Riedberg - neuer Wohn- und Wissenschafts-Stadtteil

  • Naja, vielleicht ist dieses Baugebiet in Liederbach auch nur ein wenig arg dicht bebaut...



    Ich persönlich spekuliere auf in den nächsten Jahren fallende Preise...bis dahin werde ich lieber mieten...

  • mysterio:


    was das Zersiedlungsargument angeht, muss ich widersprechen - das würde hier ja eher so funktionieren, das auf der begrenzten Stadtfläche beim überwiegenden Bau von Einfamilienhäusern entsprechend weniger Menschen unterkommen und der "Überschuss" dann eben Flächen außerhalb der Stadt zersiedelt...


    Ich halte den erhöhten Flächenverbrauch in diesem Fall aber auch nicht für ein sehr schwerwiegendes Problem - ich finde es eher schade, dass es bei diesen sog. "Wohnen im Grünen"-Konzepten häufig auf Schlafstädtchen hinausläuft, denen man scheinbar möglichst wenig ansehen soll, dass sie Teil einer Großstadt sind. Dabei fängt das hier auch schon in Heddernheim an (Paradebeispiel Zeilweg/Ludwig Reinheimer Straße) und trifft umgekehrt auch nicht auf alle Teile des Riedbergs zu.

  • @ Agamemnon


    Deinen ersten Absatz verstehe ich nicht. Zersiedlung ist Zersiedlung; ob innerhalb oder außerhalb der Stadtgrenze spielt keine Rolle.


    Ansonsten muss ich für das Riedberg-Projekt insofern eine Lanze brechen, weil hier ein Stadtteil entsteht, der Wohnen-Arbeiten-Studieren miteinander verknüpft. Statt 'ner langweiligen Schlafstadt, wie das gezeigte Beispiel aus Liederbach, könnte Riedberg in der Tat ein vielfältiger und lebendiger Stadtteil werden. Das ist schließlich (auch), was zählt.

  • ^
    ist eigentlich schon eine wertende Perspektive, insofern war das natürlich viel zu ungenau, gemeint war folgendes:


    Zersiedlung als solche beurteile ich zunächst negativ - aus infrastrukturellen, wie gesellschaftlichen Gründen, die sich wechselseitig bedingen. Davon ausgehend ist die Wiederbelebung und Verdichtung städtischer Ballungsräume zu bevorzugen (on topic lässt sich das hier leider nicht ausführlich diskutieren).
    Die Stadtfläche als solche ist natürlich begrenzt und soll es in dieser Argumentation ja auch sein. Daher sollte sie eher für höher verdichtete Bebauung genutzt werden, die möglichst flexibel nutzbar sein sollte - also natürlich auch keine Wohnmaschinen.
    So gesehen wäre mir eine kleinteilige Blockstruktur hier eben lieber gewesen, als die Bebauung mit (relativ) unflexiblen Ein- und Mehrfamilienhäusern, die nun auf absehbare Zeit Frankfurter Stadtfläche "verschwenden" (bitte nicht ganz so ernst nehmen ;) ).


    Insofern ist Zersiedlung eben nicht gleich Zersiedlung, wenn man die Flächen, die sie verbraucht nicht gleich bewertet.


    Das eigentliche Thema Riedberg will ich, wie schon geschrieben, auch gar nicht rundweg krititisieren - es gibt ja durchaus gute Ansätze. Ob allerdings der Campus sehr viel zur Belebung beitragen kann, solange die Studenten sich das "Wohnen im Grünen" (wie ich finde wenig gelungene Eigenwerbung) nicht leisten können, ist m.E. fraglich. Die 114 Wohnheimplätze sind da natürlich schon ein Anfang, aber auch nicht mehr.

