Ludwig-Erhard-Anlage: "Westend Gardens" und "Grand Ouest"

  • Ludwig-Erhard-Anlage: "Grand Ouest" und "Westend Ensemble"

    Im Westend, nahe des Messekreisels, steht ein großes Umbau- und Sanierungs-Projekt bevor. Die ehemalige Oberpostdirektion von 1907 und der neuere Bauteil von 1992, bisher an Post und Postbank vermietet, werden - anscheinend nur im Gebäudeinneren - umgebaut und ab 2013 als "Westend Ensemble" neu auf den Markt gebracht. Die Eigentümerin Prime Office AG wird den historischem Prachtbau als "Westend Palais" und das angeschlossene moderne Bürogebäude als "Senckenberg Carré" anbieten. Foto:



    Bild: Prime Office AG


    Näheres in dieser Pressemitteilung und auf den unten genannten Projekt-Websites. Die Fakten:


    • Adresse: Ludwig-Erhard-Anlage 2–8
    • Baujahre Ursprungsbauten: 1907 bzw. 1992
    • Architekten Ursprungsbauten: Ernst Hake bzw. Braun & Schlockermann
    • Mietfläche "Westend Palais": 14.500 m² auf 5 Obergeschossen
    • Mietfläche "Senckenberg Carré": 19.600 m² auf 8 Obergeschossen
    • Gesamtmietfläche: 34.100 Quadratmeter
    • Tiefgaragenstellplätze: 361
    • Architekten Revitalisierung: msm Architekten, meyer schmitz morkramer
    • Abschluss Revitalisierung: 2013
    • Website "Westend Palais": http://www.westendpalais.de
    • Website "Senckenberg Carré": http://www.senckenberg-carre.de
  • Ist natürlich immer zu begrüßen, wenn investiert wird. Ich hoffe allerdings die Eingriffe in das Gesamterscheinungsbild bleiben eher gering. Finde nämlich auch gerade der Anbau von 1992 ist noch eines der gelungeneren Beispiele der (würde sagen gerade auslaufenden) Postmoderne. Was mich aber echt mal wieder wundert ist der enorme Einfallsreichtum (Achtung Ironie!!!:lach:) bei der Projektbenennung... Mal wieder Palais und Carree...och nee... :nono:


    Aber mal ne Frage rein aus Neugier: weiß jemand was vor 1992 dort neben dem Altbau gestanden hat?

  • Wenn ich mich recht entsinne, hat da irgendwas flaches und rechteckiges aus den 1960ern gestanden. Dürfte so 2 Etagen gehabt haben, mehr war`s nicht.

  • Größere Fotos des Gebäudekomplexes Ludwig-Erhard-Anlage 2–8, erbaut 1907 und 1992, hatten wir aber bisher nicht. Eines von gestern (der Schatten des Messeturms kam schon sehr nahe):



    Bild: Schmittchen


    Bis jetzt sind nur an einigen Stellen Gerüste und Bauaufzüge zu sehen. Die Fassade der ehemaligen Oberpostdirektion zur Ludwig-Erhard-Anlage scheint auf den ersten Blick in gutem Zustand zu sein, so dass dort möglicherweise gar nichts weiter passiert. Aber es bliebe auch noch Zeit für eine Fassadensanierung, denn die Revitalisierung soll plangemäß erst 2013 abgeschlossen werden.


    Ein Foto des künftigen "Westend Palais" von 1907 mit seinen zwei Innenhöfen gibt es hier.

  • Baudenkmal Ehemalige Oberpostdirektion. Jetzt Projekt Westend Ensemble.



    Bauarbeiter bauen Gerüste ab



    Bilder von mir

    Einmal editiert, zuletzt von frank353 () aus folgendem Grund: Bauarbeiter bauen Gerüste ab.

  • Die Hauptnutzer, Post und Postbank, haben den Gebäudekomplex erst Ende 2012 vollständig geräumt. Demzufolge kann die letzte Phase des Umbau- und Sanierungsprojekts jetzt (erst) beginnen. Das umfasst unter anderem die Sanierung der neoklassizistischen Fassade. Was darüber hinaus geplant ist, steht in dieser Mitteilung. Der Abschluss der Arbeiten ist für Ende 2013 geplant, dann kommen insgesamt 38.300 m² Mietfläche auf den Markt. Zuvor soll es noch eine Reihe öffentlicher Veranstaltungen geben, genannt werden Empfänge, Partys oder Ausstellungen.

  • Umnutzung geplant

    Seit Jahren gelingt es Prime Office AG nicht, einen Büromieter für das zweiteilige Ensemble zu finden. Das treibt die Leerstandsquote im Portfolio des Unternehmens nach oben. Und die Ergebnisse nach unten, denn stolze 34.100 Qudratmeter in sehr guter Lage stehen leer, so dass 25,9 Millionen Euro im 1. Quartal 2014 abgeschrieben werden mussten (heutige Pressemitteilung).


