Breslau und Schlesien: Bauprojekte und Stadtplanung

  • Hotel Hilton (OVO Wroclaw)

    ^ Unter #56 wurde die OVO-Baustelle gezeigt, bislang ist der Rohbau noch nicht fertig. Onet.pl berichtete, dass trotzdem die ersten zwei der künftigen 189 Hilton-Zimmern als Muster eingerichtet wurden (ein Doppelzimmer und ein Zweibett-Zimmer) - unter dem Link gibt es ein Foto. Die Fassade soll laut Meldung mit Corian belegt werden - einem Material, das laut Wikipedia äußerlich Marmor ähnelt. Das Gebäude soll Mitte 2016 fertig werden, die Gesamtkosten sollen 260 Mio. Zloty (ca. 60 Mio. EUR) betragen.

  • @Odra Tower

    Unter #47 wurde das Wohnhochhaus Odra Tower am Westrand der Altstadt angesprochen (einige frühere Fotos und Infos unter #9) - dieser und dieser Meldung nach ging der Investor Pleite, die Wohnungen werden vom Insolvenzverwalter verkauft (beide Webseiten bieten einige Fotos).


    Das Hochhaus hat je nach Quelle um 60 Meter Höhe, ursprünglich war dort ein 140 Meter hohes Hochhaus vorgesehen - was in der Finanzkrise 2008/2009 obsolet wurde. Zum Glück, da ein höheres Hochhaus zu sehr die Altstadt dominieren würde. Man sieht es besonders deutlich vom Osten - hier mit dem Arsenal aus dem 15.-17. Jh. vorne (es beherbergt das Waffenmuseum; das Gebäude links mit zugenagelten Fenstern soll abgerissen werden):





    Eine etwas andere Perspektive vom Osten mit dem Arsenal im Vordergrund:





    Einige Blicke auf den Odra Tower von der Wallanlage mit dem Wassergraben - die die Grenze der historischen Altstadt markieren:







    Auf diesem Foto sieht man links vom Hochhaus etwas vom Schornstein des Heizkraftwerks - einer Bausünde am Rande der Innenstadt:





    Selbst inmitten der Altstadt kann man das Hochhaus sehen - hier in der Perspektive einer der Gassen. Um wieviel präsenter wäre es, wenn es 140 Meter hoch wäre?





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    Neben Odra Tower sind zwei weitere Wohnhochhäuser geplant, die ebenso gestutzt wurden. Eine aktuelle Planung vom März 2015 fand ich hier (mit Visualisierungen) - die ATAL Towers mit 61,3 und 59,7 Metern Höhe und 433 WE, sie sollen 2017 fertig werden.

    3 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • [quote='Bau-Lcfr','http://www.deutsches-architekturforum.de/thread/?postID=474364#post474364'] Besonders gefällt mir das musikalische Zeichen auf der Fassade neben der Gebäudeecke - etwas individuelles, was gleichzeitig die Gebäudefunktion verrät.


    In der Tat, das ist ja ein richtiger Eye - Catcher.:lach:


  • Neben Odra Tower sind zwei weitere Wohnhochhäuser geplant, die ebenso gestutzt wurden. Eine aktuelle Planung vom März 2015 fand ich hier (mit Visualisierungen) - die ATAL Towers mit 61,3 und 59,7 Metern Höhe und 433 WE, sie sollen 2017 fertig werden.


    So wirklich ansehnlich ist das dennoch nicht. Die Hochhäuser haben die selbe störende Wirkung wie die meisten klotzigen DDR-Wohntürme. Micht überrascht es etwas, dass in Breslau damit relativ sorglos umgegangen wird.

  • Nunja, Fachwerk und Historismus sind eben nicht überall in der Welt das Nonplusultra.

