Archäologische Zone und Jüdisches Museum

  • Die CDU Köln wehrt sich gegen die Kritik im Kölner Stadt-Anzeiger.


    Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kölner Rat sagte, dass die CDU sowohl im Rat, bei der Einladung der Presse zur Vorstellung der Initiative, als auch in den Bürgergesprächen vor Ort stets darauf hingewiesen habe, dass der Rathausvorplatz keinesfalls in seiner bisherigen Form beigehalten werden kann, sondern dass Schutzbauten für die Archäologische Zone errichtet werden müssen. Dies schließe seiner Ansicht nach jedoch die Vorhaltung attraktiver Freiflächen mit hoher Aufenthaltsqualität für die zahlreichen Besucherinnen und Besucher der Altstadt nicht aus. Dort wo heute die Glaspyramide für die Mikwe steht wird ein rund zwei Meter hoher Aufbau nötig werden, wenn man die volle Begehbarkeit der Archäologischen Zone realisieren wolle.


    Der CDU-Fraktionsgeschäftsführer Josef Müller bemerkte ergänzend, dass die CDU-Fraktion sich seit Beginn der Diskussion über die Bebauung des Rathausvorplatzes für eine Trennung der Projekte „Archäologische Zone“ und „Haus und Museum der Jüdischen Kultur“ und damit gegen eine Realisierung des Museumsbaus auf dem Rathausvorplatz ausgesprochen habe. Alternative Standorte seien mit dem Haus Neuerburg und dem Geländes des ehemaligen Kaufhauses Kutz in direkter Nachbarschaft vorhanden und benannt, welche ebenso einen örtlichen und historischen Bezug zur ehemaligen Jüdischen Siedlung in Köln aufweisen.


    http://www.report-k.de/content/view/10867/


    In wenigen Stunden konnten am Samstag auf der Schildergasse bereits über 600 Unterschriften gesammelt werden.


    Persönliche Anmerkung:
    Die CDU-Fraktion verhält sich in der Tat stringent. Sie war stets für eine Trennung der Projekte und für den Bau des Jüdischen Museums an einem anderen Ort. Die Äußerungen von Oberbürgermeister Fritz Schramma sind etwas differenzierter, jedoch in der Tendenz gleichlautend. Er ist "nur" aufgrund der Massivität und der großen Flächenausdehnung für die vorgesehen Stelle auf dem Rathausvorplatz und wegen der problematischen Koppelung der beiden Planungsverfahren skeptisch.
    Vielleicht wäre es hilfreich, eine Visualisierung für den Platz mit den denkbaren Schutzbauten erstellen zu lassen, um den Vergleich zu haben.

  • Trivia: Habe grad zufällig entdeckt, dass im internationalen BauNetz-Büro-Ranking (k.A., nach welchen Kriterien dieses Ranking erstellt wird) das Büro Wandel Hoefer Lorch + Hirsch, das ja den Wettbewerb gewonnen hat, das höchstplatzierte deutsche Architektenbüro ist.
    Nicht wirklich wichtig für den Kölner, der sich über die Bebauung des Rathausplatzes den Kopf zerbricht, aber trotzdem ganz witzig zu wissen.

  • Bei Koelnarchitektur.de gibt es einen neuen Artikel zum Jüdischen Museum / Archäologischer Zone.
    Der Artikel beschreibt eine Veranstaltung zum Thema an der Uni, die wohl nicht sonderlich gelungen war - bietet ansonsten aber wenig Neues oder Erhellendes.


    Er bietet jedoch 2 neue Visualisierungen des modifizierten Museumsentwurfes (eine Aufsicht und eine Ansicht aus Richtung Gülichplatz), der nunmehr mehr Abstand zum WRM hält und somit eine neue Platzfläche zwischen den beiden Museen schafft.


    http://www.koelnarchitektur.de…/de/home/aktuell/2191.htm

  • Das geplante "Haus und Museums der jüdischen Kultur" auf dem Rathausvorplatz steht weiterhin, jetzt um so mehr, auf der Kippe.


    Die "Gesellschaft zur Förderung des Hauses und Museums der jüdischen Kultur" ist auch nach einer zweiten Fristsetzung nicht in der Lage, eine belastbare Finanzierung des Museumsbaus nachzuweisen.


