Münchner Biergartenratsch

  • Mal was erfreuliches im Münchner Merkur:
    München hat die 1,4 Mio Einwohnermarke überschritten


    Das fatale an München ist, dass man sich mit dem Wachstum immer noch nicht abgefunden hat. Es wird eher alles unternommen - was sich primär in nicht-stattfindender Stadtplanung ausdrückt - um Wachstum zu unterbinden. Ich bezweifle daher, dass der Umstand von 1.4 Millionen in der Stadtregierung und Stadtverwaltung als "erfreulich" angesehen wird. Lieber schiebt man, wie seit Jahrzehnten sehr erfolgreich vollzogen wurde, die Verantwortung auf die Vorstädte in der Planungsregion. Nach dem Motto: "Die werden schon genügend Wohnraum für Unter- und Mittelschicht bereit stellen.."

  • Interessant finde ich dabei noch: Es wird angenommen, dass man 23 Jahre (2024) bis zur 1,5 Millionen braucht. Die 1,3 Millionen wurde 2006 erreicht, eine Steigerung von 100.000 Einwohnern also in 5 Jahren! Es kann natürlich sein, dass ein deftiger Abschlag der Einwohnerzahlen mit der Volkszählung hier schon eingerechnet wurde...

  • ^^


    Nimmst du an, dass es einen "deftigen Abschlag" geben wird? Woher stammen diese Infos? Bis jetzt ging ich davon aus, dass eine Korrektur der Einwohnerzahl eine Reduktion um max. 2 % in Großstädten ausmacht. Im Fall München wären das also etwa 30 000 Menschen weniger.


    Ich glaube vielmehr, dass die Stadtregierung ihr Wunschdenken nach "Stagnation" gerne in die publizierten Prognoserechnungen mit Einfließen lässt. Nach der Strategie: "Schaut her, wir brauchen erst bis 2025 Wohnraum für 100 000 Menschen." Tatsächlich aber wird somit das Wachstum weiter in die Verantwortung der Umlandgemeinden geschoben. Recht eindrucksvoll fand ich einen Vergleich der Prognose für Wien und München. Beide Räume wachsen bis zum Jahr 2030 (?) um 300.000 (?). In Wien verteilt sich das Wachstum zu 200.000 auf die Kernstadt und 100.000 auf die Umlandgemeinden. In München ist es genau umgekehrt!
    Wirklich eindrucksvoll, wie hier das Versagen der Stadt- und Regionalplanung prognostiziert (!) wird. Und das alles in Zeiten, in denen man ressourcensparende Ziele auf jeder 2. PowerPoint Folie vorgeführt bekommt.

  • Und noch eine Meldung, die offensichtlich in die Irre leiten soll.


    http://www.kanal8.de/default.aspx?ID=983&showNews=1017651


    Ude Propaganda works!


    Ude zufolge hat München seit 1970 etwa 123.000 Einwohner hinzugewonnen. Im Durchschnitt sei die Stadtbevölkerung damit pro Jahr um rund 3.000 Menschen gewachsen.

    :nono: :nono: :nono:


    Was suggeriert die Zahl von 3.000 Menschen pro Jahr? Klar! Wir müssen praktisch kaum aus ändern. Und wenn man dann die 3000 Wohnungen vergleicht, die man im Schnitt die letzten Jahre realisiert hat, kann man einen schönen Haken setzen: Wohnungsnot wird abgebaut! Yes!


    Wie kann man sich seine Realität so zurechtbiegen?!??!


    Tatsächlich aber fand das Wachstum praktisch ausschließlich ab dem Jahr 2000 statt. Seit dem hat München um 150 000 mehr Einwohner. Das sind pro Jahr satte 14 000. Aber das Rathaus kennt immer noch keine Handlungsnotwendigkeit. Erst wenn der letzte Normalverdiener die Stadt verlassen musste, werden sie vielleicht erkennen, dass man auch mit einem 2.5 Minuten S-Bahn Takt in den Außenästen die Menschen nicht mehr effektiv in ihre Bürosilos schaufeln kann.

  • Isek:
    dann wird münchen wohl nicht drum herum kommen früher oder später die außenäste mit einem RE-konzept zu versorgen und infrastrukturell zu stärken.
    also ich steck da ehrlich gesagt nicht so in der materie drin, aber es hieß doch dass die 2. stammstrecke auch für den regionalbahn- bzw. expressverkehr gerüstet wäre...das könnte doch zusammenpassen oder? damit könnte schonmal in der hinsicht eine grundlage geschaffen werden...

