Frankfurter Schienenverkehr - allgemeine Diskussion

  • Wieso sollten die Leute dort nicht mit der U-Bahn fahren? Die Tram scheinen sie ja zu mögen, schließlich haben sie mit ihrer Rettet-die-16 verhindert, dass der Lückenschluss schon vor 8 Jahren angegangen wurde.


    Das ist durchaus eine Diskussion, die man gelegentlich ehrlich führen muss. ÖPNV ist eben auch und v. a. immer für die sog. captive rider da, Arme, Alte, Auszubildende. Man kann bei Gegenden, in denen die Haushaltseinkommen auskömmlich genug sind um ein eigenes KFZ zu führen, durchaus an der Sinnhaftigkeit all zu aufwändiger, damit teurer, ÖPNV Projekte zweifeln. Das ist auch nicht weiter anrüchig, man kann es ja umgekehrt sehen, bei aufwändigem ÖPNV kommt die Gemeinschaft solidarisch ihrer Aufgabe nach, Mobilität für Jedermann zu sichern, subventioniert. Zielgruppen, die diese Solidarität schlicht nicht brauchen zu subventionieren wäre irgendwie auch eine Fehlallokation.


    Ich würde mich jetzt auch nicht als reich bezeichnen, aber außerhalb von sich absolut aufdrängenden Nutzungen, wie zB lustige Abende nach denen man nicht mehr am Steuer sitzen sollte, oder besonders KFZ ungünstigen Zielen kriegen mich keine 10 Pferde in öffentliche Verkehrsmittel. Wäre mein Einkommen geringer würde ich mir sicherlich überlegen den enormen Kostenbatzen, den so ein KFZ ja doch darstellt, zumindest teilweise einzusparen und stattdessen auf ein ÖPNV Abo zu setzen. So wie das eben einkommensschwache Haushalte tun müssen.


    Das sind ganz normale, einsichtige Lebenszusammenhänge, die sicherllich jeder von uns aus seiner Alltagserfahrung bestätigen kann. Das ÖPNV Stadtnetz von Frankfurt ist für eine Stadt dieser Größe und Frequenz von Pendlern und Besuchern geradezu lächerlich, hier müsste Geld priorisiert für den Ausbau in der Fläche eingesetzt werden und nicht dafür, die Straßenbahn, die jetzt Stadtbahn heißt, im Untergrund zu versenken.

  • In Frankfurt/Offenbach hatte ich, wie hier in Köln, knapp 150 Meter zur S-Bahn und eine Fahrzeit von gut 10 Minuten zum Hauptbahnhof.
    Dort war mein Arbeitsplatz mit dem ÖPNV nicht in akzeptabler Zeit zu erreichen (1h35m statt 20m mit PKW) und es gab kein Jobticket, die Monatskarte hätte je nach Weg 130€ oder knapp 175€ gekostet, das entspricht etwa meinen monatlichen Kosten für das Halten eines PKW, den Wert von 2,5 Stunden Freizeit pro Tag nicht gerechnet.
    Damit waren Fahrten nach Frankfurt trotz Parkplatzsuche ganz klar mit dem Auto durchzuführen, zumal bis letztes Jahr, drei Stunden Parken billiger waren als die Fahrt mit RMV rein und wieder raus (2,80€/Fahrt).


    Hier in Köln liegt die Arbeit an der S-Bahn, es gibt ein Jobticket mit 30€ Eigenanteil - mit dem Auto fahre ich dann, wenn ich etwas zu schleppen habe oder das Wetter wirklich eklig ist (Regen waagerecht...) - obwohl hier meist nur eine Linie im 20-Minuten-Takt fährt, abends 30 Minuten, statt in OF die S1, S2, S8 und S9.


    Es ist alles eine Frage des Angebots und der sonstigen Rahmenbedingungen.

  • Nichts großartig Neues, aber die FAZ hat mal wieder einen Überblicksartikel über die Verkehrspolitik unter Schwarz-grün veröffentlicht.
    Darin findet sich auch der Satz zum Lückenschluss Bockenheim - Ginnheim:
    Voraussichtlich wird noch einmal ein Jahrzehnt ins Land gehen, bis alle Genehmigungen vorliegen.
    Also das hätte ich mir etwas schneller vorgestellt, ich dachte um 2025 herum würden sie schon ordentlich buddeln...

  • Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz bleibt

    Wie der FNP zu entnehmen war, gab es beim letzten Gipfel der Ministerpräsidenten neben den Entscheidungen zur Flüchtlingssituation auch gute Nachrichten für den Frankfurter ÖPNV.


