Leipzig: Museumswinkel (realisiert)

  • Wie ich selbst sehen konnte, ist eine hochwertige Ausführung absolut zu erkennen. Was ich bei der Ausführung so nicht erwartet hatte, sind die wesentlich geringeren weißen Farbanteil in der Betonfassade und die wesentlich schlichtere Ausführung der Fassadenstruktur. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Ausführung trotzdem gefallen wird.


    Wem wird es gefallen? Baunetz ganz sicher, einigen Foristen hier wohl auch. Der gemeine Passant dürfte wohl irritiert den Kopf schütteln. Ich für meinen Teil blicke nach rechts zum Romanushaus und dann nach links zu diesem Ding und frage mich, wie die Architektur so tief sinken konnte, solche kalten und abstoßenden Betonklötze zu produzieren. Was ist eigentlich mit den Leipziger Denkmalschützern los, haben die keinen Umgebungsschutz für das Romanushaus geltend gemacht?

  • ^ Hier entsteht ein zeitgemäßer, hochwertiger Bau. Meiner Meinung nach der Umgebung angemessen. Die anderen Museumsecken fallen demgegenüber deutlich zurück.

  • ^^
    Ich gehe davon aus, dass hier Umgebungsschutz gar nicht drin ist.
    Schliesslich standen nördlich DDR-Platten, nun steht der Kasten "Höfe am Brühl".
    Richtung Markt steht ebenfalls ein DDR-Bau, Richtung Brühl (Ost) steht ein 10er-Riegel. In der Mitte stand lange fast nichts, jetzt das Bildermuseum + Winkel.
    Die Umgebung ist also heterogen, bunter Mix. Bei Umgebungsschutz hätten die Höfe auch anders aussehen müssen als diese langweilige Kistenstruktur.



    arnold. Das Katharinum (Winkel Richtung Markt) ist meiner Meinung nach der hochwertigste und abwechslungsreichste, auch das Berstein-Carré wird da nicht heran kommen, ist aber weit besser als dieser teils mausgraue 0815-ibis-Klotz.

  • ^ Hier entsteht ein zeitgemäßer, hochwertiger Bau. Meiner Meinung nach der Umgebung angemessen. Die anderen Museumsecken fallen demgegenüber deutlich zurück.


    ich sehe hier einen Klotz mit Staffelgeschoss und Flachdach, eine durchgerasterte Fassade ohne jegliche Gliederungselemente, mit einheitlichen Betonfassenelementen in der Form nasser Wellpappe, welche nicht mal als gestalterisches Feigenblatt taugen und der dem Beton innewohnenden grauen Farbgebung einer ausgewachsenen Novemberdepression.


    Mich würde schon sehr interessieren, was hieran zeitgemäß, hochwertig oder angemessen sein soll.

  • So wie es nun scheint werden die Fensterprofile in natura nicht so gülden glänzen und die „Knitterei“ der Betonfassade bedingt durch den Schattenwurf einen Tick weniger „markant“ ausfallen wie auf der Visu (oh, welch Überraschung). Ungeachtet der wohl hochwertigen Ausführung (die an dieser prominenten Stelle in der Innenstadt eigentlich Usus sein sollte) fällt die Gestaltung der Fassade merklich ab. Es ist daher weiterhin bedauerlich, dass der zweitplatzierte Entwurf von Fuchshuber (Büro-Entwurf) zumindest was die Ecksituation anbelangt nicht verwirklicht wurde.

  • Blanker Beton ist schon ziemlich enttäuschend. Der sieht eigentlich nirgendwo schön aus, egal in welcher Form.

  • ^
    Saxonia
    Also ich sehe das gerade am Bsp. Specks Hof ganz anders.


    @Thema
    Naja da hat wohl eine Kombination aus Sparteufel und/oder Statiker die plastische Tiefe aus der Fassade genommen und so die Wirkung leider verfehlt. Sehr schade.

  • @Whywolf


    Ich sehe nicht, dass man da am Ursprungsentwurf bei der plastischen Tiefe der Betonelemente etwas geändert hat. Der Unterschied zur Visu ist nur der, dass man dort die Masse der Sonne auf die fünfache Größe aufgebläht und anschließend noch ein riesiges Brennglas über dem Gebäude platziert hat damit der plastische Effekt auch zum Vorschein kommt.

  • Also soweit ich weiß, ist die Fassade von Specks Hof überwiegend aus Nördlinger Suevit, nicht aus Beton.

  • Ich muss schon sagen, ich bin richtiggehend neidisch auf die optischen Interpolationsfähigkeiten einiger Mitforisten. Ich muss zwar zugeben, dass ich am Wochenende die entblätterte Stirn des Gebäudes auch ein wenig enttäuschend fand, allerdings handelt es sich dabei auch den am geringsten strukturierten Teil der Fassade. Insbesondere an der Ecke dürften die Eckfenster jedoch das Auge auf sich lenken, sobald die Fassade vollständig sichtbar ist.


    Dass die wellenförmige Fassade, wenn sie im Schatten liegend fotografiert wird, keine Schatten wirft, dürfte sich von selbst verstehen, gleiches bei Wolken. Inwiefern man das der Visualisierung zum Vorwurf machen kann, erschließt sich mir jedoch nicht. Die Westfassade ist jedenfalls ab Mittag, die Nordfassade im Sommer Morgens und Abends und liefert dann auch ohne Brennglas und fünffach vergrößerter Sonne viel dramatischer Schattenwürfe als in den gezeigten Visualisierungen. DAvE's Link auf die Webcam zeigt das ganz gut.

