Dom-Römer-Areal: Bau-Thread

  • Eichenholz

    Seltsam, die Stadt Aschaffenburg selbst spricht auf ihrere Webseite von Eichenholz. (Sollte etwa die einschlägige Website irren?). Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, das Gegner der Rekonstruktion anführten, dass es hier zu statischen Problem kommen könnte, die eine kostspielige Sanierung nötig machen würden wie am Frankfurter Römer :-).

  • In der von Dir in #59 angegebenen Quelle ist von Fichtenholz die Rede, ich habe mir das nicht aus den Fingern gesaugt. Ist aber auch gleich, denn um die Löwenapotheke geht es hier nicht.

  • Nun starte ich mal meinen Kampf gegen Lücken!


    Erstmal kurz zur Löwenapotheke. Komplett aus 10 Jahre abgelagertem Eichenholz erstellt. Bis heute kein einziger Baumangel (abgesehen von einem kleinen Riss in einem Gefach... ich glaube, diese Bilanz kann sonst fast kein einziger Neubau vorweisen).


    Nun gegen gefährliches Halbwissen ( Fizgig:(


    Vorab: die Bögen in Dreieich gehörten zur Goldenen Waage und haben im Roten Haus nichts zu suchen.
    Die Bäume für die Achteckigen Säulen werden nicht jetzt gefällt (und das macht das Problem schlimmer) sondern müssten jetzt gefällt werden. Es handelt sich hierbei um massive Eichenstämme mit einem Durchmesser von 55-75 cm im Säulenbereich und eine Grundlänge von 60 cm im Kapitell auf eine Länge von 4,23 m. Hinzu kommen zwei sich kreuzende Unterzüge (der zweite verlief unter dem Anbau, der jetzt unsachgemäß, weil keine wirkliche Rekonstruktion, massiv erstellt werden soll) von 12 m Länge mit einem Querschnitt b/h = 33/40 cm.
    Solche Balken wird man in Altholz nicht finden, weil es keine vergleichbare Konstruktion gibt, die abgerissen werden soll. Da müsste man schon den Dachstuhl eines Schlosses oder einer größeren Kirche abreißen, um an solche Querschnitte in Altholz zu kommen. Der Preis für diese Balken wäre dann nochmal ein andere Sache.
    Es bleibt also keine andere Wahl, als in neuem Holz zu bauen (so wie das Originalhaus im Übrigen ja auch gebaut wurde). Dies wäre im Detail statisch auch der sinnvollere Weg, zumindest für die Teile, die noch dem 14. Jahrhundert zuzuordnen sind.
    Dann ist das Erdgeschoss aber zuerst vor zu konstruieren und für eine Zeit von mind. 3 Jahren gegen Trocknungsverformungen zu sichern und dabei vorzubelasten. Erst dann kann man diese Konstrutkion schadensfrei auf- und weiterbauen.


    Du würdest sicher noch komischer finden, wie nah ich an den Internas bin...


    Die Unfähigkeit kann man im Übrigen nachkontrollieren: Dom-Römer GmbH, Gutachten Dreysse vom Februar 2011.
    Seite für Seite durchgehen. Die Höhen stimmen in keiner Zeichnung. Im Haus Esslinger ist unter der Bezeichnung EG das OG abgebildet (5 Fensteröffnungen zur Straßenseite), das Rote Haus zeigt in der Ansicht, daß die Unterzüge über den Stützen stumpf gelegen hätten, tatsächlich ging das Kapitell aber als Gabelträger an den Stützen vorbei. Im Schnitt wird einmal eine bündig durchgehende Rückwand gezeigt, einmal eine Auskragung über den 1. OG (die Auskragung ist richtig), die Fenstermaße stimmen nicht, die Profile sind falsch, die Dachneigung ist falsch. Das Dach ist so gezeichnet, als wären die Sparren einen halben Meter hinter der Außenwand in die Deckenbalken eingezapft (war immer über der Außenwand), beim Anbau noch schlimmer. In der Animation ist dieser Fehler übernommen worden. Die oberste Geschossdecke wurde in ihrer Höhe mit 13,50 m angegeben (wäre Gebäudeklasse 5, also brandschutztechnisch wohl nicht baubar; historisch waren aber inkl. Dielung 13,03 m, man wäre also gerade noch so in Gebäudeklasse 4).
    Die Ergebnisse von diesem Gutachten sind bis heute Grundlage für die Stadthausplanung.