    CDU und SPD sind weiterhin gegen einen Einsatz städtischer Mittel für Bau und Betrieb des Hauses. Die CDU - mit Ausnahme von Herrn Schramma - ist gänzlich gegen die weitgehende Bebauung des Rathausvorplatzes. Die FDP ist für eine städtische Finanzierung des Museums. Die Grünen sind unentschieden.


    Die Stadtverwaltung will für die nächste Ratssitzung am 30. Juni eine Vorlage erarbeiten, auf deren Grundlage sich der Rat für einen Planungsstopp oder die Kostenübernahme durch die Stadt entscheiden kann.


    Artikel in der Kölnischen Rundschau:
    http://www.rundschau-online.de…tikel/1238775231547.shtml

  • Die Diskussion geht weiter. Der in wenigen Wochen scheidende OB Fritz Schramma und Kulturdezernent Georg Quander wollen dem Rat jetzt vorschlagen, das Jüdische Museum als Teil der Archäologischen Zone durch die Stadt bauen zu lassen, da der Verein die großzügig versprochene Finanzierung - offenbar mangels Spendern - nicht organisieren kann. Durch den Wegfall eines eigenen Eingangs und Foyers lasse sich der Bau in "abgespeckter" Form für einen zweistelligen Millionenbetrag erstellen. Das Land soll in die Finanzierung einbezogen werden.


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1244553567497.shtml
    http://www.ksta.de/html/artikel/1244553567479.shtml


    Mein Kommentar:
    Abgesehen von Sinn oder Unsinn dieses Bauvorhabens fühle ich mich durch die Politik des Fördervereins an die aktuellen Fälle von Opel, Arcandor und Porsche erinnert. Mir kommt es so vor als wollte der Verein von Anfang an, durch geschickte Lavieren auf der Zeitschiene, die Stadt, also den Steuerzahler, dazu "bewegen", ihr jüdische Gedenkhaus vor dem Rathaus finanzieren zu müssen. Leider hat Köln keinen Freiherr zu Guttenberg.

  • Gut, der Verein hat gemeinnützige Ziele und unterscheidet sich damit grundlegend von Opel und Arcandor.


    Wenn man solch eine Spendenaktion durchführt und schon durchscheinen lässt, dass nötigenfalls der Steuerzahler einspringt, dann ist der Anreiz zu spenden natürlich nicht so groß. Es wird ja so oder so gebaut.

    Bzgl. des städtischen Haushalts Kölns muss man in letzter Zeit immer häufiger die Stirn runzeln.

  • Echnaton


    Gemeinnützige Zwecke ja, aber das heiligt nicht jedes Vorgehen; vor allem den jetzt wohl anzunehmenden Missbrauch des gegebenen Vertrauens in angeblich sichere Finanzierungszusagen - bereits vor dem fraglichen Ratsbeschluss. Dieser Verein kann aus meiner Sicht jetzt kein Gesprächs- und Verhandlungspartner für die Stadt mehr sein.


    Mir fehlt jemand, der dem Verein klipp und klar sagt, dass es das jetzt gewesen ist. Wenn der Bau dennoch entstehen sollte, dann m. E. nur als erweitertes Archäologisches Museum oder für die Foundation Corboud und nicht als jüdische Gedenkstätte.


    So. Und nun entschuldige ich mich für meine politischen Ausschweifungen. Hier geht es uns ja mehr um Gestaltung und Architektur.

  • ottcgn1 Ich gebe dir grundsätzlich Recht. Aber dennoch ein paar Anmerkungen dazu.


    - Es war immer von einem Jüdischen Museum die Rede. Nie von einer Gedenkstätte. An dieser Stelle war im Mittelalter das jüdische Viertel, dort ist die Mikwe (das jüdische Kultbad), dort sind die Reste einer der angeblich ältesten Synagoge nördlich der Alpen. Hier sollte jüdische Geschichte erlebbar gemacht werden.


    - Das will auch die archäologische Zone. Von daher macht es für mich Sinn beides zusammen zu legen. Warum auch sollten Ausgrabungen aus der römischen Zeit und aus dem Mittelalter und die Funde des mittelalterlichen jüdischen Köln nicht zusammen präsentiert und dargestellt werden? Das habe ich ohnehin nie verstanden. Die jüdische Geschichte ist Teil der Geschichte Kölns. Von daher sehe ich eine Zusammenlegung beider Projekte eher positiv. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es hier in der Vergangenheit deutliche Reibungspunkte.


