Charlottenburg und Westend | Kleinere Projekte

  • Le Savigny

    Pläne für Hotel am Savignyplatz vorgestellt.


    Der Sieger eines im letzten Jahr stattgefundenen Wettbewerbes ist das Berliner Büro Collignon Architektur. Das Hotel soll mit seiner recht hellen und ungleichmäßigen Fassade als Kontrast ggü. der bestehenden Blockbebauung auffallen sowie „Individualität und Lebendigkeit" ausdrücken. Geplant sind 3.763 Quadratmetern mit 75 Zimmer verschiedenster Größe. Die Inneneinrichtung soll vom Stil der 25hours-Hotelgruppe geprägt sein. Diese betreibt bereits in Frankfurt und Hamburg Hotels der gleichen Kategorie.


    In Frankfurt ist mir das Hotel durchaus ein Begriff; deren Konzept finde ich sehr interessant und ansprechend...mal was Anderes. Die Unanordnung der Fassadenpaneele ist nun allerdings auch nichts Besonderes mehr. Da hätte man vielleicht noch etwas kreativer sein können.


    Link Baunetz

  • Sehr blaß, sehr unregelmäßig der Entwurf, mittlerweile finde ich diese Art Rasterfassade nun wirklich nicht mehr spannend.
    So eine Fassade funktioniert nur in einem speziellen Umfeld. Als Solitär ist diese Art der Gestaltung zu kraftlos.

  • Möchte hier auf den kleinen Neubau des Café am Lietzensee (nördliches Ende) hinweisen.
    Nach dem Abriss der alten Kioskbude und zweijähriger Querelen um diesen winzigen Bau (Ausschreibung, Klagen, Verzögerungen) steht das Häuschen nun endlich.
    Fehlt nur noch der Steg, ich hoffe wenn die ersten warmen Tage kommen kann man da endlich wieder draussen sitzen.


    Wen es interessiert, das alte Häuschen nach Plänen von Erwin Barth (Berliner Gartenbaudirektor) stand von 1924-1973 (Brandanschlag) und sah so aus:
    http://bpkgate.picturemaxx.com/preview.php?IMGID=40003453


    Bilder: Stunden


  • Ich freu mich immer über Beiträge über solche kleineren Projekte, die außerhalb der prominenten (Groß-)Baustellen realisiert werden. Oft ergibt sich daraus zwar keine "Diskussion" hier im Forum, nichtsdestotrotz finde ich es schön, darüber informiert zu werden.
    Denn selbst der interessierteste Berliner kann ja nicht immer überall sein, um alles mitzukriegen. Muss er ja auch nicht, denn dafür gibt es ja das DAF. :)


    Also danke für die Info und die Fotos!

  • Fertigstellung eines gar nicht so kleinen Neubaus für ein Nieren- und Gesundheitszentrum in der Bismarckstr. 95-96 durch das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH).
    Der hässliche Vorgängerbau der noch in Bing zu sehen ist wurde abgerissen. Sehr viel schöner ist der Neubau aber auch nicht.
    Architekten waren die Dessauer Brosig+Mengewein.


    Zustand heute + im Juni 2009

    Bilder: Stunden

  • Ist auf jedenfall eine "gediegene" Aufwertung der Straße, die teilweise sehr trist und schmutzig wirkt. Diese heruntergekommenen 60er Jahre Klötze könnten so nach und nach alle verschwinden wenn es nach mir geht. Wenn man mit der Sbahn von Westkreuz kommend nach Charlottenburg einfährt ist das ein echt beschämender Anblick.


    Lage und Umgebung@Bing


    Visualisierungen von der Homepage

    (c) ZIEGERT – Bank- und Immobilienconsulting GmbH

    (c) ZIEGERT – Bank- und Immobilienconsulting GmbH

    (c) ZIEGERT – Bank- und Immobilienconsulting GmbH

  • Also ich finde ja, ein gewisser Hang zu den Bauten der Stalinära ist hier ja vorhanden... ;)

  • ^ Ja, die Ähnlichkeit ist ja geradezu verblüffend. Und dass diese Hommage an die DDR-Fünfziger nun ausgerechnet im Westteil der Stadt entsteht, dazu noch im bürgerlich geprägten Charlottenburg, entbehrt nicht einer gewissen Komik.

  • geändert hat sich allerdings die zielgruppe: für verdiente arbeiter werden die häuser in charlottenburg wohl kaum erschwinglich sein.

