Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • zu den stadthäusern:


    zum ersten mal seit 150 jahren gibt es in der stadt ein überangebot an wohnraum. brachen und baulücken wieder mit mehrgeschossigem mietwohnungsbau füllen zu können, ist daher unrealistisch. ungebrochen besteht jedoch nachfrage nach "dem eigenem häuschen mit kleinem garten".
    diese eher ländliche wohnform in vorhandene städtische strukturen zu integrieren, ist für das stadtgefüge und -bild zugleich chance und gestalterische herausforderung.


    es ist auch ein experimentierfeld, auf dem noch erfahrungen und erkenntnisse gesammelt werden müssen. die optische zusammenfassung von 2 (shakespearestrasse), 3 (schwägrichenstrasse) oder gar 4 stadthäusern (shakespeareplatz) zu einer einheit ist ein ansatz, die massstäblichkeit der umliegenden bebauung aufzugreifen. die nutzung der erdgeschosszonen als garagen soll dabei gegebenenfalls die höhendifferenz zu nachbargebäuden abmildern.
    wachsende vertrautheit mit diesem bautyp wird zu einem normalisierungseffekt seitens der planer, nutzer und betrachter führen. als gradmesser hierfür könnte der projektierte bau von über zwei dutzend stadthäusern am schletterplatz direkt neben der neogotischen, 87 meter hohen peterskirche angesehen werden.


    das eigenheim mit kleinem garten kehrt 150 jahre nach dessen verdrängung in die innenstadtnahen bereiche zurück. seine geänderte gestalt lässt den wandel erkennen, seine funktion jedoch bezeugt die kontinuität eines wohn-ideals aus vorindustrieller zeit, das heute unter postindustriellen gegebenheiten - im übertragenen und wörtlichen sinne - wieder an boden gewinnt.

  • Es ist immer wieder schön anzusehen, was aus den Häusern geworden ist. Schade nur das im Osten Leipzigs immer noch zu wenig saniert wird, wie z.B. Sellerhausen/Stünz, Reudnitz oder Schönefeld.


    Diese zwei Fotos stammen aus Schönefeld und so sieht es fast an jeder Ecke aus.



  • Die Bebauung der durch Kriegsverluste oder wegen fehlender Instandhaltung entstandenen Lücken in den Gründerzeitvierteln etc. mit Stadthäusern, ist eine gute Form des Stadtumbaues. Die Umsetzung gelingt mit wechseln dem Erfolg. Hier einige Beispiele aus LE-Gohlis. Das Viertel weist teilweise eine offene Blockrandbebauung, eine Villenbebauung oder eine geschlossene Blockrandbebauung auf. Teilweise haben sich dörfliche Struckturen erhalten. Die Bebauung ist überwiegend von guter Qualität.



    Das Gohliser Schlösschen ist ein Rest der dörflichen Strukturen.




    Ähnlich wie das Schillerhaus in der Menkestraße






    In der Umgebung entstehen neue Stadthäuser











    Hier hätte man sicherlich die verschiedenen Höhen besser anpassen können(Kickerlingsberg, Ecke Ehrensteinstraße)








    Zwar etwas viel Farbe- aber doch eine interessante Lösung (Kickerlingsberg, Ecke Trufanovstraße)





    Ein Gebäude am Kickerlingsberg aus den (geschätzt) 20er Jahren







    Lückenbebauung Prellerstraße





    In der Möckernschen Straße finden sich Stadthäuser , die den gegenwärtigen Trend widerspiegeln. Nach der Straße eher abweisend; nach innen offen.

















    Alles eigene Fotos

  • Vor dem Hintegrund der Altbauabrisssubventionierung wohl leider nicht verwunderlich. Trotz dass das Gebäude in Gohlis lag; wohl zu stark heruntergekommen. Warum hat man eigentlich auch gleich den Baum an der Ecke entfernt? Jetzt sieht es dort ja richtig nackig aus. Naja, da wurde wiedermal kurzfristiger Profit gegenüber langfristiger Perspektive bevorzugt.


    Passend dazu übrigens dieser Artikel hier: http://www.lizzy-online.de/mod…de=thread&order=0&thold=0


    Wirklich schade, wie hier einige immer noch denken! Irgendwie verständlich, dass selbst ein neutraler Redakteur da sein Unverständnis äußert.
    Gerade unter Berücksichtigung langfristig fallender/stagnierender Einwohnerzahlen und dem Wettbewerb der Städte untereinander sind doch gerade attraktive Städte mit sanierten und gewachsenen Altbauten und dem entsprechendem Flair von unvorstellbarem Wert und stellen einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil dar.


    Brandaktuell dazu folgender Beitrag: http://www.lizzy-online.de/mod…de=thread&order=0&thold=0

  • ^ Das schlichte, um 1860 errichtete spätklassizistische Gebäude ist - wie fast die gesamte Pfaffendorfer Str. zwischen Tröndlingring und Zoo - ein Zeugnis der ersten Stadterweiterung in Richtung Nordwesten. Das Eckhaus wurde von der Stadt als städtebaulich markantes Gebäude eingestuft, weshalb es ins Gebäudesicherungsprogramm aufgenommen wurde. Schön, dass es jetzt saniert wird.