    - Der "Verein zur Förderung des jüdischen Museums" hat auch für mich jeglichen Kredit verspielt. Das gesamte Gebahren dieses Vereins (wie ehrenwert die Absicht dieses Vereins auch gewesen ist oder sein mag) ist irgendwie nebulös, es fehlte jegliche Transparenz. Zumal waren keinerlei Bemühungen, Anstrengungen zu sehen, die Finanzierung stemmen zu wollen. Keine Öffentlichkeitsarbeit - nichts.
    Ich stimme dir vollkommen zu. Man muss jetzt den sauberen Schnitt machen und sagen - der Verein ist kein Ansprechpartner mehr.


    - Die erhofften Einsparungspotentiale (nur ein Eingang, keine getrennten Bereiche mehr, wie Kassen, Garderoben) sehe ich als nicht sonderlich hoch an.


    - Dennoch: ich hoffe nach wie vor auf Realisierung. Und zwar auf EINE Archäologische Zone - alle Bereiche der kölnischen Geschichte umfassend.

  • Die "Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Kultur" hat der Stadt am Donnerstag nunmehr offiziell mitgeteilt, dass sie nicht in der Lage ist, das Museum zu bezahlen. Begründet wird dies mit der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, welche die in Aussicht gestellten Spenden habe hinfällig werden lassen.


    Der private Verein wollte unter anderem die Baukosten von zehn bis elf Millionen Euro für das Museum sowie die Unterhaltskosten tragen, war aber bereits an der Gründung einer Stiftung als erstem Schritt gescheitert.


    http://www.ksta.de/html/artikel/1246480502408.shtml


    Der wissenschaftliche Beirat der Archäologischen Zone empfiehlt der Stadt Köln, den Baukörper über den historischen Ausgrabungen kleiner zu gestalten als bisher geplant.


    Oberbürgermeister Fritz Schramma will nun das Architektenbüro Wandel, Hoefer, Lorch & Hirsch, deren Entwurf bei der Ausschreibung für das Jüdische Museum mit dem ersten Platz prämiert wurde, mit einer Überarbeitung des Konzeptes beauftragen.


    Mit Skizze:
    http://www.koeln.de/koeln/nach…ner_ausfallen_183829.html

  • Eine Mehrheit aus SPD, FDP und Grünen ist weiterhin für eine Realisierung des Museumsentwurfs in abgespeckter Form.
    "Der OB hat leider Recht behalten", sagt Martin Börschel in Bezug auf die Warnungen Schrammas, wegen der unsicheren Finanzierung den Museumbau untrennbar mit der archäologischen Zone zu verknüpfen.


    Man will nun dem Vorschlag Schrammas folgen und den Museumsbau (zum Wallraf-Richartz-Museum hin) verkleinern. Hierdurch würden zum einen Kosten gespart, es entstünde eine Platzfläche vor dem WRM. Die abschüssige Platzfläche in Richtung WRM müsste etwas angehoben werden, um die dortigen Ausgrabungen begehbar zu machen.


    Lediglich die CDU-Fraktion verlangt einen neuen Architektenwettbewerb nur für die Archäologische Zone.


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1238775237837.shtml

  • Nach dem Absprung des Fördervereins für das Jüdische Museum hat das Büro Wandel, Hoefer, Lorch & Hirsch nun den veränderten Entwurf vorgestellt:


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1246895320431.shtml


    http://www.ksta.de/html/artikel/1246883876249.shtml


    Der Baukörper ist um etwa 20 % verkleinert worden und rückt an der Südseite weiter vom Wallraf-Richartz-Museum ab, so dass dort ein größerer Platz entsteht. Auch die Fassade wurde nochmal überdacht. Sie soll als ein durchlässiges "Steingitter" ausgebildet sein, in welches auch Fundstücke integriert werden könnten. Große Fensteröffnungen sollen direkte Einblicke in die Archäologie ermöglichen. Von den geschätzen 45 Mio. Euro Kosten hofft man bis zu 80 % über Zuschüsse decken zu können.


    Meiner Ansicht nach geht die Überarbeitung in die richtige Richtung. Auf dem kleinen Bild kann man es noch nicht so gut erkennen, aber die Fassade sieht jetzt offenbar interessanter aus und könnte durch geschicktes Platzieren archäologischer Zeugnisse ein echter Blickfang werden. Die Idee an der Südseite ein kleinen offenen Stadtraum zu schaffen hat mir von Anfang an gutgefallen, um so schöner, dass dieses Plätzchen jetzt größer ausfällt. Auf Visualisierungen dieser Seite bin ich sehr gespannt. Mit einer etwas archaisch gestalteten Museumsterrasse (Mit Café)? + Freitreppe könnte diese Stelle zusammen mit dem Eingang zum WRM richtig lebendig werden.