  • Naja, was heißt verschwenden? Tatsache ist nunmal dass bei weitem nicht jeder gerne in hoch verdichteten urbanen Räumen lebt. Gerade bei Familien mit Kindern, also der Zukunft dieses Landes, ist der Wunsch nach dem eigenen Haus in einem weniger dicht bebauten Gebiet doch überproportional hoch, und den sollte man ihnen auch nicht verwehren.
    Ganz abgesehen davon, dass ich nicht im Geringsten irgendwas dran auszusetzen habe dass die peripheren Lagen von Großstädten darunter natürlich auch Frankfurt vorrangig mit Ein- oder Zweifamilienhäusern bebaut werden, ist es mir deutlich lieber wenn diese Baugebiete am Rand einer Großstadt entstehen als irgendwo auf der grünen Wiese in Käffern in der Pampa (Usingen & Co) - Zersiedelung ist für mich nur Letzteres.
    Also von der Grundkonzeption her ist der Stadtteil Riedberg sehr zu begrüßen. Über Details der Stadtplanung und Architektur lässt sich sicher streiten, aber nur weil er nicht so dicht bebaut ist wie das Nordend ist das noch lange kein Negativaspekt.
    Mit geschickter Planung lässt sich auch vermeiden dass da reine Schlafstädte wie Dortelweil-West oder das angesprochene Gebiet in Liederbach draus werden. Sollte natürlich nicht am Reißbrett alles von einem Architekten geplant werden sondern jeder Bauherr seine Freiheit haben, dann wird das auch architektonisch durchaus ansprechend (als etwas übertriebenes Positivbeispiel: Lerchesberg ;) ).

  • Eben. Man kann Menschen nicht beliebig übereinander stapeln. Zersiedelung könnte zum Problem werden, wenn Frankfurt ein starkes Bevölkerungswachstum hätte - was ich aber so nicht sehe. Zusätzlich wäre noch die Vermeidung falscher Planungen und Grundsatzentscheidungen notwendig. Biespiel wäre der völlig überdimensionierte "Grüngürtel", der zu einem großen Stück aus schlichtem Ackerland besteht und ein geordnetes Zusammenwachsen mit den von der Kernstadt abgetrennten Frankfurter Stadtteilen verhindert. Ein weiteres Beispiel ist diese Kleingartenkolonie in Griesheim (?) entlang der A 5...das Gebiet ließe sich viel besser nutzen.


    Riedberg ist eigentlich auch nur so ein Satellit - durch den Campus vielleicht nicht so verschlafen, dennoch hat man dort nicht wirklich das Gefühl in Frankfurt zu sein. Möglicherweise liegt das auch am Fehlen einer direkten Allee oder ähnliches mit Bussen und Straßenbahn in die Innenstadt, was einem das Gefühll vermitteln würde, dass Riedberg ein organischer Teil des "Frankfurter Körpers" ist.


    Ferner werden dadurch die Eschborns und Bad Vilbels dieser Welt kräftig weiter wachsen, die Taunushänge abgeholzt und mit Wohngebieten und Verbindungsstraßen (B 8) zugebaut, während in Frankfurt im Schatten der Wolkenkratzer Traktoren die Äcker bestellen :nono: .

  • Bei dem Pfingstwetter heute, da hat der Berg den Radfahrer gelockt. Ein paar Impressionen vom Riedbergzentrum sind mit nach Hause gekommen:





    finale Höhe ist erreicht:




    Weitere Flächen für Forschung und Büro sind direkt beim Riedbergzentrum geplant:



    Bilder sind von mir und können verwendet werden

  • Danke fuer das Update. Die Bueroflaechen sind wirklich attraktiv so wie sie auf dem Bauschild aussehen. :daumen:

  • Update, Riedbergzentrum am Sonntag:




    Noch ein paar Ansichten von bereits bekanntem:


    FIZ und Max-Planck-Institut:


    Physikalische Institute außen:


    Physikalische Institute innen (Führung beim Tag der Architektur):


    (Bilder von mir)

  • Riedbergzentrum

    Die Rohbauarbeiten sind inzwischen so gut wie abgeschlossen. Hier der aktuelle Stand der Dinge:





    An der Nordseite ist man noch nicht ganz so weit:



    Bilder von mir

  • Abschließend noch ein paar aktuelle Eindrücke vom Riedberg. Das Gesicht des neuen Stadtteils verändert sich von Monat zu Monat. Wo vor einem Jahr noch freies Feld war, stehen heute schon zum Teil geschlossene Häuserzeilen. Das Viertel füllt sich mit Leben - links die erste Pizzeria:



    Nicht nur Einfamilien- und Reihenhäuser werden gebaut, auch folgendes ist in den letzten Monaten entstanden:



    Blick auf die künftige Trasse der Stadtbahn:



    .... und hier wird sie mal aus Richtung Niederursel hochführen. Die Strecke wurde mittlerweile abgesteckt. Vielleicht ein Zeichen für einen baldigen Baubeginn?



