Bei der Brühl-Diskussion letztens meinte ein Teilnehmer, dass man zur Förderung des Gebiets vor allem analog zum Edeka an der Georgstraße in einer anderen Ecke einen Lebensmittelmarkt ansiedeln müsste, dann wäre da Leben und es würde sich bestimmt etwas entwickeln, ohne Lebensmittelmarkt ginge jedenfalls gar nichts. Das halte ich zwar für reichlich überzogen, aber klar ist, dass ein Lebensmittelhändler nicht nur im Wohngebiet sehr wichtig sondern auch für Gewerbe-/Uni-Nutzung sehr praktisch ist und eine Entfernung < 500 m nicht schaden kann.
Immer wieder stellt sich bei Discountern und Supermärkten die Standortfrage: Die zentralen der Händler orientieren oft krass auf die größerräumige Auto-Erreichbarkeit und „Auto-Laufpublikum“, Hauptverkehrsstraßen sind sehr beliebt, der Markt wird sogar gerne von der Straße aus gesehen hinter den Parkplatz gesetzt. Nun ist es aber so, dass sich Hauptverkehrsstraße und Wohnnutzung tendenziell trennen. Die Frage, wie man eine (wohngebiets-)integrierte Lage mit ausreichender Auto-Erreichbarkeit und Autofreundlichkeits-Erkennbarkeit kombinieren kann – das Ganze auch architektonisch integriert nicht als reiner Flachbau, sondern mit mehretagiger „Zusatznutzung“ – wurde noch nicht oft vernünftig beantwortet.
Diese zumindest diskussionswürdigen Beispiele fallen mir gerade ein: Beispiel 1 Beispiel 2
Gestern las ich die Mail auf dem Mobiltelefon und sah die Visualisierungen nicht. Jetzt habe ich sie gesehen und bin erst recht für das Vorhaben.
Die Stadtverwaltung bringt dagegen die Zentrenplanung mit dem Brühl als D-Zentrum an (siehe Material zur Beschlussvorlage). D-Zentrum-Brühl – das klingt mir nach einer vor ein paar Jahren vorgenommen, vom Brühl-Boulevard-Denken geprägten, herunterstufenden Anpassung an die damalige Realität. Dass heute von einem real existierenden D-Zentrum keine Rede sein kann und der Speer-Masterplan bekanntermaßen in eine andere Richtung geht, sollte bei einem jetzt zu fassenden Beschluss allerdings schon seine Berücksichtigung finden.
So passend ich es finde, wenn es am Brühl selbst eine gewisse Geschäftstätigkeit gibt, so passend ist auch ein Lebensmittelmarkt an der Straße der Nationen. Und angesichts der Tatsache, dass die von den Eingängen her sogar vom Brühl abgewandte Alte Aktienspinnerei zum D-Zentrum Brühl gehört (weil dort seinerzeit Stadtbibliothek und Puppentheater ansässig waren?), ist es auch kein Problem, die Ecke zur Heinrich-Zille Straße dem D-Zentrum hinzuzufügen.
Die Sache mit dem D-Zentrum Brühl taugt höchstens als vorgeschobener Pseudo-Grund gegen das Vorhaben. Möglicherweise ist die Stadtverwaltung gegen diese Bebauung, weil der Standort für die Uni vorgesehen ist. … oder weil man die Prinzipien der Planung für dieses Gebiet zwar vermitteln kann, aber selbst nicht verstanden hat? … oder weil die Ämter vergleichsweise unabhängig voneinander arbeiten? Angesichts der unkommentierten doch sehr unterschiedlichen Einzeichnung in dem vorgelegten Dokument (Anlage 3 zum Beschluss, vgl. S. 1 und 3) und der sich im Fluss befindenden Planung für das Gesamtgebiet ist die formalistische Argumentation mit dem Zentrenkonzept jedenfalls höchst merkwürdig.
Zum evtl. Problem der bspw. im Vergleich zu vierstöckiger Voll-Bebauung geringeren Dichte: Herr Butenop sagte mal, dass an der StraNa reichlich Platz wäre, „am Stück oder geschnitten, ganz wie Sie es haben wollen“. Wenn das nicht übertrieben war, dann ist zunächst auch dieses Engagement kein Problem, sondern ein willkommener erster Neubau.
Ich meine, dass auf der StraNa nördlich der Georgstraße, aber noch vor der Müllerstraße unbedingt ein Lebensmittler seinen Platz finden sollte. Die Integration ebenerdiger Parkplätze in üblicher Anzahl wird dabei immer schwierig sein. Da hat man sich beim vorliegenden Entwurf schon recht geschickt angestellt.
Weiß jemand, warum AS&P die neue Parallelstraße zur Heinrich-Zille-Straße genau so angesetzt hat? Das kleinere Gebäude nordöstlich der Aktienspinnerei haben sie eh schon „weggedacht“. Da schiene mir eine Verlängerung der Hermannstraße attraktiver. Sie würde direkt auf die Mitte des Post-Gebäudes treffen.
Auf der Visualisierung aus Nordrichtung sieht es so aus, als läge die Parkplatzeinfahrt etwa da, wo AS&P die Planstraße hat, vielleicht ist auch die Parkplatzzufahrt über die Planstraße angedacht. Das Grundstück schließt ziemlich genau in Verlängerung der Hermannstraße ab. Anscheinend ist die Bebauung auf der Südseite offen, zur Bestandsbebauung passend, aber der kleinteiligeren Karree-Planung nicht voll entsprechend.
Der Standort Ecke H.-Lille-Straße darf m. M. n. nur abgelehnt werden, wenn ein Ersatzstandort anderswo an der Straße der Nationen gefunden wird.