  • Für die Außenwirkung dürfte entscheidend sein, wie die "durchlässige Fassade", das "Steingitter" bzw. die "Fassadenkombination aus Kunststein und archäologischen Fundstücken" tatsächlich aussieht bzw. gestaltet wird. Haben sich die Architekten von Peter Zumthor's Kolumba inspirieren lassen? Eine moderne Fassade würde zumindest mit dem WRM Museum gut harmonieren.


    Richtig ist wohl, dass das Gebäude - ohne (Haupt-)Eingang an diesem Ort - sinnvoller Weise seinen Zweck nach außen deutlich machen sollte. Ich bleibe aber insgesamt noch etwas zurückhaltend. Schön wäre es, wenn der neue Fassadenentwurf bald der Öffentlichkeit vorgestellt wird, um eine Bewertung zu ermöglichen.


    Die Firsthöhe von maximal 15 Metern irritiert mich. Wird die Firsthöhe des Spanischen Baus aufgenommen? Das würde m. E. Sinn machen.

  • In der Sondersitzung des Rats am 13. April soll jetzt der Baubeschluss fallen. Dieser steht daher unter dem Vorbehalt einer verbindlichen Zusage von Fördermitteln in Höhe von insgesamt 36 Millionen Euro.


    Der Anteil der Stadt soll von bislang neun Millionen auf zwölf Millionen Euro erhöht werden. Die Betriebskosten von mindestens 2,9 Millionen Euro jährlich sollen im Haushalt berücksichtigt werden.


    Bei einer positiven Entscheidung soll die erweiterte Archäologische Zone mit einer Ausstellung des jüdischen Kulturerbes und Eingang am Alter Markt voraussichtlich 2013 eröffnet werden.


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1270484302098.shtml

  • Die Stadt hat auf der Ratssitzung am gestrigen Dienstag den Baubeschluss für das Jüdische Museum/Archäologische Zone gefasst. Der Beschluss erfolgte mit der Mehrheit der Stimmen von FDP, SPD, Grünen, die Linke und Meine Freunde.


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1270484303098.shtml


    Der Beschluss erfolgte vorbehaltlich der Finanzierungszusage des Landes, des Bundes und der EU für das Projekt in Gesamthöhe von 36 Mio. Euro. Das Projekt soll insgesamt 48 Mio. Euro kosten. Die Stadt hofft, das sich der Landschaftsverband Rheinland an den Betriebskosten für das Museum beteiligt.

  • Wenn die Finanzierung des Museums/der archäologischen Zone nicht bis Ende des Jahre stehe (36 Mio. € von gesamt 48 Mio € von Land, Bund, EU - bisher existiert eine Zusage des Landes über 14 Mio.) sollen die Pläne nicht weiter verfolgt werden, so hatte es der Stadtrat beschlossen.


    Eine Prüfung durch das Architekturbüro, ob das Projekt in 2 Stufen realisierbar sei, ist negativ ausgegangen. Entweder ganz oder gar nicht - so Kulturdezernent Quander. Bisher sind alleine Grabungskosten in Höhe von 4 Mio. € entstanden.


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1278957911932.shtml

  • Die Kölner SPD will die noch fehlenden 22 Mio. € für die Archäologische Zone/das Jüdisches Museum aus dem städt. Haushalt aufbringen, so berichtet der KStA unter der Überschrift "Kraftakt trotz Finanznot":


    http://www.ksta.de/html/artikel/1288741481474.shtml


    Als Bedingung sieht die SPD die Auszahlung der vom Land zugesagten 70 Mio. €, die aus einer Neuberechnung des Gemeindefinanzierungsgesetzes resultieren.

  • Die Stadt Köln hat hat ihren finanziellen Beitrag für die archäologische Zone auf über 36 Millionen Euro aufgestockt. Insgesamt betragen die Gesamtkosten für das Projekt jetzt 51 Millionen Euro. Auch die Pläne für ein jüdisches Museum sollen realisiert werden. Allerdings wird jetzt schon mit weiteren Kostensteigerungen gerechnet.


    Quelle: Kölner Stadt Anzeiger vom 15.07.2011