtigkeit, nach der wir alle streben?


    Wobei ich Dir schon zustimme, dass das kein Münchner Problem ist, sondern in hohem Maße auch das Land und den Staat betrifft. Du projizierst es noch weiter auf ganz Europa. Aber was passiert jetzt in der Realität: Die Verantwortlichen denken nicht so weit wie Du. Sie sehen nur München im Tunnelblick - und ich wage mal zu behaupten Wählerstimmen (die Sie jedoch nicht bekommen werden, weil der Großteil der Münchner das nicht gut findet).


    Ich habe eher dein Eindruck, dass die Verantwortlichen durchaus weit blicken und hingegen die Kleinbürger nicht das große Ganze sehen wollen. Die Wutbürger wollen einfach Ruhe vor ihrer Haustür und das Schicksal der Menschheit interessiert sie nicht.



    Und anstatt mit Ruhe und Sorgfalt zu planen und überregionale Lösungen zu finden wird rücksichtslos gebaut und gebaut und gebaut.


    Es wird ja leider nicht gebaut, gebaut und gebaut - es wird ja nur noch diskutiert und verhindert, verhindert, verhindert. Und abgeschafft. Und ausgestiegen. Ohne die ökonomischen Interessen zu beachten.
    Es werden Entwicklungsmaßnahem eingeleitet, jahrzehntelang geplant, umständlichst auf jeden Ameisenhaufen Rücksicht genommen, Bürger eingebunden, Pläne abgespeckt. Und wenn dann nach 2 bis 3 Jahrzehnten die Pläne tatsächlich mal doch nicht aufgegeben werden dann spielen die Kleinbürger gänzlich verrückt und Heiner Geißler muß wieder vermitteln.


    Und dann ist da ja auch noch die Frage: Wollen wir uns mit Paris oder London messen? Wollen wir die Problemviertel? Wollen wir die Kriminalität? Wollen wir No-Go-Areas? Wollen wir in einem Moloch leben? Ich jedenfalls nicht. Mir ist es viel lieber, wenn München einigermaßen gemütlich bleibt - auch wenn dadurch finanzielle Abstriche nötig sind. Und da gab es doch noch jemanden, der sich mit dem Slogan "Damit München München bleibt" hat wählen lassen. Ich glaube wir sind uns einig, dass sich München, geht es so weiter, extrem verändern wird. Und die Lebensqualität wird ganz sicher nicht steigen.


    Wenn es so weiter geht, dann werden wir uns bald sehr viel seriösere Sorgen machen müssen als dass uns eine romantische Phantasie-Vorstellung von Münchner Gemütlichkeit abhanden kommt.

    Einmal editiert, zuletzt von derzberb ()

  • @horus:


    Ich sehe das genauso wie derzberb. Insbesondere am Argument der Umweltbelastung sieht man deutlich, wie selbstbezogen die Diskussionen um das Wachstum dieser Metropole doch sind. Wem es wirklich um die Natur geht, kann einfach kein Befürworter der Zersiedlung sein. Genau das wird mit begrenztem Stadtwachstum aber gefördert. Lassen wir doch die wenigen Metropolen in Deutschland Metropole sein, und das Land, Land.


    Und es werden ja bewusst extrem viele Arbeitsplätze geschaffen.


    Könntest du das auch ausführen, wer jetzt wo und wann genau um Arbeitsplätze bettelt? Standortentscheidungen sind in Deutschland zum Glück den Unternehmen überlassen. Willst du die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Region verhindern, musst du es verbieten. In unserem Staat indirekt über mangelnde Baulandausweisung möglich. Wie wir sehen, kann dies das Wachstum aber nicht aufhalten, sondern führt zu immer weiterer Zersiedlung.


    Grund und Boden ist nicht vermehrbar und je weniger davon vorhanden ist, desto teurer wird diese Ware und damit folglich die Wohnungen (Angebot und Nachfrage).


    Und deshalb sollen nun große, zusammenhängende, verbleibende Flächen auch nicht mehr bebaut werden? Nach dem Motto: Das Glas läuft irgendwann eh über, also schütte ich lieber überhaupt nichts rein und verdurste?


    München ist bereits jetzt die dichteste Stadt.


    Die Bevölkerungsdichte über der Gesamtfläche ist eine rein statistische Größe ohne praktischen Nutzen. Dennoch: Was ist an einer hohen Dichte eigentlich verkehrt? Deutsche Städte weisen im internationalen Vergleich ohnehin eine eher geringe Dichte auf. Gemeinden wir einfach den Landkreis ein und schon hätte kein Bürger mehr ein Argument gegen weitere Neubauten, da die Dichte nun um zwei Drittel gesunken ist :D. Du siehst, nur weil die administrativen Grenzen verschoben worden sind, ändert sich nichts an der Dichte der bebauten Fläche, nur auf dem Papier sieht´s dann halt anders aus.