  • Ganz so "erfreulich" finde ich die neue Wachstumsmarke auch nicht, wenn man bedenkt, dass das Wachstum nicht Geburten sondern Zuzug zu verdanken ist, also auf Kosten anderer Städte/Regionen geht, die ihre Infrastruktur selbst nicht mehr auslasten. Persönlich missfällt mir die Konzentrationsbewegung sehr - wenn ich auch selbst halbwegs nach München gezogen bin. Die Attraktivität die München gewinnt verlieren nämlich andere Städte, deren Bewohner (Stadt & Umkreis) mit verlieren - und das ist die große Mehrheit. Insofern unterstütze ich auch grundsätzlich Vorhaben wie den Umzug der Finanzverwaltung, weil, wie Martyn schon bemerkte, auch in weniger verstädterten Regionen junge Menschen mit Potential leben, die aber kaum die Chance haben in ihrer Region einen anspruchsvollen Arbeitsplatz zu finden. Allerdings halte ich die Ansiedlung in einem Ort unter 10.000 Einwohner (für mich keine Stadt, auch wenn's den Titel trägt) für das falsche Signal. Ein Umzug nach Städten wie Straubing oder Deggendorf hätte ich für vernünftiger gehalten.

  • Isek:
    dann wird münchen wohl nicht drum herum kommen früher oder später die außenäste mit einem RE-konzept zu versorgen und infrastrukturell zu stärken.
    also ich steck da ehrlich gesagt nicht so in der materie drin, aber es hieß doch dass die 2. stammstrecke auch für den regionalbahn- bzw. expressverkehr gerüstet wäre...das könnte doch zusammenpassen oder? damit könnte schonmal in der hinsicht eine grundlage geschaffen werden...


    Wenn ich die U4 nach Osten um 5 Stationen verlängere und dort 80 000 Leute ansiedle und die U4 nach Westen in die Blumenau verlängere und dort nochmal 20 000 Leute westliche von Laim ansiedle, könnte man spielend die Hälfte des Wachstums der nächsten 15 Jahre innerhalb der Stadt auffangen, bestehende Infrastruktur noch besser ausnutzen und mir einen weiteren Ausbau der S-Bahn und die Zersiedlung im Umland 50 km vom Marienplatz sparen.

  • könnte man spielend die Hälfte des Wachstums der nächsten 15 Jahre innerhalb der Stadt auffangen


    hm das ist dann eben nur die eine "hälfte", die andere müsste sich dann ja auch weiterhin mit dem stammstrecken-nadelöhr herumärgern auch wenn diese sich im umland ansiedeln...
    oder wolltest du mit dem beitrag eigentlich jetzt erstmal nur 7,5 jahre in die zukunft schauen? ;)

  • ^^


    Stamm2 als Südring, Nord- oder Innenstadttunnel auch heute schon unter den gesteckten Anforderungen notwendig. Man kann sich durch eine dichte und nach außen hin gestaffelte Kernstadt sehr viel Infrastruktur sparen bzw. bestehende Strecken besser ausnutzen. Verkehr ist soetwas wie der Reibungsverlust einer Großstadt und er entsteht primär durch weite Wege. Ein Stadtraum wie München mit einem Durchmesser von 80 km sollte nicht mehr weiter in die Fläche wachsen.

  • ^^


    Nimmst du an, dass es einen "deftigen Abschlag" geben wird? Woher stammen diese Infos? Bis jetzt ging ich davon aus, dass eine Korrektur der Einwohnerzahl eine Reduktion um max. 2 % in Großstädten ausmacht. Im Fall München wären das also etwa 30 000 Menschen weniger.


    Ich gehe davon aus, dass der Abschlag zu den Zahlen vom Landesamt kommen wird, und nicht zu den Zahlen der Stadt, welche 30.000 Einwohner über den vom Landesamt liegen.
    => sind das schon einmal 1.400.000 - 60.000 Einwohner. Wenn es dann 3-4% Abschlag werden, dann sind wir schnell wieder bei 1.330.000 Einwohnern. Willkommen Stagnation.
    Aber ich lasse mich gerne positiv überraschen.

  • Mal was erfreuliches im Münchner Merkur:
    München hat die 1,4 Mio Einwohnermarke überschritten


    Ich verstehe es nicht was an dieser Nachricht gut sein soll? Aus meiner Sicht bedeutet es mehr Autos, verstöpfte Strassen, bauliche Verdichtung, weniger Grün, gesichtlose Neubauten. Es tut mir so weh zu sehen wie das München verschwindet wegen dem ich eins hierhergezogen bin, es ist keine Evolution der Stadt sondern eine Zerstörung, Wandel in eine 08-15 Metropole.


