Stadt der Moderne - Stadt im Umbruch

  • Laut Fassmann (Beitrag bei Facebook) wurden zum Wochenende wohl schon seitens der Abbruchfirma die Treppengeländer des Hauses ausgebaut. Es wäre natürlich schön, wenn der Bau gerettet werden würde, daran glauben tu ich aber weniger, dafür ist in Chemnitz einfach schon zu viel Blödsinn passiert. Noch dazu bekäme unsere lahme Verwaltung "auf die Schnelle" sowieso keine Lösung aus dem Hut gezaubert.


    Übrigens: Den Zusammenhang mit Kulturhauptstadt, der hier immer versucht wird herzustellen, kann ich nicht nachvollziehen.


    Zwar passt es natürlich moralisch nicht zu einer Kulturhauptstadt, wenn diese Kulturdenkmäler abreißt, aber faktisch ist es überall zu beobachten: Sobald etwas "größeres" in eine Stadt einzieht - egal ob Buga oder Laga oder Kulturspektakel - wird eine Stadt IMMER "aufgeräumt" und "Chic gemacht".... Das war in Freiberg genauso wie in Frankenberg, wie auch in Limbach Oberfrohna und wird wohl so auch in Chemnitz (und anderswo) stattfinden.


    Ich finde es unnötig hier das eine mit dem anderen in den Dreck zu ziehen. Bezieht euch doch schlicht auf das was es ist: Missmanagement einer völlig emotionslosen Stadtverwaltung....

  • Den Zusammenhang mit Kulturhauptstadt, der hier immer versucht wird herzustellen, kann ich nicht nachvollziehen.


    Ich schon. Natürlich ist es von einem Puzzle nur ein Teil, aber ein nicht unwichtiger.


    Dass das Gebäude eventuell noch gerettet werden wird...
    Ich habe da auch mehr Zweifel als Hoffnung.


    Wenn einmal die Investitionswelle den Standort “Altchemnitz“ erreicht, dann ... hätte, hätte...


    Wo ein Wille ist, da ist bekanntlich auch ein Weg.
    Und so schwer sollte es eigentlich nicht sein, den Hebel umzulegen...


    Und ich verstehe das mit dem Aufräumen und schick machen...


    Ob es schicker und sauberer ist, wenn man eine weitere Brachgebrochene Lücke in der zerfressenen Struktur vorfindet? ? .. welche am Ort noch deutlicher zeigt, das da etwas vom ganzen fehlt.?

  • Das Problem ist wohl, dass man der Stadt nicht alleine nur die Vorwürfe machen kann.


    Ganz egal in welchem Zustand jemand ein Gebäude erwirbt: Er ist am Ende dafür verantwortlich und dazu gehört eben auch, dass keine Gefahren davon ausgehen. Nur unter ganz speziellen Bedingungen ist der Voreigentümer (in diesem Fall wohl die Stadt Chemnitz) bis zu 1 Jahr nach Verkauf noch dazu verantwortlich - das habe ich aber neulich auch erst gelesen, meine das war ein Paragraph 800irgendwas im BG...


    Egal.


    Für die Notsicherung von Gebäuden gibt es Fördermittel von der Stadt und auch vom Land. Ich habe nirgends davon gelesen, dass diese beantragt wurden oder sich der Käufer auch nur in irgend einer Art und Weise um den Erhalt gekümmert hat. Da kann man jetzt im Nachgang viel feststellen - ist: Mittel und Wege sind nicht genutzt und gegangen worden - und auch sonst hat sich keiner "bewegt".


    Klar ist es doof, wenn die Lösung der Stadt immer nur aus Abbruch besteht - und gerade in diesem Fall tut es echt weh. Fassmann´s Behauptung der Eigentümer der anderen Hälfte wolle sanieren und würde die zweite Hälfte gerne erwerben usw. halte ich auch für seltsam - denn passieren tut an dem Nachbarbau ja auch schon seit Ewigkeiten NIX. Insofern ist das auch ein wenig belastbares Argument für die Stadt.


    Schwierig. Die Daumen drücke ich natürlich trotzdem für das einmalige Ensemble.:daumen:

  • Die 110a steht bekanntlich zum Verkauf.
    Der damalige Käufer möchte es wieder weiter verkaufen.
    Bei der 110 hat man anfangs kleinere arbeiten beobachten können. Ich vermute, das beide Eigentümer mit dieser Situation finanziell überfordert waren. Natürlich muss ein Käufer einer Immobilie sich informieren, was das für ein Gebäude ist, welcher Zustand, und was für kosten da auf einen zukommen. Außer vielleicht bei Auktionen. Wobei ich jetzt nicht weiß ob die beiden, oder eines von beiden über eine Auktion gekauft wurden. Zumindest die 110 wurde ja wohl, wie hier im Thread zu lesen, für einen ganzen EUR vom Freistaat verkauft.