    Einerseits wollen Sie den Flächenfraß verhindern und andererseits soll München bis auf den letzten Quadratmeter zugebaut werden.


    Wer spricht denn davon, alles bis auf den letzten Quadratmeter zuzubauen? Ich glaube wir sind uns einig, dass das nicht passieren wird.


    dass im Rauthaus Politik für Menschen gemacht wird, die (noch) gar nicht da sind. Und alles auf Kosten und gegen den Willen eines Großteils der angestammten Bevölkerung.


    Tja, am besten wir führen ein, dass nur noch Politik für diejenigen gemacht wird, die bereits seit neun Generationen in München leben. Alle anderen Zuagroasten waren schließlich irgendwann auch noch nicht hier, geschweige denn "angestammt" ;).


    Da wäre mir aus moralischen Gründen schon mehr Solidarität recht.


    Inwiefern spielt hier die Moral eine Rolle? Bayern ist ein Flächenland mit einigen Landstrichen, die sehr gering besiedelt und seit jeher strukturschwach sind. In Zeiten der Tertiärisierung und des demografischen Wandels fällt das nun deutlicher auf. Die jungen Leute ziehen dorthin, wo sie die besten Zukunftsaussichten sehen. Das betrifft aber natürlich nicht nur die Arbeitsplätze. Als ob es damit getan wäre. Standortattraktivität setzt ebenso Infrastruktur (Verkehr, Bildung, Versorgung) und Freizeitmöglichkeiten voraus. All das hundertfach auf dem Land zu schaffen, wäre eine gigantische Ressourcenverschwendung, Umweltbelastung und würde quasi Planwirtschaft bedeuten.
    BMW, du baust jetzt ein Werk in der Nähe von Tirschenreuth, mitten auf der Wiese. Dann asphaltieren wir gleich noch drei neue Bundesstraßen dorthin, bauen ein Logistikzentrum, ein kleines Kraftwerk zur Stromerzeugung, einen Firmencampus für Zulieferer und versiegeln riesige Flächen für Parkplätze. Tirschenreuth freut sich über die neuen Arbeitsplätze. Aber woher kommen die benötigten Fachkräfte? Wenn überhaupt von weither mit dem Pendelbus oder dem eigenen PKW. Schließlich will TIR nur Politik für angestammte Bürger machen und nicht jeden Quadratmeter seiner Fläche versiegeln.
    Quer durchs Land, damit es bald überhaupt keinen freien, unberührten Quadratkilometer mehr für Tiere gibt. Und damit Stadt nicht Stadt sein muss.


    Und anstatt mit Ruhe und Sorgfalt zu planen und überregionale Lösungen zu finden wird rücksichtslos gebaut und gebaut und gebaut. Gegen ein organisches Wachstum habe ich ja auch nichts einzuwenden.


    Sind dir 20 Jahre Stillstand unter Ude nicht genug Ruhe und Sorgfalt? Wer über den Tellerrand blickt, erkennt, wie wenig in München eigentlich gebaut wird. Schauen wir nach Wien oder Amsterdam. Ich stimme dir schon zu, dass Sorgfalt angebracht ist, genauso wie organisches Wachstum. Nur sind das eben zwei stark auslegungsbedürftige Begriffe. Der eine versteht darunter 1.000 Wohnungen pro Jahr, am besten überall nur vor der eigenen Haustür nicht, der andere so viel, dass das Angebot sich der Nachfrage wieder nähert, anstatt weiter abzudriften.
    Überregionale Lösungen sind der Schlüssel für langfristiges Wachstum. Damit beantwortest du dir deine Frage, wo soll der Wohnraum entstehen, wenn alle geeigneten Flächen in München bebaut sind, von alleine ;).


    Wollen wir die Problemviertel? Wollen wir die Kriminalität? Wollen wir No-Go-Areas? Wollen wir in einem Moloch leben?


    Ich frage mich: Ist Neuperlach heute eine No-Go-Area? Ein richtiges Problemviertel? Wohl kaum. So etwas gibt es in München nicht, obwohl es schon zigfach heraufbeschworen wurde. Die Kriminalität ist nach wie vor die geringste aller deutschen Großstädte. Trotz starkem Zuzug der vergangenen Jahre. Ich empfehle einen Besuch in Kairo oder Lagos. Das sind Moloche, aber München soll mit 300.000 Neubürgern eines werden?

  • Das Angebot wird nur größer, wenn es größer wird


    Schön gesagt :).