  • In Stuttgart zum Beispiel? Mehr von beidem könnte dort nicht schaden. Breslau hat aber auch so noch etwas mehr zu bieten. Die hier geplanten bzw. ausgeführten Hochhausstümpfe dürften allerdings nirgendwo zum Nonplusultra gehören.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Also zumindest ich kann mich mit einer Stadt auch identifizieren (und wohlfühlen), wenn nicht an jeder Ecke eine Reko stattfindet. Außerhalb Deutschlands kann man diese Vorliebe für den Neo-Historismus auch kaum nachvollziehen. In Polen, und eigentlich dem gesammten Ostblock, meint man natürlich die Zeit verschlafen zu haben, während man hinter dem eisernen Vorhang war. Zudem kommt vielerorts auch die Einstellung dazu, das das ohnehin durch Plattenbauten verschandelte Stadtbild sowieso nichtmehr zu ändern ist. Wobei im Ostblock eigentlich niemand Plattenbauten als Verschandlung empfindet – diese sind allgemein akzeptiert und begehrte Wohnorte. In Altbauten hingegen will dort eigentlich niemand leben. Wobei ich nicht verneine das der unkritische Umgang mit Großprojekten auch in einem sehr unstrukturierten Stadtbild enden kann, wie das z.B. in Bratislava sehr negativ auffällt.

  • In Polen, und eigentlich dem gesammten Ostblock, meint man natürlich die Zeit verschlafen zu haben, während man hinter dem eisernen Vorhang war.


    Gerade in dieser Zeit gab es die meisten Rekonstruktionen, zumindest in Breslau - nach der Wende nur noch einzelne. Fachwerk ist übrigens in Breslau selten, war vor dem Krieg auch, da es eine billige Bauweise war - in der Stadt konnte man sich meist Mauerwerk und Putz leisten.


    Der Odra Tower hat vom Süden gesehen noch halbwegs akzeptable Proportionen, doch vom Osten wirkt das Hochhaus viel zu breit und klotzig. Ist wohl den Einschnitten nach der Finanzkrise geschuldet. Zumindest gibt es keine Hochhauspläne innerhalb der Wallanlagen mit dem Wassergraben - in Frankfurt sieht das anders aus und die wenigen Altstadt-Überreste werden kannibalisiert. Sorgen bereiten mir eher Projekte wie das EKZ am Dominikanerplatz, Nicolas Business Center oder Pegaz - viel zu simple Gestaltung viel zu breiter Fassaden, die sonstwo stehen könnten und in einer Altstadt nichts verloren haben. Alle drei Projekte sind innerhalb der Wallanlagen.


    Es wäre mir übrigens neu, die Platten seien begehrt. Wer aus meinem Bekanntenkreis es sich nur leisten konnte, gönnte sich eine Neubauwohnung der Nach-Wende-Zeit - in den Platten wohnt nur, wer dort bleiben muss. Dass von meinen Bekannten niemand in den Altstadt-Rekonstruktionen wohnt, hat den simplen Grund, dass die in der Sozialismus-Ära nach den damaligen Flächennormen gebauten Wohnungen recht klein sind, für heutige Familien zu klein. Außerdem erreichen dort Qm-Preise astronomische Höhen.


    Ich kenne in Breslau keinen, der nicht froh wäre, dass es die Altstadt wieder gibt - und auch wenn niemand diese vor dem Krieg kennen konnte (die meisten sind mit der wiederaufgebauten Altstadt aufgewachsen). Dieses Hoch-die-Nase-rümpfen bezogen auf stimmungsvolle Altstädte ist in Polen selten. (BTW: Einige Fotos der Breslauer Altstadt gibt es in der Galerie).