    Um solche Geschichten wie diese zu vermeiden, oder zumindest zu minimieren, müsste man die Kaufverträge anders machen. Es muss im Vordergrund stehen, das jeweilige Gebäude zu erhalten, es mit Leben zu füllen. Erfüllt ein Eigentümer dies binnen einer Frist nicht, (Zustand des Gebäudes verschlechtert sich) so müsste der Vertrag zurück genommen werden und die kosten für etwaige ausführende arbeiten, die mit der Zeit notwendig sind, gehen solange an den Alteigentümer, bis das Gebäude erneut verkauft wurde.


    So würde ich das machen, wenn es um Geschichtsbedeutende Gebäude geht, die am tropf der Zeit hängen.


    Dazu braucht es in der Tat Köpfe, dessen Aufgabe mit Interesse und Leidenschaft verknüpft sind.

  • Wenn der Fall, den du hier beschreibst, rechtlich einwandfrei möglich wäre - dann würde die Stadt eine nach der anderen Schrottimmobilie genau auf diesem Weg versuchen zu "entsorgen" bzw. die eigenen Pflichten auf neue Eigentümer auszulagern.


    Wobei ja im Grunde der Fall hier in ähnlicher Weise vorliegt. Wenn die Stadt eine Ersatzvornahme macht, in diesem Fall den Abbruch, dann werden die Kosten als Grundschuld eingetragen.


    Dummerweise müsste das Grundstück irgendwann so im Wert steigen, dass jemand es nicht nur kauft, sondern zusätzlich zum Kaufpreis auch bereit ist die entsprechenden Grundschulden zu tilgen - damit die Stadt ihr Geld wieder bekommt. Das ist ja auch einer der Gründe weswegen manche das Geld lieber umwidmen wollen - da ist die Chance größer das Geld auch wieder zurückfließt. Allerdings besteht auch das Risiko, dass wenige Jahre später trotzdem wieder Handlungsbedarf herrscht und die Stadt wieder einspringen muss.


    Ist eine ganz vertrackte Situation und ich finde es sehr schade, dass die Stadt nicht früher informiert um zusammen mit Bürgern eine Lösung zu finden. Jetzt ist eigentlich keine Zeit mehr für Rettungsmassnahmen.:nono:

  • Mittlerweile hat sich sogar ein namhafter potentieller Investor für die Annaberger Straße 110 gefunden, nämlich die Firma Rewobau (Freie Presse). Die sind seit vergangenem Jahr Eigentümer des Nachbarhauses Annaberger Straße 110a und hatten wegen der Altlasten im Grundbuch noch Abstand von einem Kauf des aktuellen Abrisskandidaten genommen. Wenn die Stadt eine Zwangsversteigerung veranlasst, würde man aber zuschlagen, weil so die Grundbucheinträge verschwinden würden. Auch Lars Fassmann würde das Gebäude im Notfall über diesen Weg erwerben, wenn sich sonst niemand findet. Bis dahin solle die Stadt Sicherungsmaßnahmen übernehmen, die zwischen 100.000 und 200.000 Euro kosten könnten. Man wird sehen, ob wie vorgesehen Mitte der Woche die Abrissarbeiten beginnen oder sich die Stadt überraschenderweise für ihr kulturelles Erbe ins Zeug legt und den bereitstehenden Investoren entgegenkommt. Ich glaube daran noch nicht.


    Ein paar Fragen zu der vorgeschlagenen Lösung hätte ich aber schon noch. Ist die Voraussetzung für eine Zwangsversteigerung überhaupt gegeben (in dem Fall wohl Schulden bei der Stadt)? Wie lange dauert so ein sicherlich an viele rechtliche Voraussetzungen geknüpftes Verfahren? Was würde mit den investierten Geldern für die Sicherung passieren? Aber selbst wenn die Stadt hier mal 100.000 Euro mehr als für den Abriss ausgeben würde, sollte das bei der Perspektive von zwei sanierten Denkmälern und einer Investitionssumme von zwei Millionen Euro gerechtfertigt sein.

  • "Stadtbild Chemnitz" vermeldet jedoch auf seiner Facebook-Präsenz, dass trotz aller Bemühungen und Interessenten der Abrissbagger bereit stünde und der Abriss nicht mehr zu verhindern sei.

  • "Stadtbild Chemnitz" vermeldet jedoch auf seiner Facebook-Präsenz, dass trotz aller Bemühungen und Interessenten der Abrissbagger bereit stünde und der Abriss nicht mehr zu verhindern sei.


    Auch Sandro Schmalfuß scheint nicht immer richtig informiert zu sein. Die Freie Presse berichtet nun heute, dass der Abriss vorerst gestoppt sei und die Stadtverwaltung Wege zum Erhalt des Gebäudes erkennen könne.

  • Eventuell geht es der Zwickauer Straße 312/Stadtteil Schönau an den Kragen?


    Wenn das Gegenteil geschieht, dann werde ich das im Passenden Bauthread weiter berichten.


    Es werden auf dem Grundstück Rodungsarbeiten durchgeführt, die das Hinterhaus freilegen.
    Das Hinterhaus ist allerdings sehr Marode.


    Vielleicht bleibt das Haupthaus (Hausnummer 312) ja bestehen.




    März 2016


    Rodungsarbeiten auf dem Grundstück:


    Februar 2018

  • Das Gebäude wurde mir mal angeboten als Alternative für meine Werkstatt. Mangels Zufahrten usw. wurde das aber nix - mal abgesehen vom Zustand.