    Erst fragen, dann schimpfen...:nono:

  • Losgelöst von der Diskussion um lang genug gelagerte Hölzer hier ein aktueller Blick aus der Straßenebene auf die Ausgrabungen und Verhüllungen:



    Bild: epizentrum (sorry wegen der schlechten Qualität)


    EDIT: Klicken für eine große Version. Es handelt sich um ein dilettantisches Freihandpanorama mit der Handy-Kamera. Also nicht über lustige Artefakte wundern...

    2 Mal editiert, zuletzt von epizentrum () aus folgendem Grund: Große Version

  • Kurzer Überblick vom Dom aus:




    Bilder: Adama


    Was wird hier nun gebaut, oder sind das noch Kellergeschosse auf dem 2. Bild?
    Ich verliere hier nämlich allmählich den Überblick.


  • Was wird hier nun gebaut, oder sind das noch Kellergeschosse auf dem 2. Bild?
    Ich verliere hier nämlich allmählich den Überblick.


    Die noch fehlende Betondecke ist der Erdgeschoßfußboden.


    Edit: Aufgrund der Lage direkt neben der Rolltreppe dürfte hier also der Keller der Goldenen Waage und ihrer Nachbarhäuser entstehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Xalinai () aus folgendem Grund: Nachfrage...

  • ^ Die archäologische Zone ist jetzt nicht nur mit Folien verhüllt, sondern auch mit Schotter zugekippt worden.



    Seit Adamas Domblick auf das Areal hat sich nur in Richtung Haus am Dom und U-Bahn etwas getan, daher auch nur eine Detailaufnahme:



    -Bilder von mir-

  • Aktueller Stand

    Wer die Webcam auf dem Dom im Blick hat, hat es schon bemerkt; es hat sich Einiges getan:
    Der archäologische Garten ist (vorübergehend) unter einer Betonplatte verschwunden. Von dieser aus werden die Bohrpfähle für die Südzeile und das Stadthaus hergestellt. Damit man die Platte nicht durchbohren muss, wurden entsprechende Löcher gelassen.
    Aktuell ist ein imposanter Longfront-Bagger eingetroffen, der im Bereich der Parkhausspindel den Abbruch weiter betreiben wird. Hoffe sehr, dass jemand vor Ort knipst und Fotos postet.

  • Hoffe sehr, dass jemand vor Ort knipst und Fotos postet.


    Vor Ort, geknipst und gepostet:



    Wirklich spannend sieht es ja an dieser Stelle nicht aus. Eine Betonplatte mit Löchern, ein 954er Liebherr, ein 323D-Bagger mit Kneifzange, Kleingerät und ältere Herrschaften, die sich um die Baustelle herumquälen. Auf Interessanteres fällt der Blick nach einem Schwenk nach links:



    Die betonierten Kellerwände näher herangezoomt:



    Und noch weiter nach links geschwenkt:



    Bilder: epizentrum


    (Weiß jemand, wo die Sonne geblieben ist? Ich habe sie seit Tagen nicht gesehen.)

  • Ich habe versucht, in ein Foto der gegenwärtigen Bausituation die Wege und Straßen der zukünftigen Bebauung mit transparenter Orange einzuzeichnen:



    Vorlage:



    Plan (gedreht): Stadt Frankfurt am Main

  • Einige aktuelle Fotos der Bausituation


    Überblick:



    Betondecke über dem Archäologischen Garten mit Bohrschablone:



    Freigelegte Tiefgaragenspindel:



    U-Bahnzugang hält sich hartnäckig:



    Kellerräume von Markt 8:


  • Was genau bezeichnen die gelbe Linie und die weißen Winkel, die mit "Stadthaus nein!" aufs Pflaster gemalt wurden? Weiß alte Gebäudeecken, gelb Planung? Oder war weiß einfach der Standort der Tisch"beine"?

  • So ist es, Baukunst! Die hellen Ausbesserungen sind von den Tischbeinen übrig geblieben. Die gelben Linien wurden von Stadthausgegnern eingezeichnet, um zu verdeutlichen, dass die derzeitige schöne Aussicht auf den Kaiserdom bald Vergangenheit sein wird. Der Weg zwischen Schirn und Stadthaus wird tatsächlich extrem eng.

  • ^


    Wobei der Blick aus der (wenn auch völlig ahistorischen) Gasse zwischen Schirn und Stadthaus am ehesten dem nahekommen wird, den die Menschen bis 1944 auf den Dom hatten. Die Stadthausgegner hängen prinzipiell an einer anachronistischen, neugotischen Weltsicht, nach der Kirchen frei zu stehen haben, was sie zur Bauzeit jedoch nie taten. Wobei ich persönlich natürlich auch lieber eine Wiederbebauung auf alter Parzellierung oder zumindest ein Stadthaus mit historisierenden Fassaden gesehen hätte, aber das ist ein anderes Thema.