    Nachdem in den vorherigen updates nur der Erdaushub zu sehen war, ist nun das Biologicum in Bau. Viel sieht man aber nocht nicht:



    Bilder von mir

  • Die Strecke wurde mittlerweile abgesteckt. Vielleicht ein Zeichen für einen baldigen Baubeginn?


    Baubeginn war wohl offiziell am 30. Juni. Die Schilder der Baufirma (Hartung Bau) stehen schon. An der Heddernheimer Landstraße stehen Baucontainer. Bisher hat sich aber nur an der Kurve am Reiterhof östlich der Riedbergallee etwas sichtbares getan (Stand: Freitag).

  • Anders als am Samstag war ich gestern wohl früher als du unterwegs, Ahligator. Universität, FIZ und Riedbergzentrum folgen später, zunächst etwas Wohnungsbau.


    An der "Parkstadt" im Quartier Bonifatiusbrunnen baut nun ein neuer Investor weiter. CKV Grundbesitz ist nicht mehr tätig, die von dieser Firma errichteten Bauabschnitte sind in Goschios Fotoserie aus dem Jahr 2004 (#10) zu sehen. Offenbar wird nun ein wenig gefälliger gebaut.



    Weitere Abschnitte sind in Bau:




    Inzwischen entsteht auch vermehrt Geschosswohnungsbau.



    Wie das Gebäude oben, stehen auch diese Häuser an der Straße namens Skylineblick (die diesen Namen völlig zu Recht trägt):



    Hier geht es ebenfalls zügig weiter:



    Stadthäuser an der Konrad-Zuse-Straße im Quartier Universität:



    Deren Ausblick (mit Gegenlicht fotografiert):



    Bilder: Schmittchen

  • Richtig netter Ausblick, gibt sicher auch einen klasse Nightview. Auch perspektivisch macht sich der Ginnheimer Spargel in der "Mitte" gar nicht schlecht.
    Die Häuser in Bild 5 finde ich ganz gut gelungen.

  • Kurzes Update:


    Die Baulücke an der Straße Zur Kalbächer Höhe wird geschlossen.
    Das Gebäude wird einen Discounter, oder Supermarkt beinhalten. (Oh Wunder, ein Gedanke an die Nahversorgung verschwendet!)



    Das Riedbergzentrum gestern:



    Ich kann irgendwie nicht umhin, auf die bisher einzige gastronomische Lokalität in dem ganzen Viertel nochmal optisch hinzuweisen:



    Das war sogar der -ich glaube Rundschau- einen eigenen Artikel wert, und das spricht für sich!


    Ich bin heute dort nach längerer Zeit mal wieder vorbeigekommen, und ich war sehr enttäuscht, denn mir drängten sich doch so einige Fragen auf, angesichts des bisherigen Ergebnises, und angesichts der Tatsache, dass sich an den Strukturen, die sich immer klarer herauskristallisieren, wohl nicht mehr so viel ändern wird:


    Das Viertel nennt sich in den dort überall aushängenden Plänen "Universitätsstadtteil Riedberg". Mir ist nicht im Mindesten klar, wie das Viertel diesem Marketingtitel gerecht werden soll.


    Zum Beispiel ist die einzige andere Gastronomie, die mir in dem ganzen Viertel aufgefallen ist, bezeichnenderweise ein Würstchenstand an der Altenhofallee gegenüber der Uni. Ich kann nur sagen, da möchte ich als Student nicht tot übern Zaun hängen!
    Der Anspruch, hier jungen Familien Wohnen im Grünen zu bieten, ist ja gerechtfertigt, aber diese Schlafstadtmonokultur, die derzeit auf dem Riedberg entsteht, halte ich für eine krasse Fehlkonstruktion.