  • Visualisierung en werden meist unabhängig von Konstruktionsdetails gebaut, es braucht beides knapp die gleiche Zeit. Es würde zuviel Zeit kosten jeden Fimmel in 3d zu bauen vorallem wenn bis kurz or Abgabe viele Details noch nicht fest sind bzw. nochmal umgeworfen werden können. Wenn ihr euch das 1.50 Fassadendetail im Schnitt anseht, könnt ihr euch überzeugen das die Rundungen tiefer gedacht waren. Das war aber im Wettbewerb wo man sich viele Sachen ausdenkt. Sobald der Statiker das Fassadengewicht berechnet und die Vorausberechnung für die Verankerung vorlegt kippt sowas ganz schnell. Dasselbe sobald es um Schalbarkeit geht, gehen tut alles aber nur durch Expotentielle Kostensteigerung.


    Mal davon abgesehen das ich mit keinen Wort von der Visu gesprochen habe. Manchmal möchte ich die Fiktionalisierungsfähigkeit einiger Mitforisten haben :nono:


    Saxonia
    Leipzig war eine kurze Zeit führend in Henbebique-Bauweise. ;)

  • ...allerdings handelt es sich dabei auch den am geringsten strukturierten Teil der Fassade.


    ...liefert dann auch ohne Brennglas und fünffach vergrößerter Sonne viel dramatischer Schattenwürfe als in den gezeigten Visualisierungen...


    Was dann doch zu beweisen wäre da die Fassadenstruktur unterhalb des freigelegten Abschnittes nicht tiefer bzw. ausgeprägter ist. Bei den Webcam-Aufnahmen erkennt man einen Schattenwurf (der nicht vom Baugerüst oder dem Kran ausgeht) erstmal nur um 8 Uhr morgens und das auch nur in gleicher Höhe zum obersten Stockwerk. Mal schauen wie sich das in reality zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten vom Straßenniveau aus darstellt. So wie in der Visu dargestellt mit „Rundumbeleuchtung“, golden-glänzenden Fensterprofilen und plastischer „Expressivität“ wird es in natura nicht viel werden – die ersten Fotos vom fertigen Produkt werden es (leider) zeigen.

  • arnold. Das Katharinum (Winkel Richtung Markt) ist meiner Meinung nach der hochwertigste und abwechslungsreichste, auch das Berstein-Carré wird da nicht heran kommen, ist aber weit besser als dieser teils mausgraue 0815-ibis-Klotz.


    Geschmacksache: Ich finde am Katharinum die Erdgeschosszone sehr unelegant gelöst mit diesen groben Steinbändern. Mit der (zugegeben) recht schicken und strengen oberen Fassade entsteht eine sehr seltsame Stilmischung.

  • ...
    Leipzig war eine kurze Zeit führend in Henbebique-Bauweise.


    Ich bin immer wieder überfordert. Dein Fachwissen ist scheinbar beeindruckend. Viele Fragen konnte ich durch googlen für mich beantworten. Oder durch Analogieschlüsse.


    Was "Henbebique" sein soll, konnte ich als Laie aber doch nicht ergründen. Eine kurze Erläuterung genügt.

  • Ich bin jedenfalls heute mal vorbeigelaufen und fand, dass die Fassadenteile schlecht verarbeitet aussahen. Sie waren uneinheitlich und teils etwas porös. Also wenn das nicht noch einmal geglättet wird oder so, wird das leider nicht sehr schön altern. Schade, ich mag das Gebäude an sich weiterhin.


    Vom generellen Raumgefühl, vor allem der Katharinenstraße, was ich allerdings sehr angetan.

  • Schön, dass hier nach längerer Zeit mal wieder eine Architekturdiskussion entbrannt ist. Man sollte aber schon das Ergebnis abwarten, bevor man ein Urteil fällt. Bis jetzt zumindest sieht es nicht danach aus, als ob der Eckbau seine auf der Visualisierung zu sehende expressionistische Wirkung nicht entfalten könnte. Mit der Betonverkleidung wollten die Architekten ja bewusst einen neuen Weg in der Geschäftshausarchitektur gehen - weg von klassischen Natursteinfassaden, an die wir uns die letzten fast 30 Jahren wieder sehr gewöhnt haben. Das stößt natürlich nicht unbedingt auf viel Gegenliebe, aber mal abwarten, bis der gesamte Winkel fertiggestellt ist.


    Neben der etwas fleckig wirkenden Fassade sieht man auch die Spaltmaße zwischen der Verkleidung. Ob man das hätte besser hinkriegen können oder gar Absicht ist, weiß ich nicht.


    Zwei aktuelle Bilder vom entkleideten Obergeschoss in der Katharinenstraße bei viel Gegenlicht.



    Bilder: Cowboy

  • ^
    Das es eine zweischalig Hinterlüftete Fassade zu sein scheint würde ich mal abnehmen das dass Spaltmass so sein soll. Erstens als (Norm)Toleranz und zweitens zur Hinterlüftung. Was das Material angeht, Beton lässt sich nur sehr schwer gleichmässig als wäre es unter Laborbedingungen herstellen, je nach Betonmischung und Schalungsöl sind Ergebnisse divergierend. Wenn man das Geld hätte könnte man natürlich so lange Schalen und aussortieren bis es “perfekt“ zusamnenpasst. Letzendlich ist Beton da qualitativ genauso unterschiedlich wie Naturstein. Das hier gebaute Bsp. scheint mir aber dahingehend schon ziemlich gut, was bei Werksherstellung zu erwarten ist. Interressant wäre jetzt natürlich noch zu Wissen ob die Elemente geschlämmt worden sind und dadurch weniger gut Altern, was zumindestens auf Basis der Fotos, aufgrund der sehr glatten Oberfläche mir so erscheint. Vll. kann das aber auch jemand vor Ort beurteilen ...
    Was mir übrigens nicht so gefällt ist der zu helle Farbton.