    Eine Lösung muss gefunden werden - und jetzt wird es spannend: Prime Office versucht eine Genehmigung zu erhalten, den erst 1992 fertig gestellten Teil an der Ecke zur Westendstraße ("Senckenberg Carré" mit 19.600 m² Bürofläche) abzubrechen und an dessen Stelle einen Wohnturm mit 16 Geschossen bauen zu dürfen. Der Entwurf soll aus dem Büro Jo Franzke kommen, eine Bauvoranfrage wurde nach Informationen der Immobilien-Zeitung schon eingereicht.


    Auch das "Westend Palais", der neobarocke Teil der ehemaligen Oberpostdirektion, soll künftig zu Wohnzwecken genutzt werden. Hier ist aber kein Abriss, sondern der Um- und Ausbau vorgesehen.

  • Unverständlich, daß mit dem Um- und Neubau nicht das Büro Kulka beauftragt wurde, schräg gegenüber haben die schließlich gerade erst bewiesen, wie man vorbildlich und sensibel mit historischer Bausubstanz umgeht..


    16 Stockwerke sind an der Stelle ok, viel höher sollte es jedenfalls nicht hinausgehen. Generell ist diese Umwandlung von Büro in Wohnen, gerade im Westend, zu begrüßen.


    Bin ja mal gespannt, ob das Projekt genehmigt / verwirklicht wird bzw. vor allem, wie es denn genau aussehen soll.

  • Bei dem historischen Gebäude handelt es sich um einen meiner Lieblings-Gründerzeitler Frankfurts. Es dürfte nach dem Umbau das Wohnhaus mit dem höchsten und eindrucksvollsten Eingangsportal (optisch) der Stadt sein. Trotz der direkten Lage an der verkehrsreichen Ludwig-Erhard-Anlage wird das bestimmt eine begehrte Adresse.

  • Bisher setzt der B-Plan B 320 den gesamten Bereich der vormaligen OPD als "Fläche für den Gemeinbedarf - Post" fest. Für eine Wohnnutzung ist deshalb eine Planänderung erforderlich, wäre aber, wenn man wollte, nicht wirklich ein Problem. Ein bißchen Auflockerung täte dem Bereich ganz gut


    http://abload.de/img/b3208ozpm.jpg
    C: Stadtplanungsamt Frankfurt am Main

  • Sorry, aber mit der Begründung von nicht mehr vermarktbaren Büroflächen haben wohl schon viele Eigentümer bei der Stadt angeklopft und für einen "netten, kleinen Wohnturm" im Westend geworben, damit sie weniger abschreiben müssen. Gut, das die bis jetzt alle abgeblitzt sind und die Stadt hart blieb.


    Das das Sondergebiet Deutsche Bundespost war, wusste auch jeder und gibt nun der Stadt weiterhin alle Chancen, in Ruhe abzuwarten, bis ein vernünftiger Hotelentwickler hier ein SuperHyatt, ShangriLa o.ä. ansiedelt. Das wäre die angemessene, stadtentwicklungspolitische richtige Nutzung.


    Das der jetzige Eigentümer dann noch ein paar Abschreibungen vor sich hat, ist sein Problem, war aber zu erwarten.

  • Ich fände eine Wohnnutzung super. Gerade dieses Gebäude ist für Büros doch viel zu schaden. Es frage mich aber, ob man im Inneren nicht sehr viel umgestalten müssten. Gegen kleinere Türme an der Senckenberg- und Friedrich-Ebert-Anlage hätte ich nichts einzuwenden.

  • Es ist doch verrückt, ein Gebäude (bzw. hier Gebäudeteil), welches gerade einmal gut 20 Jahre alt ist und äußerlich gut in Schuss zu sein scheint, abreißen zu wollen!
    Stattdessen soll ein Turm gebaut werden. Das hatten wir doch schon einmal im Westend, nur dass es damals eben Büro- und keine Wohntürme waren...

  • Bloß kein Hochhaus an dieser Stelle! Wie einige meiner Vorredner schon anmerkten, wäre das genau der selbe Sündenfall wie er in den 70ern vor allem in eben diesem Stadtteil zu Hauf begangen wurde - nur halt mit Wohn- statt Büronutzung. Hoffentlich gibts dafür keine Genehmigung.
    Und ober der Altbau jetzt unbedingt für Wohnungen genutzt werden muss weiß ich nicht. Hotel wäre sicher auch ganz interessant.

  • Bauvorbescheid

    Die oben geschilderte Sache nimmt ihren Lauf. Fangen wir mit den Fakten an, wie sie heute der gedruckten Version der FAZ zu entnehmen sind: Der beantragte Bauvorbescheid wurde erteilt. Der erst 1992 fertig gestellte Bauteil an der Ecke zur Westendstraße kann abgebrochen und an seiner Stelle ein Wohnhochhaus mit 16 Geschossen gebaut werden. Hinsichtlich der Höhe soll eine Befreiung von Bebauungsplan erteilt werden. Die denkmalgeschützte Oberpostdirektion von 1907 soll zum Wohngebäude umgebaut werden. Nach Planung des Büros Jo. Franzke können insgesamt rund 400 Eigentumswohnungen entstehen. Der Denkmalschutz ist mit der Planung einverstanden.