    1. In direkter Nachbarschaft zur Uni
    Die Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Uni werden mehrere Tausend Studenten beherbergen, Ich nehme an, im fünfstelligen Bereich. Was sollen die in Uninähe mit einem Wohnangebot anfangen, das sich nur an junge Familien richtet? Sollen die WGs in Reihenhäusern gründen? Die Erschliessung per ÖPNV ist jetzt dürftig für Studenten, die in Frankfurts inneren Bezirken wohnen, und wird vielleicht noch erträglich mit der U-Bahn. Aber als Auswärtiger, der erst nach Frankfurt reinpendeln muss, um dann wieder zum Riedberg "rauszupendeln", stelle ich mir das Leben schon hart vor. Da liegt es doch auf der Hand, die Alternative, direkt in die Nachbarschaft der Uni zu ziehen, lecker zu machen! Ein Studentenwohnheim ist da nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Und wo sollen die ihre Freistunden totschlagen und Abende durchdiskutieren, und die vielbeschworenen Netzwerke knüpfen, wenn es nirgendwo Cafes, Kneipen, Livemusik und Kicker gibt? ;)
    Wo ist der Platz für die Freie Wirtschaft (also im Klartext mehr Ladenflächen), wenn es darum geht, Strassenzuge entstehen zu lassen, gesäumt von Copyshops, Internetcafes, Fachbuchhandlungen, Computerbedarf, und alles was der Student sonst so braucht, und gerne hat?


    Da steigt mancher sicher lieber aufs Auto um, wenn er sich denn leisten kann. Die rennen in die Vorlesung, und rennen wieder raus, in ihr Auto, und flüchten!
    Ein Viertel rund um die Uni, welches Studenten gerecht werden würde, würde doch mindestens folgendes bieten:
    Geschosswohnungsbau mit erschwinglichen Mieten, und eine gesunde Einzelhandels/Gastronomie Infrastruktur.


    Ich kann jetzt da Innere der Gebäude nicht beurteilen, aber wenn es innerhalb des Unigeländes attraktive informelle Treffpunkte geben sollte, dann sieht man die von aussen jedenfalls nicht. Da gibt man sich im Westend leidlich Mühe, wenigstens in Bezug auf den Unicampus selber die Fehler von Bockenheim zu vermeiden, dafür wiederholt man sie hier im Quadrat.Alles leidlich nett bebaute Baufelder, denen sichtbar jeder Masterplan fehlt


    Zum derzeit einzigen Italiener läuft man von der Uni schätzungsweise 10-15 Minuten, je nachdem. Zum Riedbergzentrum werden es 8-10 Minuten sein.


    2. Das ist meiner Meinung nach auch nicht nur das Problem der Studenten, sondern auch der sonstigen Anwohner.
    Wo ist der Bäcker um die Ecke, wo der Metzger? Wo die Eisdiele?
    Warum hat man es versäumt, die wirklich schön gestaltete Promenade am Nordrand des Bonifatiusparks auch als solche zu nutzen? Wo ist die Nutzungsdurchmischung, aber auch die soziale durchmischung, die das Viertel daran hindert, irgendwann abzukippen, wenn die Kinder der dann nicht mehr so jungen Familien aus dem Haus sind? Wie kann man dort kurz gesagt überhaupt ohne Auto überleben?
    Ist das gelungener Städtebau?

  • Das immer wieder zu vernehmende Gejammer darüber, dass in einem Neubaugebiet zunächst nicht die gesamte Infrastruktur vorhanden ist, kann ich nicht so recht nachvollziehen. Vor allem wenn das Baugebiet so wie hier noch nicht einmal zur Hälfte entwickelt ist, aber dennoch erste Einrichtungen wie Schule und Kitas vorhanden und weitere in Bau oder zumindest in Planung sind. So wie die U-Bahn, womit die Verkehrserschließung dann aus meiner Sicht gut ist. Wer am Anfang der Entwicklung in ein solches Gebiet zieht, der muss eben Geduld aufbringen. Oder es sein lassen und in einen fertig entwickelten Stadtteil ziehen.