    So erhöht der Bund in den kommenden Jahren die Mittel für den öffentlichen Nahverkehr auf 8 Mrd. €. Damit kann nun immerhin das bestehende Angebot gesichert werden, das aufgrund von Preissteigerungen gefährdet war. Vielleicht ist aber auch noch ein bißchen mehr drin, da die Bundesmittel auch neu unter den Ländern verteilt werden, wovon Hessen profitieren dürfte.


    Eine ebenso wichtige Nachricht ist, dass das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz über das Jahr 2019 hinaus fortgeführt wird. Damit könnte jetzt neuer Schwung in Projekte wie die Regionaltangente West, die nordmainischen S-Bahn und den barrierefreien Umbau von Bahnhöfen und Haltestellen kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von sipaq () aus folgendem Grund: Milliarden statt Millionen. Danke tunnelclick

  • Anbindung Henninger Turm

    Wenn ich die Entwicklung am Henninger Turm beobachte, muss ich immer an die zum Nimmerleinstag verschobene Verlängerung der A-Strecke zur Sachsenhäuser Warte denken - und ich frage mich, ob es nicht auch eine, vielleicht sogar eingleisige, Station kurz vor der Mailänder Straße täte, dann wäre zumindest auch dieses Neubaugebiet stärker angebunden, und man könnte wahrscheinlich den 30er bzw. 36er dort oben durch einen Quartiersbus ersetzen. Das teuerste wäre natürlich die Station. Der Tunnel aber reicht, wie man auf den Plänen bei google maps sieht, wegen der Wendeanlage schon fast bis an die Darmstädter Landstraße.


    B.a.W. gibt es natürlich vordringlicheres (s.o.), das wollte ich hier nicht in Abrede stellen, im Gegenteil.

    Einmal editiert, zuletzt von Metropolit () aus folgendem Grund: Überschrift vergessen

  • Vorschlag für eine neue Straßenbahnlinie

    Mod: Beitrag hierher kopiert und folgende Beiträge verschoben.
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    Die Frankfurter SPD propagiert eine neue Straßenbahnlinie zwischen Unfallklinik im Nordosten und Sachsenhäuser Warte/Hainer Weg im Süden der Stadt mit einer Neubaustrecke über die Alte Brücke vom Börneplatz zum Lokalbahnhof, vgl. z.B. die Nachricht der Frankfurter Rundschau hier.


    Die grob geschätzten Kosten belaufen sich auf 75 Millionen €, 4 km Strecke müssten neu gebaut werden. Last but not least wäre eine Entscheidung für eine Straßenbahn in der Darmstädter Landstraße zugleich eine Entscheidung gegen eine Verlängerung der U-Bahnen vom Südbahnhof zur Sachsenhäuser Warte. Für Pendler könnte die Linie bedeutsam werden, da an der Unfallklinik und am Hainer Weg P&R-Parkplätze realisiert werden sollen und die Buslinie aus Bad Vilbel evtl. an der BGU-Klinik gekappt werden soll.


    Ob diese Meldung überhaupt hierher ins Forum zum Thread "konkrete Planungen" gehört, mag man unterschiedlich beurteilen, denn es ist bisher nur ein sehr vager politischer Vorschlag ohne genaue Planung - geschweige denn, dass das irgendwann irgendwie realisiert wird. Der Artikel drückt aber aus, dass die SPD den Vorschlag offenbar ein wenig in Konkurrenz zur geplanten Ring-Straßenbahn sieht.

  • Meiner Ansicht nach zu kurz gedacht. Zwischen Alter Brücke und Wendelsplatz ist es heute schon viel zu voll.
    Und ein Umstieg an der Sachsenhäuser Warte vom Bus in die Bummelbahn ist auch nicht wirklich attraktiv.


    Es wäre gut, wenn Frankfurt sich der Stärke seiner U-Bahn bewusst würde. Und planerische Visionen für die kommenden 20 Jahren wären auch mal wieder nicht schlecht.


    Hier ein Vorschlag mit einer Gabelung südlich des Südbahnhofs.


    http://aufwertung.de/A-Ast-S%C3%BCd.jpg


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    Mod: Die direkt eingebundene Grafik wurden wegen fehlender Quellenangabe in einen Link umgewandelt. Bitte fremde Urheberrechte und unsere Richtlinien beachten.

  • Das Problem eines unterirdischen Abzweigs ist, dass er planfrei erfolgen muss. Kann man natürlich machen, mit enormem Aufwand natürlich. Und weil man dabei bestimmte Kurvenradien beachten muss, sowie den Umstand, dass die Wendeanlage bereits eine leichte Kurve nach Süden beschreibt, würde die abzweigende Strecke nach Osten weit südlicher liegen. Ergo: viel Tunnel für verhältnismäßig wenig Verkehrswert.