    Ein wenig Historie - nach der Fertigstellung im Jahr 1907 sah die Kaiserliche Oberpostdirektion so aus:



    Ansichtkarte, gemeinfrei (urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen)


    Im II. Weltkrieg wurde die Oberpostdirektion schwer beschädigt. Das bauzeitliche Mansarddach wurde danach nicht wieder hergestellt, statt dessen wurde um zwei Vollgeschosse aufgestockt und schlichte Satteldächer aufgesetzt.



    Bild: Landesamt für Denkmalpflege Hessen


    Bei einem Umbau in den Achtzigerjahren, für die Deutsche Bundespost geplant durch das Frankfurter Büro Braun & Schlockermann, erhielt das Gebäude den heute noch vorhandenen oberen Abschluss mit dem postmodernen Giebel über dem Portalrisaliten mit ionischen Säulen über drei Geschosse. Auch das halbe Tonnendach über der Hauptfassade und die ebenfalls metallbekleideten Dächer über den Eckrisaliten sind aus dieser Zeit.


    Nach den Plänen des Büros Jo. Franzke sollen diese postmodernen Umbauten wieder entfernt werden. Der Altbau soll statt dessen ein neues Staffelgeschoss mit einem leicht geneigten Metalldach erhalten. Der Entwurf für das Wohnhochhaus, das nach Wunsch des Bauherrn sogar 20 Geschosse hätte haben sollen, wird nach Aussage der Frankfurter Architekten noch überarbeitet. Es soll hier offene und geschlossene Flächen geben.


    Die Prime Office AG, bisher die Eigentümerin des Ensembles, ist inzwischen in der Deutschen Office AG, Köln, aufgegangen. Diese setzt auf die derzeit günstigen Marktbedingungen und sucht nun nach einem Partner für ein Joint Venture, um das Projekt mit einem Volumen von über 200 Millionen Euro möglichst schnell umsetzen zu können. Die Baugenehmigung soll im Frühjahr 2015 beantragt werden.



    Bild: Jo. Franzke Architekten / Deutsche Office


    Ich habe ja geglaubt, dass die während des Wiederaufbaus so sehr beliebte Unsitte, kriegsbeschädigte Gründerzeitgebäude durch gänzlich unpassende Staffelgeschosse zu verstümmeln, überwunden wäre. Leider falsch. Der Denkmalschutz findet es selbstredend in Ordnung, doch von dieser Seite erwartet spätestens seit dem Versagen beim Senckenberg schräg gegenüber ohnehin keiner mehr etwas. Nicht minder enttäuschend bisher das Wohnhochhaus, von dem planenden Büro hatte ich Besseres erwartet. Ein neu als Wohngebäude errichtetes Hochhaus, mit einer Rasterfassade, gestaltet wie ein 08/15-Bürokasten? Auch keine Spur mehr von einem Eingehen auf den Bestand, wie das Braun & Schlockermann vor 25 Jahren noch bezüglich des Fassadenmaterials, des Volumens und natürlich der Höhenentwicklung des Erweiterungsbaus getan haben.

  • Ich bin sprachlos

    Das Wohnhochhaus, wenn auch nicht wirklich elegant passend zur Postdirektion, ist vielleicht noch halbwegs hinnehmbar. Was man sich aber bei dem Staffelgeschoss (wieder mal) auf der Postdirektion gedacht haben mag, macht einen echt nur sprachlos. Da geben andere Städte Millionen aus um seit Jahren verschwundene Schlösser neu zu errichten, und hier gelingt es nicht mal ansatzweise das Dach an seinem historischen Aussehen orientiert zu entwerfen und zu planen. Auch frage ich mich, ob beim Denkmalschutz/-amt das DENK-MAL noch im Namen erhalten bleiben soll.


    Bitte Denkmalamt, tut uns allen einen großen Gefallen und denk(t noch)mal drüber nach !

  • Oh je, wie hässlich. Warum man da nicht etwas passenderes z.B. im Stil dieses MainPlaza Gebäudes baut ist auch fraglich. Oder beim Altbau ein passenderes Dach drauf setzt.
    Aber wie man sieht haben sich die Gebäude anscheinend nach etwas über 20 Jahren Nutzungsdauer scheinbar rentiert, sonst würde man ein Gebäude aus 1992 definitiv NICHT abreissen.
    Also, warum hochwertigere Architektur bauen, wenns eh nur für 20 Jahre ist. :nono:

  • Sprachlosigkeit auch bei mir. Na gut, fast: Es wäre doch nun wirklich kein Beinbruch, statt einem "Bungalow"-Staffelgeschoss einen ordentlichen Abschluss à la Hofgarten/Allure (ebenfalls von Franzke) oder meinetwegen Diakonissenstift (Braun & Volleth) hinzubekommen. Das Mindeste wäre bei diesem Gebäude, das mittige Portal und die Ecken zu betonen, so wie man das beim Umbau in den 1980er gemacht hat (wenn auch unbeholfen). Das schreit nach Überarbeitung!