    Studenten werden vorwiegend nicht in ein italienisches Restaurant, sondern in die selbstverständlich vorhandene Mensa gehen. Auch sollte man nicht vergessen, dass es gerade einmal 800 Meter zu Fuß oder mit dem Fahrrad bis nach Alt-Niederursel mit seinen Fachwerkhäusern sind. Oder, in wenigen Jahren, eine Station mit der U-Bahn. Dort gibt es ein ganz ansehnliches Angebot, das mit neuer Kundschaft vom Berg bestimmt noch wachsen kann. Ohnehin halte ich es für außerordentlich schwierig, aus der Retorte studentisches Flair zu schaffen. Jedenfalls kann ich es gut verstehen, wenn Investoren so etwas nur mit spitzen Fingern anfassen. Weitere Studentenwohnheime sind offenbar in Planung, vielleicht wird im Zusammenhang damit noch die eine oder andere Kneipe für Studenten entstehen.


    Nun noch die in #95 angekündigten Fotos vom 24. August. Das FIZ geht der Fertigstellung entgegen, hier zwei Fotos aus dem Innenhof:



    Solitärbau im Innenhof:



    Nochmals das Riedbergzentrum:




    Das wird einmal die Ladenpassage. Anders als ich auf Grundlage der Renderings erwartet habe, wird sie in Nord-Süd-Richtung verlaufen.



    Schließlich noch zum Campus. Außer dem Großprojekt Biologicum entsteht derzeit eine Werkstattzentrale (Webcam:(



    Straßenansicht:



    Rückwärtige Ansicht (es sind zwei Gebäudeflügel):



    Das Ende 2007 bezogene Gebäude der Geowissenschaften hatten wir wohl noch nicht. Einige Eindrücke:






    Bilder: Schmittchen

  • Das Gerüst am Riedbergzentrum wird abgebaut:




    Die Reihenhäuser in der Riedbergallee werden auch enthüllt:



    Bilder von mir

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  • Ich glaube nicht, dass jemand hier über das Fehlen der gesamten Verkehrsinfrastruktur gejammert hat. Von der Unterversorgung mit Schulen oder Kitas auch nicht.
    Die Verkehrsanbindung wird mit der U-Bahn den Umständen enstprechend gut sein, richtig. Optimal ist sie aber auch dann noch nicht. Es ist und bleibt ein Ziel, zu dem man unter Umständen mehrmals umsteigen muss. Das ist aber gar nicht der Kritikpunkt, denn es gibt in Anbetracht der Lage ÖPNV-technisch wohl auch nicht viel mehr zu wünschen.
    Sondern die Frage nach attraktiven Alternativen.


    Ich habe die bisherige Diskussion zugegebenermassen erst nach meinem eigenen letzten Beitrag nochmal durchgelesen, aber erkenne da doch einiges meiner eigenen Zweifel: Das "Gejammer" dreht sich doch im Großen und Ganzen eher darum, ob das Riedbergviertel nicht etwas zu suburban gerät.
    Wenn da noch kommende Dinge dazu geeignet sind, diesem Eindruck zu wiedersprechen, dann gut. Allerdings sehe ich die nicht, und auch kaum noch genug Platz. Der Plan, der dort überall aushängt, macht doch deutlich, wo überall Gewerbeflächen vorgesehen sind, und wo nicht.


    Es ist aufgrund der Größe des ganzen Neubaugebiets auch nicht so, dass der Weiterentwicklung des Konzepts, jungen Familien das Wohnen innerhalb Frankfurts Grenzen wieder zu ermöglichen/schmackhaft zu machen, zu Gunsten der einbrechnden Studentenflut ein Riegel vorgeschoben werden müsste.
    Das Riedbergareal ist riesig, da ist es durchaus möglich, rund um die Uni die Nutzungsdichte zu erhöhen, ohne dass dabei die umliegenden Areale in Mitleidenschaft gezogen werden.