  • Der klare Nachteil des Baus einer Tram zur Sachsenhäuser Warte ist, dass dadurch kein keine direkte Verbindung zu wichtigen (Umsteige-) Stationen wie Südbahnhof, Willy-Brandt-Platz-Hauptwache geschaffen wird und die Fahrt doppelt so lange dauert. Auch wenn man sich das Verhältnis der Kosten zueinander ansieht, dürfte die U-Bahn - obwohl natürlich teurer - die klar bessere Lösung sein.

  • Den Vorschlag finde ich unglücklich :


    1. Zwischen Alter Brücke und Wendelsplatz kommt der Verkehr bereits heute regelmäßig zum Erliegen.


    2. Die Busse aus dem Süden an der Siedlungsgrenze Sachsenhausen enden zu lassen und dann die Fahrgäste in die kleinen Bummelbähnchen zu stopfen, zeugt auch nicht gerade von Weitblick oder Kundennähe.


    3. Frankfurt wächst weiterhin. Und das auch sicher zunehmend in der Nähe der Einflugschneise. Zeit sich strategische Gedanken über eine leistungsfähige und schnelle Stadtbahn für den Süden Sachsenhausens und ggf. auch Oberrads zu machen.
    Skizze nachfolgend.


    4. Wenn schon unbedingt eine Tram parallel zur Obermainbrücke über die Alte Brücke geführt werden soll, dann m.E. besser über die Walter-Kolb-Straße zur Gartenstraße.


    http://aufwertung.de/A_Ast_Sued.jpg


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    Urheberrecht an der Karte?

  • Ist mir schon klar, dass die U-Bahn-Station Südbahnhof und der südliche Anschluss dann voraussichtlich auch baulich ergänzt bzw. angepasst werden müsste.


    Nur perspektivisch sollte irgend wann an eine sinnvolle Weiterführung gedacht werden.


    Auf die kommenden 20 Jahre wird sich Frankfurt damit auseinander setzen müssen, wie das aktuell völlig unterentwickelte, innenstadtnahe Areal zwischen ehem. Schlachthof, Mühlberg und Sachsenhäuser Berg einmal ausschauen und erschlossen werden sollte.

  • .... dann bauen wir die Haltestelle selbst

    Dachten sich ein Zimmerer und eine angehende Stadtplanerin und erschufen aus eigenen Mitteln die Tram-Haltestelle "Strahlenburger Weg" mitsamt Überdachtung. Sogar an Beleuchtung zur Luminale wurde gedacht. Doch nun ist Schluß damit, die Stadt hat kein Einsehen mit dieser Günstigvariante ;) Mit der Aktion sollte auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass durch fehlende Parkplätze der Anrainer und den 420m Entfernung zw. den Haltestellen Lettigkautweg und Balduinstraße eine zusätzliche Station benötigt wird. Allerdings war es wohl auch ein bisschen Protest dagegen, dass eine neue Tram-Station zum Preis von einer Million € zu haben wäre.


    Lest selbst, HR-online oder Bildergalerie

  • Pläne der Kenia-Koalition zum Thema Verkehr

    Wie man bei der Hessenschau lesen kann haben die Koalitionäre schon einges zum Thema Verkehr bekannt gegeben. Details im verlinkten Artikel, meiner Meinung nach nix Halbes und nix Ganzes. Radwege, Umweltzone als schmückendes Beiwerk; Konkretes:


    • Tempo 30: Ja, aber im Normalfall nicht auf "Hauptstraßen" (das ist ja mal herrlich schwammig)
    • Mainufer: nördliches sperren aber nur für ein Jahr ab 2018
    • Berliner Straße: 4-spuring lassen, Radwege bauen
  • Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse all der den Ausbau von Straßen- und U-Bahnen betreffenden Prüfungen, die der Koalitionsvertrag vorsieht. Und enttäuscht, dass man keinen Gedanken daran verschwenden will, eine Anbindung der Mainzer Landstr. vom Europaviertel aus zu prüfen. Die auch an anderer Stelle diskutierte Idee einer kleinen Verlängerung der U5 in Richtung Rebstock-Parkplatz (+Parkhaus) passt jedenfalls besser zum Betriebskonzept der Frankfurter U-Bahn als eine Verlegung auf Bahngleise.

  • Naja, die "vielen" im Koalitionsvertrag festgehaltenen Verkehrsprojekte sind doch im wesentlichen alle auf Spur...