    3 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Mit Zeit verschlafen meinte ich eigentlich, dass man im Ostblock meint einen Nachholbedarf an Shopping Centern und pseudo futuristischen Wohntürmen zu haben. Gerade die Shopping Center sind natürlich eine zweifelhafte Entwicklung, da sie natürlich im Ostblock bis vor kurzem noch ungeahnte Konsummöglichkeiten schaffen, es gleichzeitig aber dem Einzelhandel in der Innenstadt extrem schwer machen. Generell habe ich das Gefühl, das in kaum einer Osteuropäischen Stadt heute noch ein klassiche Einkaufsstraße existiert. Zum shoppen geht ja praktisch jeder in die Einkaufszentren, und verbringt dort auch generell gerne seine Freizeit. Das Angebot an Restaurants, Kinos, Supermärkten, Fitnessstudios usw., sowie die Tatsache das hier auch Sonntags alles geöffnet ist, wirken natürlich wie ein Magnet. Gleichzeitig wirken die Altstädte oft wie ausgestorben und werden eigentlich nur von Touristen frequentiert. Ich war zugegeben noch nie in Breslau, aber so sieht es jedenfalls in Tschechien und der Slowakei aus, eingeschränkt auch in Ungarn. Zu den Plattenbauten ist eigentlich nur zu sagen das sie natürlich eher von der Mittel- bis Unterschicht bewohnt werden. Trotzdem sind diese Viertel in Osteuropa längst nicht so von Vergreisung und sozialem Abstieg bedroht wie dies in den deutschen Pendants der Fall ist. Das liegt zu großen Teilen auch daran, das diese Viertel, im Gegensatz zu Deutschland, nicht pauschal als "Assi-Gegenden" deklariert werden.

  • Narodowe Forum Muzyki

    Ein Beispiel der Bedeutung des Kontextes - das Narodowe Forum Muzyki befindet sich am Wallgraben, noch innerhalb der Altstadt. Die Gestaltung ist gefällig, aber nicht Altstadt-kompatibel, genausowenig die Dimensionen. Ich vermute, dass die Wahrnehmung jener der Opéra Bastille ähneln wird - zuerst gefeiert, doch mit der Zeit merkt man, dass das Bauwerk mit seiner Umgebung nicht zusammenspielt, sondern als Fremdkörper dorthin verpflanzt wurde. Aus verschiedenen Perspektiven:













  • Bürobau neben EKZ Pasaz Grunwaldzki

    Das EKZ Pasaz Grunwaldzki habe ich in der Galerie unter #4 gezeigt. Neben diesem soll ein Bürogebäude errichtet werden - die vom Zaun abfotografierte Visualisierung (schon wieder so eine Rasterfassade) und die in Vorbereitung befindliche Baustelle - endlich werden die blinden Wände der Nachbarn, darunter des EKZ, verdeckt:





  • Areal an der Piłsudskiego-Straße

    Unter #38-#40 wurden einige Projekte an der Piłsudskiego-Straße gezeigt, darunter das Musiktheater Capitol, neben dem diese 5600 Qm große Brache existiert. Auf ihr sollte ein Luxushotel und Büros an den Bahngleisen entstehen, das Theater sollte den Plänen nach einige Hotelräume wie das Foyer mitnutzen. Die Zeit verging, aus den Plänen wurde nichts.


    Die Zeitung Gazeta Wyborcza berichtete Anfang Mai, dass das Areal von Leszek Czarnecki gekauft wurde, dem Investor des Sky Tower, der bereits auf der anderen Seite der Bahngleise ein Einkaufszentrum mit einem Bürohochhaus besitzt (s. drittes Foto unter #53 links). Was genau gebaut werden soll, wurde laut Artikel nicht verraten - die Visualisierung im Artikel zeigt die vorherigen Pläne.


    An der Piłsudskiego-Straße sollte mE wie in den früheren Plänen die Gebäudehöhe des benachbarten Theaters übernommen werden. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das Bürogebäude an den Bahngleisen ein kleineres Hochhaus wird - ähnlicher Höhe (aber anderer Gestaltung) wie das Hochhaus auf der anderen Bahngleise-Seite. Die Fahnenmasten wie auf der Visualisierung wären auch jetzt eine interessante Idee.