    Es ist doch so:
    Der Student von ausserhalb wird mindestens 1-3 mal umsteigen müssen, und bald die Schnauze voll haben. Dann steigt er aufs Auto um, oder möchte in Uninähe ziehen, und wird vor ne Wand laufen. Er (aus meinetwegen Friedberg?) wird an der Uni vielleicht neue Freunde finden (Vielleicht aus Neu-Isenburg?), deren geografischer und sozialer gemeinsamer Nenner die Uni und ihre Umgebung ist. Und wo sie deshalb auch gemeinsam Freizeit verbringen wollen. Vielleicht finden sie ein Frühstückscafe oder einen Studentenstammtisch angenehmer, als die Mensa, die sie nicht gerade als das Epizentrum geselliger Athmosphäre empfinden, und die abends noch nicht mal geöffnet ist. Vielleicht stehen sie aber auch mehr auf Italienisches Essen, als auf Mensafraß. Vielleicht würden sie sich aber darüberhinaus auch noch über einen Griechen, einen Chinesen, einen McDonalds, ein Subway freuen? Vielleicht verliebt sich der Student aus Rödermark in die hübsche Studentin aus Bad Vilbel. Dann wollen die bestimmt nicht mittags in der Mensa speisen, und abends jeder wieder seiner Wege gehen. Vielleicht wollen sie zusammenziehen, um gemeinsam weiterzustudieren, und das vermessenerweise auch noch in Uninähe?
    Von dann noch nem Programmkino will ich ja gar nicht erst reden, sind ja schliesslich alles Naturwiisenschaftler, aber wie wärs mit nem Elektronikfachhändler?
    Studentisches Flair kann man tatsächlich nicht aus der Retorte kreieren, das können nur die Studenten selber - wenn sie denn überhaupt die Möglichkeit dazu haben!
    Der Einwurf, ein Italienisches Restaurant sei nicht das richtige Marktsegment für Studenten, besagt ja auch nichts anderes, als dass dort noch Platz für diverse andere Gastronomie ist. Es ist doch sicher kein Zufall, dass sich als einzige weitere provisorische Fressgelegenheit eine Würstchenbude direkt gegenüber des Unigeländes angesiedelt hat. Denn die wäre da ja nach den Gesetzen des Marktes wohl auch nicht, wenn die Mensa alleine schon alle Bedürnisse befriedigen könnte.
    Mag ja der gehobene Italiener eher von der gutsituierten jungen Familie frequentiert werden.
    Der Punkt ist aber, dass dort in all den Reihenhäusern nirgendwo auch nur die Räumlichkeiten für irgendwelche Gastronomie, oder Läden zu entstehen scheint. (Und ich lasse mich sehr gerne eines Bessern belehren!)


    Niederursel mag da für manchen zu bestimmten Gelegenheiten eine attraktive Alternative darstellen.Es wäre Niederursel zu wünschen. Aber die 800m scheinen mir schon sehr optimal gerechnet. Je nachdem, aus welcher Fakultät man gerade kommt, und wo in Niederursel man genau hin will, können das auch schnell mal ein paar hundert Meter mehr werden, oder auch eine gute Viertelstunde zu Fuß hin, und ein gute Viertelstunde wieder zurück! Für nen gemütlichen Kafee um die Ecke etwas weit....


    Diese Hypothese mag man mir einem selbstkreierten Modellstudenten, der im Wohnheim leben und in der Mensa essen soll, widerlegen wollen.
    Aber Erfahrungssache ist doch dass eine Uni Studenten als Wohnbevölkerung und als Konsumenten für umliegendes Gewerbe anzieht.
    Ich bevorzuge da eher einen Vergleich zwischen langjährigen, quirligen, lebendigen studentisch geprägten Vierteln, oder gar ganzen Städten, und der Monokultur, die da in Gefahr zu entstehen ist.


    Ich muss da nochmal auf die Größe des ganzen Areals zurückkommen.
    Die Fußwege aus diversen Ecken des Viertels, sei es zur U-Bahn, sei es zum Riedberg-Zentrum scheinen mir generell teilweise enorm. Ich sehe da kein Viertel entstehen, in dem man eben mal um die Ecke zum Bäcker geht. Nein, man fährt (hoffentlich wenigstens mit dem Fahrrad) ins Riedberg-Zentrum. Und da geht es gar nicht nur um die Studenten. Generell ist das ganze Gebilde sehr "flächig". Schon nahe dran, an dem was die Amerikaner gerne als Urban Sprawl bezeichnen.