    Bei den Projekten 2/3/4 ist der Planfeststellungsbeschluss ergangen, bei 1/6 läuft es, 5/7 ist in der Vorbereitung. An der Planung der Ringline (8) ist man auch schon länger dran, die hängt aber wiederum vom Ginnheimer Lückenschluß (9) ab, die nun wieder ausgebremst wird, nachdem man die olle Kamelle DII (Rückert-Allee) wieder ins Spiel gebracht hat, für die Baurecht bestand, bevor die neue CDU-Grüne Stadtregierung den Bau 2006 kurz vor Beginn gestoppt hat.


    13 ist eine Bestandsstrecke, die vermutlich auf dem kurzen Dienstweg reaktiviert werden kann. Damit blieben revolutionäre vier Projekte (10/11/12/14), wobei 10 und 11 die wahrscheinlich höchsten Realisierungschancen haben. Was mir fehlt ist die Verlängerung der 12 zur Dieburger Straße nach Fechenheim, die man dann wunderbar via Offenbach nach Oberrad durchbinden könnte (Stichwort: Ringbahn und zwei Fliegen, eine Klappe).


    Die Verbindung der U5 zur Mainzer halte ich nicht für sinnvoll, denn dort verkehrt die Tram, die durch die im Bau befindliche U5 sicherlich schon deutlich entlastet werden wird, da das nördliche Gallus (v.a. Hellerhofsiedlung) sicherlich auf die U5 ausweichen wird. Eine Verlängerung zum Messeparkhaus wäre ebenso ein schlechter Witz. Vom Parkhaus zur zukünftigen Station "Wohnpark" sind es keine 200m. Und über die Straße müsste man hier wie dort... Viel sinnvoller wäre eine Verlängerung bis zum Höchster Bahnhof. Das würde die S-Bahn und die Tram entlasten, neue Knoten herstellen und nebenbei das nördliche Griesheim, Eisenbahnersiedlung und das östliche Nied anbinden. Drei Stationen: etwa in Höhe Linnegraben, Birminghamstraße und Höchste Bahnhof wäre eine Express-Alternative zur Tram.


    Wirklich interessant ist in meinen Augen nur die Anbindung des südlichen Sachsenhausens und der Unfallklinik und das Bekenntnis zur U5 Nord, die immer wieder der Verschieberitis anheim fällt.

  • Regionaltangente Ost (RTO)

    Uwe Becker (CDU, Bürgermeister und Stadtkämmerer) reaktiviert die Idee der Regionaltangente Ost (RTO) in veränderter Streckenführung:
    Neubaustrecke von Bad Vilbel Bf. nach Maintal, den Main queren bis nach Mühlheim a.M. um dort mit der Bestandstrasse der S-Bahnen S8 und S9 verbunden zu werden.
    Auf den bestehenden S-Bahntrassen wäre die Linienführung dann nach Offenbach (S1, S2, S8, S9), Frankfurt Süd, Louisa (S3, S4), Abbiegen zur Strecke S7 mit den Stationen Stadion, Zeppelinheim, ein Schlenker zum Terminal 3 und zurück auf die Bestandstrasse nach Walldorf und Mörfelden.
    Die Strecke hätte wie die Regionaltangente West (RTW) eine Länge von etwa 45 km, würde mit Zwei-System-Fahrzeugen betrieben und es müssten etwa 15 km neue Strecke gebaut werden. Bei der RTW werden Kosten von 400 Mio. EUR veranschlagt.
    Vorteile dieser Streckenführung wäre die Umsteigemöglichkeiten zur geplanten Nordmainischen S-Bahn bei Maintal, an der Station Stadion in the RTW (quasi ein Ringschluss) aber auch die Erschließung von neuen Wohngebieten im Nordöstlichen Frankfurt.


    Quelle: FNP vom 23.07.2016

  • Was soll das? Die SPD grätscht ins RMV-Pilotprojekt zu streckenbezogenen Preisen. Weil sich dadurch auf Frankfurt Stadtgebiet die Preise zum Teil massiv erhöhen würden (bsplw die Fahrt von Bergen nach Enkheim) soll das ganze Projekt gestoppt werden. Auch wenn nachvollziehbar ist, dass die Fahrt von einem Stadtteil in den nächsten nicht doppelt so viel kosten sollte wie nach dem jetzigen System, ist es doch gerade Sinn und Zweck eines solches Projekts, den Nutzen und die Schwächen herauszufinden. Man kann auf diese ja auch dann eingehen und nachjustieren. Das Projekt jetzt komplett abzubrechen (man war ja selbst dafür) ist dagegen ausgemachter Schwachsinn. Daneben ist es ein ausgesprochen schlechter Stil, der bei den Kommunen im Umland einen nachhatig schlechten Eindruck hinterlassen wird.


    Bericht in der FAZ http://www.faz.net/aktuell/rhe…m-rmv-tarif-14513362.html und Kommentar http://www.faz.net/aktuell/rhe…uer-den-rmv-14513354.html