    Später reiche ich noch weitere Fotos aus der Pfaffendorfer Str. nach, vorher aber die Waldstraße 56. LEgende hat das schöne Portal in seinem ArchitekTOUR-Strang schon gezeigt, jetzt kommt das ganze Gebäude.



    Vorher ohne Türmchen

    Bild: Stiffler APH-Forum



    ...nun mit Türmchen



    und glänzt jetzt mit dem Pendant gegenüber um die Wette.



    beschädigter Erker 2005



    jetzt wieder komplett



    Alle Bilder - bis auf das erste - von mir

  • Friedrich-Ebert-Str. 64, aufgrund der Rundbogenfenster vermutlich noch deutlich vor 1870 erbaut.


    Zustand 2006

    Bild "leipziger"



    Zustand Februar 2008 (sorry, blöde Lichtverhältnisse gewesen)

    Bild von mir



    Bild von mir

  • Die Waldstraße ist immer wieder ein Augeschmaus. Aber ist der eine Turmaufsatz höher als der andere?


    Stahlbauer Bild 5,6,7
    Finde - wie so oft - für sich gesehen sind die Häuser gar nicht mal so schlecht. Aber so zw. den alten Dorfhäusern sind sie einfach fehl am Platze.

  • Vor kurzem wurde begonnen die101 jährige denkmalgeschützte Tribüne von der Pferderennbahn Scheibenholz zu sanieren. Im ersten Bauabschnitt wird zunächst das Tribünenhauptdach und die Dächer der Türme in der ursprünglich roten Farbe und Form erneuert. Es erfolgt eine Ziegeleindeckung, wie sie bis zur Zerstörung des Daches im Jahr 1944 vorhanden war. In einer weiteren Etappe ist die Wiederherstellung des gastronomischen Bereichs im Erdgeschoss vorgesehen.




  • Bin am WE durch die Straße des 18. Oktober gefahren und habe dabei diese zwei Prachtstücke entdeckt.




    Wirken beide "ein wenig" verloren, umzingelt von den riesigen Plattenbauten. Schade. Da wundert es mich auch nicht, dass dort keiner investiert. Hinzu kommt, dass beide im Besitz der LWB sind.


    Schaut selbst:


    http://maps.live.de//LiveSearc…ne=10798892&style=o&lvl=1


    Wie sah diese Straße eigentlich vor dem 2. Weltkrieg aus? Gibt es Bücher darüber? Habt Ihr Bilder von früher?
    War sie früher komplett an beiden Seiten mit Gründerzeithäusern o.Ä. bebaut? Wenn das so war, dann kann man sich das heute gar nicht mehr so richtig vorstellen.


    Die Straße an sich ist durch die hohen Plattenbauten völlig entstellt. Man möchte einfach nur so schnell wie möglich hindurchfahren. Gut, dass sie so breit ist. :D


    Mich würd interessieren, wie diese Straße in 100 Jahren ausschaut. Die Plattenbauten kann man ja in Grünau noch stehen lassen, aber hier gehören sie über kurz oder lang einfach weg.


    Nach Fertigstellung des City-Tunnels dürfte die Gegend für Investoren, zumindest in direkter Nähe zum Bayerischen Bhf. wesentlich attraktiver werden. Kann man nur hoffen, dass auch für qualitativ anspruchsvolle und hochwertige Architektur etwas Investmentgeld übrig bleibt.

  • die strasse und der deutsche platz sind wie das völkerschlachtdenkmal-gelände erst kurz vor 1913 angelegt wurden (daher auch der name "18. oktober"). wenn dich die geschichte des viertels interessiert, empfehle ich den roman "durch die erde ein riss" von erich loest. der spielt vor dem hintergrund der erbauung des "oktoberbetons". meiner meinung nach eines seiner besseren werke.


    immerhin stehen die beiden altbauten zum verkauf und machen zum glück einen noch recht soliden eindruck. früher oder später werden sie saniert sein.
    wie es dort in hundert jahren aussehen wird, wird dir aber sicher niemand mit gewissheit sagen können.

  • wenn dich die geschichte des viertels interessiert, empfehle ich den roman "durch die erde ein riss" von erich loest. der spielt vor dem hintergrund der erbauung des "oktoberbetons". meiner meinung nach eines seiner besseren werke.


    Mit "geschichte des viertels" meinst du wohl die, nach dem 2. Weltkrieg.
    Vielen Dank, für den Literatur-Tipp! Ich werds mir mal in der Deutschen Nationalbibliothek ausleihen. Was mich aber trotzdem ein wenig mehr interessiert, ist der Zustand bzw. die Geschichte des Viertels vor dem Krieg (inkl. Bildern/Fotos). Also aus architektonischer Sicht. Ich nehme mal an, dass das in dem Buch sicher nicht erwähnt wird ?!?

  • Wirklich zwei Prachtstücke, besonders das erste hat es mir angetan.
    Ich denke dj tinitus hat Recht für diese Häuser besteht noch Hoffnung auf eine baldige Sanierung weil die Substanz noch sehr gut erhalten scheint.
    Die beiden Häuser werden für 49000000 Euro und 37000000 Euro durch die LWB angeboten.

  • Diese Häuser gehören zu den wenigen Wohnhäusern, die von der projektierten Südostvorstadt realisiert wurden.

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