    Und was ich überhaupt nicht verstehen kann: Wie kann man eine so reizvolle Situation wie die Promenade so verpuffen lassen, indem man Wohnsolitäre dort entstehen lässt? Der angesprochene Metzger, Bäcker, Eisdiele, Stammtisch, Supermarkt, Restaurant, Café, alles eben, was nicht nur die Nahversorgung jedes funktionierenden Dorfes oder Stadviertels, sondern auch seinen sozialen und emotionalen Mittelpunkt ausmacht, wäre hier auch als verbindende Schnittstelle für die Parkstadt und das nördlich angrenzende Viertel perfekt platziert gewesen, und hätte der Promenade Ihren Namen zu Recht verliehen.
    Darüberhinaus hätte sich die Altenhöferallee angeboten, entlang der Uni und bis weit nach Norden hin, den dahinterligenden, weniger verdichteten Gegenden Geschäfte und Gastronomie (und Geschosswohnungsbau) anzubieten.
    Stattdessen baut man ein Riedbergzentrum.


    Auch wenn die Stuation natürlich nicht im Detail übereinstimmt: Es gab schon andere Stadtteile in Frankfurt, die innerhalb weniger Jahre aus dem Boden gestampft wurden, und die heute zwischen Hochschule und altem Ortskern ehemals eigenständiger Dörfer liegen. Aber hat schonmal jemand was von einem "Nordend-Zenrum" gehört?

  • Ich kenne die örtlichen Gegebenheiten am Riedberg nicht, allerdings werden hier Äpfel mit Birnen verglichen. Im Bezug auf die Studenten kann ich Chewbacca nur zustimmen. Wenn dem so ist, ist da tatsächlich etwas falsch gelaufen. In Campusnähe sollte es immer ausreichend Geschosswohnungsbau und wenigstens Raum für einen Copyshop, ein Cafe und ein kleines Restaurant geben. Allerdings ist es auch nur ein relativ kleiner Außenstandort. Das enorme Angebot, wie es z.B. derzeit in Bockenheim mit der Leipzigerstraße zur Verfügung steht, kann es dort natürlich nicht geben.


    Denn eines wird bei der Kritik übersehen: Der Riedberg ist vor allem ein Reihenhaus-Gebiet. Damit ist automatisch die Wohnbevölkerung wesentlich froßflächiger verteilt als in den Gründerzeitvierteln. Das Angebot muss dementsprechend wie auf dem Dorf gebündelt werden. Die Nachfrage für einen Bäcker, Metzger etc. alle 500m besteht einfach nicht.


    Man hätte allerdings von Seiten der Stadt so planen müssen, dass das Riedbergzentrum in unmittelbarer Nähe des Campus liegt und die Studenten so nicht nur ovn dem Angebot profitieren können, sondern vor allem auch das Areal am Tag beleben!

  • Statt vieler Worte eine Luftaufnahme von Februar 2008. Rot markiert die Nordostecke des Campus Riedberg mit den Physikalischen Instituten (Fotos in Torbens Beitrag #91). Oben das Riedbergzentrum. Dazwischen noch das FIZ. Es kann nun jeder selbst entscheiden, ob er/sie das als enorme Entfernung, als unmittelbare Nähe oder als Katzensprung sehen möchte.


    Im Riedbergzentrum, das noch in diesem Jahr eröffnet wird, sind neben 114 Mietwohnungen mehrere Restaurants sowie eine Dependance des Café Wacker vorgesehen. Ganz in der Nähe baut NCC Deutschland weitere 170 Wohnungen (Quelle). Unabhängig vom Riedbergzentrum ist zur Zeit ein Supermarkt in der südöstlichen Ecke des Areals (Parkstadt, Fotos in #95) in Bau, vermutlich wird es dort auch noch zusätzliche Angebote geben. Bäcker und Metzger an jeder zweiten Ecke gibt es leider nicht mehr, der Riedberg ist insofern keine Ausnahme. In Bockenheim, einem gewachsenem Stadtteil mit mehr als doppelt so vielen Einwohnern wie der Riedberg im Endausbau haben wird, gibt es noch genau eine Bäckerei die Brot an Ort und Stelle komplett selbst herstellt. Und die liegt bezeichnenderweise nicht an der Leipziger. Aufbackware kann man ebenso im Supermarkt kaufen - was dementsprechend viele auch tun.


    Eine Campus-Universität ist eben etwas anderes als es die Uni Bockenheim (noch) ist. Mit Vorteilen und Nachteilen. Ich habe auch an einer Campus-Universität studiert, ohne dadurch Schaden genommen zu haben. Und schreibt jetzt bloß nichts Falsches!