    Es ist kein Widerspruch, ich verstehe dass die anderen auch hierher wollen. Aber ich bin hier wg. schönen Strassenfasaden und die meisten anderen nur wg. Jobs. Abgesehen davon ich kann es mir finanziell leisten hier zu wohnen und ich finde es gut dass die Mieten so hoch sind, sonst würden Millionen Menschen hierher ziehen wollen. Keiner will ja in D. Afrikanische Flüchtlinge haben, alle sind damit einverstanden dass sie zuhause bleiben sollen und dort eine bessere Alternative mit unserer Hilfe aufbauen. IMHO das gleiche soll, aus München gesehen, auch für Nord und Ostdeutschland gelten. Bitte nicht missverstehen - ich meine es nicht zynisch.


    Wenn jemand in einer Millionenmetropole wohnen will, dann bitteschön, es gibt ja Berlin, Paris, ecc.

    3 Mal editiert, zuletzt von Mikhail ()

  • ^ Selten so wirres Zeug gelesen. Die Mieten in München sind deshalb so hoch, eben weil "jeder" hinzieht. Und ohne Nord- und Ostdeutsche (und nebenbei erwähnt noch eine Minderheit, bei der du sicher ebenso vom Hosenleder zu ziehen weißt, nämlich die der Gastarbeiter früherer Jahrzehnte) stünde München wirtschaftlich gewiss in einer ganz anderen Liga. Und was das ganze mit afrikanischen Flüchtlingen zu tun hat, darfst du uns im Biergarten auch noch mal erklären. Wetten, nicht wenige dieser wissen, wie man "Widerspruch" schreibt?

  • Im Kern hat er aber recht.
    Ich würde sehr gerne hier mit halbem Gehalt, aber dafür netten, entspannten Menschen die das Leben genießen und ohne den Bürostreß den sich viele geben sowie ohne Autos leben.
    Der hohe Lebensstandard hat gerade in München mehr Probleme als Positives gebracht und das behaupte ich beurteilen zu können, da meine Familie seit Urzeiten hier lebt und das nicht immer in Saus und Braus wie heutzutage!
    Das heißt nicht dass ich in einer anderen Zeit als heute leben wollte, aber dieser kranke Wahnsinn, dass man mit dicken Autos über hunderte Kilometer pendelt und damit unsere Städte baulich durch Asphalt-Trassen verwüstet und durch Lärm sowie Gestank lebensfeindlich macht, das halte ich für den größten Rückschritt der Menschheit in ihrer Geschichte!
    Und das ist meine felsenfeste Meinung, so wirr sie auch sein mag ;)

  • ^ Selten so wirres Zeug gelesen. Die Mieten in München sind deshalb so hoch, eben weil "jeder" hinzieht. Und ohne Nord- und Ostdeutsche (und nebenbei erwähnt noch eine Minderheit, bei der du sicher ebenso vom Hosenleder zu ziehen weißt, nämlich die der Gastarbeiter früherer Jahrzehnte) stünde München wirtschaftlich gewiss in einer ganz anderen Liga. Und was das ganze mit afrikanischen Flüchtlingen zu tun hat, darfst du uns im Biergarten auch noch mal erklären. Wetten, nicht wenige dieser wissen, wie man "Widerspruch" schreibt?


    Total falsch, Wirtschaftwachstum bedeutet nicht die Zunahme der Einwohnerzahl sondern der Prodiktivität!!!


    Danke für den "Widerspruch" Hinweis, schon korregiert. Das Andere ist nur eine Verallgemeinerung vom Begriff "Wirtschaftflüchtlinge". Aus meiner Sicht lieber ein Paar Prozentpunkte mehr Arbeitlosigkeit in München, dafür aber weniger z.B. in Berlin, keine Aufteilung der Bundesrepublik in "Gewinner" und "Verlierer" sondern nur "Gewinner". Bayern (und dadurch München) ist ja sowieso das größte Geberland beim Finanzausgleich.


    Und "stünde München wirtschaftlich gewiss in einer ganz anderen Liga" halte ich für eine Übertreibung. Ausserdem sind wir die Sklaven der Wirtschaft oder muss Wirtschaft uns dienen? Und es ist allgemein bekannt dass das menschliche Glück keine Korrelation mit Gehalt, Immobilienbesitz, etc hat.


    München kann auch ohne Einwohnerzunahme wirtschaftlich grossartig gehen! Etwas höhere Firmensteuer in M. würde mehr einbringen dafür aber weniger Andrang zu Folge haben. Es ist keine Theorie sondern ein Fakt, das Gegenteil heißt Reaganomics dessen Grundlage heute wirtschaftswissenschaftlich als falsch gesehen wird http://en.wikipedia.org/wiki/Laffer_Curve (in der Logik und Mathematik heißt es "Widerspruchsbeweis").

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