    Dann würde ich alles innerhalb des Autobahnringes eingemeinden: Um Unterföhring, Ascheim, Haar, Ottobrunn, Unterhaching und Taufkirchen herum findet sich noch einmal leicht Platz für eine weitere halbe Million oder mehr.


    Das wird nie kommen, da die CSU dominierte Landespolitik damit Gemeinden an die in München dominierende SPD abtreten würde. (Wenn die Parteienlage andersrum wäre. würde es genausowenig kommen)
    Außerdem profitieren die Gemeinden so sehr von ihrer "Made im Speck" Position, dass sie sich mit Händen und Füßen gegen eine Eingemeindung wehren werden. Siehe z.B. Unterföhring mit > 100 Millionen Euro Kapital.

  • ^


    Ja, Eingemeindungen sind glaube ich gelaufen. Da geht nix mehr. Gelingt eine überregionale Lösung, sind diese aber auch gar nicht notwendig. Dafür müssten die Bürgermeister aber endlich alle an einem Strang ziehen und ein gemeinsames Ziel verfolgen.

  • Manchmal. Wenn ich bisher eine freie Aussicht auf einen grünen Park habe von meiner Eigentums-Wohnung, und der Park wird dann plattgemacht und mit häßlichen Beton-Wohnblöcken zugestellt, ,


    Ich gebe Dir ja Recht, dass Lebensqualität immer das Ergebnis einer Berechnung unterschiedlicher Faktoren, u.a. aus den von Dir genannten Lebenshaltungskosten, Wohnkosten, Umwelt(verschmutzung) und Verkehr sind – nichts anderes wollte ich in dem Beitrag davor ausdrücken. Dabei ist aber auch hier das Individualwohl dem Allgemeinwohl unterzuordnen.

  • Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum, horus. Mir liegt es am Herzen, dass wir hier im Münchenforum nicht etwa in eine Meinungsblase geraten ;) Deshalb ist es gut und wichtig, wenn du hier zusammen mit ein paar anderen den Standpunkt der betroffenen Grundstückseigentümer vertrittst :daumen:



    Dann war ich auf einer anderen Veranstaltung:
    Bei den Bürgen wurde nichts geweckt und das muss es auch nicht. Warum meinst Du war die Halle überfüllt? Weil sich die Bevölkerung große Sorgen macht! Es gab noch keine Bürgerversammlung mit einem solchen Andrang. Die Vorträge basierten alle auf sachlich dargestellten Tatsachen:
    .


    Die Verunsicherung unter den Betroffenen kann ich voll und ganz nachvollziehen und auch ich habe gesehen, dass die Halle überfüllt war.


    Umso mehr halte ich es für verantwortungslos, dass sich da drei selbsternannte „Experten“ bzw. "Interessensvertreter" (Dirk Höpner, Christian Hierneis, Dr. Detlev Sträter) vor den Leuten hingestellt haben und darin vollkommen versagt haben, handfeste Informationen über die zu erwartende weitere Entwicklung im Münchner Norden zu präsentieren und/oder zumindest die konkreten Fragen der Betroffenen zu besprechen.


    Stattdessen wurden allgemeine Angstszenarien in den Raum gestellt mit schlecht recherchierten Halbwahrheiten ohne bzw. im besten Fall mit sehr zweifelhaften Belegen. Insofern muss ich Dir zugutehalten, dass das, was Du hier wiedergibst keineswegs auf Deinem Mist gewachsen ist, sondern es wurde 1:1 so von den drei Herren in der Halle präsentiert (inkl. dieser unablässigen haarsträubenden New York Vergleiche und Theorien). Mit dem Ergebnis, dass die Verunsicherung unter den Leuten nur noch weiter verstärkt wurde anstatt wichtige Fragen zu klären. Was das Ziel dieser Herren ist, weiß ich nicht, vermutlich will man die Leute um jeden Preis vor den Karren irgendeiner diffusen Wutbürgerbewegung spannen.


    Die leider wenigen konstruktiven Ansätze blitzten zwar manchmal hindurch und Du gibst auch das sehr gut bzw. besser wieder – das Ergebnis für die Region muss eine allumfassende, überregionale und weitsichtige Planung sein, die auf einer langfristigen Strategie aufbaut. Allerdings können die jetzt handelnden Politiker doch nicht darauf warten, bis diese Strategie irgendwann einmal vom Freistaat oder auf der noch einzurichtenden überregionalen Ebene der EMM ausgegeben wird. Zumindest die dringendsten Probleme müssen jetzt angepackt werden und der Norden der Stadt kann und muss dazu einen wichtigen Beitrag liefern.