    Der Dom selber war seit dem Mittelalter (auch, den Rest spare ich zur Textverknappung mal aus) an der Westseite völlig eingebaut (Häuser Krautmarkt 4 und Höllgasse 6–10), der gewachsene Zustand kann in dieser photorealistischen Zeichnung aus dem Jahre 1858, die Höhe der Bebauung besser in dieser Kreidelithographie aus dem Jahre 1836 betrachtet werden. Daraus ergibt sich auch die Erklärung dafür, wieso dem Sockel bis zum zweiten Wasserschlag jegliche Dekoration fehlt – die Bebauung hat schon bei der Grundsteinlegung des Domturms 1415 existiert und man verzichtete auf Ornamentik, weil man sie eh nicht sah!


    Direkt nach dem Dombrand im August 1867 sah es erstmal so (von Südosten) aus. Man kann sehen, dass der Funkenflug vom gewaltigen, brennenden Dachwerk des Doms die Häuser zwar in Mitleidenschaft gezogen hatte, sie aber relativ zügig löschen konnte. Völlig zerstört erscheint nur das Haus Krautmarkt 4, von dem einzig noch die Fassade bis zum ersten Obergeschoss steht. Das nicht ohne Witz als „Fraßkeller“ bezeichnete Gebäude bekochte im Mittelalter die Leute der Dombauhütte.


    In einer heute abhanden gekommenen Selbstverständlichkeit wurden die Gebäude bis auf den Fraßkeller in alter Form wieder aufgebaut (typisch für die Zeit das Krüppelwalmdach auf Höllgasse 6), wie dieses Bild aus der Zeit um 1880 beweist. Abgebrochen wurde die gesamte Ostseite zwecks Freistellung des Doms tatsächlich erst im Jahr 1901 und der wahrhaft enge Verlauf der einstigen Höllgasse im Pflaster markiert, das in der Nachkriegszeit mit den archäologischen Untersuchungen verschwand und bis heute nicht wiederhergestellt wurde.


    Die Keller der Häuser hat man bekanntlich diesen Herbst erstmals wieder ausgegraben, vgl. die Bilder von Schmittchen und meinen Folgebeitrag auf Seite 4 dieses Threads. Schön, dass man sie erhält und sichtbar macht, das ist sogar noch besser als die Vorkriegslösung mit der Pflastermarkierung.

  • Neues vom Stadthaus

    Was die Webcam so hergibt (Fotos folgen, wenn ich vor Ort war):
    Die Parkhausspindel hat ihren neuen Deckel.
    Der Longfront-Bagger ist verschwunden, dafür ist jetzt das Pfahl-Bohrgerät (soll 92t wiegen) eingetroffen. Da werden wohl bald die Gründungsarbeiten losgehen.

  • Weihnachtszeit - Saure-Gurken-Zeit - Bastelzeit

    So richtig viel tut sich im Augenblick nicht auf dem Areal. Aber wie Baufrosch schon schrieb, ist die Tiefgaragenspindel wieder verschlossen. Der neue Deckel hängt wohl mit dem Bau des Stadthauses zusammen. Eventuell war der alte nicht tragfähig genug, oder zu hoch. Bei der Tiefgarage wurde heute im Untergrund betoniert. Der Beton wurde mit einem extradünnen Schlauch eingeleitet.


    Auf der temporären Betonplatte über dem Archäologischen Garten wurde heute echte Handarbeit geleistet. Die langen Bewehrungskörbe für die Gründungspfähle werden vor Ort zusammengebastelt und verschweißt.


  • Weil die bisher oberste Ebene der Tiefgarage wegfallen wird, hatte die Spindel, wenn ich das richtig sehe, schlicht eine Windung zu viel. Diese wurde abgebrochen, der verbleibende Rest neu verdeckelt.

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    So ist es. Die neue Decke trägt in Zukunft auch erhebliche Lasten und leitet diese in die bestehenden Wände der Spindel ab: Das rote Haus und Teile des Stadthauses werden auf ihr abgesetzt, der Rest wird Freifläche.
    Wegen der begrenzten Tragfähigkeit des Bestandes wurde die Decke in zwei Abschnitten (in der Dicke) betoniert, heute war die zweite Schicht dran. Jetzt hat die Decke ihre endgültige Dicke.

    Einmal editiert, zuletzt von Baufrosch () aus folgendem Grund: Ergänzung