    Müsste nachsehen, aber aus der Erinnerung heraus sollte es 7000€ kosten.


    Meines Wissens nach ist das komplett rott, wenn da gerodet wird, dann wohl nur zwecks Abbruch...


    Danke für den Hinweis!

  • ^...... ^^


    Zwickauer Straße 312:


    Bin heute noch einmal vor Ort gewesen.
    Die Arbeit bei der Entfernung des Wildwuchses, wurde sehr sauber ausgeführt.
    Am Haupthaus ist immer noch das Verkaufsplakat angebracht.


    Ich halt die Augen offen.

  • Ich habe heute erfahren, dass der Abbruch an der Annaberger vorerst wohl bis Anfang März gestoppt ist - ohne Gewähr!


    Scheinbar wird jetzt doch nochmal genauer geprüft. Drücken wir mal die Daumen!:daumen:

  • Die Stadtratsfraktion von CDU/FDP will die Verwaltung mit mehr Geld ausstatten, mit dem sie verfallene Denkmale rechtzeitig sichern kann. Freie Presse <


    Das zusätzliche Geld soll im nächsten Doppelhaushalt bereitgestellt werden.
    An sich sehe ich das positiv. Nur wie im aktuellen Fall, (Annaberger Straße 110) kann vielleicht das ein oder andere Gebäude nicht so lange warten.
    Der zusätzliche Geldfluss müsste also ohne viel Aufwand zügiger zur Verfügung stehen.

  • Aus den Schlagzeilen der aktuellen Straßenbaustellen vom Montag, 19.02.2018:


    Annaberger Straße Bis voraussichtlich Ende März Behinderungen zwischen Solbrigstraße und Erdmannsdorfer Straße
    wegen Sicherungsmaßnahmen
    an einem Gebäude. Der Fußweg ist landwärts gesperrt.


    Hierbei kann es sich nur um die Annaberger Straße 110 handeln, da es in diesem Abschnitt kein weiteres Gebäude gibt,
    welches man Sichern müsste.
    So habe ich gestern auch gleich mal vorbei geschaut.


    Positiv anzumerken ist, die Zügigkeit des Handelns.
    Es ist aber sicher, eine Sicherung vor der eigentlichen Sicherung,
    da man bekanntlich so schnell wie möglich handeln muss.


    Vorsichtshalber steht wohl der Abrissbagger und zwei XXL Container für einen möglichen Notfall bereit.


    Blick in Stadtauswärtiger Richtung:



    Die Öffnung des zu sehenden Dachbereiches müsste neu sein.











    Detail, Annaberger Straße 110a:


    Februar 2018

  • ^Ich hatte schon bei den Pressebildern den Eindruck, dass das Gebäude nicht so einsturzgefährdet ist, dass man es zwingend von heute auf morgen abreißen müsste. Deine Bilder scheinen das zu bestätigen, auch wenn man natürlich das Innere nicht beurteilen kann. Irgendein Stadtrat hatte ja auch gesagt, dass das Haus wohl noch bis zur Entscheidungsfindung standhalten würde, wenn es die letzten Stürme überstanden hat.

  • Ich glaube ja, dass wir in Deutschland mit Abriss leider immer sehr schnell sind und oftmals auch sehr übervorsichtig. Ich war letzten Sommer in Südfrankreich und dort in mehreren Kleinstädten unterwegs. Generell ist dort eine ähnliche Entwicklung wie in Ostdeutschland zu beobachten mit Abwanderung und sehr viel Leerstand mit teilweise komplett leeren Straßenzügen. Dennoch wurde da kaum abgerissen. Ähnlich sieht es doch auch im ländlichen Italien oder Griechenland aus.

  • Haus oder Leben

    Ich glaube ja, dass wir in Deutschland mit Abriss leider immer sehr schnell sind und oftmals auch sehr übervorsichtig. Ich war letzten Sommer in Südfrankreich und dort in mehreren Kleinstädten unterwegs. Generell ist dort eine ähnliche Entwicklung wie in Ostdeutschland zu beobachten mit Abwanderung und sehr viel Leerstand mit teilweise komplett leeren Straßenzügen. Dennoch wurde da kaum abgerissen. Ähnlich sieht es doch auch im ländlichen Italien oder Griechenland aus.


    Allerdings sterben dort bekanntermaßen die Menschen wie die Fliegen – von herunterfallenden Dachbalken und Putzbrocken erschlagen. Das wollen wir doch nicht wirklich hier in Deutschland, oder?

  • Ich denke, man kann die Situation in Frankreich, Italien oder auch Griechenland nicht mit unserer Region vergleichen. Zumal es wirtschaftlich gesehen, wie auch im Wachstum der Einwohnerzahl hier Bergauf geht.

  • ^ Zusätzlich ist noch anzumerken, das entlang der Annaberger Straße, Wohnhäuser im Saniertem Zustand stehts gut bis sehr gut vermietet sind.
    Das gilt auch für andere Straßen.
    Beispielsweise, die Zwickauer Straße...und so gesehen auch alle anderen Einfallstraßen der Stadt.