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    Einmal editiert, zuletzt von dieselbär ()

  • @ mkwiteaux: Im aktuellen Fall wohl eher Neo-Neoklassizismus. Beide Bauformen mögen sich im Erscheinungsbild nicht sehr unterscheiden, sehr wohl aber unterscheidet sich der gesellschaftliche Kontext, in dem sie gebaut werden - und der ist sehr wohl politisch.


    ulgemax: eben. Wobei die Dinger in der DDR ja auch eher der Parteielite vorbehalten waren, oder zumindest der mittleren Nomenklatur. In der Sowjetunion war das wohl zeitweise anders - dort wurde in diesem Stil ja auch nicht nur fünf, sondern über 20 Jahre lang gebaut. Folglich gibt es in größeren russischen Städten bis heute Viertel im Zuckerbäckerdekor, die mit den westlichen Gründerzeitvierteln vergleichbar sind und tatsächlich von Arbeitern bewohnt werden/wurden. (Allerdings waren die Viertel, die ich kennengelernt habe, schon recht heruntergekommen, als ich Mitte der 90er Jahre auf Schüleraustausch in Russland war.)


    Allerdings: Meckern will ich natürlich nicht. Was da in den 60er/70er Jahren in den Berliner Westen gekloppt wurde, unterscheidet sich kaum von den Katastrophen des Ostens (auch wenn es in Charlottenburg keine Flächenabrisse gegeben hat), und da ist natürlich so ein Nobel-Apartementhaus städtebaulich ein großer Fortschritt. Zumal "Gentrifizierung" in Charlottenburg auch nicht zu befürchten, sondern längst abgeschlossen ist.

  • ...

    Wozu das vorangesetzte "Neo" zu "Neoklassizismus"? Es ist mir neu, dass sich Neoklassizismus weiterentwickelt hätte.


    Und natürlich ist Architektur Ausdruck eines Zeitgeistes (auch wenn historisierend), und insofern politisch (seufz), ich will nur wildes Spekulieren über Hommagen (oder Revanchen) an den Osten ent-, öhm, -wildern.

  • @ mkwiteaux: Na, weil es ein wieder aufgewärmter Neoklassizismus ist. 50 Jahre lang hat niemand so gebaut, und jetzt wird der Stil neu entdeckt - und zwar nicht genauso wie damals, sondern modifiziert.


    Typisch für den alten Neoklassizismus war ja weniger der sowjetische Zuckerbäckerstil, als eine strenge, geometrische Formgebung mit Kollossalordnung und Säulenhallen. Die neue Variante kommt meist verspielter daher, die Fassaden sind eher kleinteilig, häufig auch bunt, und richtige Säulen bekommt man eher selten zu sehen. Der alte Neoklassizismus und der Stalin-Stil hatten einen Hang zum Bombastischen gemein, zu Monumentalbauten, die ihren städtebaulichen Rahmen sprengten - die heutige Variante passt sich dagegen in ihre Umgebung ein; die Kubatur dieser Gebäude lehnt sich eher an die Gründerzeit an als an die 30er und 40er Jahre.


    Der langen Rede kurzer Sinn: All diese Faktoren (plus die erwähnte Pause von Jahrzehnten) rechtfertigen es, glaube ich, von Neo-Neoklassizismus zu sprechen.

  • Richtige Ausführungen Architektenkind! Ich finde es interessant über die Begrifflichkeit zu diskutieren. Ich selbst finde den Bezug wichtig, wenn man die Vorsilbe Neo benutzt. Beziehen sich also Patschke oder Bonanni in ihrer Architektur auf die 30er bis 50er Jahre, dann wäre wohl Neo-Neo angebracht. Ich bezweifle das aber. Gerade auch wegen der politischen Aufladung, die hier schon angesprochen wurde. Somit können wir meines Erachtens heute nur von EINEM Neoklassizismus sprechen. Eine Neuinterpretation von klassischen Formen in einer Strenge wie sie der Klassizismus unter Schinkel, Klenze oder Langhans hervorgebracht hat.


    Das ist aber sicherlich eine Diskussion für einen anderen Thread, zumal interessant wäre, ob regional unterschiede zu erkennen sind.

  • Bonanni ist sicher weder ein Neo-Neoklassizist, noch ein Neoklassizist noch ein Klassizist sondern ein in den 80ern hängengebliebener Postmoderner.
    Patzschke würde ich schon Neohistorist nennen, denn nicht immer bezieht er sich auf den Klassizismus sondern mischt traditionelle Elemente.
    Ein Neoklassizist ist z. B. Stephan Höhne (z. B. Prenzlauer Gärten). Auch wenn Säulenkolonnaden etwas aus der Mode gekommen sind.

  • Also das ist wirklich mal ein Neubau der mir gefällt. Wenn auch nur jeder 10. Architekt Patzschkes Auffassung von Architektur teilen würde, wären uns wohl so einige "einzigartige" und "innovative" potthässliche Bauten erspart geblieben.