  • Grunwaldzki-Campus der Universität Breslau

    Einige 100 Meter südwestlich von der unter #71 gezeigten Investition befindet sich ein großes Gelände, das der Universität Breslau gehört - die neue Universitätsbibliothek am westlichen Ende wurde unter #28 gezeigt. Den Zugang gibt es von zwei Seiten durch symbolische Tore (wie man am Schnee sieht, die Fotos wurden im Januar gemacht):





    Das Gebäude der Fakultät für Biotechnologie:





    Hier sitzen die Informatiker:





    Das zweite Tor war noch nicht ganz fertig:





    Der Campus-Name ist vom benachbarten Plac Grunwaldzki abgeleitet.

  • Campus der Technischen Universität Breslau

    ^ Bauten der Technischen Universität Breslau auf der anderen Seite des Platzes - die Gebäude aus den 1950er Jahren erhielten vor wenigen Jahren einen Verbindungstrakt:







    Die Fakultät für Elektronik:







    Das Hochhaus der Fakultät für Bauwesen ist aus den 1970er Jahren, doch die Fassade wurde in den letzten Jahren erneuert:





    Die gelöcherte Fassade der vor wenigen Jahren erbauten Fakultät für Informatik soll an perforierte Papierbänder erinnern, die vor Jahrzehnten als Datenträger gedient haben (ich habe noch welche als Kind gesehen):



  • Campus der Technischen Universität Breslau - Seilbahn

    ^ Auf der anderen, südlichen, Oderseite wurde ein weiterer Campus der TU Breslau gebaut und mit dem alten mit einer Seilbahn verbunden. Hier einige ergoogelte Daten wie die Länge von 317 Meter und die Fahrgeschwindigkeit von 5 Meter/s. Die nördliche Station neben der darüber gezeigten Fakultät für Informatik:





  • Hotel Hilton (OVO Wroclaw)

    Unter #56 zeigte ich Fotos von der Baustelle. Centrumpr.pl berichtete Ende Juni, dass der Rohbau fertig ist - zwei von vier Baukränen wurden abgebaut. 30% der Fassade ist drauf - der Artikel bietet ein Foto.


    Es gibt eine besonders umfassende Übersicht der Funktionsmischung - in den beiden Untergeschossen gibt es künftig neben der Tiefgarage auch die Hotelküche und den Ballsaal des Hotels. Im 1. UG gibt es Fitnessräume mit einem Schwimmbad und Konferenzräume. EG - Läden, ein Restaurant, Foyers. 1./2. OG - die Zimmer des Hotels DoubleTree by Hilton. 3. OG - Büros. 4.-6. OG - Wohnungen. So viele Funktionen in einem Gebäude werden relativ selten gebunden - etwa der vergleichbare Düsseldorfer Kö-Bogen beinhaltet nur Handel, Gastronomie und Büros.


    In einem Jahr soll alles fertig werden.

  • Campus-Süd der Technischen Universität Breslau

    ^^ Mit der Seilbahn kommt man über der Oder zum Campus-Süd - die Neubauten wirken so, wie man sich eben ein Campus vorstellt; etwas interessanter als ein Investorenarchitektur-Campus, aber ohne besondere Überraschungen:





  • Westliche Innenstadt

    Bei manchen Projekten wird gerne gespottet, dass sie wie aufgepeppte Platenbauten aussehen. So ähnlich wirkt dieses in den letzten Jahren gebaute Hochhaus am Westrand der Innenstadt (an der Legnicka-Straße) - dort wurden die Stadtquartiere im WKII besonders stark zerstört:









    Bei Gelegenheit der Blick von der benachbarten Fußgängerbrücke über der Straße Richtung Westen - rechts die Sozialismus-Plattenbauten, links Bürobauten aus der Nach-Wende-Zeit. Im Hintergrund die unter #31 auf den Fotos 3./4. etwas näher gezeigten Hochhäuser. In der Mitte ein Bunker vom WKII, welcher in den letzten Jahren in ein Kulturzentrum umgebaut wurde:





    Der Blick von der Brücke Richtung Nordosten - rechts ein ödes Bürohaus der Sozialismus-Zeit, links davon ein neues Bürogebäude. Dahinter das eher klotzige Wohnhochhaus Odra Tower: